— Steuerreform. In Heidelberg sind am 5. d. Mtsdie deutschen Minister zusammengetreten, um über Bismarck'sSteuerreform-Vorschläge zu berathen. Etwas Gutes wird natür-lich dabei nicht herausgekommen sein.— In Italien hat sich die Agitation für AnnektirungTriests und Trients bedeutend abgekühlt. Man sieht wahrschein-lich ein. daß es doch nicht gut ist, mit Schießgewehren zu spielen,zumal Italien die Bundesgenossen fehlen, welche, wie 1866, fürdasselbe die Kastanien aus dem Feuer holen.— Kutscherstrike in Paris. Die Zeitungen berichten:„Der Strike der Pariser Kutscher ist am Montag zum Ausbruchgekommen, aber nur partiell. Es soll erst die Probe gemachtwerden, ob die Wagen besitzenden Compagnien nachgeben. DieForderungen der Kutscher sind folgende: 1) Bessere Behandlungder Pferde; 2) Herabsetzung des Preises, den sie leben Tag bezahlen müssen; 3) Abänderung der Statuten der Hilfsgesellschaft;4) Bezahlung der Interessen für die Caution, welche die Kutscherzt stellen haben; 5) das Recht, überall sich aufzustellen, wo esjie Polizei-Reglements gestatten; 6) das Recht. Ketten an dieRäder während der Ruhezeit zu legen; 7) das Recht, ihre Preisefrei mit den Kunden zu vereinbaren. Die Kutscher verpflichtensich, das Publikum gegen ungerechte Forderungen zu beschützen.Weisen die Compagnien die Forderungen zurück, so wird derStrike allgemein. Der letzte Kutscherstrike war im Jahre 1867auch während der Weltindustrieausstellung."Das ist auch wieder ein Zeichen des Rückgangs des Sozialis-mus in Frankreich. Nur so fort und die Franzosen werden baldim besten Zuge sein im Kampfe für Abänderung der wirthschaft-lichen Verhältnisse.— Confiscirt wurde Nr. 84 und 54 des„Vorwärts".Erstere Nummer wegen des Gedichts„Wider den Strom".Wegen Abdruck desselben Gedichts auch die„Fackel"(Nr. 87).Unser Redakteur, Julius Künzel, wurde infolgedessen verhaftet.Schon lange nicht dagewesen!— Die„Berliner Freie Presse"ist in Oesterreich verboten worden. Das wird dem Blatte aberSchaden bringen!—— Parteigenosse I. Dietzgen, der bekanntlich vor einigerZeit wegen einer in Köln gehaltenen und als Broschüre im Druckerschienenen Rede, betitelt:„Die Zukunft der Sozialdemokratie",verhaftet und unter Anklage gestellt worden, hat insofern einengünstigen Ausgang seines Prozesses erlangt, als der Anklage-senat es ablehnte, auf die Anklage des Staatsanwalts einzu-gehen. Der Staatsanwalt hatte in der genannten Broschüreeine ganze Reihe von Cardinalverbrechen entdeckt, wie Vorbe-reitung zum Hochverrath, Verletzung des§ 130, Schmähungreligiöser Einrichtungen, von denen nicht eins der Anklagesenatdarin finden kann. Wer das Broschürchen gelesen hat, muß sichüber die ganze Anklage und die Hafthaltung Dietzgen's wundern,wenn man in der gegenwärtigen Zeit überhaupt sich noch überetwas wundern könnte, sobald es einen Sozialdemokraten an-geht. Der Staatsanwalt hat gegen den Beschluß des Anklage-senats erster Instanz appellirt und in Folge dessen ist Dietzgeneinstweilen noch in Haft behalten worden. Die Broschüre, welcheim Selbstverlag der Expedition der„Kölner Freien Presse" er-schienen ist, wird den Genossen zur Anschaffung empfohlen.Irren wir nicht, so ist dieselbe vorläufig noch confiscirt.