Aus Amerika  . 8icro;9)orf, 11. gtbr. 1871. Die Küfer dieses Landes(coopers) haben sich in den letzten zwei Jahren eine starke, über daS ganze Land verbreitete Organisation geschaffen. Im Vertrauen darauf weigerten sich die Küfer eines hieflgen Geschäfts kürzlich, gewiffen neuen Zu- muthungen ihrer Herren Arbeitgeber zu entsprechen und erklär- ten den Ausstand. Darob entstand groß Geschrei. Die Herren Arbeitgeber, Mitglieder der Produkten- Börse, wandten sich an diese und es wurde von den Herren beschlossen, die Gesetzgebung um Wiedereinführung des Verschwöruiigsgesetzes und um Auf- Hebung des Acht-Stunden-Gesetzes anzugehen. Die New-Yorker Handelskammer wurde um ihre Mitwirkung ersucht, dieselbe auch prinzipiell zugestanden, aber von weiteren Schritten vorläufig abge- rathen, weil die Gesetzgebung zu sehr mit Reformen der Stadt- und Staatsverwallung beschäftigt sei. Das alle Verschwörungsgefctz verbot die Verabredung zwischen Personen zur Benachtheiligung Anderer durch Erhöhung von Löhnen-c. Daß diese Handelsherren in ihren Börsen, Kammern zc.' täglich, stündlich das Gesetz übertreten, kam ihnen nicht in den Sinn, oder verstand sich von selber als ein denHerren" zustehendes Recht Den Arbeitern dasselbe Recht zuzugestehenja Bauer! Das ist was ganz Andres!" Die achte Jahresversammlung derNeiv-Aorker Staats- Arbeiter-Assembly" wurde Dienstag, d. 23. Jan. d. I. in Alban? eröffnet durch deren Vo> sitzenden W m.J. Jes s up, der, wie gewöhnlich, seine Jahresbolschaft voll der interessantesten Daten über hiesige Arbeiterveehältnisse und den Zustand der Gewerksvereine vorlegte. Sobald dieselbe gedruckt vorliegt, wer- den demVolksftaal" Auszüge daraus zugesandt werden. Die Kooperatio-Assoziation Rew-Yorkcr Drucker sandte N.W.   Young (siehe frühere Berichte,) als Delegirten und wurde seine Vollmachl znrückgewiesen, weil die Gesellschaft nicht wirklich kooperativ sei (u ist nämlich aus rein kapitalistischen Prinzipien gegründet. Doch wurde zur Milderung dieses gerechten Beschlusses der k. Noung als Ehrenmitglied zugelassen, wegen früherer lang- jähnger Betheiligung an der Oeganisation. Ein Gesetzvorschlag (daß das noch nölhig ist!!) wurde eingebracht, um pünktliche vierzehntägige Bezahlung der städtischen Arbeiier der Stadt New- York   zu veranlaffen, da viele derselben jetzt schon Monate aus ihren Lohn warten. Ferner ein Vorschlag, in der Stadt New- Kork einen Ausschuß von fünf prakiischen Handwerkern je ein Zimmermann, Maurer  , Stilckaturarbeiter, Anstreicher und Stemhaner niederzusetzen, welcher die öffentlichen Arbeiten und die Ausführung derselben durch gelernte Handwerker beauf- sichtigen soll. Räch eingehender Debatte wurde einstimmig bc- schloffen, Wm. I. Jess up als Mitglied der in Washington   zu errichtenden Nationalen Arbeits-Kominission zu empsehlen. Es wurde ein Komit6 niedergesetzt zur Unt.rsuchung des Verfahrens der Kommissäre und des Superintendenten des neue» Kapital- baueö zu Alban?. In der Verhandlung darüber wurden stau- nenerregende Enthüllungen gemacht über die Nichtsnutzigkeit dieser Beamten. Es wurde öffentlich erklärt und Beweise dasür angeboten, daß. eine große Quantität des für diesen Staatsban bestimmten und vom istaat bezahlten Materials zu Prioatzwecken an Privatgebäuden verwandt worden sei, sowie daß eine Anzahl Arbeiter unh Fuhrwerke, aus dem Staatssäckel bezahlt, während dieser vom Staat bezahlten Zeit an die Errichtung von Privat- gebäuden gestellt worden sei. Ein in der Gesetzgebung des Staates deshalb gestellter Antrag zur Untersuchung der Sache ist bis jetzt ohne Erfolg geblieben. Es muß nicht verg-ffen werde», daß gerade diese B.amten durch schamlose Uebcrtretung und Nichtachtung des Achtstundengesctzcs den Hauptanstoß zu der großen Ächtstundendemonstration