reitS erwählte, erfreut, und jetzt begeht die Gemeindevertretung der Residenzstadt Schwerin die Taktlosigkeit, untersuchen zu wollen, ob der Mann, der Sozialdemokrat ist, sich nicht dadurch eines Verbrechens schuldig gemacht hat und seine bisherigen Verdienste dadurch nicht das Gegentheil geworden sind. Kann eS eine trau- rigere Gesellschaft geben, wie diese Vertreter deS„freien deutschen BürgcrthumS"?— Die„Liberalen " in Mecklenburg haben bisher durch ihre Vertreter im Reichstag in jeder Session den Antrag auf zwangsweise Einführung einer konstitutionelleu Verfassung in Mecklenburg gestellt. Kein Zweifel, daß auch der nächste Reich»- tag mit derselben Frage behelligt wird. Kommt sie zur Sprache, dann wird es Sache unserer Parteivertreter sein, das Verfahren de» Schweriner Bürgerausschusses gegen einen verdienten Mann zu brandmarken und darauf hinzuweisen, daß eine Bürgerschaft, die solcher Handlungen fähig ist, den Haselstock verdient, der als „Culturhülfsmittel" über da» mecklenburgische Volte geschwungen wird. Unser braver Parteigenosse aber möge, falls der Schweriner Bürgerausschuß wirklich die Sclbstschändung begehen sollte, ihn auszuschließen, sich damit trösten, daß die Dummheit alle Zeit des Volkes größter Feind, die Niedertracht seiner herrschenden Klassen aber die Zuchtruthe war, die es schließlich zur Vernunft brachte. «542 Männer haben bei den diesmaligen ReichstagSwahlen Herrn Temmler ihre Stimme gegeben. Das mag ihn für manche Un- bill trösten! — Der„Frankfurter Beobachter" schreibt aus München : „Die Zahl der bei Aufstellung der ReichStagSwahllisten nicht eingetragenen Wähler beträgt 1600, abgesehen noch von allen Denen, welche in den vergessenen Straßen und Plätzen wohnen. Andererseits beziffert sich die Zahl derjenigen Männer, welche von den Listen gestrichen sind, weil ihre Kinder Lehrmittelfreiheit genießen, auf nahezu 2700. Dieser außerordentlich hohen Ziffer Segenüber erinnert der„N. Corr." daran, daß in der Magistrats- tzung vom 9. Januar die Gesammtzahl der wegen Genusses von Lehrmittelfteiheit aus den ReichStagSwahllisten zu Streichenden auf nur 535 angesetzt wurde. Nach dieser scandalösen Verkümmerung de» allgemeinen Stimmrechts durch die nationalliberalen Behörden dürfte die Anfechtung der Münchener Wahlen alle Aussicht auf Erfolg haben." Das ist allerdings der größte Wahlskandal, der bei den Wahlen vorgekommen ist. Wenn man überlegt, daß die Arbeiter- klaffe doch in letzter Linie die Mittel aufbringen muß, für welche die Lehrmittel ihrer Kinder beschafft werden, so steht nichts als das Strafgesetzbuch im Wege, um jene Fälschung und Beschneidung des Wahlrechts dahin zu rangiren, wohin sie gehört. Der dritte Napoleon ist bei seinem Plebiszit noch„ehrlicher" verfahren, als der patriotische Magistrat von München bei der Reichstagswahl! — Wieder der Staat gerettet! In der„VolkSzeitung„ lesen wir über die neueste Heldenthat deS von uns in vorletzter Nummer gekennzeichneten StreberS und Staatsanwalts Tessend orf: „Der Erlaß des ersten Staatsanwalts beim hiesigen Stadt- gericht, Herrn Tessendorf, an den Polizeipräsidenten v. Madai scheint sich nicht nur auf die strenge Ahndung der von den Sozial- demokraten zu begehenden Gesetzesausschreitungen zu beziehen, son- der» seine Spitze auch