Etagen, sondern auch rechtzeitig hinab in die Kekerwohnungeu und S Treppen bis unterS Dach hinauf. Nach beim Stenerein- treiben mit Tornister und ZiUdtudel wird jedes Winkelchen auf gefunden. Man muß es eben bei dem Steuereinheben etwaS ge nauer nehmen als bei den Wahllisten, den» unser»Klein-PariS' braucht Geld, sehr viel Geld! ES ist patriotisch, kunstsinnig und nobel! Die Stadt hat ihre Prachtbauten(Theater, Museen it.) aufzuführen und zu erhalten, ihre hochverdienten Pensionäre zu bedenken,(Herr Bicebllrgermeister Stephani z. B. kostet allein «000 Mark jährlich, da er mit vollem Gehalt penfionirt ist). Kaisers Geburtstag und Sedan zu feiern, und auch die Herren Beamten wsllen rechtzeitig und entsprechend abgelohnt sein. Von den großartigen ZukunstSbauten(SiegeSdenkmal, Rathhäu« k.) gar nicht zu reden. Schon deshalb muß man es beim Steuer» einHeben, auch der Gleichheit wegen, genauer und sichrer anfassen, als es bei den Wahllisten nöthig erscheint, wo man eS den Leuten nicht so bequem gemacht hat. Wer also sicher zu seinem Wahl recht gelangen will, Ihr Arbeiter und Kleinbürger, der hat hiw zugehen und nachzusehen, ob sein Name in der Wählerliste steht, damit nicht wieder so Viele ihr Wahlrecht verlieren wie am 10. Januar 1374. An Eure Pflichten werdet Ihr schon erinnert, um Euer N-cht habt Ihr Euch selbst zu kümmern, also versäumt nicht, die Wählerlisten bis zum 22. d. M. in der„alten Wage" ein» zusehen. Später kann nicht mehr reklamirt werden und dann Hilst auch kein Raisonircn! Wer ein Recht hat und ge- braucht es nicht, der verdient eS zu v.rlierea! Eia Bescheid auf meine Reklamation ist mir zugesagt und ich werde ihn zur öffent lichen Kenntniß in diesem Blatte bringen. R. Ludwig, Bayrischestr. 90, 4 Tr. Thonberg«. Mmgegeni» bei Leipzig . Arbeiterverein. Es erscheint angemessen, einige Wone der Aufmunterung an die Mitglieder obigen Vereins zu richten, welcher vor 1 Jahre, kurz nach seiner Coustituirung, eine so bedeutende Probe seiner Energie bei den R-ichStagSwahlen abgelegt hat. Da die Leipziger Freunde Vieles dazu beigetragen haben, unsren Verein auf eigae Füße zu stellen, so wurden wir, als die Agitation an anderen Orten nöthig wurde, von dem Ausfall der bisherigen Hilfe um so schwerer b* troffen. Mit dem Ausbleiben der fast regelmäßigen Vorträge ver> loren sich auch Mitglieder, und so fing der verein an, langsam an Zahl abzunehmen und die kleine Schaar der Getreuen hatte ziemlich schweren Stand, deus-lben bis heute zu erhalten. Dazu kommt noch, daß wir in diesem Jahre eine Gemeinderathswahl hatten, bei der wir uns betheiligten und trotz unserer schwachen Kräfte zwei unsrer Mitglieder in den Gemeinderath brachten. Seitdem sich aber die Mitglieder nur spärlich an den versamm- lungen betheiligt haben, stehen unsre Vertreter ohne Rüekenhalt und Macht den übrigen Classenvertrctern gegenüber und scheint eS, als hätten unsre Gemeindeaugehörigen kaum ein Interesse daran, ein Referat unsrer Vertreter zu hören, zu dessen Erstattung dieselben doch jederzeit bereit wären. Wir richten also zunächst an Alle, die uns so lange fern standen, die Mahnung, unsre Ver sammlungen fleißiger zu besuchen, da wir überzeugt sind, daß sie nicht bloS wegen VereinSspielereien dem Bereine betgetreten sind. Warten wir nicht, bis daS Rad der Reaktion auch uns zerdrückt, sondern erinnern wir unS an die große Aufgabe, innerhalb unser» Vereins für die Rechte der Arbeiter, für die Prinzipien der Sozial demokratie einzutreten. Mit dem regelmäßigen Besuch unsrer ver< sammlungen werden die Mitglieder neue» Interesse gewinnen und verstehen lernen, wie nothwcndig und berechtigt unsre Bestrebungen um Aller wtllen sind. W. Fischer, im Austrage mehrer Mitglieder. Magdeburg . Ein angeschossenes Reptil.