und daß die kleinen Beamteten, wie Fürst Bis- marck klagt, sich mit den Bestrebungen des letzten Standes verwandt fühlen. Das ist aber nicht den Bauernkriegen zu vergleichen und nicht den Strei- tigkeiten innerhalb der alten Gilden. Der- gleichen sagt man heutzutage höchstens noch den Schülern in den Unter-Gymna- sien und auch sie glauben'» nicht, wenn sie die Köpfe nicht ganz vernagelt haben." Wir wollen über einzelne Behauptungen, denen wir natürlich nicht beipflichten, hier nicht mit dem Pesther Lloyd" polemisiren, sondern nur einfach uoch den Schlußsatz des Artikels abdrucken: Das Bedauern der freien und civilisirten Nationen Europas wendet sich dem Volke zu, das nicht anders regierbar ist, als durch solche Gesetze, oder, wenn es anders regierbar, doch--- ist, sich durch solche Gesetze regieren zu lassen." Kampf gegen Windmühlen . Der§ 1 des Sozialistengesetzes wendet sich gegen soz al- demokratische Vereine und der 8 5 gegen sozial- demokratische Versammlungen. Nun ist notorisch, daß in ganz Deutschland nur noch circa 15 der- artige Vereine, die man aufheben kann, exchiren und Versammlungen? Die können Dank der Po- lizei in Deutschland schon längst nicht mehr ab- gehalten werden. Weshalb denn nur all diese Liebesmühen im Bundesrathe und ,m Reichstage. Vielleicht nur deshalb, um Don Quixote-Bam- berqer und Sancho-Lasker noch mehr bewundern zu können. Wir meinen doch, beiden wären die moralischen Rippen längst durch Windmühlenflügel zerquetscht worden. Rodbertus gegen Bismarck . Herr von Bismarck hat bekanntlich in seiner letzten Rede darauf hingewiesen, daß die Sozialdemo- kcaten kein positives Programm hätten den Beweis wollte er dadurch erbringen, daß die Pa- riser Commune während ihrer Herrschaft nicht einmal Versuche auf sozialem Gebiete ge- macht habe. Wie Unrecht hier Bismarck hat und wie vernünftig die Commune war, das lehrt uns Rodbertus , der von Bismarck so sehr ge- lobte, in seinemOffenen Brief " den er 1863 an das Comits des Allgemeinen deutschen Arbeiter- Vereins nach Leipzig schrieb. Daselbst heißt es: Nicht. eine Klasse allein, nur ein menschliches Gesetz, ein allgemeines Gesetz der Staatsgewalt kann Ihnen helfen. Aber dieses Gesetz kann nur im tiefsten Frieden, mit der Zustimmung aller übrigen Klassen gegeben werden. Der Hohn, mit mit dem man den Arbeitern vorwirft, daß sie dies nicht unter den Slürmen einer Revolution, als sie in Frankreich ein paar Wochen lang die Macht in Händen hatten, zu thun vermochten, mag Ihnen Bürge sein, daß dem Eigennutz, der sich Ihren Bestrebungen entgegen- stellt, die friedliche Lösung allein die gefähr- liche erscheint." Rodbertus hat hier natürlich die Revolution von 1848 im Auge doch was für diese gilt, gilt auch für die von 1871. Wunderbar, daß der Fürst Re,chstanzler verschiedene soziale Schrift- sfeller lobt, ohne ihre Schriften zu kennen. Zur Affaire Bismarck-Sonnemann sagt selbst dieKölnische Zeitung ", daß Bismarck besser gethan hätte, ihm(Sonnemann)nur solche Dinge vorzuwerfen, die sich beweisen lassen!" Wie wir hören, will Sonnemann am Schlüsse dieser Session nochmals im Reichstage den Reichskanzler auffordern, die Verbindungen derFrankfurter Zeitung " mit der französischen Regierung nachzu- weisen. Bismarck wurde bei dieser Gelegenheit werden, andererseits aber sind sie überhaupt jener Art von Arbeit abgeneigt, die eine fortdauernde, regelmäßige und körperlich aufreibende Thätigkeit erfordert. Wir sehen davon ganz ab, daß die Bewohner jener Gebiete in vielen Zweigen in- dustrieller Arbeit gänzlich unbewandert sind, und