Und was will dagegen die andere Richtung die Inter­ nationale Arbeiterassoziation  ? Diese will, durchaus auf thatsächlichem und wissenschaftlichem Boden stehend, der Vernunft und Gerechtigkeit Entwicklung und Geltung' verschaffen. Sie erkennt die Arbeiterbewegung als eine kulturgeschichtliche, sich allmälig vollziehende Revolution. Sie ver- hält sich, je nach Umständen, Ort und Zeit, angriffs- und ver theidigungsweise und da sie das herkömmliche ökonomische System in sich selbst verfallen sieht, so wird sie von dem Bewußtsein regencrirender Mission und Kraft getragen. Sie organisirt, kon- struirt, disziplinirt und moralisirt und gedenkt bis zum völligen Verfall des alten Gesellschaftsgebäudes ihr neues wohnlich fertig und zu weiterer Vollendung auf den verödeten Platz geschoben zu haben. Sie will durch eiffige Betheiligung am Staatslcben feste Stellung nehmen zum Unterrichts- und Erziehungswesen, um durch Bildung und Aufklärung allem Despotismus das Material des blinden Gehorsam» zu entziehen. Immer energisch die Freiheit deS Handeln? beanspruchend, will sie, wann, wo und wie sie cS ver mag, jedweden politischen Despotismus vernichten und zur Bc fchleumgung und Vollbringung ihres Werks der Arbeiterklasse die Staatsmacht erobern den Dualismus von Staat und Gesell' schaff aufheben, die Gesellschaft zum Staat und den Staat zur Gesellschaft machen Einheit in das Leben bringen. Ja, sie will die Unordnung abschaffen und mit wirklicher Ordnung ersetzen die heutige Unordnung, die Anarchie in der Produktion und Kon- sumtion, das Faustrecht deS ökonomisch Stärkern, die Willkilr in dem mit konstitutionellen Formen umlogenen Staat der Fürsten  - und Klassenherrschaft. Genf  , den 29. September 1872, Gewerksgenossenschaftliches. Internationale MetallarbeitergewerkS-Genossenschast. ßhemnitz, 2. Oktober. Mitarbeiter! Alle, die Ihr durch Ver arbeitung von Eisen, Stahl, Messing, Kupfer, Weißblech-c. die Hauptgrundlage der fortschreitenden Industrie durch unermüd- liche Ausdauer und Fleiß bildet, die Ihr aber nichts destoweniger in ungesunden Fabriks- oder sonstigen ArbeitSräumen eingepfercht und der Willkühr Eurer Ausbeuter in jeder Hinsicht preisgegeben seid, Eurer Selbstständigkeit auf jegliche Art und Weise durch die unersättliche Habsucht Einzelner, sei es durch ArbeitStheilung, Herabdrückung der Löhne oder Verlängerung der Arbeitszeit beraubt und Eurer Familie immer mehr entfremdet werdet, Ihr seid jetzt durch die Ueberproduktion, die unabwendbar eine Geschäftsstockung herbeiführen wird, auf Gnade und Ungnade in die Hände Eurer Ausbeuter geworfen. Selbst das Schönste, was Ihr bisher noch kanntet, das eheliche Glück, es wird herzlos zerstört dem Mam­mon zu liebe. Die jetzige Produktionsweise demoralisirt den Ar- deiter und dessen Familie. Oder wähnt Ihr, wir sagten zu viel? �tun, so blicket um Euch. Stellt Euch vor den Fabriken auf; da sehet Ihr, wie die Frauen, die an dem häuslichen Herde beschäf- tigt sei» sollten, in großer Zahl herausströmen; den Mann erwar­tet daheim keine warme Speise. Ihr sehet Knaben und Mädchen von zartem Alter an Geist und Körper gebrochen. Diese armen Wesen, wenn sie des Abends.ermüdet nach Hause kommen, da er- wartet sie Niemand, der sich ihrer annimmt, ungesättigt legen sie sich in schmutzigen Kleidern zu Bett, um im Schlafe neue Kräfte für neue Anstrengungen zu suchen. Ja, sagen Einzelne, bei mir ist es noch nicht so weit gekommen. Diesen sei