(Schluß.)— Nach Verlesung der Namen und Titel derHerren, welche dieCommrssion bildeten, berichtet Motteler über eine„vertrauliche Besprechung", welche einige Tage nach Schluß der CommissionSberathungcn statt- fand und an welcher die Mehrzahl der CommissionS- Mitglieder theilnahm. Er theilte mit, wie er auch zu dieser„vertraulichen Besprechung" erschienen sei und von dem Herrn Dr. Oppenheim(nationalliberal) beschieden wurde, daß er nicht beiwoh» uen könne, weil die Besprechung eine„vertrauliche" sei. Be- weis genug, wie richtig seine Haltung in der Commisston und wie unbequem seine regelmäßige Anwesenheit in den Sitzungen war. Als Resultat der„vertraulichen Besprechung" sei der Au- trag zu bezeichnen, der die Wiederaufnahme des gefalleneu Con- tractbruchkparagraphen verlangte und den, nebst vielen Herren„von" und„Docroren", auch Herr v. Mottle und der Prinz Wilhelm von Baden unterzeichnet haben, die bei jener Besprechung zu gegen waren. Referent gab dem Artikelschreiber wiederholt anheim, da» Prä dikat der Feigheit und Lässigkeit, ebenso das der Lügenhaftigkeit künftighin vorsichtiger zu vertheilen, und entschuldigte den„Jrreir den" damit, daß er möglicherweise seinem Artikel einen jener Wasch' zettel zu Grunde gelegt habe, die durch die reptilistrten Zubringer der„Magdeburgischen", die Herren Dr. Johäantgen und Dr. Dörr, vermittelt werden.(Siehe im„Volksstaat", Nr. 91, 1374, AuSsührlicheS.) Zum Kapitel der Verlogenheit aber dürste der„Magdebur- gischen" sehr wohl bekannt sein, daß in Nr. 92 deS„VolkSstaat " von 1374 ein Erkenntniß deS Leipziger Bezirksgerichts stehe, durch welches aktenwäßig konstatirt fei, daß der Leipziger Correspondent und Mitarbeiter der„Magdcburgischen", der Eppostsecretair Herr Leonhardt, bestraft wurde«ege«'Nerränmduug der damals aus HochverrathSanklage prozesstrten und inhastirten Herren Lieb- knecht und Bebel durch die Presse*). Die betreffende Nummer de«„VolkSstaat " behändige er dem Vorsitzenden zur Verfügung deS Herrn Redakteurs der„Magdeburger Zeitung", dafern den- •) Das ist eine Klewigkeit. Etwa» Bessere»! In Nr. SS de» „Volk«staat"»om Jahr 1370 hieß e» in einer Leipziger «orrespondenz: „Der genannte Leonhardt ist früher Postsekretär gtwesen uud, wie e» heißt, wegen eine» vorgesundenen Kassendesekt» abgesetzt worden. Ebenso war dieser Leonhardt Mitglied de» Allgemeinen Turn- Vereins dahier und gehörte zur Vorturnerschast desselben, aber auch diese hat ihn verschiedener Borkommnisse wegen autgeschlossen."— Ruf Grund diese» Passu» erhob Leonhardt gegen den damaligen verantwortl. Redakteur de«„Bolksstaar" Berläomdungsklage; in erster Instanz wurde Liebknecht in eine Geldbuße von 8 Thlr. vernrtheilt! in tetzler Instanz aber, nach bffemltcher Gerichtsverhandlung am 26. Mai 1871, tlagfrei gesprochen, da der Beweis der Wahrheit al» erbracht zu be- trachteu fei. Emige Ausdrücke waren allerding» nicht ganz präci«, aber da« Dretdeuer Ob«rappellation»gericht— da» oberste de« Lande«— erklärte in seinem Bescheide,„daß, wenn der Artikel die Vorgänze(welche die Entlassung de» pp. Leonhardt veranlaßten) genau so dargestellt hätte, wie sie sich wirklich zugetragen� haben, dessen Ehre nicht erheblich stärker augegrtffen wordeu wäre" Wir gratuliren der„Magdeburgerin" zu ihrem Sorrespondenten, dem „Leipziger Tageblatt " zu seinem Mitredakteur, und dem Fürst Bismarck zu seinem würdigen Anbeter. Red. 6. V. selbe» daS Lesen von„mehr al» einem Dutzend Arbeiterblätter