in Folge dessen jener Vorkenntnisse entbehren, die zu ihrer Ausübung erforderlich sind. Die Zufuhr fremder Arbeitskräfte ist also zur Erreichung jenes Zweckes, auf den es den öfter- reichischen Kapitalbesitzern ankommt, unbedingt er- forderlich; es ist demnach gar nicht auffallend, daß die österreichischen Bourgeoisblätter alles auf- bieten, um die Auswanderung nach Bosnien für unsere Arbeiter so verlockend als möglich zu schil- dern; und wenn sie das auf Kosten der Wahrheit thun, wenn sie durch ihre Erfindungen uud Ueber- treibungeu das Unglück vieler Leichtgläubiger ver- schulden, die den Sirenenrufen Gehör schenken und die Wanderung in'sgelobte Land" in der Hoff- nung antreten, dort eine Beendigung ihres Leidens und ihrer Roth finden, so kann sich darüber auch nur derjenige wundern, der die Vertreter unserer Presse nicht kennt, und dem eS unbekannt daß die Ueberzeugungen dieserJournalisten" durchwegs von ihrem p-rsönlich n materiellen In- teresse diktirt werden. Regierungspresse stößt in dieselbe Reklame- trompete für Bosnien weil eben auch in diesem Falle w.e fast-mmer die Interessen unserer Geld- manncr und der Regierung parallel lm.ken AuA politische Gründe erklären das Verhalten der offiziellen Blatter; es kann der Regierung natürlich nur angenehm sein, wenn knwef als möglich österreichische Elemente sich u°te an- sudeln, weil dadurch dieKulturmission" unserer Armee, nämlich die dauernde Niederwerfung der Insurrektion nnd die spätere Einverleibung W Landes m die Monarchie erleichtert wird-der dieser Einwanderer wird in seinem eigenen In­teresse gezwungen sein, die Dienste eines frei­willigen Okkupationssoldaten zu verrichten und w'rd dadurch die Auslagen für den militärischen Aufwand verringern. Außerdem hat die Regierung den nicht zu aus dem Haufe bekanntlichzur Sache" gerufen. DieVolkszeitung" liest dem Fürsten in An- knüpfung an diesen Vorgang derb den Text und stellt die übrigens sehr naive Frage:Sprach er zur Sache, als er allem parlamentarischen Ge- brauch zuwider das publizistische Organ eines der anwesenden Abgeordneten mit einer Anklage be- dachte, die mit dem Gegenstande der Berathung ungefähr ebensoviel zu thun hatte, wie etwa die Verlobung der Gräfin Bismarck?" Gewiß sprach Herr von Bismarck zur Sache, und zwar entschieden zur Sache, so behaupten wir. Oder glaubt dieVolkszeitung", es sei nicht zur Sache gesprochen, wenn bei Berathung eines solchen Gesetzes ein oppositionelles Preßorgan der Polizei schon im Voraus zur Confiscation resp. zum Verbote bezeichnet wird? Erst derVorwärts", dann dieFrankfurter Zeitung ", dann die Germania ", dann dieVolkszeitung", dann am Ende noch gar dieMagdeburgische Zeitung", wenn bei irgend einer Reichstagsparade eine der drei Compagnien aus dem Tritt kommt nun wird dieVolkszeitung" doch merken, was eine Sache ist. Die Armeen gegenüber der Sozial- demokratie. Unter vorstehender Ueberschrift bringt dieGegenwart" einen Artikel, in wel- chem folgende Maßregeln vorgeschlagen werden, um das Heer vor der sozialistischen Propaganda zu bewahren: 1) Abschließung der Soldaten in außerhalb der Städte gelegenen Kasernen. 2) Ver- bot verdächtiger Lokale. 3) Strenges Verbot der sozialistischen Kolportage. 4) Gelegentliches Fahn- den auf sozialistische Schriften in den Kasernen. 5) Erweiterung des cximirten Gerichtsstandes des Militärs. 