alle gegen ihn erhobenen Anklagen frei gesprochen und für einen Ehrenmann erklärt worden. Und daS Urtheil hat Seine Majestät der Kaiser und König auch unterzeichnet. Da die Thatsachen, welche dem Fürsten zur Last gelegt wurden, nicht umgestoßen wer- den konnten, so besagt daS Urtheil nur, daß die Mitglieder deS Ehrengerichts rc. diese Thatsachen nicht für unehrenhaft oder ehr loS halten.Der Schwindel hat wieder Oberwasser" äußerte sich der verdutzte LaSker in einer CommisstonSfitzung. Wieder?" Wir dächten, der Schwindel hätte nicht aufgehört, Oberwafler zu haben. Der arme LaSker muß aber ft»h sein, wenn die Herren PutbuS  , Wagener u. Conforten ihn nicht nächstens auf die Anklagebank und, als überführten Verläumder, in'S Ge fängniß bringen. Bei uns herrschen ja dieehrlichen Leute". Im Uebrigen hat die an dem Herrn PutbuS   versuchte ehrengerichtliche Mohrenwäsche LaSker veranlaßt, an dieNational-Zeitung" folgen- deS Schreiben zu richten: Sehr geehrter Herr Redakteur! Soeben lese ich die im ersten Beiblatt der Nr. h Ihres Blattes abgedruckte Notiz über einin Sachen der bekannten Anschuldigungen des Abgeordneten Dr. LaSker gegen den Fürsten   PutbuS   als Mitgründer der Nordbahn ergangenes ehrengerichtliches Erkenntniß", für welche dieNeue Preußische Zeitung  " als Quelle bezeichnet ist. Die Notiz drückt zwar nicht wörtlich auS, läßt aber die Deutung zu, als ob in jenem Erkenntniß irgend welche von mir gemachten Angaben unrichtig befunden wären. Nament- lich scheint der Schlußsatz, welcher lautet: ES ist eine einstimmige Freisprechung erfolgt in allen die Ehrenfrage irgend berührenden Punkten, mit denen allein sich selbstverständlich das Gericht befassen konnte, vor Allem also auch in Betreff der dem Fürsten   untergeschobenen eigennützigen und gewinnsüchtigen Abstchten auf die Möglichkeit einer solchen Auslegung berechnet. Hierdurch sehe ich mich zu der Bemerkung gezwungen, daß ich außer einer unbestimmten Zeitungsnachricht, welche ich vor längerer Zeit gelesen, von den Verhandlungen eines Ehren- gerichts in der bezeichneten Sachs erst durch die oben er- wähnte Notiz Kenntuiß erhalten habe, ferner daß alle von mir in jener Sache bezüglich des Fürsten PutbuS gemachten Angaben auf amtlichen Ermittelungen beruhen und im ehren- gerichtlichen Verfahren nicht widerlegt sein können. Da überdies das ehrengerichtliche Verfahren geheim ge- ührt, Natur und Inhalt desselben mir völlig unbekannt ist, o kann ich daS Ergebniß desselben in keiner Weise beurtheilen, o lange nicht die m jenem Verfahren erfolgten Ermittelungen und Feststellungen glaubhaft veröffentlicht sind. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener LaSker." Garibaldi, der alte, brave Freiheitskämpfer, hat eine Nationalvotation, die ihm die italienische Deputirtenkammer für seine Verdienste um Italien   votirt hat, abgelehnt. Er begründet die Ablehnung der Dotation in folgendem Schreiben an seinen Freund Dr. Riboli: Caprera  , 25. Dezember 1874. Mein lieber Riboli! Ich bitte Sie, folgende Zeilen veröffent- lichen zu lassen: Noch bevor ich nachstehenden Brief an meinen ehrenwerthen Freund Mancini richtete, theilte ich demselben meinen Entschluß mit, ein Nationalgeschenk oder vielmehr die Dotation, welche unsere Freunde dem Parlament vorschlagen wollten, nicht anzunehmen. Die Gründe für diesen meinen Entschluß liegen in dem