von, 13. Sptbr. v. I. gaben. Beschlüsse und Gesetzvorschläge wurden serner eingebra ht zur Durchführung des Achlstundengesetzes, gegen Benutzung alt;r Fässer, zum Schutz der Bauarbeiter gegen Unglücksfälle, zur Errichtung einer Staats-Arbeils-Kommission. für Ausschluß des Religionsunterrichts in den Volksschulen u. s. w. Der Gehalt des Präsidenten wurde auf 800 Dollars festgesetzt und Wm. I. Jessup wiedergewählt. Die deutsche Arbeiter-Union der Stadt New- Aork erwählte in ihrer Wahlsitzung neulich B. De t tl e zum Präsisen- ten, Henneck zum Vizepräsidenten und F. Balte wieder zum Secretär. Der halbjährliche Bericht des Letzteren ist angefügt. Hoffentlich erstarkt die Arbeiterunion wieder. Die Steinbrecher in Portland, Connecticut  , sind im Ausstand gegen eine von den Unternehmern ihnen angemuthctc Herabsetzung ihrer Hungerlöhne. Sie werden von vielen Ge- werks- und Arbeiter-Vereinen Unterstützung erhalten. Möge sie ihnen zum Siege verhelfen! Die Tischler New-Aorks betreiben unausgesetzt die Bil- dung von Achtstunden-Liga's, und die Holzbildhauer folgen ihnen jetzt. Die Bergleute Penns?loaniens haben in eine Herab- setzung ihrer geringen Löhne für das Jahr 1872 willigen müssen. Eine englischsprechende Sektion von San Francisko hat Zutritt im provisorischen Föderal-Rath erlangt. Delegat R. Blissert, ein Jrländer. Die Vorbereitungen zur Herausgabe eines beut scheu Ar- beiterblattez werden eifrig betrieben. Der oben erwähnte Bericht Bolte's lautet: Mitarbeiter! Als ich vor einem Jahre in diesem Körper meinen Bericht gab, hatte ich wenigstens zu konstatiren, daß die Union   nach verschiedenen Richtungen gewirkt und auch Resultate erzielt habe, z. B- die Sprengung der Workingmen's frieudly Society ich muß bedauern, daß ich heute nicht in der Lage bin, von Erfolgen der Union   zu sprechen. Die damaligen Mißslände unter den Gewcrkvereinen traten von der Zeit an immer mehr und mehr zu Tage und verfehl- ten natürlich nicht ihren dezimirenden Eindruck auf die Arbei- ter-Union auszuüben. Hier löste sich ein Verein auf, dort ein anderer, und die noch bestehenden waren schwach. In dem da- maligen Berichte wurde schon darauf hingewiesen, daß das Verhaltniß zwischen Arbeil und Kapital ein entgegengesetztes, feindseliges sei; der Zweck davon war, darauf hinzudeuten, daß die meisten Gewerkvereine aus falschen Voraussetzungen gegründet seien, und deshalb auch keinen Bestand haben könnten.'In der That, die vielen zusammengebrochenen Gewerkvereine, welche theilweise gegründet waren, um auf friedlichem Wege die Diffe- renzen zwischen Arbeit und Kapital auszugleichen, d. h. durch gegenseitiges Entgegenkommen einerseits einen höheren Lohn zu erzielen, andererseits aber dem Kapital seine sogenannten Aechte einräumten, welche mit anderen Worten die so beliebte Phrase, mit dem Kapital Hand in Hand zu gehen, bewahrheiten wollten, sind der gründlichste Beweis, daß keine Vereinigung der Arbeiter von Dauer ist, welche nicht stritte auf dem Boden der revolutionären Bewegung steht, dem der ausgebeuteten Klasse gegenüber dem ausbeutenden Kapitale. Als Sylvis, der früh­ere Präsident des National-Labor-Kongresses, kurz nach Been- digung des amerikanischen   Bürgerkriege? die denkwürdigen Worte schrieb:Der Bürgerkrieg hat in Amerika   eine reine und un- verfälschte Kapital-Herrschaft geschaffen", gab er damit zugleich den Arbeitern einen Fingerzeig, auf welcher Basis sie sich zu organisiren haben, und heute, nachdem Jahre verflossen sind, fängt man an, es zu begreifen. Die Arbeiter, welche sich heute organisiren, fühlen es, wenn sie es auch nicht alle erkennen, und ist die Periode der jetzigen Organisation eben die Uebergangsperiode von dem alten Friedensdusel zu dem großen Kampfe für die Emanzipation der