Zeitpunkte das Erd- oder Sandgut, überhaupt Blätter, welche auf Schnüre nicht gefaßt werden können? 25) Bis wann wird in der Regel mit dem Verkaufe der letzten Tabakernte begonnen, und bis wann ist derselbe beendet? Kommt es häufig vor, daß Tabakpflanzer ihren Erntegewinn über das regelmäßige Ende jener Verkaufszeit zurückbehalten? 26) In welchem Umfange wird von Tabakpflanzern fermen- tirt? Ist die Vornahme von Fermentationen beim Tabakpflanzer als wirthschaftliches Bedürfniß anzuerkennen? 27) Wäre ohne wesentliche wirthschaftliche Nachtheile zuläsfig, dem Pflanzer für die Räumung der Jahres- Crescenz einen be- stimmten Termin vorzustrecken? Als solche Termine kämen in Frage der Schluß des Erntejahres oder der 1. April oder der 1. Juli oder der 1. Oktober des nächstfolgenden Jahres. 28) An wen verkauft der Pflanzer in der Regel den Blätter- tabak? Blos an die Agenten der Händler und Fabrikanten oder auch unmittelbar an den Händler und Fabrikanten? Finden un- mittelbare Verkäufe an fremde Exporteure statt? Werden klei- nere Partien von blos getrocknetem Tabak wohl auch von Tabakkonsumenten zum Verbrauche veräußert? 29) Werden vom Pflanzer Theile der Ernte zum eigenen Consum zurückbehalten? In welchem Umfange geschieht dies? 30) Muß der Pflanzer dem Händler den gekauften Tabak zurückführen, oder wird der Tabak vom Händler beim Pflanzer abgeholt? In welcher Verpackungsweise geschieht regelmäßig die Abfuhr des blos getrockneten Tabaks, des Sandgutes, der Ab- fälle?c. vom Pflanzer? 31) Ist das Abwiegen der einzelnen Colli(Büschel, Bündel, Päcke) in der Behausung des Pflanzers oder im Tabakbauorte auf Gemeinde- oder Genossenschaftswagen, vor der Absendung des Blättertabaks an den Käufer üblich? Oder wird erst beim Händler vermögen? Wäre in jedem Tabakbauorte Gelegenheit zum Abwiegen des verkauften Blättertabaks gegeben? 32) An welchem Zeitpunkte erfolgt in der Regel von Seiten des Händlers die Zahlung an den Pflanzer für den gelieferten Tabak? Die Fragen 5—32 wären durch die zu bestellenden örtlichen Commissionen zu beantworten. Sozialpolitische Ueöersicht. — Wahlergebnisse. In dem Augenblick, wo wir dies schreiben, find wir freilich noch nicht in der Lage, ganz genaue und vollständige Resultate über den Ausfall der Wahlen mit- theilen zu können, soviel scheint jedoch festzustehen, daß unsere Stimmenzahl sich nicht vermindert hat, im Gegentheil haben wir Zuwachs zu melden. In Leipzig (Stadt) erhielt Bebel 5819, Stephani 11,940 und Heyne 2361. Also ein Mehr von 600 Stimmen. Im Landkreis Leipzig hat Ramm gegen 10,500, Vietze 10,900 Stimmen; das sind gegen 1000 Stimmen mehr wie bei der letzten Wahl. Ob Dietze gesiegt hat, ist zur Stunde noch nicht entschieden. Wahlbeeinflussungen haben in diesem Wahlkreise in unerhörtester Weise stattgefunden, ebenso Unregelmäßigkeiten bei der Wahlhandlung. In Chemnitz ist Most unterlegen. Von Dresden werden für Bebel 9400, Friesen 7000 und Walter 5000 Stimmen gemeldet. Also Stich- Wahl zwischen Friesen und Bebel. Im zweiten Dresdener Kreise ebenfalls Stichwahl zwischen Liebknecht und Schwarze. In Breslau in beiden Wahlkreisen Stichwahl zwischen Sozialisten und Nationalliberalen. In Greiz scheint Blos unterlegen zu sein. München hat einen bedeutenden Zuwachs an Stimmen (gegen 1000) zu verzeichnen. Zwischen Sonnemann(Frank- furt a. M.) und Nationalliberalen Stichwahl; unser Genosse Döll erhielt an 4000 Stimmen. In Offenbach a. M. ist