entgegengehalten, daß eS gerade der Egoismus, die Gleichgiltigkeit und die Feigheit so vieler Einzelner sind, die solche Zustände soweit gedeihen ließen. Solche Zustände sollten es jedem Arbeiter zur Pflicht machen, für deren Beseitigung schleunigst Sorge zu tragen; aber das Selbstbe- wußtsein, das Gefühl der Menschenwürde fehlen leider bei der großen Mehrzahl der Unterdrückten. Gerade Diejenigen, bei denen die Verhältnisse noch nicht so- weit vorgeschritten/ müssen es sieb in erster Linie zur Aufgabe machen, der immer fortschreitenden Demoralisation einen Damm entgegenzustellen, und das können sie nur einzig und allein, wenn sie sich verbinden, gemeinschaftlich die Wege berathen, welche zur Abhülfe dienen. Die Organisation ist vorhanden, der Weg ist ge­zeigt, auf welchem Abhülfe möglich ist; eS fehlt blos noch an der Betheiligung der Arbeiter selbst. Der Sieg ist unser, sobald der Arbeiter aus seinem Schlafe erwacht, sobald er sich bewußt wird, welche Stellung ihm von Natur aus im Welträume zugewiesen ist Und welche er dermalen einnimmt. Wohl lassen sich noch viele Arbeiter durch andere Wege irre führen, indem man sie auf Volksbildungsvereine(System Schulze- Delitzsch  , Hirsch:c.) hinweist. Aber leicht läßt sich entscheiden, wenn man Fabrikanten und überhaupt Männer in solchen Vereinen sindet, welche in ihren Fabriken Männer, Frauen und Kinder auf die brutalste Weise ausbeuten, daß eine solche Hülse nicht weit her sein kann, sondern blos auf Heuchelei beruht. Es wird wohl nicht geleugnet werden können, daß die Arbeit allein es ist, welche sich aus dem Abgrunde herausarbeiten muß, daß es die Pflicht aller Arbeiter ist, den GewerkSgenossenschaften beizutreten, sich auf die Seite Derer zu stellen, die bereits den Kampf begonnen haben und hier hauptsächlich gilt eS den Metallarbeitern, welche, wie gewiß keiner leugnen kann, mit Riesenschritten einer physischen und mora- tischen Vcrkümmernng entgegengehen. Hier hilft kein Eigendünkel, keine Verdickung des schon hereingebrochenen UebelS, sondern mit Mannesmuth muß dem hereinbrechenden Uebel entgegengearbeitet und in geschlossenen Massen ein anderes besseres Dasein erkämpft werden. Bereits besteht eine Metallarbeitergewerksgenossenschaft und hat dieselbe trotz ihres kurzen Bestehens die besten Resultate aufzuweisen. Dieser beizutreten muß Gewissensache eines jeden braven und denkenden Mannes sein. Vereint sind wir Alles, ver- rinzelt nichiS. Desgleichen gilt dieser Wahlspruch auch für alle Lokal- und Fachvereine; auch sie können dem anbrausenden Sturme nicht wi- derfiehen, wenn sie nicht eine Kette bilden, sich allseitig zu einem Ganzen verbinden, wo eS dann unmöglich wird, einzelne Glieder herauszureißen; auch sie mögen begreifen, daß alle unsere Gegner nur durch den Vortheil einer strammen, einheitlichen Organisation uns in den Abgrund trieben, und auf diese Weise müssen auch unsere Rechte wieder erobert werden. Arbeiter rührt Euch, gedenkt Eurer Mitmenschen, Eurer Frauen und Kinder, gedenkt der Zu- kunft und zeigt Euch als Männer. Jede weitere Mittheilung erfolge an den Ausschuß der inter  - nationalen Metallarbeitergewerffchaft In dessen Austtag Rieb. Wolf, Lindenstraße 3, 1 T. Hiermit folgen die Namen und Adressen der Bevollmächtigten (;* benannter Gewerkschaft, soweit dieselben in unfern Händen si» befinden. Diejenigen, welche noch im Rückstände oder ihre Adressen gewechselt haben, ersuchen wir um schleunige