Jetzt wollen wir noch eine« un�er<r Kirchhöfe der Freiheit be- suchen. Scmendria und Kcagujewa) haben wir besucht, j'tzt wollen wir auch Schab atz streifen, besser die Polizei, die Festang von Belgrad und Fetislam. Die Schabatzer Komödie ist beendigt. Der Vagabund Lunjeviza, persönlicher Freund„Seiner Hoheit", hat seine Rolle gut gespielt; die Verschwörung ist entdeckt und die „Verschwörer" sind verurtheilt. Mita Zenic ist zu 8 Jahren Kerker in schweren Eisenfesseln verurtheilt und befindet sich jetzt in der Festung von Belgrad . Iowa Alawantic ist nach Fe- tislam trandportirt worden, um dort 1v Jahre im Kerker zu ver- bringen. Kosta Dinic ist zu 3 Jahren polizeilicher Aufficht v r- urtheilt und verbringt jede Nacht in der Polizei. Diese Männer wurden augeklagt und verurtheilt wegen Vorbereitungen zu einem Aiteutat auf daS Leben de« Fiirsten. E» ist ungewiß, ob Aia- wantic solche Pläne geschmiedet oder nicht. Seiner früheren Le- bensweise nach zu urtheilen, könnte man die Frage bejahend be- antworten, doch bei der Untersuchung wurde klar, daß die« nicht der Fall sei. Aber die andere» find ganz und gar unschuldig und wurden doch so hart gestraft! Soll ich noch weitere Beweise auf- führen? Nein, e« ist genug. Mit Einem Worte sagt man e« doch eben so gut: In Serbien blüht da« System de« Schrecken» in all' seiner Macht. Alle Organe der freien Meinungsäußerung sind unterdrückt. Da« Kajmakamer-Blatt„�Vidow-dnn" und Ristic's„Osten" machen die ganze serbische Journalistik an«. Im Innern von Serbien schnüffelt jeder Beamte danach, ob in seinem Bereicke„gefährliche" Bücher»erkaust werden. Die Verkäufer solcher Bücher werden danu ausnahmslos aus dem Dienste au«- gewiesen oder verhaftet rc. E« nähert fich die Zeit, in welcher die Wahlen stattfinden sollen; die Tyrannei nimmt zu, damit aber auch die Unzufrieden- heit. Die Ueberzeugung faßt immer tiefer Wurzel, daß e» keine Bersöhiiung giebt zwischen dem Volk und der Bureaukratie. Fürst Milan reist— und die„versöhnliche und gutgesinnte" Regierung schmiedet mörderisch- Plane und bezeichnet alle Männer, die ihr bei der Ausführung dieser Plane hinderlich sein könnten, sie ersinnt einen„genialsten" aller„genialen" Plane, u« diese Männer gründlich zu vernichten. Mariuowic reiste in„StaatSangelegenheitcu" nach Rußland . Diese„Staatsangelegenheiten" bestehen darin, daß die Partei der Kajmakaner*) beabsichtigt, die Verfassung zu stürzen, dem armen Volke auch noch diese zu entreißen, um eS dann desto ungestörter exploitiren zu können. Marinowic hatte die Aufgabe, die Meinung„Seiner Majestät" de« rassischen Imperator« bezüglich dieser Angelegenheit zu erforschen. Es ist unbekannt, welche Autwort er erhielt, aber daß die Kajmakaner an ihrem Plane forlarbeiten, das st cht se.st Der letzte und gewaltthätigste Aa der jitzigcn Regierung ist ein Circnlar, daS allen Bezirkshauptleuteu zugesandt«ardc. Darin wird ihnen ausgetragen, alle Diejenigen in eine L!ste einzuschreiben, welche„Commnuistea",„Republikaner " oder„sonstige Gegner der Regierung und de« Thrones sind." Die Beamten haben ihre Pflicht gethau, und die JnscaptionS- listen„gefährlicher Personen" sind an« einigen Oaen schon nach der Residenz gesüicki worden, um gelegentlich ProsciiptionSlisten zu werden. Man munkelt, daß die Regierung den Plan hegt, alle diese