aufgefordert wird, KokoSkp mitzutheilen, daß daS Generalkommandoaus dem Berichte vom 21. ersehen, daß seine Beschwerde unbe-gründet ist, da nach der Instruktion vom 6. März 1826,§ IS,und dem Reglement vom 2. Juli 1873, Z 156, es in das�pflichtgemäße Ermessen" des FestungSkommandanten gestelltist, die Korrespondenz der Gefangenen zu beschränken, wenn„Nach-theile zu befürchten" sind. Dieser Bescheid wurde Kokoskv durchden Polizei-Unteroffizier zur„Ansicht" vorgelegt; Abschrift zu neh-men wurde als verboten verweigert. KokoSkv schickte hierauf anden Kommandanten folgendes Schreiben:„Festung Weichselmünde, 1. Oktober 1873.Anden Herrn Kommandanten derFestung Weichselmünde.Ich bitte» mich Abschrift des Bescheids des Königl. General-kommandoS nehmen zu lassen. ES liegt mir daran, denselben wort-getreu zu besitzen, da er in keiner Weise den Punkt meiner Be-schwerde berührt, die sich thatsächlich auf die Entziehung der Zei-wngslektüre bezieht. Der ganze Bescheid bezieht sich auf einenBericht vom 21. September, und da ich diesen nicht kenne, sokann ich nicht wissen, in wie weit jener begründet ist.S. Kokosky."Dieses Schreiben erhielt K. am 3. Oktober zurück und zwarmit folgender Bemerkung:„Kommandantur Weichselmünde, 2. Oktober 1873.Br. m. dem Literaten Herrn Kokosky mit dem Erwidern zuremittiren, daß sich die Entscheidung ebensowohl auf Ihre Be-schwerde vom 17. v. M., wie auf den diesseitigen Bericht vom21. v. M. bezieht. Zur Ueberlassung einer Abschrift hat dieKommandantur keinen Auftrag und ist diese Angelegenheit hiermitabgeschlossen. Königl. Kommandantur,Overdyk."Am 2. Oktober wurde zugleich den beiden Festungsgefangenen,Erwin Westerburg, früherm Redakteur des„Tilsiter Bürger- undBauernfteund", und Kokosky, der Aufenthalt aus dem Hoftaumvor ihren Zellen, da derselbe sonst während ihrer Freistundenvon ihnen benutzt wurde, untersagt, und blieb denselben nur einkleines Terrain am FestungSwalle zur Verfügung. Hierdurch istihnen bei der rauhen Witterung, die dort herrscht, der Aufenthaltim Freien rein illusorisch gemacht, umsomehr, als Kokosky beiseinem schweren Körperleiden am Gehen gehindert ist und Wester-bürg, der Beaufsilbtigung wegen, gezwungen ist, in seine ZelleZurückzukehren, sowie K. dieses thut. So hat sich in den letztenTagen die vorschriftsmäßige vieistündige Erholungszeit auf wenigeMinuten reduzirt. Gerechtfertigt wird diese Maßregel vom Koni-Mandanten unter Hinweis auf eine vom Kricgsminister von Hackeunterzeichnete„Instruktion für die FestungSkommandanten vom6. März 1826", deren Z 8 dem Kommandanten es überläßt, fürbic Freistunden einen angemessenen, leicht zu überwachenden Rauminnerhalb der Festungswällc zu bestimmen. Zugleich bemerkt derKommandant, daß, wenn dieses bisher„anders" gchandhabtworden ist, daS auf einem Bersehcu deS Polizei-UnterofsizierS be-ruhe. Nun, dieses„Versehen" wurde während 8 Wochen beiWesterburg und während 16 Tagen bei KokoSky übersehen. DerHof ist gewiß leicht zu bewachen, da er unter und neben den Fenstern des Kommandanten sich befindet.Interessant ist die Stufenleiter der Verschärfungen. Als Wester-bürg die Haft antrat, besuchte er in den Freistunden auch ganzftei die unter den Gefängniß-Zellen belegene Cantine. Späterdurfte er diese nur unter Aufsicht betreten. Dann wurde der Aus-enthalt in derselben ganz untersagt. Kokosky hat bei seinemHaftantritt nur einmal unter Aufsicht die Schwelle der Cantineübertreten, indem