täglich" gehindert hätte, Kenntniß von diesem interessanten Akten stück zn nehmen. Er glaube nun de« Genügenden bewiesen zu haben, daß der „Schlaraffenlandartikel" nebst mehrfachen thatsächlichen Unwahr- heiten, Entstellungen und Unterschiebungen, den Stempel ein-S fanatischen Hasses an der Slirne trage, und es bleibe dem Herrn Verfasser nun ganz überlassen, zu widerlegen, sich zu vertheidigen, oder in sich zu gehen. Auf Einsendung einer Berichtigung auf Grund des Preßzefttz-s verzichte R-screat bis auf Weiteres. Indem nun schließlich Redner noch Ursachen und Eatwicke lung des„ehernen Lohngesetzes" bespricht, kennzeichnet er den Erguß deS„SchlaraffenartikelS" al« den Ausfluß thatsäch- licher Unwissenheit oder Böswilligkeit. Denn, wenn der Herr Verfasser höhnisch ausrufe:„Beseitigung deS ehernen Lohn- gefetzeS! Warum nicht lieber bald auch„Beseitigung der Winter- kälte" oder„der sengenden Hitze de« SommerS"? Ach! im Mär- chen arbeitet man sich durch den Hirseberg hindurch, um in das gelobte Schlaraffenland zu kommen, über welchem die öde Genoß- freiheit wie versteinerter Sonnenglanz liegt; daS ernste Leben aber weiß von solchen Mitteln und Wegen, um zur Glückseligkeit zn gelangen, nicht«; hier wird immer da» alte Wort der Bibel gel- ten, daß man im Schweiße seines Angesicht« sein Brot essen muß. Die Hirngespinnste der Sozialdemokratie mögen die Ge- sellschaft in Schüttelfröste treiben, mögen ihr viel Unheil zufügen, verwirklichen aber werden sie sich nie",— so verwechsle er wahrscheinlich die Naturgesetze mit Wirthschaftsges-tzen, welche von Menschen ersonnen worden seien. Da« eherne Lohngesetz sei da« Erzeugniß der heutigen Produktion, die doch nicht so ganz natürlichen U'sprunqe« sei, wie Winterkälte oder Sommerhitze und der Herr Verfasser sei e« diesmal, der durch den Hirseberg seiner Selbstüberhebung hindurch in sein Schlaraffenland gerathen sei, in welchem ihm der Schüttelfrost der heutigen Zurechtweisung recht wohl bekommen möge. Der stürmische Beifall, welcher dem abermals l'/zstündigen Vortrage folgte, bekundete, mit welcher Genugthuung die Versamm- lung der hochtrabenden„Magdeburgischen" diese Lektion erlheilen hörte. BiS zum Ende herrschte die gespannteste Aufmerksamkeit, und eS hat diese Versammlung sehr zur Klärung über unser Vor- gehen, speziell da« Verhalten unserer Abgeordneten im Reichstage, das nebst Vielem, in diesem Berichte Gekürzten, aus'« Gründlichste beleuchtet wurde, beigetragen.— Wie trotzdem der Berichterstatter der„Magdeburgischeu" den„Muth" hat, zu behaupten, Mot- teler habe Nicht« berichtigt, sondern es habe sich nur um politische Meinungsverschiedenheiten gehandelt, kann uur Jemand begreifen, der diesem BolkSgericht nicht beigewohnt hat, da« mit einem dreimaligen Hoch auf unsere Abgeordneten und auf die Sozialdemokratie schloß.— Die„Magdeburger Zeitung" deckt ihren Rückzug schon am 24. März in ihrer Beilage zu Nr. 139 mit folgendem Bericht: .Auch' Herr ReichStagSabgcordnetcr I. Motteler aus Leipzig hat heute den Redakteur dieser Zeitung schriftlich aufgefordert, in der sozialdemokratischen Versammlung, welche in der Centralhalle stattfinden soll, zu erscheinen. Der Letztere hielt sich indessen nicht für verpflichtet, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Sind in dem schon gestern erwähnten Artikel falsche Behauptungen gemacht worden, so würde der Redakteur, wenn er sich von seinem Jrrthum überzeugen ta««,—(aha!)