ür E uch thun, was sie für mich nicht mehr zu thun vermögen, es soll ihnen tausendfach vergolten sein und ich segne sie im Voraus dafür. Es ist möglich, daß Dieser oder Jener euch rathe, meine Todesart zu vertuschen! Laßt euch nicht darauf ein. Man kann in solcher Weise die Todesart Schulze's oder Müller's vertuschen, nicht die meine. Weder mir noch Euch kann es Schande machen, daß ich selbst die Waffe gegen mich kehrte... Faßt meinen Tod leicht, mit der Freudigkeit der Alten auf; nach bewegtem Leben denke ich einen gesunden Schlaf zu thun. Meine Elemente kehren ruhig und gesetzmäßig in den Schooß der großen Mutter Natur zurück, um sie auf ihre Art neu zu beleben. Denkt, daß ich alt genug war, um zu sterben, und daß ich sterben konnte nach langem Krankenlager in einer für euch viel unpassenderen Zeit, als derjenigen, die ich frei wähle. Ihr meint vielleicht, ich hätte euch irgendwie vorbereiten sollen. Bei näherem Nachdenken werdet ihr finden, daß dies nicht möglich war. Außerdem bekenne ich ganz offen, daß ich noch allerlei Auswege gesucht habe, diesen Tag nun aber noth- wendig aus verschiedenen Gründen als den letzten festhalten mußte. Tausendfachen Segen über euch. Ein letztes Lebewohl von eurem Vater, der euch über Alles liebt. Außersihl, 14. August 1878, Morgen. W. Rüstow  ." Was sagt Ihr Herren Ordnungsleute zu dieser furchtbaren Anklage, welche ein Sterbender, ein durch Euerebeste der Welten" in den Tod Gehetzter, eine Zierde der Literatur und unserer Nation Euch und EurerOrdnung" in das Gesicht schleudert? Tritt Euch nicht die Schamröthe ins Gesicht? Und ahnt Ihr nicht, wie kurzsichtig und gemein es ist, diejenigen Männer zu verfolgen und zu ächten, deren Streben es ist, Zustände zu be- fettigen, durch die ein Rüstow in den Tod gejagt wird? Der Müd-gehetzte, den der Tod er hat ihm ja dutzend- mal leichten Herzens ins Auge geblickt nicht erschrecken konnte, schläft nun einen gesunden Schlaf. Und die Kinder? Möge an ihnen, zum kleinen Theil wenigstens, gut gemacht werden, was an dem Vater versündigt worden. Sozialpolitische Uebersicht. Das künstlich eingeträufelte Gift derProvinz ial- Correspondenz". Zu dem Artikel dieses Regierungsblattes, den wir an hervorragender Stelle besprechen, erzählt dieBer- liner Freie Presse" eine sehr interessante Geschichte, die ihr von zuverlässiger Seite zugekommen ist. Diese Geschichte wollen auch wir zur weitesten Verbreitung hier reproduciren: Im Jahre 1863 hielt sich hier in Berlin   ein Mann auf, seinen Namen wollen wir nicht nennen und nur bemerken, daß er nach der zeitigen Ansicht derProvinzial-Correspondenz" zum Mindesten ein Oberdemagoge oder Volksverführer erster Klassr gewesen ist, der sich der Liebenswürdigkeit einer derProvinzial- Correspondenz" sehr nahestehenden Person nur mit Mühe er- wehren konnte. Der liebenswürdige Freund derProvinzial- Correspondenz" war sogar Regierungsbeamter und suchte, nament- lich in seiner Eigenschaft als solcher, sich mit demVolksver- führer" in Verbindung zu setzen, was auch, aber erst nach ver- sch'.edenen Abweisungen, welche der bekannte Liebenswürdige erhielt, endlich gelang. Die Verhandlungen zwischen den beiden Männern zerschlugen sich jedoch, und nun bemühte man fich von den verschiedensten Seiten, die Verhandlungen als ein