jedenfalls auch wieder Stichwahl zwischen Liebknecht und Dern- bürg(nationalliberal). Ebenso in Ottensen zwischen Genossen Stvhr und Beseler. Die Resultate aus dem 14. sächsischen Wahlkreise(Borna , Penig , Colditz ) weisen darauf hin, daß wie immer Stichwahl zwischen Geiser und Frege(conservativ) statt- finden wird. Aus dem 23. sächfifchen Wahlkreise(Plauen Oelsnitz) hören wir ebenfalls von Stichwahl zwischen Äurckhardt und Meusel(conservativ). Im Freiberg -Oederaner Bezirk Stichwahl Ueberstcht der Volksbewegungen im 19. Jahr- hundert. (Schlußkapitel von Ger Vinns'„Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts�. Leipzig, W. Engelmann. 1353. Seite 153 bis 181.) (Fortsetzung.) II. Rußland und die Stabilität. Von Einer Seite betrachtet, kann es scheinen, als seien diese Bewegungen und ihre Zwecke bestimmt, an der Ordnung und Festigkeit des Bestehenden zu scheitern. Wo in Folge derselben freiere Staatsordnungen begründet wurden, im Südwesten der romanischen Nationen, da könnte man, wie in Spanien , ihre wohlthätige Einwirkung und, wie in Portugal , selbst ihre Dauer- fähi�keit bestreiten; und auch in Frankreich hat die Revolution des Juli zu keiner echten verfassungsmäßigen, und die des Februar noch viel weniger zu republikanischer Freiheit geführt. Was ferner von allen jenen nationalen Abtrennungen wirklich gelungen ist, beschränkt sich auf die Unabhängigkeit der spanischen tflanzlande, Belgiens und Griechenlands , und diese Erfolge, die ieae der Schwächsten gerade, scheinen sich, mehr als aus den Anstrengungen der befreiten Völker selber, aus den zufälligen Vortheilen der politischen Lage und aus dem Interesse zu erklären, das mächtige Staaten, und namentlich England, am Gelingen dieser Bewegungen hatten. Dagegen find Ungarn , Polen , Sicillen, die Lombardei und Schleswig-Holstein wieder unterdrückt worden, die Republik in Frankreich ist gefallen, die Einheitsversuche in Deutschland und Italien sind mißlungen. Der östliche Fürsten- bund ist siegreich geblieben über die Streifzüge der Revolution in seinem Gebiete. DaS Dreieck dieser eng verbündeten Staaten, in denen der gemeinsame Raub Polens das gemeinsame In- teresse erzeugt hat. mit einer gleichen volksfeindlichen Richtung ihrer inneren Politik den Widerstreit ihrer übrigen äußeren Interessen und selbst die Eifersucht der Macht zu überwinden, scheint an Festigkeit und Gewicht jenes Fox'sche Dreieck im Westen weit zu überbieten, das ohne feste Verbindung ist, gebildet von drei an Macht und Industrie wetteifernden Staaten, von welchen zwei sich in ganz verschiedenen Verfassungen bewegen, und der dritte zwischen anderen Formen hin- und herschwankt. In jenem Ostbunde steht Rußland als das ausgedehnteste Reich zweier Welttheile. von einer unversehrten Nationalität, unberührt in seinem Kerne von dem, was Europa bewegt. Es hat neuerdings das große Oesterreich durch seine rettende Hülfe in Ungarn bis zur Abhängigkeit verpflichtet, und Preußen hat e? immer in seiner Abhängigkeit gehabt, seit es in die Erbschaft der Napoleonischen Weltmacht eintrat. Denn dies war das schwere zwischen'Kaiser nnd Penzig. Im 10. sächsischen Wahlkreis scheint die Sache für Burck Hardt äußerst günstig zu stehen. Schaffrath steht bis jetzt in der Minorität. Im 15. sächsischen Wahlkreis(Mittweida ) steht die Wahl für Vahlteich günstig. Aus dem 17. sächs. Wahlkreis(Glauchau ) wird gemeldet, daß Bracke 10,133, Birnbaum 7170 erhalten habe. Es stehen jedoch noch eine Menge Dörfer aus. Also abwarten. Motteler ist gegen Streit(Zwickau -Crimmitschau ) unterlegen. Aus dem 22. sächs. Wahlkreis(Reichenbach) ist noch nichts Definitives gemeldet.