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Oktober.1878.Unzeitgemätze Zeitgedanten einesCollaborators*%Daß nur nicht der Leser durch die Ueberschriftverführt auf den Gedanken komme, ich wolle zuder Arbeit meines Collegen vom Schwarzwalddroben, zu den„Taufend Gedanken eines Collaborators" von Berthold Auerbach ein Pendantliefern! Bei Leibe nicht! Unsere Zeit hat sichmit viel reelleren, greifbareren Gegenständen zubefassen als mit spinozistischer Selbstversenkungund Sclbsterlösung, wenn auch heut zu Tagemancher Mann, angeekelt von der Misöre derherrschenden Zustände, grollend vom Lärm desTages sich zurückziehen möchte, um in der Einsam-keil seiner Studirstube Trost zu suchen in denWerken unserer großen Denker, oder sich zu er-frischen an den Gestalten des römischen und hei-lenischen Alterthums.Allein gerade der Unmuth über die heutigenZeitverhältnisse ist es, der mir die Feder in dieHand drückt, um mein volles Herz auszuschüttenüber die krankhaften Symptome, die in der letztenZeit im öffentlichen Leben zu Tage getreten find.Eines der ekelhaftesten Geschwüre am deutschenVolkskörper ist unstreitig die moderne Tagespresse— ich verstehe darunter die großen tonangebendenJournale—, in denen die öffentliche Meinunggemacht wird und das frevelhafte, gewissenloseSpiel, das eben mit dieser öffentlichen Meinunggetrieben wird. Große Geister, wie Hegel undGöthe, hatten allerdings vor dieser öffentlichenMeinung keinen allzugroßen Respekt. So urtheiltHegel in seiner„Rechtsphilosophie" von derselben:»Die öffentliche Meinung verdient ebenso geachtetals verachtet zu werden, dieses nach ihrem konkreten Bewußtsein und ihrer Aeußerung, jenes nachihrer wesentlichen Grundlage, die, mehr oderweniger getrübt, in jenes Konkrete nur scheint."Daher ist auch nach Hegel die Unabhängigkeit vonihr die erste formelle Bedingung zu etwas Großemund Vernünftigem in der Wirklichkeit wie in derWissenschaft.«clq vernichtendes Urtheil hatte Hegel erstheutzutage über die öffentliche Meinung gefällt,wie sie in verzerrter Fratze und häßlicher Karrikatur aus dem Spiegel der modernen Tagespresseeutgegengrinst, der Tagespresse, die von unserenZeitungsschreibern vom Metier geleitet wird. Amtreffendsten hat Lassalle diese Sorte von Volks-bildnern in seinem Julian gekennzeichnet als„eineBande unwissender und gedankenloser Buben, zujeder bürgerlichen Hantierung zu schlecht, zu igno-rant zum Elementarschullehrer, zu unfähig undarbeitsscheu zum Postsekretär, und ebendeshalbsich berufen glaubend, Literatur und VolksbildungZu treiben." Wohlgemerkt, als Lassalle diese Worteichrieb, wußte man noch nichts von dem herrlichenInstitut des Reptilienfonds, das systematisch dieRotte gewissenloser Soldschreiber von RegierungsWegen heranzüchtete und ins Endlose vermehrte.Als eine Erlösung von beengendem Alpdruck wurdees daher unlängst empfunden, als die leider irrigeKunde auftauchte, der Rechtsnachfolger des letztenWelfenkönigs habe seinen Ansprüchen entsagt unddamit den Welfenfonds seiner edlen Bestimmungentrissen. Welche entsittlichenden, depravirendeuWirkungen dieses Institut auf den deutschen Volks-geist ausgeübt hat und noch ausübt, will ich nichtnäher schildern. Wer sich dafür interessirt, mages des Näheren in dem tresslichen Buche des Prof.Wutike„Die deutschen Zeitschriften' nachlesen.»Die deutschen Zeitschriften von Prof. Wuttke,davon habe ich noch nichts gehört!" höre ichmanchen Leser verwundert ausrufen. Das magwohl fem! Das ist ja eben das Geheimniß dermodernen TageSpresse, daß alle tonangebenden,d,e öffentliche Meinung' fabrizirenden Journale zuCoterien und Cliquen vereinigt sind, wo einer aufden andern schwört, einer den andern heraus-streicht, jeder