und zwar durch folgenden PassuS:„Bei der Neuheit und Ungt wohntheit der Einrichtung der Amtspolizei wird es sich aber auch empfehlen, darauf aufmerksam zu machen,� daß Beschwerden über die Handhabung der Polizei nach wie vor beim Landrath anzu- bringen sind und ich angeordnet habe, um stets Uebcrsicht über das, waS im Kreise vorgeht, zu haben, daß mir von jeder vor- läufigen polizeilichen Inhaftirung, sowie von jeder festgesetzten polizeilichen Gefängnißstrafc, unter Angabe der Peison, deS Grundes und der Dauer der Haft resp. Strafe sofort Bericht erstattet wird." Nun, obgleich nun hier daS Ucbel ziemlich unverblümt anerkannt ist, wird man die„Rebellen", welche sich gegen das Ucbel auf- lehnten, doch„mit der Schärfe des Schwerts"— treffen. Das ist so der Lauf dieser besten der Welten. — Man schreibt uns aus Luze(Böhmen) unterm 6. Juli „In unserem Königreich beginnt eS auf dem politischen Gebiet etwas lebendiger zu werden als je zuvor. DaS Volk lernt ein- sehen, daß die seitherige Taktik seiner Führer nichts nur nicht ge- bessert, im Gegentheil von Tag zu Tag d'e sozialen, politischen, religiösen und wissenschaftlichen Verhältnisse bedeutend verschlimmert hat. Vor ungefähr einem Jahre ist eS unter den tschechischen Abgeordneten zur Spaltung gekommen; ein Theil war für Be- schickung deS Landtags, überhaupt für die Aktivitäts-Politik, da sie hinreichend die Erfahrung gemacht haben, daß die österreichische StaatSmaschine doch ohne die tschechischen Abgeordneten arbeiten kann, umsom.hr, als die Opposition, schwach wie sie ist, dem reak- tionäreu Geiste nicht Staub hatten kann. Auch hofft die Aktivi- tätSpartei(welche nebenbei bemerkt weder Organisation noch Programm hat!) unter den Deutschen Gesinnungsgenossen zu finden. Der andere Theil will die Passivitäispolitik(Organ„Politik") oder die Politik deS NichtSthunS. Es wird sich aber Niemand darüber wundern, der weiß, daß die Passivmänner aus kleinen, höheren und allerhöchsten Herren bestehen. Es versteht sich von selbst, daß wir Arbeiter, das Volk, mit den Erstgenannten über- einstimmen, denn mu dem Sichgeheulassen der Dinge wird nichts erreicht. Aber verhehlen dürfen wir uns nicht, wenn wir die in allen böhmischen Blätteru veröffentlichte Kandidatenliste von links und rechts überschauen, daß wir es mit der— im weitgehendsten politischen Sinne des Worts— Bourgeoisie zu ihun hrben. Seit»er SOjährigen Herrschaft der Bourgeoisie haben wir hinlänglich die Ueberzeugung gewinnen können, was die Bourgeois, die sich ja auch gern Republikaner, Radikale, Demokraten oder Liberale nennen, unter dem Wort„Freiheit" verstehen: sie wollen die Freiheit für sich, aber Unfreiheit für die Arbeiter. Tressend sagte es den Bourgeois im deutschen Reichstag unser Freund Bebel:„Sie gehen weder in's Wasser noch in's Feuer für die Freiheit; Sic lieben die Freiheit wie man ein Stück Möbel liebt". Die besitzende Klasse trachtet nur für sich nach der Freiheit. Daß wir nicht Anlaß haben, von unseren Volksvertretern oder Jungtschechen, wie unsre Liberalen sich nennen, viel Freiheit zu erwarten, wird jedem klar sein, der die liberal sein sollende und wollende„fclarotlm Listy", daS größte böhmische Organ, liest. In genannter Zeitung findet man niemals einen Beitrag zur Beseitigung deS Elends, in welchem das Volk steckt, jedoch aber regelmäßig die Hoffnung ausgesprochen, wenn irgendwo einen Ausstand die besitzen: e Klasse befürchtet, daß eS der Polizei ge- lingen wcrde, densilben zu unterdrücken. Und wem gar die ellen- langen Leitartikel über die Annäherung