gespielt hatte> wurde mir von Seiten desselben ein Schreiben zugestellt� an die Geschäflsordnungs-Kommission gerichtet, wobei er mich durch einen Diener des Hauses fragen ließ, ob ich mit dem Schreiben ein verstanden sei, und in diesem Schreiben stellte er die Frage an die Gel schLstsordnungs-Kommissioil, ob er als Präsident bei dem OrdnungSl ruf die Formel gebrauchen müsse, die ich zufällig in meiner Rede, aber nicht als positive Formel, sondern bloS als Beispiel angeführt hatte ob er die Formel:ich rufe den Redner zur Ordnung", gebrauchen müsse. Ich erklärte darauf, daß mich das Schreiben gar nichts anginge, ich hätte darüber lein Urtheil abzugeben, und erklärte weiter, ich selbst würde der Geschäftsordnunzs-Kommission schreiben. Meine Herren! Ich habe das unterlassen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil ich glaubte, der Ueberzeugung sein zu dürfen, daß die in der Geschäfts ordnnngs-Kommissiou sitzenden so gewiegten Parlamentarier und Ju risten auch ohne mein Zuthun wisjen würden, wie sie in der Frage zu entscheiden hätten. Nun aber stellt sich heraus, daß die Kommissioi nicht im Auftrage und nach der Meinung des Hauses gehandelt, son dern im Austrage des Herrn Präsidenten die von ihm persönlich ge stellte Frage beantwortet hat, die sie»on Rechtswegen nicht in Sie- tracht ziehen durfte, weil der Herr Präsident tu der Frage selbst Par- tet war.(Oho!) Ja wohl, und ich bitte die Herren, nur nachher zu beweisen, daß ich Unrecht habe und der Fall sich nicht so zugetragen, wie ich hier erzählt. Meine Herren, meiner Auffassung nach schreibt und darin stimme ich mit der Geschästskommission überein, weder der§ 43 noch der 8 57 vor, daß, genau so wie hier von der Geschästsordnungs Kommission die Formel gestellt wird, von Seiten des Präsidenten sie gebraucht werden müsse; darum handelte es sich anch gar nicht. Desl halb hat meines Erachtens die Geschäftsordnungs-Komnlission mit ihrem Berichte resp. mir ihrem Antrage neben die Scheibe geschossen Er trisit den Kern der Sache gar nicht. Es handelt sich einfach da, rum, in erster Linie und ich, meine Herren, das wird mir aller ding« Niemand bestreiten habe ein sehr bedeutendes persönliches Interesse, zu erfahren, ob der Präsident damals, als er die angeblichen Ordnungsrufe gegen mich erließ und aus diese angeblichen Ordnunäs rufe hin das HauS mir oaS Wort entzog, ob damals daS Haus lm Rechte war, ob der Präsident im Rechte war oder nicht. Meine Herren, der Ordnungsruf ist, wie hier vom Abgeordneten Greil bereits ausgeführt wurde, erne Strafe für das betrefsende Mitglied, uud eine Strafe, die lassen weder Sie, und aar allerwenigsten ich mir gefallen wenn i» weiß, ich habe Recht. Deshalb beschwerte ich mich, weil ich glaubte, Rech » zu haben, und deßhalb mußte die Geschästsordnungs Kommission entscheiden, ob ich im Rechte mit meiner Beschwerde sei oder nicht, und daraus, meine Herren, resultirte weiter, in welcher An und Weise die bei, reffenden Paragraphen der Geschäfrsordnung aufgc faßt werden müßten. Daß, meine Henen, ich mir dieser Ansicht nicht vereinzelt dastehe, sondern, daß selbst Organe der öffentlichen Meinung und zwar nicht blos die Organe, die auf meinem Standpunkte stehen, oder ihm nahe stehen, diese Auffassnag»heilen, das kann ich Ihnen durch zahlreiche Gimte beweisen. Ich halte mich für verpflichtet, einige Citate gerade uin deswegen hier zu geben, weil sie Organe derjenigen Parteien find, welche in diesen, Hause die Majorität haben, jener Ma. joritär, die