den andern berühmt macht, währenddie Werke verdienstvoller Autoren einfach todt-geschwiegen, oder, wenn dies nicht mehr angeht,m schamloser Weise heruntergerissen werden.Wuttke hat in seinem Werke der deutschen Tages-presse einen Spiegel vorgehalten; ihr häßlichesBesicht konnte sie darin schauen: aber sie hatwohlweislich ihre Wuth im Stillen hinunter-gewürzt und Niemand draußen etwas davon ver-rathen.Consequenterweise wird daher immer nochLassalle als„literarischer Gassenjunge" mißhandelt,ein monumentales Werk, wie Marx' Kapital, miteinem Fußtritt„voluminöses Elaborat" verächtlichbei Seite geschoben, so wurden die verdienstvollenArbeiten eines Lange, Schäffle, Wagner, Scheelu. a. entweder ignorirt oder als staatsgefährlichdenunzirt. während kritiklose und tendenziöse Pam-Phlete ä La Treitschke und Bamberger, zusammen-gesto�elteund-gekleisterteMachwerke a!a Schuster. � B.„ichnend genug ist dieser trefflich- Artikel vonund Mehring sich des rauschenden Beifalls unserer fajj ajjetI Tagesblättern todtgeschwiegen worden: ichfinde ihn nur in der„Germania", und im„Vorwärts"Collaborator= Mitarbeiter., abgedruckt.Tagesprcsse erfreuen und bei der urtheilslosenMasse der sog. gebildeten Mittelklassen, für dieder Urgermane Heinrich Leo den Ausdruck„Bil-dungspöbel" erfunden zu haben scheint, reißendenAbsatz finden.Wie öffentliche Meinung gemacht, wie die Zeit-geschichte gefälscht wird, ist wahrhaft zum Er-barmen; Klio, die hehre Muse, ist zur gemeinenGassendirne geworden, die von jedem hergelaufenenBuben nach Bezahlung sich gebrauchen läßt. Einheiteres Exempel an einem solchen„Helden derFeder", der sich Christof Wild nennt, hat unlängstdie„Staatsbürgerzeitung"*) statuirt, indem siezur Evidenz nachgewiesen hat, daß das ganzeElaborat dieses Ritters von der traurigen Gestaltaus diversen Zeitungsartikeln zusammengestohlensei. Das Ergötzlichste bei der Geschichte ist aberdas, daß das Machwerk dieses literarischen Strauch-diebs und Wegelagerers von einem großen Theilder tonangebenden Presse belobigt worden ist;der„Schwäbische Merkur" z. B., dieser Typusder politischen Gesinnungslosigkeit, vulxo National-liberalismus genannt, ließ es sich nicht nehmen,als Leitartikel einen Auszug aus dem Opus diesesliterarischen Buschkleppers, die sozialistische Bro-schüren- und Kalenderliteratur betreffend, zubringen.Das Diktum Schiller's von dem tintenkleck-senden Säkulum, das einen anekelt, ist nicht mehrWahrheit; nur Scheeren- und Kleisterarbeit ist es,die dem Leser in fürchterlicher Hohlheit aus denSpalten unserer Tagespresse entgegenstarrt.Und zwar in allen Zweigen der Kunst, Lite-ratur, Wissenschaft und Politik macht sich dieseIchand» und Schundliteratur breit; in allen großenund kleinen Journalen glaubt diese Rotte gedanken-und gewissenloser Buben ihre literarische Roth-dürft verrichten zu dürfen, und sie gleicht darinden Hunden, daß sie mit Vorliebe die Monumentegroßer Männer be—. Armer, guter deutscherMichel, wann wirst du endlich gewahr, daß duvon einer nichtsnutzigen Bande unwissender Strolcheam Narrenseile geführt wirst, wann ermannst dudich endlich aus deinem Schlaf und giebst deinenVerführern den verdienten Laufpaß?Das elende Treiben dieser Volksbverführcr hatsich bei Besprechung der Ereignisse der letztenMonate am schamlosesten geoffenbart. In denAttentatstagen herrschte in den tonangebendenJournalen und den ihnen nachbetenden Blätternund Blättchen ein wahrer Hexensabbath, das reinste,unverfälschte Tohu-wa-bohu, wie es in der Schriftsteht. Dafür hatte auch die Berliner Hexenkücheauf's trefflichste gesorgt; mit den Tränklein undPulverlein, die dort gebraut wurden, waren allerWelt die Köpfe verrückt gemacht. Das