Entwurf zu unterstützen. Es bleibt dann der nur noch dein Namen nach zur Partei gehörige, der Zahl nach aber geringe rechte Flügel unter Treitschke , der allerdings jede Forderung der Regierung ebenso unbedingt bewilligen wird, wie die Freiconser- vativen, denen es nicht schwer fallen dürfte, auf Verlangen des Reichskanzlers zu votiren, daß zwei mal zwei fünf find. Beide zusammen aber dürften noch nicht über 70 Stimmen gebieten. Was endlich die deutschconservative Partei betrifft, so können wir nur den lebhaften Wunsch aussprechen, daß dieselbe sich durch ihren Wunsch, die Sache der Autorität zu stützen, nicht dazu drängen lasse, dem Volke in dem Lichte zu erscheinen, als ob sie conservativ mit ministeriell-reaktionär zu verwechseln geneigt sei, auch dann, wenn in der ministeriellen Politik kein einziger schöpferisch-conservativer Gedanke, sondern nur die Mittel des bonapartistischen Polizeistaates zu finden sind, mit denen man auf die Symptome des Uebels losschlagen will, die man selbst großgezogen." In diesem Artikel ist sehr viel Richtiges enthalten. Das in diedeutschconservative" Fraktion gesetzte Vertrauen ist allerdings einer komischen Illusion entsprungen. (Fortsetzung folgt.) Sozialpolitische Uebersicht. Der preußische Entwurf, das Ausnahme- gesetz betreffend, ist aus der Berathung des Bundesrathes mit ganz geringen Abänderungen glücklich hervorgegangen und wird fast in seiner ursprünglichen Gestalt dem Reichstage zur Bera- thung und Annahme vorgelegt werden. Der Bundesrath bat die Appellinstanz, dasReichsamt für Vereinswesen und Presse" gestrichen und sich selbst an dessen Stelle gesetzt. Der Instanzen- weg ist dadurch höchstens noch etwas schwerfälliger geworden; der reaktionäre Bundesrath wird ebenso, wie das reaktionäre Reichsamt schon seine Schuldigkeit thun. Dann soll das con- fiscirte Vermögen der Sozialdemokraten nicht den Ortsarmen zu Gute kommen; es wollen vielmehr die Regierungen freie Ver- fügung über dieseannektirten" Gelder behalten. Ob mit den- selben besonders eifrigeSozialistenfresser" dotirt werden sollen, ist nicht gesagt. Die übrigen Abänderungen sind so unwesent- lich, daß wir sie nicht zu erwähnen brauchen. Also doch ins Irrenhaus. Nach einer anscheinend offiziösen Notiz, welche jetzt durch die Presse geht, dürfte Nobi- ling demnächst in eine Irrenanstalt übergeführt werden.Es ist aus dem Verbrecher nichts herauszubekommen; seine Aeuße- rungen lassen auf Geistesstörung schließen", so heißt es jetzt. Früher hat man aber aus ihmherausbekommen", daß er «Sozialdemokrat sei, und als Sozialdemokrat auf den Kaiser ge- schössen habe. Und damals war der Mann genau so geistes- gestört wie jetzt. Ist Niemand an maßgebender Stelle, der dies hervorhebt? Der weiter hervorhebt, daß der jetzt irrsin- nige Nobiling aller Wahrscheinlichkeit nach, ja, wenn man die ererbten Körper- und Geisteseigenschaften des Mannes ins Auge faßt unzweifelhaft auch schon zur Zeit, wo er das Attentat beging, an Geistesstörung litt? Und ist Niemand an maßgebender Stelle, der die Konsequenz hat zu erklären, jetzt, da der Irrsinn des Nobiling konstatirt sei, müsse auch das Ausnahmegesetz fallen gelassen werden, das auf der Annahme des vernünftigen, des zurechnungsfähigen Nobiling be- ruht? Schade, daß die Behörden sich geweigert haben, den Kopf Lehmann- Hödel's an Virchow zur Schädel- und Hirnuntersuchung auszuhändigen(siehe