er seine Rechnung bei der Wirthin derselbenberichtigte. Jetzt ist auch der Ausenthalt im Hof- und Gartenraumvor der Cantine untersagt, und es stellt sich heraus, daß alle bis-her genossene fteiere Bewegung söhne Wissen de« Kommandantenallein auf einem Versehen des jetzigen wie des früheren Polizei-Unteroffiziers beruhte. Der letztere wurde abgelöst, zugleich abernoch mit 8 Tagen Mittel-Arrest bestraft; außerdem erhielten 2Unteroffiziere 5 resp. 3 Tage, Westerburg 8 Tage Arrest, diesür ihn in Entziehung der Freistunden bestand. Das Hauptver-verbrechen bestand in der Mittheilung eines BucheS, und zwar—«ran höre und staune!— des„Jahrbuchs der Volkswirthschast"von EraS.Die Entziehung des Aufenthalts auf dem Hofe ist durch Nichtsgerechtfertigt. Die Gefangenen blieben jedem Verkehr mit anderenPersonen fern; höchstens wurde zu den Kindern der Wirthin derKantine im Alter von 4 und S Jahren ein Wort gesprochen, dasfreilich stets die Folge hatte, daß die Kinder durch den PolizeiUnteroffizier in'S HauS getrieben wurden.Interessant ist es auch, zu wissen, daß die FestungSgefangenenu« 2 Klassen getheilt sind. Die der zweiten Klasse, Militärs,haben 6 Freistunden, ihre Zelle ist unverschlossen u. s. w. ESicheint also ein Jrrthum zu sein, daß die Rechtsgleichheit einge-'iihrt ist. Die Festungshaft bedeutet etwas anderes für den vombürgerlichen Gericht alS für den vom Militärgericht Verurtheilten.Der FestungSgefangene steht vollständig rechtlos da; derRechtsweg ist für seine Beschwerden ausgeschlossen. Wäre man nicht«« alles bereits durch unsere Liberalen gewöhnt, so müßte manüber die wahnsinnige Verblendung staunen, welche einen Berur-lheilten, um ihm eine mildere Behandlung zu verschaffen, geradezuber gesammten Rechtssphäre entzieht und ihn vollständig unter dasgute Belieben oder daS„pflichtmäßige Ermessen" einesyestungs-Kommandanten stellt, der es in seiner Macht hat, dieH?ft empfindlicher zu machen, al« eS die Zuchthausstrafe unter der"eitung eines nur irgend humanen Direktor» wäre.Bei der Vollstreckung der Gefängnißstrafe in Preußen fürpolitische Verbrecher steht dieser unter der Oberaufsicht des Ge-Nchtspräsidenten, dem gegenüber noch immer Beschwerden zulässigund der doch gewissermaßen Rücksicht auf die Meinung seinerBerufSgenoffen zu nehmen hat. ES existiren doch gewisse Normen,p>c nicht ganz zu umgehen sind. Welchen Schutz hat aber dervcstungsgefangere, wenn der FestungS-Kommandant es in seinem"pflichtgemäßen Ermessen" findet, daß die Haft dem Ge-fongenen eine gehörige Lektion ertheile? So wird die Festung«-•W zur schauderhaftesten, weil willkürlichsten Strafart.Wir sind gespannt darauf, ob die liberale Presse es der Müh-J®<rth halten wird, diese Mittheilungen im Interesse der Rechts-f"'3« zu berücksichtigen, oder vielmehr wir find nicht gespannt darauf;Wden doch die Liberalen ein Juteresse daran» über solche Erscher"««gen im„Rechtsstaat" einen dichten Schleier zu ziehen.21 Sgr. S Pfg., Würzburg 2 Thlr. 17 Sgr. 1 Pfg., Rvchlitz1 Thlr. 29 Sgr., Koburg 4 Thlr. 12 Sgr., Chemnitz 3 Thlr.,Leipzig Ü Thlr., Stade 3 Thlr. 11 Sgr. 3 Pfg., Gotha 2 Thlr.3 Sgr., Nürnberg 8 Thlr. mit Protokolle, Erfurt 10 Thlr. 4 Sgr.3 Pfg., Dresden 10 Thlr. 9 Sgr., Offenbach 10 Thlr. 10 Sgr.7 Pfg., Rvchlitz 1 Thlr. für Protokolle, Braunschweig 3 Thlr.Ar Protokolle, Summa der Einnahme mit Kassenbestand 193 Thlr.28 Sgr. 7 Pfg.; Ausgaben: Heber, Stuttgart, sür Agitation1 Thlr., für