ali die bett Contraktbruch mit der strengsten Strafe belegen will,ist'' damit man ja im geeigneten Falle, wenn eS den Arbeitern ein-wil Men sollte, sick als Menschen zu gebehrden, in die Gefängnisseami! stehen kann. ZuchthauSarbeit wird ja ohnedies genug geliefert,seit« es kommt dann blos noch darauf an, was man alles zum Ber-cheil brechen stempelt, den Befürchtungen, die Gefängnisse möchten nichtab« ausreichen, kann leicht abgeholfen werden, man darf nur die Fa-Wlil irilett, in welchen sich menschenfühlende Sclaven befinden, mit dem»a« schon sehr oft zu ähnlichen Zwecken verwendeten Militär besetzen,ilU> und da« Gefängniß resp. Zuchthaus ist fertig, die Aufseher, Po-«i»- sijeitt und Directorcn sind schon genügend darin vorhanden, soD« daß dieses Experiment noch das billigste und durchgreifendste wäre.vi« Nun aber genug! Ihr sagt, das wissen wir alle, daß es nichtinbi so ist, wie eS fein soll, aber wie besser machen? Kurzsichtige!tew! nicht bloS Euch Eure traurige Lage vor Augen zu führen ist unfreast Aufgabe, sondern die Wege zu bezeichnen, auf denen eine Um-fi« gestaltung zu bessern möglich ist, und hier gibt es keine Wahl undne» keinen Zweifel. Alle herrschenden Klassen sind eben nicht mehrherrschend, wenn sie uns unsere Rechte gewähren, darum werdenzu« ste eS hübsch bleiben lassen. Selbst ist der Mann; und der Ar-laß' Leiter ist ebenso gut mit fünf Sinnen begabt als jener; die Mög-ei» lichkeit, sich selbst zu helfen, ist vorhanden, wenn er nur seine3 11 Macht erkennt, die Wege sind ihm gezeigt, die Organisationenßich geschaffen, nur fehlt eS noch an einem großen Theile der Streiter,die nicht in die Reihen derer treten, die den Kampf schon Jahreau� lang führen, aber zu schwach sind, denselben ohne die Gcsammt-Deu' betheiligung siegreich zum Austrag zu bringen. Es ist die Ge-intß Werksgenossenschaft der Metallarbeiter Deutschlands, welche Euchrtw zuruft: tretet ein in unsere Reihen, macht unsere Sache zu derab Eurigen, herzlich seid Ihr aufgenommen und ein Sieg um so eheralli zu erwarten, je weniger Ihr mit dem Beitritt zögert. Die Geichß werkschaft ist es, welche für gegenseitige Wahrung der Ehre, der' f* geistigen und materiellen Jnteresseu der GewerkSgenossen eintritt,ß"! desgl. durch Abschaffung aller bestehenden ZwangSkassen, Einführungzrui! ss�ier Begräbniß-, Kranken- und Wanderunterstützungskassen, Ge-all Währung von Schutz an die Mitglieder gegen Bedrückungen oderatf ungerechtfertigte Anforderungen von Seiten der Arbeitgeber undcheß Behörden, Bestreitung der Kosten für alle gerichtlichen und außer-aM gerichtlichen Klagen, Unterstützung an vom Arbeitgeber Gemäß-:b»B regelte tc. Nothwendig ist es, daß der Arbeiter sich rückensreiaus stell», daß er gegen alle Vorkommnisse gewappnet sei, dann kannuns n gelrosten Muthes sein Veto allen an ihn gestellten Anforderungenentgcgenrufen, was bis jetzt zu seinem eigenen Schaden wie zu demliffr seiner sämmtlichen Genossen nicht der Fall ist.u"' Metallarbeiter erwacht! Ein Jeder kann sein Scherflein bei-et«1'! tragen, wenn er im weiteren Kreise wirkt. Es ist eines jeden�eiä! MeiallarbciterS Pflicht, da» wo noch keine Mitgliedschaft besteht,atß'i dafttr zu sorgen, daß mit der unterzeichneten Verwaltung der'■i#' Gewerksgenossenschast, deren Sitz derzeit in Chemnitz ist, Verbin-r- düngen angeknüpft werden, von welcher Statuten und jede weitereAufklärung bereitwilligst und unentgeltlich erfolgt.iBfl«' Alle Vertrauensmänner der Partei seien zugleich aufgefordert,da, wo noch keine Mitgliedschaft aber Metallarbeiter vorhanden,diese« zur weitesten Verbreitung zu bringen und geeignete Adressenan die untenbezeichnete Verwaltung gelangen zu lassen.M Für die Vorortsverwaltung:Richard C. I. Wolf, Poststraße 34.vcB Allgemeiner deutscher Töpferverein.Dresden, 13. Mai. An die Töpfer Deutschlands, Oesterreichssius und der Schweiz. College«! Die Mitglieder des gut organisirtena» deutschen Töpfervereins halten am 6. 