unsere Berliner Corr.). Oder auch nicht Schade. Denn es wäre doch entsetzlich gewesen, wenn uns klar und deutlich vordemonstrirt worden wäre, daß die deutsche Ge- schichte der letzten drei Monate und wer weiß, auf wie lange noch hinaus, das Werk von zwei Narren ist. Denunciantenpack. TieDeutsche Allgemeine Zeitung" vom vorigen Sonnabend publicirt und indossirt fol- gende Leistung des berüchtigten Dernburg: Zum Verbrecherthum in Preußen. Bei Gelegenheit der Jahresversammlung der Rheinisch-West- fälischen Gesängnißgesellschaft hielt der Gefängnißprediger Stursdorf einen Vortrag über die Fortschritte des Verbrecher- thums in Preußen seit 1871 und suchte deren Ursachen zu er- gründen. Da wir auf die einschlagenden Ziffern noch zurück­kommen werden, erwähnen wir hier nur kurz, daß die Zahl der Strafgefangenen in den vom Ministerium des Innern ressor- tirenden Strafanstalten um circa 50 Prozent und die von den Schwurgerichten abgeurtheilten Verbrechen um volle 100 Prozent zugenommen haben. Ueber die eigentlichen Ursachen dieser Art Fortschrittes läßt sich der Redner, nachdem er vorher den Ein- fluß der Kriege u. s. w. berührt hat, wie folgt vernehmen: Mit den Milliarden aus Frankreich ergoß sich eine Gier nach Gold in alle Adern unseres Volkslebens, die Losung war, rasch und möglichst mühelos reich zu werden; ruhige Arbeit galt nichts mehr, und der Arbeiter wähnte, daß Kunst und Wissen für das Handwerk überflüssig geworden sei. Wozu noch eine Lehrzeit, es gab ja Gelegenheit genug zu gut bezahlter Beschäftigung für den Lehrling. Mit der Geldgier paarte sich Genußsucht, trun- kenes Schwelgen in der maßlosesten Befriedigung aller Lüste. Dann kam der Rückschlag und man sah, wie alle Mittel der Lüge und des Betruges angewandt worden waren, um der gie- rigen Menge das Geld aus der Tasche zu locken. Nun wanderte Mancher in's Gefängniß, Mancher streifte nur eben mit dem Aermel daran vorbei; aber unser Volk war ärmer geworden und ein großes Kapital von Redlichkeit und Wahrhaftigkeit in Handel und Wandel, die sittlichen Begriffe von Recht und Unrecht waren gründlich verwirrt. Was ist eine Veruntreuung von einigen Thalern gegenüber der Erschwindelung von Tausenden, die oft genug straflos bleiben muß? In Folge des furcht- baren Krachs kamen die finanziellen Verhältnisse in's Schwanken, man wollte sich halten, man fälschte und betrog. Derselben Ver- suchung erlagen viele Commis, um das begonnene ausschweifende Leben ferner mitmachen zu können. Die Zahl solcher Kausleute ist noch immer im Steigen; im Gefängnisse zu Rendsburg nehmen sie eine der höchsten Ziffern ein. Auch die Aufhebung der Schuldhaft und die unbeschränkte Wechselfähigkeit ist für Viele zum Falle geworden. Die Wechselfälschungen nehmen zu, weil, wie die sächsische Staatsanwultschaft betont, eine Menge Firmen falsche Wechsel lieber annehmen als echte, da sie in der Drohung mit der Anzeige ein Mittel besitzen, den Schuldner leichter zum Einlösen zu zwingen. Die Vermehrung der Schank- wirthschaften dauert ungehindert fort, ebenso die der(lafös clian- tants und Bariötötheater, lauter Zuchtschulen roher Sinnlichkeit! Dazu kommt die Zuchtlosigkeit und Gemeinheit eines Theils der Presse, in der Alles in den Staub gezogen wird; von der es bereits heißt: gelogen wie telegraphirt! An den Bahnhöfen werden die traurigsten Machwerke feil gehalten, und was für Dinge erst