Die österreichischen Kulturkämpfer im Osten thun es den russischen ganz gleich. In S-rajewo haben fich Greuel» scenen abgespielt, wie sie nur vorkommen können, wenn der Mensch alles Menschliche von sich geworfen hat und wieder zur Bestie geworden ist. Kampf bis auf's Mesier und auf die Zähne. Verzweifelter Widerstand der Einwohner, an dem selbst Frauen, Kinder und Kranke Theil nahmen, und erbarmungslose Ab- schlachtung der Besiegten ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht. Doch das ist nicht Alles. Um sich nicht von den Russen be- schämen zu lasten, mußte auch geplündert werden. Und das ist denn auch zur größeren Ehre des Hauses Habsburg und der europäischen Civilisation im vollsten Maße geschehen. Ein frommer Feldprediger schildert es mit hohem Behagen in einem christlichen Pfsffenorgan, demVorarlberger Volksblatt". Da heißt es u. A.(der Brief ist den Tag nach Erstürmung der Stadt geschrieben): Nachmittags zogen die Oesterreicher ein und der General gab die Stadt, d. h. die türkischen Häuser und die Kaufgewölbe, der Plünderung Preis. Die österreichischen Soldaten zer- brachen die Gewölbethüren, warfen die Maaren auf die Straße, daß das Volk sie unter fich vertheile. Welcher Jubel unter der Bevölkerung! Es war v�n unseren 130 Arbeitern Keiner, der nicht Sachen im Werthe von 10 bis 100 Gulden und darüber nach Hause schleppte. Heute ist Fortsetzung. Nie sah ich beim Arbeiten unsere Arbeiter so schwitzen, wie gestern und heute. Ich hielt ihnen daS vor, da sagte mir Einer:Ja, Gospodine, Du giebst uns in einem Monat nicht so viel, als ich heute schon erobert habe." Alles Mögliche, was in solchen Kaufmannsge- wölben sich finden mag, schleppen sie daher.--- Aber die Kaufzewölbe, auf denen ein Kreuz gemacht war, schonten sie, die anderen plünderten sie der Reih- nach. Heute ist's so voll in den Gassen und auf dem türkischen Marktplätze, daß man von wegen Leut' und Wagen kaum weiter kommt. Jeder will recht viel nach Hause bringen.... Heute konnten wir keinen einzigen Arbeiter erhalten, denn die Freude und die Beute ist dort in der Stadt zu groß. Ich ver- arge es ihnen nicht, auch ich gönne ihnen von Herzen die Kühe und die Wagen, die Kessel, Hosen und Häute, die Tuchballen und Kaffeesäcke. In 406 Jahren des Druckes auch einmal eine Freude auf der Welt ist nicht zu viel. Wie lange diese Zeit der Freude dauern wird, hängt vom General ab, der auf diese Weise die wortbrüchigen (wortbrüchig, weil sie sich ihrer Haut wehrten und nicht wie Hammel abschlachten ließen! R. d. V.") Türken züchtigt. Soeben sehe ich wieder Rauchwolken von der Stadt auf- steigen. Es herrscht ein heftiger Südwind bei 24 bis 25 Grad Reaumur Hitze. Wir haben besonders Grund, Gott zu danken, daß wir wieder, wie seit drei Jahren so oft, aus der Lebens- gefahr gerettet wurden. Ich schreibe es auch dem Gebete der Brüder zu, denn, wenn ich die Patrouillen unserer Brüder in- spizirte, so traf ich sie meistens nebst dem Hinterlader auch mit dem Rosenkranz beschäftigt. Das ließ unsere Himmelskönigin nicht unberücksichtigt." So der fromme Feldprcdiger. Sein Brief bedarf keines Commentars, ja er duldet keinen, denn der schärfste Commentar würde ihn nur abschwächen. Aus Paris erhalten wir die Nachricht, daß zahlreiche Verhaftungen unter den Anhängern des Sozialismus(be- sonders Deutsche) stattgefunden haben. Die äußere