Erscheint in Leipzig Mittwoch, Freitag, Sonntag. Bestellungen nehmen an alle Postanstalten u. Buchhand- hingen des In-».Auslandes. Filial- Expeditionen für die vereinigten Staaten: F. Ä. Sorge, von 101 Llokoken,!?. J. Wm. Luedert, 409 Hayatr. Chicago , JU. Peter Haß, S.W. Corner Third and eoatn»tr. Philadelphia . Der Volkskaat Abonnemcntspreis: Für Preußen incl. Stempel- steuer L1>/, Sgr., für die übrigen Deutschen Staaten Iii Sgr. pro Quartal. ZUonat»- Ab onnement» werden bei allen Deutschen Postanstalten auf den üten u. 3 ten Monat und auf den 3ten Monat besonders an- genommen, im Kgr. Sachsen u. Hrzth. Sachs.-Altenbnrg auch auf den 1 ten Monat d 5'/, Sgr. angenommen. OrgandersozialdemokratischenArbetterparteiundderinternattonalenGetverksgenosienschasten. Inserate, die Abhalwng von Partei-, Vereins- und Volksversammlungen, sowie die Filial-Expeditionen und sonstige Partei-Angelegenheitcn betreffend, werden mit 1 Sgr.,— Privat- und vcrgnügungs- Anzeigen mit 2 Sgr. die dreigespaltenc Petit-Zeile berechnet. Nr. 123. Areitag, 12. Aecemver. 1873. Dkuunzia«ten. (Schluß.) Man sagt uns, die öffentliche Meinung trage ein Correktiv gegen derartige Ausschreitungen in sich selbst. Wir spüren nicht viel davon; wenn zwei Jahre nach der Pariser Commune (Hu! hu!) diese Dinge Bedeutung gewinnen können, so ist uns dies ein Be- weis, daß man nicht allzu viel Vertrauen auf die Selbstberichtigung in den Anschauungen der Massen setzen darf. Daß aus eine ge- nügende Gegenwirkung Seitens der anders gesinnten Puffe nicht zu hoffen steht, kann ohnehin von keinem vernünftigen Menschen bezweifelt werden. Will man unter solchen Umständen im Ernste behaupten, der Nutzen einer freien DiScussion wiege die unendliche Lerhecrung auf, die in den Gcmllthern durch dergleichen Blätter angerichtet wird?— Wir glauben, daß die Bestimmungen der Preßgesetz- Vorlage vom vorigen Herbst füglich ganz andere sein und ihren Zweck gegen die sozialdemokratische Presse doch hätten erreichen können. Aber wir gestehen offen, daß, wenn nur ein Preßgesetz der projektirt gewesenen Art im Stande wäre, diesem Unsuge ein Ende zu machen, wir unsererseits keinen Augenblick uns besinnen würden dasselbe zu acceptiren. Auch glauben wir, daß die ganze Mehrzahl derer, die damals in höchste Entrüstung über eine solche Vorlage geriethen, uns zustimmen würden, wenn sie ge- nauer wüßten, wozu die von ihnen geliebte Preßfreiheit gegenwärtig benutzt wird.(Wir glauben eS gern, und re- gistriren mit Vergnügen das„offene Geständniß".) „Damals, als die demokratische und republikanische Zdee als der nothwenige und einzig naturgemäße Gipfelpunkt alles Staatsrechts betrachtet wurde, mochte es am Platze sein, der Propaganda für diese Zdee den deutbar weitesten Spielraum zu geben. Jetzt mag eS schon gestattet sein, an der absoluten Geltung derselben zu zweiseln, also auch daran, ob die in Wort und Schrift betriebene Propaganda für sie unter allen Umständen eine segensreiche ist. Aber sicherlich kann e» nicht gestattet sein, daran zu zweifeln, daß eS das Gegentheil des Segens ist, wenn für den Umsturz alles Bestehenden, und zwar nicht einer allgemein angenommenen Sache, kond-ro einer bloßen, von Annahmen, Voraussetzungen und Ver wuthungen der theilweise tollsten Art und durch sonst nichts ge- stützten Phantasiegcburt zu Liebe in der hier charakterisirtcn Weise Propaganda gewacht wird. Das kann und darf nicht so fort- gehen. Es muß dieser Partei und ihren Wortführern mit den Mitteln deS Staates ernstlich zu Gemüthe geführt werden, daß nicht die von ihnen vertretene Masse für die Einrichtungen