6) Pflege und Centralisation der Krieger- vereine, die kein sozialdemokratisches Mitglied dul- den dürften. Der Verfasser macht außerdem die Sozialdemokratie direkt für die letzten Attentate verantwortlich und bringt ganz merkwürdige Ent- hüllungen über militärische Vorsichtsmaß- regeln, die anläßlich der Attentate in Berlin getroffen worden sein sollen. Speziell nach dem zweiten Attentate habe man in militärischen Kreisen an eine bewaffnete Erhebung der Sozialdemokratie geglaubt. Man sieht, daß das deutsche Reich auf thö. lernen Füßen steht, da es nur durch Aus- nahmegesetze und durch Militär aufrecht erhalten werden kann. Die Sozialdemokratie aber ist, wie man hier sieht, eine Macht, vor d�r ganze Reiche zittern! Der zweite undeutsche(antisozia- listische) Arbeiterkongreß wurde am vorigen Sonntag in Dresden eröffnet. 52 Mandate vertreten 42 Körperschaften mit circa 46,700 Mit­gliedern. Zum Präsidenten des Congresses wurde Dr. Max Hirsch (Berlin ), zum ersten Bicepräsi- denten Roth(Chemnitz ) und zam zweiten V-ce- Präsidenten Walter(Dresden ) gewählt. Dem von dem General-Sekretär Keller(Berlin ) er- statteten Jahresbericht zufolge, zählt der Congreß gegenwärtig 130 persönliche und 94 körperschaftliche Mitglieder, und zwar bestehen die Letzteren aus 9 Bürger-, 1 kaufmännischen Verein, 8 Bildung?- vereinen, 9 fortschrittlichen und Kl nationallibe­ralen Wahlvereinen, ferner aus 13 Bezirksvereinen, 17 Orts- und Gewerksvereinen, 12 Gewerbe- und Handwerkervereinen, 2 Vorschuß- und Sparoer- einen, 2 technischen resp. Beamtenvereinen und 1 freien Vereinigung. Das Wolff'sche telegra- phifche Lügenbureau berichtet selbstverständlich, daß die bösen Sozialdemokraten wieder das friedliche Werk durch Zischen und Lärmen zu stören gesucht hätten. Diese übertriebene Mittheilung beschränkt sich jedoch auf die höchst einfache Thatsache, daß, als der brave Max in seiner Eröffnungsrede df« Sozialdemokratie in seiner gewöhnlichen Weise in- sultirte und darob ein frenetischer Jubel unter seinen Anhängern ausbrach, die anwesenden So- zialdemokraten ihre Mißbilligung durch Zischen demonstrirten und darauf den Saal verließen. Wir erhalten folgende Zuschrift: In Nr. 120 desVorwärts vom 11. Oktober 1878 befindet sich ein Jrrthum, der nachtheilig werden kann. Es heißt dort:Rechtsverbindlich wird aber auch dann das Gesetz erst mit dem 14. Tage nach Ablauf desjenigen Tages, an wel- chem das betreffende Stück des Gesetzblattes in Berlin ausgegeben worden." Diesen Termin des Geltungsanfangs eines Reichsgesetzes bestimmt die Reichsverfassung(Art. 2) nur für den Fall, daß nicht in dem publizirten Gesetze ein anderer Anfangstermin seiner verbindlichen Kraft bestimmt ist." Diese Voraussetzung trifft für das fragliche Gesetz in der Fassung der Regierungsvorlage wie der Commission nicht zu. Nach derselben soll das Gesetz sofort in Kraft treten. Es entscheidet also für den Geltungsanfang der im Gesetz selbst be- stimmte Anfangstermin, und diese Bestimmung wird voraussichtlich beibehalten werden." Auch durch dieseBerichtigung" fcheint uns die von uns nach derBerliner Freien Presse" gebrachte Notiz noch nicht klargestellt. Unsere Reichstagsabgeordneten würden gut thun, sich an kompetenter Stelle näher zu erkun- digen. Unfern Parteigenossen diene zur Nach- richt, daß gegenwärtig fast alle nur halbwegs be- kannte Sozialdemokraten in Deutschland von der Polizei sorglich überwacht werden. Jede noch so harmlose Privathandlung und jede Privatäuße- rung wird, wenn es möglich ist, fein säuberlich aufgezeichnet und registrirt, um nach Erlaß des Sozialistengesetzes möglichst viele Anhaltspunkte zu befitzen. Alle solche Spionagen müssen gleichfalls fein säuberlich parirt werden oder sollte die Po- lizei in Deutschland klüger sein, als unsere