Kriegsfußes wird schon in den Motiven de« ReichSmilitSrgesetze« angenommen gleich 1, 500, 000 Mann. Dazu kommen aber in Folge diese« Gesetze« selbst die fünf Jahrgänge der Ersatzreserve, deren Dienstpflicht vom 27. bi« zum vollendeten 31. Jahre aus­gedehnt wurde 46,000 Mann jede« Jahr also circa 300,000 Mann. Mindesten« 200,000 Mann Ueberzählige über den Krieg«- fuß hinan« waren schon vorher auf den Registern geführt. Und dazu kommt der Landsturm mit vollen zwei Millionen Mann; so daß der deutsche Kriegsminister 3,900,000, wo nicht vier M'.l- lionen Mann zu seiner Disposition hat, wobei die Armee, wie der angeführte Osffziöse sagt,auch bei einem Aufgebot bi« 1,800,000 Mann und darüber, mit Ausnahme der in die Er- satz-Armee eingestellten Rekruten, durchgehends auS gedienten und vollkommen militärisch vorgeübten Soldaten bestehen wird, was in Frankreich bi« zur Territorial» Reserve aufwärt« erst binnen zwanzig Jahren bewirkt werden möchte". Man sieht, nicht Frankreich , sondern da« deutsche Reich preu- ßischer Nation ist der wahre Repräsentant de« Militarismus. Bier Millionen Soldaten, zehn Prozent der Bevölkerung! Nur zu. Uns kann e« ganz recht sein, daß daS System bis auf die äußerste Spitze getrieben wird. Nicht von Außen durch einen andern sieg- reichen Militärstaat, nur von Innen, durch seine eignen nothwen- digen Konsequenzen, kann die« System endgültig gebrochen wer- den. Und je mehr e« übertrieben wird, desto eher muß es zu- sammenbrechen. Vier Millionen Soldaten! Auch die Sozial- Demokratie wird e« Bismarck Dank wissen, wenn er die Zahl auf fünf oder sechs Millionen erhöht, und dann baldmöglichst auch noch die Mädchen einstellt. F. E. Politische Uebersicht. Die Selbstmorde in der Armee. E« geht jetzt fol- gende Notiz durch die Zeitungen:Die Zahl der Selbst- morde in der deutscheu Armee erhält sich, wie wir leider all- monatlich nachzuweisen gezwungen sind, auf einer erschrecken- den Höhe. Nach dem amtlichen Generalbcrichte de» preußischen Heere«, de» XII.(sächsischen) und de« XIII.(würtembergischen) Armeecorps stellte stch die Zahl der Todesfälle in den genannten Heerestheilen im Monat Februar auf 160 Mann und 9 Jnvali- den, wa« bei einem Effectivbestande von 359,470 Mann einen Todesfall auf etwa 3247 Mann ergiebt. Von jenen ISO Mann haben stch 17, also mehr al« 10 Prozent, selbst den Tod gegeben!" DerBossischen Zeitung" schreibt man über diese« Thema: Eine erschreckende Wahrnehmung, die ungewöhnlich große und, wie es scheint, immerfort wachsende Zahl von Selbstmorden in der Armee, hat neuerdings die öffentliche Aufmerksamkeit und ein allgemeine« Gefühl der Bestürzung erregt. Auch an maß- gebender Stelle hat diese auffallende Erscheinung Befremden erregt, und e« wird, wie wir hören, den Ursachen einer so unverhältniß- mäßigen Vermehrung der Selbstmorde in der Armee weiter nach- geforscht werden. In hiesigen höheren militärischen Kreisen wird bereits die Frage ventilirt, ob e« nicht opportun sei, die in der Verordnung über die DiSciplinarbestrafung im Heere enthaltene Vorschrift, wonach die Militärbefehl«haber bei Anwendung von DiSciplinarmaßregeln, durch welche ihre Untergebenen in der Selbst- bestimmung beschränkt werden, nicht weiter gehen dürfen, al« die« zur