und Ziele de» Staates und der Gesellschaft maßgebend ist, sondern die Summe von Eultur- Errungenschaften, welche durch lange und schwere Arbeit erworben sind, und welche wir dem Meuschenge schlechte bewahren wollen!" Soweit Herr Schulze. Betrachtet ihn Euch, Ihr Arbeiter. So sieht ein liberaler Bourgeois und Kathedersozialist aus! Und nun noch ein Wörtchen mit der„Conkordia". Sie hat unter dem Erguß ihres Schulze nachstehende Note gesetzt: „Nach unserer Ansicht thut der Verf. deS obigen Artikel» dem „Volks staat" im Grunde schon viel zu viel Ehre an, daß er von dessen absurden Schmähungen(!) überhaupt Notiz nimmt. Die Frage kavn hier nur die sein: hat unser Correspondent Recht und ist die öffentliche Meinung über den eigemlichen Charakter deS „BolkSstaatS" und der ihm gleichartigen Presse in der That immer »och zu wenig orientirt? Und die» muß, nach den verschiedensten Wahrnehmungen zu schließen, allerdings bejaht werden; insbesondere wäre die Gleichgültigkeit, ja Stumpfheit, womit man diesem heillosen Treiben zusieht, außerdem völlig unerklärlich. Nun kann der„Volksstaat" fteilich sagen: Aber e« ist möglich, daß durch diese fortwährenden Hinweise auch die Regierungen aufmerksam werden «od mir in Folge davon schärfer aü bisher von ihre» Staat»- anwältcn auf die Finger sehen lassen; die Conespondenzen de« Herrn S. wären dann also, wenn auch vielleicht nicht der Absicht, doch dem Erfolge nach denunziatorisch. Da« mag wahr fein(ist wahr, liebe„Conkordia", schade, daß der„Erfolg" fehlt), aber — wa« soll daran« folgen? Der„Volksstaat", der die ganze deutsche Nation, ihre Führer und ihre Presse, mit Ausnahme seine« speziellen Anhang«, fortwährend mit den gemeinst« und empörendsten Beschimpstingen überhäuft, und kein Hehl darau« macht, daß er die ganze bestehende Staat«- und Gesellschaftsordnung je eher je lieber in die Luft sprengen möchte: dieser selbe„VolkSstaat " scheint Sh gleichwohl einzubilden, daß er Anspruch darauf habe, vou un« «deren al« Bertteter einer anständigen und berechtigt« Partei augesehm, und demgemäß, wenn auch als Feind, doch al« acht- barer und ebenbürtiger Feind behandelt zu werden. Allein diesen Anspruch haben er und Seinesgleichen entschieden nicht. Und zwar keineswegs etwa darum nicht, weil fle die sozialdemokratisch« Principien vertreten. Der„VolkSstaat" wird un« ohne Zweifel weder glauben noch verstehen» wenn wir(nicht ihm, sondern Unseren Lesern) wiederholt versicht«, daß wir die bodenlose Nichts- Würdigkeit seine« Auftret«» nicht bloß darum beklagen und vcr- abscheum, weil dadurch ein Theil deS Arbeiterstaude« unheilbar horgiftet wird, sondern auch au« dem Grunde, weil eine respektable Vertretung der Sozialdemokratie in Deutschland , gegenüber manchen ünläugbaren äußeren und inneren Gebrechen der bürgerlich« Ge- Wlschaft, immerhin Gutes stiften könnte. Mit einer halbwegs an- ständigen sozialdemokratischen Presse könnte man z. B. auch ganz jDohl in eine Polemik eintreten— aber der unsrigen d. h. ihren bekannten beiden Hauptorganeu gegenüber, ist die« völlig unmöglich, sthon ihrer grenzenlosen Verlogenheit und Jlloyolität wegen; so wie sie ist und sich gerirt, sind ihre Wirkunzen nur gemeinschädlich, und wenn wir früher die Ansicht aussprachen, daß die Existenz der Sozialdemokratie den Nutzen habe, unsere bürgerlichen Klaffen aus ihrer Indolenz und Selbstsucht aufzurütteln, so galt dies eben nur von der Thatsache deS Bestehens einer solchen Partei über- Haupt; ihre leitende Presse aber ist unbedingt und schlechthin vom Uebel. Nach Alledem können dieser Presse gegenüber auch solche Rücksichten