im Annoncentheil unserer gelesensten Blätter, z. B. desKladderadatsch", empfohlen werden, das hält man DieNational-Zeitung" entnimmt der sozialdemokratischen Berliner Freien Presse" einige Stellen, die sie zu den giftigsten Blüthen der sozialdemokratischen Publicistik zählt. So z. B.: Der Streich, der das Haupt des Halbidioten Lehmann- Hödel vom Rumpf trennte, war ein symbolischer Act. Den Lehmann-Hödel schlug man, und die Sozialdemokratie meinte man; die Köpfung des Lehmann-Hödel sollte die Köpfung der Sozialdemokratie bedeuten.... Ja, was anders(als der politische Meuchelmord) bleibt den Russen übrig, wenn sie sich nicht hammelgleich von den Mensenzow und Consorten scheeren, prügeln, würgen und abschlachten lassen wollen? Was anders bleibt ihnen übrig? Wir fragen unsere Feinde. Discite moniti!(Lernt ihr seid gemahnt!)."" Dann fügt dieNational-Zeitung" hinzu:Wenn das sozial- demokratische Blatt es ausdrücklich darauf abgesehen hätte, den Beweis zu führen, daß die gemeingefährliche Tendenz der Presse seiner Partei nicht anders als durch gänzliche Unterdrückung un- schädlich zu machen ist, so muß man anerkennen, daß es Meister in der Kunst zweckentsprechenden Vorgehens ist. Der Grund, weshalb wir uns heute ausnahmsweise mit einem Artikel des sozialdemokratischen Parteiorgans beschäftigen, ist folgender: Wir möchten seitens der Regierung die Frage beantwortet sehen, ob in der That die bestehende Gesetzgebung nicht ausreicht, um die Verbreitung eines solchen Schriftstücks zu hindern? Oder hält man es etwa für erforderlich, für den Reichstag noch mehr Material zur Motivirung des zu erwartenden Gesetzentwurfes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie herbeizuschaffen?" Eine infamere, böswilligere Denunciation ist nie vorgekom- men. Nicht um eine Rechtfertigung des politischen Meuchelmords, wie dieNational-Zeitung" iusinuirt, handelt es sich in dem denuncirten Artikel derBerliner Freien Presse", fondern um den Nachweis, daß die Abschreckungstheorie ein durch die Praxis widerlegter Unsinn ist, und um die Warnung vor russischen Zuständen, die den politischen Meuchelmord züchten. Hätte dieNational-Zeiwng" den ganzen Artikel ab- gedruckt, dann würde dies sofort sonnenklar zu Tage getreten sein. Wir citirten schon in voriger Nummer das bekannte Wort Custine's . Der politische Meuchelmord war von jeher eine russische Institution und wird es bleiben, so lange das autokra- tische Willkürregiment dort besteht. Und es soll eine Aufforde- rung zum Meuchelmord sein, wenn vor Zuständen gewarnt wird, welche den politischen Meuchelmord mit Naturnothwendig- keit erzeugen! Das ist ja eine niederträchtige Unterschiebung. Der Zweck derNat.-Ztg." liegt beiläufig auf der Hand: ihr schon beschlossener Freiheits-Verrath soll entschuldigt und beschönigt werden. Das wird ihr nimmermehr gelingen. Der Neben- zweck aber, einem mächtig aufblühenden Concurrenzblatt einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen, ist bereits erreicht: Herr Tessendorff konnte natürlich nicht liberaler sein als Dr. Fritz Dernburg und hat die Beschlagnahme der den denuncirten Ar- tikel enthaltenden Nummer derBerliner Freien Presse" ange- ordnet, jedoch nicht wegen angeblicher Aufreizung zur Gewalt, wie dieNational-Zeitung" es wollte, sondern wegen einer an- geblichen Majestätsbeleidigung, die allerdings sehrindi- rekter" Natur fein muß, da