Wundfieber,von dem das deutsche Volk in seiner großen Mehr-zahl damals angesteckt war, hatte sich, künstlichgenährt und großgezogen, zum förmlichen Deliriumgesteigert.Ueber jedem offenen, mannhaften Wort, dasin jenen Tagen, der bethörten und verwirrtenTagesmeinung zum Trotz, ausgesprochen wurde,schwebte das Damoklesschwert einer Denunziationwegen Majestätsbeleidigung oder Hochverrath, überdem Haupt eines jeden einer freieren Anschauungoder gar des Sozialismus verdächtigen Mannesder Knüppel der Ordnungscanaille.Und all der Lärm ward in Szene gesetzt, alldie Aufregung und Verbitterung unter das deutscheVolk geworfen— weil die Regierung mit allerGewalt eine große Partei der Urheberschaft derverbrecherischen That zweier Halbidioten bezichtete,ja die ganze Nation dafür verantwortlich machenwollte, als ob nicht noch heut zu Tage die Heine'-schen Verse Geltung hätten:Deutschland, die fromme Kinderstube,Ist keine römische Mördergrube--Im Land der Eichen und der LindenWird nimmer sich ein Brutus finden.Aber freilich, selbst das harmloseste und geduldigste Volk kann, wie wir jetzt in Rußlandsehen, durch IRißleitung und Willkürakte zumAeußersten gebracht werden, daß es gleichfalls denBoden des Rechts, das für alle gleich sein sollte,verläßt und sich selbst sein Recht sucht.Jeder aufrichtige Patriot, der es mit der Zu-kunft seines Vaterlandes ehrlich meint, muß mitglühender Seele wünschen, Deutschland möge vonder Gefahr der Ausnahmegesetzgebung, die Wen-täte nur provoziren, nicht verhindern kann, ver-schont bleiben, die Regierung möge die Bahn ver-lassen, die sie zu wandeln entschlossen ist, oderwenigstens die Volksvertretung möge ihr ein ener-gisches Halt zurufen. Kommt denn den Gesetz-ebern nicht zum Bewußtsein, daß die verboteneirucht, gleich der vom Baum der Erkenntniß ge-Pflückten, stärker reizt und süßer schmeckt als dieerlaubte? Haben sie denn ganz das römischeDichterwort vergessen:„Wimur in vetitum semperjcupimusque negata." Erinnern sich unsere Ge-setzesfabrikanten, vulgo Bundesrath und Reichstaggenannt, nicht des Ausspruchs von Tacitus: Jeschlechter ein Staat ist, desto mehr Gesetze machter— Ausnahmegesetze in Sozialismus, Einnahme-gesetze in Tabak, Petroleum, Salz und anderenLuxusartikeln?"Eitle Hoffnungen! Der Staatsmann mit dereinsamen Stirn ist einmal in eigenfinniger Ber-blendung entschlossen, den Strom der Bewegung,der sich in immer breiteren Wogen über Deutsch-land ergießt, mit Ausnahmegesetzen einzudämmen,die weltbewegende Idee des Sozialismus mitPolizei- und Militärgewalt zu unterdrücken. DasWort„verbrecherische Thorheit" wird, ich fürchtees, auf den Schützen zurückprallen; doch darübersoll einmal die Geschichte zu Gericht fitzen!Die unheilvollen Folgen, welche die projektirtenGesetze nach sich ziehen, lassen sich gar nicht über-sehen. Bon den Eingriffen ins Privateigenthumund Erwerbsrecht ganz zu schweigen, ist, glaubeich, am meisten die Freiheit der Wissenschaft undihrer Lehren dadurch bedroht. Deuter man jajetzt schon in den reaktionären Organen mit denFmgern auf die Katheder gewisser Universitäts-lehrer, von denen herab der wissenschaftliche So-zialismus in die Kreise der Gebildeten eingedrungensei!So viel ist jedenfalls sicher, der sozialdemo-kratischen Partei als solcher— gegen diese sollja der Schlag geführt werden— thut das Gesetznicht den geringsten Abbruch. Die Agitation, vomLicht des Tages, von der Tribüne und aus derPresse verdrängt, zieht sich ins Dunkel der Werk-statt, der Privatwohnung, der Kneipe zurück undwirkt hier um so intensiver.Der Gegensatz zwischen den beiden streitendenParteien ist am anschaulichsten bei der Sozialisten-debatte in den Reden Bebel's und Bismarck'szu Tage getreten. Auf der einen Seite die treff-ljche Rede des Vertreters von Dresden, maßvollitiiv würdig, auf der andern die geistreich seinsollende nonchalante Causerie des Reichskanzlers,der oberflächlich die Vorwürfe des Gegners ab-fertigt und sich zum Champion Lassalle's imGegensatz zu seinen heutigen Epigonen aufwirft,Lassalle's, ver Bismarck an politischem Scharfblick,Genie und eiserner Consequenz gewiß ebenbürtigist, an positivem Wissen und umfassender, allseitigerBildung ihn um Haupteslänge überragt.