Veranlassung gab die versuchte Abhaltung des von der Polizei verbotenen Arbeitercongresses. Dieser Congreß bestand zum größten Theil aus Anhängern der Trades-Unions. Auch unser Genosse Karl Hirsch ist am 5. September, nachdem bei ihm gehaus­sucht worden war, verhaftet worden; der Grund der Verhaftung ist, weil Hirsch einerverbotenen geheimen Gesellschafi" ange- hört habe. Moderne Klassengesetzgebung in Amerika . Die Gesetzgebung des Staates New-Hampshire in Nordamerika hat folgendes Tramp-(Vagabunden-) Gesetz angenommen: 1) Eine jede Person, welche von Ort zu Ort zieht und von Wohlthätigkeit Anderer abhängig ist, soll festgenommen und als als der polizeilich angemeldete Congreß amerikanischer Inge- nieure dort dieses Jahr, wie alle Jahr stattfand, diese gemülh- lichen Zweckestenden und ulkenden Philister als Sozialdemokraten angesehen und einige von ihnen zur Wache sistirt worden sind, weil sie den verbotenen sozialistischen Congreß abhielten. Einen nicht verbotenen Umzug hatten die Ingenieure übrigens schon Tags zuvor vor den Augen der Polizei abgehalten. Das rothe Gespenst scheint also selbst der sonst so wachsamen Polizei die Augen geblendet zu haben. Fürwahr ein Spaß zum Lachen! Das Unter- Haltungsblatt der Heilbronner Neckarzeitung" bringt aus Anlaß des Sedantags den üblichen patriotisch-poetischen Erguß; diesmal aus der Feder des Oberhofpredigers Prälaten v. Gerok, der sich leider auf dieses Feld der Poesie lenken ließ, was seinen nicht zu bestreitenden Dichterruhm nicht zu erhöhen geeignet ist. Napoleon wird in diesem Poöm in keineswegs schmeichelhafter Weise mit Pharao , dender Herr" mit Roß und Reitern vom rothen Meer verschlingen ließ, und mit Nebukadnezar verglichen, dender Herr" Staub schlucken ließ, als er sich wie die Ochsen von Gras und Kräuter» nähren mußte. So schlimm gings Napoleon wohl nicht auf Wilhelmshöhe bei Kassel , undder Herr" scheint mit den Herren der Welt jetzt milder zu verfahren, wenn er sie seine gewaltige Hand fühlen läßt. Im Haupt- blatt derselben Nummer steht nun die Nachricht von einem freundschaftlichen Besuch, den die Exkaiserin Eugenie am Hof- lager Sr. Majestät des Königs von Württemberg mit ihrem Sohne Lulu in Friedrichshafen gemacht hat. Wie so fragt man fich unwillkürlich kann Herr Prälat von Gerok so unzart sein, die Hausfreunde seines Herrn und Königs durch ein Ge- dicht so tödtlich zu beleidigen! Er wollte sich doch keiner in- direkten Majestätsbeleidigung schuldig machen? War's doch Eugenia, welche damalsihren kleinen Krieg" haben wollte und des Kaisers von Frankreich kleiner unerwachsener Büb", der das erst Tüfelsstuck abträllt und dorft man in darumb wol ein Tüfelsbüb namsen", wie in derNuwen Zittung des Tutschen Kriegs" von Ernst Götzinger zu lesen steht Die Heilbronner Neckarzeitung" will aber durch dieses Zusammenschreiben des oben Angeführten doch gewiß nicht sagen, daß die Feinde des deutschen Volkes die Freunde der Fürsten des deutschen Volkes seien? Nun die Antwort tst einfach: Man schlägt sich, man verträgt sich! Weitere Verse lasten fich leicht von Jedem dazu machen, der nicht im Siegesrausch von 1870 fortlebt, bis der große Katzen- jammer kommt und kommen wird er. Tramp betrachtet werden. Dieselbe soll mit Gefängniß bei harter Arbeit und nicht länger als 15 Monate bestraft werden. 