Leute zu vernichlen. Diesen„genialen" Plan soll Protic, der KriegSminister geschmiedet haben(derselbe, der die Rolle eine« außerordentlich geschickten KupplerS bei„Seiner Hoheit" spielt »ad sonst sehr berühmt ist wegen seiner pikanten Verhältnisse mit jungen Frauen). Der Plan soll dadurch zur Ausführung gelangen, daß man eine großartige Verfchwöiung„entdeckt"(!) an welcher all diese Männer Theil nehmen,— dann sollen dieselben theilS getödtet, theil« zu langjähriger Kerkerstrase verurtheilt werden. Wenn die» nicht gelingt, so beabsichtigt man einen Aufruhr zu ?>rovociren und alle Diejenigen zu morden, die der blutigen Reaktion n der AllSsührung ihrer noch blutigeren Plane hinderlich sein könnten. Fürst Milan reist— ja«Seine Hoheit" entschloß sich, ein großes Opfer zu bringen— ach, welch ein Opfer!— Volle 20 Tag« getrennt zu sein von all' seinen Belgrader Maitressen, von seinem grünen Tisch«, von seinen„Hof"- Affen und von all' seinen Hofnarren(HanSwürsten). U�d warum? Um s«in unzufriedene« Volk zu besichtigen. Nur zu, Eure„Hoheit"! Befolgen Sie nur die sinnlosen Ratschläge Ihrer Lakaien und setzen Sie die Bei folgungen und die Tyrannei nur fort! Berauschen Sie sich nur an den erzwun- genen Huldigungen de« Volkes, verzeuden Sie nur da« Blut und den Schweiß de« Volke« an Ihre Maitressen, im Kartenspiel, und in sonstigen Ausschweifungen. Nur zu! Die Zdt naht heran, wo Sie für all diese Handluugen sich zu verantworten haben! Die Opfer, welche unter den Hieben Ihrer Henker, der nieder- trächtigen fürstlichen Lakaien, fallen, flehen nicht um Ihr Erbarmen, aber sie werden auch keine Nachsicht haben für Sie und Ihre Sippschaft. Die Feder ist einstweilen unsere einzige Waffe. Aber seien Sie überzeugt, daß fie nicht gar so harmlos ist. Bald werden Sie sich davon selbst überzeugen. Wir werden mit Ziffern be- weisen, wie tief Sie in Schulden stecken, wie viel Subvention Ihre Maitressen erhalten, wie abscheulich das Idol ist, wegen dessen man Abgesandte au« der Volksversammlung ausweist, nur weil diese zu sagen wagten, daß Sie jung stnd! Verdoppeln Sie nur da» Heer der GenSdarmen und der Spione, unsere Schriften werden doch da« Fürsteuthum übersäen. Wir können auch unermüdlich sein. Bi« jetzt bastrte unsere Thätigkeit ihrem Wesen nach aus ruhiger Entwicklung, sie war ein Culturkamps. Mit dieser Tyrannei hat man un« au» unserer natürlichen Laufbahn herausgriffen. Nun wollen wir entweder diese Tyrannei stürzen, oder selbst untergehen. Man benimmt un» die Möglichkeit öffentlicher Thätigkeit und zwingt un«, zu dem dunklen Labyrinth geheimer Action unsre Zuflucht zu nehmen. Ihr lacht über den Federkampf? Fah�t nur fort und, Dank Euch, wird der Federkampf sich in einen Kampf mit Feuer und Eisen metamorphosiren. Euer Wille geschehe! Ihr habt die Möglichkeit, die hervor- ragenderen Persönlichkeiten zu verhaften und sie dann zu erwürgen. Da« ist Alle», wa« Ihr thun könnt! Wir werden selbstbewußt auch diese« kostbare Opfer bringen, aber unter Euch wird ein Bulkan hervorbrechen und Euch mit seiner glühenden Lava über- schwimmen. Ihr seid unfähig diesen Vulkan zu entdecken und noch unfähiger, seinen Ausbruch zu verhindern. Ein serbischer Demokrat. *) Sine Rotte von Herrschsüchtigen, welche Serble» unter sich ver- theilen möchten, und welche glauben, daß zur Srreichang