gegen die Gewerkvereinler, somit also gegen sämmtliche Arbeiterparteien zu richten. Wenigstens giebt dafür der am Freitag in der Sitzung der sogenannten Preßdeputation von seinem untergebenen Staatsanwalt Schütz gestellte Strafanttag gegen den Schriftsteller Hugo Polle einen bezeichnenden Anhalt. In der in Nr. 40 des„Gewerkverein" vom 3. Ottober v. I. enthaltenen Wochenrundschau waren die Zustände deS auch hier zur Geltung gekommenen Börsenkrach» behandelt und die Stellung der Regierung zu dieser Frage gegenüber den Arbeiterverhältnissen einer Kritik unterzogen.„ Namentlich fand der Verfasser in der Unterstützung der von dem Krach bettoffenen Bank-Jnstitute eine nicht zu billigende Bevorzugung der Großen, während den Coa- litions- Bewegungen der Arbeiter entgegengetreten werde. Das Staatsministerium fand sich durch diesen Artikel beleidigt und be- antragte die Bestrafung aller für die Veröffenttichung verantwort- lichen Personen, in Folge dessen der verantwortliche Redacteur des „Gewerkverein" Dr. Max Hirsch wegen Ausnahme eines beleidi- gcnden Arttkels in eine kautionspftichtige Zeitschrift, und Schrift- stell« Hugo Polle wegen Beleidigung des StaatSministeriumS unter Anklage gestellt wurden. Beide Angeklagte waren im T«- mine unter Assistenz ihres Vertheidig«», Rechtsanwalts Holthoff, «schienen. Der Staatsanwalt beanttagte nach Vorlesung des in- ttiminirten Artikels und Constatirung des„Graf von Eulen- bürg" unterschriebenen Strafantrags«des StaatSministeriumS das Schuldig gegen beide Angeklagte. Es werde in dem inkriminirten Artikel die Staatsregierung als taub gegen den Nothschrei der Arbeiter bezeichnet und derselben der Vorwurf der Ungerechtigkeit, Parteilichkeit, Bevorzugung der Gründer gemacht, ein Borwurf, der eine unmoralische Gesinnung voraussetze. Ueberdem sei die Behauptung, daß die Regierung da» ohne Zweifel gemeinte Qui- storp'sche Bankinstitut subventionirt habe, auS der Luft gegriffen. In Bnückstchtigung, daß durch solche Artikel die Kluft zwischen Besitzenden und Besitzlosen vergrößert und somit der öffentliche Friede gefährdet werde, empfehle sich hier die Anwendung einer strengen Sttase» und beantrage er gegen Polle vier Monate Gefängniß, gegen Dr. Hirsch 100 Thlr. oder 1 Monat Ge- fängniß. Der Vertheidig««achtete die von dem Staatsanwalt als aus d« Luft gegriffen bezeichnete Behauptung von der Sub- ventionirung d« Quistorp'schen Bank für Jeden, d« Zeitungen lese, als notorisch, doch beantrage er, da es hin auf den Beweis ankomme, amtliche Auskunft vom StaatSministnium zu erfordnn. Der Gerichtshof lehnte diesen Anttag al« thatsächlich unerheblich ab, worauf der Vertheidiger erklärte, dann in der Sache nichts mehr anführen zu wollen. Auf den Rath desselben erklärte« auch die beiden Angeklagten ein Gleiches. Der Gnichtshof unter dem Vorsitz des Stadtgerichtsraths Meißner sprach da« Schuldig aus und verurtheilte aus den vom Staatsanwalt geltend gemachten Gründen den Angeklagien Polle zu einem Monat Gefängniß und den Dr. Hirsch zu 50 Thlr. oder 14 Tagen Gefängniß." WaS dieser He« Tessendorf nicht Alles weiß! Die Subventio - nirung Quistorp»„aus der Luft gegriffen"! Dann ist'S wohl auch „aus der Luft gegriffen", daß Mitglieder des preußischen Königs- haufeS bei der Affaire Quistorp„stark