Moderne Folter. Vor fast 4 Wochen erwähnten wir (siehe Nr. 92 deS.Volksstaat") der über den Faktor der.Deutschen Reichszeitung", in der Absicht, eine Zeugenaussage von ihm zu er- Pressen, verhängten Hast. Ter von dieser Maßregel Betroffene war damals bereits zweieinhalb Monat seiner Freiheit beraubt gc Wesen. Anknüpfend an eine Bemerkung der.ReichSzeitung" schrie den wir:.Wenn die Hoffnungen der.Reichszeitung" aussäsiieß lich auf dem Berliner   Obertribunal beruhen, dann kann die Haft SiegertS(des fraglichen Faktors) sich noch in's Unbestimmte ver- längern". Wir hatten richtig geurtheilt. Die Berliner.Bolkszei tung" vom 21. ds. schreibt: .Die Frage, ob es dem Richter zustehe, durch Körperhaft einen widerspenstigen(sie) Zeugen zur Ablegung des Zeugniss-S zu Zwingen, oder ob derselbe(nämlich der Richter) eventuell verpflich- tet sei, den Zeugen gegen Hinterlegung einer Kaution auf freien Fuß zu setzen, ist von dem Obertribunal nunmehr definitiv ent- schieden worden, indem dasselbe den gegen die Entscheidungen deS Kölner   Appellhofes, eingelegten Rekurs zurückgewiesen hat. Wie trinnerlich handelt eS sich um die von dem Untersuchungsrichter in Bonn   gegen den Faktor derReichszeitung" verfügte Körperhaft weil derselbe sich geweigert hat, den Verfasser eines den altkatholb s4en Bischof ReinkenS beschimpfenden Artikels zn nennen, obgleich ber Faktor privatim versichert hatte, den Verfasser zu kennen. DaS Landgericht in Bonn   wie der Appellhof in Köln   hatten die gegen den Faktor verfügte Körperhaft für gerechtfertigt erklärt, ebenso wie die Ablehnung der angebotenen Kaution; und hat also das Obertribunal dieser Auffassuug zugestimmt." , So dieVolkszeitung", Organ der/ preußischen Fortschrittspar wi. Kein Wort des Tadels! Kein Wort auch nur der Kritik Doch entrüsten wir uns nicht über Selbstverständliches. Daß die -Bolkszeitung" zu diesem scaudalösen Verfahren nichts zu bemerken w. liegt ebenso in der Natur derVolkszeitung", wie es in der Natur des Berliner   Obertribunals liegt, daß es dasselbe mit seinem Stempel versehen hat. Was ein Thiers unter dem Jubelgeschrei der gesammten Bourgeoisie begonnen, hat nun ein Mac Mahon   glücklich zu Ende geführt die französischeRepublik" befindet sich am Borabend der Monarchie, der absoluten Monarchie. Wie es scheint, wird man in der Versailler Krautjunkerversammlung ein- fach den Antrag stellen, daß die Regierung Frankreichs   wieder in Hände einesGottgesalbten" gelegt werde. Wenn auch äugen Mcklich zweifelhaft ist, wer eigentlich die Majorität in der National Versammlung besitzt, die monarchische oderrepublikanische" Partei ° wird allem Anschein nach in diesem Falle diegnädige Fügung'' walten, wie sie bisher gewaltet hat. Zum Sturze von Thiers ?atte sich ja auch rasch eine Majorität zusammengefunden, während vorher das Uebergewicht sehr zweifelhaft war. Fast alle unsere »Politiker", auch zene«engen, welche sonst der Entwicklung der iBvge unbefangen zu folgen pflegen, fassen die Situation in dem Nßen KaSperltheater zu Versailles   falsch auf, indem sie calculiren, "e bevorstehende Entscheidung, obRepublik  ", ob Monarchie, �änge von der Gesinnung jener Individuen ab, welche zur jeit eine traurige Repräsentation daS französische Volk re- käsentiren. Das ist falsch. Gesinnung giebt es nicht. DaS Regiment der Herren Thiers und Mac Mahon   hat in der