der französischen Republik die Augen nicht öffnen, der ist überhaupt nicht im Staude, selbst- ständig'zu denken. Der Inhalt der in Rede stehenden Artikel läßt sich in Folgendem zusammenfassen: Die Koulmunemänner sind das allerschlcchtiste, vaterlm-dSlose, unpatriotische Petroleumgesindel und dergl. Thiers ist Vilser Gott , er ist der freisinnigste, voll heiliger Liebe für das Vaterland und überhaupt der gerechteste Mann von der Welt, und Gambetta ist sein Prophet! Die Riedermetzelung der Tausenden von Weibern und Kindern war Patriotismus. DaS Schlimmste ist, daß unser Organ„Delnicky L-sty" zur Berichtigung nichts thun kann. So waren z. B. in Nr. 9 jämmt- liche Artikel bis auf einige Lokalcorrespondenze» der Censur ver- fallen. Nr. 10 desgleichen. Nr. 11 blieb vollständig aus und «st Nr. 12 fand Gnade. BourgeoiSblätter beschimpfen uns, und wir dürfen uns nicht vertheidigen. So im Königreich Böhmen im Jahic 1874. Die hochvenärherischen Ailitel waren folgende: 1) Sozialismus und Kommunismus. 2) Der Congreß der öfter- reichjsch-i, Arbeiter. 3) Die Einheil der österreichischen Arbeiter. Die Verhältnisse der Metallarbeiter in Prag und Umgegend. Wir slavischen Albeiter müssen, um nicht geprellt zu werden, unsere sreisinnigthuenden Liberalen stark bewachen, damit sie die vertprochenen Freiheiten, wie Wahlrecht, unentgeltlichen Schulunterricht(mehr haben sie noch nicht zugesagt) unverfälscht dem Volke geben. Wir wollen also sehen, ob unsere Jungtschechen von anderem Kaliber sind als LaSker und Consorten. ferenten und Correferenten Liebknecht und Motteler(politische Stellung der sozialdemokratischen Arbeiterpartei)$orck und Grillen- berger(die industrielle und ländliche Arbeiterfrage) sich eine halbe Stunde vor Beginn der Volksversammlung, also um halb 3 Uzr Nachmittags, Sonntag, zusammentreten um sich über den Wort- laut zu verständigen. Die Reihenfolge der Tagesordnung und Geschäftsordnung wird wie folgt festgestellt: 1) Bericht de« Ausschusses und der Control- kommission; 2) Bericht der Mandatprüfungskommission; 3) Bericht über den Stand der Parteiblätter„BolkSstaat" und„Sozial demo- kratischcS Wochenblatt"; Anträge hierzu; 4) Wahl des Parteivor- orts, sowie deS OrtS der Controlkommifsioo.— Die Reihenfolge der übrigen Punkte wird späterer Beschlußfassung vorbehalten. Nachdem noch beschlossen worden, daß Anmeldungen zum Wort schriftlich einzureichen, daß die Redezeit, vorbehaltlich sich etwa als nothwendig ergebender besonderer Ausnahmefälle, auf S Minuten zu beschränken, und daß kein Redner über denselben Punkt der Tagesordnung mehr als 3 Mal daS Wort ergreifen könne, wird die Vorverfammlung gegen 11 Uhr geschlossen. Anwesend waren 50—60 Delegirtc. GewerksZenoffenschaftliches» Gewerksgenosseuschaft der Maurer«. Zimmerer. Nürnberg . An die Gewerkschaft nach Gotha sind nicht 7 Thlr. 3 Ngr., wie m Nr. 79 des„BolkSstaat" angegeben ist, sondern Gld. 8 kr. gesandt worden. Johann Kalb, Bevollm., Schinglingerweg 65. — Unterm 16. Juli meldet man unS aus Graz die Auf- lösung des dortigen ArbeiterbildungSvereinS und der sämmtlichen Fachvereiue; Haussuchungen fanden statt und was der Polizei in den Kram zu passen schien, wurde konfiSzirt. DaS Militär war konsignirt und unt scharfen Patronen versehen, außerdem waren zur Verstärkung noch zwei Compagnien Jufanterie rcquirirt wor- den. Trotz dieser Provokationen verhielten sich die Arbeiter ruhig; daS hohe Ziel der Befreiung der Arbeiterklasse im Auge, gelüstete ihnen nicbt darnach, unnützigcr Weise ihr Blut zu vergießen. Sechster