— Strausberg hat mit feinen Gläubigern in Prag einenAusgleich getroffen, demzufolge dieselben drei Prozent erhalten.Auch in Berlin wird ein solches Experiment vorbereitet undsoll solches auch Ausficht auf Erfolg haben. Da wäre ja dieEhre wieder gerettet; nun kann's auf's neue losgehen. Eineherrliche Weltordnung!— Ueber die Hoffnungen, welche man im ultramou-tanen Lager an die diesmaligen Wahlen zum deutschen Reichs-tage, sowie überhaupt an die gegenwärtige Situation knüpft,giebt uns der„Ami du Peuple"(Volksfreund) von Freiburg(Schweiz) einige Auskunst. In seiner Nummer vom 7. Augustleitartikelt das klerikale Blatt u. A.:„Das jetzt mit ziemlicherKlarheit vorliegende Resultat der Wahlen(folgen die bekanntenZiffern der von den verschiedenen Hauptparteien eroberten Sitze)läßt bereits ein Urtheil über die Gestalt des künftigen Reichs-tags fällen. Das ist es keineswegs, was Bismarck wollte.Zerfallen mit den Nationalliberalen, glaubte der erste Ministerdes Kaisers Wilhelm die Partei der„protestantischen Conserva-tiven"(womit jedenfalls die Kreuzzeitungspartei gemeint ist)nebst ihrem Anhang eine neue Majorität im Parlament schaffenzu können. Die Täuschung ist vollständig...." Nach einigenAuseinandersetzungen über die Stellung der Parteien, worinu. A. auch von„kaiserlichen Conservativen" die Rede ist, kommtdas römische Blatt natürlich auch auf den Kulturkampf zusprechen und meint nach den Auslassungen der„Kreuzzeitung"völlig berechtigt zu der Annahme zu fem, die Regierung desdeutschen Reichs werde alsbald gänzlich vom Kulturkampf ab-sehen. Daß der Fürst-Reichskanzler bereits„scharf auf der Reisenach Canossa" sei, bewiesen dessen Kisfinger Verhandlungen mitdem päpstlichen Nuntius in München, Monsignore Masella. DieZusammenkunft des„größten Verfolgers der katholischen Priester-schaft der Neuzeit" mit einem päpstlichen Gesandten, möge daraushervorgehen was da wolle, sei für alle Zeiten ein historischesEreigniß von eminentester Bedeutung.— Nach einer sanftenKlage über die Menge der verwaisten Pfarreien wie über dieleerstehenden Bischofsstühle schließt das Blatt:„Wird Bismarckden Proscribirten auf's Neue die Pforten öffnen? Wird er Romdie absolute Aufhebung der Maigesetze gewähren? Das sind zweiFragen, deren Beantwortung die gegenwärtig noch etwas dunkleLage erst klären wird, obgleich man über die eigentlichen In-tentionen des Kanzlers und vorzugsweise über seine Aufrichtigkeitin noch größerem Dunkel ist."— Für die Arbeiterpartei undderen Vertretung im deutschen Reichstage hat das ultramontaneBlatt kein Wort.Die Lippe'schen Ziegelarbeiter.Ein großer Theil der Einwohner des Fürstenthums Lippefindet in der Heimath keine lohnende Beschäftigung und sieht sichdaher gezwungen, fern von Heimath und Familie sich um solchezu bemühen. Natürlich überließ man ihnen nicht die angenehmsteund leichteste Arbeit in andern Ländern und Gegenden, undmußten sie das verrichten, was die dortigen Bewohner nichtbesorgen wollten. Zu solchen Arbeiten gehört das Anfertigender Ziegelsteine, eine an sich schwierige und mit vielen höchstlästigen Unannehmlichkeiten verbundene Beschäftigung.Es kann einmal die Arbeit nur in den Sommermonatenbesorgt werden, weil die Kälte das Verarbeiten des Thonesausschließt. Die auf wenige Monate beschränfte und auch dannnoch sehr vom Wetter abhängige Fabrikation der Steine nimmtdie Kräfte der Menschen außerordentlich in Anspruch, da sowohlim Wasser, als vor dem Feuer der Körper beschäftigt