Arbeit. Solche Uebergangsperioden kennzeichnen sich durch allerlei Versuche, welche theilweise gemacht werden, um die alte Organi- sation aufrecht zu erhallen, theilweise um die neue zu gründen. Die Protokolle der Arbeiter-Union vom letzten Jahre geben davon ein beredtes Zeugniß. Da waren zunächst die Abendunterhaltungen. Es wurden deren zwei gehalten, welche einen kleinen Ueberschuß ergaben an Kassa, sonst aber spurlos vorübergingen./ Das Arbeiterfeft am 12. Juni war ein vollständiges Fiasko, dasselbe war theilweise jedenfalls der ungünstigen Witterung zuzuschreiben, allein, verhehlen wir es uns nicht, andererseits dewies es, daß ein großer Theil der Arbeiter immer noch auf dem allen Boden steht und sich nur schwer oder gar nicht entschließen konnte, öffentlich zu konstatiren: wir wollen uns vereinigen zu einem großen gemeinsamen Zwecke, der ist: Front zu machen gegen die bestehenden Verhältnisse, welche die kapi- talistische Gesellschaft geschaffen hat. Die Grünoung einer Lesehalle wurde weitläufig berathen und vergessen. Das Projekt, eine neue Zeitung zu gründen, schien man ernstlich angreifen zu wollen. Ein provisorischer Verwaltunzsrath wurde gewählt, bestehend aus 3 Delegaten von der Arbeiter-Union und drei weiteren Delegaten von dem Central-Komits der In- lernationalen Arbeiter-Assoziation. Die Delegaten dieses Verwal- tunzsraths erstatteten einmal Bericht und dann nunmermehr. Es wurde ein Prospekt der Zeitung vorgelegt und wurden ein paar Reden darüber gehalten, dann die Debatte vertagt und sie blieb vertagt bis heute. Dennoch ist eine wirkliche Arbeiterzeitung eines der wirksamsten Mittel, um die Arbeiter auf der Basis zu vereinigen, welche eben angeoeutet, nämlich Abschaffung der Lohnsklaverei. Die Aufnahme von statistischen Angaben der Arbeiter über ihre Verhältnisse scheint von den Vereinen ganz aaU gelegt zu sein. Eine neue Konstitution für die Arbeiter-Union wurde be- rathen und angenommen, und ist dieselbe seil einem Monate in Kraft; sie bezeichnet jedenfalls einen Fortschritt, insofern als sie, wenn richtig gehandhabt und mit Energie durchgeführt, sie Arbeiter eben zum Klassenbewußtsein führt, d. i., die Ar- beiterklasse im Gegensatz zur Klasse der Ausbeuter. Daß die Arbeiter anfangen, sich unter dieser Konstitution von Neuem zu organisiren und zu zentralisiren, ist gewiß ein gutes Zeichen, und bei einigermaßen angestrengter Thätigkeit und Ausdauer seitens der Delegaten kann der Erfolg nicht ausbleiben. Die New-Vork State Workingmen's Assembty wurde voriges Jahr von der Arbeiter-Union beschickt und aus dem Bericht des Delegaten ergab sich ebenfalls, daß dieser Körper sowohl als auch die darin vertretenen Vereine sich in dem Stadium des Uebergangs befinden; es wurde dort viel gesprochen und beschlossen(des Delegaten eigene Worte) und wenig gehandelt. Hoffen wir, daß die Zeit nicht mehr fern ist, wo wenig ge- sprochen und beschlossen, aber viel gethan wird.- Eine Bewegung verdient hier erwähnt zu werden, zumal da sie von Arbeitern und nur von Arbeitern ausging, welche stattfand zur Zeit als die Arbeiter-Union hinsichtlich ihrer Existenz selbst in Zweifel war, sich in Folge dessen auch nicht betheiligte, wenn schon einzelne Vereine, z. B. der Tischlerverein, Coslum Taylor und andere sich daran betheiligten; ich meine die Acht- Stunden-Demonstratioa im Monate August 1871. Die 8-Stunden-Frage ist hier in diesem Körper sattsam besprochen worden: ich erlaube mir hier bloß zu konstatiren, daß diese Demonstration der erste revolutionäre Schritt war, welcher von einer großen Masse von Arbeitern ausging, indem sie etwas verlangte, was ihnen wahrscheinlich nie gewährt werden wird: denn die Vortheile. welche sich aus der 8-Stunden-Arbeit ergeben, sind allein aus Seiten der Arbeit, und