intnessirt" gewesen sind? Der„öffentliche Friede" Hat'S wieder auf sich nehmen müssen; d« „öffentliche Friede" muß wieder die Trompete abgeben für einen Staatsanwalt, der sich mit aller Gewalt bemnkbar machen will. Nun, wir wollen diesem„Gesellschaftsretter", der hoffentlich nicht nur mit Most, wie« versprochen, sondern auch mit uns„Hüha- chea rupfen" will, künftig auf die Finger sehen. Der arme Max Hirsch und sein Adjutant Polle aber sind nunmehr mit ihrem Harmonie-Latein zu Ende. Nach staatSanwaltlichem Ausspruch haben sie die„Kluft zwischen Besitzenden und Besitzlosen erwei.ert"! Welch ein Jammer! Der Tessendorf kennt kein Erbarmen! — He« Oberwinder erklärt im„BolkSwille", daß die Be- hauptung,« fei Mitarbeit« d« offiziösen„Morgenpost", voll- ständig erfunden und daß« weder als Mitarbeiter, noch als ständiger Mitarbeiter, noch als Redaktionsmitglied dieses Blatte» engagirt worden fei, sowie daß ihm das Personal d«„Morgen- post" gänzlich unbekannt sei. Wir bemerken, daß wir nicht auf Ansuchen öste«eichisch« Parteigenossen jene Notiz gebracht, sondern sie der hier erscheinenden„Buchbinderzeitung" entnommen haben, deren Redaktion wir das Weitere Uberlasse». Wir haben die Quelle angegeben und ausdrücklich erklärt, daß wir«st hören wollten, was d«„Volkswille" sage. Deshalb nehmen wir von Oberwinder« Erklärung Notiz.____ — D« Mitredacteur des„Volksstaat", R. Seiffert, wurde letzten Sonnabend auf da» Bezirksgericht citirt. Daselbst«öffnete man ihm, daß er wegen„Beleidigung" des sächsischen Iustizmini- steriumS zu sechs Wochen Gefängniß verurtheilt sei und nahm ihn sofort in Haft. Die He«en auf dem BezirkSg«icht scheinen cS sehr eilig zu haben. — Die Berurtheilung Ecksteins zu 4 Wochen Gefängniß wegen„Beleidigung" der Königsberger Presse ist bestätigt worden. — In Braunschweig ist der ftühere Redacteur de»„Volks- fteund", Bernhard Becker, wegen„Gotteslästerung" zu 100, der jetzige Redacteur KokoSky wegen„Beleidigung" eines Be- amten zu 60 Thalern Geldstrafe verurtheilt worden. H«r Staat»- anwalt Koch und das Kreisgericht thuu ihre Schuldigkeit. — Der verantwortliche Redacteur der„Chemnitzer Freien Presse" Franz Rohleder, ist vor den Staatsanwalt geladen und nach löblichem Brauch in Haft behalten worden. Weittte» ist nicht bekannt. — Parteigenosse Ehrhardt in Mannheim ist als„d« Flucht verdächtig" verhaftet worden. Dir Diebe und die Bestohleue«. Au« der besten d« Welten'). Von dem kolossalen Reichthum der englischen LandlordS werden folgende Thaffachen einen Begriff geben: D« Marquis von Breadalbene kann von seinem Schlosse hundert Meilen�*) weit bis an das Meer auf eigenem Grund und Boden fahren. Dem Herzog von Sutherland gehört die ganze Grafschaft gleichen Namens in Schottland , die quer über das ganze Land von einem Meere zu dem andern reicht. Der Herzog von Devonshire hat, außer anderen großen Besitzungen, 96,000 Acres allein in der Grafschaft Derby. Der Herzog von Richmond hat 40,000 Acres bei Good- wood und 300,000 Acres um Gordon Castle. Der Park de» Herzogs von Norfolk in Sussex ist 15 Meilen im Umkreise. Ein Lord kaufte neuerdings die Insel Lewis, eine der Hebriden , die 530,000 Acres enthält. Die Besitzungen des Grafen LonSdal« haben einen solchen Umfang, daß auf denselben acht Parlaments- Mitglieder