Agitation nach Mühlhausen 1 Thlr., Reisespesen sürUnterzeichneten zu der am 28. September in Braunschweig statt-gefundenen Conferenz der Borsitzenden der verschiedenen Gewerk-schaften 10 Thlr., Schreibmaterial und Porto de» KassirerS fürden Empfang der Gelder 12 Sgr. 3 Pfg., für geschriebene undgedruckte Zirkulare und Versendung derselben 2 Thlr. 17 Sgr.,eine Depesche nach Hildesheim 10 Sgr., Gehalt und Verlag de«Vorsitzenden für Monat September 12 Thlr. 12 Sgr. 4 Pfg.Summa 27 Thlr. 21 Sgr. 7 Pfg. Bilanz: Einnahme 193 Thlr.,28 Sgr. 7 Pfg.» Ausgabe 27 Thlr. 21 Sgr.. 7 Pfg., bleibtKassenbestand 166 Thlr. 7 Sgr.— Pfg.Mit BrudergrußFür die Verwaltung: W. Bock, Berg No. 37.Gewerksfleuofsenschaftliches.Internationale Gewerlschast der Schuhmacher.,«dtha. Abrechnung. Kasscnbcstand vom Monat August:Thlr.— Sgr. 8 Pfg. Einnahme: Konstanz a. B. 1 Thlr.Correspondenzen.Zwickau, 6. Okt. Soeben habe ich die hiesige Kuranstalt ver-lassen und zwar so unverbesserlich, als ich dieselbe einst betrat.Demnächst werde ich noch 1 Monat abzusitzen haben, welche„Strafe" jetzt noch nicht„Rechtskraft" besitzt. Ich hatte nämlichvom Gefänguiß au» gegen eines der vielen wider mich eist offenenUrtheile Einspruch erhoben und aus der mangelhaften Logik undden wunderbaren Stilwendungen des betreffenden Erkcnntnißes ge-folgert, daß sich hiedurch die Justiz selbst als ein Unterdrückungs-Instrument kennzeichne, das sich den jeweiligen Machthabern be-Hufs Maßregelung mißliebiger Personen zur Verfügung stelle. Auchlief mir mein Herz insofern über die Federspitze, al« ich die Be-merkung machte, daß zwar jetzt, wie überhaupt in jeder Reaktion«-Periode, zahlreiche Preßerzeugnisse durch willkürliche Auslegungenund Verdrehungen ihres Inhalts zu Gegenständen massenhafterAnklageursachen gestempelt wurden, daß ich selbst in dieser Hin-ficht schon Unglaubliches erlebte und bisher der Meinung gewesensei, Frau ThemiS habe schon in den Zimmermann'schen Fällen daSMöglichste oder vielmehr Unmöglichste geleistet, daß mich aber derneueste Fall— derselbe betraf eine angebliche Beleidigung der be-rühmten Leipziger Geschworenen— belehre, wie sehr die Rechts-pflege sich nach rückwärts konzentrire. Der Justizminister nahm diesehr ehrenwerthcn Chemnitzer Richter in Schutz, ließ gegen michvurch den wackcrn Staatsanwalt zu Zwickau, der schon durch denSoldatenliedprozeß große Berühmtheit erlangte, Strafantrag stellenund die Zwickauer Richter verdonnerten mich natürlich wegenBeleidigung ihrer Chemnitzer Collczen. Ich, der ich mich auf juristischeEiertänze nicht verstehe, glaubte auf Grund des§ 193 desR.-St.-G., der anscheinend Rede- und Schreibfteiheit sichert, wenneS sich um Wahrung berechtigter Interessen handelt, klaren Weineinschenken zu können, bin aber, wie Figura zeigt, mit oktinerMeinung reingefallen. Nun, habe ich 14 Monate in größter Ge-mülhlickkeit verbrummt, so lasse ich mir dieser Kleinigkeit halberauch keine grauen Haaren wachsen. Von der sächsischen Justizaber halt« ich nach wie vor erst recht— was ich will.