Erscheint in Leipzig  Mittwoch, Freitag, Sonntag. Bestellungen nehmen an alle Postanftalten u. Buchhand- lungen des In- u.Auslaudes. Filial- Expeditionen für die Vereinigten Staaten: F. A. Sorge, vor 101 HodoKen, N. J. Peter Haß, 8. W. Corner Third and eoates str. Philadelphia  . Abonnementspreis für ganz Deutschland  IM. 60 Pf. pro Quartal. Monats-Abonnements werden bei allen deutschen Postanftalten auf den Lien u. 3le» Monat und auf den 3ten Monat besonders an- genommen; im Kgr. Sachsen u. Hrzgth. Sachs.-Altenburg auch aus den iten Monat des Quartals ä 04 Pf. OrgandersozialdemokratischenArbetterMrteiundderinternationalenGelverksgcnossenschaften. Inserate» die«bhaltuag hon Partei-, Satins- rwl» VolkShtrsannnlsngtn, sowie die Mal- Sxptditiontu und sonstige Partei-Angtltgwhettm betreffend, werden mit 10 Anzeigen mit 25 Pf. die dreigespaltme Petit-Zeile berechnet. Privat- und BergnügungS- Nr. 62. Areitag, 4. Juni. 1875. i Die Religio» der Sozialdemokratie. Von I. Dietzgen. Sechste Kanzclrede. Unsere letzte Betrachtung galt dem althergebrachten Satz:.der Mensch muß Religion haben." Wir Ubersetzten denselben in raiso- nable» deutsch  , und da lautet er:.System muß der Mensch haben." ES ist sein intellektuelle» Bedllrfniß einen Standpunkt zu gewinnen, von wo er die ganze Welt überschaut. Damit da» Gewimmel ihrer Manickfaltigkcit ihn nicht irre mache, theilt er, wie den Himmel in Sternbilder, so den KoSmo» in Regionen, Ordnungen, Klassen, Familien, Arten und Individuen. Kurz, der Manich- saltigkeit giebt er mauichfaltige Namen. Sich also zu orieutiren wissen, alle» rubriziren können, nennen wir.System haben". Daß ein Thier in die Zoologie oder ein Kraut in die Botanik gehört, wird bald verstanden, aber zweifelhaft ist und bestreitbar, in welche Rubrik Wahrheit, Freiheit, Gerechtigkeit und viele andere Dinge hingehören. Vollkommen ist ein System nur, wenn alle» wa» vorkommt seinen Platz darin findet, wenn alle» vorgesehen, alle» rubrizirt ist. ReligionSstiftcr und Philosophen haben solche Systeme machen wollen, aber keine» davon hat Stand gehalten. Der Lauf der Zeit brachte und bringt immer noch neue Erscheinungen, neue Erfahrungen, neue Dinge, die nicht vorgesehen find. Sie wollen nicht in da» vorhandene System passen, und mußte deshalb jedcS> mal ein neue» gemacht werden, bis endlich wir Sozialdemokraten klug genug find ein System zu haben, da» hinreichend weit ist für alle gegenwärtigen und zukünftigen Neuigkeiten. Um diese anscheinend vermessene Präiension zu erläutern, muß ich von neuem ausholen. Wie die Theologen nach einem lieben Gott suchen, der die Omnipotenz der Welt in seiner Person ver einigt, so haben die Philosophen nach einem System gesucht, da» all die manichfachen Wissenswürdigkeiten in einen Knoten zu- sammenpackt, um die gcsammtc Wissenschaft, einem Brocken gleich, verschlucken zu können. Jetzt wissen wir sehr genau, daß eine Farbe nicht grün und blau und gelb und schwarz zugleich sein, d. h. daß die Gattung sich nicht in einem Individuum verkörpern kann. In keinem einzelnen Menschen und noch weniger in einem einzelnen Begriff kann die ganze Wissenschast konzentrirt sein. Und doch behaupte ich, wir besitzen eine solche Konzentration. Sind nicht im Begriff der Materie alle Materialien der Welt enthalten? So hat auch alle» Wissen eine gemeinschaftliche generelle Form: die induktive Methode nämlich. Daß die Induktion die einzige, die allgemeine Form der Wissenschast, daß sie anwendbar ist auf alle Probleme, auf alle Objekte, die» Bewußtsein giebt der Sozial demokratie jene systematische Sicherheit, jene geistige Ueberlegenheit, welche die