mir damals daS Wort auf Grund angeblicher Ordnung«- rufe entzogen hat. So, meine Herren, erklärt unter Anderem der Berliner Börsenkurier:wir haben un« für Herrn Bebel ausgesprochen, als ihm in voriger Woche das Wort einzogen wurde, wir sehen darin einen unnölhige» Rigorismus, dessen man sich in London und Wasbjng- ton nicht schuldig machen würde." Und, meine Herren, in einer Nun,- mer deffelben Blattes, wo es speziell über den in Frage siebenden Bor fall sich ausläßt, heißt es, und ich will die Stelle vorlesen, damit Sie klar daraus ersehen wie eS sich im Uebrigen, wie es auch von seinem Standpunkte selbstverständlich ist, in schärfster Weise gegen mein Aus treten ausspricht: Der Abgeordnete Bebel hat gestern deu Platz auf der Tribüne als den einzigen Ort in Deutschland gefeiert, wo ein freies Wort ge stattet ist. Das widerspricht allerdings seiner schonungslosen Kritik der Verfassung des deutschen Reiches. Es ist doch wahrltch ein Lob der- selben, wenn sich überhaupt noch ein solcher Ort findet, ein Lob dieser Art giebt noch einen Anknüpfungspunkt zwischen deu Gegnern des deut kchen Reiches und der neuen Welt. Warum widerlegt man dasselbe m dem Augenblicke, wo eS ausgesprochen wird, durch den Blitzstrahl vom Präsidentcnsitze? Die Redefreiheit besteht bei u»S absolut. Der Umerschied zwischen uns und den Engländern und Amerikanern liegt nur in der praktischen Handhabung der Gcschästsordnuug. Ju Lon- don und Washington hätte man über Bebels gestrige Aussprüche ge- lacht, oder vielleicht auch gemurrt. ES hätten sich Redner gefunden, welche die Lauge scharfer Saure über unreife Urtheile ergossen haben würden, und die Heiterkeit oder die Unruhe des Hauses hätte die un- geschickte Ausbeutung der Redefreiheit erstickt. Das wissen wir aber bestimmt, kein englischer oder amerikanischer Speaker') würde das Wort dem Redner entzogen haben, noch weniger die Majorstät des Hauses. Freilich sind daS englische Parlament und das amerikanische Repräjen- tantenhaus bisher von Kommunisten verschont geblieben." Sie sehe» aber, obgleich der Artikel nicht bloS in schärfster Form, sondern auch in gerade nicht sehr anständiger Form sich gegen mich erklärt, er doch das Haus entschieden verurtheilt, daß es mir das Wort entzogen Die Elberfelder Zeitung ebenfalls ein mir gegnerjsches Blatt, wie Sie wissen, sagt unter dem 14. November in Beziehung aus den Streit zwischen dem Abgeordneten Lasker und mir Folgendes Das allgemeine Urlheil über das Auftreten Bebels steht ja fest; es sei gestattet, auch einmal die Kehrseite der Met aille zu betrachten. Der Bertretungskörper des deutsche» Volks Hai bei all' seinen Borzügen doch die Schwäche, den fremden Tropfen Blut in seinen Adern mit allzu wenig Geduld zu ertragen. Mag man Spektakelsucht einzelner Reichtagsmitglieder durch die engsten gesetzlichen Schranken eindämmen, aber über die Grenzlinie des gesetzlich Erlaubten soll man nicht ein Haarbreit geben, wenn man nicht den ohnmächtigen Gegner selbst bewaffnen will. Am vergange- neu Mittwoch aber wurden die gesetzlichen Formen ohne allen Zweifel vom Präsidenten und dem Haufej selbst ver- letzt, und auch heure war Lasker im Unrecht u. s. w. Dieselbe an einem andern Tage: Beim Beginn der heutigen Sitzung des Reichstages.... (Stimmen: Oh! Zur Sache!) Meine Herren, ich bin vollständig in meinem Recht!(Stiminen: Nein f) ich will Ihnen sagen, warum ich hier

Ja wohl, meine Herren, citire.(Große Unruhe.) Bicevräsident Fürst von Redner ist in seinem Rechte.