Conzrest der social-demokratische» Arbeiterpartei. Die Vorversammlung wird Sonnabend Abends um 9 Uhr— in Rücksicht auf deS Eintreffen deS letzten BahnzugS um 2 Stun- den später als im Programm festgesetzt— von Gcib mit einer kurzen Ansprache eröffnet, in welcher er die Zuversicht aussprach, daß der Congreß seine Ausgabe trotz der schwierigen Zeitverhält- »isse zum Vortheil der Partei erledigen werde. Hieraus ergriff unser Veteran Wintersberg daS Wort, um im Namen der Coburger Mitglieder die Delegirten zu begrüßen. Nach einem wohlgelungenen Willkommlied der Sänger des Coburger Arbeiter- Vereins wurde zur Wahl des BureauS geschritten. Mit Atklama- tion w�rde, nachdem Geib als Sekretär und Vertreter des Aus- schusseS de» Vorsitz abgelehnt, V rhlteich zum ersten, Motteler zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Gnb schlug hierauf Dr. Sy, Mehlhorn, Bernstein , Burckbardt, Dr. Stamm und Tauscher zu Schristsührern und Eckstein zur Führung der Rednerliste vor Angenommen. Die MaudatprüsungSkommission wird zusammengesetzt auö 3 Mitgliedern: Auer, Geib und Rieck und soll dieselbe ihre Fanklwnea bis 11 Uhc folgenden Tags(sonn tags) erledigen. BetresiS der in der öffentlichen VolkSversamm- lung zu beantragenden Resolutionen wird festgesetzt, daß die Re- Corresponvenzen. Wakdheim, 14. Juli. Nicht länger kann ich über die Pflicht- Vergessenheit unserer hiesigen Parteigenossen schweigen, wenn ich nicht selbst der Pflichtverletzung mitschuldig werden will; unsere Partei ist eine Partei deS Kampfes gegen alles Unechte, Unwahre, und so halte ich es für meine Pflicht, als Kampfgenosse mich zunächst gegen daS Unwahre im engern Familienkreise, gegen unsere unechten Parteigenossen zu wenden. Schon seit geraumer Zeit ist uns durch„übermäßige" Betheiligung die Versammlung unmöglich geworden, erst vor 8 Tagen hatten wir wieder eine kläglich be suchte Versammlung. Der Eine stößt sich an zweideutige Personen, dem Andern paßt daS Lokal nicht, der Dritte will nicht gern einen schönen Sommerabend opfern; ein Vierter grollt, daß wir keine Volksversammlung zu Stande bringen u. s. f. Ja den meisten Fällen scheint eS mir Furcht zu sein, sich zu compromittiren Einige Fälle gibt es auch, wo nothwendize Arbeit oder Krankheit, Geschäftsreisen entschuldigen. Die Wenigen, welche noch die Ver sammlungen besuchen, kommen so spät, daß der Ueberwachende die Eiöffnung nicht mehr gestatlet. Noch einige bezahlen nicht einmal die paar Pfennige Steuer. — Wo seid Ihr alte bekannte Ge sichter, die Ihr Euch, gleichsam wie zum Schwur, die Hand gereicht häbt, mit dem Versprechen, die Parteimitgliedschaft Waldheim wieder zu verjüngen? Habt Ihr diesen feierlichen Act so schnell vergessen? Ihr zahlt Eure Steuern. Damit ist'S nicht allein gethan; nicht halbe, ganze Parteigenossen laßt uns sein, auf daß wir der Welt ein gutes Beispiel geben. Nicht dadurch, daß J�r Euch zurückzieht, könnt Ihr der Partei nützen; wenn Ihr da seid, könnt Ihr einen moralischen Druck ausüben auf die schwankenden Elemente, durch musterhafte Pflichtersüllung könnt Ihr die Mitgliedschaft säubern.