Mittheilung. Chemnitz  : Richard Wolf, Geschäftsführer. Karl Hermann Hicke- thier, Hauptkassirer, innere Rochlitzerstraße 30/3. Franz Bräuer, Kassircr der Mitgliedschaft, Zimmerstraße 13. Leipzig  : Controll- Commission: 1. Vorfitzender Adolph Pctsch, Antonstraße 19, 2Tr. Stellvertreter Oskar Stephany, Körnerstraße 6b, 3. Tr. Bevoll- mächtigter Emil Kolbe, Antonstraße 19, 3 Tr. Kassirer Adolph Ehrlich, Floßplatz, Schimmclsgut, Hinterhaus 3. Augsburg  : Bevollmächtigter Konrad Hirth, Zeuqschmied, Schmiedgasse C. 226. Berlin  : H. Havenith, Linienstraße 79, Bevollmächtigter. Braun- schweig: Bevollmächtigter C. H. Müller, Scharrnstraße 22, 11. Bremcrhafen: Bevollmächtigter E. Bölke, Grin- und Niels- straßenecke 3». Crimmitschau  : Bevollmächtigter Rudolp Habe- litz, Niedere Vorstadt 3Ü7. Dresden  : Bevollmächtigter August Biedermann, Rosengasse 13/3. Hannover  : Bevollmächtigter Fr. Weykopf, Klagesmarkt 13 a. Harburg  : Bevollmächtigter August Borchardt, Brennerstraße 2. Nürnberg  : Bevollmächtig- ter Albrecht Wolf, Heerdfabrikant Weinberger Tucherstraße. Kas- firer Faaz, Oberjudenhof 1103. Pforzheim  : Bevollmächtigter Carl Ibsen, H. Weigelhos'schen Brauerei. Regensburg  : Be- vollmächtiger Joseph Malgersdorfer, Cafä Setz L. C. 83/3. Reichenbach   i. V.: Bevollmächtigter Ferdinand Braunlich, bei Wttw. Clauß, untere Dunkelgasse 882. Stollberg  : Bevoll- mächtigter Emil Bachmann, Herrnstraße 34. Kassirer Franz Schnei- der, Buthoser Restauration. Spandau  : B. Fehrmann, Schön- walderstraße 30, Bevollmächtigter. Wolfenbüttel  : Bevollmäch- tigtcr Albert Salzmann, Karnsührerstraße 3. Kassirer C. Hage- mann, Neucstraße 1. Werdau  : Bevollmächtigter K. Erdmann Schellenberg, JohanniSglatz 33S. Den Bevollmächtigten diene noch zur Nachricht, daß die ihnen zugesandten statistischen Formulare gleichzeitig mit dem Ergebniß der Urabstimmung richtig ausgefüllt an die richtige Adresse zurück zusenden sind, um die Zusammenstellung Ende dieses Monats be werkstelligen zu können. Material ist jetzt auch vollständig zu be ziehen. Zugleich ersuchen wir diejenigen Fertrauensmänner der joziab demokratischen Partei, denen Gelegenheit gegeben ist, zur Gründung von Mitgliedschaften beizutragen, dieses als ihre Pflicht zu bettachten und von etwaigen Resultaten dem Unterzeichneten zu berichten. Ueberhaupt mögen die Vertreter der Lokal- und Fach- vereine es sich angelegen sein lassen, sich dem ganzen Körper anzu- schließen, indem nur durch gemeinschaftliches Vorgehen Siege er rungen werden können. Statistische Formulare betreffs Zusammen' stellenS über Arbeits-, WohnungS- und NahrungSverhältnisse sc. stehen den Lokalvereincn, als Maschinenbauer, Kupferschmiede, Spängler, überhaupt allen in dieses Fach einschlagenden Gewerben jeder Zeit zur Verfügung. Mitarbeiter schreitet vorwärts. Gruß und Handschlag Für den Ausschuß: Richard Wolf, Lindenstraße 8, 1. Allgemeiner deutscher   Böttcher-(Küpcr-)Vcrtin. Dresden  . Collegen allerorts! Gezwungen durch die hiesigen Verhältnisse und die hoch gesteigerten Preise der nothwendigsten Lebensmittel, sowie nach Scheiterung der von uns den Arbettge- bern gemachten Einigungsvorschläge, müssen wir heute die Arbeit einstellen. Wir ersuchen alle Collegen, sowie alle Arbeiter, denen an der Arbeitersache etwas liegt, uns thatkräftig zu unterstützen. Unser Sieg ist der Sieg Aller und werden wir stets nach dem Grund- satz der Brüderlichkeit, gleichen Anforderungen an uns