?ohenlohe-Schillings fürst: Der vas Vorlesen von Eitaten ist nicht ver- boten; ich bitte den Redner aber, einen möglichst diskreten Gebrauch davon zu machen, um nicht die Geduld des Hauses zu ermüden. Abgeordneter Bebet: Ich glaube das Recht zu haben, mich so frei und so lange aussprechen zu dürfen, als die Ordnung des Hauses es gestattet, als ich eS für nvthig halt«.(Große Unruhe.) Zeigen Sie mir den Paragraphen der Geschäftsordnung, der mir dies verbietet. Viceprästdent Fürst von Hohenlohe-Schillingsfürst : Ich bitte den Redner, mich anzuhören! Ich habe ihn nicht auf die Länge seiner Rede aufmerksam gemacht, sondern ihn gebeten, die Gr- duld deS Hauses nicht durch Vorlesen seiner Citate zu ermüden. Abgeordneter Bebel: Herr Präsident, Sie haben kein Recht, mich daraus aufmerksam zu machen!(«nminen: Oh I Oh! große Un- ruhe.) Meine Herren, das Recht steht aus meiner'Seite. Ich will Ihnen mit zwei Worten erklären, warum ich mich genöihigt gesehen habe, diese Eitate anzuführen. Ich nehme, merne Herren, eine ganz eigen- thumliche Stellung im Hause ein.(Stimmen: Ja wohl! Lache».) Thatsächlich ist es in diesem Hause so weit gekommen, das Aeußc- rungen, die jedem andern Redner unbeanstandet würden hingehen, von Seiten der Majorität sofort durch lautes Murren unterbrochen werden und Widerspruch finden, sobald sie aus meinem Munde kommen Meine Herren, weil ich nun genau weiß, daß, wenn ich die Unheile über Ihr Bersahrcn heut gefällt hätte, welche die Ihnen befreundeten Zeitungen über Sie gefällt haben, Sie mich dann längst unterbrochen, und vielleicht gar oerlangt hätten, mich zur Ordnung zu rufen, des- ') Sprecher- so heißt der Präsident des englischen Parlaments und de» amerikanischen Repräsentantenhauses.;

wegen habe ich mich daraus beschränkt und hielt es überhaupt für praktisch, statt der eigenen Worte da» Uttlieil Ihrer Parteigenossen an­zuführen. Ich dächte, dagegen könnten Sie doch nichts haben, wenn es Ihnen auch unangenehm sein mag. Die Elberfelder Zeitung sagt weiter:(liest:) Bei Beginn der heutigen Sitzung des Reichstags(Ist. November) erhob Bebel nachträglich Protest gegen den gest- rigeu Beschluß des Hauses, der ihm das Wort entzog. Ohne sophistische Auslegung der Geschäftsordnung läßt sich aller- dings nicht leugnen, daS ihm Unrecht geschehen ist; die um erquickliche Angelegenheit, an der an und für sich kein liberaler Mann besondere Freude haben kann, wird wahrlich dadurch nicht gebessert."(Große Unruhe! Rufe: zur Sache, schweigen I) Meine Herren, ich will nicht weiter vorlesen, ich begnüge mich da mit, einfach zu konstatiren, daß Sie das Urtheil Ihrer eigenen Blätter nicht mehr vertragen können.(Gelächter.) Meine Herren! Ich habe wiederholt zu konstatiren, daß über die Formel, in welcher nach der Geschäftsordnung der Ordnungsruf er- folgen muß, ein bestimmter Wortlaut nicht vorgeschrieben ist; darüber besteht im ganzen Hause nicht die geringste Differenz. Und ich glaube, von diesem Standpunkte aus könnte ielbst ich für den Antrag der Gcschäftsordnungs- Kommission stimmen. Aber ich stimme um des willen nicht dafür und kann nicht dafür stimmen, weil er über etwas entscheidet, was nicht zur Entscheidung vorliegt, und weil, meine Herren, etwas Anderes von bedeutenderer Tragweite, indem der An trag angenommen wird, zngleich damit inbegriffen