— dieselben gern, so wie e« sich geziemt, in dieser Zeitung wieder zurücknehmen. Vielleicht hat Herr Motteler die Güte, ihm zu diesem Zweck eine thatsächliche Berichtigung zugehen zu lassen, welche aufmerksam darauf geprüft werden würde, ob sie eine solche sei. Warum diese Berichtigung bloS in einer Volksversammlung solle erfolgen können, vermag der Redakteur nicht einzusehen. Handelt eS sich aber nicht um die Richtigstellung von Thatsachen, sondern um Austausch der Ansichten über die soziale Frage, so wird e« wohl am besten sein, wenn Herr Motteler die scjnigen je nach seinem Berufe, als Reichstagsabgeordneter, Agitator und Schrift- fieller, im Reichstage, in Volksversammlungen und in seinen Parteiorganen vertritt, und wenn der Redakceur dieser Zeitung, der nicht ReichStazSabgeordnetcr(wie schade! Anw. d.„Volk« fiaat"- Setzer«.) und nicht BolkSredner ist, seinen abweichenden Standpunkt blo« in diesen Blättern zur Geltung bringt." DaS spricbt für sich selbst, und darum, Arbeiter Magde- bürg«, die Ihr uns heute zwar noch fernsteht, aber doch Ge- legenheit hattet, zu hören und zu urtheilen, was Wahrheit und wa« Lüge ist, besucht auch ferner unsere Versammlungen und lest die Zeitungen, dann werdet Ihr wissen, in welche Reihen Ihr gehört und wo daS Rechte liegt! Wilhelm Klee«. Mckenvakde, 9. April. Ich halte es für meine Pflicht, den Lesern de«„Volksstaat" über die hiesige Arbeiterbewegung kurzen Bericht zu erstatten. Wie bekannt, wurde vergangenen Sommer die hiesige Mitgliedschaft der Partei geschlossen. Mehremal wurde der Versuch, Volksversammlungen abzuhalten, durch die wohllöb- liche Polizei vereitelt, denn entweder wurde die Versammlung auf- gelöst oder die Bescheinigung nicht ertheilt. Am 14. Januar war e« jedoch dem Unterzeichneten gelungen, eine Versammlung einzu- berufen, in welcher Parteigenosse Baumann au« Nürnberg re- feriren sollte, der aber behindert war. Wir benutzten die Ver- fammlung zur Gründung eine« Arbeiterverein«, für welchen sich auch 39 Mitglieder einzeichneten. Am 22. Januar berief ich abermals eine Volksversammlung ein, zu welcher statt Liebknecht», den da« Landsturmgesetz in Berlin festhielt, O. Reimer er- schien. Ja übersülltcm Saale , aber in klarer Allen verständlichen Weise behandelte Redner da« Thema:„Die Ziele des SozialiS- muS und die Thätigkeit de« Reichstag«". Referent forderte auch zum Beitritt in den Arbeiterverein auf, worauf sich 20 neue Mit- glieder aufnehmen ließen. Seitdem ist aber ein Stillstand einge- treten, wa« wohl seinen Grund in der Lauheit der hiesigen Ar- bester hat. Ich berief deshalb am 20. März abermals eine Volksversammlung ein, in welcher Parteigenosse Bernstein aus Berlin über daS Thema:„Wer verschuldet die gegenwärtige Ge- schäftßkrist«, uud auf wessen Kosten wird sie beseitigt?" zur Zu- friedenheit Aller reserirte.— Auch will ick in Kürze noch der Gemaßregelteu erwähnen. Parteigenosse ErHardt, Dreßler und Lorenz, angeklagt, Leiter eiueS politischen Verein«, welcher mit anderen Vereinen i» Verbindung stehe, gewesen zu sein, wurden in erster Instanz zu 19 Thlr., ev. 3 Tagen Hast verurtheilt, wo- gegen sie appellirten. Vom Kammergericht wurde aber das erst instanzliche Urtheil bestätig:, was nun mit den Kosten 72 Mark austrägt. Auch wurde aus Schließung der Partei erkannt. Ferner sind 21 Mann angeklagt, bei einer aufgelösten Volksversammlung da« Lokal nicht gleich verlassen zu habe». Von diesen wurden drei freigesprochen und arltzehu zu 5 Thlrn., ev. 3 Tagen Hast verurtheilt, was mit den Kosten ca. 24 Mark ausmacht. Fünf- zehn Mann, angeklagt, sich an einem vorläufig geschlossenen Ver- eine betheiligt zu haben, sind freigesprochen. F. Haase, Vorsitzender de» Arbeitervereins. N«rN«. Montag den 12. März hielten die Weißgerber- gesellen ein- ziemlich