ihrer Ziele die Wiedereinsetznnz de« Karnzysrhzeoi: geeignet wäre. Smstweil-m aber verbirgt sie fich unter der MaSke treuer Anhänglichkeit an die Dynastie Obrenovic . Politische Uebersicht. — Polizeistaatliches, oder: Justiz und Polizei. Vor dem Zuchtpolizeigericht zu Düsseldorf spielte fih am 2S. Mri ein„Stückchen von Schutzleuten" ab, über da« wir nach dem „Düsseldorfer Anzeiger" vom 27. Mri wie folgt berichlen: „Am 28. December v. I., Morgens gegen 3 Uhr kehrten Wilhelm Wld, Johann Scherdmann und dessen Schwester vom Balle heim. Scheidminn war angetrunken und gab seine» G:- fühlen durch Singen etwa? zu laut Ausdruck. Die Ichltzlente auf der B-rger- und Bolkerstraße ermahnten ihn zur Ruhe uas drohten mit dem Speckkämmercherchen(Polizeigifängniß). woraus denn auch Scheidmaun den Ecmihnunzen seiner Schwester Gehör gab und ruhig war. Die Gesellschaft kam bis auf den Friedrichs- platz, wo Scheidmaan abermals zu fingen anfing. Darüber ist jedoch Düsseldorf nicht zu Gründe gegangen. Nach den Zeagen- aussagen ging eS von jetzt ab so: Die Schutzleute Wilhelm KothS und August Greb kamen auf die Ballgesellschaft zu. .Schweinhunds, haltet das Maul!" Auf diese höfliche Aa- rede gaben sich beide Schutzleute mit ihren blanken Säbeln an'« Hauen und trieben deu Sheidmann unter Schlägen vor sich her bi» in die N-ubrllckstraße. Die Schwester de» Miß- handelten fiel auf die Kniee und bat die Schutzleute, ihren Bruder gehen zu lassen, sie würde ihn schon nach Hause bringen. Sie bekam einen Puff und die Hiebe fielen von Neuem ans den Icheidmann. In der Neubrllckstraße endlich bat auch Wild die Schutzleute, den Scheidmann in Frieden zn lassen, wo- rauf diese den Scheidmann auch in Frieden ließen, statt deffe» aber den Wild mit ihren Säbeln zn Boden schlugen, auf ihn schlugen als er schon am Boven lag, bis ein Soldat von einer Postenablösnng dazwischen trat und den Herren Schutz- lentea bemerkte: Hier wird nicht mehr geschlagen!" Diesem ver- nünftigen Befehle leisteten die unvernünftigen Schutzleute Folge und brachten den au» fünf Wanden blutenden Wild natür- lich ins Speckkämmerchen. Seine Erlebnisse in diesem Locale ic. mag Wild selbst erzählen, wir«ollen nur bemerken, daß derselbe vielleicht in Folge der erlittenen Mißhandlungen von den Schutz- Leuten zeitlebens ein Krüppel bleiben wird, indem durch eine erhaltene Wunde einer seiner Arme abgestorben ist. „Scheidmann lag, während mau Wild nach dem Polizeigewahrsam brachte, ans der Nenbrücksiraße im Schnee und war todt. Ein Stich mit einem Fafchinenmesser inS Herz hatte s einem Leben ein Ende gemacht. ES wurde nur festgestellt, daß Scheidmann, als man den Wild am Boden liegend mißhandelte, auf die Schutzleute zuging, sofort wieder umkehrte und fiel. Die Herren Schutzleute haben sich wohl gehütet, zu sagen, wer von ihnen dem Scheidminn den Stich versetzt hat, obwohl darüber ein sehr großer Zweifel nicht herrschen kann, denn nach Aussage deS KothZ hatte Greb nach dem Borfalle gesagt:„Ich habe Einem Einen in den Balg gestochen!" Die AuSorücke dienen zur Charakteristik. Der am MontiruagSdepot stehende Posten hörte die Schutzleute nach der Mißhandlung sagen:„Die Beiden hadcn wir derbe hergenommen." „Um nun festzustellen, wer von den beiden Schutzleuten den Scheidmain erstochen habe, wurden 14 Tage nach der