ist. Nämlich wenn Sie heute die Gelegenheit, wo sie sich bietet, vorüber gehen lassen, fest und bestimmt zu erklären, daß mir damals Unrecht ge schehen ist, und sich einfach damit begnügen, den Antrag der Geschäfts- ordnungs-Kommission anznnehmen, der die Sache gar nicht trifft, so, meine Herren, sind wir ganz genau auf dem alten Standpunkte und es bleibt dann künftig vollständig der Willkür des Präsidenten über- lassen, in welcher Art und Weise er von seinem subjektiven Stand- punkte aus den Ordnungsruf auffassen will. Meine Herren, wenn Sie das aber thun, so ist meines Erachtens, und diese Auffassung be- stätigt die Praris, wie sie von Seiten des Präsidiums bisher geHand habt worden ist, die Redefreiheit hier im Hause vollständig ii! Frage gestellt. Meine Herren, ganz abgesehen davon, daß, wenn Sie, die Majorität, den Antrag der Geschästsordnungs-Kommission annehmen, damit nichts entschieden wird, sehe ich mich andererseits das er- kläre ich hiermit ausdrücklich- genöihigt, das zu thun, worauf der Abgeordnete Greil anspielte, nämlich daß ich, wenn mir künftig in irgend einer Form von Seite» des Präsidiums in einer Rede eine Unterbrechung zukommt, ich sofort die Frage öffentlich in dem Hause an den Herrn Präsidenten stelle, ob das ein Ordnungsruf sein solle. «Gelächter.) Meine Herren, ich stehe, wenn Sie den Antrag der Ge- schäftsordnungs- Kommission annehmen, in diesem Hause vollständig recht- und schutzlos da. Die Bestimmungen gelten nicht für mich, nicht für meine Partei, sie überlassen uns der Willkür des Präsidenten und Ihre eigenen Organe bestätigen dies. Um nicht dem Einzelnen Recht zu geben, begeht man lieber ein Unrecht und gibt dem Präsidium Recht. Ich, meine Herren, ich darf es nicht aussprechen, wie ich denke, aber die Lte Beilage der Nr. ll75 derVoss. Ztg." sagt: Der Beschluß der Geschästsordnungs- Kommission ruft in einzelnen Fraktionen lebhaste Debatten hervor. Es wurde den Mitgliedern einer großen Frakiion bereits vertraulich mitgetheilt, daß der Präsident Simson sich dahin geäußert hat, er wolle das Präsidium des deutschen Reichstages nie- derlegen, falls die Majorität des Hauses gegen seine Auf- fassung des 8. 43 sich ausspreche. Obgleich die Majorität des Hauses die Interpretation des Präsidenten in diesem Falle nicht theilt, so ist das Ansehen desselben so groß, daß es den Anschein gewinnt, daß er nach schwerem Kampfe dennoch siegen wird." Meine Herren! Das sagt dieVoss. Ztg."; ich meinerseits würde ein solches Urtheil auszusprechen gar nicht wagen, Sie würden mich niederhalte».(Gelächter.) Ich gehe nun weiter und sage: Selbst wenn Sie der Auffassung des Präsidenten über den Ordnungsruf in ie»er 17. Sitzung am Mittwoch den 8. November Recht geben wollten, dann behaupte ich, daß Sie auf Grund des stenographischen Berichtes es nicht einmal können. Angenommen, daß Sie die Unterbrechung des Herrn Präsi - deuten als Ordnungsruf ansahen, was sie in Ihren Augen ganz sicherlich nicht gewesen ist, so kommt noch dazu, daß der Herr Präsi den» nicht einmal, wie es die Geschäftsordnung vorschreibt, mich in aller Form zwei m'a l unterbrochen und dsa n n erst den Beschluß desHauses provocirt hat. Er hat mich nicht zwei Mal unterbrochen ich will Sie nicht mit der Verlesung der stenographischen Berichte aushalten Jeder von Ihnen kann