Sicherung der Erhaltung der DiSciplin erforderlich ist, be­stimmter zu fassen. Al« DiSciplinarmaßregcl galt bisher z. B. die Auferlegung besonderer Dimstleistungen, wa» den DiSciplinar- Strafgewalt habenden Offizieren leicht zum Mißbrauch Gelegenheit geben kann. Unserer Ansicht nach ist e« nothwendig, daß über die traurige Angelegenheit so viel Licht al« nur überhaupt möglich verbreitet werde." Leider istviel Licht" überhaupt nicht möglich, und würde auch nicht« nützen. Da« Uebel siegt in dem Wesen de» Mili tariSmus wenn auch die strengsten Vorschriflen gegen Druck und Mißhandlung erlassen würden, so wäre damit nicht« gewonnen, denn nach dem Grundprinzip de« Militarismus ist der Soldat kein Mensch, sondern ein willenloses Werkzeug, höchsten« ein dres- firte« Thier, und wird folglich demgemäß behandelt nicht al« Mensch, sondern al« willenlose« Werkzeug, al« dressirte« Thier. So lange der Militarismus herrscht, wird e« so sein; und mensch- liche Behandlung wird der BaterlaudSvertheidiger erst finden, nach­dem der Militarismus gefallen und au Stelle unserer stehenden Heere ein demokratische« Volksheer getreten ist. Mitunter ist der Culturkampf auch amüsant. Sehr amüsant war e« z. B., am 14. d. im preußischen Herrenhaus den Blut- und Eisensürst predigen zu hören. Er sprach mit der Salbung eines Kuaack vonunserem Evangelium der Re- sormation", betheuertedaß un« unser Evangelium, unsere durch den Papst gefährdete Seligkeit ich(Bismarck ) spreche e» al» evangelischer Christ au« höher steht, al« eine augenblickliche Opposition gegen die Regierung. Daß die« nicht geschah ich will die betreffenden Herren(Kreuzzeitungsjunker) nicht nennen, aber ich klage sie an, sie haben der Politik das Evangelium untergeordnet. Da« Bekenntuiß zum Evau- aelium hat un« gefehlt" u. s. w. Kurz der reine Knaack. Jetzt haben wir nunda« Bekeuutniß zum Evangelium" au« Fürst Bismarck'« Munde, und der protestantische Gott wird uun hofsent- lich den katholischen Gott zur Raison bringen. Apropo«, Fürst Bismarck war schon einmal ftomm. Von einigen pommer'schen Freunden in Betreff seiner religiösen und sittlichen Führung*) interpellirt, antwortete er in einem Schreibe- bries, der von den Empfängern veröffentlicht ward:Wüßten Sie, wie oft ich in meinem Kämmerlein auf den Knieen gelegen, und zu unserem Gott gebetet habe, wüßten Sie, wie mir mein Arzt wegen meiner Ermattung den Kirchenbesuch untersagt hat, sie würden mir den Vorwurf(bie Kirche zu schwänzen) nicht gemacht haben! Glauben Sie mir, es ist schwer, dem mächtigen Zuge zum Gotteshaus zu widerstehen!" Die« war in der ersten Hälfte de« Jahres 1866. Was der fromme Mann zu jener Zeit that, wenn er nicht in seinem Käm- merleinaus den Knieen" lag, da« erzählt un» Lamarmora. Zum National-Zuchthau« und zur nationalen Peitsche gehört naturgemäß die nationale Polizei, welche� da« National- ZuchthauS füllt und die� nationale Peitsche um die nationalen Langohren sausen läßt. Sehr glaubhaft klingt un« daher die jetzt durch die Presse gehende Notiz, da« ReichSkanzlcramt sei mit den ihm untergebenen Eiuzelstaaten in Verhandlungen getreten, um die Uebernahme der GenSdarmerie auf den Reich«-Etat anzubahnen, und die deutsche GenSdarmerie in eine