gewählt werden, natürlich Freunde und Creaturen de« Grafen LonSdale. Der Grund und Boden von London , welcher in Folge der in ihm verkörperten allgemeinen gesellschaftlichen Arbeit ohne die leiseste Hirn- oder MuSkelbewegung der Grundhe«en fo kolossal im Werthe gestiegen ist, daß man, wäre es verkäuflich, jeden Quadratfuß mit goldenen SouvereignS(— 1 Pfv. Sterling oder 6 Thlr. 20 Gr.) zudecken müßte, um ihn zu bezahlen, gehört zum großen Theil zwei Landmonopolisten, dem Hezog von Bedford (Haupt der Familie Rüssel) und dem Marquis von Westminster. Jeder von Beiden soll bloS aus seinen Londoner Besitzungen — und die Glücklichen haben noch sonstige bedeutende Geldquellen, die ihnen eben so viel oder richtiger eben so wenig Schweiß kosten— 1000 Pfund«Sterling pro Tag, d. h. 6666 Thlr. alle 24 Stunden, od« 277 Thal« die Stunde herausziehen. Das heißt in einer Stunde mehr, als ein gut bezahlter englischer Land- arbeit« das ganze Jahr hindurch sammt Frau und Kindern bei aufreibendstem Abschinden verdienen kann. Und hier legen wir den Finger auf den Sitz des Uebel». Man spricht von übertünchten Gräbern— die prachttollen Schlösser, mit denen die englische Aristokratie das Land üb«streut hat, die mit einem für uns beinahe unfaßbaren LuxuS ausgestatteten Paläste, die sie daneben„in der Stadt", nämlich in London , besitzt, und während der Scason**�) zum Schauplatz ihres sybaritifchen Luxus macht, sie sind schlimmer als übertünchte Gräb«—, es sind übertünchte Beinhäuser, gebaut auS Knochen, gebaut auf Knochen, in verborgenen Räumen gefüllt mit Knochen— Knochen der tausend und abntausend Landheloten, die hungern, die langsam verhungern mußten, damit auf ihren Knochen, aus ihren Knochen, solche Paläste«richtet werden konnten. In ein« Nacht wird da frech verschlemmt, waS Hunderte von darbenden Lohnsclaven mühsam erarbeiten mußten; verwettet und verspielt wird in einer Nacht, waS hingereicht hätte, Hunderte der Proletarier glücklich zu machen, deren ausgesogenes Mark hier als schäumender Champagner ver- pufft, als blank-S klingendes Gold von einem Müßiggänger dem anderen hingeworfen wird. Welches Leben sie führen müssen, diese Landheloten, durch deren Sehnen und Muskeln der englische Ackerbau dem jedes and«en Landes zum voranleuchtenden Muster geworden ist, ohne deren Sehnen und Muskeln das Kapital, der Farmer und Landlord ohnmächtig wäre. Die Löhne bewegen sich in den verschiedenen Graffchasteu zwischen 7 und 14 Schillinge(— 2 Thlr. 10 Gr. und 4 Thlr. 20 Gr.) die Woche, ein Lohn, der zur Bestreitung der noth- wendigsten Bedürfnisse nicht ausreicht. Frau und Kind müssen mit helfen und sich abrackern wie das Vieh, nein, wa» sage ich? schlimmer als das Vieh, denn kein Landwirth wird von seinem Ochsen oder Pferde eine Anstrengung verlangen, die dauernde Abnützung der Kräfte bedingt; Mann, Frau, Kind müssen sich abrackern, ärger wie da« Vieh, müssen vegetiren— leben kann man eS nicht nennen— erbärmlicher als das Lieh, dem auS- reichende und gesunde Nahrung regelmäßig geliefert wird, während der Landproletari«, wie statistisch erwiesen, weder ausreichende, ♦) Auszug au» dem demnächst im Lerlag der Leipzig « BolUstaat- Buchhandlung erscheinenden„Vortrag üb« die Landfrage." ") Es sind englische Meilen gemeint, von denen 