war denn aber der Grund der physischen Schwäche der Römer? Darauf kann wohl nicht nur ein tüchtiger Physiologe und Me- diziner, sondern jeder logisch denkende Mensch antworten: die Unwissenheit ist eine Folge durch und durch unnatürlicher und fauler sozialer Zustände und die körperliche, physische Verkommenheit und Verweichlichung ist eine Folge moralischer Verworfenheit, luxuriöser Ausartung:c., also ebenfalls schlechter sozialer Zustände. Diese logischen Consequenzen paßten aber dem Lector nicht in den Kran:, denn er sah es aus etwas ganz anderes ab. Nach seiner Auf- fassung ist blos technische Ausbildung, und nur sie allein, noth wendig zur Erhaltung einer Gesellschaft, srAo: Krupp 'sche Kanonen, Mausergewehre,„Spitzbuben in Waffen» und eine cäsaro-mili- taristische Wirthschaft. Allah 11 Allah(Gott ist Gott ) und Moltke ist sein Prophet! Das ist des Pudels Kern! Für eine solche Belehrung wird sich wohl ein Jeder schön bedanken und ich möchte mit einer passenden Anekdote meine kurze Kritik des Vor träges des Professors Dubais noch schließen. Jean JacqueS Rousseau , der große Philosoph von Genf , traf einmal in eiuer Gesellschaft mit einer jungen Italienerin zusammen, der er zum Spaß den Hof machen wollte und einige recht unbeholfene Compli- wente sagte, worauf das lebhafte Mädchen ihm entschieden zurief: Ltulllate la matematicä e lasciate le donne!*) Ja Herr Professor! Tragen Sie Physiologie vor und geben Sie keine po- litische« Belehrungen feil. Das Risiko der Arbeit.' Die in Berlin erscheinende„Deutsche VersicherungS- Zeitung, Organ für das gesummte VelsichcrugSwesen," veröffenlticht in ihrer Nr. 101 vom 20. Dezember vorigen JahreS nachstehenden Artikel: „Wenn wir in den letzten Jahren weniger UnfallversicherungS- gesellschaften entstehen und die Unfallversicherung überhaupt in ge- ringerem Maße sich verbreiten sahen, als wir dem in Wirklichkeit bestehenden Verhältnisse nach hoffen durften, so hat dies wohl hauptsächlich seinen Grund irr dem Umstände, daß uns fast alle Materialien fehlten, mit Hülfe deren eine solide BasiS für diesen jüngsten Versichernngszweig geschaffen werden konnte. Wir können sogar noch weiter gehen und sagen, daß dem Haftpflichtgesetz vom 7. Juni 1871 überhaupt seine verkümmerte Gestalt gegeben wor- den ist, weil man sich damals noch nicht auf die Erfahrunzen stützen konnte, die zur richtigen Anschauung der Dinge und Wür- digung der in Betracht kommenden Verhältnisse absolut noth- wendig sind. Mit Recht mußte man daher unter diesen Umständen auf das Resultat der Forschungen gespannt sein, die zur Beschaffuug von statistischem Material angestellt worden sind. Das wichtigste Re- sultat derselben ist unbedingt die in diesem Jahre von dem kgl. preußischen statistischen Bureau herausgegebene Schrift über die gewaltsamen Todesfälle und Verletzungen im preußischen Staate während der Jahre 1869—1872(mit Ausnahme der durch feind- liche Waffengewalt hervorgerufenen). Sie ist jedenfalls das Um- faffendste, was bisher über den nämlichen Gegenstand irgendwo veröffentlicht wurde, und die mitgetheilten Ergebnisse beruhen auf so speziellen Untersuchungen, wie sie, unseres Wissens, noch in keinem anderen Lande als Preußen angestellt wurden. Wenn wir nun auch berücksichtigen müssen, daß der hier zu Grunde liegende Zeitraum ein zu kurzer ist, um die innerhalb derselben gemachten Erfahrungeu