ReichS-GenSdarmerie umzuwandeln. Nur immer so fort mit der Einheit. Durch Ein- heit zum Zuchthaus! *) Die famose Photographie, auf welcher der geniale Staatsmann neben der leichtherzigen Lucca figurirt, gab den Anlaß. Ueber den Kampf der Wiener Buchdrucker ist Folgen- de« zu berichte»: In der vergangenen Woche hatten die Gehilfen sich erboten, 5 pCt. de« bisherigen Lohnsätze« fallen zu laffeu, und so den Prinzipalen ihreFriedensliebe" deutlich genug zu erkennen ge- geben. Au« demHandel" ist jedoch bis jetzt nichts geworden, da die Prinzipale da» Anerbieten ablehnten und dafür ihrerseits 10 pCt. mehr boten, wonach die Differenz noch 6 pCt. beträgt. Wie die Wiener Gehilfenschaf bei der unter den sümmtlichen Buchdruckern herrschenden Theilnahme dazu kam, freiwillig, noch ehe der Kampf ernstlich begonnen, sich zu einer Lshnreduction von 5 pCt. zu verstehen, resp. sich aus'«Handeln" zu legen, ist uns unverständlich, jedenfalls aber kein Zeichen der Stärke und nicht geeignet, Freund und Feind Achtung einzuflößen. Die letzte Frei- tagSversammlung de«Vereins Leipziger Buchvruckergehilfen" ver- langte denn auch in rechter Würdigung der Sachlage von den Wienern strenge« Festhalten an den alten Lohnsätzen, und gab diesem Verlangen durch ein an die Wiener Gehülfenschaft gerich- tetes Telegramm Ausdruck. In Wien scheint man de» in einer Anwandlung von Schwäche gemachtenFehler" nachträglich wieder gut machen zu wollen: eine am Sonntage stattgefundene Ver- sammlung der Gehilfen beschloß einstimmig, den Ablauf der Frist, in welcher sie sich mit 30 pCt. begnügen wollen, auf den 24. April festzusetzen, dann aber bei den bisherigen Lohnsätzen (35 pCt.) stehen zu bleiben. Hoffentlich ist c« nicht zu spät! (Die mehrfach erwähnten Prozente betreffen den Localzuschlag zu dem sog. Normaltarif. Für Wien beträgt der Localzuschlag jetzt 35 pCt., davon wollten die Prinzipale 20 pCt. kürzen.) In Frankfurt wurde Blo« wegeu angeblichen Verstoße« gegen tz 130, begangen in Nr. 5 deSFrankfurter Volksfreund", zu cinmonatlichcr Gefängnißstrafe verurtheilt; der Frankfurter Tessendorff hatte sechs Monats beantragt. Gewerksgeuosseuschaftliches. Gewerkschaft der Schuhmacher. Gotha . Der frühere Bevollmächtigte F. Schmidt in Cassel, gebürtig auS Marburg , ist wegen Unterschlagung au« der Ge- werkschaft ausgeschlossen worden. Desgleichen wegen Ver­untreuungen I. G. Ekle aus Aushausen; wegen Schwindeleien der frühere Bevollmächtigte FirmkäS in Freiburg i. B. Der jetzige Bevollmächtigte I. F. Hang in Freidurg, Herren» straße 21, bittet die Lörracher Parteigenossen um Einsendung einer Adresse. Mit Brudergruß! Die Verwaltung. Ztarmstadt. Kollegen! Nachdem ich in verschiedenen Mitglieder- Versammlungen den Nutzen des Arbeitsnachweises erläuterte, wurde in einer Versammlung der Beschluß gefaßt, auf den 1. März eine allgemeine Schuhmacherversammlung mit der Tagesordnung:Die Errichtung eine« unentgeltlichen ArbeitSnachweifung«- Bureau«" ein- zuberuseo. Die Meister wurden schriftlich eingeladen. Kurz vor Eröffnung der Versammlung kamen zwei Vorstandsmitglieder des MeistervereinS und erklärten, daß sie nicht kommen könnten, indem sie selbst Versammlung mit einer wichtigen Tagesordnung, nämlich der Umbauung