2) Ein Tramp, welcher das Wohnhaus eines Bürgers be- tritt, oder auf dem Felde Feuer anmacht, ohne die Bewilligung des Eigenthümers dazu eingeholt zu haben, oder im Besitze von verborgenen Feuerwaffen oder anderen Waffen angetroffen wird, soll mit nicht mehr(!) als zweijähriger Einsperrung bei harter Arbeit bestraft werden. 3) Irgend ein Tramp, welcher einer anderen Person in böswilliger Absicht Schaden zufügt, oder das Eigenthum eines Anderen schädigt, soll mit nicht mehr als dreijähriger Einsper- rung bestraft werden. 4) Jede That des Vagabundirens oder Bettelns einer Person, welche nicht im Staate ansässig ist, soll als Beweis dienen, daß das Vergehen unter diese Trampakte zu fallen hat(!). 5) Eine jede Person, welche ein Vergehen, wie es in dieser Akte beschrieben ist, entdeckt, kann den Betressenden vor einen Friedensrichter bringen, und wenn derselbe der That überführt wird, so soll dem Denunzianten eine Belohnung von 10 Dollars zufallen. 6) Der Mayor und die Verordneten einer jeden Stadt sind hiermit autorisirt und aufgefordert, spezielle Constabler zu er- nennen, deren Pflicht es sein soll, die Verhaftung von Tramps in Städten und auf Dörfern vorzunehmen und dieselben den Gerichten zu überliefern. 7) Diese Akte soll auf das weibliche Geschlecht und auf Minorenne unter 17 Jahren, ebenso auf blinde Personen keinen Bezug haben." Unser Parteiorgan in Saint-Louis, dieVolksstimme des Westens", bemerkt zu Vorstehendem: Abgesehen von dem Widerspruche, in welchem dieses Gesetz mit der Constitution der Vereinigten Staaten steht, abgesehen von der Brutalität gegen die ärmeren Klassen, ist dasselbe ein wahres Monstrum juristischer Macherei. Wäre in diesem Gesetze zum Mindesten zur entscheidenden Bezeichnung ein Passus bei- gefügt, wonach die Definition des BegrissesTramp " auf die Thatsache bafirte, daß derselbe ihm angebotene Arbeit ausge- schlagen hätte, so wäre der Gerechtigkeit zum Mindesten dem Scheine nach Rechnung getragen worden. Wir sind zwar über- zeugt, daß mancher Arbeiter, der vor der Wahl steht, ohne Ar- bcit zu hungern oder bei der Arbeit zu hungern, Ersterem un- bedingt den Vorzug geben muß. Wir wissen, daß viele Löhne derart sind, daß man beim Nichtsthun unmöglich viel schlechter daran sein kann. Nichtsdestoweniger hätte man dieses Äorur- theil, daß ein Tramp unbedingt ein Mensch sei, der absolut nicht arbeiten wolle, dazu benützen sollen, um den Schein des Rechts aufrecht zu erhalten. Es genügt also einfach, daß ein Arbeiter außer Arbeit ist, daß er Arbeit suchen will und da er keine Mittel hat, um leben zu können, seinen Nebenmenschen um einen Bissen Brod angeht das genügt, um alsTramp " erklärt und nicht mehr als 15 Monate bei harter Arbeit einge- sperrt zu werden. Und dies nennt man Gerechtigkeit! Das Schönste an der Sache ist noch, daß ein jeder Bürger für jeden eingebrachten Tramp 10 Dollars bekommt. Da wir den prak- tischen Sinn für Geld unserer Iankees kennen, so bezweifeln wir nicht, daß binnen Kurzem ganze Jagdgesellschaften sich bilden werden, welche im Namen der Ordnung nnd Gerechtigkeit auf die Tramphetze ziehen werden, um für jedes ihrer Opfer 10 Dollars einzustreichen. Dabei gehört New- Hampshire zu den christlichsten Staaten in der Union . Nun denken wir uns: Wie, wenn die drei Millionen Tramps in den Vereinigten Staaten den Spieß umdrehen würden, wenn die Tramps auf die Jagd gingen? Das wäre