verun- glücktes Manöver hinzustellen, lediglich in Scene gesetzt, um den gefährlichen Sozialdemokraten ins Lager derProvinzial- Corre- spondenz" zu ziehen. Diese bisher beliebte Darstellung ist eine falsche. Der Regierung wenn man den liebenswürdigen Freund derProvinzial-Correspondenz" damit idcntificiren darf war es nicht darum zu thun, den betreffenden Sozialdemo- kraten zu gewinnen oder zu reptilisiren, ein solches Unterfangen wäre in Betracht der in Frage kommenden Person ein zu lächer- liches gewesen, sondern es handelte sich ganz direkt um Ein- Zeichen und Symptome des sozialpolitischen Erwachens in Rußland  . (Von einem Russen.) II. Im vorigen Artikel, sagte ich, daß nach dem ersten Schuß der Sassulitsch mehrere in verschiedenen Orten Rußlands   folgten. Nämlich 1) in Petersburg   während des Straßenkrawalls gleich nach der Freisprechung der Sassulitsch  , als die Geusdarmen sich auf die Befreite und die fie begleitende Menge mit dem Säbel stürzte; 2) in Kiew   wurde auf den Staatsanwalt Kotejarewsky geschossen und der Gensdarmerie-Adjutant Baron   v. Heyking er- dolcht; 3) in Odessa   während des Arrestes in einer geheimen Typographie im Winter d. I., und dann wieder Schüsse und offene Straßentumulte und Widerstand gegen Soldaten. Jetzt (Anfang August) abermals Schüsse in Odessa   nachdem das Ur- theil gegen die politisch Jnhaftirten gesprochen wurde(S.Vor- wärts" Nr. 99). Dann folgen die gewaltigen Befreiungen, so z B neulich wurden befreit bei Charkow   der tüchtige Agitator Woinaralskys, ein gewesener Friedensrichter; 4) endlich, als letztes Wort" die Erdolchung des Generals Mesenzow's und Revolverschüsse auf dessen Begleiter General Makaroff, der die Volksrächer verfolgen wollte. Alle diese Fälle müssen jetzt Er- gän zungen und Erwägungen bekommen. Der Straßentumult, die protestirende Menge, die Einschreitung des Heeres Alles das nebst den Flugschriften und Proclamationen(von denen eine sogar au der Mauer der 3. Abtheilung angeklebt wurde) sind Symptome und Zeichen der wachsenden Unzufriedenheit so wie des Erwachens des öffentlichen Geistes. Was aber die Schüsse anbelangt, so find deren Ursache und Erklärung, die nur in Rußland   begreiflich sind, durch unsere Zustände hervorgerufen worden. Die Barbarei, mit der die russischen Sozialisten seitens der Regierung in den letzten Jahren behandelt worden flnd und gegen die Niemand klagen konnte, nebst den theoretischen Grün- den über die revolutionäre Volkserziehung brachte zu der Ueber- zeugung, daß man endlichgegen Gewalt mit Gewalt einschreiten mußte". Noch mehr führte zu dieser Ansicht die in Moskau  seitens der Polizei verübte Metzelei, sowie andere gewaltsame Mißhandlungen und Verhaftungen. Auf offener Straße fühlte man sich vor der Polizeigewalt nicht sicher. Mehrere Sozia- listen gaben sich das Wort/ nicht anders als bewaffnet auszu- gehen. Nur zur Selbstvertheidigung und Bestrafung von Ty- rannen wurden die Waffen mehrmals gebraucht, und nur von Einzelnen gegen Einzelne. Was aber die Straßen-Schüsse und Aufforderung der Massen zum offenen Widerstand anbelangt, so sind das Erscheinungen, die aus mehreren in der letzten Zeit führung sozialer Reformen, ja noch mehr, um Anerkennung sozialdemokratischer Grundsätze. Wir hatten bisher keinen Grund, dieser Ereignisse in der Oeffentlichkeit Erwähnung zu thun, und selbst heute geschieht dies noch mit einer uns durch verschiedene Umstände aufgedrun- genen Reserve. Was bisher über jene, von dem Freunde der Prov.