de» Leichenwagen«, hätten. Wir hielten trotzdem unsere Versammlung ab und beschlossen, den unentgeltlichen Arbeitsnachweis in unsere Hände zu nehmen und Kollege Krichbaum zu übertragen. Doch sollte un« der Meistervcrein überraschen. In dessen nächster Versammlung lautete Punkt 3 der Tagesordnung:Die Uebergriffe der Schuhmachergewerkschaft be> züglich de» Arbeitsnachweises". Ich erkundigte mich de« andern Tage« bei dem Vorstande, welchen Beschluß mau gefaßt habe; der- selbe sagte mir, die Meister würden den Arbeitsnachweis nicht au« den Händen geben. Ich beantragte nun gleich eine gemeinschaft- liche VorstandSsiyung, auch diese wurde abgelehnt. Angesicht« der bevorstehenden Generalversammlung und der örtlichen Verhältnisse sehen wir un» genöthigt, diese Angelegenheit etwa« aufzuschieben, werden aber dann da« Borgehen dieser Herren in öffentlichen Ver- sammlungen in da« richtige Licht stellen. Zweimal haben hier schon Mitgliedschaften bestanden und zweimal sind sie zu Grunde gegangen, und da denken diese Herren: es geht jetzt wieder so. Sie werden sich aber« täuschen; die Schuhmachergehülfen Darm- stadt» sind zur Einsicht gekommen und halten fest zusammen, wenn eS gilt einzutreten für die gemeinsamen Interessen. Ein« muß ich noch erwähnen, in jener Versammlung der Meister sagte Einer:Da« dürfen wir denen(de« GeHülsen) uicht lassen, sonst sind wir verloren." In geschlossenen Versammlungen können diese Herren räsonniren, aber in öffentlichen Versammlungen zu erscheinen, haben sie nicht den Muth; wir werden sie aber noch dazu bringen, darauf können sie stch verlassen. Unser Verkehrslokal befindet stch jetzt imrothen Löwen". Zugleich ersuchen wir den Zuzug nach hier fern zu hal- teu, indem auch schon die Löhne nicht verlockend sind. Mit Brudergruß A. Meisel. «llgemciner deutscher Schiffszimmerer. Berein. Kaminrg. Alle Bevollmächtigten, welche Anträge zu der diesjährigen, am 23. Juni stattfindenden Generalversammlung zu stellen haben, fordere ich hiermit aus, mir dieselben spätesten« bi« zum 8. Mai einzureichen. Groß. Gewerkschaft der Holzarbeiter. Augsburg . Wir ersuchen alle auswärtigen Fachgenossen, Aug«- bürg zu meiden und Zuzug fernzuhalten. Für die Holzarbeiter- Gewerkschaft: Jos. Seidel. Allgemeiner deutscher Schueiderverein. Gieße«, 19. April. Ja den neulichen Zuschriften an die Mit- gliedschasten habe ich die Adresse von A. Mendt durch Mißver- ständniß unrichtig angegeben. Dieselbe ist nicht Roßstraße sondern Weivmcisterstraßc Nr. 7 in Berlin . Ferner theile ich mit, daß sich folgende Städte unserer Gewerkschaft angeschlossen haben: Potsdam , Bevollmächtigter C. Mehlmann, heiligegeist- Straße Nr. 6 2 Etage; Mainz , Bevollmächtigter?; Reutlingen , Bevoll- mächtigter G. Kirchner b. Schneider, Schneider! Die Adresse de« Bevollmächtigten in Pforzheim ist Karl Koch bei Bachtler, Schul- platz Nr. 137, in Elberfeld N. Thomaser, Nordstraße Nr. 22. Kollegen, die Zeit de« Handeln» ist für un« da, und wir müssen dieselbe benutze», wenn wir entsprechende Fortschritte machen wollen. In jeder Mitgliedschaft muß jetzt da« Hauptthema sein: Die Agitation zur Ausbreitung unserer GewerkSgenosseu- schaft, und wenn bei der Besprechung praktische Rathschläge ge- sunden sind, dann an'« Werk, denn jeder Augenblick ist für uns thcuer. Vertheilt die Arbeit; ein Jeder hat das Zeug in sich zum Agitireu. Will man einem Manne alle« ausbürden, dann kann man nicht erwarten, daß die Arbeit so von Statten geht, wie wen» dieselbe vertheilt wird. Darum auf, ein Jeder sei auf de« Platze! Obschon da« Quartal schon längst abgelaufen ist, fehlen noch sehr viele Abrechnungen, wir erinner» driugendst daran. Mit Gruß und Handschlag.» Der Ausschuß H I. B. Kl-rx. Bremen , 20. Zlpril.