7. und 8. Juni in Dresden(Lokal der„Deutschen Halle", Palmstraße Nr. 15) ihre ersteGeneralversammlung ab, auf der sämmtliche zum Verein gehörende> Mitgliedschaften durch Delegirte vertreten sein werden, um gemein-! samer die Mittel und Wege zu berathcn, welche einzuschlagen sind,um die Organisation zu befestigen und durch entschlossenes, einiges— Vorgehen den Kampf gegen die Ausbeutung zu einem siegreichenEnde zu führen.Euch College», die Ihr außerhalb des Vereins steht, rufen dieverschiedenen Mitgliedschaften, die in allen Gauen Deutschlandsnfltf existiren, zu: Nehmt Theil an dem Kampf gegen die Ausbeutung,ge»3 welche sich immer mehr in unser Geschäft einzuschleichen sucht.�eliß' College»! Schon seit Jahren wird der Kleingewerbestanded«' durch den Großbetrieb in die Reihen des Proletariats hinabge-h, � stoßen, und die Zeit dürfte nicht allzufern sein, wo wir auf derV einen Seite nur große Fabrikanten und auf der andern Seiten 5� Lohnarbeiter finden. Und wie das Großcapital den Kleingewerbe-, stand vernichtet, so ist er auch bestrebt, den Lohnarbeiter auf einjN«! Minimum des Lebensgenusses zu beschränken.Dies College» veranlaßt uns, den Verein ins Leben zu rufen,Und lebensfähig steht er nach seinem einjährigen Bestehen da.sti� College», die Ihr noch fernsteht von unserer Organisation,� schlagteitß daher ein in die abermals dargereichte Hand, und schließt Euchhrß*«ns an; tretet städteweise zusammen und wählt Einen unter Euch,rib� den Ihr als Delegirten mit einem Mandat versehen zur General-. Versammlung nach Dresden schickt, wo die Vertreter unseres Ge-lf � Werks auS allen Gauen Deutschlands zusammenkommen, um Mittelsielff Und Wege zu berathcn, wie zu einem menschenwürdigen Daseiniiä>' zu gelangen ist. Diejenigen Städte, welche gegen ihrer geringen, Mitgliederzahl sich des Kostenpunktes wegen zu schwach fühlen,� einen Delegirten zu senden, ersuchen wir, mit der nächstgelegenenß" schon bestehenden Mitgliedschaft sich zu vereinigen, respektive das»teßJi Mandat sowie statistische Mittheilung über die örtlichen Verhält-Visse, z. B. Höhe deS Verdienstes, Länge der Arbeitszeit:c. zuübergeben.t �, Die Anmeldung aller Delegirten zur Generalversammlung,selb' sowie Briefe und Austräge müssen bis spätestens den 4. Juni anoh") F. Schmeißer in Dresden, Rosenweg Nr. 61 eingesandt werden.Der Vorstand.h Alle arbeiterfteundlichen Blätter werden ersucht, Obiges zuveröffentlichen. Schmeißer, Vorsitzender.t, Allgemeiner deutscher Schneiderverein.h«*. Nürnberg, 11. Mai. Ausruf an alle Schneider Deutschlands,sab»' Oesterreichs und der Schweiz! Collegen! Allerorts ertönt der8l«f nach Vereinigung. Das Proletariat sieht nachgerade ein,1u&■ kajj ein längeres dumpfes Dahinbrüten, ein längeres Sichgehen-st�.. lassen, nicht mehr gut thut. Die Kapitalmacht organisirt sich von' Tag zu Tag besser, zieht die Ketten fester an, die um uns geschlungen sind, man will den Arbeiter vollends in der Gewalt«b/ haben, jede fteic Regung unterdrücken, uns zu vollständig willen-lle'� losen Sklaven machen. Wollen wir nicht vollständig zu Grunde-„,) gehen, so ist es an der Zeit, daß auch wir den Ruf nach Ver-»»nigung nicht unbeachtet lassen. Unser Geschäft