wie die oben erwähnten gar nicht in Betracht kommen; daß Blätter von dem Charakter des„VolkSstaatS" ihr Wesen ungehindert und unbelästigt forttreiben, ist kein Interesse der öffentlichen Freiheit, ebenso wenig, wie daß z. B. eine Bande von Einbrechern nicht abgefaßt wird. D. Red." So das edle Organ des edlen FabrikantenkundcS! Die Aus- lassung kennzeichnet sich selbst zu gut, als daß wir viel dazu zu�be- merken hätten. Für das Eingeständniß, daß Herr Schulze, Kathedersozialist, ein Denunziant, sind wir der„Conkordia" verbunden. Den Vorwurf, daß er uns„zu viel Ehre anthut", indem er uns denunzirt, hätte man ihm aber ersparen sollen, zu- mal das edle Fabrikantenbund-Organ es einerseits ebenfalls für noihwendig hält uns zu denunziren, und die Schulze'schc Denun- ziation zu verstärken, und durch das redaktionelle Siegel zu de- glaubigen, woraus doch zur Evidenz erhellt, daß nach der wirk- lichen Ansicht der„Conkordia" Herr Schulze uns noch zu wenig „Ehre angethan hat" mit seinen kathedersozialistisch-fabrikantcn- bündlerischen Denunziationen. Daß die„öffentliche Meinung" über uns„noch wenig orientirt", daß sie an«Gleichgültigkeit" und „Stumpfheit" laborirt, ist ein Compliment für die„öffentliche Meinung", welche» wir ge« unterschreiben, um so lieber, da der Fußtritt die Collegen und Mitdcnunzianten des edlen Fabrikanten- bund-Organs trifft. Was die Vermuthung angeht:„der Volks- staat scheine sich einzubilden, daß er Anspruch habe von unS Anderen(!) als Vertreter einer anständigen und berechtigten Partei angesehen, und demgemäß, wenn auch alS Feind, doch als acht- barer und ebenbürtiger Feind behandelt zu werden", so ist die „Conkordia" vollständig auf dem Holzweg. Wir haben nie nach der Achtung von Lumpen gestrebt und gleich allen„anständigen" Männern auS allen Parteien halten wir Denunzianten und Ver- theidiger de« Dennnziationsfystcm» für Lumpen. Die„Evnkordia" würde uns durch ihre„Achtung", die entweder ein moralische« oder ein politische» ArmuthSzeugniß für uns wäre, in sehr große Verlegenheit stürzen; und unseren Feinden gegenüber kennen wir bloß die Maxime des römischen Kaisers: ockerint ckum msluant*)! Wir schlagen so hart wir können, schlage man unS so hart man kann— ein Wuthschrci de» Gegner«, wie diese Note der„Eon- kordia", ist unS süßester Kampslohn. Wir schlagen auf den Feind so hart wir können— schlage der Feind auf unS so hart er kann. Wir gehören nicht zu den sentimentalen„Lämmerschwänzchen", welche die Schlacht zwischen den unversönlichen Prinzipien der alten und neuen Welt al« Thränen- und Rührstück auffassen, worin die groß- und weichherzigen Gegner sich abwechselnd harmlos duelliren und gefühlvoll um den Hal« fallen. Wir wissen, der Kampf muß ausgekämpft werden; wir sind im Gewühle; Nie- mand schont unS; jede« Mittel, uns zu schädigen, uns zu ver- nicht«, wird angewandt, und wir sollten mit solchen Gegnern ritterliche Händedrücke austauschen? I�as si bete! Solche Esel sind wir nicht. Nicht wir sind die Angreifer. Die schlechteste Vertheidigung aber ist, bloß des Gegners Hiebe abzupariren. Hieb auf Hieb. Auf Ein« womöglich zwei! Herrn Schulze'» Regel hat unsere vollste Billigung:„man muß dasjenige thun wa« dem Feinde mißfällt." Wir hoffen, uns das Mißfallen der Conkordia" in fortwährend gesteigertem Maaß zu verdienen Ausdrücke, wie„bodenlose Nichtswürdigkeit",„Verlogenheit" ,c. halten wir dem Bildungsgrad des Redakteurs der„Conkordia" zu Gute. Ein Schelm thut mehr als er kann. Die Grund- und Bodeufrage vor dem preustischeu Landtag. Ob die«Conkordia" zu einer„Polemik" mit unS geneigt ist, oder nicht, ist