(Telegramm.) Allgemeine Arbeitseinstellung der Schneider wegen der Entlas- sungsscheine Mittwoch. Zuzug fernzuhalten. Bericht folgt. Der Schneiderverei«. An die deutschen Zimmerlente. Kameraden! In Rostock haben sämmtliche Zimmerer die Forderang auf Abkürzung der ArbettSzeit von 11 auf 10 Stunden an ihre Ar- beitgcber gestellt, und dieselben ersucht, mit ihnen über diese F»r- derung in Unterhandlung zu treten. Die Meister sind jedoch auf keine Unterhandlung eingegangen, sondern haben trotzig erklärt: wer vom 5. April ab nicht wie gewöhnlich von Morgen« 6 bi« Abend« 7 Uhr arbeiten will, der soll die Arbeit verlassen. Darauf hin haben sämmtliche Zimmerer die Arbeit eingestellt. In Stcrnberg i. M. haben unsere Kameraden die Arbeit bereit« seit Anfang Februar eingestellt, weil der dortige Lohn so erbärmlich war, daß nicht einmal die nothwendigsten Bedürfnisse dafür angeschafft werden konnten. Die Forderung geht dahin, de» Lohn in der längsten Arbeit«zeit von 6 bi« 7 von 25 auf 27»/, Szr. zu erhöhen; trotz dieser geringen Forderung sträuben stch die Meister diese 25 Pf. für solch bedeutend lauge Arbeitszeit mehr zu geben, und dauert deshalb die Arbeitseinstellung hartnäckig fort. In Güstrow i. M. haben die dortigen Meister absichtlich einen ArbeitSauSschluß provocirt, indem sie, ohne daß die Gehilfe» irgend welche Forderung gestellt hätten, denselben die Arbeitszeit von 11 auf 10 Stunden reduciren wollten. Nachdem die dortigen Kameraden diesen guten Entschluß der Meister fteudig aufgenommen und auch einige schon darnach ge- arbeitet hatten, besannen sich die Herren Meister schnell und pro- klamirten wieder die 11 stündige Arbeitszeit. Al« uun die Geftllen hiermit nicht einverstanden waren, wurden sie sämmtlich am 7. April mitten in der Woche von der Arbeit ausgeschlossen. In WilhemShavcn dauert die Arbeitseinstellung hartnäckig fort und ist vorläusiz noch kein Abschluß zu ersehen. In Dirschau wollen die Herren Meister den Lohn plötzlich pro Stunde um 6 Pf. reduciren, und wird in Folge dessen ganz wahrscheinlich am Montag, den 19. April, auch dort die Arbeit eingestellt werden. Kameraden! In sämmtliche» hier angeführten Städten sind die betreffenden Zimmerleute Abonnenten de«Pionier", und e» ist da- her die Pftcht eine« jeden Abonnenten und Zimmerer«, thatkräftig für die Unterstützung dieser unserer Kameraden einzutreten; wenn jeder hierbei seine Schuldigkeit thut, und wöchentlich sein Schers- lein opfert, dann kann e« nicht schwer fallen, in allen diesen Städten zu Gunsten der gesummten deutschen Zimmerleute diese Zwistigkeiten zu beenden und den Kameraden dadurch eine halb- weg« bessere materielle Lage zu»erschaffen. Unter allen Umständen ist natürlich von diesen Städten der Zuzug abzuhalten, namentlich