— In Berlin im 1. Wahlkreis Hänel(Fortschr.) ge- wählt, Most erhielt 2057. 2. Wahlkreis Klotz(Fortschr.) mit 15,122 Stimmen gewählt. 3. Wahlkreis Saucken-Tarputschen (Fortschr.) mit 13,028 Stimmen gewählt. Im 4. Wahlkreis Fritzsche 20,225 Stimmen gegen 20,269 Stichwahl. Im 6. Wahl- kreis Hasenclever 15,660, Klotz 20,929 St. In Hannover Stichwahl zwischen Fritzsche und Partikularist. In Barmen- Elberfeld erhielt Hasselmann 11,443, Prell 7189, Aegidi 6209, Schorlemer-Alst 3051 Stimmen, also Stichwahl. Aus Apolda wird gemeldet, daß Ufert 406, Träger 834 und Schwendler 286 Stimmen erhielten. Aus Braunschweig meldet man, daß Bracke 6596, Bode 6369 Stimmen erhielt. In Königsberg i. Pr. erhielt der Conservative 7830, Liberale 5352, Sozialdemokrat 1104 Stimmen. In Hamburg 1. Wahl- kreis erhielt Geib 10,490, Möring 12,690. Tesdorpf 714 St.; 2. Wahlkreis Hartmann 12,446, Bauer 13,352 Stimmen. Aus Nürnberg meldet man, daß Grillenberger 10,061, Günther 13,433 Stimmen erhielt. Im 3. sächs. Wahlkreis(Bischofs- werda) erhielt Keller 93, Reich 291, Dr. Minckwitz 10, Bismarck 1 Stimme. Das sind die bis jetzt bekannten Resultate. Unsere Stimmen- zahl ist enorm gewachsen— ob und wieviel wir Candidaten durchgebracht, ist bis jetzt nicht zu sagen. Mag dem nun sein wie ihm wolle, unsere Genossen waren alle auf dem Posten; unsere Idee, unsere Sache hat trotz aller Ber- folgungen nichts verloren, sondern gewonnen.„Noch ein solcher Sieg und wir sind verloren!" mag nach diesem Pyrrhussiege die Reaktion ausrufen. — Wahlgesetzrevision. Die„Frankfurter Zeitung be- richtet aus Berlin : „Im Ministerium des Innern hat man das nothwendige statistische Material angesammelt, um an der Hand desselben sich an eine Revision des Wahlgesetzes zu machen. Auch der Reichs- kanzler, der einmal das gleiche direkte Wahlrecht als das relativ beste bezeichnet hat, soll jetzt zu der Ucberzeugung gelangt sein, daß dasselbe in seinem jetzigen Bestände nicht ausrecht erhalten werden kann und einer dringenden Aenderung bedürfe. Natür- lich plaidiren auch dafür die conservativen Parteien, obgleich sie zu einer anderen Zeit die Einführung des allgemeinen Wahl- rechtes, welches sie immer als die Quintessenz der Revolution bezeichneten, mit ungetrübter Freude begrüßten. Es war dies bei den Wahlen zum constituirenden norddeutschen Reichstage im Jahre 1867, wo die Conservativen sich überzeugten, daß mit Hülfe amtlicher Unterstützung das allgemeine Wahlrecht unter Umständen ihrem Interesse mehr nützen könne, als das Klassen- system. Indessen macht auch die nationalliberale Partei kein Hehl daraus, wie sie das bereits durch den Mund des Herrn v. Bennigsen ankündigen ließ, daß sie gern bereit sein werde, an einer Revision des Wahlgesetzes zum deutschen Reichstage mitzu- arbeiten. Jetzt spricht sich auch ein bekannter hannöoerscher Agitator in einer Harburger Correspondenz des„Hannoverschen Courier" für Abschaffung des gleichen Wahlrechtes, dagegen will er das allgemeine Wahlrecht beibehalten wissen. Es würde dieser Gedanke also auf Einrichtung von Klassen hinaus- laufen, auf ein System, welches vor mehreren Jahren die Kritik der liberalen Partei nicht gestehen konnte. Man hört auch, daß die Nationalliberalen