ist eines von denl'i herabgedrücktesten, schlcchtbezahltesten, indem nicht nur allein diea° j ungeheuerlichste, unsinnigste Massenproduktion stattfindet, sondernsbu' weil es noch zum Ueberfluß meistens von der Gunst der Jahres-zeit abhängig ist. Um so ernster tritt an uns die Frage heran,ob wir gedanken- unv willenlos alles über uns ergehen lassenwollen, oder ob wir die Kraft und den Muth iu uns fühlen,dem Andrängen deS Kapitals energisch die Spitz- zu bieten. DieFrage ist für uns nicht schwer zu beantworten, die Antwort lautetkurz und bündig: organisiren wir uns und führen wir den unsaufgezwungenen Kamps auf das Entschiedenste. Seit längererZeit sind nun schon eine kleine Anzahl an das Werk gegangen,um eine Vereinigung zu Stande zu bringen, allein, mit wenigErfolg. Man verstand eS, die Arbeiter zu zersplittern, politischeSchranken zwischen ihnen aufzubauen, und sie auf diese Weisegegeneinander zu Hetzen. Doch der gesunde Sinn der Arbeiterläßt sich nicht vernichten. So kam auch in unserem Geschäft dieErkenntniß zum Durchbruch, daß alle politischen Ncrgeleien einEnde nehmen müssen, daß die bisher vereinzelt dastehenden Lokal-und Fachvereine, Strike-Vereine ic. sich zu einem großen Ganzenvereinigen müßten, um so mit vereinter Kraft die Stellung zuerringen, die uns als Mensch, als Arbeiter gebührt. Der Grund-stein zu diesem Bau wurde auf dem'allgemeinen Schneider-Cou-greß zu Leipzig im Juli 1872 gelegt. Es wurde eine Commisfionniedergesetzt, welche ein gemeinsames Statut auszuarbeiten hatte,auf Grund dessen die Vereinigung der verschiedenen Fraktionenstattfinden sollte. Die Commisston hatte zu Leipzig ihren Sitz.Mit Lust und Eifer ging die Commission an das Werk, um deran sie gestellten Anforderungen nachzukommen. Jedoch die Be-Hörde zu Leipzig vereitelte das Streben, indem das Statut inkeiner Fassung genehmigt wurde. So verging ein volles Jahr,ohne daß wir einen Schritt vorwärts kamen. Auf der vorjährigenGeneraloersammlung des allgemeinen deutschen Schneidervereinswurde nun Nürnberg beauftragt, daß von der Leipziger Com-Mission ausgearbeitete Statut zu revidireu und es der Behördezur Genehmigung zu unterbreiten. Doch auch hier hieß es:„DerMensch denkt und die Polizei lenkt! Und so sind wir wohl jetztin der Lage, die Mittheilung machen zu können, daß das Ber-bandS- Statut genehmigt ist. Arbeiter, an uns ist es nun, rüstigans Werk zu gehen, um endlich einen entscheidenden Schritt vor-wärts zu thun. An die mir bekannten Adressen sind bereits dieVerbandsstatuten abgegangen. Hauptsache ist nun, daß diejenigenDelegirten, welche mit in Leipzig waren, tüchtig mit einzugreifen,und ersuche ich die Herren, mir umgehend ihre genaue Adresseübermitteln zu wollen, behufs Zusendung des Statuts.Collegen! Laßt den Mahnruf nicht ungehört verhallen, nurdurch vereinte Kraft sind wir im Stande, unsre traurige Lage zuverbessern. Schließen wir uns fest zusammen, werfen wir alleKleinigkeiten ab, und nur ein Ruf erschalle in unseren Reihen:„Proletarier aller Länder vereinigt Euch".Mit Gruß und Handschlag Für den prov. Vorort:I. Baumann, Geiersberz 16, 3.Gewerkschaft der Schuhmacher.Tandshut i. HS., 14. Mai. Wir glauben im Interesse unsrerCollegen zu handeln, wenn wir vor jedem Zuzug nach hier warnen.Die Löhne sind hierorts derart niedrig, daß wohl kein anderer Ortgegründeteren Anlaß hätte, die Arbeit einzustellen, als LandShut.So verdient hier ein guter Arbeiter bei einer Arbeitszeit von5 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends nur 4—5 fl. und ein mitt-lerer Arbeiter 3—4 fl., und daS