zur Ausstellung unumstößlicher Grundsätze zu benutzen, und wir zu diesem Zwecke erst abwarten müssen, in wie weit die- selben von den statistischen Zahlen der nächsten Jahre bestätigt werden, so bietet doch das uns hier gebotene Material eine Fülle des Interessanten, um so mehr, weil einerseits manche irrige An- schauung, die in der allgemeinen Meinung ohne innere Berech- tigung sich festgewurzelt hatte, durch dasselbe widerlegt wird, an- dererseitS, weil durch diese Zahlen doch manche Ansicht ihre Be- stätigung gesunden hat, auf die von Fachkundigen schon längst hingewiesen worden ist. Nachstehende Zahlen bieten den besten Beweis für das Gesagte. Es wurden in den Jahren 1869—1372 verwundet: vor, daß sich nach den hier niedergelegten Ecfahrunzen die Er- plosion von Dampfkesseln für Menfch-n weniger schädlich erwies, als man gemeinhin glaubt. In vier Jahren verunglückten hier- durch nur 112 tödtlich und 53 nicht tödtlich, während durch Ex- i plosion von Pulvermühlen und ExplosionSstoff-Fabriken, von Ge- schössen, Zünd- und Spreng- Apparaten in der nämlichen Zeit 212 Personen um'S Leben kamen und 129 nicht tödtlich ver- wundet wurden. Leider weisen die vier Jahre eine Zunahme der Unglücksfälle nach. Es verunglückten tödtlich in Preußen im Jahre 1869: 6332, 1870: 6268, 1371: 6719, 1372: 6918 Peisonen beiderlei Geschlechts, dagegen in denselben Jahren 1414, 1618, 1522 und 1333 Personen nicht tödtlich. Eine Ziffer, die freilich von großer Bedeutung, möchten wir nicht in ihrem ganzen Umfange gelten lassen, nämlich die Zahl der durch eigene Unvorsichtigkeit erfolgten Unfälle, die für die mit tödtlichem Ausgange 16,303, für die mit nicht tödtlich:« 4649 beträgt. Wir haben schon oft darauf hingewiesen, wie sehr schwer eS in vielen Fällen ist, hier die Grenze zwischen eigener Unvor- sichtigkeit und Zufall festzustellen, und wie oft der Arbeitgeber durch lange geduldete Vernachlässigung der gebotenen Vorsicht?- maßregeln die Hauptschuld an einem endlich eingetreteneu Uu- glückS falle trägt. Jedenfalls aber ist mit dieser werthvollen Arbeit der Anfaug gemacht worden, um der Unfallversicherung mit Benutzung der vorhandenen Materialien eine ähnliche feste Grundlage zu geben, wie sie die Lebensversicherung in den Sterblichkeitslisten besitzt. Es wäre nur zu wünschen, daß die Statistik in den anderen Län- dern Deutschlands in gleichem Sinne arbeiten möchte, damit sich in nicht zu ferner Zeit die einzelnen Bausteine zu einem festen Ganzen anschließen." Dies der Artikel der„Deutschen VersicherungSzeitung", die natürlich vom rein geschäftlichen Standpunkt der UnfallversicherungS- gesellschaften auS urtheilt. Der grauenhaften Menschenschlächterei, welche die Statistik hier enthüllt hat, wollen die Unfallver- sicherungsgesellschaften nicht abhelfen, deren einziger Zweck eS ja ist, aus den„Unfällen" Geld herauszuschlagen— allein auch wenn sie wollten, sie könnten eS nicht, denn diese Menschen- schlächterei(der Ausdruck„Unfall" ist in den meisten Fällen nur eine euphemistische— schönfärberisch:— Verkleidung der Wörter: Mord und fahrlässiger Todtschlag) resultirt mit Nothwen- digkeit aus ver heutigen Produktionsweise, und läßt sich folge- richtig nur mit dieser beseitigen, also nur beseitigen durch eine allgemeine ökonomische Revolution. So lange die Lohn- sklaverei, die Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital besteht, wird das Leben, werden die Gliedmaßen des arbeitenden Volks nicht in'S Gewicht fallen. WaS die Hoffnungen der„Deutschen VersicherungSzeitung« auf eine Verbesserung des Haftpflichtgesetzes anbetrifft, so ruhen dieselben auf sehr schwacher Grurdlage. Jedenfalls verräth das Blatt wahr- hast lindliche Naivität, wenn es den Glauben ausspricht, blos auS Mangel an genügendem statistischen Material sei das Haftpflicht- gesetz so unwirksam und lückenhaft gemacht worden. Die Reichs- tagSmajorität, welche die gewiß nicht sozialistische RegierungSvor- läge systematisch verdarb, wußte sehr gut, waS sie that. Möglich, daß man sich nachträglich entschließen wird, daS Gesetz auf die „Unfälle" im Baugewerke und in der Landwirthschaft auszudehnen, gewiß aber wird man für diese Gewerbe nicht liberaler, oder viel- mehr nur ebenso„liberal" sein, als für den Bergbau und die Fabrikindllftrre. Bezeichnung der Berufsarten. Ueber- Haupt. Tödtlich. Davon im Berufe. Nicht tödtlich. Davon im Ueber» Haupt. Berufe. 1112 65 45 639 414 195 49 683 117 376 11 164 517 52 43 533 227 97 7 237 11 326 5 137 126 15 1 145 236 110 24 190 39 437 2 84 12 1 139 208 85 16 96 3 467 1 S 101 75 49 42 631 139 151 67 Bei der Landwirthschaft und Vieh- zucht....... „ der Forstwirthschaft und Jagd „ der Fischerei...... „ dem Bergbau..... „ den Baugewerben.... „ der Metallindustrie, inclusive Maschinen- und Wasser- Fabrikatinn..... „ der Textil-(Weber) Industrie „ den übrigen Industriezweigen „ den HandelSgewerben... „ dem Eisenbahn- Bau und Betrieb...... „ der Post und Telegraphie. „ der Sch-fffahrt und Flößerei „ dem Frachtverkehr, Lohnfuhr- wesen und Chausseebau. „ Handarbeitern, Tagelöhnern unbestimmten Berufs.. Zunächst fällt in dieser Ausstellung das starke Contingent von Verunglückungen in die Augen, das die Landwirthschaft und die Baugewerbe liefern. Die Landwirthschaft steht hierin den gefährlichsten Beschäftigungen, dem Bergbau und dem Eisenbahnbetrieb in nichts nach, und die Baugewerbe rangiren gleich hinter diesen beiden Branchen, indem sie eine bedeutend größere Zahl von Unfällen aufweisen, als die an- deren Gewerbe. UnS hat dieses Resultat durchaus nicht in Staunen gefetzt, im Gegentheil, wir haben dasselbe erwartet; denn es war eine durch nichts begründete Willkür, jene beiden Gewerbe vom Haftpflicht-Gefetz auszuschließen. Wir berichteten vor Kurzem von einer Verhandlung der Berliner Baumeister, die über diesen Prnckt noch sehr in Zweifel waren und erst statistische Erfahrungen sammeln wollten. Wir möchten diese Herren auf vorliegende Arbeit aufmerksam machen, die Hassent- lich auch dazu dienen wird, in sonstigen maßgebenden Kreisen manches Vorurtheil und manche falsche Ansicht zu beseitigen, die bisher der Ausdehnung der Unfallversicherung auf die weitesten Kreise hinderlich war. Aus dem sonstigen reichhaltigen Inhalt heben wir noch her- Politische Nebersicht. — Garibaldi ist zum Danke dafür, daß er der französischen Republik in ihrem Kampfe gegen die preußisch-deutsche JnvasionS- armee so hochherzig seine Dienste lich, von den französischen OrdnungSbanditen nicht bloß auf das Pöbelhafteste behandelt worden— nein, diese elende Gesellschaft hat sich sogar nicht ent- blödet, den greisen, selbstlosen Helden in schimpflichster Weise an- zuschwärzen. In dem Bericht des Generals Perrot über den unglücklichen Feldzug Bourbaki'S