daS selbst thun; nur wenn an der Richtigkeit meiner Worte Zweifel entstehen sollte, werde ich gezwungen sein, dies zu thun. Die zweite Unterbrechung des Herrn Präsidenten entstand nicht in Folge der Sache, über die ich sprach, sondern in Folge des Meinungsaustausches, den ich mit ihm über die Grenzen der Rede reiheit pflog, sodaß die wirkliche zweitmalige Unterbrechung erst in dem Moment faktisch eintrat, wo bereits das Haus auf Veranlassung des Präsidenten mir das Wort entzog. Es liegt demnach ein doppeltes Unrecht vor, einmal, indem überhaupt kein Ordnungsruf erlassen ist in der durch die Geschäftsordnung vorgeschriebenen Form, und zweitens, indem nicht einmal die vorgeschriebne zweimalige Unterbrechung statt- gefunden hat. Meine Herren! Wenn das in diesem Hause vorkommen darf und das Haus in seiner Majorität ein derartiges Vorgehen des Präsidiums gut heißt, dann ist, wie ich schon vorher bemerkt, die Redefreiheit der Abgeordneten vollständig zu Ende, sie ist rein illusorisch, und der§ 30 der Verfassung, welcher lautet: Kein Mitglied des Reichstages darf zu irgend einer Zeit wegen seiner Abstimmung oder wegen der in Ausübung seines Berufes gethanen«eußerungen gerichtlich oder dis- ciplinarisch verfolgt oder sonst außerhalb der Versammlung zur Verantwortung gezogen werden," dieser Paragraph cristirt dann selbst nicht einmal mehr für die Ver- Handlungen innerhalb des Reichstages. Sie haben in das Straf- gesetz- Buch einen ähnlichen Paragraphen aufgenommen, die Welt glaubt Wunder, welche Redefreiheit jetzt den Abgeordneten geivährt sei, und thatsächlich vernichten Sie durch die Geschäftsordnung oder viel- mehr durch die Auslegung derselben denn die Geschäftsordnung an und für sich ist ganz gut die Redefreiheit der Abgeordneten vollständig. Meine Herren, daß meine Auffassung von der Nothwendia- keit der absoluten Redefreiheit der Voik-jvertreter keine vereinsamte ist, das bestätigt ein Mann, der heute hier persönlich in hohein Grade interessirt ist. Für diese mein« Auffassung von der Redefreiheil, will ich Ihnen Aeußerungen vorführen, die, allerdings früher im preußischen Abgeordnelenhause, gefallen sind, wo die Regierung den Versuch machte, die Redefreiheit zubeschränken; damals waren die Herren Alle dagegen, heute aber, wo es gegen die Sozialdemokratie geht ja, Bauer, das ist ganz was anders.(Unruhe.) Nun, meiue Herren, im preußischen Abgeordnetenhause hat der Abgeordnete l>r. Simson Folgendes ausgesprochen, und zwar am 10. Februar 1366: Daß die Freiheit der Rede gemigbraucht werden kann und häufig gemißbraucht wird, daß vielleicht nicht viele unter uns find, die sich von einem Vorwurf freisprechen können, was ändert das? Hat nicht Niebuhr die ewige Wahr- heit ausgesprochen:Was nicht gemißbraucht werden kann, das taugt nichts!" Und weiter in derselben Rede: D'.nials, meine Herren,(bei der Preßordnung) habe ich die Ueberzeugung ausgesprochen, daß es auf dem Wege, den die königliche Regierung geglaubt hat betreten zu müssen, kein Anhalten giebt: daß mit dieser Art der Regierung schlich- terdings unverträglich ist, was der Freiheit auch nur ent- fernt ahnlich sieht. Die Herren tonnen nicht' regieren mit einer freien Presse; sie können nicht regiereit ohne Einfluß auf die Zusammensetzimg der Gerichte, und sollte dadurch das Ansehen der Justiz in diesem Lande untergraben wer­den; sie können nicht regieren ohne Einfluß aus die Wahlen zum Landtag, und sollte dadurch ein scheinbares Resultat gewonnen werden, wodurch das Gegentheil von dem aus- gesprochen wird, was wirNich im Herzen der Nation lebt,;