es uns nicht gelungen ist, dieselbe zu entdecken. Ja, Bauer, das ist etwas ganz Anderes. Die libe- ralen Zeitungen, dieKölnische Zeitung " voran, erklärten es für eine faule Ausrede, als wir behaupteten,»daß in vielen Wahl- kreisen, wo eine sozialdemokratische Candidatur vollständig aus- sichtslos gewesen sei, unsere Parteigenossen vielfach sich der Stimm- abgäbe enthalten hätten. Das beweise aber noch durchaus keinen Rückgang an den betreffenden Orten. DieKölnische Zeitung " constatirte, wie oben erwähnt, diefaule Ausrede" unserer- seits und den Rückgang der Sozial-Demokratie. In Nr. 235 dieses Blattes nun befindet sich eine Correspondenz aus München , in welcher über die Rcichstagswahlen in Bayern berichtet wird nicht für möglich, wenn man nicht selbst einmal den Versuch anstellt.(Redner hat sich Kataloge, Photographien und Bücher (für Lebemänner"), die imKladderadatsch" angezeigt waren, kommen lassen und legt dieselben zum Theil vor.) Tiefster Schmutz und bodenlose Gemeinheit ist für den Inhalt die ein- zige Bezeichnung. Da wird es begreiflich, wenn gerade die Verbrechen gegen die Sittlichkeit zunehmen. Aber auch der Kulturkampf hat in dieser Beziehung geschadet. Das Grauen vor den Gefängnißmauern ist verschwunden, seitdem Bischöfe und Geistliche darin saßen, die das Volk nicht für Verbrecher, fondern für Märtyrer ansah." So weit der Herr Pastor in seinem gerechten Eifer. Kein Wort von der Sozialdemokratie, welche von denjjberflächlichen Leuten und von den liberalen Lügnern für die Steigerung der Verbrechen verantwortlich gemacht wird. Aus den Beispielen geht vielmehr hervor, daß der Pastor, wenn er von der Zucht- losigkeit und Gemeinheit der Tagespresse spricht, lediglich die herrschende Presse meint, da gerade wir es sind, welche die an- gegebenen Uebel fast einzig und allein in unserer Presse be- kämpfen. Ferner sei bemerkt, daß der neue Kulturkampf, der jetzt hereingebrochen ist, das Grauen vor den Gefängnißmauern vollständig vernichten wird, da es nach Annahme des Ausnahme- gesetzes in wenigen Jahren fast keinen anständigen Mann in Deutschland mehr giebt, der nicht im Gefängniß gewesen wäre. Die wirklichen Verbrecher können sich bei unseren Staats« lenkern somit bedanken. Wer untergräbt die Autorität und verroht die Massen? Der Berliner Staatsbürgerzeitung" wird von einem Correspondenten geschrieben: Ein mehr als unerquickliches Schauspiel wurde neulich Abends durch ein Rudel zehn- bis zwölfjähriger Jungen auf- geführt, und zwar auf den Wiesen, die zwischen der Bülow- und Großgörschenstraße die Potsdamer Bahnlinie begrenzen. Es handelte sich nämlich um nichts mehr und weniger, al� um die regelrechte Parodie der Hödel'schen Hinrichtung. Offen- bar hatten die Bengel daheim im Familienblatt den ganzen Verlauf der grausigen Prozedur mit aller Aufmerksamkeit ge- lesen; denn sie gingen bei ihrer rohen Posse durchaus Programm- gemäß zu Werke. Inmitten zweier Kameraden, die augenschein- lich als Pastoren figurirten, kam, von Schutzleuten eskortirt, der arme Sünder auf den Richtplatz geschritten, wo, von Steinen und Rasenstücken aufgeschichtet, der verhängnißvollc Block seiner bereits harrte. Mit feierlicher Amtsmiene ein Blatt Papier entfaltend, trat einer der Bengel, der alsRichter" fungirte, vor, um dem Delinquenten nochmals sein Todesurtheil zu ver- lesen, das der Pseudo-Hödel ml demonstrativem Ausspucken