-Corr." mit demberüchtigten" Sozialdemokraten ge- pflogenen Unterhandlungen in die Oeffentlichkeit gedrungen ist, beruht mehr oder minder auf willkürlichen Kombinationen, welche sich kaum auf leichte Andeutungen stützen. So ist die Mit- theilung, daß jener Sozialdemokrat nur 34 Mal mit dem Protektor derProv.-Corr." vertraulich verkehrte, unrichtig; notorisch ist, daß man den ganzen Winter hindurch, von 1363 auf 1864 miteinander verhandelte, nicht drei oder vier, sondern 20 bis 30 Male besuchte derVolksoerführer" den Freund der Prov.-Corr.". Die erste Zusammenkunft erfolgte durch Ber- Mittelung einerallerhöchsten" Herrschast und fand erst statt, nachdem der wohlbekannte Liebenswürdige durch seinen Geheim- sekretär Z. an den Sozialdemokraten ein eigenhändig gefertigtes Schreiben gerichtet hatte, worin dieser unter bestimmten An- deutungen über eine eventuelle Verständigung um seinen Besuch gebeten wurde. Eine der letzten Verhandlungen der Beiden, welche ganz besonders zur Charakterisirung des Einen geeignet ist, mag hier bruchstücksweise Platz finden: Sozialdemokrat:Sie müssen wollen, wenn Sie mit sich im Klaren sind, und die von mir entwickelten Grundzüge als richtig anerkannt haben." Der Freund:Aber den Fürsten   werde ich kaum zu be- stimmen vermögen, mit allem Hergebrachten zu brechen, um neue Reformen zu bewilligen." Sozialdemokrat:Versuchen Sie es, als ehrlicher Politiker und als Anhänger und Diener des monarchischen Prinzips, denn nur durch Einführung gründlicher sozialer Reformen, vermag sich die Monarchie in der Zukunft zu befestigen. Das Volks- königthum......" Der Freund:.... kommt hier nicht in Betracht, so wenig wie die Monarchie überhaupt. Halten Sie sich versichert, daß ich bei Realifirung meiner Pläne mich nie durch Rücksichten auf die Monarchie habe beschränken lassen. Die von Ihnen angeregten sozialen Reformen werden durchgeführt werden, mit oder ohne Monarchie, das ist meine Ueberzeugung, und ich werde gerne dazu meine Hand bieten, nur halte ich die Zeit nicht für passend, jetzt von Regierungswegen damit zu beginnen. Die äußere Lage, Sie sagen ja selbst, daß der Krieg unvermeidlich, erfordert die größte Behutsamkeit bei der Behandlung wirth- schaftlicher Fragen."... So weit diese Unterredung. Bald darnach, bei einer Besprechung über das allgemeine Stimmrecht, also eine rein politische Angelegenheit, kam es zu Differenzen, welche damit ihren Abschluß fanden, daß der Sozial- demokrat dem Provinzial Corresponzler einen ziemlich unetiquett- mäßigen Zettel zuschickte, auf welchen er schrieb, daß er nach den ausgebrochenen Differenzen eine Fortsetzung der Verhandlungen für unfruchtbar erachte und deshalb von weiteren Debatten ab- stehe."