allerdings ungesetzlich wäre es aber solchen Zuständen gegenüber ungerecht? Parteigenosse Nauert ist in Erfurt wegen Verstoß gegen§131(Schmähung von Staatseinrichtungen k. zc.) zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Die Russengreuel in Macedonien. Der Bericht derRhodope-Commiffion" ist seinem vollen Wortlaut nach noch nicht bekannt; er liegt uns aber im Auszuge vor(veröffentlicht durch den Londoner Standard"), so daß sich das Material bereits überblicken und ein Urtheil fällen läßt. Nach diesem Bericht steht so viel fest: größere Barbareien als jetzt im alten Macedonien, südlich des Balkans, von den Russen verübt worden sind, sind selbst von den barbarischsten, verthier- testen Völkern niemals verübt worden, und von der Anklage, diese Entsetzlichkeiten veranlaßt zu haben, wird die ruffische Re- gierung sich unmöglich rein waschen können. Die Commission besuchte die Gegenden von Xanthi , Gumeld- schina, Kirkowa, Mustanli und Ostvkiöi; sie fand daselbst 150,000 muselmanische Flüchtlinge; es sind dies lauter solche, welche Unterstützungen erhalten. Hierzu kommen die Emigranten, welche im Rhodove-Gcbirge um Ehre und Leben kämpfen. Die ganze entsetzliche Auswanderung stammt aus den Territorien, welche Rußland in Bulgarien und Rumclien militärisch besetzt hat.Sie sind, wie alle Delegirten man hat aus jedem Dorf einen Delegirten vernommen aussagten, vor den Exzessen der russischen Truppen geflohen, welche auf ihrem Wege alles schänden, tödten und niederbrennen. Wenn man die Aussagen dieser Tausende von Individuen, die aus ent- fernten Oertlichkeiten gekommen find, zusammenfaßt, könnte man zu der Ansicht gelangen, daß hier ein im Voraus beschlossener Feldzugsplan vorliege: die schreckenbetäubte Menge, welche in die Berge zu entkommen suchte, vor sich herzutreiben und diese aus mehreren Hunderttausenden von Unglücklichen, meistens Frauen, Kinder, Greise, bestehende Menge seitwärts von Her- manli, in eine Art Sackgasse, die Maritza und den Urlu-Dere im Rücken, zu drängen und sie da niederzukartätschen und in den Fluß zu werfen. Nach Tausenden haben Mütter, lauten bestimmte Aussagen, ihre Kinder in den Fluß ge- stürzt; der Lauf desselben wurde einen Augenblick durch die Anhäufung der Leichname gestaut, haben einige wenige Ueber- lebende ausgesagt. Die Commisiare haben diese Greuel aller- dings nur aus den Berichten der Opfer erfahren, welche haben entfliehen können; sie haben die Leichname nicht gesehen, doch sind sie auf unzählige Grabhügel gestoßen. Wie viel Tausende von Tobten bedecken diese? Noch mehr: lange Stunden hin verfolgten die Commissäre einen Weg, wo sie bei jedem Schritt auf Reste von Kleidern von Frauen und Kindern stießen. Und welche Episoden spielten da! Ein Mann von Tatar- Basardschik sagt aus: er habe fünfzig Unglückliche niedermetzeln sehen, nachdem man ihnen einen Hut aufgesetzt; eine Frau von Samakoff sagt aus, daß sie das Opfer von sieben russischen Soldaten gewesen sei; eine andere wurde an einen Karren ge- bunden und geschändet vor ihrem Mann, den man darauf mit ihrem Kind niedermachte; die Gruppe von Eski-Sagra erklärt, daß 1500 Frauen innerhalb zwölf Tagen niedergemacht seien; die von Loftscha: daß 24 Unglücklichen die Hände ab- gehauen und dieselben dann von einer steilen Höhe hinabgestürzt worden seien; daß die Hälfte der Bevölkerung von Hermanli