wird.Der größte Theil der Arbeiten erfordert dazu große Körper-kraft.Unter den härtesten Entbehrungen und Anstrengungen er-werben sich die Lippe'schen Ziegelarbeiter in allen Theilen Deutsch-lands, in Holland, Dänemark, Norwegen, Schweden, Rußland,der Türkei, Ungarn, Oesterreich einen erst in neuester Zeit be-trächtlichen Verdienst. Bor etwa zehn Jahren gehörte■ es zuden Seltenheiten, wenn ein Mann jährlich durchschnittlich 50 bis100 Thaler in den Frühlings-, Sommer- und Hertstmonatcnerübrigte. Jetzt wird durch dir circa Arbeiter mrgefäh'ein jährlicher Betrag von 1'/,— 2 Millionen Thaler dem Lippe'schen Lande zugeführt.Durch die Verwendung der Arbeitskraft dieser Leute infremden Gegenden geht jedoch dem Heimathlande ein unberechen-barer Vortheil verloren. Für das Anfertigen von 1000 Ziegel-steinen erhalten dieselben kaum 3—4 Thaler, es schwankt derLohnsatz zwischen 1—4 Thaler nach der Verschiedenheit der Ver-hältmsse, während der Besitzer der Ziegelei für 1000 Steineeinen Kaufpreis von 12, 15, ja zu Zeiten 20 Thalern erzielt.Der Thon hat kaum einen Werth von 15 Gr. pro 1000 Steine.Die Unterhaltung der Ziegelei, Verzinsung des Anlagekapitalsund der Werth des erforderlichen Brennmaterials ist unbedeutendund kommt bei der Verkeilung der hierfür zu bestreitendenAusgaben auf je 1000 Steine sicher nicht höher als 1 bisIV, Thaler, so verschieden dies auch immer nach den Umständensein kann.Unter allen Umständen fließt also mehr als die Hälfte desdurch die Arbeitskrast unserer Landsleute erwirkten reinen Ver-dienstes in die Tasche der Besitzer der Ziegeleien.Wenn nun auch bei andern Industriezweigen ähnliche Fällevorkommen sollten, so wird man doch kaum eine unangenehmereund schwierigere Arbeit auffinden können und anerkennen müssen,daß unter diesen Umständen der unsern Landsleuten entgangeneVerdienst schwer in's Gewicht fällt.Diese erleiden ja dabei die größten Entbehrungen, indem sie6—8 Monate hindurch ihr Hab und Gut verlassen und fern vonihrer Familie der widerwärtigsten und schwierigsten Arbeit sichunterwerfen müssen. Die Frauen müssen in Abwesenheit derMänner die Kinder erziehen, soweit ihnen dazu die Bestellungdes Ackers und die Verrichtung der häuslichen Arbeiten Zeitgewähren. Meistens sind sich deshalb die Kinder selbst über-lassen und entbehren dieselben, namentlich die Knaben, der Auf-ficht des Vaters. Letztere müssen auch nach kaum zurückgelegtem14. Lebensjahre mit in ferne Lande ziehen, um gleichfalls aufeiner Ziegelei gegen Lohn sich zu beschäftigen. Der Verkehreines solchen unmündigen Knaben mit den bei strenger Arbeitbeschäftigten rohen und ungebildeten Menschen, welche so häufigunzufrieden mit ihrer Lage sind, wirkt demoralisirend auf dasjugendliche Gemüth.Neben diesem Nachtheil verdient dann auch sicher noch Be-achtung, daß die Arbeitskraft 6—8 Monate lang fast über-natürlich angespannt wird und in der übrigen Zeit nur wenigzur Verwendung kommt. Es findet keine gleichmäßige Ber-theilung statt, und bringt der Mangel an Beschäftigung in denWintermonaten sehr viel Unheil auch hinsichtlich der moralischenEntwicklung der Bevölkerung mit sich. So sehr die Ziegler derRuhe verdienen, so ist doch Müßiggang aller Laster Anfang.romanische Stagnation zurücksinken soll, aus der sich Spanienund Italien jetzt loszuringen scheinen. Und von dieser