Parteigenossen? Gewiß nicht! Ferner machen wir darauf aufmerksam, daß das Ausnahmegesetz viele Opfer fordern, viele Existenzen vernichten wird. Ueberall sind deshalb Gelder zu sammeln nur hat der Betreffende sich nach Erlaß des Ausnahmegesetzes vor Confiscation zu hüten, und dieselben schleunigst. an die bekannten Adressen zusenden. Besonders wetden in der kom- Menden Zeit die wohlhabenderen Parteigenossen sich engagiren müssen. Die Folgen des brutalen Aus- nahmegesetzes müssen auf alle Fälle parirt werden! Unser Berliner Parteiorgan schreibt: Wir können unseren Lesern die erfreuliche Mittheilung machen, daß sich unseren Abgeordneten die zarteste Aufmerksamkeit der Behörden zugewendet hat. Dieselben können keinen Schritt lhun, weder in noch außer dem Reichstagsgebäude , ohne sich in geheimer" Begleitung zu befinden. So angenehm auch eine solch' offizielle Begleitung unter Um- ständen in den Abruzzen oder im Böhmerwald sein kann, so überflüssig erscheint sie in Berlin . Unsere Reichstagsabgeordneten werden sich schon allein gegen Taschendiebe und ähnliches Gesindel schützen; die polizeiliche Vorsehung ist nach dieser Richtung hin zuvorsehend". Das Ausnahmegesetz tritt in wenigen Tagen in Kraft und somit ist Denjenigen, welche sich sozialistische Schriften anschaffen wollen. nur noch eine kurze Frist gegeben. Alles, was unterschätzenden Vortheil von den Auswanderern nach Bosnien , daß sie dadurch eine Anzahl Un- zufriedener los wird, die dann statt für eine Ver- besserung ihrer Lage im eigenen Lande zu wirken, gegen die Insurgenten im Interesse des Staates thätig sein müssen. Das Hauptorgan unserer Fabrikanten, die Deutsche Zeitung" in Wien , fabelt von den hohen Löhnen, die in Bosnien gezahlt werden und führt als Beispiel an, daß in Serajewo ein Taglöhner zwei Gulden verdient; und unmittelbar vorher liest man in demselben Blatte, daß ein Brot, welches bei nnS 10 Kreuzer kostet, in Serajewo nur um 40 Kreuzer zu haben ist, daß der schlech- teste Wein die Flasche einen Gulden kostet, und daß überhaupt die unentbehrlichsten Lebensmittel nur zu horrenden Preisen zu haben find. Woh­nungen sind kaum zu bezahlen. Und dabei be- kommt ein Taglöhner denhohen" Lohn von zwei Gulden! Wenn selbst unser Fabrikantenblatt nicht umhin kann, solche Mittheilungen zu machen, wie wird es erst in Wirklichkeit aussehen? Unter solchen Umständen die Arbeiter aufzu- fordern, nach Bosnien auszuwandern, jetzt, da die kalte Jahreszeit beginnt, die in Bosnien bei dem herrschenden Mangel an geeigneten Wohnstätten für die Armuth gleichbedeutend mit dem sichern Tode ist, ist eine Handlung, deren moralische Kennzeichnung wir unseren Lesern überlassen. Unsere Aufgabe war nur, die Ardeiter zu warnen; haben wir sie gewarnt, nach Amerika zu wandern, wo ein Erwerb früher sicherer war, wo wenigstens Leben und Gesundheit besser bewahrt war, so haben wir um so mehr Grund, vor Bosnien zu warnen. Denn die Auswanderung nach Amerika war auch unseren Kapitalisten ein Dorn im Auge, weil sie dadurch Arbeitskräfte verloren und die Konkurrenz unter den heimischen Arbeitskräften vermindert wurde; in jenem Falle agitirten sie deshalb gegen die Auswanderung. Jetzt aber handelt es sich für sie blos um eine ihnen passende Verschickung der überflüssigen Arbeitskräste, um auf solche Weise auch die durch die Krise be- schästigungslos Gewordenen auszubeuten. Wir haben die Beweggründe blosgelegt, aus 'ur einigermaßen einen sozialistischen Anstrich trägt, wird verboten, konfiszirt, in Acht und Bann gethan. Es wird nicht mehr möglich sein, in