gewillt find, zur Aenderung des Wahl- gesetzes selbst die Initiative zu ergreifen und mit den betreffen- den Anträgen s. Z. im Reichstage hervorzutreten. Schon hier dürften sich Differenzen zwischen den Nationalliberalen und der Fortschrittspartei einstellen, welche Parteien jetzt aus taktischen Gründen eine Alliance bei den Reichstagswahlen eingegangen find." Gegengewicht, womit Napoleon die vielen wohlthätigen Staats- einrichtungen, die er ausbreitete, aufwog, daß er, scheiternd an dem Plane, die Zukunft der Welt auf die Uebermacht Frankreichs zu begründen, sie vielmehr Rußland über- und hinterlassen zu haben schien. Seitdem er sich diese Macht in dem Tilsiter Frieden zu dem starken Freunde kaufte, den er gegen England auf dem Festlande gebrauchte, ihr Finnland überließ und, so viel an ihm war, auch die Donaufürstenthümer dahingab, ihr zu Gefallen Polen unhcrgestellt ließ und den Rath Tallcyrand's verschmähte, ihr durch Vergrößerung Oesterreichs an der Donau ein gleichstarkes Gegengewicht zu geben, nährte er die Anmaßung, mehrte er den Einfluß, vergrößerte er den Anwachs dieses über- mächtigen Staates, und steigerte Alles zusammen noch unermeßlich, als das Gegengewicht seines eigenen Reiches zu Boden fiel. Ein stets gleiches Glück hatte, wie in diesem letzten, so in jedem früheren großen Zeiträume der russischen Geschichte dies Reich getragen. Begründet von Peter dem Großen zu der Zeit, wo Frankreichs Macht am höchsten stand, aber gleich darauf tief herabsank, wuchs es schleunig zu riefiger Größe an unter Katha- rina II. in dem ersten polnischen Raube und dem ersten türkischen Kriege, als England gerade in Ostindien seine Ber- größerungen begann, aber gleich darauf durch den Krieg be- schäftigt war, der ihm Amerika kostete; es steigerte seine Macht durch die letzten Theilungen Polens , als Frankreichs republi- kanische Waffen überall siegreich waren, aber gleich darauf zuerst an den russischen einen gewachsenen Gegner zu finden schienen; es trieb seine Macht endlich auf die Spitze unter Stapoleon's Gunst, als dessen großes Reich ihm noch die Wage halten konnte, das aber gleich darauf zerfiel, und dies zwar wesentlich mit Rußlands Widerstand und Bemühung. In allen vier Zeiträumen lagen die beiden Mächte, die vereinigt diesem ungeheuren An- wachsen allein hätten Stillstand gebieten können, England und Frankreich , jedesmal in den verbittertsten Kämpfen. Frankreichs starke und schwache Könige, seine republikanischen Jakobiner und sein absolutistischer Kaiser haben gleichsam gewetteifert, dem nahen nationalen Feinde widerstehend, dem entfernteren europäischen Feinde in die Hände zu arbeiten. (Fortsetzung folgt.) Geheimbündelei. Die Sozialdemokratie hat den Kampf und die Propaganda für die Sache des arbeitenden Volkes seit ihrem Auftreten jeder- zeit öffentlich geführt, sie ist eine entschiedene Feindin aller Geheim- bündelei; klar und vor aller Welt Augen liegen unsere Be- strebungen. Wir standen unseren Gegnern jederzeit Auge in Auge und haben mit Wort und Schrift unser Programm, unsere Ansichten zu vertheidigen und für dieselben Propaganda zu — Oesterreich hat endlich seine„große militärische Aktion", durch die es zwei Provinzen gewinnen will, mit zwei Proklama- tionen an die Bosniaken und Herzegowiner begonnen; die Truppen selbst haben jedoch noch nicht die Grenze überschritten. Bei beiden Aktenstücken haben offenbar die russischen Proklama- tionen