niederkartätscht worden und daß in Demotika von den Unglück- lichen, welche auf 50 Karren wegfahren wollten, nur noch fünf am Leben seien. In Kesanlik wurden 99 Männerwie Salat" entzweigeschnitten, sagt eine Frau; eine andere erklärt, daß sie von 40 russischen Soldaten geschändet worden sei; dieselbe wurde mit sechs jungen Mädchen und einem 12jährigen Kinde ein» gesperrt, und drei Tage und Nächte lang drangen russische Sol- baten je zu acht ein, um ihre Lüste an ihnen zu befriedigen; zu Holgiter wurde eine schwangere Frau von Soldaten ergrissen; man stritt fich über das Geschlecht des Kindes, das sie unter dem Herzen trage; der Frau ward der Bauch aufgeschlitzt und der Kadaver des Kindes auf ein Bajonnet gespießt." Der Bericht rühmt sodann die Haltung der Insurgenten vom Rhodope -Gebirge; sie halten Disziplin, respektiren die Gefangenen und schonen selbst die in ihrem Rayon gelegenen Bulgaren- dörfer. Dieses Resumä wird genügen. Der Commissionsbericht, daS muß betont werden, ist nicht auf Hörensagen hin aufgenommen: die Commissäre find mit größter Sorgsalt zu Werk gegangen und haben nichts behauptet, was nicht durch glaubwürdige Zeugen und sonstige Evidenz festgestellt ist. Um so vernichtender ist die Wirkung. Wir können der Wiener Neuen Freien Presse" nur beistimmen, wenn sie sagt: Unerhörte Greuel haben die Russen südlich des Balkans verübt. Noch kennt man nicht den Wortlaut des englischen Berichtes, aber die kurzen, von demStandard" veröffentlichten Angaben genügen, um jedes menschliche Gefühl zu empören. Zehnfach überboten erscheinen die türkischen Blutthaten vom Mai 1876, wegen deren die ganze Welt in Aufruhr gerieth und Gladstone die Vernichtung des türkischen Reiches als eine Ehren- Pflicht Europas verkündete. Was damals geschah, wir wollen es wahrlich nicht beschönigen oder vertheidigen, aber mildernde Umstände waren vorhanden. Die bedrohte Minderheit der Ein- wohner rettete sich durch ein Blutbad, das sie unter der Mehr- heit anrichtete, vor dem gleichen Schicksale. Die russischen Schandthaten wurden nicht von einer verzweifelten, durch wirk- liche oder auch nur vermeintliche Gefahren zum Aeußersten ge- brachten Civilbevölkerung, sondern von regelmäßigen Truppen, ohne jede Herausforderung, ohne das eiserne Gebot des Krieges, das zur Sicherung der eigenen Truppen oft Unmenschliches wider den Feind verlangt, nach dem Waffenstillstände und gegen Wehrlose verübt. Abermals, und in noch höherem Grade als 1876, wird ein Aufschrei der Entrüstung durch die Welt gehen, denn man wird dem englischen Berichte unbedingten Glauben schenken, obwohl sich der deutsche und der östreichische Vertreter geweigert haben, die Enthüllungen über die russische Barbarei durch ihre Unterschrift zu bestätigen. Von Seite Rußlands wird die Ausrottung der Türken systematisch betrieben; der Kampf wider sie, der trotz Berliner Congreß und diplomatischer Vermittlung im Rhodope-Gebirge fortwüthet, trägt den Charakter der Kriege, nicht des Mittel- alters, das wäre zu schonend ausgedrückt, sondern der Völker- Wanderung. Das schreiende Unrecht, die Verachtung aller Hu- manität hat Rußland auf seine Fahnen geschrieben, und wir zittern davor, daß das böse Beispiel Nachahmung findet. Viel- leicht hält aber doch die Erwägung davor zurück, daß man den Rechtssinn im eigenen Volke vernichtet, wenn man seine Truppen in solcher Weise walten läßt; daß die Verbrechen, die russische Soldaten an den unglücklichen Bewohnern Rumeliens begangen haben, sich heute schon an den Trägern der Gewalt in Rußland zu rächen beginnen." Comspondenzen» Leipzig , am Tage des heiligen Sedanius.