That die Säbel der Schutzleute untersucht und man fand merkwürdiger W-is- nicht einmal Blut daran. Die Schutzleute sagen nun auS, sowohl Wilv wie Scheidmann seien mit Messern auf sie zugekom men; doch sind leider weder Schutzleute noch andere Polizeibeamte unfehlbar. Die Zeuge» sagen eidlich aus, die beiden MißHandel- ten hätten keine Messer in der Hrnd gehabt und nicht einmal eine drohende B:w:gung gegen die Schutzieute gemacht. Daraus würde also heroorgehen, daß Schutzleute auch lügen. Wild wollte sogar behaupten, die Schutzleute seien betrunken gewesen. „Die Polizeibehörde sagt« in ihrem Zmgnisse, Wild und Scheid- mann seien rohe, zum Krakehl geneigte Burschen; Thatsachen, die diese Behauptung unterstützten, waren nicht angegeben, wenn man nicht die Bemerkung für wichtig hält. Scheidmann sei einmal aus irgend einem W rthSdause herausgeworfen worden. „Ein Umstand wäre noch zn erwähnen, nämlich daß Wild 13 Tage im Arresthause saß, bis fein körperlicher Zustand eS noth- wendig machte, ihn inS Krankenhaus zn bringen. Die Schutzleute waren, wenn wir nicht irren, einen Tag verhaftet, und ver- sahen dann wieder ihren Dienst. „Nach diesen Ergebnissen der Untersuchung standen heute(26. Mai) vor dem Z-ichtpolizeigerichte W.lh. Wüd, Wilh. Kothi und Aug. Greb, beschuldigt, stch an einer Schlägerei betheiligt zu haben, durch welche der Tod des Icheidmann herbeigeführt wnrve; und Wild außerdem, Beamte im Dienst thätlich angegriffen zu haben. Gegen Wild wurde gar nichts erwiesen, gegen die Schutzleute dasjenige, wa» wir in vorstehendem berichtet haben. Die Staatsbehörde trug gegen alle drei auf Freisprechung an, weil gegen Wild nichts erwiesen sei und in Bezug auf die Schutzleute uicht, wer dem Icheidmann den tödtlichen Stich versetzt Hab«. Da» Udheil wurde auf nächsten Mittwoch vertagt." In dir folgenden MittwochSsitzung(am 2. Juni) wurde daS Urlheil verkündigt. E» lautet- gegen die Schntzleute KothS und Greb nach ß 227 auf sechs Monat« Hefängniß. gegen Wild auf Freisprechung. Sechs Monate Gefängniß für einen Todtfchlag, verübt mit solcher Brutalität und unter so erschwerenden Umständen, daß er die juristischen Momente de« MordS erlangt! Und— erschwerendster Umstand— der Todtfchlag, der Mord, verübt von einem Beamten der öffentlichen Sicherheit! Doch nein, da« ist ja ein erschwerender Umstand nur in den Augen naiver Phan- tasten, die keinen Begriff davon haben, daß wir in einem Polizei- und Militärstaate leben, daß Polizei und Militär unantastbar und unfehlbar find, und daß ein Schutzmann, der einen fned- lichen Bürger ersticht, fich keiner strafbareren Handlung schuldig macht, als ein Sobbe oder Putzki, der sich damit vergnügt, einen HaaSknecht aufzuspießen. Und Dame Justizia weiß, wa« sich in einem Polizei- und Militärstaat schickt! — Al» Beitrag zur G.schichte der Behandlung poli- tischer Gefangener theilt die„Germania " eine Zuschrift de« nunmehr ausgewiesenen Caplan» Schneiders von St. Laurentius in Trier mit. Caplan Schneiders versuchte am 16. April in einem Briese dem Abg. Windthorst über die Behandlung der Trierer gefangenen Geistlichen zu berichten. Dieser Brief wurde von der Jnspection der kömgl. Regierung zur Ceusur vorgelegt, und diese ließ dem Herrn Schneiders erklären, daß sein Schreiben zum Ab- senden nicht geeignet sei, und daß. fall« er