der letzten Jahre zum Muster gedient, was durch folgende Sätze des offiziösen Wiener „Fremdenblattes" bestättgt wird:„Aller menschlichen Vorausficht nach wird die Okkupatton von sehr langer Dauer sein. Unsere Truppen werden Bosnien und die Herzegowina kaum viel früher räumen, als die Engländer Cypern. Es müßten gar sonderbare Dinge geschehen, wenn sich die Verhältnisse, welche die Besetzung Bosniens und der Herze- gowina nothwendig gemacht, in solcher Weise änderten, daß wir uns daselbst wieder, ohne Furcht vor einer Compromittirung unserer Interessen und unserer Ehre, von den Türken ablösen lassen könnten. So lange sich die Türkei nicht im europäischen Geiste reorganisirt hat und ein neuer, Achtung gebietender Macht- faktor im europäischen Concert geworden ist, wird Oesterreich- Ungarn den bosnischen Vorposten nicht wieder räumen dürfen. Wann diese Bedingungen erfüllt sein werden und ob überhaupt auf ihre Erfüllung zu rechnen ist, kann heute nicht Gegenstand der Untersuchung für praktische Politik sein. Oesterreich-Ungarn hat jedenfalls das Recht und die Pflicht, seine Einrichtungen so zu treffen, als seiner eine Aufgabe wartet, zu deren Lösung Menschenalter nothwendig sind." Während dieser„sehr langen" Dauer der Okkupation wird übrigens das gute Oesterreich wohl noch manches Andere zu thun bekommen, als Bosnien zu civilifiren. Ein Triester Cor- respondent der„Allgemeinen Zeitung " schreibt in dieser Be- ziehung:„Man müßte sehr kurzsichtig sein, um zu glauben, daß die heillose Agitation, welche seit einigen Monaten schon in Italien , im Görzischen, in Trieft, in Südtyrol und in Jstrien gegen die österreichische Herrschast in diesen Gebieten planmäßig stattfindet, blos von der nie ruhenden und rastenden unersätt- lichen Aktionspartei ausgehe. Die Enden der Fäden, welche diese Bewegung leiten, ruhen in anderen Händen. Die öffent- lichen und offiziellen Kundgebungen der jetzigen italienischen Re- gierung beweisen gar nichts. Die italienische Geschichte der letzten dreißig Jahre ist überreich an analogen Fällen politischer Doppelzüngigkeit. Was Trieft speziell betrifft, glaube ich nicht, daß man ernstliche Absichten auf dasselbe hat. Man schreit nach Vielem, man fordert das Absurdeste, weil man weiß, daß man oft die ganze Hand verlangen muß, um einen Finger zu er- langen. Man würde sich— wenigstens in maßgebenden Kreisen — mit dem Trientinischen begnügen; um jedoch dieses zu er- langen, läßt man Alles gefährdet erscheinen und hetzt die Meute auf, die durch ihr Gebell den allgemeinen Alarm erregen soll. Diesem Treiben setzt die österreichische Regierung noch immer die größte Langmuth entgegen, obwohl sie schon längst die ganze Jntrigue durchschaut und sich für alle Fälle vorbereitet. Gewiß ist, daß unsere Monarchie neuen Stürmen entgegengeht." — Noch ein Veteran unserer rationalistischen und sozia- listischen Kämpfer ist erlegen— schreibt die„Arbeiterstimme" aus Brüssel . Vor einer Woche verlor die Brüsseler Demokratte einen ihrer bewährtesten Genossen, den Chem-ker P. Esselens (s. Nr. 86). Letzten Montag(22. d.) begruben wir den intimsten Freund desselben, Vittor Bonami Delesalle, Juwelenhändler und Professor der französischen Sprache und Literatur. Seit 1848 wirkte derselbe an einer Menge demokratischer Journale und veröffentlichte zahlreiche Broschüren, Almanachs, Fabeln, Gesänge ec., sämmtlich demokratische und rationalistische Gedanken bearbeitend.