— Wo seid Ihr, die Ihr das ZeitungSprojekl angeregt habt, wodurch wir unS so unsterblich blamirten? Wenn Ihr nickt einen schönen Abend zum Opfer bringen könnt, wie wolltet Ihr die riesenhaften Opter, welche eine Arbeiterzeitung beansprucht, zu bringen im Stande sein(Dieselbe Frage richte ich an die Steuerrestantcn). Habt Ihr denn aus unfern Känipfen Nichts gelernt? Wir brauchen nicht so weit zurückzugreifen; ab- gesehen von der Pariser Commune , da habt Ihr einen Franz Boruttau, welcher als geistiger P-oletarier seiner Ueberzeugung zum Opfer fiel, da habt Ihr einen Rübner, der dem Eifer seiner guten Sache unterlag; und da hat unsere Partei Beispiele genug an Leu en, welüe lieber ihr Leben im Gefängnisse vertrauern, als daß sie der begeisternden FrciheitSidce abtrünnig würden und sich ein gemächlicheres Dasein verschafften wie Andere, die für Geld Lügen söbmieden. Jenen braven Männern paßt jedes Lokal, auch daS Gefängniß, wo eS gilt, unsere Interessen zu wahren. Wollt Ihr noch Beispiele? Blickt nach München , Nürnberg , Königsberg , jene Genossen verzehnfachen sich im hejl'gen Kampfe, während wir uns feig verkriechen, wo noch keine Gefahr vorhanden ist, während wir den Posten verlassen, wo uns noch kein Feind auf den Lcib rückt. Eine leere AuSrede ist eS auch, wenn man entrüst-t zurück tritt, weil keine Volksversammlung zu Stande kommt. Wir können doch keinen Agitator aus der Erd: stampfen? Seid Ihr denn Erfolganbeter? Verständigt Euch über diesen Punkt mit der Polizei, welche alle unsere Redner abfängt. Das Waldheimer Proletariat müßte bald wissen, um waS eS sich handelt, denn die tüchtigsten Kräfte haben wir hier gehabt, und wenn daS unser Endzweck ist, Reden zu hören, so kommen wir nicht zur That. Reden machen den Volksstaat nicht auS, sondern vernünftige Or ganisation. Hier wird eine niedliche Anzahl Arbeiterblätter gelesen. Allein wo bleiben die Leser? Wenn die Leser alle sich vcremigten (und sie müßten doch unfern Zweck kennen), so hätten wir eine ansehnliche Mitgliedschaft. So richtet der Einzelne nicht viel aus und wird desto mehr verfolgt, weil die Masse fehlt, die Masse kann man nicht so leicht erdrücken. Lange war ich im Zweifel, ob ich für unser OrtSinteresse den„BolkSstaat" so sehr rn An- sprach nehmen durfte, allein daS Hiergesagte paßt auch noch aus manchen Leser außerhalb WaldheimS. Jeder sollte sich bestreben, neue Mitglieder anzuwerben, so fehlen noch Viele, die sich sozial- demokraten nennen! Steuern zahlen, in den Versammlungen mit- wirken, jedes Sonderinteresse dem Parteiinteresse zu opfern, aus gesetzlichem Wege die Freiheit erzielen, daS verlange ich von Euch, oder ich sage eS Euch in'S Angesicht: Ihr seiv keine Sozial- demokraten. Adolph Lepp. Menöurg, 20. Juni. Die Agitation in der Partei. Auf die verschiedenartigste Weise wurde schon über Agitation gesprochen, sowohl in Zeitungen, als auch in Versammlungen und auch auf den Bierbänken. Auf welche Weise von gewissen Seiten agitirt wird, mit welchen Mitteln gewisse Parteien ihre Ziele zu erreichen suchen, mit welcher Kraflanstrengung man bei Wahlen seine Candidaten durchzusetzen sucht, daß ist ganz bestimmt fast Jedem bekannt. Es haben ja die Meisten selbst schon solche Catastrophen durchgemacht. WaS bieten z. B. die Nationallibe- raten auf wenn eS gilt, ihre„Volksvertreter"— mau möchte fast lieber sagen„VolkSzertrcter"— in den Reichs- ober Land- tag zu bringen. Drängt sich da Einem nicht unwillkürlich die Frage auf:„Wie steht es denn mit der Agitation in der social- reinokratischen Partei?" Die Antwort auf diese Frage düisle gerade nicht sehr günstig ausfallen. Freilich mag man darauf antworten, daß daS Resultat der letzten ReichStagSwahlen ein sprechender Beweis dafür ist, daß von unserer Partei keine Mühe und keine Gefahr gescheut wurde, um wahre Noßis- Vertreter, unermüdliche Kämpfer für Recht und Wahr- h'cit in den Reichstag , von dem das Wohl und Wehe deS Volke« abhängt, zu schicken. DaS ist ganz richtig; das Resultat ist auch ein sehr erfreulich-S. Ist eS aber nicht unbedingt nothwendig, auch in ruhigeren Zeiten allerorts für die Verbreitung unserer ge- rechten Sache zu wirken? Dieses muß jeder Parteigenosse al« unumgänglich nothwendig bezeichnen. Man betrachte sich Ultramon- taniSmuS und Liberalismus, mit w'.lcher Rührigkeit arbeiten sie allerorts für ihre Parteiinteressen. Der letztere wird von den Regierungen auf alle Art und Weife begünstigt.