Augen unserer Gegner vor Erstaunen glotzen macht. Wir wissen nicht alle», aber wir kennen die generelle Form alle» Wissen« und besitzen daran einen Prüfstein, womit alle Bären zu finden sind, welche die Trabanten unserer Machthaber dem Volke aufbinden. Die Induktion ist in der Naturwissenschaft eine be kannte Sache; daß aber eine systematische WeltweiSheit darin enl halten ist, berufen, die gesammtc Windbeutelei, die religiöse, die philosophische und politische auSzutrtiben, ist eine fozialdemo kratische Neuigkeit. Unsere Drängcr, die Mächtigen und Besitzenden, Kulturkämpfer und FortschrittSmänner, Liberale und Freimaurer   find auch Für- sprecher der Induktion, nur soweit sie ihnen zum Kram paßt. Sie theilen Alle»: die Leute in Herren und Diener, da» Leben in Die»- und Jenseits, die Person in Leib und Seele, und die Wissenschast in Induktive  « und Deduktive». Da« Theilen ist gut und recht, wenn dabei System, wenn da» Getheilte unter einem Hut gehalten, wenn die Verschiedenheit al» eine nur graduelle bekannt ist. Da« Leben in Die»- und Jenseit» trennen, ist ni'cht unverständig, nur muß dabei gewußt sein, daß wie sprachlich, so auch sachlich, DieSseit» und Jenseit» zwei gleich- berechtigte Forme» desselben Leben» find. So sprechen wir ver- ständigerweise von einem Leben die»- und jenseit» de« Oceav». Auch die Sozialdemokraten haben Leib und Seele. Unser Leib ist die Summe der leiblichen und die Seele Summe der seelischen oder geistigen Eigenschaften. Aber, wohl gemerkt! die empirische Erscheinung ist da» einhellige Material, die gemeinsame Rubrik für Leib und Seele, für Körper und Geist. Seele oder Geist ist un» ein Attribut der Welt und nicht, wie umgekehrt der Pfaff will, die Welt ein Attribut oder Machwerk de» Geiste«. Darwin  lehrt, daß der Mensch au» dem Thier entstanden. Auch er unter scheidet Thier und Mensch, aber nur al» zwei Produkte desselben Stoff», al« zwei Arten derselben Gattung, al» zwei Cousequenzen desselben System». Solche systematische Trennung ist in conse- quenter Durchführung nnseru Widersachern ebenso unbekannt wie die verstandesmäßige Einheit. Da lobe ich mir die alte religiöse Ehrbarkeit. Dort herrschte System. Die»- und Jenseit», Herr und Knechtschaft, Glauben und Wissen war unter der einheitlichen Verwaltung Dessen, der da sagt:.ich bin der Herr, dein Gott  ." Run weiß ich wohl, daß auch die Religiösen im Dualismus, in einer relativen Systemlofigkeit stecken. Ich weiß wohl, wie sie zwischen Himmel und Erde bangen. Al« jedoch vordem der liberale Keil de» Zweifel« noch nicht in da» religiöse Fleisch getrieben, al» die Religion ernsthafter gemeint, war sie auch weniger dualistisch. Der Teufel war da nur ein Werkzeug, da» irdische nur eine vor- übergehende Prüfungszeit de« ewigen Leben«. Eine« war dem Andern untergeordnet, e» war ein Schwerpunkt, ein System da. Wenigsten« im Vergleich zur modernen Halbheit und Freimaurerei schnitt man au« ganzem Holze. schwierige» Problem, an dem der Menschengeist sich versucht hat, so lange er in Arbeit ist. Seit beinah einem halben Jahrhundert ist da« Räthscl gelöst, ist die Weisheit systematisch geworden. Daß man nun trotz der Führung von gelehrten Professoren und verdienstlichen Naturforschern nach einer längst hell erleuchteten Sache noch im Dunkeln tappt, hat seine politischen Gründe. Reak- tionäre Bosheit hat die revolutionäre Conscquenz de« induktiven System» gewittert. Meister Hegel stellte schon da» eigenhändig angezündete Licht unter den Scheffel. Die kühneren Nachfolger konnten in der Zeit, wo intercsfirte konservative Niedertracht da» Regiment hatte, nicht zur Anerkennung kommen. Und