— AllenParteigenossen, welche mich während meiner Haft unterstützten,sage ich besten Dank. Zugleich theile ich kurz mit, wie eS mirerging. In Hof steckt« man mich in«in finstere«, stinkiges Loch,in welchem sich Mäuse tummelten— glücklicherweise war ichnur drei Tage lang dort. I» Chemnitz brachte man mich anfangszwar in kein Mäusequartier, wohl aber gleichfalls in einen höchstsanitätswidrigen Kolter. Natürlich rückte ich nun dem Inspektor,Untersuchungsrichter und Direktor auf den Leib und erkämpfte mirso mein altes Quartier im„rolhen Thurm" wieder. Um Lichtbrennen und Tabak rauchen zu können, mußte ich mein Beschwerdeubombardement bis zum Juftizminister ausdehnen. Am anständigsten wurde ich in Zwickau behandelt, und ich bin überzeugt,daß die Sitze, ei in jedem sächsischen Bezirksgericht mit weit mehrUnannehmlichkeiten verknüpft ist, als in der hiesigen Strafanstalt.— Da ich nun wieder aktionsfähig bin, stelle ich mich hiermitauf's Neue der sozialen Revolution zur Verfügung. Obgleich meineAusweisung aus Sachsen formell wieder ausgehoben wurde,dürfte innerhalb Jahresfrist gewisser rüdiger Hindernissewegen hier kein Operationsfeld für mich sein. Ich könnte e« frei-lich erst auf eine allgemeine Rüderei ankommen lassen, kann aberdarin keinen Vortheil für unsere Sache erblicken. Zudem sindStaat und Gesellschaft derart verlottert, daß eS ganz einerlei ist,von welcher Seite aus deren Grundfesten untergraben werden.Darum begebe ich mich zunächst nach Süddeutschland, wo ziemlichviel Arbeit auf mich wartet.Gruß und Handschlag allen Kampfgenossen! Joh. Most.Kroßeuhai«. Seit April bin ich hier am Orte, und wie ichzu meiner Freude gesehen habe, ist auch hier unter den Arbeiternda« Streben vorhanden, ihre Lag» zu verbessern. Natürlich tratich sofort der Partei bei, um mitzuhelfen an der Arbeit zur Er-langung der Menschenrchte. Die Lage läßt hier viele« zu wünschenübrig; man hört Klagen über niedrig« Löhne; Mann und Fraumüssen in den Fabriken arbeiten, und doch können beide nicht soviel verdienen, um auskömmlich leben zu können. Die Kinderselbst sind häufig zum Verdienen mit herangezogen oder sie sindsich zu Hause selber überlassen. Dabei ist hier alles theuer. DieButter ist zum Luxusartikel geworden, da sie IS— 16 Sgr. kostet.Der HauSzi»« wird von den Hausbesitzern von einem Quartalzum anderen um 3—4 Thaler gesteigert. Und bei alledem dochnur einen Wochenlohn von 3—4 Thalern. Sehr viel zur Verschlechterung unserer Lage tragen die Schuhmacher bei, die nichtnur auS der Woche 14 Arbeitstage machen möchten, fonderu auchnoch iu die Fabriken laufen, und dort ihren Mitmenschen dieLage verschlimmern helseu. Unter solchen Verhältnissen ist eS nichtzu verwundern, wenn tüchtige Kräfte sich hier nicht lange haltenund unsere Partei an Mitgliederzahl nur schwach ist. Doch hatsich in letzterer Zeit die Mitgliedschaft etwa« gestärkt; auch dieGewerkschaft hat zugenommen. Alle 14 Tage wird Parteiver-sammlung abgehalten. So hatten wir am 13. September Partei-Versammlung, in der Herr Eckstein unter großem Beifall referirte.Wir gewannen an diesem Abeud 8 Mitglieder.Am Sonntag, den 14. September, war allgemeines Arbeitersest.Eckstein hielt die Festrede. Der Erfolg war, daß wiederum 16Einzeichnungen in die Parteilisten erfolgten und ein kleiner Ueber-schuß für die politisch Gemaßregelten erzielt wurde. Am SchlußdeS ersten Theils des Festprogramm s wurden wir durch ein Telegramm aus Leipzig überrascht. Ein dreimaliges Hoch auf dieAbsender war die Antwort. Am Sonntag, den 5. Oktober, mach-ten wir einen Ausflug in die Umgegend. Und so werden Ge-legenhciten benutzt und geschaffen, um für die Partei zu wirken.Otto Kufahl, Vertrauensmann.Merlin, 5. Okt. Die„Rational-Zeitung" bricht in ein herz-zerreißendes Winseln auS über den kläglichen Eindruck, den am 3.die Wählerverfammlung de« 