nach Kräf­ten Genüge leisten. Zugleich bitten wir, den Zuzug fremder Böttcher fernzuhalten. DaS Comite der Dresdener   Böttchergesellen. Briefe und Gelder sind zu richten an Herrn W. Peters, Rosenweg 36, 4. Et. Dresden  . Alle arbeiterfteundlichen Blätter werden um Abdruck des Obigen gebeten. Correspondenzen. Nraunschweig, 1. Okt. Am 30. September tagte im Hotel d'Augleterre eine staik besuchte VolkSpersammlnng'Von auswär­tigen Parteigenossen", so berichtet derBraunschweiger BolkSfteund", waren da: Geib aus Hamburg  , Wolf aus Chemnitz  , Bock auS Gotha   und Weykopf aus Hannover  . 9)orck aus Hamburg  , welcher das erste Referat übernehmen sollte, hatte sich mit dem Eisenbahnzuge verspätet und erschien erst gegen Abend. An seiner Statt referirte daher Wolf ans Chemnitz  . Die Versammlung wählte Lud er zum Vorsitzenden und Tanz zum Schriftführer. Der erste Punkt der Tagesordnung, über wel- chen also Wolf sprach, lautete:Die Prinzipen der Sozial-Demo- kratie." Der Redner erörterte in einstündigcr Auseinandersetzung die bekannten 10 Punkte deS Eisenacher Programms und ärntete vielen Beifall für seine populär gehaltenen Ausführungen. Die Haupttcde des Tages hielt Geib aus Hamburg  . Dieser referirte über die bevorstehenden ReichstagSwahlcn. Er warf zunächst die Frage auf, warum vom Reichstage, wie derselbe jetzt beschaffen sei, nichts Gutes kommen könne, und beantwortete diese Frage in erster Instanz mit dem Hinweis auf die Ohnmacht, zu welcher der Reichstag verurtheilt ist. Demselben gebricht es, da über ihm der Bundcsrath steht, an der Initiative und Selbstständigkeit. Im BundcSrathe sitzen die Vertreter der Fürsten  , und Letztere können AlleS unmöglich machen. DaS Fundament des Reichstages ist keines wegS, was sein Name besagt. Erst mit dem 25. Lebenjahre sind die deutschen   Männer wahlberechtigt. Dagegen sollte der Mann schon mit dem 20. Lebensjahre wahlberechtigt sein; denn in diesem Jahre wird er ja auch für tüchtig erachtet, dem Reiche die Mili- tärpflicht zu leisten. Die Zahl Derer, welche fünfzig Jahre und darüber alt sind, kommt, wie statistisch nachgewiesen ist, der Zahl Derer gleich, die zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre zählen und gegenwärtig von der Wahl ausgeschlossen sind. Di- Jugend ist im Allgemeinen feurig, kühn, uneigennützig und rücksichtslos; wegen ihres Ausschlusses überwiegt bei den Wahlen daS bedächtige, zahme und reaktionäre Element, und das allgemeine Wahlrecht ist somit im Grunde nicht vorhanden. Außerdem entscheidet bei den Wah- len meisten» der Geldbeutel. In Süddeuffchland weigern sich wegen deS Kostenpunktes viele Abgeordnete, ein Mandat länger anzuneh- men. Die Diätenftage wird durch das einfache Veto deS Reichs- kanzlerS immer wieder bei Seite geschoben. Was den Bundesrath anbelangt, so bilden die nichtpreußsschen Staaten drei Biertheile desselben, während Preußen dagegen behauptet, im Bnndesrathe allein drei Viertheile zu bilden. Der gute Ausfall der Wahlen wird besonders auch durch JÄe Zuschneidung der Wahlkreise ver- eitelt. Selbige machen es of? geradezu unmöglich, daß die Mino- rität vertreten wird. Unsere Partei, die nach der. Zahl der sozial- demokratischen Wähler bei den letzten ReichstagSwahlen zehn Ver-- treter im Reichstag gehabt haben müßte, hat wegen deS Ausschlusses der Minderheiten nur einen einzigen bekommen. DaS Wahlkreis» fhstem müßte beseitigt und auch die Minoritäten gehört werden. Das