Na- wnalversammlung ein parlamentarisches Lumpenthum großgezogen Nd wie die amerikanischen  Volksvertreter" nach den Prozenten, die re Stimmen abwerfen, so verwerthen die Versailler Krauts unker'ihre stimmen nach der Seite, wo ihnen die Aussicht auf die fettesten stellen winkt. Hier liegt der Hase im Pfeffer und die Chancen «r Monarchie in der Nationalversammlung erklären sich sehr ein- dch daraus, daß einMonarch" ein zahlreicheres Heer von Be- Kenten und Schmarotzern nöthig hat, als einPräsident der �publik." Und nicht nur in der Nationalversammlung, sondern "sch außerhalb derselben lauert ein Schwärm von adligen Galgen- -ln, Herzögen, Grafen   und Cocotten, auf die Gelegenheit, die ssgien wieder feiern zu können, wie sie unter dem Scepter der uheren Könige und dem zweiten Kaiserreich modern geworden aren. EineRepublik  ", die das Treiben dieser Leute im ge- Ahnten Stile duldet, die ihre höchsten Stellen mit lauter trau- istn Reactions-Helden besetzt, kann allerdings keinen Anspruch au bensfähigkeit erheben. Darum tritt die Monarchie mit solcher tärke und mit solcher Unverschämtheit auf. Und was thut die �Publikanische" Partei? Die Einen klammern sich an die Hoff Mag die KrisiS nun einen Ausgang nehmen, welchen sie wolle die ftanzösischen Arbeiter werden sich jedenfalls verdammt wenig um den Toilettenwechsel kümmern, und ob das Regiment, unter dem sie Haare lassen müssen, Thiers oder Bourbon, Mac Mahon  oder Bonaparte,Republik  " oder Königthum heißt! Znnere Partei-, BerwaltnngS-«ad OrgauisatiouS Angelegenheite«. Parteigenossen! Nachstehende Orte sind bis heute ihren Verpflichtungen für Monat September nicht nachgekommen: Aalen  , Altona  , Auerbach, Bremen  , Burgstädt  , Bamberg  , Brack wede, BischofSwerda  , Crimmitschau  , Celle  , Constanz, Crefeld  , Connr witz, Dessau  , Düsseldorf  , Deuben, Dülken  , Eisenach  , Erfurt  , Froh bürg, Frankfurt   a. M., Freiberg   i. S., Frankfurt a. O., Großen Hain, Gleishammer  , Gotha  , Geyer, Gelenau  , Gera  , Hainichen�  Hildesheim  , Halberstadt  , Holzminden  , Hof, Harburg  , Harzgerode  , KöthenSdorf, Königsberg  , Kaiserslautern  , Landshut  , Lichtenstein Lunzenau, Lörrach  , Langenbielau  , Lübeck  , Landau  , Magdeburg  , Marburg  , Müssen St. NiclaS, München  , Münchenbernsdorf  , Groß- Mühlingen  , Nürnberg  , Neudorf, Neustadt a. d. H., Neuschönefeld, Neukirchen bei Chemnitz  , Ohlau, Offenbach  , Oedecan, Pfersee  , Penig  Quedlinburg  , Regensburg  , Ronneburg  , Rochlitz  , St. Egidien, Solingen  , Stuttgart  , Soest  , Spandau  , Schw.-Gmünd  , Scharnbeck, Staßfurt  , Süchteln  , Schwabing, WandSbeck, WsttgenSdorf, WieS baden, Weida  , Wechselburg  , Zürich  . Von obigen Orten haben die nachstehenden ihre Verpflichtungen auch noch für Monat August, einige Orte selbst für Juni und Juli, zu erfüllen: Aalen  , Auerbach, Bremen  , Burgstädt  ? Bamberg  , BischofSwerda  , Crimmitschau  , Constanz, Crefeld  , Dessau  , Düsseldorf  , Deuben, Dül- ken, Frohburg  , Freiberg   i. S.. Frankfurt   a. O., Großenhain  , Gleishammer, Geyer, Gelenau  , Gera  , Hainichen  , Halberstadt  , Har bürg, Harzgerode  , KöthenSdorf, Kaiserslautern  , Lunzenan, Langen- bielau, Lübeck  , Landau  , Magdeburg  , Marburg  , MünchenbernSdorf Gr.-Mühlingen, Neundor, Neustadt a. d. H., Neuschönefeld, Neu- kirchen, Ohlau  , Offenbach  , Oederan  , Pfersee  , Penig  , Regensburg  Rochlitz  , St. Egidien, Solingen  , Stuttgart  , Soest  , Schw.