bi» heute noch läßt der ganze privilegirte Troß e» sich angelegen sein, den fortglimmendcn Funken unter Asche zu halten. Fachen wir, Partei- genossen! Sobald er lodert find de» Teufel« alle Kmder der Nacht. So unumgänglich wie der Magen essen und trinken, so unver- weidlich will der Kopf System, d. h. Zusammenhang in der Welt, einen.letzten Grund" haben, auf den sich alle» gründet. Dieser letzte Grund ist ein spitzig Ding. Nach religiösem System ist der liebe Gott.letzter Grnnd". Idealistische Freimaurer glauben alle» mit der Vernunft begründen zu können. Befangene Materialisten suchen in heimlichen Atomen den Grund alles Bestehenden, während die Sozialdemokraten alle» induktiv begründen. Wir besitzen die prinzipielle Induktion d. h. wir wissen, daß nicht deduktiv, daß au» der Vernunft keine Belehrung zu schöpfen, sondern nur mittel« Vernunft an» der Erfahrung Kenntnisse zu holen sind. Letztere Art der Begründung ist allerdings auch andern Leuten bekannt, aber e» fehlt die systematische Kenutniß der Sache, e» fehlt die Consequenz. Die Weisheit der antisozialistifchen Welt ist nicht einheitlich, ist ein induktive» und deduktive» Gemisch. Man kennt da« induzircn, aber das System der Induktion kennt man nicht. In Details ist man wohl beratheu, aber wo e» um generelle Weltangelegenheiten sich handelt, geht der Verstand aus. Anfang und Ende von dieser oder jener Sache ist bald gefunden, und wa» in irgend einem konkreten Falle Schein und wa» Wahr- heit, darüber ist man leicht verständigt. Aber bei der Frage nach dem generale» Anfang, nach dem Ansang der Welt, oder wie Wahrheit, Recht, Kraft, Stoff, Einheit und Vielheit, Ursache und Wirkung, Freiheit und Knechtschaft sich im allgemeinen verhalten da hört das Latein auf und der Thurmbau von Babel be- ginnt. Der Eine citirt die Offenbarung, der Andere beftagt Kant oder irgend einen staubigen Klassiker, der Dritte gar will von Theologie und Philosophie nichts wissen, wendet sich an da» physikalische Experiment und erhofft die Lösung der großen Räthsel von der Naturwissenschaft. Dieser rathlosen Zerfahrenheit gegenüber ist die internationale Sozialdemokratie stolz darauf, einenletzten Grund" zu haben, auf den sich alle» gründet, einen wissenschaftlichen Grund für Alle», systematische Weltweisheit zu besitzen. Wir bekunden unsere prinzipielle Ueberlegenheit praktisch und offenbar durch die ge- schlosseue Einhelligkeit unserer Bestrebungen und Forderungen. Sowohl in religiösen wie politischen Dingen hat die mauichfaltige Schattirung unserer Gegner keine Grenzen. Wir differiren wohl auch untereinander, aber die antisozialen Kulturhelden haben wahr- hastig keine Ursache die Uneinigkeit der Sozialdemokraten zu be- kritteln. Wir streiten un» um Details, um zeitgemäße Organisa- tion, um praktische und taktische Fragen, aber im Allgemeinen, in Prinzipien und Theorien stehen wir einig, geschlossen, Mann an Mann, weil wir da» haben, was Alt- und Neukatholikeo, Re- formirte und Aufgeklärte haben möchten: wir haben System. Der Anfang und da« Ende aller Weisheit ist uns genau bekannt. Damit, verehrte Zuhörer! soll oicht gesagt sein, daß jeder Sozialdemokrat nun auch die genaue Kcuntuiß des System» be sitzt. Ihr seid nicht alle systematisch geschult, sonst dürfte ich ja daS System nicht erst predige». Ich behaupte nur, daß Eure sozialdemokratischen Tendenzen auf systematischer Wissenschaft be ruhen. Ich behaupte, daß die induktive Begründung einer Sache, die einzige, wahre, wissenschaftliche Begründung ist, und daß sich au« dieser prinzipiellen Induktion die wundervollsten antireligiösen und reichsfeindlichen Cousequenzen