5 ans 1 deutsche Meile gehen. "*) Ausgesprochen: Sihsen, französisch SitUon(Sähsongi, eigentlich Jahreszeit, die Zeit, wo die vornehme in Welt London versammelt ist— von Februar bis Ende Juni— während der Packamentssession, deren Arbeiten ja unter den Zeitvertreiben der englischen Artstotratte eine vornehme Stelle ewnehmen. noch gesuude, noch regelmäßige Nahrung hat; müssen«ohuea schlecht« al» da« Vieh, tausendmal schlecht« al» da« Vieh; den» de« LandlordS Ställe und Hundehütten, ja seinc�Schweiueksben sind Paläste, verglichen mit den Hütten, den Cottage» de« Ack«- Proletariat«. Die Dicht« haben gesungen von der Hütte der Ar- muth:„Raum ist in der kleinste» Hütte für ein glücklich liebend Paar." Di« englische Cottageck) ganz besonder» ist mit einem Goldscheiu von Poesie umzogen worden:„Hier in diesen kleinen heimeligen Heimstätten wohnt Glück und Unschuld", so singen die Dichter un« vor. Die Statistik ab«, die un«bitttiche Wissen- schaft der Wahrheit, singt uu» ein and«eS Lied, ein Lied, da» un« mit Grausen erfüllt, da» uns da» Blut in den Av«n ge- rinnen macht. Karl Marx , in seinem großen Werk da«„Kapital", hat da« authentische Material üb« d:e Lage d« englischen Axrieulturul Labourere zusammengestellt, und ohne daß er einen Strich, eine Farbe hinzuzufügen gebraucht, hat« durch bloße Aneinand«. reihung der amtlichen Aussagen und Mittheilungen ein Bild ge- schaffen, furchtbar anzuschauen wie das Haupt d« Medusa , welche» bekanntlich die Eigenschaft hatte, den Beschau« zu versteinern. Noch sind aus dieses Mednsenhaapt die Blicke de« üppigen Land- lord» nicht gefallen, der Tag ab« wird kommen, wo e» ihm in da« Antlitz starrt, wo seine Hand gelähmt niedersinkt, und er ver- steinert daS Gericht über sich«gehen lassen muß.— ck) cottage, auch cot da» deutsche Wort stothe, Aäthe(wob« die Worte Kothsasseu,«Sthner,«äthn«. Die Bewohner von Kotheu. Kitthen, cottage», cot. Innere Partei-, BerwaltnngS- und Organisation?- Angelegenheiten. An die Parteigenossen! Wied«um sind drei neue Orte, an welchen die Partei Bode» gesaßt hat, in die Parteiorganisation eing«eiht worden. Dieselben heißen: Ca fiel bei Mainz , VerttauenSmann Jakob Bering«. Löder- bürg, Vertrauensmann Schönemaun. Erlangen , Vertrauens- mann Georg RöthlingShöf«� Für Freiberg in Schles. wurde Parteigenosse Emil H«m. Hamann als Vertrauensmann bestätigt. An mehreren Orten find Mitgliedschaften im Entstehen be- griffen. Wir ersuchen die Parteigenossen, welche sich die Grün- dung angelegen sein lassen, um baldige definitive Nachricht. Mit Gruß! Der Ausschuß. I. A.: R. Praast. Auzuft Gerb. Gewerksgenossenschaftliches. Metallarbeitergewerksgeno ssensch ast. ßhemnitz. Hiermit erfolgt die Zusammenstellung der bis dato eingegegangen statistischen Formulare, welch« vorauszuschicken ist, daß die hinsichtlich des Preises der Lebensmittel gestellten Fragen von allen nachbcnannten Orten als in keinem Verzältaissc zu dem Verdienste stehend beantwortet wurden. Im Gegentheil haben die Arbeiter sich mit ganz geringer Kost begnügen müssen, und oft find noch Frauen und Kinder zur Arbeit gezwungen worden, ohne deu Bedarf der Familie nur irgend decken zu können. Ueberhaupt wird von allen Seiten berichtet, daß die arbeitende Klasse unt« dem Drucke der eingettetenen