ähn­licher Weise wie bisher dem sozialistischen Gedanken Ausdruck zu geben, nirgends wird eine sozialistische Broschüre zum Verkauf ausgelegt und verbreitet werden können. Wer sich also für die bevor- stehende Reaktionsperiode noch nicht mit Schriften versehen hat, der darf nicht länger zögern. Tau- senden unserer Genossen werden die sozialistischen Broschüren in den Tagen der Reaktion, Verfol- gung und Unterdrückung einen Haltepunkt bieten, eine Zuversicht für eine bessere Zukunft sein! Genosse Ulrich, Redakteur derNeuen Offenbacher Zeitung" ist wegep Privatbeleidi- gung eines nationalliberalen Menschen zu vier Monaten Gefängniß vom Darmstädter Bezirks- strafgericht am 14. Oktober verurtheilt worden. Parteigenosse Hennecke zu Stuttgart ist am 11. ds. zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. In Itzehoe haben die Schuhmachermeister den Gehilfen eine Lohnreduktion von 12 Vs pCt. angekündigt; der Zuzug ist in Voraussicht eines Strikes fern zu halten. Unser ungarisches Parteiorgan, dieAr- bester- Wochenchrouik", schreibt:In Folge des Strikes der Budapester Wagner wird vor Zuzug gewarnt! Alle arbeiterfreundlichen Blätter wer- den ersucht, hiervon Kenntniß zu nehmen." denen die Auswanderungshetze hervorgegangen ist, wir haben auf die Folgen hingewiesen, die für viele von denen entstehen werden, die jenen Lock- rufen gehorchen an den Parteigenossen ist es nun, auf die Verbreitung der Wahrheit hinzu- wirken und so jenen Plan scheitern zu machen, dessen Verwirklichung mit dem Unglück vieler Ar- beiter nothwendig verbunden wäre� Rohheit der Gebildeten. Vor einigen Tagen ging der Zeit in Hamburg engagirte Wiener Volkssänger Schramm Abends in Be'glei- tung seiner Frau nach Hause, als drei junge Leute ihnen den Weg absichtlich versperrten. Bon Schramm zur Rede gestellt, hatte einer der jungen Burschen die Frechheit, der Frau in die Wange zu kneifen. Auf ihre Zurechtweisung erhielt sie eine schallende Ohrfeige. Nun rief der Gatte, der allein gegen die Drei Nichts unternehmen konnte, laut um Hilfe!, doch in demselben Augenblick er- hielt er mit einem Stock einen Hieb über das Gesicht, so daß er ohnmächtig zur Erde fiel. Die Angreifer fielen nun über die Frau her und miß- handelten sie auf die empörendste Art. Auch sie wurde ohnmächtig und als sie erwachte, war sie von vielen Personen umgeben, die durch den Lärm von ihrer Ruhe aufgeschreckt, zu Hilfe eilten. Als sie nach und nach ihre Besinnung erlangte, ver- mißte sie ihren Gatten und erhielt auf ihr Be- fragen die Antwort, derselbe sei zu einem Arzt getragen worden. Unter Schluchzen bat die Aermste, auch sie zu dem Arzt zu führen und er- zählte unterwegs ihr Abenteuer. Leider kam auch einer der Männer, die Schramm nach dem Arzt getragen, mit der traurigen Botschaft, daß das rechte Auge des Verletzten in Folge des Hiebes ausgelaufen sei. Nun sind die drei Burschen, dar- unter ein Bautechniker und ein Student, eruirt und verhaftet. In Darmstadt wurde der Landtagsab- geordnete P. Jost, nationalliberales Mitglied der hessischen Kammer, wegen Beihilfe zum Be- trüge zu einer Geldstrafe von 120 Mark ver- urtheilt. Die Zustände in Nordamerika . In den Vereinigten Staaten macht der Gäh- rungs- und Zersetzungsprozeß der sozialen Zustände immer größere Fortschritte. Die altenpoliti- schen" Parteien, welche längst unter die Herr- schaft ordinärer Geldjägerkliquen gerathen waren, gehen mehr und mehr ihrer Auflösung entgegen. Die durch den Aktien und Börsensawindel in größtem Maßstabe gepflanzte und gepflegte Cor- ruption hat selbst die