— Wie verhalte» sich die Regierungen gegen die Socialdemokratie? Daß sie diese nicht unterstützt, das läßt sich ja gar nicht anders denken; man läßt sie ja nicht einmal wirken wie die andern Parteien, sonder» sie streben dahin, die Socialdemokratie auszurotten, z» vernichten, aber die Herren machen die Rechnung ohne den Wirtb. — Man kann allerdings diese Leute einkerkern, auf jegliche Weise verfolgen, aber ihre Ueberzeugung ist zu fest eingewurzelt, als daß man sie ihnen dadurch entreißen könnte.— Ist es da nicht noth- wendig, mit viel größerem Eifer alleiortS zu wirken in unserer Partei, als unsere Gegner; ja eS ist die unmittelbar� Folge, wen» man die Verfolgungen, die gegen die Socialdemokratie eingeleitet sind, und noch eingeleitet werden, in's Auge faßt. Bedarf eS nicht immer eines AnfeuernS, einer Anspornung, um nicht zurückzutreten von dem Kampfgefilde des Rechts. Müssen nicht kleinere Mitglied- schaften gestärkt und gekräftigt werden, auf daß sie nicht noch kleiner werden, oder ganz versickern, sondern damit sie in die Höhe kommen, feste Wurzeln fassen und frische Zweige treiben.— Sehr zu beherzigen sind für unS die Worte des„Mannes des Schwei- gens"— genannt Moltke— welche derselbe aussprach gelegentlich einer Berathung des MilitärgesetzeS, und welche lauten:„Schützen wir das, was wir in einem halben Jahre errungen(er spielte nämlich auf die„Einverleibung Elsaß-LothringenS " an) ein halbes Jahrhundert mit unseren Bajonneten!"— Allerdings haben wir nichts mit Bajonnelen zu beschützen, aber auf andere Weise können wir unsere kleineren Mitgliedschaften nicht nur vor allenfallstzer Verminderung schützen, sondern sogar kräftigen. Auf welche Weise dieses geschehen könnte, ist gar nicht schwer zu enträthseln. Mau schicke von maßgebender Seite Agitatoren auch öfters in klei- nere Mitgliedschaften, dann werden dieselben doch wenigstens kleiner an Anzahl, sondern es wird auch noch gar Mancher, der noch nicht bei unserer Fahne ist, sich unS anschließen; es werden auch solche, die noch nicht fest genug sind, hereinbrechenden Slür- men trotzen und begeistert und angespornt werden für die ge- rechte Sache. Alt, aber auch wahr ist daS Sprüchwort:„Ein Baum, der gute Früchte tragen soll, muß auch sorgsam gepflegt werden!" Gar mancher Boren befindet sich noch im deutsche» Reichs, der fruchtbringend wäre für unsere Partei, es fehlt ihm nur regelmäßige und richtige Bearbeitung. So z. B. möchte ich anführen die Stadt Altenburg . Auch in ihr befinden sich eifrige und unermüdliche Kämpfer für die Socialdemokratie. Leider aber nur eine geringe Anzahl. Würde diese Stadt vielleicht alle vier bis sechs Wochen eii�n Agitator unserer Partei als Re- feienlen über irgend welchen Punkt erhalten, die Mitgliedschaft würde ganz bestimmt gehoben werden; diese Versicherung glaube ich geben zu können. Erst vor Kurzem wurde von den Mitglie- dern der Socialdemokratie obengenannter Stadt eine öffentliche Mitgliederversammlung einberufen; als Tagesordnung figurirte: ..Heber die verflossene Reichstagssession", als Referent hierüber wollte ein Agitator erscheinen. Die auf den vom