ergeben. Gern möchte ich zu solchen interessanten Details übergehen, muß mir aber da» einst weilen versagen, um erst noch den Grundstein unserer Weisheit um und um zu wälzen. Ich wiederhole, und al» Kanzelredner darf, soll nnd muß ich zum Zweck der Belehrung wiederholen: An Stelle der Religion setzt die Sozialdemokratie systematische Weltweisheit. Diese Weisheit findet ihre Begründung, ihren.letzte» Grund" in den faktischen Verhältnissen. Die Weisheit der andern FortschrittSmänner thut in der Naturwissenschaft dasselbe, und in Hau»- und GeschästSangelegenheiten verfährt sie eben so rationell StaatSaffairen aber will sie, wenn auch nicht mehr mit Gotte» Wort, dann doch immer noch mit Offenbarungen der Vernunft begründen. Die in ihrem Kopfe enthaltenen Begriffe von Ge- rechtigkeit, Wahrheit, Freiheit sollen die Modelle zur rechten, wah- ren, fteieu Gestaltung der Welt liefern. Die Erfahrung, daß so- wohl die feudale wie die liberale und klerikale Gerechtigkeit und Freiheit und politische Wahrheit und Weisheit nach dem leiblichen Interesse der betreffenden Parteien modellirt ist, hat un» da« Verstäudniß nahe gelegt, daß sich überhaupt die Weisheit nicht au» dem Kopfe, sondern nur mittelst de« Kopfe« au» empirischem Material ziehen läßt. Zufolge dessen modelliren wir mit Bewußtsein, mit syste- matischer Konsequenz unsere Begriffe über Gerechtigkeit und Frei- heit nach unseren leiblichen Bedürfnissen, not», beu« sind e» die DaS Schneiden au« ganzem Holze, geliebte Zuhörer, ist ein Bedürfnisse de» Proletariat«, der großen BolkSmasse. Da« fak- fchaften sind feine Untergebenen, die Systeme der Astronomie tische leibliche Bedllrfniß einer.menschenwürdigen" Existenz ist der.letzte Grund", womit wir die Rechtmäßigkeit, Wahrheit, B-rnllnftigkeit der sozialdemokratischen Bestrebungen erweisen. Im System der Induktion geht der Leib dem Geiste, da» Faktum dem Begriffe voran. Der Gebrauch ein und desselben Worte» schläfert, wie ein Paternoster, leicht den Verstand ein. Ich will deshalb, zur Ab- wechfelung, unser SystemSystem der erfahrungsmäßigen Wahr- heit" nennen. Die Duselbrüder der anderen Parteien reden wohl noch von göttlichen, moralischen, logischen u. s. w. Wahrheiten. Wir aber kennen keine göttlichen und keine menschlichen Wahrheiten, wir kennen nur die eine erfahrungsmäßige Wahrheit. Mögen wir diese nun mit Spezialnamen in Abtheilungen trennen, da» Ge- neralkennzcichen bleibt. Wahrheiten, wie sie immer heißen mögen, gründen sich ans physische, leibliche, materielle Erfahrung. Al» solche sind e» Glieder oder Arten de« erfahrnngSmäßigen System». Wir schneiden nur au« einem, wir schneiden au» ganzem Holze. Wir begründen unsere Thesen faktisch oder erfahrungsmäßig und verfahren dabei systematisch oder logisch. Kann e«, werthe Zu- Hörer, Evidentere» geben, al« solche Evidenz? Sehen wir un» nun, nachdem also da» Fundament bloSgelegt ist, den Bau der Weltweisheit vom erhabensten Standpunkte an. Bon hier au» besteht die ganze unendliche Manichfaltigkeit aller Dinge au» demselben einheitlichen, au» empirischem Stoffe. Alle verschiedenen Qualitäten besitzen eine Generalqualität. Wie diffe- rent sie auch sein mögen, ob groß oder klein, ponderabel oder imponderabel, geistig oder körperlich, alle Dinge der Welt stimmen darin übereiu, empirische Objekte unsere« Erkenntnißvermögen«, er- fahrungSmäßigeS Material de» Intellekt» zu sein. Vom Stand- punkte de« induktiven System» ist die Welt mit ihrem ganzen Inhalt ein einzige» uniforme» Objekt. Alle Detail« sind nur Modalitäten dieser absoluten Einheit. Physische Erscheinung oder empirisches Material heißt die universelle