sie können nicht regiere» mit einer freienKommunalverwal- tung; sie können auch schließlich mcht regieren mit einem Hause, in welchem die durch den Artikel 84 vorgesehene unbedingte Redefreiheit wallet. Die Regierung kann den eingeschlagenen Weg nicht verfolgen, ohne Zerstörung des unerläßlichen und unersetzlichen Sicherheitsventils, welches in dieser Tribüne liegt. So, meine Herren, hat der Abgeordnete Simson über die Rede­freiheit geurtheilt, und wie er sie heute als Präsident praktisch Hand- habt, das habe ich reichlich genossen. Seine Handlungen stehen in direktem Widerspruch zu seinen damaligen Aussührungen. Wenn Sie so beschließen, wie die Geschästsordnungs-Kommission will, dann werden wir höchstwahrscheinlich diese Art von Redefreiheit in reichliche»! Maße noch zu genießen bekommen. Meine Herren! Man sagt, der Herr Reichskanzler habe vor Jahren, und zwar zur Zeit, als der nord- deutsche Bund begründet ivurde, einmal geäußert:der Parlamenta - rismus soll und muß durch den Parlamentarisinus todt gemacht werden". Der Herr Reichskanzler hat ich muß das zugeben schon manches gute Wort gesagt, aber ein besseres, wie dieses, kaum. Meine Herren, ich glaube, Sie haben kein Interesse daran, den Parlamen- tarismus vernichten zu lassen. Der Herr Abgeordnete Lasker war es, der mir nach meiner letzten Rede vorwarf, daß ich durch meine Reden hier im Hause das Ansehen des Hauses in der öffentlichen Meinung herabsetzen wollte. Das ist allerdings ein merkwürdiges Zugeständ- », daß ein einzelner Man» gegen nahe 400 diese Macht haben soll. Ein einzelner Mann, gegen den die gesammte Presse nahezu einmüthig kämpft. Meine Herren, wenn Sie den Beschluß der Geschä,lsordnungs- Kommission annehmen, dann werden Sie allerdings mehr, als ich und meine Parteigenossen mit Hunderten und Tausenden von Reden es fertig bringen könnten, den Parlamentarismus in den Augen des Volkes ruiniren. Thun Sie, was Sie wollen!

Leipzig , d. 4. Dezbr. Dem Redakteur desLeipziger Tageblatts," Herrn Hüttner, ging heute folgender Brief zu:Bereitwilligst und mit größtem Vergnügen drucken Sie jede Niederttächtigleit und Ver- leumdung, die irgendwo gegen die sozial-demokratiiche Arbeiter-Partei veröffentlicht wird, imLeipziger Tagedlalt" ab. ES konnte mich also auch nicht wundern, kürzlich die Verleumdungeu desNeuen Sozial- Demokrat" gegen mich in den Spalten de«, /Tageblatts" zu finden. Wohl aber glaubte ich bei Ihnen noch so viel Sittlichkeits- und An- standszefühl voraussetzen zu dürfen, daß Sie die imVolksftaat" er- schienene Erklärung von mir ebenfalls veröffentlichen würden. Jndeß weit gefehlt, Sie reißen vielmehr nur den Schlußsatz heraus und drucken ihn, verbrämt mit einer einfälügen hämischen Bemerkung, iin gestrigen Tageblatt ab. Diesem sauberen Verfahren gegenüber drängt es mich, an Sie die Frage zu richten: worin Sie sich den» eigentlich von densittlich verkommenen und verworfenen Franzosen" unter- scheiden, über die Sie täglich in Ihrem Blatte mit echter Pharisäer- miene herziehen? Ergebenst Leipzig , d. 4. Dezbr. 1871._ A. Bebel.