un» ganz gleichgültig, ebenso gleichgültig sind unS die Gründe warum sie nicht mehr mit unS„polemistren" will. Nachdem ihr Marx so hart auf die Finger geklopft, mag der„polemische" Eifer sich etwas abgekühlt haben, und denunziren, Stieber und den Staatsanwalt anrufen, ist leichter und gefahr loser al« zu polemistren und mit Be«unstgründen zu streiten. Zu wahrhaftem Dank aber sind wir der„Conkordia" verpflichtet für die Exkommunikation de«„VolkSstaat " und für da« Ge- ständniß, daß die BourgeoiSpresse(nach Ansicht der„Conkordia") nicht im Staude ist, bei Preßfreiheit, d.h. wenn die Waffen gleich sind, mit dem„VolkSstaat " und der sozialdemokratischen Presse fertig zu werden, und daß un« gegenüber folglich die Preßfteiheit ausgehoben werden muß. Die in diesen Worten liegende Anerkennung au« dem Mund« des Gegner« ist uns ebenso schmeichelhaft, alS die darin ausgesprochene geistige Bank- routerkläruug der Bourgeoisie un« fteut! Die„Conkordia" möge sich aber hinter die Ohren schreiben, daß der Grundsatz, den sie hier aufstellt, der Grundsatz ist, welcher die Ketzer dem Scheiter- Haufen und die Ketzerrichter der ewigen Infamie überlieferte— fcrc Grundsatz, auf dessen Rechnung die Blutorgien der rothen Reaktion kommen, und der, wenn auf die Spitze getrieben, die fatale Eigenschaft hat, jene Volksstrafgerichte hervorzurufen, so man Revolution nennt. Wer die friedliche Diskussion au«- schließt, provozirt die Gewalt. Wie die Saat so die Ernte.— Und damit verabschieden wir uns von dieser„schönen Gesellschaft".— •) Sie mögen un» hassen, wenn sie un» nur fürchten! In der Sitzung des preußischen Abgeordnetenhauses vom 4. d. M kam folgender Antrag von Miguel(dem Mammuth- Gründer und Gründer-Mammuth) und Genossen zur Verhandlung: „1) Zu Kap. 1, Tit. 3 und 4 der Einnahmen(Erlös au« Ablösungen von Domänengefällen u. s. w.) Das HauS der Abgeordneten wolle beschließen: Unter Bezug auf die Mittheilungen deS Herrn Finanzministers in der Sitzung vom 24. Nov. 1873, nach welcher in Neuvorpommern die Bildung kleinerer bäuerlichen Besitzungen aus den Domänengrundstücken bereits in Erwägung gezogen ist, und auf die weiteren Mittheilungen der königlichen Staatsregierung über die in einzelnen Fällen zur Herstellung besserer HäuSlingSwohnungen auf den Domänenvorwerken ergriffenen Maßregeln, die königliche StaatSregierung zu ersuchen: aus dem beschritten« Wege weiter zu gehen und bei der Verwaltung der Domänengrundstücke auch die allgemeinen wirthschaftlichen Interessen grundsätzlich zu berücksichtigen, und dabei schon jetzt der Staats- regierung zu empfehlen, thunlichst auf die Bildung kleinerer und größerer bäuerlicher Stellen auS den Domänenländereien, wo die wirthschaftlichen und lokalen Verhältnisse die« rathsam erscheinen lassen, Bedacht zu nehmen, insbesondere in den geeigneten Fällen statt zu einer Verpachtung des Domänenguts im Ganzen zu schreiten, dasselbe, oder Theile desselben, den vorhandenen Stellen oder sonstigen Einwohnern angrenzender Ortschaften in einzelnen Parzellen, zedoch unter Beobachtung der sonst bei Dispositionen über Grundeigenthum geltenden Grundsätze, eigenthümlich bezw. pachtweise zu überlassen, dagegen von der Zerschlagung größerer Komplexe Behufs Anlage von neuen Kolonien kleinerer Eigenchümer und Arbeiter in der Regel abzusehen, endlich die Herstellung besserer eigener Wohnungen für die Häuslinge auf den Domänen- Vorwerken, sei eS durch eigenen Bau neuer Wohnhäuser oder durch Unterstützung baulustiger Arbeiter kräftig zu befördern. 