Ent-scheidung hängt ein Großes, man darf sagen, Alles ab für dieruhige und geordnete, oder wilde und stürmische Abwickelungder laufenden Geschichte.Deutschland.Ganz ebenso zweifelnd blickt man aus dem'Stande derdeutschen Dinge in die Zukunft unseres Volkes. Deutschland istseit seiner frühesten Geschichte immer seiner besten Kräfte beraubtworden. Es hat in der Völkerwanderung, in der Anpflanzungslavischer Lande, in Kreuzzügen und Römerzügen seine rüstigstenSöhne massen-, ja völkerweise ausgeschickt, und mit der Ver-jüngung der Welt seine eigene Erschöpfung gekauft. Dies dauertin den Auswanderungen gleichsam noch heute fort, in der kost-baren Ausfuhr von Geld und Menschen, die das Baterland ver»armt und schwächt. So haben wir, als die Entdeckung Amerikasden Völkern neue Laufbahnen öffnete, keinen Antheil mehrnehmen können an den äußeren Bewegungen der Welt. Unsereregsameren Grenzlande im Westen, Schweiz und Niederlande,fielen von uns ab, unsere Großmächte im Osten, Preußen undOesterreich, stellten sich auf eigene Füße; der übrige, sieche, ge-theilte Korper blieb regungslos liegen, ein Spielwerk allerRührigen und Thätigen. Lage und Beschaffenheit des Landeswar Zu trefflich, als daß es nicht von jedem Mächtigen begehrtwerden sollte. Und doch wurde es wieder eben deswegen Keinemzu festem und einheitlichem Befitze gegönnt. Es war zu wohlgeeignet zur Entfaltung einer starken Macht, als daß nicht inl-dem der Vereinigung günstigen Augenblicke alle Welt hättegegen uns stehen sollen. Unser Geschick schien das aller getheiltenNationen zu sein, daß wir wie Judäa, Griechenland, das neuereItalien ein weltburgerliches Volk bilden und uns begnügensollten mit den geistigen Wohlthaten. die wir uns und der Mensch-heit bereitet hatten. Wenn diese großen Züge unseres nationalenLebens, d.e den Charakter des Volks unwidersprechlich zeichnen.jede vatewländische HoffMng«. uns scheinen tilgen zu müssen.so stellt doch die rathselvolle Geschichte wieder ebenso große Zügeeiner andern Art daneben, die diese Hoffnungen wieder stolzemporrichten. Deutschlands Geschichte seit der Reformation hatdenselben regelmäßigen, nur langsameren Verlauf genommen,wie die Geschichte Englands und Frankreichs. Sie hat unsdurch religiöse Freiheit(Reformation) und geistige Freiheit(Llteraturperiode des vorigen Jahrhunderts) an die Schwelle derstaatlichen Freiheit geführt, und läßt uns hoffen, daß wir auchdiese in einem Maße erringen werden, das den gründlichen Vor-derettungen entspricht. Und blickt man auf den ganzen undvollständigen Verlauf der deutschen Geschichte seit ihren Anfängenvergleichend zurück, so schöpft man noch größere Ermuthigungen.Wenn England, wie wir früher erwähnten, die verschiedenenPhasen geschichtlicher Entwickelunjj in unvergleichlicher Vollkommenheit umschrieb, so scheint dies auch in Deutschland, nurin einer andern Weise, der Fall zu sein. Die angelsächsischeZeit des patriarchalischen Königthums nannten wir reich undbedeutend wie keine andere; dürfen wir aber unsere deutscheGeschichte bis zu den ersten Hohenstaufen, so lange die Kaiser«macht noch etwas bedeutete, als die entsprechende Periode be-zeichnen, so ist sie noch reicher,� noch größer und ruhmvoller.Die englische Aristokratie fanden wir staatsfähiger als jede andere;die deutsche aber, indem sie durch ihre Häupter den