Staatsleitung in den Augen der Massen degradirt. In Californien hat man in jüngster Zeit mit besonderer Schnelligkeit und Heftigkeit die bemerkenswerthen Stationen der modernen Kulturentwickelung durchwandelr. Da war erst Aktien- und Börsenschwindel von kolos- salster Dimension und Schamlosigkeit. Dann großer Krach, Krisis, Kalamität, Nothstand! Gleich- zeitig große Demoralisation aller Bevölkerungs- klassen, erschreckende Zunahme aller Verbrechen! Hierauf drakonische Strenge der öffentlichen Rechts- pflege, während eine mächtige sozialistische Agitation immer weiter um sich greift.-- Nicht viel anders steht es im Allgemeinen in den Vereinigten Staaten überhaupt. Die seit dem großen Aktien- und Börsenkrach von 1873 an- haltend geschäftliche Kalamität, deren Be- endigung ganz wie bei uns in Deutschland schon oft vorausgesagt wurde, ist noch immer nicht.zu Ende, und die Arbeitszustände werden täglich be- denklicher. Hat man doch schon die effektive Be- lageruug einer Stadt durch herumziehende Strolche erlebt. Das Bankrottunwesen nimmt immer größere Dimensionen an und die persönliche Sicherheit nimmt eben so reißend ab, wie die ge- schäftliche. Ein in Chicago erscheinendes deutsches Blatt registrirte dieser Tage in einer einzigen Nummer nicht weniger als 8 Mordthaten. Die Diebstähle in der Staats- und Communalverwal- tung werden immer zahlreicher und großartiger, und die Voraussetzung unsrerliberalen" Blätter, daß dergesunde Kern des Bürgerthums" diesem verbrecherischen Treiben bald ein kategori- sches Ende bereiten werde, erweist sich als eine politische Kurzsichtigkeit ersten Ranges. Im Gegentheil wählt dieser angeblichgesunde Kern des Bürgerthums" bei jedem Wahlgange immer dieselben längst als käuflich gebrandmarkten Schufte von Neuem in die öffentlichen Ver- tretungen. Diese Schilderungen sind einem conservativen Blatte entnommen und sie sind im Allgemeinen zutreffend auch auf andere Staaten! Dagegen fallen die Versicherungen des be- kannten amerikanischen republikanischen Staats- manns Seymour kaum ins Gewicht, der in einer Rede über die amerikanischen Zustände kürzlich bemerkte, daß die Communisten harmlose Leute seien, die mehr nützen als schaden, indem sie durch ihre Thorheiten dem Bürger die Nothwendigkeit einer gesunden Verwaltungsorganisation zu Ge- müthe führen.Wenn sie." so fährt Seymour dann wörtlich fort,davon reden, ihre Ziele mit Gewalt zu erreichen und nöthigenfalls bis an die Kniee im Blut zu waten, so lehren sie nur unsere Bürger, wie nöthig es ist. gute Gesetze gut zu handhaben. Ihre Ohnmacht hier zu Lande zeigt die Stärke unserer Regierung gegenüber denen anderer Länder. Ein Tollhäusler mag auf einen König schießen und einen Staat erschüttern, aber Majoritäten können nicht meuchlings umgebracht werden. Es ist ein grober Mißgriff, ihren be- waffneten Aufzügen mit polizeilichen Verboten entgegenzutreten. Es wäre gut, wenn man sie zwingen könnte, sich öfters mit all ihren Waffen, Bannern und Fahneninschriften zu zeigen. Nicht nur, daß die Mehrzahl unseres Volkes Besitzer sind, auch nicht Ein Armer unter Hun- dort biet zu Lande würde die Möglichkeit, wohl- habend zu werden, für Alles hingeben, was die Communisten ihm bieten könnten, wenn sie am Ruder wären. Solche Parteien sind nur in Län- dern gefährlich, wo die Gesellschaft. so geschichtet ist, daß der Arbeiter keine Hoffnung, keine Möglichkeit sieht, sich aus seiner Roth empor- zuheben, außer durch den Umsturz der sozialen und politischen Verhältnisse, unter denen er lebt." Wenn Seymour Recht halte, so würde er aller-