-Gmünd  , Staßfurt  , Süchteln  , Schwabing, Wandsbeck, Weida  , WittgenSdorf  , Zürich  . Mit Hinweis auf die Organisation werden die Vertrauens männer vorgenannter Orte dringend ersucht, sich der ihnen ge wordenen Aufgabe, welche in erster Linie die Förderung deS Partei Wohles bezweckt, würdig zu zeigen und für baldigen Eingang der Parteisteuern bestens zu sorgen. Den Anforderungen, welche von Tag zu Tag an den Ausschuß bezüglich der Agitation gestellt werden, kann nur dann prompt Genüge geschehen, wenn jeder Parteigenosse, besonders was die Parteikasse betrifft, seine Schuldig keit thut. Mit sozialdemokratischem Gruß Hamburg  , 20. Oktbr. 1873. H. Benneke, Parteikassirer, kleiner Schäferkamp 34. welche Material erhalten und bis dato ihre Mitgliederlisten noch nicht eingesandt haben werden ersucht, uns davon in Kenntniß zu setzen, ob sie dem Verbände beitreten wollen oder nicht. Wir sind deS Material« sehr bedürftig, da dasselbe durch den Beitritt vieler neuer Mitgliedschaften fast erschöpft ist. Die öffentliche Abrech- nung des Kassirers Grager erfolgt erst im nächsten Quartal. Für den Ausschuß A. Hinze, Schriftführer. Kl. Frankfurterstr. 7. Verband für Buchbinder. /eipzig, 24. October. Wie wir soeben aus zuverlässiger Quelle erfahren, beabsichtigt der Leipziger   Buchbindereibesitzer-Ver- band, sämmtlichen Vertrauensmännern des Gehilfenvereins Sonn- abend den 28. d.- M. zu kündigen. Daß hiermit eine Sprengung des Leipziger Buchbindervereins beabsichtigt wird, liegt wohl klar. Es wird also auch in den Offizinen, in welchen der Tarif ange- nommen, durch die Kündigung gegen die Vertrauensmänner eine allgemeine Kündigung fämmtlicher Vereinsmitglieder erfolgen; der Strike der Buchbinder in Leipzig   scheint somit größe Dimensionen anzunehmen, als man vorher geglaubt. Sollte dieser Fall ein- treten, so erwarten die Mitglieder deS Leipziger Buchbindervereins, daß alle Arbeiter für sie eintreten, damit das Vorhaben der Prin- zipale, welche noch nie ein Verständniß für die Gegenwart gezeigt haben, nicht gelingt. Unsre Organisation, obwohl»och jung, ist dennoch unter allen Umständen bestrebt, ein würdigcS Glied an der großen Kette der Arbeiterbewegung zu bilden. [jag, daß die Monarchisten in Versailles   am Ende doch nicht die ?alorität erlangen möchten, die Andern hoffen auf Thiers und sambetta, und in letzterem Sinne ruft denn auch daS Organ 'ambetta's. dieRepublique franyaise" pathetisch auS:Wir pden die Republik   nöthigenfallS(aha!) mit Gewalt verthei- gen!» Mit andern Worten: DaS Gambetta  'sche Blatt will wen Lesern und seiner Partei den ungeheuren Bären aufbinden, französische Volk, d. h. die ftanzösischen Arbeiter würden erheben, um mit den Waffen in der Hand dieRepublik  " vor a Monarchischen Reaction zu schützen. DaS Wörtchennöthigen as" verräth indessen, daß daS Organ Gambetta'S selbst nicht ?t an seine hohle Phrase glaubt, und im Nothfall läßt sich ja eles fürunnöthig" erklären. Vor Allem aber werden es die Msischen Arbeiter und diese sind daS französische   Volk, "st die paar Spießbürger, welche hinter den Herren Thiers und Mnbetta stehen höchst unnöthig finden, für die sogenannte publik dieser Herren ihre Haut zu Markie zu tragen. Wenn ..Herr Thiers und fein Anhang glauben, daß die ftanzösischen