wird die ganze Schuld des Miß- lingenS Garibaldi aufgebürdet— Garibaldi, aus französischer Seite dem einzigen Feldherrn, außer FaidherbeS, der im Kriege von 1370/71 keine Niederlage zu verzeichnen hat! Nicht um sich zu vertheivigen— das wäre unter der Würde des Mannes ge- wesen—, um die frechen Berläumder zu züchtigen, hat Garibaldi an seinen Freund Bordone in Paris folgendes Schreiben ge- richtet: „Caprera , 15. Dezembeer 1374. Lieber Bordone! In der ganzen französischen Kriegsgeschichte giebt eS keine Periode, die so sehr den Stempel der Dummheit, Niederträchtigkeit und Berächt- lichkeit trägt, wie diejenige, welche 1370 anfängt und leider bis aus den heutigen Tag fortdauert, ohne daß sich das Ende absehen läßt. Heruntergekommen durch daS zweifache Uebel eines maSkuten Despotismus und des verlogensten, frechsten PfaffenthumS, daS je gesehen worden ist, bietet die edle Nation, welche vor nicht ganz hundert Jahren die heiligen Prinzipien der Vernunft und der Menschenrechte proklamirte, heute der verblüffte» Welt daS wider- liche Schauspiel eines degradlrenden Verfalles dar, wie ihn die G-schichte noch nie gesehen. Mit ihren Prozessionen, Wundern und Lügen möchten die sogenannten Ruralen(Krautjunk-r) und Priester, diese Schlacken Frankreichs , die Schande auswaschen, wo- mit sie dessen ruhmreiches Banner befleckt haben. Priester und alte wie neue Aristokraten haben daS Kaiserreich wieder hergestellt und als natürliche Folge dieser abscheulichen Mißgeburt die voll- ständige Vernichtung deS allerschörsten HeereS in den vier Kata- strophen Metz , Sedan , Paris und im Jura zu Stande gebracht, wobei die Oberbefehlshaber dieser Heere, einer wie der andere, ihre Soldaten mit beispielloser Beschränktheit und Dummheit aus die Schlachtbank und in die Gefangenschaft geführt haben. Heere von über 100,000 Mann sind von numerisch kleineren Truppen- massen umzingelt und zur Niederlegung der Waffen rezwungen worden) und— es ist unglaublich!— das ist der wahre Grund des Hasses und der Nergeleien gegen das kleine aber tapfere Vogesevheer, welches das große Unrecht begangen hat, sich nicht einschließen und schlagen zu lassen, wie die großen Marschälle des Kaiserreichs.„DaS sind die Barrikaden, welche Südfrankreich ge- rettet haben," sagte ein ft anzösischer Bauer(laut dem Briese von L. Bcjeunet in Macon ), und er zeigte dabei einen rothen Fetzen, den sein Pflug beim Ackern sammt den Ueberrcsten eines der tapfern Vertheidiger von Dijon aufgewühlt hatte. Dieses sympathische und brüderliche Wort deS französischen Bauern entschädigt unS reichlich für alle groben, giftigen und ver- —■ heißt:S in dem Berichte—„hat die Vozesenarune Man- teuffelS Heer bekämpft, um ihm den Marsch gegen Bourbaki zu verwehren." Wahrscheinlich waren es Perrot und seine Bersailler Brüder, die am 21., 22. und 23. Jannar 1871 drei Tage hinter- einander und fast ohne Unterbrechung kämvften und den Feind zu- rückdrängten; und ich hatte nur 8000 Mann von der Vozessn- arme- zu meiner Berfügnnz und 15,000 Mobitz arden, von venen ein Theil noch gar nicht bewaffnet war und Mangel an allem litt, was man im Feldzugc braucht. Ueberdies waren sie erst vor wenig Tagen unter mein Com- mando gestellt worden und waren kaum stark gennz, unsere Stel- langen zu behaupten. Erst zür Zeit deS Waffenstillstandes, in welchen wir, ohne es zu wissen, nicht mit aufgenommen zu