allgemeine gleiche Wahlrecht kann ganz anders in den Ge- meinden ausgeübt werden. Während der letzten Jahre stellten im Reichstage die Sozial» Demokraten die kleinste Gruppe dar. Im Jahre 1867 wurden sie im Reichstage verlacht, 1870 niedergeschrien, 1871 mit dem famosen LaSker'schen Knüppel bedroht und endlich wurde 1873 der einzig noch vorhandene Vertreter der Sozial-Demokratie nicht mehr zu- gelassen. Die Hauptpartei des ReichtageS sind die Nationalliberalea; selbige hatten sich in den Dreißiger- und Vierzizerjahren beim Volke einiges Ansehen erworben, fielen aber 1848 bei der ent- scheidenden Probe wie Zunder ab und retirirten sich unter den Baum der Reaktion. Als in Preußen unter Bismarck   der Kampf des Liberalismus mit dem Militarismus entbrannte, wagten die Liberalen keine Steuerverweigerung und beugten sich 1866 vor dem Erfolge, indem sie pnter peccavi sagten und Indemnität ertheil- ten. Seit dieser Zeit sist der Liberalismus an den Militarismus gekettet und Bismarck   vermag Alles durchzusetzen oder zn ver- hindern. Die Verbündeten der National-Liberalen sind die Forffchritt- ler. Obgleich dieselben sich in Worten bisweilen demokratisch ge- bärden, sind sie doch nur ein Anhängsel der National-Liberalen und bilden mit ihnen eine aschgraue Masse, auf die keine Hoffnung zu setzen ist. Die von ihnen gepredigte Manchester   Theorie ist mit ihrem Latein zu Ende und sie sagen jetzt ungenirt, daß sie berr- schen wollen. Indem der Redner nun auf die Centrums-Frak- tionen zu sprechen kommt, behandelt er den Kampf der Regierung mit den Ultramontanen und nennt die Ausnahmegesetze em Ar- muthSzeugniß für die Herrschenden. Letztere tteiben politische Heuche- lei und gerade bei ihnen ist der Jesuitismus zu Hause. Wollte man für die Kultur kämpfen und die Volksbildung fördern, würde nicht der König in Preußen 4 Millionen Thaler jährliche Dotation e-.halten, während für die Schulen nur 2 Millionen ausgesetzt sind. Die Herrschenden und Ultramontanen verhalten sich zu einan- der wie Trunkene und Geisteskranke. Man hat uns des Bundes mit den Ulttamontanen beschuldigt; aber dies- Beschuldigung ist eine Verläumdung; denn wir sind Feinde des AutoritStS-PrinzipS. UebrigenS wird zwischen den Herrschenden und den Ultramontanen bald wieder ein Freundschafts-Patt geschlossen werden, weil sonst die Schule in eine schiefe Lage gerathen würde. Die Konservativen suchen ihren Einfluß dadurch aufrecht zu erhalten, daß sie entweder mit der Bourgeoisie gehen oder mit der Sozial-Demokratie liebäugeln. Als selbstständige Partei können sie sich nicht erhalten; denn die Gewerbefteiheit hat zu viel egalisirt, und die Freizügigkeit und das Eisenbahnwesen vertilgen den Konservatismus. Was hat man nun im Reichstage gethan? Man hat Ja ge- sagt zu Gunsten des Militarismus. Vierzig Millionen sind für den Kriegsfond bewilligt, und es ist dadurch anerkannt, daß ein Aderlaß zuweilen noththut. Im Jahre 1870 hat sich das Volk durch den KriegSlärm bethören lassen, aber tief, sehr tief in da» eigene Fleisch geschnitten. 