--- So dieBerliner Freie Presse". Wer der in dieser Geschichte angedeutete Freund derPro- vinzial-Correspondenz" war, das werden unsere Leser wohl sofort an dengenialen" Redensarten desselben gemerkt haben. Wer der Sozialdemokrat im Jahre 1863 war, der mit dem Genialen" so wahrhaft genial umsprang, das möchte auch wohl mit Händen zu greifen sein. Doch geht aus dieserErinnerung" zur Genüge hervor, wer dasGift des Sozialismus" künstlich dem Volke einträufeln wollte. Die Untersuchung über den Untergang desGroßen Kurfürsten" ist einem Kriegsgericht überwiesen. Der Oberamtsrichter Wirth, noch im letzten Reichs- tage Mitglied der nationalliberalen Partei, ist am 5. Sep- tember wegen Verleitung zum Meineid vom Schwurge- gewonnenen Anschauungen entspringen. Immer mehr und mehr von dem Despotismus mißhandelt und vom Volke offen wenig unterstützt, verloren Viele die Hoffnung auf gute Resultate durch eine friedliche Propaganda, da wir gar keine Preß- und Vereins- freiheit befitzen. Nicht nur Ideen, sondern auch Gemüthsbe- wegungen bringen die Massen zur Aktion. Im russischen Volke, welches Jahr aus, Jahr ein geknechtet wird, muß auch, nach dieser Anschauung parallel mit der geistigen Evolution, noch das revolutionäre und protestirende Gefühl erzogen werden und dies hauptsächlich durch eigene Beispiele der Propagandisten. Also, nur der Trieb der Selbsterhaltung denen gegenüber, welche alle Greuelthaten unbestraft verüben; ferner die Meinung, daß Putsche ein sehr bedeutendes Erziehungsmittel des Volksgeistes*), so wie das Bedürfniß, Parteigenossen womöglich aus den Hän- den der Regierung zu befreien*) Alles dies führte zu den oben erwähnten Fällen. Noch in diesem Frühjahr wurde am hellen Tag ein junger Arbeiter wegen sozialistischer Propaganda verhaftet und dann aus der Polizeiwache befreit. Noch über einige Borfälle will ich berichten. Die Herren Staatsanwälte gehen mit den Sozialisten allzu unverschämt um. Unter ihnen thut sich besonders der Kiewer   Staatsanwalt Kote- jarewsky hervor. Er benahm sich gegen die studirende Jugend und in Untersuchungen sich befindende Personen ganz unver- schämt und suchte, durch unbegründete Verhaftungen und er- dichtete Verschwörungen sich eine gute Carriere zu verschaffen. Gegen so ein Verfahren und solchen Mißbrauch der Amtsge- walt konnte man nirgends Recht finden. Die Unverschämtheit des Staatsanwalts ging sogar soweit, daß er verhaftete Frauen und junge Mädchen von Soldaten auskleiden ließ, um angcb- lich auf verbotene Schriften zu fahnden. Das war schon zu toll! Da mußte man dem edlen Streber sein Handwerk legen. Eines Abends, als er aus dem Theater zurückkehrte, wurde er an der Thür von zwei Personenangeschossen". Gleich darauf wurden in Kiew   und in Petersburg   geheim gedruckte Flugblätter verbreitet, sogar an den Straßenmauern angeklebt, in denen die Sozialisten dem Publikum alle Missethaten des Herrn Staats- *) Wir lassen das für Rußland   gelten. Ein Putsch ist selbst, wenn wir hier in Deutschland   durch dos Ausnahmegesetz geknebelt werden sollten, zum Mindesten sehr überflüssig. Red. d.Vorwärts". **) Schon mehrere Male gelang es den Parteigenossen durch List, Kühnheit und offene Gewalt ihre Freunde aus den Händen der Re- gierung zu retten. Die Regierungsschergen erfahren die Sache immer zu spät, gerade wie die Carabiniers in den Räubern von Offenbach  (Operette), die da singen: I�ous sonuneg les carabiniers, La Sürsts des foyers, Mais par u» rnalbeureux hazard Kons verons toujours trop tard.., richt zu Rottweil   zu 2i/z Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Das sind die Folgen der natisnalliberalen Lehren" so würden wir ausrufen, wenn wir in