und einem Hochruf auf die Commune randglossirte. Auf sein Beil gestützt ein Stock, in den ein beilartig zugeschnittenes Stück Pappe eingeklemmt war stand im Hintergrund in möglichst und in der es wörtlich heißt:So ist z. B. bei den letzten Wahlen, Dank der Ueberraschung, welche der Auflösungs-Ukas mitten in der Erntezeit bereitet, vielfach in denjenigen Wahl- kreisen, wo die Liberalen ohne jede Aussicht des Erfolgs wählen, die Wahlbetheiligung eine viel lässigere gewesen, als zu anderen Zeiten. Es wäre durchaus verkehrt, daraus auf einen Rück- gang der liberalen Gesinnnng schließen zu wollen." Ja .Kölnerin",es wäre durchaus verkehrt", wenn wir über solche Kleinigkeiten mit einem gesinnungslosen Blatte rechten wollten. Nicht wahr? Wie Zeitungen geschrieben werden. Eins der best- redigirten gegnerischen Blätter ist anerkanntermaßen dieMagde- burger Zeitung". Wohlan: unter den Titel:Die Stichwahlen" brachte dieses Blatt vor einigen Tagen einen Artikel, der Fol- gendes leistete. Ungefähr in der Mitte heißt es:Die un- natürlichsten Bündnisse wurden zu diesem Behufe(Be- kämpfung der Nationalliberalen) geschlossen". Unter diesen un- natürlichsten Bündnissen wird dann in erster Reihe dasder Sozialdemokraten und Ultramontanen" aufgezählt. Genau 44 Zeilen weiter findet sich nachstehender Passus: Von den Sozialdemokraten konnte man von vornherein annehmen, daß sie überall bei den Stichwahlen demjenigen Candidaten ihre Stimme geben würden, welcher versprach, in möglichst scharfe Opposition zur Regierung zu treten. Jeder, der überhaupt gegen alle Ausnahmegesetze zur Einschränkung der Sozialdemokratie zu stimmen entschlossen war. mußte ihnen will- kommen sein. Dieses Vorgehen war so in der Natur der Sache begründet, daß wir über dasselbe absolut nicht erstaunt sein konnten." Also dasunnatürlichste Bündniß" istso in der Natur der Sache begründet", daß man darüber, als über etwas Selbstverständlichem,absolut nicht erstaunt sein kann"? Und solch haarsträubendes Blech schreibt eins der bestredigirten, wo nicht dasbestredigirtedergegnerischenBlätterin'einem an erster Stelle prangenden Leitartikel, der beiläufig um kein Haar breit schlechter geschrieben ist, als die übrigen Leitartikel der Magdeburger Zeitung". Da mache man sich einen Vers auf die äeos minorurn gentium(die kleineren Größen) unserer Herr- schenden Presse. Die Kriegervereine sind bei der jüngsten Wahl- bewcgung von den Liberalen und Fortschrittlern vielfach als Versammlungssprenger gegen die Sozialdemokratie benutzt worden. Da nun in letzter Zeit die Conservativen dies Manöver von den Liberalen gelernt haben und es gegen Letztere ausüben, wimmern die liberalen und fortschrittlichen Zeitungen schon in Hinblick auf die Zukunft, in der die Conservativen erst recht ihre Kriegervereinsbataillone gegen den Liberalismus marschieren lassen werden. Dem Liberalismus ist wiederholt das Sprüch- lein unter die Nase zu reiben:Was du nicht willst, das man:c." Zum Untergang desGroßen Kurfürsten". In derLeipziger Zeitung", dem offiziellen Organe der sächsischen Regierung, behauptet jetzt ein früherer Seemann ganz unverhüllt, Admiral Batsch trage die Hauptschuld an dem furcht- baren Unglück bei Folkestone . Das Ausweichen eines in ge- schlossener Ordnung dampfenden Geschwaders vor einem begeg- nenden Sckiffe sei nie ganz ungefährlich und erfordere überaus genaues Achtgeben. Das hätte