ohne alle Kost und LogiS; dabeisind hier alle Lebensrnittel unverhältnißmäßig iheuer. Wohl hattenwir vor zwei Jahren einen Strike, aber unsre damaligen Errungen-schaften waren gleich Null, während die Meister ein„Geschäft"machten. Den Kunden wurde damals vorgeredet, die Gehülfenbekämen einen Lohnzuschlag von 30 kr. pro Stück, natürlich zahltendie Kunden,, wir aber erhielten in Wahrheit nur 6—9 kr. mehr.Darum, Collegen, meidet Landshut soviel als möglich und orga-nisirt Euch, dann können wir uns helfen.Mit collegialischem GrußSteinbühler, Bevollm.Arfurt. Da in verschiedenen Städten zu gleicher Zeit Strikesausgebrochen sind und noch auszubrechen drohen, wodurch gewißviele Schuhmacher im Interesse ihrer strikenden Collegen abreisenwerden, so wollen wir hiermit dringend vor Zuzug nach Erfurtwarnen. Nicht, daß auch wir eine Arbeitseinstellung beabsichtigen,sondern lediglich deshalb, weil wir hier in Erfurt gewiß einen derschlechtesten Lohntarife Deutschlands aufzuweisen haben, an dessenVerbesserung aber durch das Fernbleiben der größeren Masse derhiesigen Schuhmacher von unser» Bestrebunzen noch für langeZeit nickt zu denken ist, und Zugang von Arbeitskräften uns nochmehr rückwärts werfen würde. Leider haben wir auch schon seitvergangenem Herbst mit einer schweren Geschäftskrisis zu kämpfen,die theilweise durch Konkurs einer hiesigen Fabrik, theilS durchallgemeine Geschäftsstockung hervorgerufen ist, so daß selbst gediegneArbeiter mit Kinderschuhen oder sonst geringer Arbeit sich begnügenmüssen, um nothdürftig zu existiren. Es sind dieS gewiß keineZustände, welche für anderswo abreisende Collegen glückverheißendwären.— Ich ersuche daher alle Bevollmächtigten, ObigeS denabreisenden Collegen ans Herz zu legen.Mit Brudcrgruß A. Wenige, Bev.Correspondenzen.Markranstädt, 11. Mai. Wie man hier über die Reckteder Arbeiter denkt, davon haben die Markranstädter wieder einBeispiel.— Auf die unverschämten Angriffe gegen unsere Parteiresp. deren Bertteter von Seiten der Söhne des FabrikantenTunger, woselbst Unterzeichneter 4 Wochen in Arbeit stand, fühlteich mich selbstverständlich verpflichtet, zu antworten. Es ist dieserStteit umsomehr während der Arbeit unerquicklich, als wohl diegröbsten und lügenhaftesten Aeußerungen über die Sozialdemokratieresp. deren Vertreter gethan werden, wenn man aber die Vertreterder Bourgeoisie beim richtigen Namen nennt, man gewärtig seinmuß, hinauszufliegen. Also wie gesagt, eS war nur Nothwchr,welche mich drängic, während der Arbeit über Sozialdemokratiezu sprechen; was ich aber außerhalb der Pachtzeit thuc, geht dasden sogenannten Arbeitgeber waS anl? DaS scheint aber dieTunger'sche Gesellschaft nicht zu wissen, denn der eine Sohn hattedie Frechheit, mir während der Frühstückspause das Lesen deS„Volksstaat" zu verbieten, welches Recht ich ihm natürlich abstritt,worauf er mir sagte, daß, wenn ich die soziale Geschichte nichtlassen wollte, ich dorthin gehen solle, woher ich gekommen. Dadurchwird aber Oel ins Feuer gegossen. Die Arbeiter erwachen undnehmen Stellung zur Sache. So hat denn der hiesige sozial-demokratische Verein einen„Theiler" mehr erhalten, darüberpanischer Schrecken. Ein Fuchsschwänzer begibt sich eiligst zum„Herrn" und denunzirt mich als Aufwiegler. Sonntag Mittag(so lange hatte ich mick verkauft) höre ich eine Stimme meinenNamen rusm. Wer ist'S? Der Meister. Freundlichst werde ichgeftagt, ob ich nicht noch einen„Volksstaat" übrig hätte. Ichwußte gleich, wo der Wind hcrpfiff. Natürlich verneinte ich die'an mich gestellte Frage. Nun kam das