Gattung, der gegenüber alle anderen Gattungen nur Arten sind. Sie ist die einzige Sub- stanz und Wahrheit, alles andere nur Eigenschaft und relativer Schein. Festes und Flüssige», Holz und Metall summiren wir geläufig unter den BegriffStoff". Wa« kann abhalten, alle Dinge unter dererfahrungsmäßigen Wahrheit" oder derem- pirifchen Erscheinung" zu summiren? Demnach mögen wir denn auch trennen in Organisches und Anorganische», in Elementare» und Zusammengesetzte«, in Kräfte und Stoffe, in Physische« und Mo- ralische», in Gute» nnd Böse« n. s. w. n. f. w. Durch die ge- meinsame Gattung sind alle Gegensätze versöhnt und überbrückt. Alle« wohnt unter einem Hut. Die Verschiedenheit ist nur Form, dem Wesen nach ist Alle« von ein und demselben Kaliber. Der letzte Grund aller Dinge ist die empirische Erscheinung. Ersah- rnngSmäßige» Material heißt der generelle Urstoff. Er ist ab- folnt, ewig und allgegenwärtig. Wo er aufhört, hört aller Ver- stand auf. Da« induftive läßt sich füglich auch da» dialektische System nennen. Hier findet sich, wa« die Naturwissenschaft immer mehr bestätigt, daß auch die wesentliche» Unterschiede nur graduelle Ber  - schiedenheiteu sind. Wie scharf wir auch die Merkmale feststellen, welche da« Organische vom Anorganischen, da» Pflanzen- vom Thierreich unterscheiden, so zeigt Natura   doch, daß die Grenzen verschwinden, daß alle Verschiedenheiten und Gegensätze ineinander- fließen. Die Ursache wirkt und die Wirkung ursacht. Die Wahr- heit erscheint und die Erscheinung ist wahr. Wie die Wärme kalt und die Kälte warm, beide» sich nur dem Grade nach unter- scheidet, so relativ ist da« Gute» und da» Böse gnt. Alle» find Relationen desselben Stoff», Formen oder Arten der phy- fischen Empirie. Unter meiner Zuhörerschaft bemerke ich einige fremde Gäste, denen die uniforme systematische Weltanschauung, die ich hier pre- dige, derart neu und unerhört ist, daß ihnen unwillkührlich die fadesten, geistlosesten Einwendungen auf die Zunge steigen. Sie möchten fragen, wie ist e» möglich, empirische» Material al» Grund- bestaudtheil aller Objekte der Wissenschaft nachzuweisen? Giebt e» denn da keine Dinge, wie da» Wesen Gotte«, reine Vernunft, sittliche Weltordnung u. f. w.? An dem Exempel einer solchen Frage sollen die werthen Partei- genossen erkennen, wie der Unverstand tief im menschlichen Fleische sitzt. Gott  , reine Vernunft, sittliche Weltordnung und viele an- dere Dinge bestehen nicht au» empirischem Material, e» sind keine Formen der physischen Erscheinung und läugnen wir deshalb auch ihr Dasein. Jedoch die Begriffe dieser Gedankendinge sind phy- sisch erschienen, sind faktisch vorhanden. Sie mögen wir sehr wohl unserer induktiven Forschung al« Material unterbreiten. Den Wörtern physisch, empirisch ,c. unterlegt man wohl gewöhnlich einen engeren Sinn, ich ergänze dieselben deshalb miterfah- rung«mäßig". Da» Glaubenssystem der Religiösen   nnd die Vernunftsysteme liberaler Logenbrüder stellen andere Anforderungen. Da« System der empirischen Wahrheit, dem die Sozialdemokratie huldigt, for- dert die induktive Form, e» erkennt nnr diejenigen Begriffe, Leh- ren oder Theorien an, die bewußtermaßen einem crfahrung»- mäßige» Material entnommen sind. Von der Höhe diese» Sy- stem» sehen wir die Brücke, welche Philosophie und Raturwiffen- schaft mit einander verbindet. Sie besteht nur au» einem Stein, au« dem Grundstein aller Weisheit, au» der exakten Kenutniß, daß der menschliche Intellekt ein induktive» Instrument ist. Alle Spezialkenntnisse sind Anwendungen dieser Generalkeuntniß. Der Intellekt ist der General aller Wissenschaft. Die Spezialwiffen-