zahlreich besuchte Versammlung auf dem Gesundbrunnen ab, in der Heiland über die Nothwendigkeit einer Organisation gegenüber der heutigen Produktionsweise reserirte. An der flch daran schließenden interessanten Debatte betheiligten sich die Genossen Keitel, Weiß und Können; sodann kcitisirte Hwr Jüngling scharf daS Borgehen der Meister gegen die dem Berein angehörenden Gesellen und tadelte insbesondere jene Feig- linze, die dem Verein untreu geworden seien, um weiter zu arbeiten, und eS durch Nachfeierabend-Arbeit den Meistern möglich machten, die dem Berein treu gebliebenen Gesellen fernerhin auszusperren; ein solcher Barsche hätte sogar Reisegeld genommen und hätte am andern Tage dann bei einem Meister angefangen. Herr Engel kennzeichnete dann den Endzweck de« Vorgeh-nS der Meister, indem er darauf aufmerksam machte, daß daS Aussperren der Berein«- mitglieder nur ein Borspiel zu der beabsichtigten Lohnrcduktiou sei, und schließlich forderte der Wcißgerbermcister Schulz sämmt- liche Anwesende auf. dem Verein unter allen Umständen treu zu bleiben, denn daS Borgehen der Meister sei ein brutaler Eingriff in die Bürger- und Menschenrechte eines jeden Einzelnen. Keitel versprach sodann, daß am nächsten Montag den 19. April die Aussperrung der W-lßgerbergesellen auf die TageSordnuug der Volksversammlung in Huth'S Lokal gesetzt werden würde. Kuffe a. S., den 11. April. (An die Parteigenossen.*) Seit kargem hat die Commisston zur Verbreitung deS„Neuen Social- Demolcat" und„Volks staat" ihre Thätigkeit am hiesigen Orte begonnen. Bereits haben wir das erfreulichste Resultat aufzuweisen. Aber weitere, größere Forlschritte müssen gemacht werden, den« noch hat daS Abonnement dieser Blätter bei unS nicht die Höhe erreicht, die nothwendig ist, damit wir unS den Parteigenossen anderer Orte zur Seite stellen könnten, was aber bei dem große» und gedrückten Fabriksproletariat Halle's leicht erreicht werden kann. Darum aus Freunde! konzenttiren wir unsere Anstrengunge» auf den einen Punkt: Verbreitung unserer Parteiblätterl Sie sind ein mächtiger Keil, dem Unverstand und der Ueber- zengungSlostgkeit in die Seite getrieben. Thue Jeder seine volle Schuldigkeit, dann wird auch in Halle unsere große Sache die Massen ergreisen und der JndiffwentiSmuS weichen, der schmachvoll auf dem hiesigen Arbeiterstand lastet. Wir ersuchen ferner unsere Freunde, unS bei Ueberwindung der Schwierigkeiten dieses Unter- nehmenS dadurch behilflich zu sein, daß sie die AbonnemeutSgelder, soweit als möglich, pränumerando entrichten, damit wir alle» Anforderungen gerecht werden können. Abonnements werden i» jeder Versammlung, sowie bei den Mitgliedern der Commisston entgegengenommen, monatliche sowohl wie wöchentliche. Im Nach- stehenden bringen wir die Namen der Gastwirthe zur Kenntniß der Parteigenossen, wo unsere Blätter auSliegcn, und fordern sie auf, nur solche Lokale zu besuchen, wo man unsere Bestrebunge» unterstützt. Der„Neue Social-Demokrat" liegt aus bei Senf, Geistthor 22; Schräder, großer Schlamm 1; Hochmuth, Fleischergaffe 32; Thielcke, KlauSthor-Borstadt 6; der„Volks- staat" beim Gastwirth Gläser am Königplatz. Die Kommission zur Verbreitung de«„Neuen Social-Demokrat" und deS„VolkSstaat ". I. A.: H. Rödiger. Uom AHein.