e» noch einmal wagen sollte, einen solchen Brief zu schreiben, er eine DiScipliaarstrafe und zwar„Arrest bei Wasser und Bcod" zu gewärtigen habe. Caplan Schneider« ließ sich nicht einschüchtern; er richtet: eine Replik an die Regierung und legte derselben sein erste« Schreiben in abgeänderter Form bei. Aber auch so wurde diese« Schreiben nicht an seine Adresse befördert, dem genannten Crplan aber wurde jeder schriftlich: Verkehr mit der Aizmvelt gärzlich verboten. E-.R jetzt von Luxemburg au«, wohin man den AaS- gewiesenen gebracht hat, kann er seine Besch verde» mittheilen, jetzt, nachdem er sieben Monate lang die von ihn getadelte Be- handlang erduldet hat. Da hatte allerdings der preußisch: Minister de« Jmern seiner Zeit im Abgeordnetenhaus: gnt v:rsih:rn.„-« seien ihn noch keine Beschverdea von Seiten der Gefangene» zugegingea." D;e Frage ist bloß, ob der Hr. Minister sich damals der ganzen Trag- weite feine«— Scherze« bewußt war. — Culturkampferifch e Bestialität. Die„Berliner Börfen-Zeitung," ein echt nationallaberaleS G.ündecblatt, läßt sich in ihrer Nummer vom 10. d. au» Ucnieta(Spanien ) über einen versuchten Aafstand der„C antonalistea" solzenseS schreiben: „Diese« Mal geht e» den Cantonalen nicht so gut, wie bei ihrem letzten Aufstände, denn sie haben außer der RegUrnng auch noch die Carlifteu gegen fich— einen Fall, auf den sie nicht vor- bereitet waren, und der ihnen nun eine» bedeuteadea Strich durch die R-chnang macht. Ja dieker V-rtraa-nSselizteit gingen sie so weit zu glauben, die Carlisten würden ihnen helfen nnv gemein- sam: Sache mit ihnen machen; unn, wenn auy der größte Theil der Anhänger de« Prätendenten Räuber und Mörder sind, so sind sie denn doch noch nicht so tief gesunken, um einem Cantonalen— Comm naisten(?)— die Hand zn reichen. Wie- gesagt, auf die gut: F-enndschaft der Carlisten bauend, hatten st: mitten unter ihnen in Gerona einen Aafstand angezettelt und wollten diesen On a!« Central- pnnkt benutzen, weil sie stch hier vor dem rächeavea Arm der Regierung sicher glaubten. So weit war die R:chnanz auch richtig, mar hatten sie bei derselben den Wirth vergessen, wie da» Sprüchwort sagt— die Carlisten selbst. Nach zweitägigem Be- stehen ging ihre Herrlichkeit schmachvoll zu Enve; zersprengt und durch die Berge gehetzt, wie die wilden Thiere, wurden sie ohne Gnade aufgehängt resp. erschossen; einzelne wurden sogar auf ein: scheußlich: Wnje um'« Leben gebracht. W e in Pari» und Carthagena, so hatte auch hier in den zvei Tagen daS Petroleum eine groß: Rolle gespielt; alle jene Mitglieder, von denen bekannt war, daß sie sich bei den B'andstiftnngen betheiligt hatten, resp. bei denen Petroleum gefunden wurde, band man zu vier an einen Pfahl, begoß sie mit jenem Oel und zündete dann ihre Kleider an. So scheußlich jene Haav- luagSwnse auch ist, so ist st- nicht« desto weniger wahr, und ich habe erst gestern einen Herrn gesprochen, der mir als Aazenz-nge einige derartige Scenen berichtet hat. Wenigsten« ist die»- mal die Strafe an die richtige Adresse gekommen.— Die Partei, die in Pari« jene unglücklichen Geißeln erschießen konnte, die die halb: Stadt niederbrannte und zu allem andern Unglück noch einen Bürgerkrieg heraufbeschwor— die verdient kern bessere» Schicksal." Da» Machwerk richtet fich selbst, jeder Commentar hieße da»- -selbe abschwächen. Nur einS ist bemerkeaSwerth, die Off-.'