der Haut eines Biedermann, Dr. Dernburg, eines Tageblatt- Hüttner stäken. Denn wahrlich, ebenso sehr oder ebenso wenig, wie unsere Lehren an den Attentaten auf den deutschen   Kaiser Schuld find, sind die liberalen Lehren an der Verleitung zum Meineid seitens eines liberalen Reichstagsabgeordneten und Richters Schuld! Wie wir hören, hat Wirth sich im Gefänguiß erhängt. Was denkt ein solcher Staatsanwalt dabei? In Essen   wurde der Redakteur und Reichstagsabgeordnete Stötzel, welcher auf Grund§ 130 des Strafgesetzbuchs unter Anklage gestellt worden war, entgegen dem Antrage des Staatsanwalts, der IV, Jahre Gefängniß beantragt hatte freigesprochen. Ein und ein halb Jahre Gefängniß und dann Freisprechung! Bei einem Mörder, bei einem Diebe, wenn der Beweis nicht genügend vorhanden ist, daß der betreffende Angeklagte die feststehende That verübt hat, läßt sich ein solcher Gegensatz zwischen Staatsanwalt und Gericht wohl erklären. Aber bei einem Preßvergehen, wo That und Thäter längere Zeit genau bekannt sind, wo es sich lediglich darum handelt, ob die That auch eine strafbare sei, bei einem solchen Prozesse dieser Gegensatz zwischen Gericht und Staatsanwalt! Was mag der Staatsanwalt wohl nachher gedacht haben, daß er einen solchen Strafantrag stellen konnte? Vielleicht dachte er, daß er-- Prosit die Mahlzeit! Rührender Trost. ImGewerkverein" tröstet sich das brave Mäxchen selbst über die Perfidie der fortschrittlichen Macher, die ihm die Pforten des Reichstags verschlossen haben, in folgender geradezu köstlicher Weise: Indem wir aus naheliegenden Gründen an dieser Stelle auf jede Kritik des Verfahrens einzelner Personen, das von unseren Lesern ohnehin gewürdigt werden wird, verzichten, können wir nur der Ueberzeugung Ausdruck geben, daß die Wirksamkeit unseres Anwalts(welcher persönlich durchaus kein Verlangen nach dem Reichstagsfitze trug) für die Ausbreitung und Festigung der Organisation nach seiner Enthebung von den Reichstagsarbeiten um so fruchtbarer sein wird." Nach jedem Durchfall wird also die Fruchtbarkeit der Thätigkeit des verehrten Anwalts sich mehren. Dem Manne und seiner Fruchtbarkeit kann hinfüro immer geholfen werden! Verwirrung der sittlichen Begriffe. In dem be- rüchtigten KlatschblattDresdener Nachrichten" findet sich eine Zuschrift, welche zur Bildung einer Liga gegen die rothe und die goldene Internationale, speziell die Sozialdemokraten und Juden, auffordert. A la Merseburg   und Chemnitz  , d. h. mit dem Knüppel und der Hungerpeitsche soll vorgegangen werden. Daß dies gegen Sozialdemokraten geschieht, ist natürlich ganz in der Ordnung der Herren Ordnungsleute. Daß aber dieHätz" auch auf die Juden ausgedehnt werden soll, das paßt den Herren Ordnungsleuten nicht. Das Leipziger   Klatsch- blattDeutsche Allgemeine Zeitung"(das sich von dem Dres- dener Klatschblatt hauptsächlich dadurch unterscheidet, daß es langweiliger ist) nennt die betreffende Zuschrift einenSchmach- artikel" und druckt eine Erwiderung des Dresdener   national- liberalen Organs ab, die darin gipfelt, daß kein Jude mehr auf dieDresdener Nachrichten" abonniren und in ihnen inseriren solle. Ueber diesen Borschlag selbst kein Wort blos die Be- merkung, daß dieselbige Partei, von welcher er herrührt, unsere Chemnitzer   Genoffen in