1. Berliner Wahlbezirks zum Abgeordnetenhaufe in Sommers Salon machte,„sie— die Versammlung— liefere einen deprimirenden Beleg für die Theilnahmlosig-keit und politische Abspannung der großen Menge." Bon allenWählern dieses Beznks waren ungefähr 50 erschienen.Dr. Löwe, der Bericht über seine Thätigkeit im Abgeordneten-Hause erstattete, betonte, daß die bevorstehenden Wahlen von umso größerer Wichtigkeit seien, da die nächste Legislaturperiode imengem Zusammenhange mit der vorigen stehe und eigentlich nurda« fortzusetzen und auszubauen habe, was die vorige begonnen.Die Fortschrittspartei kann mit Genugthung behaupten, daß sie dieRegierung auf den Reformweg gedrängt. In Betreff der sozialenFrage ist man jetzt vollständig zur Ueberzeugung gekommen, daßsie nicht durch politische Quacksalberei, sondern einzig und alleindurch die Bildung gelöst werden kann(Gut gebrüllt Löwe); undin Anbettacht dieses hohen Ziels dürfe man nicht eigensinnig vor-gehen und muß nehmen, was am Wege liegt.Dieselben Herren, die prahlend behaupten, die Regierung ausden Reformweg gedrängt zu haben, sie müssen sich in Zuftieden-heit mit den Brosamen begnügen, die Bismarck ihnen in Anwand-lung einer guten Laune zuwirft. Sie habeu allen Grund, wie alteWeiber zu flennen, wenn auch nicht über die politische Abspan-nung der Menge, doch über ihren eignen moralischen Tod. Undwas könnten wohl die Arbeiter in einer solchen Versammlung, diedie Wahl zum Abgeordnetenhause behandelt, auf das sie ja ver-mittelst des famosen Dreiklassenwahlsystems keine Wirkung aus-üben können, was könnten sie wohl anders, als über den Blöd-sinn lachen, daß die soziale Frage eirzig und allein durch dieBildung gelöst werden könne und daß dieser Idee der Bereiu fürVerbreitung der Volksbildung fein Entstehen verdankt. DaS Volkschreit zunächst nach Brod; eS will den Erttag seiner eigenen Ar-beit und man schickt einen wanderodeu Lehrer, der ihm über dieSpinnen dociri Was soll man überhaupt von einer Partei hal-ten, deren Haupthähne einer bei Entwicklung des Programmssagt, daß die soziale Frage nicht durch politische Quacksalbereiengelöst werden kann, während VerttauenSmänner derselben Parteies jedem Candidaten zur Bedingung machen, für die Beseitigungder Ausbeutung der Gesellschaft vermittelst der Privilegien einzel-ner Gesellschaftsklassen einzutreten. Hinterher versichern diese poli-tischen und sozialen Quacksalbaderer noch, daß sie in Nichts ihreUeberzeugung geändert. Man kann es ihnen auf's Wort glauben,denn sie haben nie eine gehabt, wen» nicht die von der Unfehl-barkeit oder deS allein selig machenden Geldsacks, und hierin istdie Gesinnung die alte geblieben.Ihr Arbeiter Berlins aber zeigt diesen Herren, daß Ihr nichtsweniger als politisch abgespannt seid, suche Jeder nach Kräftenunsere Ideen zu verbreiten, Gesinnungsgenossen zu werben und sieder Partei zuzuführen. Wenn alle ihre Schuldigkeit thun, gehörtin nicht zu serner Zeit Berlin uns.Derttn. Bon mehreren Arbeitern aufgefordert fuhr ich amS. Oktober nach Gardelegen, um in einer Volksversammlung über„die Lage der Arbeiter" rc. zu referirea. Die Versammlung warausgezeichnet besucht, wurde aber sofort nach Eröffnung von demPolizisten Ribau für aufgelöst erklärt, weil nicht der EinberuferSchilling(der übrigens anwesend war) die Versammlung eröffnethatte, sondern sich von Parteigenosse Grube vertreten ließ. Al»ich gegen die Ungesetzlichkeit dieses Verfahrens Einspruch