werden die Ehre hatten, schickte man unS Cavallerie, Artillerie und Mobil- garde, so viel eben verfügbar war. Aber eS war schon zu spät, und wenn ich noch 24 Stunden länger in Dijon blieb, wäre ich von ganz ungeheuer überlegenen Truvpenmassen eingeschlossen und erdrückt worden. Oh. könnte Frankreich die Blätter seiner Ge- schichte zerreißen, welche den Stempel deS schrecklichen JahreS tra- gen und von den schmutzgetränktea Federn seiner Aristokraten, Pfaffen und Marschälle beschrieben worden sind! Aber wer kann die Aufzeichnung der Geschichte verwischen, und wer wird jene? edle Volk von dem doppelten Schmutze des Aristokraten- und PfaffenthumS reinigen? Die Freiheit wird dies Wunder thua. G. Garibaldi. Nachschrift. Wenn sich daS Ostheer— wie ich vom Anmarsch: ManteuffelS unterrichtet— statt über den damals mit Schnee und Eis bedeckten Jura nach dem DoubSthale, seiner natürlichen Ver- bindungS- und Verproviantirunzslinie, gezogen und sich auf die esten Plätze von Befan�on und Auxerre genützt hätte, während wir, auf Mont'Bolland gestützt, daS Dole unv Dijon fammt Ilm - gegend beherrscht, datz Ostheer nach besten Kräften unterstützt habe» würden, so wäre eS der schrecklichen Katastrophe entgangen. Aber der General Bourbaki verschmähte es, sich mit dem Guerrilla« bandenführer Garibaldi in Verbindung zu setzen, und machte mir weder von seinen Operationen noch von seiner Lage je eine Mit- theilung; und doch hätte sein Heer den Flankenmarsch von der Riövre nach dem DoubSthale, von den kleinen Abtheilungen ua- 'ereS Heeres gedeckt, wohl ausführen können. Als ich mich, vo« einem unheilvollen Rückzüge in Ksnntniß gefetzt, mit der Vorhut meines HeereS vermittelst der Eisenbahn in Bewegung setzte und nach LouiS-le- Saunier kam, erfuhr ich, daß das Ostheer bereits die Schweiz betreten habe." So der brave Garibaldi! Das Brandmal, welches er de» Schändern der französischen Republik auf die Stirne gedrückt hat, wird unauslöschlich sein. — Die Moralität der besitzenden Klassen. Aus Wie« chreibt man: „Der große Scandalprozeß, welcher am 4. Januar sich His abspielen wird, versetzt alle Kreise in mächtige Erregung. Dv Lemberg- Czernowitzer Affaire gestaltet sich zu einem ungeheuerliche! Schwindel- und BetrugSdrama, in welchem neben dem Ritter vo> Pont-Euxin(eigentlich: Ritter vom Schwarzen Meere, erkauft« Titel des Bankiers Ofenheim) ein ganzer Generalstab aristokratische und politischer mauvais sujets in Scene tritt. Die geraubte! nnd unterschlagenen Summen ergeben enorme Ziffern, welche di von der Anklage nachgewiesenen sieben Millionen noch gewi um ein EiklecklicheS übersteigen. WaS jedoch schwerer als' dies colossalen Unterschleife und alle die sensationellen, gewisse Hot stehende Persönlichkeiten moralisch vernichtenden Enthüllungen in Gewicht fällt, ist der vom Ankläger gelieferte Nachweis, wie b< dem„Ritter" und seinen Complicen die Gier nach„Gewinn alle anderen, auch die dringendsten, Rücksichten zum Schweig: brachte. Ob durch ihre Manipulation Hunderte von Mensche Leben oder Gesundheit einbüßten, auf das achtete Niemand! No lebt in aller Welt Gedächtniß der«chreckenSruf:„Der Personei zug der Lemberg -Czernowitzer Eisenbahn ist in den Pruth gestürzt. Wer kann ein Bild deS Jammers entwerfen, der über so viel Familien hereinbrach, welche bei dieser Katastrophe ihrer Ernähr: oder ein theureS Mitglied eingebüßt