Delirium zum AusbrucheIch solle von meiner Bettelei lassen, da ick davon nicht lebenkönne, oder wenn dies der Fall ist, sollt ich ihm die Arbeit liegenlassen. O, wie mensch cnfteundlich! Ich sei verrückt und macheauch andere verrückt. Ich erstaunte ob der mir gewordenen AuS-Zeichnungen, der gute Mann erklärte mich ferner des Todes schuldig,ich solle mir einen Strick für einen Dreier kaufen, ja er wolltemir noch einen Dreier dazu geben und ich sollt- damit das Urtheilselbst an mir vollziehen. Nun wurde mir(ich muß stark nachPetroleum riechen) gleich da« Haus verboten. Jetzt ist der Theilerfort und alle» kann wieder fortschlafen. Nicht doch. Weder Tungernoch sonst Jemand wird und kann das Weltcnrad aufhalten.Arbeiter Markranstädts und besonders ihr Leser deS„Volksstaat"sowie Mitglieder deS sozialdemokratischen Arbeitervereins, stehettreu und fest zu der gerechten Sache, dann können wir solcherBornirtheiten, wie jeder Unparteiische und Wahrheitbekennendederarttge Maßregelungen bezeichnen muß, spotten, und sie werdenmit der Zeit zur Unmöglichkeit.Johann Gödel.Keyer, 14. Mai. Zu dem allerdings schon sehr vollkommnenKranze der Polizeimaßregelungen will auch ich heute ein Blättchenhinzufügen und ist der Sachverhalt folgender: Am 9. Märzhielten wir unsere regelmäßige BereiaSversammlung ab, und wieüblich wurde auch in dieser ein Vortrag gehalten. Hierauf wareine gesellige Unterhaltung veranstaltet, aber darin witterte derhiesige Polizeidiener einen Verstoß gegen die Gesetze, indem ermeinte, wir hätten dazu keine polizeiliche Erlaubniß eingeholt, wa»allerdings richtig, aber wozu Erlaubniß einholen, wenn man keinebraucht? Genug, es wurde Untersuchung eingeleitet, der Wirthsowohl als ich wieder in'« Gebet genommen, doch stellte es sichheraus, daß zur Unterhaltung freilich keine Erlaubniß nöthig war;aber eS stellte sich auch heraus, daß während des Vortrages, denich hielt, einige(etwa 3 oder 4) Nichtmitglieder sich— im Nebenzimmer befunden hatten, und das Gerichtsamt Ehrenfriedersdorffolgerte daraus, daß die Versammlung eine öffentliche gewesen sei,daß demnach dem§ 2 des Vereinsgesetzes nicht Genüge geleistetund ich als Vorstand zn 2 Thlr. Strafe und in die Kosten zuverurtheilen fei. Schrumm! Wer aber damit nicht zufrieden war,waren wir, denn wir hätten die Leute nicht hinauswerfen können,und konnten auch den Freitag vorher nicht wissen, ob den SonntagAbend Gäste sich im Nebenzimmer befinden würden, weil es über-Haupt eine Seltenheit war. Wir rekurirten an die Kreisdirektionzu Zwickau. Leider, wie immer, wurde das Urtheil, trotzdem ichmich in der Begründung des Rekurses in Uebereinstimmung mitmeiner Aussage gerechtfertigt hatte, bestätigt, und gab es erst2 Thlr. Kosten und 2 Thlr. Strafe, so gibt es nun 4 Thlr.Kosten und die Strafe. Na, wir ergreifen keinen Rekurs wiederin ähnlichen Fällen.Auch wir wollten auf den 23. März eine öffentliche Gedächtniß-feier der Märzereignisse der Jahre 1848 und 1871, bestehend meinem geschichtlichen Vortrag, veranstalten, dies Borhaben wurdeaber, weil dabei eine dringende Gefahr für die öffentliche Ruheund Sicherheit zu erwarten sei, vom Gerichtsamt EhrevfriederSdorfverboten, und mußte sich die Feier auf die geschlossene Vereins-Versammlung beschränken.Hierbei will ich noch Gelegenheit nehmen und die Aufforderungau alle Partei- und Gesinnungsgenossen richten, von jetzt ab wiederetwas mehr auf dem Zeug zu sein; die Ruhe muß nun ein Endehaben, und mit frischen Kräften gilt es jetzt den Pflug zu erfassenund immer wieder den Samen auszustreuen. Auf der in nächsterZeit abzuhaltenden Conferenz werden alle Orte erwartet!C. Dernmler.Königsberg, 10. Mai.