aetter schon vergessen hätten, was ia den Tagen der Commune im Herren Bourgeoisrepublikanern gesündigt worden ist, wenn ' Bewunderer des ftanzösischenHeld engreifeS" sich in der Hoff- ?g wiegen, daß die blutigen Pfähle auf der Ebene von Satory Jler nichts bedeuten, als einekleine Station der Geschichte", "u dürften sie sich jedenfalls bedeutend irren. Die ftanzösischen -alter haben gar kein Interesse an dieser sogenanntenRepublik  ", atst noch dazu durch dieconservativen" Verzierungen Thiers einem Zerrbild geworden, lächerlich für alle Zeiten. 1848 Ugen die ftanzösischen Arbeiter die Junischlacht und ließen sich .�schießen, nachdem sie dem Staatdrei Monate Elend" ge- ,a«, weil dieser selbe Staat ihnen daS Recht auf Arbeit vor- Jstalt; 1870 vertheidigten sie Pari« gegen die Preußen und st. sich' von Verräthern geführt, niederschießen, indem sie hofften, .Widerstand von Pari« werde eine bessere Zeit einleiten; 1871 Men sie die Commune und ließen sich opferfreudig niederschießen, Frankreich   vor den Jntriguen der elenden Nationalversammlung h? noch elenderen Thiers zu retten. Die alte faule Gefell  - chat sich der Arbeiter noch einmal erwehrt mit Aufgebot aller «. die ihr zu Gebote standen, der Hinterlist, der Lüge, des Käthes und der Bestechung. Und nun ist die alte faule Ge- l�ast, repräfentirt im Augenblick von Thiers und Mac Mahon  , t ch nimen, wo sie gedenkt, ihre Toilette zu wechseln, d. h. w, ü"3r.DBen Staatsmännern" undtraurigen KriegSheldea" ader einmal von einem bourbonifchen Don Quixote oder lnemgottbegnadeten" Abenteurer repräfentiren zu lassen. Gewerksclenossenschaftliches. Allgemmer deutscher   Schlffszimmerer-Verein. Bremerhaven  , Sl/Okt. Der Kampf, welcher heute auf allen Gebieten des industriellen Lebens zwischen Arbeitgeber und Arbeit nehmer entbrannt, würde ein für die Arbeiter viel günstigerer sein. wenn er nur geführt werden brauchte gegen den wirklichen Feind, gegen die dem Arbeiter entgegenstehenden Gesellschaftsklassen. Aller- orten, wo die Arbeiterbewegung schon in etwas höheren Wogen geht, werden die Arbeiter die Erfahrung gemacht haben, daß noch außer dem wirklichen ein anderer und mitunter recht bösartiger Feind in ihrer eigenen Mitte zu suchen ist. Die SchisiSzimmerer zu Bremerhaven   wissen von solchen ge meinen, allen Ehrgefühls baaren und nur an sich selbst denkenden Berufsgenossen ein Liedchen zu singen. Letztes Frühjahr, kurz nach Gründung unserer Gewerkschaft, war es für unS eine zwingende Nothwendigkeit, bei der Gesell- chaft des N.-D. Lloyd die Arbeit einzustellen. Wollten wir unfern Zweck erreichen, so mußte Zuzug verhindert werden. Schreiber dieses wurde nach Ostftiesland und ein anderer College, Namens Albrecht, nach den Ostseeplätzen gesandt, indem letzterer angab, ein Marineoffizier, mit dem er befreundet, hätte ihm unter anderm erzählt, eS seien SchiffSzimmerer von Stettin   und anderen Plätzen der Ostsee   nach hier im Anzüge. Darauf hin wurde derselbe mit Reisegeld versehen und beauftragt, die College  » an Ort und Stelle von dem wahren Sachverhalt zu unterrichten. Nachträglich stellte sich leider heraus, daß genanntes Individuum, wenn nicht in höherem Auftrage, so doch lediglich zu seinem Vergnügen auf Un kosten der Kasse seiner Collegen eine Reise nach der Heimath ge macht und dadurch dem Interesse seiner Gewerksgenossen durchaus entgegengehandelt