Landfriedenerhielt, den anderswo der Eine unumschränkte Fürst gegen dieseselben Häupter derselben Aristokratie zu schützen hatte, und indemsie auf diesem Wege zur fürstlichen Macht gelangte, hat inanderer Weise eine ähnliche Staatsfähigkeit und zugleich einegrößere Kraft bewiesen, als irgend eine andere Aristokratie. Dieenglische Absolutie hat in einem wunderbar begünstigten ein-heitlichen Staate viel Gutes und wenig Uebles gestiftet; in demgetheilten Deutschland hat sie weniger Vortheil bringen können,aber auch noch wenigeren Schaden. Diese Elemente haben sichin Deutschland nicht, wie in England, in Einer staatlichen Or-ganisation erhaltend verbunden, sondern die Aristokratie hat dasKaiserthum wesenlos gemacht und so gut wie abgestoßen. Wennsich, wie auf die kaiserliche Periode die aristokratische, so auf diearistokratische Ordnung in Deutschland eine demokratische inderselben reinen Ablösung und Gestaltung ohne zu große underschöpfende Zerrüttungen bilden kann, so wird Deutschland seineGeschichte mit neidwürdiger Sicherheit, und in einem gleichenZuge bescheidener Großheit fortsetzen. Dies wird in dem ge-theilten und der Thätigkeit entwöhnten Volke, wenn es überhauptmöglich ist, nur langsam, unter Rückfällen und Täuschungen,schwerlich ohne fremde Hülfe und nicht ohne äußere Begünstigungder Zeiten und Verhältnisse geschehen. Ist es geschehen(undman mag der zähen und gesunden Bolksnatur vieles zutrauen),dann wird Deutschland in dem Welttheile die bisherige BedeutungFrankreichs überkommen. In dieser Lage würde es die Rolleeines erobernden Staates noch weniger spielen können und nochlieber darauf verzichten wollen, als England. Das Ziel seinerStaatskunst könnte kein anderes sein, als die gefährlichen ein-heitlichen Großstaaten überall aufzulösen in Föderationen,die die Vortheile großer und kleiner Staaten vereinigen undder allgemeinen Freiheit und der friedlichen Ausbreitung allerArt von Bildung sicherere Gewähr bieten.Wativor, 1. August. Auch bei uns hat der sozialdemokratischeCandidat 19 und in Pleß 28 Stimmen erhalten. Da wir hiernur einige Parteigenossen sind, so konnten wir keine Agitationentwickeln und mußten uns nur auf die private Thätigkeit ver-lassen. Als ein Beweis, wie sehr auch hier die Gemeinheitder Gegner Platz gegriffen hat, mag Nachfolgendes dienen. DerKriegerverein unternahm gestern einen Spaziergang und bethei-ligten wir uns ebenfalls daran. In der Unterhaltung miteinigen Bekannten kamen wir auch auf die Wahlen zu sprechenund wir vertheilten einige Flugblätter und empfahlen unserenCandidaten Kräcker. Dies erfuhren einige enragirte Reichstreueund konnten die Herren nicht unterlassen, uns zu insultiren.Am anderen Tage brachte der hiesige„Oberschlesische Anzeiger"folgende Denunziation:„Die sozialdemokratischen Agitatoren, welche vorgestern unterden Mitglieoern des Kriegervereins sozialdemokratische Flugblätterauszutheilen versuchten, werden uns von Seiten des Krieger-Vereins als die Herren I. Klaps, Sattlermeister.. und C. Suchy,Drechslermeister, Beide von hier, bezeichnet. Die Namen der-selben zu nennen, glauben wir, nachdem die Thatsache erwiesenist, dep Gewirken, welchen die beiden Agitatoren angehören,fchulälfg zi�jeiK�'Kann es wohl etwas Schamloseres geben, als solch eineZeitungsnotiz? Ist dies nicht strafbar nach Z 130? Hetzendiese