erhob,antwortete mir der p. p. Ribau in einer Art und Weise, wie sieeinem Vertreter der„Behörde" am allerwenigsten zukommt. Ichwandte mich nun an den im Saale anwesenden RathömannHeweg, um vielleicht von diesem ein Zustandekommen der immer-während zunehmenden Versammlung zu ermöglichen. Aber auchdieser vergaß seine Stellung und antwortete mir in durchaus un-gebührlicher Weise und als ich mit den Worten„Schöne Zuständehier" antwortete, stürzten die Herren Heweg, Ribau und mehrereder umstehenden Bourgeois auf mich ein, msultirten mich thätlichund versuchten, mich zu Boden zu reißen, wobei namentlich eingewisser Schuhmachermeister Puchler oder Peuchter mich mit Füßenzu tteten suchte. Kaum hatten indeß die Arbeiter bemerkt, wa»um mich herum vorging, als sie energisch für mich eintraten undjene Herren veranlaßten, den Saal zu verlassen, begleitet von denwenig schmeichelhaften Bemerkungen der empörten Arbeiter. Selbst-verständlich werden wir den Rechtsweg gegen daS Verfahren ein-schlagen, um so mehr, als auch Schilling verhindert wurde, dievon ihm angemeldete Volksversammlung zu eröffnen.Trotzdem nun keine Versammlung stattfackv, meldeten sich schonmehrere Arbeiter zum Eintritt in die Partei, während eine großeAnzahl ihre Sympathien in so unzweifelhafter Weise kundgahen,daß wir trotz oder vielmehr w eil jeue Herren so vorgingen einenganz guten Erfolg zu verzeichnen haben, und wir getrost ausrufe»können: Hoch unsere beiden neuen Agitatoren, Herr RathSherrHeweg und Herr Polizist Ribau!Mit sozialdemokratischem Gruß Ed. Bernstein.Ztertw, 6. Oktober. Ueber die Sedanfeier im Neue»deutschen Reich ist in diesem Blatte schon mancherlei berichtet;wie dieselbe aber von den Berliner Buchdruckergehülfen begangenwurde, dürft» vielen Ihrer Lesern doch noch unbekannt sei».Schon in der Woche vor dem Nationalfesttage zeigte sich iu denReihen der Jünger GuttenbcrgS eine auffallende Bewegung. Wiesteht'S mit der sozialen Frage? WaS haben wir von dieser Sieges-seier? Solche und ähnliche Erwägungen mochten wohl den Buch-druckervercin veranlassen zu beschließen:„Am 2. September habendie Mitglieder entweder ihre zehnstündige Arbeit oder die tarif-mäßige Entschädigung sür unverschuldete Zeitversäumniß zu be-anspruchen". Unsere national- liberalen und Repttlienblätter resp.Patrioten und Reptilienväter, die gelegentlich de» SiegeSfesttage«ein patriotisches Geschäftchen zu machen hofften, denn die Äbonne-mentSgelder hatten sie in der Tasche und die Ersparuiß an Papier durch den Ausfall einer Nummer kam noch dazu in Betracht,zogen lange Gesichter, aber sie bissen in den sauern Apfel. Komischwar die ohnmächtige Wuth dieser deutschen Patrioten. Die Zei-tungen konnten doch nicht erscheinen, das ging nicht; denn alleWelt sollte doch glauben, daS ganze deutsche Volk begeht den2. September als Festtag. Aber Rache ist süß. Gut, knirschtenunsere Patrioten, wenn die Setzer kein deutsches Herz haben, dannsollen sie auch arbeiten— Zeitentschädigung bezahlen wäre jaunpatriotisch! In verschiedenen Druckereien beschäftigte man.dieZcitungSsetzer mitIdem Setzen von Feuilleton u. s. w., was aberzur Folge hatte, daß an den nachfolgenden Tagen Wartestundeneinttaten und diese Vorarbeiten also doppelt theuer kamen. Inanderen Offizinen hatte mau absolut keine Beschäftigung für dieBösewichte; aber kommen mußten sie. Und sie kamen auch undfteuten sich ihrer Kraft und ihres Verein«. Deutsche Arbeiter! da«