Gefchäftskrisis leidet, indem durch diese daS Angebot von Arbeitskräften im stetigen Wachsen begriffen ist und selbst Berlin und Spandau , wo noch Nachfrage vorhanden war, ist nun gleichfalls mit Arbeitskräften überfüllt, ebenso München , Nürnberg und Frankfurt . An den andern nachoerzeichneten Orte» ist schon längere Zeit Ueberfluß vorhanden. Die in den Zeitungen losgelassene Nachfrage nach Formern, Schlossern, Drehern und Schmieden sind entweder blos Reclame od« darauf berechnet, durch großen Zudrang von Arbeitskräften die üblichen OrtSlöhne herabzudrücken und Maßregelungen miß- liebiger Arbeit« eintteten lassen zu lönnen. Indem sämmtliche Metallarbeiter auS nachfolgender Statistik ersehen können, wie sie von der Kapitalmacht abhängen und blo« dazu vorhanden sind, um von derselben ausgepreßt zu werde», da sich die Unternehmer» Gründer:c. enonu bercich«» und ibrr Capitalien 20—40 Prozent Zinsen tragen, während der Arbeiter, welcher diesen„Verdienst" durch seiner Hände Arbeit«zeugt, im Schweiße seines Angesichts fein bischen Brod essen muß, während Jene, welche nichts erzeugen, blos darnach streben, wie sie ihre lieben Leiber am besten pflegen und den erzielten Raub in aller GemüthSrnhe verzehren können, nicht achtend des Elends, daS sie in den Familien angerichtet, taub Uberhaupt gegen alles Elend, und demselben au» dem Wege gehend, um nicht durch dessen An- blick in ihren Schwelgcreien gestört zu werden. Nur zu greisbar liegen die B«heerungen der heutigen unv«- nünftigen Produttion vor un»; auch d« Indifferenteste müßte durch die Erfahrungen d« letzten Monate belehrt sein, in welch schamloser Weise sich Einzelne bereichern und die menschliche Gesellschaf dem Ruine zuführen. Und ttotzdem ist die große Mehrzahl noch nicht zu der Einsicht gekommen, daß nur durch rastlose« Stteben die sozialen Uebelstände beseitigt werden können. Aufgewacht, Arbeit«, die Masse, sie muß eintteten in die Reihen d« Kämpfer. Auch Ihr, Metallarbeiter, ttetet ein in die Metallarbeitergewerk«- genossenschaften, um mit vereinten Kräften die Erlösung au» d« Sclavnci zu erringen. In der nachfolgenden statistischen Zusammenstellung«erde» diejenigen Fragen beantwortet, welche rn den Formularen den Mitgliedschaften gestellt wurden. Die Fragen lallten: Welche Geschäfte werden stark bettieben? Wie hoch rst d« Durchschnitt«- lohn? Dan« der Arbeitszeit? Wie wird Frauen- und Kinder- arbeit betriebe»? Arbeitszeit derselben? Wie ist daS Lehrling«- wesen beschaffen? Sind gute Schulen vorhanden? Sin d genügend gesunde Wohnungen vorhanden und um welchen Preis? Augsburg : Maschinell-, Röhreu-, Laubsägen- und Uhrfedern- Fabriken, GaSapparat-, Manufaktur und Handarbeiter, bedeutende Fabriken. 1 fl. 12 kr.(20 Gr.) täglich.— Arbeitszeit: Metall- arbeit« 11 St. Von 6—6 Uhr. Feierabendarbeit 8 St.— 1 Tag. Frauen in Laubsägen- und Uhrsedernfabrikation verwendet, Manu- factur viel Frauen und Kinder bei 12 Stunden Arbeitszeit.— LehrlingSwesen: Schlecht, durch Theilung der Arbeit am Lernen verhindert. Schulbesuch nur Sonntags möglich, die Wochentage Abends zur Arbeit angehalten.— Mangel an Wohnungen immer fühlbar«, 60—100 fi. pro Jahr, Schlafstellen durchschnittlich 4 st. pro Monat.
Ausgabe
6 (28.1.1874) 11
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