Zeitungsschreiber nicht Bürger gegen Bürger? Wahrlich,von Moral und Sitte ist unter solchen Leuten keine Rede mehrund jeder gebildete Mann muß fich von ihnen abwenden.Magdeburg, 1. August. Bamberger sagte einst:„Hundesind wir ja doch." Wir Sozialisten hierorts aber sagen:„Wirsind wie die Hunde behandelt!" Männern im Vollbesitz ihrerbürgerlichen Ehrenrechte ist vor den Wahlen eine totale Lokal-sperre, Entziehung des Äersammlnngs- und Vereinsrechtes zuTheil geworden und in jeder Fabrik dadurch mit der Hunger-peitsche durch Plakate gedroht:„Wer innerhalb und außerhalbder Fabrik den Sozialdemokraten bei der Wahl hilft, wird ent-lassen." Ist hierdurch dem Herrn Staatsanwalt nicht Gelegen-heit geboten, auf Grund des freien Wahlrechts, gegen derartigegeletzwidrige Beeinflussungen einzuschreiten?— Schreibt daeinen Tag nach der Wahl die Magdeburgerin: daß die Ver-waltungsbehörden in manchen Wahlkreisen sich zu starke Beein-flussungen erlaubt hätten und demnach die Wahlprüfungskom-mifsion des Reichstags so manche Wahl beanstanden resp. kassirenwerde. Wie ist es nur möglich, daß diese Zeitung den Muthzu solchen Aeußerungen, angesichts der Hetze gegen uns, sicherlauben kann? Nicht ein Wort der Mißbilligung las man inihren Spalten! Da aber verschiedene Verwaltungsbehörden sich„erlaubten", gegen ihr Interesse das Amt mit zu benutzen, dawaren Gesetzwidrigkeiten u. s. w. zu constatiren.— In welcherWeife die Hungerpeitsche gefruchtet, zeigt, daß in dem radikalenBuckau(zugehörig zum Magdeburgischen Wahlkreis) Herr vonUnruh die Mehrzahl der Stimmen auf sich vereinigte. Ob wohlzu den hiesigen Wahlmanövern der freigemeindliche Sprecherseinen„Segen" gegeben?. Fr. R.Ireiberg, 5. August. Ich bin Ihnen noch einen Berichtüber die letzte von Herrn Penzig abgehaltene Wählerversamm-lung schuldig. Inzwischen hat sich das Blättchen derartig ge-wendet, daß wir mit der Ziffer 6127 voranstehen, der liberalePenzig mit 4485 folgt und der conservative v. Oelschlagel mit3828 den Reigen beschließt. Die Stichwahl ist auf den 15.August angefetzt, und soll es sich an diesem Tage definitiv ent-scheiden, ob der neunte Kreis der Sozialdemokratie oder derliberalen Partei angehören soll. Es wird Sie mteresfiren, einevergleichende Uebersicht der diesmaligen Wahl Mit der Wahl am10. Januar 1877 zu erhalten. Damals erhielten der Sozial-demokrat 5147, Penzig 5103, v. Oelschlagel 3913. GiltigeStimmen von 1877: 14,166, von 1378: 14,440, mehr 285.Hat sich aber die Stimmenzahl überhaupt wenig verbessert,so ist das Resultat iu specie ein wesentlich verändertes geworden.Die Conservativen verloren nämlich 85, die Liberalen 613Stimmen während die Sozialdemokratie 980 Stimmen gewann.— Die am Abende vor dem Wahltage im Kaufhause zu Frei-bera abgehaltene, von circa 1800 Personen besuchte liberaleVersammlung erklärte sich stürmisch für uns, nachdem ich ineiner kurzen Rede— 15 Minuten hatte man mir gestattet—dw wichtigsten Punkte der zweistündigen Penzig'schen Rede wider-legt, beziehentlich berichtigt und unser nächstes Programm ent-wickelt hatte.— Jetzt auf zur neuen Campagne; hoffentlichgiebt es jetzt eher einmal Versammlungslokale.H. Goldstein.Schellenverg, 1. August. Die Wahlschlacht in unserem(dem15. fächsischen) Wahlkreis ist zum Stehen gekommen, der Siegist unentschieden und die Parteien treten abermals kampfbereit