eben deshalb ist' diese Frage auch ein so vortreffliches Agitationsmittel. Beweis j hierfür sind die verschiedenen 8-Stunden-Llgen, welche in Folge dessen gegründet sind. Zu bedauern ist nur, daß die so schön begonnene Bewegung von einigen Reformern und Arbeiterfreunden ausgebeutet wurde, anstatt sie dazu zu benutzen, neues Leben in die Vereine zu bringen. Im Kongresse der Vereinigten Staaten   liegt eine Vor- läge vor, eine National-Arbeits-Kommission zu schaffen. Dies Unternehmen muß von den Ardeitern so viel als möglich un- terstützt werden, nicht weil sie von demselben ihr Heil erwar- ten, sondern weil dann der Arbeiter offiziell von seinen Ver- hältniffen unterrichtet wird, und dürften dieselben dann nicht so rosenfarbig erscheinen, als sie mancher Arbeiter heute noch ich denkt. Schließlich noch zwei Worte über die schon erwähnten Arbeiterfreunde und Reformer. Es kann nicht oft genug wie- oerholt werden: sie sind die allerschlimmsten Feinde�der arbei- tenden Klasse, sie versprechen alles und halten nichts. Darum, Arbeiter, haltet das eine fest:Die Befreiung von der Lohn- klaverei kann nur durch den Arbeiter selbst erzwungen werden, und das Mittel dazu ist die Vereinigung der Arbeiter aller Länder." 5- Bolle, Sekretär. Am Lorabeud der Schwurgei-ichtsverhandlungeu gegen die Leipziger   Tozialöemokrateu�) so betitelt sich ein Artikel desLeipziger Tageblattes", abge- druckt aus denGrenzboten". Ueber diesen Artikel habe ich mir keine andere Ansicht bilden können, als die, daß ehrlose Gesinnung ihn diccirt, ehr- lose Gesinnung seine Aufnahme in die bezeichneten Blätter er- möglicht hat, und wenn irgend Etwas geeignet ist, den tiefen Versall der Bourgeoisie im Allgemeinen und den der Bourgeois- presse im Besondcrn zu beweisen, so ist es gerade der in Rede stehende Artikel. An sich gilt es schon als unerlaubt, eiuen Prozeß vor den Gerichtsverhandlungen zu besprechen; im hiesigen Preß- gesetz ist dies bei Strafe verboten. Es sei hier auch be- merkt, daß derVolksstaat" sich einer Beeinflussung des Pub- likums vor den Verhandlungen durch geeignete Besprechungen, sowohl bei dem hiesigen Prozeß, wie bei dem bevorstehenden Leipziger, entkalten hat. Dem gegenüber bringt der obige Artikel nicht allein eine eingehende, dabei höchst einseitige und schiefe Darstellung über den letzteren, sondern er bringt dieselbe in einer Weise, welche einen doppelten und nach beiden Seiten gleich verwerflichen Zweck verfolgt. Es soll einmal durch den- selben die Stimmung der Geschwornen zu Ungunsten der Angeklagten im höheren Maaße beeinflußt, und es sollen ferner die letzteren veranlaßt werden, lieber rund- I heraus irgend welche Vorbereitung von Hochverralh zuzugestehn, als zu behaupten, daß ihre Handlungen sich nach den be- stehenden Gesetzen eingerichtet haben. Das letztere von uns im hiesigen Prozesse beobachtete Verfahren wird uns und speziell mir als Feigheit, als Ver- leuznung derheiligen Grundsätze" der rothen Republik, der rothen Fahne u. s. w. ausgelegt. Und das, obschon der Ver- sasser selbst aus der Koch'schen Broschüre üb.r unfern Prozeß ersehen haben müßte, daß weder einer meiner Freunde, noch ich auch nur das Geringste von unfern Parteigrundsätzen ver- leugnet haben. Im Gegentheile, wir haben alle mit Wärme das ideale Ziel, nach dem wir streben, die rothe Republik, vor den Richtern bekannt, und gerade dann ist aus dem Zuhörer- räume, in welchem sich nach demLeipziger Tageblatt  " in sol- chem Falle allerdings nurJanhagel" befinden kann, ein lauter Beifallsruf ertönt, als ich von der rothen Republik   und ihren Grundsätzen gesprochen hatte. Mit derselben Entschiedenheit aber, mit der wir diese Grundsätze bekannt, haben wir be- stritten, mit unfern Handlungen irgend welche Gesetze ver- letzt zu haben, und wir haben auch die Genuglhuung gehabt, dies vor unserm höchsten Gerichtshofe im Wesentlichen anerkannt zu sehen. Das aber kann die Bourgeoisie in ihrem grenzen- losen Hasse gegen unsere Sache nicht vermeiden. Sie hält es für unmöglich, daß man in den Schranken der von ihr selbst geschaffenen Gesetze für Verwirklichung unserer Grundsätze wirken könne, und gerade je weniger bei diesem Streben eine Verletzung von Gesetzen vorgekommen ist, um so wüthender sucht sie aus unser» Grundsätzen heraus unsere Bestrafung als nothwendig hinzustellen. Seine ganze niedere Gehässigkeit zeigt der Artlkelschreiber u. A. bei der Stelle, in welcher er das Zeugniß des Professor Aßmann über mich verächtlich zu machen sucht. Woher weiß der saubere Herr, daß dieser mein alter Lehrer aus derCorrekl- heil meiner Schreib hefte" Zeugniß für die Fehlerfreiheit meines Charakters" abgelegt? In seinem Haß, in dem Bewußtsein der eigenen'Niedertracht und um der beabsichtigten Einwirkung auf die Geschwornen willen, darf der saubere>Artikelschreiber nicht zugeben, daß ein angesehener Mann, der mich kennt, ein mich ehrendes Zeugniß ablegt von meinem Charakter, und darf das selbst dann nicht, wenn dieser Mann ein vielleicht ebenso entschiedener politischer Gegner von mir ist, wie er selbst. Wenn der Schreiber nun aber gar von einerRuhe, Fein- h ei t und Kraft der Anklage", von einerWürde, V o rurt Heils-' losigkeit und Ger ech tigkeit derRichter" spricht mit Be- zug ans unfern Prozeß, so muß derselbe nur die Koch'sche Broschüre gelesen haben und kann die späteren obergericht- lichen Verhandlungen nicht kennen. Bei diesen ist die An- klage gegen uns in ihrem innersten Wesen gradezu Vernich- tet worden, und dasResultat der Verhandlungen war bekannt- lich die Kassiruug des ganzen kreisgerichtlichen Ur- the ils. Mit derartigen Behauptungen und Redensarten macht man sich bei solcher Lage der Dinge gradezu lächerlich. Es ist leider nicht möglich gewesen, die gleichfallsakten- mäßige Darstellung" des Lötzener Kettcntransporles und der späteren Gerichtsverhandlungen, einschließlich derer vor dem Herzoglichen O der geri cht zu Wolfenbüttel  , welche ich bearbeite, noch vor den Leipziger   Verhandlungen herauszugeben. Leider erst nach denselben kann die Broschüre erscheinen. Es ist das um so mehr zu bedauern, als aus den gesamm ten Akten und aus den gesamm ten Verhandlungen sich ein ganz an- deres Bild von unserem Prozesse ergeben würde, als dies aus den aus dem Zusammenhange gerissenen Sätzen des Artikelschreibers, oder auch aus der Koch'schen Broschüre möglich ist. Denn letztere umfaßt erstlich nur die Verhandlungen bis zum kreis  - gerichtlichen, später in seinem ganzen Umfange kassirten Urlheil; und ferner sind in derselben theilweise unsere Aus- sagen recht falsch und mangelhaft wiedergegeben. So läßt mich Herr Staatsanwalt Koch sagen, daß ich von den, durch die Kommune begangenen Schandthalen gesprochen habe, während ich lediglich von jenen Schandthateu sprach, wie sie sich, als von der Kommune angeblich begangen, im Hirne eben desselben Herrn Staatsanwaltes spiegeln. Beim Lesen des Artikels imLeipziger Tageblatt  " ist mir ein unüberwindlicher Ekel gekommen vor solcher Schrei- berei. Und ich habe die Hoffnung, daß ein s ol che s Verfahren auch bei den Geschworenen und den Angeklagten nur das Ent- gegengesetzte des beabsichtigten Zweckes zu erreichen vermag. Braunschweig  , 3. März. W. Bracke jun. ') Die Leipziger   Angellagten wollten von diesem Artikel, der in jeder Zeile das eigenste Gepräge von Hans Blum trägt, imVolks- staat" keine Notiz nehmen. Da Bracke jedoch gleichfalls in jenem Aas- jatze verhob»! und angegriffen wird, so konnte gegen Aufnahme de» Obigen seüens der Redaktion nicht» eingewendet werden.