der Admiral wissen müssen und es sei ein Räthsel, wie er in einem so belebten Fahrwasser' wie der Kanal zwischen Dover und Calais ist, das Geschwader in geschlossener Formation habe gehen lassen können. Nach diesem fachmännischen Urtheil dürfte die kriegsgerichtliche Unter- suckung doch noch von Interesse sein. Es war bis jetzt allge- mein verbreitete Anficht, daß Niemand schuld an dem Unglücke sei, daß derGroße Kurfürst", so zu sagen von selbst in's Ver- derben gerannt sei. theatralischer Position der Scharfrichter mit seinen Knechten. Ihm winkte der Richter.Ich übergebe Ihnen den Herrn Hödel machen Sie ihn man um eenen Kopp kürzer." Nun traten die Knechte vor und geleiteten den links und rechts ansspucken- den armen Sünder zum Block, wo seine Fesselung markirt wurde. Ick sterbe unschuldig," schrie nochmals der Delinquent, dann blitzte das Beil und begrub sichknirschend" in den Nacken des Bösewichts, der im nächsten Moment stch in den burleskesten Todeszuckungen auf dem Rasen wand, und zwar kopflos; denn er hatte sich seine Jacke über den Kopf heraufgezogen. Ein alter Herr, der diesem brutalen Spiel zugeschaut hatte, konnte nicht umhin, seiner gerechten Entrüstung Ausdruck zu geben, doch die Repräsentanten des jungen Deutschlands lachten ihn aus und ein paar Pennbrüder, die gleichfalls dabei standen, zollten dem forschen Todesgang des Pseudo-Hödel eine solch unzweideutige Anerkennung, daß der alte Mann, in Anbetracht, daß ihm keine unmittelbare Unterstützung zur Seite war, es für räthlich erachtete, seines Weges weiter zu gehen." Ein prächtigesKulturbild" das! Wir zweifeln nicht, daß der große Staats- und Gesellschaftsretter, Scharfrichter Krauts, demnächst dem Ruhm unserer übrigen nationalen Helden, der Moltke u. s. w., erfolgreiche Conkurrenz machen wird. Zum Cultus der Hinterlader gehörtauch der Cultus des Henker- beils. Hüttner als Gelehrter. In einer der letzten Rum- mern desLeipziger Tageblatt " wirft dieser tiefsinnige Geist uns Unwissenheit vor(man denke: Hüttner!), weil wir in der neulich von uns gebrachten Notiz über den Ursprung der Fabel von den drei Ringen Boccaccio nach 1480 leben ließen, während er doch notorisch schon mehr als hundert Jahre früher gestorben ist. Die Gelehrten desTageblatt" habe» in ihrem Eifer übersehen, daß unsere Mittheilung, mit Quellenangabe, einem anderen Blatt entnommen ist, und daß die vermeintliche Unwissenheit" sich einfach auf die Unfähigkeit derTage- blatt"-Redaktion, richtig zu lesen, reduzirt. Es heißt nämlich nicht, daß Salomo de Virgo, der 1480 lebte, der Urheber der Fabel sei, sondern daß er ihren Ursprung erzählt und sie auf einen historischen Vorgang unter dem spanischen König Don Pedro dem Aelteren zurückgeführt habe. Wann dieser König gelebt, das möge dasTageblatt" im Brockhaus'schen Conver- sationslexikon" nachschlagen, und, falls es dann noch sein Licht leuchten lassen will, sich an die Adresse des von uns citirten Israelit " in Mainz wenden. Und nun Herrn Hüttner unseren Dank. Er hat uns wirklich amüsirt der gelehrte Hüttner geht noch über den lauteschlagenden Graurock. In einem kleinen Orte bei Ried in Bayern geschah es, daß zurWilhelmsspende" gesammelt, aber nichts gegeben wurde, als zehn Reichspfennige, so der Bürgermeister allda durch Sammeln von Haus zu Haus zuwege brachte. Selbige Reichs- Pfennige hatte em Mann aus purem Mitleid, mit dem Bürger-