2) Zu Kap. 1. Tit. 3 der dauernden Ausgaben. Da« HauS der Abge- ordneten wolle beschließen: die königl. Staatsregierung zu ersuchen, die Dränirung verpachteter Domänengrundstücke thunlich zu fördern und insbesondere eine Ermäßigung der Amortisationsraten für die den Pächtern Behuf« der Dränirung ertheilten Vorschüsse in Erwägung zu ziehen." Wir geben die Debatte über diesen Antrag nach dem Berichte der„Volkszeitung": „Bei der Begründung de« Antrages 1 spricht der Abg. Miquel die Meinung aus, daß diejenigen LandeSiheile am glücklichsten situirt seien, wo der Großgrundbesitzer den kleineren spannfähigen Höfen nicht schroff gegenüberstehe, und daß nur da die AuSwan- derung eine starke sei, wo die Entwicklung des Kleingrundbcsttzer» gehindert werde. ES sei daher Sache der Provinzen und de« Staate«, die Entwicklung spannfähiger Höfe zu fördern, und darum halte er es sür geboten, daß, falls man kleine Grundstücke verkaufe, man auch dem Käufer die Abzahlung für die ersten Jahre erleich- tere, damit die jungen Grundbesitzer nicht durch die Hypothekenlast erdrückt würden. Redner ist entschieden gegen die Zerschlagung von großen Domänen zum Zwecke der Errichtung bäuerlicher Ko- lonien, da sich hier nur zu oft soziale Gebrechen zeigten. In all« Fällen aber, wo sich ein große« Domauium in der Nähe eine» Dorfe « befinde, sei e« rathsam, die vorhandenen Stellen und Bauerngüter zu erweitern, nicht aber neue Stellen zu gründen. Der Wohlstand solcher Dörfer hebe sich dann bedeutend, man vcr- meide alle Gefahren der Kolonisation und der Berkauf der Do- mänen sei ein vortheilhafterer für den FiStu«. Die Bildung kleiner Stellen(hierunter versteht der Redner ein Bauerngut, welche« die Arbeitskraft de« Besitzer» nicht ganz erschöpft) empfehle sich in wirthschastlicher Beziehung sür ländliche Arbeiter sehr, denn nur dadurch, daß man denselben die Erwerbung einer kleinen länd- lichen Besitzung ermögliche, sei eS durchzusetzen, die Auswanderung zu verhüten; kein Gesetz der Erde könne sonst erzwingen, daß der fteie Mann von der Auswanderung abgehalten werde. Endlich komme e« darauf an, dem ländlichen Arbeiter, der keinen Grund- besitz erwerben könne, wenigstins gesunde Wohnung« zu verschaffen, wie da« von Seiten der Großindustrie geschehe. Abg. Hund von Hafftm empfiehlt diesen Antrag dringend der Annahme de« Hause«. Der Abg. Löwe(Calbe ) legt den Accent auf die wirthschaftliche Bildung. Die Auswanderung sei wie eine kontagiöse Krankheit, denn wenn einig« Arbeiter au« einem Kreise ausgewandert sei«, so suchten diese ihre Verwandte und Freunde nach sich zu ziehen, gleichviel, ob e« ihnen drüben gut oder schlecht gehe. In der Gegenwart würden die von der Auswanderung angesteckten Pro- vinzen durch die vorgeschlagenen Maßregeln nicht geheilt werden, allem man müsse für die Zukunft sorgen und da hoffe er, daß dies Experiment zur Schaffung eines wohlhabenden Bauernstandes glücken werde, darum empfehle er den Antrag. Fiuanzminister: Ich habe den Antrag so verstanden, daß die Antragsteller da« Vorgehen der Regierung billigten und uns er- munterten, auf diesem beschrittenen Wege fortzuschreiten. Redner bittet nicht allzugroße Hoffnungen an die Maßregel zu knüpfen. Wenn Jemand die statistischen Tabellen für Rheinland und West- salen betrachte, so werde er seh«, daß die Bevölkerung in den ländlichen Bezirken abnehme, die in den industriellen Plätzen zu- nehme. Betreffs der überseeischen Auswanderung erfahre er, daß viele Auswanderer auf der Rückkehr nach Deutschland begriffen seien, daß also die Gefahr deS Kontagiums nicht allzu groß erscheine.
Ausgabe
5 (12.12.1873) 123
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten