werde fertig mit drei Juden bleibt der Wucherer nirgend» au». Wenn die Zeit herannaht wo die Stenern fällig«erden, 10 kommt der Wucherer, der Kulak, häufig ein reicher Bauer der- elben Gemeinde und bietet sein baare« Geld an. Der Bauer muß da« Geld unter allen Umständen haben und muß die Be- diugungen de« Wucherer» ohne Murren annehmen. Damit ge- räth er nur noch tiefer in die Klemme, braucht mehr und mehr baare» Geld. Zur Erntejeit kommt der Kornhändler; da» Geld- bedürfniß zwingt den Bauern, eine» Theil de» Korn» loszuschlagen, dualer und seine Familie zum Leben bedürfen. Der Kornhändler verbreitet falsche, die Preise drückende Gerüchte, zahlt einen niederen Preis, und auch diesen oft zum Theil in allerhand hochberechneten Waaren; denn auch da» Trucksystem ist in Rußland hoch entwickelt. Die große KornauSfuhr Rußland » beruht, wie man sieht, ganz direkt aus dem Hunger der Bauernbevölkcruug. Eine andere Art der BauernauSbeutung ist diese: ein Spekulant pachtet von der Regierung Domänenland auf längere Jahre, bebaut e» selbst, o lange e» ohne Dünger guten Ertrag liefert; dann theilt er e» n Parzellen und verpachtet da» ausgesogene Land zu hoher Rente au benachbarte Bauern, die mit ihrem Landautheil nicht auskommen. Wie oben da» englische Trucksystem, so haben wir hier genau die irischen Middleinvii. Kurz, e» giebt kein Land, wo, bei aller Waldursprünglichkeit der bürgerlichen Gesellschaft, der kapitalistische Parasitismus so entwickelt ist, so da» ganze Land, die ganze BolkSmasie mit seinen Netzen überspannt und umspinnt wie gerade in Rußland . Und alle diese BauernauSsauger hätte» kein Jäter- esse am Bestehen de» russischen Staat», dessen Gesetze und Gericht»- Höfe ihre sauberen und profitlichen Praktiken beschützen? Die große Bourgeoisie von Petersburg , Moskau , Odessa , die in den letzten zehn Jahren namentlich durch die Eisenbahnen sich unerhört rasch entwickelt und in den letzten Schwindeljahren lustig mitgekracht" hat, die Korn-, Hanf-, Flach»-, und Talg-Expor- teure, deren ganze» Geschäft auf dem Elend der Bauern sich auf baut, die ganze russische große Industrie, die nur durch den Schutz- zoll besteht, den der Staat ihr bewilligt, alle diese bedeutenden und rasch wachsenden Elemente der Bevölkerung hätten kein In- teresse an der Existenz de» russischen Staat»? Gar nicht zu reden von dem zahllosen Heer von Beamten, da« Rußland überfluthet und ausstiehlt und hier einen wirklichen Stand bildet. Unv wenn nun Herr Tkatschoff un« versichert, der russische Staat habekeine Wurzel im ökonomischen Leben de» Volk», er verkörpert nicht in sich die Interessen irgend welche» Stande »", er hängein der Lust", so will c» un» bedünken, als sei e» nicht der russische Staat, der in der Luft hängt, sondern vielmehr Herr Tkatschoff. (Forts, folgt.) Politische Uebersicht. Krieg! Man schreibt un» au« Berlin :Blut ist ein ganz besonderer Saft und sollte auch, wie man früher erzählte, zum Kitt eine» Reiche» nöthig sein; indessen sehr haltbar scheint dieser Kitt, wenn man den Reptilienfedern glauben darf, nicht, denn einige derbe Artikel der klerikalen ZeitungSpresse in Belgien , einige Hirtenschreiben erschüttern so gewaltig den Zusammenhang de» deutschen Reiches , daß eine neue Kittung mit dem beliebten Safte wieder Roth thut. Daß Fürst Bismarck in seinem Alter recht nervö» geworden ist, daß er die eiserne Stirne nicht mehr hat, mit der er zur Eon- flictzeit die auch anscheinend sehr gefährlichen Vorwürfe der LU bcralcn unberührt hinnahm, ist allbekannt, allein daß diese Ner- vosttät sich so hoch gesteigert hat, daß sie von der ZeitungSpresse eine» Nachbarstaates den Bestand de» Reiche» afficirt findet, da» glaube ich nicht. ES ist zwar schwer, bei einem hysterischen*) Frauenzimmer die Grenze zu bestimmen, wo die Hysterie aufhört und die Verstellung anfängt, eben so schwer mag eS sein, bei einem StaatSmanne zu bestimmen, wo die Nervosität aufhört und, parlamentarisch zu reden, die Diplomatie anfängt, indessen daß eine diplomatische Note von der Bedeutung wie die an die belgische Regierung nicht Ausfluß der gereizten Nerven ist, da» darf man mit Bestimmtheit behaupten. Fürst Bismarck mußte wissen, daß eine Regierung, ohne die Selbstachtung zu verlieren, die Landesgesetze nicht aus die Note eine» fremden Staatsmannes hin ändert. Fürst Bismarck brauchte noch nicht besonders schlau zu sein, um die abweisende Antwort, welche er bekommen hat, vorauszuwissen. Kam e« ihm also, waS nicht glaublich ist, nicht darauf an, eine diplomatische Niederlage davon zu tragen, so konnte nach unserer Einsicht nur der Wunsch nach kriegerischen Verwickelungen einem so geriebeneu Diplomaten die belgische Note diktiren. Da« deutsche Reich, denkt euch! da» große, durch Blut von taufenden und abertausenden seiner Söhne zusammengekittete deutsche Reich, sieht sichbedroht durch die maßlose Sprache der klerikalen ZeitungSpresse in Belgien ", nebenbei wurde von einem bel- gischen Kesselflicker ein Attentat gegen Fürst Bi«ma ck geplant, aber wegen Geldmaugel unterlassen, der Kesselflicker ist in Unter» suchung, die ZeitungSpresse aber bleibt, streng nach dem belgischen Gesetz nnbehelligt, also muß da» belgische Gesetz geändert werden; denn eS bedroht da» deutsche Reich. Belgien hat erklärt, dies nicht zu thun. Mein gewöhnlicher Verstand sieht darin allerdings keinen Grund zum Kriege, allein allgemein glaubt man au Krieg, und mein politischer Verstand sagt mir, wenn mau nicht spielen wollte, so hätte man den ersten Schachzug auf dem Filde der kriegdrohenden Diplomatie nicht gethan. Die Kriegsfurcht ist glücklich da, bald wird man in der Ge- fchäftswelt den Krieg selbst al» eine Erlösung au» der Krieg»- furcht ansehen, dahin muß e» zunächst kommen. Hier wird gerüstet und da wird gerüstet, man muß also losschlagen, weil der Gegner rüstet, der Krieg ist nur Nothwehr, nun noch ein allge- meiner Büß- und Bettag, dann kann'« losgehen. Da» ist da« Schema, nach dem Kriege neuerdings gemacht werden. Jeder Theil ruftGott " an, daß er seine gerechte Sache vertheidige, und die Zeitungen machen die össeutliche Meinung in jedem Theilt wie e» paßt. Der Krieg steht also vor der Thür. Die Reserven und die Landwehr werden einberufen werden. Und wir? Wir sind Feinde der klerikalen Bestrebungen der katho­lischen genau ebenso wie der protestantischen, ob aber die Klerikalen den Mund etwa» voll nehmen, ist un» sehr gleichgültig, aber nicht gleichgültig ist un», ob ohne dringende Roth da» Gut und Blut des Volke» dahingeopfert werde, ob alle bösen Leiden- fchaften de» Krieges, die rohe, rücksichtslose Gewinnsucht, Blutgier und Mißachtung jede» Menschenrechte» von Neuem Nahrung er- halten werden. Was also soll der Freund der Freiheit und Menschlichkeit thnn, wa« soll der Landwehrmann thun, wennder Ruf seine» König »" an ihn ergeht? Glaubt Ihr, wir werden *) Hysterie: eine Art krankhafter Gemüthsverstimmung mit Krämpfen, Lähmungen u. dgl. rathen, daß er zu Hau« bleibt? Mit Nichten! der Landwehrmann und Reservist gehört zu seinen Brüder» im stehende» Heere. Ein Volk in Waffen nennt mau da» deutsche Bolk, wohlan e» sei ei« Volk in Waffen, Heer und Landwehr.Wenn der König ruft, wir werden kommen!" Da»geplante Attentat", von dem in Obigem die Rede ist, hat sich al» WirthShauSrennomisterei, al« einfacher Kaeipenwitz herausgestellt. Der betreffende Spaßvogel hatte fich natürlich nicht eingebildet, daß er die Nerven de»eisernen Fürsten " in so tra- gische Aufregung versetzen würde. Und die Nerven de»eisernen Fürsten " entscheiden heute bekanntlich über Frieden und Krieg. Erwähnt sei noch, daß die BereitschaftSordre, welche der MobilmachungSordre vorauszugehen pflegt, schon erlassen sein soll. Wenigsten» wird e» un« von sehr glaubwürdiger Seite versichert. Wird die KriegSfurie wirklich entfesselt werden? Da« Volk will keinen Krieg, da» Bolk hat im Krieg nur zu verlieren, nicht» zu gewinnen aber da» Volk wird nicht gefragt, die Existenz von Millionen, da« Leben von Hunderttansenden hängt ab von einem Nerveuzuckea de» nervenkranken Fürst Bismarck ! Und angenommen, da» Bölkergemetz-l steht auf der Tage»- orduung unserer Staatenlenker wird sich in Deutschland die Begeisterung" von 1370 wieder herstellen lassen? Damals hatte Fürst Bismarck e» fertig gebracht, Frankreich die Roll- und da» Odium(Gehäßige). de» Angreifer» und Störenfried» zuzu- wälzen. Jetzt dagegen seufzen selbst nationalliberalc Blätter,Deutsch- land(d. h. Fürst Bismarck und Zubehör) erscheine al» Handel- süchtiger Nachbar". Da« ist ein Unterschied. Camphausen'S Rezept. DieSchlestsche Zeitung", ein nationalliberales Blatt, und zwar vielleicht da» anständigste, bringt überunsere Gewerb«- und Arbeitsverhältnisse" einen charaktcristi- schen Artikel, den wir unseren Lesern nicht vorenthalten dürfen. ES heißt darin: Als die unseligste Erbschaft, die un» au» der Epoche de» Grllnderthum» überkommen ist, haben wir mehr denn einmal die durch Strike» erzwungenen allgemeinen Lohnsteigerunzcn bezeichnet. E» war nur zu natürlich, daß die Ansprüche der arbeitenden Klassen sich zur Ungebühr steigerten und ihre Leistungen in dem- selben Maße abnahmen, al« sie sahen, wie e» gewissen Emporkömm­lingen unter dem formellen Schutze de» Gesetze« gelang, maßlose Schätze ohne Aufwand von Fleiß und Intelligenz zu häufen, und e» war nicht minder natürlich, daß den Forderungen der Arbeiter fast allseit» willfahrt wurde, da e» galt, die zahlreichen gewerb­lichen Unternehmungen, die zum Obj-ct von GrüindungSspecula- tionen gemacht wurden, um jeden Prei» vor Betriebsstockungen zu bewahren. Ob überhaupt noch mit Gewinn gearbeitet wurde, war gleichgültig, denn eine oder zwei günstige JahreSdivider.den ließen sich ja immer herauSrechnen, und eine» weiteren bedurfte e» für die Agiotage nicht. Betrachten wir nun die moralischen und materiellen Einflüsse, welche diese Schwindelepoche auf unsere ar- bettenden Klaffen geübt hat, und deren Rückwirkungen ans unser gesammte» wirthschaftliche» und soziale« Leben! Nach der vom Statistischen Bureau ermittelten Handelsbilanz Deutschland » stellt sich der gesammte Werth der Einfuhr in den beiden Jahren 1872 uud 1873 auf etwa 2l/i Milliarden Thaler, dagegen der Werth der Ausfuhr auf wenig über 1'/, Milliarden Thaler; wa» wir vom Auslände gekauft haben, übersteigt hiernach da», wa» wir producirt haben, um 800 Mill. Thaler. Soviel baare» Vermögen genau drei Fünftel der gesammte» von Frank- reich erhobenen KriegStontribution! wäre hiernach binnen zwei Jahren in» Ausland gewandert und um ebenso viel hätte sich unser Nationalvermögen vermindert. Mag e» nun auch richtig sein, daß der Import genauer zu controliren ist al« der Export, und daß einzelne Zweige de» Verkehr» mit dem Auslände, bei denen sich vielleicht eine günstigere Bilanz herausstellt, wie die Verfrachtung und da» Effectengeschäft, diese» Resultat etwa« modi- ficiren; mag auch nicht ohne jede Berechtigung dem Milliarden- segen ein Theil dieser Wirkungen zugeschrieben werden, so kann diese Aenderung doch keineswegs so weit greifen, um das Er- schreckende unserer Handelsbilanz hinwegzuheben. Thatsache bleibt jedenfalls, daß unsere Ausfuhr in ganz enormer Weise gegen die Einsuhr zurückgeblieben ist, daß wir also vom Kapital gezehrt haben und ärmer geworden sind. Auch ist diese Calamität noch keineswegs überwunden. Da» Jahr 1872 zählt trotz de» Krach« für Deutschland noch zu denen, in welchen Handel und Wandel sich außerordentlicher Blüte Erfreuten(wie die» unter anderm der Staatshaushalt in redenden Zahlen bekundet); außerdem reicht die Reactiou, welche 1872 begann, weit über das Jahr 1873 hinaus, uud selbst zur Stunde läßt sich ihr Ende noch nicht absehen. Fragen wir nach den Gründen der trostlosen Erscheinung, welche uvS die Statistik offenbart, so sind dieselben keineswegs etwa in einem geringer« Bedarfe de» Auslande« oder in einer vorübergehenden falschen Richtung unserer eigenen Production, sondern fast einzig und allein darin zu suchen, daß wir 1) theuerer, 2) weniger und 3) schlechter gearbeitet haben. Wir produciren theuerer, schon weil die Löhne für gleiche Leistungen gestiegen sind; wir produciren weniger, weil die tägliche Arbeitszeit verkürzt wor- den, weil die Strike»(hier wirken für 1372 die Arbeitseinstellungen von 1371 nach) eine enorme Zeitverschwendung bedingten, und weil der höhere Lohn vielfach nur zur Bummelei verlockte; wir produciren schlechter, weil unser Arbciterstand in seiner technischen Schulung und moralischen DiSciplin zurückgegangen ist. Da» sind die ausschlaggebenden Gründe, neben denen der Menschen- und Arbeitsverlust im Kriege>c. kaum in» Gewicht fällt." Wie nun ist diesertrostlosen Erscheinung" ab- undunseren Gewerb»- und Arbeit»-Verhältnissen" wieder auf die Beine zu Helsen ? Die einzige gründlich« Abhülfe gegen da» Uebel besteht in einer allgemeinen Herabsetzung der Löhne, und, um diese durchzuführen, in Coalitionen der Arbeitgeber, entsprechend den Coalitionen der Arbeiter." Herr Camphausen' kann sich gratuliren seine Lehre ist auf fruchtbaren Boden gefallen.Die allgemeine Lohnsteigerung", welche in der Epoche der Prosperität, de» flotten Geschäftsgange« statt- fand, istdieunseligste Erbschaft", die man um jeden Prei» sich vom Halse schaffen muß, und zwar dadurch, daß maneine all- gemeine Herabsetzung der Löhne" eintreten läßt. Mit anderen Worten: e« ist da» größte Unglück, daß die Arbeiterklasse für kurze Zeit an dem Becher de»NationalreichthumS" nippen und der Kapitalistenklasse ein kleine» Bruchtheil de»Entbehrung«- lohne»", da» heißt der den Arbeitern geraubten Bente wieder abjagen konnte die Arbeiterklasse muß von Neuem an die Kette gelegt und durch Hunger gezähmt werden. Mit den irri- gen, durch die wissenschaftliche BourgeoiS-Oekonomie selbst al» falsch hingestellten Lehren der sogenanntenHandelsbilanz" wollen wir un» hier nicht befassen da» Gekaufte hat für den Käufer stet» mehr Werth als das, waS er für da» Gekaufte giebt, wir wollen nur konstatiren, daß Organe der Bourgeoisie da» Wohl- befinden der Arbeiterklasse al» nationale Calamität betrach- teu, und e» im Interesse de»NatioaalwohlstandeS" für aothwea- dig halten, daß die Acbeiterklaffe Hnngerlöhne bezieht. Gchla- geader kann die Ungerechtigkeit, die Wiverfinnigkeit der heutizea Produktionsverhältnisse nicht allSgedrückt, glänzender nicht die Berechtigung de» Sozialismus demonstrirt werden. Wa» deu Passn» über dieCoalitionen der Arbeitzeber" be- trifft, so ist er offenbar im Hinblick aus die Borgänge in Eng- land, auf die Aussperrung der Arbeiter von Südwale», geschrieben worden. Dort haben die A.b-itgiber eine Eoalition gegründet, und denNatioaalwohlstand" so gefördert, daß eine Biertelmillion Arbeiter die Wahl hat zwischen sklavischer Unterwerfung oder Hungertod! Und wie dort, so hier. DaS Kapital istinternational". Bourgeoismoralität. Au» Königsberg wird unterm 6. d. geschrieben: Dw für daS am Sonnabende hier stattgehabte Stiftungsfest des kaufmällnischen Verein» bestimmte Druck- schriftMerkur " ist wegen Vergehen» gegen die Sittlich- keit konfiSzirt worden. Die Wiener B uchdruckereibesitzer haben ihren Ge- hülfen den mit ihnen vereinbarten Tarif gekündigt und beabsichtigen einen Lohnabzug von 20 Prozent zu oklcoyiren. Die Gehülfea denken nicht daran, sich diesen Act der W.llkühr gefallen zu lassen,! und so wird denn binnen wenigen Tagen der Kampf beginnen,' dessen AuSgang nicht zweifelhaft sein kann, wenn die Arbeiter ein- mllthiz zusammenstehen. DerDeutsche B ichdruckerverband" hat bereits mobil gemacht. Bedeutende Geldmittel werden den Wiener« zur Verfügung gestellt. In Leipzig fand am Sonntage eine allgemeine Buchdruckerver- sammlung statt, in welcher der Beschluß gefaßt wurde, die Wi-ner Collegen mit allen Kräften zu unterst itzen und zu diesem Behufe eine freiwillige Steuer mit dem Minimalbeitrage von 75 Ps. au»- zuschreiben. Auch die demVerbände" fernstehenden Gehülfen werden sich an dieser Steuer betheilizen. Hoffentlich werden die- selben endlich einsehen, daß sie sich der Organisation, welch- den Herren " allein einen gewissen Respekt einflößt, und welche im i Stande ist, den Tarif zu erhalten, anzuschließen haben wenn j sie c» gut meinen mit sich selber! Der Klassenkampf in England. Nah einem Loa- doner Telegramm ist den Grubenbesitzern in Südwales j von wem wird nicht gesagt nochmals ein Schiedsgericht vorgeschlagen worden; dieselben haben jedoch ablehnend geaut.» wortet. Die Arbeiter sollen sich bedingungslos unterwerfen! Man erinnert sich der famosen Anklagewegen BettelaS", die vorigen Herbst gegen den ReichStazSabgeordneten Reimer er- hoben wurde. Dieser, die Taktik unserer Gegner kennzeichnende Prozeß hat jetzt sein Ende erreicht: am 5. d. M., wo die Sache in zweiter Instanz zur Verhandlung kam, erkannte da» Altonaer Polizeigericht, entgegen dem auf fünf Tage Hast lautenden Antrag de» Polizeianwalt», auf kostenlose Freisprechung. Am Montag hat unser Redakteur Seifert seine drei- wöchentliche Haft für Bismarckbeleidigung angetreten. Letztere soll in dem Artikel über die famose ReichStagsscene vom 4. Dezember vorigen Jahre»(I. Nr. 144) begangen worden sein, obgleich der Artikel im Ganzen für den Herrn Reichskanzler sehr schonend ge- halten war, wie Jeder, der den genialen Staatsmann bei dieser einzigen Gelegenheit zu beobachten das Vergnügen oder die Pein hatte, un», Hand auf» Herz, wird bezeuge» müssen.(Siehe die hintere Spalte.) Gewerksgenossenschaftliches.- MetallarbeitergewerkSgeuosseuschaft. Wannheim, 4. April. Sonnabend, den 3. April waren die Metallarbeiter von Mannheim und Ludwigshafen mittelst Plakaten zu einer öffentlichen Versammlung eingeladen. Genosse Fr. Goercki au» Breslau hatte das Referat überdie Gewerkschaft»- bewegung" übernommen. Der Saal war schon ziemlich gefüllt als Genosse Goercki mit etwa 60 Mitarbeitern aus der Werkstätte zu Ludwigshafen erschien. und so den Saal bi» zum letzten Mann füllte. Nach Ecöffuung der Versammlung wurde Genosse Koch zum Vorsitzenden und Unterzeichneter zum Schriftführer gewählt. Referent entledigte sich seiner Aufgabe mit großem Geschick. Cr bewies der Versammlung, daß die Menschheit in fortschreitender Entwickelunz begriffen sei. Ein Zustand, ein System habe dem andern Platz machen müssen. Besonders ausführlich behandelte Redner die französische Revolution von 1739 uud deren Folgen, und ging dann auf unser Jahrhundert über, und kam so ans die gewerkschaftliche Bewegung zu sprechen. Jeden Paragraph de» Gewerkschaftsstatuts erläuterte Redner haarscharf, namentlich geißelte Redner unser heutige» Kassenwesen. Stürmischer Beifall belohnte den 1'/- stündigen Vortrag. Vom Borsitzenden wurde hierauf an- geftagt, ob Jemand da» Wort zu dem Vortrag wünsche; e» meldete sich aber Niemand, trotzdem Gegner zugegen waren. Die» ver- anlaßte Goercki, noch einmal die Tribüne zu besteigen. Geradezu niederschmetternd waren die Ausführungen, als er den Gegnern Mangel an persönlichem Math vorhielt. Schließlich forderte Redner noch auf, eine Tellersammlung für die Gemaßregelten der Bogel'schen Fabrik zu Leipzig vorzunehmen und dabei, in Anbe- tracht des Zwecke», nicht sparsam zu sein. Der Erfolg dieser Ber- sammlung ist vorerst, daß sich in Ludwigshafen wieder eine Mit- gliedschast au» neuen Elementen bilden wird, die so leicht nicht wieder dem JndifferentiSmuS zum Opfer falle» soll. Wir wün- schen, daß unser Freund Goerckt noch lange in unserer Mitte ver- bleiben möge. Der Ertrag der Tellersammlung betrug beinahe 7 Gulden. Mit brüderlichem Gruß und Handschlag. Schlaubitz. Lechhausen. Wie bereit» gemeldet, ist hier ein Strike der Metallschlägergehilfen ausgebrochen, da die gefordert- Arbeitszeit- Verkürzung nebst Lohnerhöhung von den Meistern abgewiesen wurde. Jndeß erklärten die Meister, daß sie mit unserm Verlangen ein- verstanden wären, wenn die Fabrikanten den Prei» der Waare unserer Forderung entsprechend erhöhten. Die Mctallschlägermeister find nämlich, beim rechten Namen genannt, die Zwischenhändler zwischen den Gehilsen und den Fabrikanten. Die von den Ge- Hilfen und den mitunter auch arbeitenden Meistern verfertigte Waare, da» fein geschlagene Metall(sog. Formen) wird von de» Meistern an die Fabrikanten abgeliefert, welch Letztere auch den Prei» hierfür bestimmen. Vor drei Monaten wurde der Prei» bekanntlich herabgesetzt; selten ist e», daß erhöht wird. Der durch- schnittliche Verdienst eine» Gehilfen beträgt 8 bi» 9 Gulden bei �iner Arbeitszeit von 70 bis 72 Stunden pr. Woche. Wer nur