beklagenSwerthen Zustand unserer Finanzen. Da meine Freunde indessen von ihrem edelmüthigen Vorhaben nicht abstan- den, so schrieb ich am 10. Dezember wie folgt:Mein lieber Mancini, ich verehre mit achtungsvoller Dankbarkeit die Gefühle der Nation und ich würde jedes Nationalgeschenk angenommen haben, wenn die Verleihung desselben nicht durch die Hände einer Regierung gehen müßte, der ich die Schuld für die Leiden deS Landes beilege und deren Mitschuldiger ich nicht sein will. Trotzdem bin ich nicht weniger erkeantlich gegen Sie und unsere Freunde. Auf ewig der Ihrige Garibaldi." Ich las soeben in den Zeitungen, daß der Entschluß des Par- lamentcS eine vollendete Thatsache geworden ist. Ich betrachte denselben alS die schönste Ehrenbezeigung und Belohnung für das Wenige, was ich in Erfüllung meiner Pflicht für das Vaterland gethan habe. ES thut mir leid, auS den angegebenen Gründen auf meinem Entschlüsse bestehen zu müssen, dieses Geschenk nicht anzunehmen. Meine achtungsvolle Dankbarkeit aber bleibt dieselbe gegen jene hohe Nationalversammlung, von der wir Alle eine Besserung der Lage Italiens   erwarten. Stets der Ihrige Garibaldi." Garibaldi dankt für die Dotation, weil die finanzielle Lage Italiens   dies nicht zuläßt, und weil er die Dotation auS den Händen einer Regierung nehmen müßte, der er die Schuld bei- mißt, Italien   verschuldet zu haben. Bismarck  , Mottle u. Con­forten dachten anders. Wie Regen im Sande   verschwanden die fetten Dotationen in ihren weiten Taschen, obgleich das deutsche  Volk seufzt unter der Last der Steuern. Welch ein Coutrast! Lohnreduktion. In der Schichau  'schen Maschinenfabrik in Elbing   ist den Arbeitern mitgetheilt worden, daß vom 1. Jan. eine Reduktion sämmtlicher Löhne um 20 Prozent stattfinden würde. Die Direktion der Steinhauserhütte in Witten  (West- phalen) hat au ihre Arbeiter folgende Bekanntmachung erlassen: Die Direktion sieht sich genöthigt, vom 1. Januar 1875 eine allgemeine Lohn-Reduktion eintreten zu lassen, wobei noch bemerkt werden muß, daß der Betrieb nur dann in seinem jetzigen Um- fange anstecht erhalten werden kann, wenn jeder Mann dereit ist unsere Leistungsfähigkeit durch eisernen Fleiß und regelmäßige Pünktlichkeit zu erhöhen. Die Höhe der Reduktion ist bei den Herren Obermeistern:c. einzusehen." Man sieht, die Fabrikanten halten die Zeit für gekommen, an den Arbeitern die Schur vorzunehmen, und leider werden die Ar- bester bei ihrer mangelhaften Organisation in den meisten Fällen sich fügen müssen. In einem Athem aber wie es in obiger Bekanntmachung geschieht den Arbeitern eine Lohnreduktion zu- zumuthen undeisernen Fleiß" zu verlangen, das ist denn doch die Schamlosigkeit auf die Spitze getrieben. Freilich, für die Ar- beitgeber der Gewinn für die Arbeiter Lohnrednktion und eiserner Fleiß", so will es diebeste der Welten!" Zur Fabrikarbcit der Kinder.Wiederholte Zu- widerHandlungen" veranlassen den Rath der Stadt Leipzig  , die Vorschriften der ßß 128 flgd. der Gewerbeordnung für das deutsche Reich den Fabrikanten in Erinnerung zu bringen, und auch wir wollen dieselben hier mittheilen: Kinder unter zwölf Jahre» dürfen in Fabriken zu einer regel- mäßigen Beschäftigung nicht angenommen werden. vor vollendetem vierzehnten Lebensjahre dürfen Kinder in Fa- briken nur dann beschäftigt«erden, wenn sie täglich einen min- dsstenS