*)Die Redner der übrigen Parteien wärmtenihren alten Kohl wieder auf: Reichenspergerempfahl als Universalheilmittel gegen den So-zialismus den Glauben an die Autorität der Kirche.Kleist- Retzow hatte ein noch viel probateres Rezept:Christenthum und Prügel. Die übrigen Rednerklammerten sich an die Gesetzgebung durch denStaat, an Gesetze mit mehr oder weniger straffangezogenen Zügeln.Allein nicht blos mit Ausnahmegesetzen undPolizeimaßregcln, auch mit geistigen Waffen sollteder Kampf gegen den Sozialismus geführt werden:dies sieht wenigstens der vernünftigere Theil derGegner ein. Diesen Kulturkampf in vermehrterund verbesserter Auflage zu führen, dazu ist vorallem die Schule ausersehen. Die Liebe zumVaterland, das NationalitätSgesübl, der Mords-Patriotismus sollte in den jugendlichen Gemütherngeweckt werden und dazu bietet z. B. daS Sedanfestmit Schulfeiern ic.:c. die beste Gelegenheit. Ichfür meine Person bin ohnehin ein abgesagter Feindaller offiziellen Festivitäten, aber nichts ist miraus innigster Seele so zuwider als gerade dieserMordspatriotismus St. Sedan- Schwindel. Weilich dem Druck von Oben nachgeben und doch etwaszur Erhöhung der Tagesfreude beitragen mußte,so besprach ich die Ursachen und Folgen des glor-reichen siebziger Krieges, an der Hand des sechs-undsechziger, denselben kritisch beleuchtend, und ließdann meine Jungen laufen.Und wie ich, so handeln noch viele andereLehrer, die unbeirrt von der Tagesmeinung, in-mitten der tobenden, berauschten Menge, den Kopfkühl behalten, denen doch gewiß ein wärmeresHerz für das Wohl des Vaterlandes im Busenschlägt, wenn sie der Schule ein höheres, wür-digeres Ziel stecken, als den Kindern Lust undFreude an Mord und Krieg beizubringen.') Nebenbei eine kleine Abschweifung: Die WerkeLassalle's, des„Denkers und Kämpfers"— diese ehren-den Worte wollte ihm der unvergeßliche A. Böckh auf'sGrab setzen— btsonders die kleineren Schriften, be-finden sich in einem wahrhaft erbarmenswürdigen, trost-losen Zustande. Die neueste Ausgabe des„Julian"wimmelt noch immer von entsetzlichen Druckfehlern!Könnte da keine Abhilfe geschafft werden?! Die jüngsteRede des Reichskanzlers böte ja die schönste Gelegenheit, eine Nationalsubscription i la Wilhe msspende fürdie Sammlung und kritische S'chtung der We.ke desbedeutendsten deutschen Pamphletisten nach Luther undLessing zu veranstalten.Glücklicherweise hat schon bei vielen Mitglie-dern des Lehrerstandes, des niederen, wie deShöheren, die Idee des Sozialismus siegreich sichBahn gebrochen, so daß von Maßregeln und Er-lassen, in denen die Schulbehörden allerlei Rezeptezur Bekämpfung des Sozialismus vorschreiben,nicht viel Erfolg � zu erwarten sein wird. DieGeschichte bietet ja dem Lehrer verschiedene Bei-spiele und Analogien dar. an denen er die Wahr-heit des Sozialismus treffend illustriren kann. Inder Religiousgeschichte die mosaische Gesetzgebungund die Zeiten des Urchristenthums; in der an-tiken die ruhmvollen Kämpfe der Hellenen umihre politische Freiheit gegen die Despotenheereund der Untergang dieser politischen Freiheit ander ökonomischen Unfreiheit und Ungleichheit trotzdem Opfer- und Todesmuthe eines Agis