— Kurz darauf mußte er, seiner Gesinnungen wegen, einige Jahre Strafe verbüßen: indeß erschien er gleich nachher mit fast noch wunderbarerer Produktionskraft auf dem Kampfplatze. In Verviers eröffnete er eine Polemik gegen den Pastor Bost(zu jener Zeit Repräsentant des liberal-demo- kratischen Protestantismus in Belgien ); auch hielt er viele wissen- schaftliche Vorträge in Brüsseler Arbeitervereinen.— Delesalle starb im Alter von 63 Jahren. Ein großer Zusammenfluß von Freunden hatte bei seinem Begräbniß statt, darunter Vertreter aller rationalistischen und sozialistischen Vereinigungen von Brüssel , machen gesucht— mit einem Wort, wir trieben niemals Geheim- bündelei. Es ist, da Niemand dies zu bestreiten wagen wird, um so verwunderlicher, daß man eine Gesellschaft, die Freimaurer , als ganz außer dem Gesetz bestehend betrachtet. Denselben ist ge- stattet, zu jeder Tages- und Nachtzeit Versammlungen abzuhalten, dieselben nicht anzumelden und dort Reden zu halten, die keinerlei Censur unterliegen. Ist das nicht zweierlei Maß? Und nun kommt noch hinzu, daß diese Gesellschaft eine ge- Heime ist, deren Zwecke und Ziele Niemandem klar sind, von deren Treiben kein Mensch Kenntniß hat. Warum greift hier die Polizei nicht ein? Warum läßt man diese Leute außer dem Gesetz stehen? Das find Ausnahmegesetze, Ausnahmegesetze für die besitzende Klasse! Wer die Macht hat, hat auch das Recht, und das Recht hat eben die Freimaurer -Gesellschaft heute in Händen. Darum muß man, da sich Machtverhältnisse oft bedeutend verändern können, auf das Treiben dieser Leute aufmerksam machen. Man muß beweisen, daß die Gleichheit vor dem Gesetz eine leere Phrase ist. Wir drucken im Nachstehenden das Vorwort eines die Ge- Heimnisse der Freimaurerei behandelnden Buches ab, welches viel Stoff zum Nachdenken giebt. Es lautet: Im Jahre 1822 richtete der ehemalige preußische Minister, Graf von Haugwitz, der zugleich Provinzial- Großmeister des Freimaurer -Ordens gewesen war, an die zu Verona versammelten Fürsten folgende denkwürdige Worte über die Freimaurerei : „Die geheimen Umtriebe, dieses schleichende Gift, dessen Natter- stich die Menschheit jetzt mehr als jemals bedroht, diese sind es, die am Ende meiner Laufbahn noch einmal in's Auge zu fassen ich mich berufen fühle.... Hätte ich es nicht selbst erfahren, es würde mir heute noch unglaublich scheinen, mit welcher Sorg- lofigkeit die Regierungen ein Unwesen dieser Art— einen wirklichen Status in statu — ganz unbeachtet lassen konnten..... Einen beherrschenden Einfluß auf Thron und Monarchen zu üben, das war ihr Ziel, so wie es einst das Ziel der Tempel- ritter war.(?).... Ich habe zu dieser Zeit die feste Ueber- zeugung gewonnen, daß das, was im Jahre acht und achtzig begann und bald darauf ausbrach— die französische Revolution, der Königsmord mit allen seinen Greueln— nicht allein damals schon beschlossen, sondern durch Verbindunzen, Schwüre u. s. w. eingeleitet war, und, Gott weiß, seit w,e lange schon bestand---- Mein erster Drang war, Friedrich Wilhelm(III.) alle meine Entdeckungen mitzutheilen. Wir gewannen die Ueberzeugung, daß alle Verbindungen der Maurerei von niederen bis zu den mir bekannten höchsten Graden einem jeden Eindruck offen stehen, daß religiöse Gefühle, sowie verbrecherische Pläne aller Art gleichen
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3 (2.8.1878) 90
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