dreistündigen Schulunterricht erhalten. Ihre Beschäftigung darf sechs Stunden täglich nicht übersteigen. Junge Leute, welche das vierzehnte Lebensjahr zurückgelegt haben, dürfen vor vollendetem sechszchnten Lebensjahre in Fabriken nicht über zehn Stunden täglich beschäftigt werden. Zwischen den Arbeitsstunden muß den jugendlichen Arbeitern (d. h. Personen männlichen und weiblichen Geschlechts in dem Alter vom vollendeten 12. bis zum vollendeten 16. Lebensjahre) Vor- und Nachmittags eine Pause von einer halben Stunde und Mittags eine ganze Freistunde und zwar jedesmal auch Bewegung in der steien Luft gewährt werde». Die Arbeitsstunden dürfen nicht vor halb 6 Uhr Morgens be- ginnen und nicht über halb 9 Uhr Abends dauern. An Sonn- und Feiertagen, sowie während der von dem or- dentlichen Seelsorger für den Katechumen- und Confirmanden- Unterricht bestimmten Stunden dürfen jugendliche Arbeiter snicht beschäftigt werden. Wer jugendliche Arbeiter in einer Fabrik zu einer regelmäßigen Beschäftigung annehmen will, hat davon der OrtSpolizei-Bchörde zuvor Anzeige zu machen. Der Arbeitgeber hat über die von ihm beschäftigten jugend- licken Arbeiter eine Liste zu führen, welche deren Namen, Alter, Wohnort, Eltern, Eintritt iu die Fabrik und Entlassung auS der selben enthält, in dem Arbeitslokal auszuhängen und den Polizei- und Schul-Behörden auf Verlangen in Abschrift vorzulegen ist. Die Anzahl dieser Arbeiter hat er halbjährlich der OrtSpolizei- Behörde anzuzeigen. Diese Anzeigen sind bis zum 15. Januar und 15. Juli eines jeden Jahres bei uns einzureichen. Die Annahme jugendlicher Arbeiter zu einer regelmäßigen Be- schäftigung darf nicht erfolgen, bevor der Bater oder Bormund derselben dem Arbeitgeber ein ArbeitSbnch eingehändigt hat. Dieses Arbeitsbuch wird auf den Antrag des Vaters oder Vor- mundeS deS judendlichen Arbeiters von ver Polizeibehörde deS Arbeitsortes ertheilt. Der Arbeitgeber hat dieses Arbeitsbuch zu verwahren, der Be- Hörde auf Verlangen jederzest vorzulegen und bei Beendigung deS Arbeitsverhältnisses dem Bater over Vormunde deS Arbeiters wieder auszuhändigen." Diesen Vorschriften fügt der Rath der Stadt Leipzig   folgende Warnung hinzu: «Indem wir noch darauf hinweisen, daß dem mit der Aufsicht über die Ausführung der vorstehenden Bestimmungen beauftragten Fabriken- und Dampskessel-Inspektor hier alle amtlichen Befug- nisse der OrtSpolizei-Behörde, insbesondere das Recht zur jeder- zeitigen Revision der Fabriken zusteht, bemerken wir, daß auch wir durch unsere Organe hier amtliche Revisionen der gewerblichen Anstalten ausführen lassen und jede Contravention mit einer Geld- büße von Fünf Thalern oder entsprechender Haft bez. gemäß ß 150 der Gewerbe-Ordnung bestrafen werden." Diewiederholten Zuwiderhandlungen" legen beredtes Zeug- niß ab, wie gern die Arbeitgeber die Gesetze umgehen, wenn eS ihr Vortheil erheischt; sie beweisen aber auch, daß die staatliche und kommunale Controle nicht ausreicht, die jugendlichen Arbeiter vor der AuSbeutungSsucht der Arbeitgeber hinreichend zu schützen. Es ist daher Aufgabe der Arbeiter, ihre Arbeitgeber mit zu con- troliren und Jeden derselben der gesetzlichen Strafe zu überant- Worten, der es wagt, Gesundheit und Leben der Kinder seinem Sonderintereffe hintanzusetzen. Zur Lage der Arbeiter in Stuttgart  . Der Armen- arzt Dr. Burkardt in Stuttgart   