(Ein Harrnouiefest.) Gestern feierteder OrtSverein der hiesigen Metallarbeiter(Hirsch-Duncker) seinfünftes Stiftungsfest im Lokale der Bürger-Ressource, mit Concert,Gesang, Prolog, Festrede, Theater, Toaste und dem unvermeid-lichen Tanz. Es war und sollte ein Fest sein der Harmoniezwischen„Kapital und Arbeit". Die Festrede hielt oder stotterteder Klempner Blonk, Vorsitzender der Metallarbeiterschaft, herunter.Die Festrede, nach einer Schablone auswendig gelernt, konstatirtein bekannter Weise(nach Hirsch und Schulze-Delitzsch), welche großenVerdienste auf Grundlage der Selbsthülfe und Sparsamkeit dieOrlsvereine sich um die Sache der Arbeiter erworben haben, undließ es dabei an gelegentlichen Seitenhieben aus bie kommunistischenBestrebungen der Sozialdemokratie nicht fehlen. Dieselbe Tendenzmachte sich im Prolog und dem später folgenden Theaterstück(Die Maschinenbauer von Königsberg) bemerkbar, und wurdenatürlich von dem indifferenten Auditorium in bekannter Weiseapplaudirt. Das gemeinschaftliche Festlied, verfaßt von einemhiesigen Bankdirektor(Mitglied und Protektor) war ebenso geistloswie die übrigen Produkte.— Aber wie sah eS mit der so vielgepriesenen Harmonie au«? Zunächst der Bühne saßen an einembesonderen Tische der Herr Bürgermeister sammt den Fabrikbesitzernund Vorstandsmitgliedern, welch Letztere es nicht versäumten, inden ersten Pausen ihre demuthSvolle Servilität durch Toaste fürdie Protektoren zu bekunden. Die armen Arbeiter stolzirten inschwarzem Frack und Beinkleid vollständig in Gala im Festlokalherum,(Wie viele mögen daS„Frackleihinstitut" in Anspruch genommen haben?) selig beglückt, wenn sie einen gnädigen Blick odergar herablassenden Händedruck von ihren Protektoren erhaschenkonnten. Stolz, anmaßend und arrogant unter einander bietensie sich die größte Concurrenz in Hundedcmuth gegen ihre Bor-gesetzten und Arbeitgeber. Als Gäste befanden sich auch mehrereArbeiter beim Feste, welche dem OrtSverein als Mitglieder nichtangehören; ein solcher wurde von einem der Festordner(Hinze)darüber zur Rede gestellt, wie er sich unterstehen könne, in grau-farbigem Beinkleid das Festlokal zu betreten, die« passe sich füreinen anständigen Mann nicht-c. Der Betreffende hätte daSLokal verlasse» müssen, hätten nicht zu feinen Gunsten einige ein-stchtSvollc Mitglieder sowie seine Begleiter intervenirt.— Unterdem Vorwand, die Interessen der Arbeiter zu wahren und zufördern, bilden die hiesigen Mitglieder der OrtSvercine nur eineAristokratie unter den Arbeitern; und das ist es, waS Max Hirschim Bunde mit der Bourgeoisie will, um mit Hülse dieser Schweif-wedler da« Proletariat niederzuhalten. Aber Alles vergebene Mühe!Die Reihen der OrtSvereinler lichten sich immer mehr und. trotzaller Verfolgung und Verdächtigung gewinnt die Sozialdemokratieimmer mehr Boden. Albert Schwarz.ßöln, 11- Mai. Parteigenosse Schumacher wurde am 9. Maivon dem Kreisgericht in Elberfeld freigesprochen. Nach der Gerichtssitzung wollte er in Begleitung einiger Parteigenossen sein Geld,welches man ihm im Gefängnisse abgenommen hatte, zurücknehmen;doch o Wunder, sobald er die ArresthauSthüre hinter sich hatte,wurde er auf Befehl des Staatsanwalts, welcher Appellation gegendas Urtheil erhoben hat, auf« Neue verhaftet. Die Parteigenossen,ihn erwartend, konnten sich sein langes Ausbleiben nicht erklären,bis ein Polizeisergeant hinausgehend ihnen sagte, daß Schumacherauf Befehl des Staatsanwalts wieder oerhaftet worden sei. Man