hatte. Da Reisegeld nur zum Theil ausgezahlt worden war, so machte besagter Albrecht nach seiner Rückkehr unserm Cassirer eine Rechnung von reichlich 60 Thlr. Zahlung wurde verweigert, und derselbe strengte in Folge dessen einen Pro- zeß an, ist aber, nachdem mehrere Termine abgehalten, zur Rück- erstattung der schon erhaltenen Gelder, sowie in sämmtliche Pro- zeßkosten verurtheilt. Zwischen seinen Collegen kann derselbe jetzt nicht mehr arbei- ten; er arbeitet seit der Zeit aber dort, wo er hat Zuzug fern halten wollen, beim N.-D. Lloyd. ES ist klar, daß die Arbeiter- beweaung nicht gut vorwärts kommen kann, so lange mit derarti- gea Feinden zu kämpfen ist. Internationale Metallarbeiter-Gewerksgenossenschaft. In der am 11. d. M. stattgehabten Mitgliederversammlung der internationalen Metallarbeiter-GewerkSgenossenschaft kamen die durch Circulair mitgetheilten Beschlüsse der Gewerkschaftsvorsitzenden- Konserenz zu Braunschweig   zur Berathung und Urabstimmung. Sämmtliche Redner sprachen sich für die Annahme der beantragten vier Punkte aus, welche auch einstimmig angenommen wurden. Mit sozialdemokratischem Gruß Joh. Scherm, Schriftführer. Allgemeiner Böttcher-lKüperi-Verein. Aertin, 22. Oktober. Der Strike der Bremer   Kollegen ist legreich beendet, da alle Forderungen bewilligt sind. Briefe nach Zremen sind zu richten an Heinrich Staack, GürthShof Nr. 6. Der Strike der Dresdener   Mitgliedschaft dauert unverändert fort, e« ist daher aller Zuzug fern zu halten. Gelder wolle man senden an W. PetterS, Roftnweg Nr. 66, 4. Etage. Diejenigen Orte, Correjpondeuzen. Dresden  , 21. October. Das vielbesprochene große Ar- beiterfest fand, wie wir imVolksboten" lesen, am vergangenen Sonnabend in den Räumen der Centraihalle statt und war von einer großartigen Zahl von Festtheilnehmern, unter denen mau auch Bewohner des Plauenschen Grundes, von Kötzschenbroda  , Pirna  , Hänichen, Schönseld, Laubegast   u. s. w. vielfach vertreten fand, besucht. Leider war es Johann Jacoby   nicht möglich ge- wesen, da er eben erst von einer längeren Reise nach Königsberg  zurückgekehrt, schon jetzt nach Dresden   zu kommen, doch darauf war man schon vorbereitet gewesen, so daß seine definitive Absagung die Parteigenossen nicht unvorbereitet fand: um so schmerzlicher traf aber die Kunde, daß unser Freund Most, den man so wie so eingeladen und für jeden Fall als Ersatz erwartet, sich durch weitere Maßregelungen deS GerichlSamtS Chemnitz in seinem Wohn- orte Schloßchemnitz so behelligt gefunden, daß er voller Entrüstung zwei Tage vor dem Feste den Staub des Königreichs Sachsen von seinen Füßen geschüttelt hatte. Parteigenosse Eduard Bernstein  aus Berlin   jedoch hatte sich pünktlich eingefunden und trug, nach- dem die Musik mehrere Piecen executirt und Parteigenosse Matthes mit Beifall den Prolog vorgetragen, unter stillschweigenden Andacht des Publikums eine Episode seiner Dichtung:der Commünard" wr, so daß er vielen Beifall erntete. Die Festrede hatte unter olchen Umständen Otto-Walster übernommen. Derselbe sprach dem Publikum gegenüber zunächst die Ueberzeugung aus, daß die Meisten weniger aus Neugier gekommen seien, das Antlitz eines berühmten Mannes zu sehen, als bewegt von dem Verlangen, von den Ideen zu hören, die diesen GeisteSkämpfer beleben, und da er, Redner, sich viel und eingehend mit Jacobi'S Wirksamkeit