(Wie von unseren Gegnern die Logik angewendet wird.) Wohl jedem nur einiger- maßen aufmerksamen Zeitungsleser werden nicht nur in Kanne- gießerblättern, wie z. B. demLeipziger Tageblatt ", derDeut- schen Allgemeinen Zeitung":c. zc., sondern auch in bedeutenden politischen Organen Sätze begegnet sein, wie: die Anhänger der Sozialdemokratie sind die Hefe der Gesellschaft, sind eine Kaiser- Mörderbande, sind eine moralische Pest und dergleichen mehr. In Nr. 5031 Abendblatt pro 1878 bringt dieNeue Freie Presse" in Wien im Auszuge aus deutschen Älättern folgenden Unsinn: Das schwere Siechthum der russischen Gesellschaft, welches man vornehm mit dem SchreckensnamenNihilismus" abfertigt, könne mit dem Säbel nicht geheilt werden." Das Sicchthum wird also Nihilismus genannt. Welche Logik! Und weiter heißt es:da könne nur eine�Staatsreform*) in liberalem" Sinne Hilfe bringen."Eine Constitution," äußert sich die Tante Voß,welche die Russen zu selbstbewußten Mit» gliedern eines freien Volkes machen und allen Gesellschaftsklassen einen berechtigten Einfluß auf Staatspolitik und Verwaltung gönnen würde; eine ehrliche Handhabung der richterlichen Gewalt; eine scharfe Controle der Staatseinkünfte; die Lehr- und Wissens- freiheit das sind die Todfeinde**) des Nihilismus. Die Ge- sellschaft würde sich selber von den Pestbeulen(hier also den Nihilisten) befreien, welche ihr Leben bedrohen, und die Grund- pfeiler der nihilistischen Propaganda müßten***) zusammen- brechen.". Da nun bekanntlich dem Sozialismus dasselbe nachgesagt wird, wie dem Nihilismus, und zu seiner Beseitigung ähnliche Rathschläge wie oben gegeben werden, so ist es bei der großen Denkfaulheit und Denkunfähigkeit so Vieler gar nicht zu ver- wundern, wenn man in Gesprächen, die man mit Gegnern über die soziale Frage führt, jene und ähnliche Sätze und noch gröberen Unsinn zu höreu bekommt. Es wird eben Alles nach- geplappert, selbst das dümmste Zeug; von Logik est da gar keine Spur. Wenn die Presse schon die Logik über Bord wirft, was soll man da vom Publikum erwarten! Wenn nun beispielsweise eine Beule dasSymptom" einer gewissen Krankheit des thierischen Körpers ist, so ,st analog die Sittenverwilderung, Berthierung, Massenarmuth u. s. w. u. s. w., kurz die physische und moralische Degeneration des heutigen Menschengeschlechts der sogenannten Culwrstaaten gleichsam als Pestbeule das untrügliche Kennzeichen gewisser Krank- heiten des gesellschaftlichen Organismus. Und wie ferner ein am ganzen Körper mit Beulen bedeckter Mensch sich im höchsten Stadium des Siechthums befindet und unrettbar dem Tode ent- gegeneilt, so pfeift vernunftgemäß auch die mit Krankheits- svmptomen aller Art überladene heutige Gesellschaft auf dem letzten Loche! Daß dieses gesellschaftliche Siechthüm existirt, leugnet weder der Politiker noch der Politikaster, weder der Philosoph noch der Sophist; am allerwenigsten aber leugnen es *) Oho! Doch nicht etwa vermittelst Revolution?! **) Das pud ja Alles höchsteigene Forderungen der Nihilisten, und die sollen ihnen den Tod bringen?! *'*) Ja, wenn dasWenn" nicht war'.,.