haben, wer mag die Opf< zählen, welche die zahllosen späteren„Ereignisse" dieser Unglück bahn gekostet haben! Entgleisungen, Unglücksfälle, Zerstörung! der Brückevconstructionen wurden ganz alltägliche Begebenheitei Alle durch die liederliche und betrügerische Bauart venu sachten Uebelstände wurden von dem Generaldirektor, der in de erbeuteten Gewinne schwelgte, hartnäckig verheimlicht, und offel herzige Beamte und Referenten durch Pression und Bestechu« zum Schweigen gebracht. Die zahllos einlanfenden Berichte vi Unfällen, Verkehrsstörungen:c. wurden ad acta gelegt, bis I Scandal endlich so arg wurde, daß Herr Ofenheim nichts m vertuschen konnte. Da mußten die„Elementarereignisse" d Mäntelchen für die schurkischen und gewissenlosen Ersp rungSmanöver abgeben. Daß die Actionäre von dem„billig! Bausystem" nichts profitirten, braucht wohl nicht erst gesagt werden; denn die horrendesten Summen wurden aufgerechnet, welche sich dann Bauunternehmer und General-Direktor theilü Für die„Gründer" fielen bekanntlich eben so hübsche Sümmch ab, wie für die„Corcesstonäre", unter welchen der damali. Minister des Innern Dr. Giskra, der berüchtigte Gesel schaftsretter, der Fürst Sapieha, die Grafen BorkowSki und Jabl nowSki, der Baron von Petrino, der Ritter v. PieluSki u> Tscharnicki sich befanden. Die Regierung war endlich aufmerkst geworden, aber die an GiSkra ausgezahlten 100,000 hatten gewirkt; das„Bürgerministerium" schleppte die Sache hinao das Cabinet Hohenwart war zu kurz am Ruder und erst der jetzi HandelSminifter Dr. Banhans hatte den Much , in dieses Wesp: nest zu stechen. Er hatte bei dem großen Einfluß deS Ritt: v. Ofenheim mit ungeheuren Schwierigkeiten zu kämpfen. Ä 4. September 1372 legte die Staatsregierung gegen die Mißwirl schuft bei der Lemberg -Czernowitzer Bahn ein energisches Veto ei In einer Weise, wie noch nie mit einem Minister geredet wordt erdreistete sich Ofenheim i« Namen deS VerwaltungSratheS d: Handelsminister zu antworten. Mit der ganzen Dummdreistigk deS GeldprotzenthumS warf er dem Minister ziemlich unverblll» Unfähigkeit, Unverständniß und die Sucht zum kleinlichen Nörzi vor. Die Aufgabe des Ministers BanhanS war eine höchst v dankbare. Ofenheim hatte eine mächtige Patronage, Gi kra lieh ihm seine Feder, daS erste Blatt Wiens , „Neue Freie Presse", seine Spalten, die Partei Ofenh« — von einer solchen konnte damals wohl gesprochen werben hatte keck den Kampf aufgenommen und suchte den ihr längst w liebigen Handelsminister zu stürzen. Ofenheim selbst hatte höhn *) Eigentlich: Studiren Sie Mathematik, und lasse» Sie die Frauenzimmer in Ruhe! ächtlichen Beschimpfungen, welche die Ruralen und Sakristeidiener_. I......| gegen unS ausgestoßen haben. Nach dem von Perrot an die Ver-! ausgerufen:„Er oder ich." Dr. BanhanS wich jedoch nicht, sailler Versammlung erstatteten Berichte hat der junge Sieger von 3. October erfolgte die Sequestration der Bahn. Die � Chatillon, Ricciotti, mit seineu 1200 Franctireurs dem 10,000! fahrenden, welche die Nemesis nahen sahen, krochen nun dem! Mann starken Manteuffel feizerweise erlaubt, nach Osten zu mar- zu Kreuze) jedoch die Procedur nahm langsam aber unerbi' schiren.„Nicht einen einzigen Tag, ja nicht einmal eine Stunde" j ihren Fortgang. Die administrative Untersuchung lieferte
Ausgabe
7 (8.1.1875) 2
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