hat sich der verdienstvollen Arbeit unterzogen, die familiären und Arbeitsverhältnisse der Arbeiter in Stuttgart   zu untersuchen. Das Ergebniß feiner Untersuchungen ist traurig genug. Hier ist eS: Die Verhältnisse in den niederen Ständen, besonders bei der Fabrikbevölkerung sind in Stuttgart   sehr grelle. Soviel wollen wir jetzt erwähnen, daß sehr häufig, ja was die Arbeiterwohnun- gen anlangt, regelmäßig in einem oder in zwei kleinen Zimmern oder Winkeln eine Familie mit 5 6 Kindern zusammenwohnt, daß, sobald einmal geheizt werden muß, nicht mehr durch daS Oeffnen der Fenster gelüftet wird, damit nichts an Wärme ver- loren geht, daß in den Zimmern die Wäsche gereinigt und am Ofen getrocknet wird, daß die ganze Familie in zwei oder höch- stenS drei Betten zusammen schläft. Welche Lust in solchen Lo- kalen zu finden ist, läßt sich aus diesen Mißständen schließen; die Stuttgarter   Armenärzte haben Gelegenheit, diese Luft tagtäglich mit ihrem Geruchsorgan zu prüfen. Damit hängen die vielen und ausgebreiteten Masern- und Scharlackepidemien zusammen, von denen selten ein Jahr verschont bleibt. Alle diese Uebelstände haben sich in Stutigart durch die Zunahme der Fabrikbevölkerung gemehrt, und mit der Zunahme dieser Bevölkerungsschichten nimmt das Elend, die Sittenlosigkeit und die Rohheit zu; Hand in Hand damit geht die erhöhte Kindersterblichkeit. Wir daben in Stuttgart   in kurzer Zeit eine Reihe jener sozialen Mißstände bekommen, wie andere Städte, deren Bevölkerungszahl in einer kurzen Spanne Zeit bedeuiend zugenommen hat. Nun entsteht die Frage, woher kommt in Stuttgart   das häu- fige Auftreten der erwähnten Krankheiten und woher die vielen Todesfälle in Folge dieser epidemischen Kinderkrankheiten selbst oder in Folge von Nachkrankheiten? Den besten Anhaltspunkt für die Beantwortung dieser Frage haben wir an der statistischen Thatsache, daß bei jeder dieser Epidemien in Stuttgart   in ganz vorwiegender Weise die Kinder der Arbeiterbevölkerung sowohl nach Morbilität als nach Mortalität ergriffen werden. Die Ur- fachen dieser Thatsachen sind klar. Es wohnen hier eine Masse von Menschen in engen kleinen Wohnungen, es liegen 3 4 Kin­der in einem Bette zusammen; erkrankt eines derselben an einer epidemischen Krankheit, so kann von einer Jsolirung nicht die Rede sein. Dazu kommen noch die übrigen Einflösse, welche den AuS- bruch epidemischer Krankheiten fördern, also vor Allem die große Unreinlichkeit. Ich habe schon in meiner Abhandlung über epidemische Krank- heften erwähnt, daß in Stuttgart   bei der ausgebreiteten Bau- thätigkeit gerade diejenigen Beschäftigungsarten, welche faktisch un- gesund sind, weil sie häufig Lungenkrankheiten erzeugen, an Um- fang und Ausdehnung zugenommen haben. Es sind, allgemein gesagt, diejenigen Beschäftigungsarten, bei denen viel Staub sich bildet, wo also der Arbeiter dem schädlichen Einfluß einer stau- bigen Atmosphäre ausgesetzt ist. Es war ganz auffallend, welch' reiches Contjngent zur SchwindsuchtS- Statistik des Katharinen- Hospitals die Steinhauer und Erdarbeiter in den letzten Iahreu geliefert haben. Den Schädlichkeiten einer schlechten, durch enge? Zusammen- wohnen verdorbenen Last, ist unsere Acbeiterbevölkerung in Stutt- gart zumeist in hohem Grade ausgesetzt. Davon wissen die Stutt» garter Armenärzte viel zu erzählen. Dazu kvmmt noch, daß im Winter in diesen engen Wohnungen durch stark- Heizung eine sehr heiße Last circalirt, daß dies- Last dadurch auch sehr feucht ist, daß in den Zimmern die Wäsche besorgt und am Ofen ge- trocknet wird. Wir haben also meistens eine feuchte, heiße Saft,: welch- bekanntlich sehr schädlich ist. Die große SchwindsuchtS- Sterblichteft der Töpfer maß z. B. auf diese Schädlichkeit zurück- geführt werden. Aach   in den Arbeitslokalen der Schneider finden wir eine feuchte, heiße Last, welche besonders durch das Bügel« der angefeuchteten Kleidungsstücke entsteht. Den schädlichen Einfluß ungenügender Nahrung auf die Ge-' fundheit hat ein großer Theil der Arbeiterbevölkerung in Statt-' gart während den letzten Jahren der Th-uerunz erfahren müssen. Ich habe schon in meiner Abhandlung über epidemische Kcankheitea! darauf hingewiesen, wie hänstg Ehen ohne alle materielle Sicher-' stelluaz der Existenz abgeschloss-a werden, wo die Familie vom ersten Tage der Ehe an mit Noth und Elend zu kämpfen hat.! Der Mann, welcher seine Familie ernähren will, muß sich dann ungewöhnliche Anstrengungen in seinem Berufe über die zulässige Arbeitszeit hinaus auferlegen, während der Ersatz der durch die Arbeit v-rbraucht-n Stoffe deS Körpers ein ungenügender ist. Der f Organismus verfällt dadurch allmählig einem Siechthum. Der-' artige Fälle sind in der hiesigen Armen- und Spitalpraxis sehr häufig zu beobachten. Die klimatischen, atmosphärischen und tellurischen Verhältnisse s haben sich gegenüber früheren Jahren nicht wesentlich verändert, i Dagegen haben sich die sozialen Verhältnisse in Folge des raschen; WachSthums der Stadt anders gestaltet unv auf sie vielen Miß-! stände des sozialen Lebens müssen wir die Zunahme der Schwind- 1 sucht in Stuttgart   zurückführen." Das Bild, welches uns Dr. Burkardt durch seine Schilderungen des sozialen Lebens der Arbeiter in Stuttgart   oben entrollt hat,! ist nur ein schwacher Schatten von den Zuständen, in welchen die Arbeiter unserer Industriecentren schmachten. Aber genug, über-> genug schon an dem, um in den Arbeitern die Ueberzeugunz zu erwecken, daß eS der Kapitalismus   ist, der gleich einem fressenden Krebsgeschwür an dem Riesenleibe des Proletariats zehrt, und von dem es anders keine Genesung giebt, als durch eine kräftige! Operation. Die neueste Nummer des in Retchenberg in Böhmen   er- scheinendenArbeitersreund" ist wiederum durch verschiedene weiße Stellen geziert. Ferner ist auf 5 Konfiskationen, die denAr- I beiterfreund" in kurzer Zeit betroffen haben, bis jetzt keine An- klage erhoben worden. Fürwahr, man könnte die Nichtswürdig- I leiten der böhmischen Polizei kindisch nennen, wenn eS nicht fest-| stünde, daß sie mit den Arbeitern und ihren Preßorganen unze- j straft umspringen kann, wie sie will. Gegen den verantwortlichen Redakteur d. Bl. ist wegen deS Artikels:Zum Jahresschluß" iu Nr. 152 vom v. I. auf Grund deS§ 131 des Reichsstrafgesetzbuchs Anklage erhoben worden. Destschlands Urproduktion. (AuS derFrankfurter Zeitung  ".), Wenn auch die heute dominirende politische Richtung dem Kos- mopolitiSmus, dem internationalen Verband ganz abhold ist und von Gleichstellung, Gleichberechtigung aller Nationen nichts wissen will, so ist doch ein Gebiet, auf demdie Internationale  " ihr Wesen ungescheut treibt, auf dem auck der enragirteftenational" Gesinnte beständig