pöbelhaftester Weise angegriffen hat, weil sie gegen die uns beschimpfende Presse der Ordnungspartei einen ähnlichen Feldzug eröffnet hat. Die Deportation der sozialistischen   Sträflinge nach von dem deutschen Reiche zu erwerbenden Strafcolonien wird alles Ernstes in einem Artikel derGrenzboten" em- pfohlen. Redakteur dieses Blattes ist vr. Hans Blum  , der Sohn des wegen seiner politischen Ueberzeugung von den Ge- walthabern gemordeten Robert Blum.  anwalts aufzählten und erklärten, daß sie, da keine Klagen gegen ihn halfen, zum Selbstgerichte gezwungen seien, und daß sie dasselbe gegen alle diejenigen anwenden würden, gegen welche man gesetzlich nicht verfahren könne; aber insbesondere gegen alle von der Regierung bezahlten Spione. Eine solche Erklä- rung erschien auch nach der Erdolchung des Kiewer   Gensdar- merie-Adjutanten Baron   v. Heyking und des Chefs der 3. Ab- theilung, General Mesenzow. Dieser abscheuliche Mann ist end- lich für seine Missethaten gerichtet worden. Als der Krieg be- endet war, beabsichtigte dieses Scheusal noch mehr Gewalt an- zuwenden nicht nur gegen Sozialisten, sondern gegen jede Oppo- sition, und gab sogar sein Wort, jede freie Meinung zu ver- nichten. Trotz aller Anstrengungen der Regierung kann die- selbe sehr wenig gegen die mehr und mehr um sich greifende Unzufriedenheit und gegen die Sozialisten und deren Agitation ausrichten. Während des ganzen Winters arbeiteten in der Residenz zwei geheime Druckereien, die eine Masse von Flug- schristen und Broschüren verbreitete und die für kein Geld(!) zu entdecken waren. Nur in Odessa   gelang es, wie Sie schon wissen(Vorwärts" Nr. 99), eine Druckerei aufzufinden, doch mußte man das Lokal durch Militär erst erstürmen lassen. Diese Druckerei wurde durch einen gewissen Kowalsky(der jetzt dafür vom Kriegsgericht zum Tode verurtheilt und schon er- schössen ist) und einen Literat Witaschewsky(früher Heraus- geber einer kleinen RevueEcho" und einiger Broschüren über Odessa  ), bei denen man viele sozialistische Broschüren und Jour- nale vorfand, geleitet. Neulich nach dem Odessaer Prozesse und der Erdolchung Mesenzow's fanden abermals Verhaftungen statt in Petersburg  , in Moskau   und sogar in Warschau  , wo die Pro- paganda erst vor Kurzem den Boden zu gewinnen anfängt. Jetzt können wir auch Warschau   zu uns zählen, da auch dort die sozialistische Sache ziemlich gut steht. Selbst die Regierung und die reichstreue Presse gestehen ein, daß die sozialistischen  Ideen unter der Jugend und den Arbeitern Warschaus   an Äo- den gewonnen habe. Bei den in Warschau   stattgehabten Haus- suchungen fand man viele sozialistischen   Schriften in polnischer, russischer, deutscher und französischer Sprache.Und fie bewegt sich doch"... die Sache des Proletariats geht vorwärts zum Trotz der herrschenden Gewalt, und mag dieselbe noch barba- rischcr gegen uns vorgehen, es wird ihr nicht gelingen, den er- wachenden Volksgeist abzustumpfen. So hoffen wir, daß die Zeichen und Symptome des aus dem Schlafe erwachten und geistig wachsenden Volkes, die wir jetzt erblicken, die Morgen- röthe sind, welche den Tag der Freiheit für mein geknechtete» Vaterland andeutet.*** Sozialdemokratische Gespenstererscheinung. Nach­träglich wird uns aus Gotha   mitgetheiltt, daß diesen Sommer,