(Lourgeois-Dekrcte.) Friedrich Harkort konnte in semer Broschüre:„Der Aibeiterspiegel"(welche hier in vielen Fabriken verschenkt wird) keine größere Naivetät begehen, al« der Sozialdemokratie den Borwurf der Volksverdummung zu mache», ist doch gerade der intelligente und gebildetste Tqeil der Arbeiter sozialistisch gesinnt. Sodann legt Harkort den Arbeitern die hen- tige Gcschäst«krise zur Last. Eine solche Absurdität ist freilich nur dem kindisch gewordenen Harkort zuzutrauen, und eS wundert un« sehr, daß er die Arbeiter nicht auch für die Gründer- und Schwindlerperiode verantwortlich macht, die zum guten Theil die KrisiS heraufbeschworen hat. Hier nur einige Folgen dieser KrisiS. Bor etlichen Wochen wurde in der Räderfabrik von Gebrüder van der Zhpen eine Redaktion der Akkordarbeit(Tagloh» ist de« Arbeitern besagter Fabrik fast gänzlich unbekannt) von IS— 29 Proz. angesagt; sodann erschien nach Pnblizirung der Lahnreduktion ei» Dekret nachfolgenden Inhalt«:„Die mangelhafte Unterhaltung der Drehbänke veranlaßt un«, Folgende» zu bestimmen: Diezenigeu Arbeiter, welche ihre Werkzeugmaschinen uud deren umliegende» Raum nicht auf'« Sauberste unterhatten, verfallen in eine Geld- strafe bis zu 5 Mark, event. Entlassung. Für tadellosi Instand- Haltung werden besondere Vergütungen bis zu 3 Mark angesetzt. Kleinere Reparaturen an den Drehbänken, wenn dieselben nicht durch Verschleiß vorzunehmen, sind in den Akkordpreisen einbe- griffen". Und waS war da« Resultat deS Dekret«? Da die Dreher durch die Lohnreduktion sich genöthigt sahen, um keine weiteren Versäumnisse eintreten zu lassen, ihre Maschinen, während dieselben im Gange waren, zu reinigen, so sind in dem kurzen Zeitraum von 8 Tagen 2 Unglücksfälle(totale Verstümmelung der Finger) zu verzeichne». Dabei legte der Fabrikbesttzer für die viel- gepriesene Harkort'sche Humanität der besttzenden Klassen ein glän- zendes Zeugniß ab, indem er nach dem letzten Unglücksfalle noch cynisch genug war, den Arbeitern durch einen Meister sagen zu lassen, er(ver Fabrikinhaber) würde morgen eine Revision vor- nehmen, übrigens sollten ste ihre Finger unter den Zahnrädern weglassen. Auch muß noch bemerkt«erden, daß einem jugend- lichen Arbeiter von 14 Jahren vor ungefähr 6 Wochen ein Ar« vollständig zerquetscht wurde, wodurch die völlige Invalidität de« Betreffenden herbeigeführt wurde und für sei» Leben gefürchtet wird. ES ist hierbei der Umstand besonder« hervarzuheven, daß der Verunglückte Abend« ohne jedwede Beleuchtung seine« Platzes feine Arbeit verrichtete, und dazu noch au einer Schraubschneidemaschine. Zum Schluß sei noch als Curiosum ein andere« Dekret oben- benannter Fabrik erwähnt. Dasselbe lautet:„ES wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß der Dreher H. nach langen anhalttnven inständigen Bitten wieder zur Arbeit angenommen worden ist. Für sein ftttherc« Betragen hat derselbe eine Strafe von S Thlr. z» zadlea, welche der hiesigen Straskasse zufließen; eine Kündigungsfrist hat der H. nicht zu beanspruche», sondern die Arbeit zu verlassen, wenn ich e« bestimme. Zu obengenannte« Unglücksfällen bemerke ich noch, daß es jedenfalls a« Platze wäre, dahin zu wirken, daß die Betriebsmaschine» während der Reiui- gungSzeit still zu setze» wären." E« ist bezeichnend, daß der Fabrikant das n»r wünscht, wo doch die strengsten Befehle am Platze wären. Duisburg , ö. April. E« verlohnt sich wohl der Mühe, Einiges über die Humanität und Arbeilerfreundlichkeit der hiesigen Fabrikanten gegenüber den Arbeitern in weiteren Kreisen bckannr zu machen. Nachdem vor-inigen Monaten, wie schon damals im „VolkSstaat " bekannt gemacht wurde, die hiesigen Fabrikanten die Arbeitslöhne bedeutend herabgesetzt hatten, verlheilte die Kruppsche Verwaltung der Johanneshütte den Harkort'scheu„Arbeiter- *) Auch von den Parteigenossen außerhalb Halle zu beherzigen.
Ausgabe
7 (23.4.1875) 46
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