Material austauscht und zwar oft mehr auf- nimmt als abgiebt, eS ist das wirthschaftliche Gebiet der Nation, dessen Bewegungen in ihren äußersten Endpunkten als Ein- und Ausfuhr zu Tage treten. Hier gilt kein stolzes Verschließen, denn sonst würde die HungerSnoth an unsere Thüren pochen, hier führt jede Schwächung des Nachbarn zur Verminderung semer Kauf- kraft und somit unsers eigenen Absatzes, hier werden, dem Gegner auferlegte KriegScontributionen, in letzter Linie vom eignen Volke mitgetragen. Mehr wie in der Politik trifft in diesen Beziehungen die Lehre von dem Gleichgewichte der Staaten unter sich zu. An der Hand erleichterter Communikationen und als Folge aufge- hobener oder doch erleichterter Zollschranken hat sich der Prozeß vollzogen, die Lebensbedürfnisse daher zu beziehen, wo sie unter günstigsten also billigsten Produktionsbedingungen erzeugt werden und die Resultate der eignen Arbeit dahin abzugebe», wo sie am meisten gesucht, am besten bezahlt werden. Diese rein wirthschastlichen, jeder Politik entkleideten Prinzipien haben daS Vorurtheil verdrängt, als müßte Eine Nation Alle» a tout prix erzeugen und zu dem Extrem geführt, daß jedes Volk feine Produktion auf die durch natürliche unv soziale Verhältnisse begünstigten Artikel beschränkt, in seinen berechligien Spezialitäten zu-xcelliren sucht, aber alle Leistungen anderer Art einem glück- sicheren Himmel und geschickteren Händen freiwillig überläßt. In keinem Produktionszweige sind die Grundsäge schwerer durchgedrungen, als iu der Urproduktion, hier, wo eS sich um Deckung der allernothwendigsten Lebensbedürfnisse, um die Lebens- mittel selbst, handelt, hat man durchaus auf eigenen Füßen stehen zu müssen geglaubt, gewarnt durch alte Erinnerungen an Kriegs- absperrungen und Mangel an Verkehrswegen. Die letzten zehn Jahre haben aber mit dieser Anschauung gründlich aufgeräumt, und daß Deutschland   derselben nicht mehr huldigt, beweisen die Zif- ferngruppen, die wir über das veränderte Verhaltniß der deutschen  Urproduktion zur Consumtion folgen lassen. Es liegt uns im Auszuge derB. B. Z." ein Werk des Generalsekretärs des ostpreußischen landwirtyschaftlichen Cen- tralvereins, G. Kreiß, vor, welches mit frappanten Zahlen nach- weist, daß die vermehrte Produktion der vermehrten Consumtion nicht gleichen Schritt gehalten und daß der deutsche Getreidebau um das drei- bis zehnfache des Prozentsatzes der Bevölkerungs  - zunähme hinter der Consumtion zurückgeblieben ist. Während die deutsche Bevölkerung im Durchschnitt der Jahre 1854/64, 34,304,183 Seelen, und im Durchschnitt der Jahre 1365/73(abgesehen von dem Hinzutreten Elsaß-LochriugenS) 39,009,207 Seeleu zählte, sich also um 13 Prozent vermehrte, hat der Durchschnitt der WeizenmehrauSfuhr sich um 54 Prozent vermindert, die Roggen- mehreinfuhr sich um 120 Prozent vergrößert ze. Jedenfalls, schließt der Verfasser daraus, haben wir unseren Bedarf an Ge- treibe auS eigener Produktion nicht decke» können, sondern waren genöthigt, gewaltige Summen dafür außer Landes zu schicken. So hat Deutschland   in den letzten sieben Jahren und dem ersten Semester deS laufenden JahrcS in Waizen und Hülsenfrüchten durch MehrauSfuh- als Einfuhr 53,317,972 Thlr. erzielt, und im gleichen Zeitraum in Roggen, Gerste, Hafer rc. durch Mehrein- fuhr(als Ausfuhr) 156,696,826 Thlr. ausgegeben, mithin ging ä