�ater und Sohn, welche seit 6 und WcmU-söTCljeUi:, 2 Jahren in einer Fabrik in München gearbeitet haben, und nun wegen Unverbesserlichkeit in Bezug auf ihre sozialdemokratischen Ideen und Ueberzeugnngen, namentlich wegen Agitation für Preiserhöhung plötzlich entlassen worden sind, gedenken ein eigenes Geschäft in figürlichen sowohl als allen anderen Holzschnitzereien zu errichten und nehmen Bestellungen einzeln wie iit Ouantitäten an. Wir bitten Gesinnungsgenossen und Freunde, uns Besiellungen zuzuführen, und sich zu diesem Behufe an uns oder die Er- pedition des ,, Volksstar. t" zu wenden. Wir bitten alle Partei- und ArbeiterfreundlichenBlätter, dieseAnzeiqe unentgeltlich aufzunehmen. München , 5. Dez. 1871. Schauer senior, Holzschnitzer und Bildhauer. _ Schleißheimerstraße No. 21 o. Eine RahmaschwenfabrU in Tarmstaöl, m weicher _ meist Grover-Baker No. 19 verfertigt werden, wird an einen Sachverständigen vermiethet, der eine Kaution von 200 Gulden zu stelle» im Stande ist; eventuell kann derselbe auch Theilhaber des Geschäftes werden. Näheres vermittelt die Erpedition diese« Blattes. __(3)2 Einige Eremvlare von: Wie uud Wann k Ein ernstes Wort über die Fragen und Aufgaben der Zeit von Joh. PH. Becker, Preis 1 Thlr. sind noch zu beziehen durch H.Knie- ling, Dresden , Chnstianstr. 16, IV.(3) 3 Den Parteigenoffen zur Kennliiiß, daß die photographische Gruppen- aufnähme: ver der so�ial-dkmokratischen Arbeiter partei veutschlands in Dredde« 1871, Preis ä Stck. 25, 12'/,, 6 und 2'/, Ngr., pr. Dutzend 8 Thlr. ?hlr., 1 Thlr. 24 Ngr. und 20 Ngr., sowie Photographien einer großen Anzahl hervorragender Sozialiften ii Stck. 10, 5 und l'/j Ngr., ä Dtzd. 3 Thlr. 5 Ngr., 1 Thlr. 24 Ngr.

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und 15 Ngr. Ehristianftraße 16, IV.

Alle Parteigenossen und Freunde der Arbeitersache mache,» wir aufmerksam aus den in den nächsten Tagen erscheinenden: Allgemeinen Arbeiterkalender pro 1872. herausgegeben von Josef Dittrich und A. Otto-Walster. Derselbe enthält außer den üblichen Kalenderregeln: die Märkte im Königreich Sachsen und die deutsche» Messen. Aroeitcr-KalechtS- m»s von Dittrich. Strike, humoristische Erzählung von Walst er 'euillcton und Gedichte Die zehn Gebote der Arbeit. rcmdwöricr-Erklärung. Die neuen Münzen, Maaße und Ge­wichte. Der Preis ist möglichst niedrig, auf 3 Ngr. pr. Exemplar festgesetzt, wir rechnen daher auf einen massenhaften Absatz. Um die Auflage bestimmen zu können, richten wir die Aufforderimg an die Parteigenosse», die Bestellungen baldigst an die Expedition des Dresdner Bolksboten eingehen zu lassen._(4) 1

Im Selbstverlage sind erschienen: Soziai-demokraiische Abhandlunge» von M.« i t t i n g b a u s e u. Erstes Heft: Die Philosophie der Geschichte.(Auflage erschöpft.) Zweites Heft: Ucber die Nothwendigkeit der direkten Gesetz­gebung durch das Boll. Drittes Heft: Die unhaltbaren Grundlage« des Repräfeutativ- Systems. Viertes Heft: Ucoer die Lrgailisatiou der direkte» Gesetzgebung durch das Boll. Gegen portofreie Zusendung von 2 Sar. 4 Pfg. pro Heft(in Briefmarken ic.) erhalten die Parteigeuossen jede bestellte Anzahl durch portofreie Kreuzband-Sendung. Den Parteigenossen jedes OrleS wird empjoblen, die Bestellung oer Porto-Ersparung wegen ge­meinschaftlich zu machen. Adresse: Riltinghausen in Köln , Gereoustr. 36."WK(4) 2

_ Durch Uilterzeichnetei» sowie«lurcli die Expedition de»~VolU»«t»Ht ist die jetzt neu erschienene Broschüre Die internationale Arbeiterassoziation" (18641871) iftro Geschichte, Programm und Thätigkeit von C. Hillmann in Hamburg , ä Stck. 1'/, Ngr., 12 Stck. 15 Ngr.. 2b Stck. 1 Thlr., 100 Stck. 4 Thlr., zu beziehen. C. C. Aeifert, Leipzig . Baierfche Str. Ar. 7, III. (vle Redaktion desVolkSstaat " kann dieses durchaus sachlich ge- haltne Schristchen nur empfehlen.) Leipzig : Veraniw. Redacteur A. Hepner(Redaciioa: PeterSstein- weg 13.) Druck u. VerlagvonF. Thiele(Expedition: Peieristr. 18)