90 Millionen sind bewilligt als Pausch- quantmn für das Militärbudget, die Dotationen der Generäle stehen in schreiendem Gegensatz zu den ärmlichen Brocken für die Gemeinen, und wenn eine Sturmsluth kommt, wie die ostpreußische, dann geht man mit dem Bettelsack herum. Ueberall werden Ka- dettenhäuser und Kasernen erbaut, jene Feudalburgen der Jetztzeit, deren Ruinen einst unfern Nachkommen ein Bild von unseren Zu- ständen geben werden. Wenn es gilt einer armen Gemeinde Geld für eine Schule zukommen zu lassen, dann ist Nichts da. Da« Geld für die Staatsschulden leihen die Bourgeois her. Der Schwin- del ist zwar im Reichstage zur Sprache gebracht und Alles zum Vorschein gekommen, aber der große Berg hat nur eine Maus geboren. Die Gesetze haben Nichts zur Förderung der Kultur bei- getragen. Nachdem der Redner an den BiSmarck'schen Preßgesetz- entwurf erinnert hat, weist er auf daS bevorstehende Gesetz über den Kontraktbruch der Arbeiter hin. Der Arbeiter soll bei Kon traktbruch mit Gesängniß bestraft werden, weil der A>beiter kei» Vermögen hat undder Karnickel immer anfängt". Dagegen kann zufolge der meisten Fabrikordnungen der Arbeiter sofort ent- lassen werden, und während die Arbeitsherren sich im Stillen ver- binden können, kann dieß seitens der Arbeiter nicht geschehen. Wenn ein Fabrikherr 1000 Arbeiter hat, kann er 500 davon ohne Weiteres entlassen und die übrigen 500 müssen ruhig zuwarten und dürfen nicht sofort aus der Arbeit gehen, sie müssen geduldig bleiben, bis der Fabrikherr genug audere Arbeiter herbeigezogen hat, um auch die anderen 500 sortschicken zu können. DaS ist der Kontraktbruch auf der anderen Seite, das ist das volle und da« leere Maß! Weiter steht uns im Reichstage ein Vereins- und Versamm lungS Gesetz   für ganz Deutschland   bevor. Dieß wird im höchster Grade reaktionär. Wunder sind vom heutigen Staate nicht zu er- warten. Wir werden gegen diese» Gesetz protestiren. Die zu erwar­tenden Gesetze sind also schlimmer als die bisherigen. Mit der sozialen Frage befassen sich die Katheder-Sozialisten, die Sozial-Konservativen und die Ulttamontanen. Die Erstgenann- ten sind gegen daS Manchesterthum ausgetreten, wollen und könnev aber keine besseren Zustände herbeiführen. Sie wollen eine neue Organisation, ein Bischen reaktionärer als die alten Zünfte- wesen sind. Wir können keine halben Freunde gebrauchen. Die So- zial-Konservativen pflegen den Staats- Sozialismus; sie kultviren, die ländliche Arbeiterfrage, befürworten einen Normal-ArbeiitStag wollen die Frauen- und Kinderarbeit beschränkt wissen, suchen Fabrik-Jnspektoren einzuführen und empfehlen die Sonntagsruhe. Nach ihnen soll der Lohn eine steigende Tendenz erhalten und mit dem wachsenden National-Reichthnm höher werden. Der Staai soll, wie im Mittelalter, den Lohn wieder festsetzen und einen Normal-Lohn fixiren. Ans diese Weise würden die- Arbeiter ganz der Regierungsgewalt in die Hand gegeben sein. Sonst sprechen die Sozial-Konservativen von Wuchergesetzen', von Festsetzung de« Zinsfußes und bringen sonstige unausführbare Träumereien zum Vorschein.. Bei den Ulttamontanen hat Bischof K-tteler«n sozialistisches Programm aufgestellt. Sie sprechen von Reorgani strunz der Ar- beiter. Aber hier muß es für die Arbeiter heißen: Selbst ist der Mann! Gegenüber diesen falschen Freunden der Arbeitersache ist an den Beschluß deS Eisenacher Kongresses zu erinnern, demzufolge kein Kompromiß mit einer andern Partei abgeschlossen werden soll. Daher lautet die Parole: Unbefleckt die Fahne hochgehalten! Der Sttom unserer Bewegung darf sich nicht in Kanäle und Zweig- bahnen ablenken lassen, damit er den Damm de» Widerstande  « durchbrechen kann. Der Redner schließt, indem er ans St. Simon anspielt, mit den Worten: Arbeiter, erhebt euch und thut eure Pflicht, denn ihr habt große Dinge zu verrichten!