be- chäftigt, so hoffe er die Festgenossen dadurch am Besten zu befrie- digen, daß er im Sinne und Geiste dieses gefeierten GestnnungS- genossen spreche. Auf den Kampf der Geister eingehend, der die Welt so lange bewegt bis auf den heutigen Tag, citirte der Redner die Stelle aus Goethe'S Iphigenie: Es fürchte die Götter Das Menschengeschlecht u. s. w. Der Kampf der Titanen gegen die Olympier, der Unterdrückten gegen die Unterdrücker ist noch nicht ausgekämpft, siegen aber wird die Prinzipientreue, das unverbrüchliche Festhalten an den welter- lösenden Ideen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit unter den Menschen. Die Versammlung gab fteudig angeregt diesen Ausführungen ihren ungetheilten Beifall und nachdem noch die Musik ein Stück gespielt, wurde in Ansehung der Sonnabend« beliebten kurzen Tanzzeit der erste Theil abgebrochen und der Tanz eröffnet, nach welchem der allgemeine CommerS mit Vorträgen von Jllgen, MattheS, Wecke, Ansprache von Eckstein»c. stattfand, bis chließlich das bis spät in freudiger Stimmung und würdigster Haltung verbleibende Publikum sich nach und nach unter Kund- gebung vollster Beftiedigung entfernte. Aerkin. In Folge der vielfach gemachten Erfahrung, daß wirklich freisinnige Kundgebungen der Bürgerschaft von den Re- daktionen der genannten liberalen und konservativen Presse ent- weder verstümmelt und entstellt oder einfach dem Papierkorb über- wiesen werden, wurde in der Urwählerversammlung, welche am 22. d. Badeftr. 19 bei Hanke verhandelte, beschlossen, nachstehende, von Herrn Ehmann eingebrachte Resolution nur der Redaktion desVolksstaat" und der desNeuen Sozial-Demokrat" zur Ver- öffentlichung einzusenden: In Erwägung, daß nichts dringlicher ist, als die endliche Aufhebung desSystems der Ausbeutung der Menschen durch den Menschen", ist es nothwendig, daß die zu wählenden Abgeordneten entschiedene Feinde dieser Ausbeutung sind, daß sie energisch und konsequent eintreten für eine Umgestaltung der heutigen Gesetze in dem Sinne, daß jeder Erwerb, der sich aus Spekulation und Wucher, aus Schwindel und Betrug gründet, als gemeiner Dieb- tahl strafrechtlich ve> folgt werden muß, daß künftig die Gesetze sich nicht allein gegen die kleinen Diebe wenden, gegen das sogenannte grobe Verbrechcrthum" überhaupt, sondern m noch viel höherem Grade gegen die großen Diebe, gegen daS sogenannte«seine Ver­brecherthum." Außerdem sind die zu wählenden Abgeordneten für schleunige Aufhebung deS Dreiklassen-Wahlsystems für StaatS- und Gemeinde-Verwaltung zu verpflichte» und für gesetzliche Fest- stellung genügender Diäten für die gewählten Vertreter. Möchten die Urwähler aller Orte, namentlich die der 3. Klaffe, Wahlmänner aufstellen, welche die bevorstehende Abgeordncten-Wahl in diesem Sinne benutzen, möchte daS arbeitende Volk vor allen Dingen bei der ebenfall« bevorstehenden ReichStagSwahl da» bereits in feine Hand gelegte geheime, gleiche und direkte Wahlrecht in diesem Sinne ausnützen!" Dersozialdemokratischen Arbeiterpartei" oder demallge- meinen deutschen Arbeiterverein", welche beide in erster Reihe gegen da« unheilvolleAusbeutung«-System" ankämpfen, und welche gerade wegen dieses Kampfes alle andern Parteien gegen sich haben beizutreten und die gute Sache durch Abonnement auf die Arbeiterzeitunzen zu unterstützen, wurde der Versammlung dringend empfohlen.