undKleomenes; im alten Rom die Kämpfe der Plebejerund Patrizier um politische Gleichberechtigung unddie Werthlosigkeit eben dieser politischen Gleich-berechtigung bei der immer mehr sich erweiterndenKluft zwischen Reich und Arm, die ein Tiberiusund Cajus Gracchus umsonst auszufüllen suchten— Mißstände, die zum Untergang der Republikführten und Rom mit gebundenen Händen denCäsaren auslieferten; in der neueren und neuestenGeschichte die religiösen und politischen Bewegungenin ihren einzelnen Phasen, während die sozialeeben jetzt an die Thore pocht.Die Schule ist sicherlich ein bedeutsamer Faktorin der sozialen Bewegung, aber nicht im Kampfgegen den Sozialismus, sondern im Kampf sürdenselben. Zum Glück ist man jetzt soweit ge-kommen, in der Geschichte nicht mehr eine fort-laufende Kette von Kriegen und Schlachten zusehen, in denen die Völker zur höheren Ehre ihrerHerren sich gegenseitig abschlachten, sondern diestetige Entwicklung der Menschheit zur Freiheit,in der Religion nicht mehr Märchen und Wunderzu lehren, sondern Liebe und Brüderlichkeit. Hiermuß der Lehrer den Hebel ansetzen, interessanteStreiflichter auf die Gegenwart fallen lassen, da»Denken wecken, daß in unserem Reich der GotteS-furcht und frommen Sitte doch nicht alles so ist,wie es sein sollte, im Gegentheil gar viele?faul, bis in'S innerste Mark hinein morsch undfaul ist.So wird der Lehrer in die Herzen der heran-wachsenden Jugend, der doch die Zukunft gehört,Liebe und Freude an den hohen, idealen Güter«der Menschheit als befruchtenden Samen auS-streuen, aber dieser Samen wird erst dann aufempfänglichen Boden fallen, wenn derselbe vorhertüchtig umgegraben, oder sagen wir der Zeit-stimmung entsprechend untergraben und unterwühltsein wird. Unter den jetzigen Umständen wirddiese Arbeit im Dunkel behutsam schleichend sichvollziehen, sie wird Maulwurfsarbeit sein müssen.Oder gefällt den Herren das Bild nicht? Gutdenn, ein anderes! Wenn die Stille des Kirch-Hofs, wenn Dämmerung und Nacht über die beut-schen Gaue sich gelagert haben, dann ist es Zeit,daß die Eule der Minerva ihren Flug beginnt.Der deutschen Wissenschaft, insonderheit dem beut-schen Lehrerstande ein fröhliches Glückauf zu diesemFluge. Arnicus.Lassalle und die Produktivgenosfen-schasten.Unter dieser Ueberschrift bringt der bekannteSozial-Politiker Dr. Rudolf Meyer, der dieAntwort der Herren Schumacher-Zarchlin(Siehe Nr. 117 des„Vorwärts") und ProfessorA. Wagner(Siehe heutige Nummer) noch nichtgelesen hat, auf seine erste Interpellation in der„Germania" folgenden Brief:„Nachdem ich vergebens fast zwei Wochendarauf gewartet habe, daß die Herausgeber derBriefe Lassalle's an Rodbertus*), die Herren Schu-macher-Zarchlin und Professor Dr. Adolph Wagnermeinem durch den offenen Brief an sie gerichtetenErsuchen, den korrekten Text der Briefe wiederherzustellen, nachkommen würden, halte ich michverpflichtet, selbst den damals versprochenen Auf-schluß zu geben. Leider kann ich das bezüglichdes weggelassenen Namens') nicht mit genügenderSicherheit thun, wohl aber, was den„derben Aus-druck" anlangt. Ich kann es nicht nur thun, son-dern ich muß eS thun, da ich es Rodbertus ver-sprachen habe.— Seite 5 der Broschüre giebtA. Wagner ein Bruchstück aus einem Schreiben,das, sagt er,„wie es scheint, an einen Führer derneueren Arbeiterbewegung" gerichtet ist. Jawohl,und ich kann Herrn Wagner auch den Namen desihm unbekannten Sozialdemokraten nennv-. Rod-bertus wollte, ich glaube 1873 oder 1874, einenBrief ap Herrn Hasenclever richten'), nachdem*) Briefe von Ferdinand Lassalle an Karl Rod-bertus-Jagetzow. Mit einer Einleitung von Adolph1 Wagner. Berlin 1878. Verlag von Puttkammer und'Mühlbrecht.