Referenten an- gegebenen Tag anberaumte Versammlung war ganz neit besucht, aber— der erwartete Referent erschien nicht. Nur der Umficht oes VertrauenSmanueS derselben ist es zuzuschreiben, daß diese Ver» sammlung nicht Fiasko gemacht; er bereitete sich nämlich auf einen möglicherweise solchen eintretenden Fall vor, und referirte in g'e- tungener Weise über oben angegebenes Thema. Hier muß ich noch einstechten, daß schon ein ähnlicher Fall dagewesen ist; ein hiezu verschriebener Redner erschien wohl, aber ein Stück Zeit später als angegeben und die Versammelten warteten darauf. Daß mehrere s lche Fälle dam angethan wären, einer ohnedies nicht großen Mitgliedschaft den Todesstreich baldigst zu versetzen, daS ist gar zu leicht möglich. Trage man Sorge, daß man Agitatoren auch kleineren Mitgliedschaften von Zeit zu Zeit schicke, man vergesse aber auch nicht oben angeführte Stadt. Daß dieser Boden für eine Arbeiterbewegung nicht unfruchtbar ist, vas beweist daS nette Contingent deS„Allgemeinen deuts hen Arbeiter-VereinS", das sie stellt. Die guten Folgen werden nicht ausbleiben, eS wird noch mancher uns Fernstehende sich zu unserer Fahne begeben, und daß wir recht stark werden mögen, daS ist ja jedes Parteigenossen Wunsch. Sind wir dieses einmal, dann können wir allen Stürmen ruhig die Stirne bieten, dann werden mch bessere Tage für daS Bolk kommen.— Auf Ihr Arbeiter, rafft Euch um das Banner deS RcchS und der Freiheit und einigt Euch! A. W. Krtangen, 12. Juli. Wie vor einiger Zeit schon im„Volks- staai" bekannt gegeben wurde, ist die hiesige Partei durch Magi- stratsbeschluß am 2. Mai aufgehoben und gegen sämmtlichc Mit- glierer der Partei Strafantrag gestellt worden. Der Vertrauens- mann legte sofort RecurS bei der kgl. Regierung ein, aber bis jetzt ist noch kein Bescheid eingetroffen. Wir hielten am 21. vor. MonatS eine Volksversammlung ab, in welcher Parteigenosse Grillenberger aus Nürnberg und Löwenstein aus Fürth referirea sollten. Tagesordnung war:„DaS bayerische Vereins- und Ver- sammlungsrecht, und dessen Anwendung aus verschiedene politische Corporationen." Besucht war die Versammlung trotz des schönen Wetters von nahezu 400 Personen. Nachdem als erster Referent Grillenberger beinahe 2 Stunden gesprochen, fiel es auf einmal dem anwesenden Polizeikommissar ein, die Versammlung zu schließe». Grund dazu war wahrlich nicht vorhanden, oder es müßte die Äeußerung des Referenten dem Commissar nicht zugesagt haben, die derselbe unter Hinweis auf die Zuschrift d-S Magistrat», worin wir als sicherheitsgefährlich hingestellt wurden, that: Er sehe darin gleichsam eine Beleidigung des arbeitenden Volke«, da man an- nehmen könne, die Arbeiter wären lauter Räuber und Spitzbuben. Der Polizeikommissar forderte sofort den 1. Vorsitzenden, Herrn» Löwenstein , auf, dem Redner das Wort zu entziehen, was selbst- verständlich der Vorsitzende nicht that, worauf die Versammlung geschlossen wurde. Gleich darauf, am 27. Juni, wurde eine zweite V-rsammlung einberufen. Als erster Punkt der Tagesordnung figurirte die Auflösung der letzten Volksversammlung, und wieder referirte Grillenberger. Merkwürdigerwesse gebrauchte er dieselben obigen Worte, und derselbe Commissar war anwesend und die Versammlung wurde nicht geschlossen. Es schien, als hätte der Commissar seinen Mißgriff eingesehen. Wir hatten den Nutzen, daß die Versammlung von nahezu 700 Personen besucht war,
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6 (22.7.1874) 84
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