von ganz Mecklenburg , auch von Maurern, da in Rostock auch die Maurer die Arbeit eingestellt haben. Wenn die Zimmerleute Deutschlands alle ihre Schuldigkeit thun, so«erden wir in diese» 5 Städten trotz der verbündeten Meister dennoch siegen, ebenso gut al» wir die« im Jahre 1869 in 31 Städten fertig brachten. Thut daher Eure Schuldigkeit und sendet so schnell al« möglich Unterstützungen an die Expedition de»Pionier", Berlin , Walde- marstraße 56. Mit social-demokratischem Gruß Kapell. An die Malergehilfen Deutschland »! College »! Wir stehen hier in Berlin vor einem schweren Kampf, der Euch Alle angeht. Unsre Prinzipale wollen, bezü> stigt durch die Zeitverhältnisse, unsere 1871 mit Mühe und Roth erworbene Errungenschaft: die neunstündige Arbeitszeit, un« schnöde entreißen. Seit nahezu 4 Jahren arbeiten wir, wie alle Bauhandwerker, bi« 6 Uhr Abend«. Soll unser G-werk da« erste sein, welche« rück- wärt« marschirt? Nein, da« dürfen wir nimmermehr; denn un« würden bald die andern Branchen nachfolgen. Deshalb wollen wir mit aller Energie und Umsicht unsre neunstündige Arbeitszeit festhalten; wir kämpfen nicht für un« allein, alle Arbeiter, sie mögen fein, wa« sie wollen, würden durch unfern Fall einen Rück- schlag erleiden. Darum fordern wir Euch auf, mit allen Kräften un« zu unterstützen, namentlich auch den Zuzug fern zu halte». Roch ciumal, thut Eure Pflicht, da« Recht ist auf unsrer Seite. Unterstützungen sind zu senden an unfern Casstrer Herrn A. Paget«, Engelufer 4». Alle arbeiterfreundlichen Blätter werde» gebeten, Obige« zu verbreiten. Mit brüderlichem Gruß: I. A.: A. Hürtgen, Vorsitzender de« Verein« der Maler. Mariannenstraße 17. Correspondenzen. -Leipzig , 15. März.(Zur ReichStagSwahl im 12. säch- fischen Wahlkreis.) In Folge der Bekanntmachung imVolks- staat", sowie derjenigen de« hiesigen Stadtraths, sah ich mich veranlaßt, die Wahllisten, welche vom 14. d. M. an bi« zum 22. in deralten Waage" zur Durchsicht auSliegen, einzusehen. Da ich keine HauSliste zu Gesichte bekommen hatte, so war ich uicht besonder« überrascht, meinen Namen nicht in dem Wähler- register vorzufinden, e« war mir schon bei der vorhergegangenen Wahl so ergangen, worauf ich reklamirt habe und eingetragen wurde. Z» jeder Wahl werden aber neue Listen angefertigt, und da diesmal in unsrer HauSliste mein Name abermals nicht ein­getragen war, konnte er auch nicht in der Wählerliste verzeichnet sein. Der diensthabende Herr Beamte erklärte mir, daß zunächst meinem HauSwirth da« Versehen beizumessen sei, denn e« fehlten von unsrem Hau« die Namen einer ganzen halben Etage. E« mag ja sein, daß e« sich die Herren HauSwirthe und Hausmänner nicht besonder» schwer machen mögen/ Nun hört man die Leute oft ftagen: Wie kommt e«, daß ich jedesmal zur rechten Zeit meinen Steuerzettel bekomme und damit noch niemal« vergesse« worden bin? Ich glaube die richtige Antwort zu geben, wenn ich sage: Zur Unterlag- der Steuerzahlerlisten werden wahrfteinlich solche Wahl Hauslisten nicht genommen, dt- von den Haus- wirthen ac.:c. nach Belieben ausgefüllt, oder den MiethSbewoh- nern gegeben oder vorenthalten werden können, denn die Steuer- einfchätzungSlisteu kommen nicht blo« in die ersten und zweiten