.hnt, mit der„Räuber und Mörder" weit über die Commnuistm gestellt werden. Wir finden diese Vorliebe bei einem„Gründerblatt" sehr natürlich; sehr naiv finden wir'« freilich, daß da« ehrsame Bour- geoiSorgan seiner, ans dem Bewußtsein der Identität becuhendeu Sympathie für die„Räuber und Mörder" so unverhohlenen An«- druck geliehen hat. WaS den angeblichen„Aufstand" betrifft, so halten wir den- selben so lange für eine elende Teadenzlüze, bi« wir im Besitz authentischer Nachrichten sind, welche un»' eine» Andern belehrea. Jedenfull« find die„Brandstiftungen" mit obligatem„Petroleum " nur eine Aufwä mung de« alten albern-infamen MäjrchenZ, und aller Wahrscheinlichkeit nach ist der„Aafstand" nebst Zubehör nur er» funden, um die viehische Gcaulamkitt der karlistischen Cultur - kämpfe-„für Gott, König und Baterland" zu beschönigen.— — Verliehene Arbeiter. Daß Arbeiter verkauft werden, ist etwas Alte«, und kam während der Gcüuderperiove ja unzählige Mal in der unverhülltesten Form vor; daß aber Arbeiter ver- liehen werden, ist jedenfalls etwa» Nme«. Leipzig hat da« Ber - dienst, diese bisher unendeckie Form der Lohnfelaoerei mr Erscheinung gebracht ju haben. Den Anlaß bot der Besuch de« König » von Sachsen in vorige? Woche, und die„Buchbiaderzeitung" schildert den Bor- und Hergang wie folgt: „Der Mentch muß sich zu Helsen wissen. Am 5. Jua besichtigte Se. Majestät der König Albert von Sachse», welcher eine längere Reise in hiesiger Umgegend unternommen, auch die Leipziger GeschäflSbücherfabcik von Sperling& Hungar. Die allgemeine GeschäftSkrist» hat nun auch in diesem Etablissement ihre revolutionäre Tendenz vollzogen und da« Arbeiterpersonal ganz gewaltig decimirl. Doch der«König kommt", und in einem so vorzüglich hergestellten Etablissement dürfen nicht blo»„todte Maschinen," sondern eS müssen anch Arbeiter zu sehen sein. „Guter Rath ist theacr." Arbeiter wären wohk an« der Masse der Arbeitslosen in genügender Z chl für einen oder zwei Tage zn engagiren gewesen, freilich etwa» kostspielig.„In der Roth wird der Mensch erfinderisch" und so erfand man auch hier in tausend Lengsten ein billigere« AuSiunftSmittel. Der Bater, Herr Heinrich Sperling , besitzt ja in Leipzig die zweitgrößte Buch- binderei und, wie mir mitgetheilt w cd, half dieser dem Sohne an» der Roth, indem er demselben einen Theil seiner Arbeiter borgte. Die Fasion der Arbeiter au» zwei verschiedene» Ge- schäften soll auch trefflich gelungen sein, denn eS waren nur Arbeiter„mit gesundem Menschenverstände"(lauter NichtverbandS- Mitglieder), welche in ihrer G-sammtheit dem Könige beim Ber - lassen de» Saale «„ein dreimalige« Hoch" ausbrachten, so daß derselbe mit„sichtlicher Zufriedenheit die Fabrik verließ." So berichtet dal„Leipziger Tageblatt ". Wenn wir nun auch unsern Freund, Herrn Oscar Sperling, bedauern wollten, würde e« ihm nicht einmal etwa« nützen, denn die Krifi« zu beseitigen find wir zu schwach. Die Herren Sperling& Hangar fanden sich zedoch den fnfionirten Ardeitern gegenüber gut ab, sie gaben ein paar Faß Bier zum Besten, die sich die Arbeiter bei der großen Hs�e auch trefflich schmecken ließen. Leider kam zum Schluß noch der „gesunde Menschenverstand" zum Durchbruch, welcher die Fusion mit einer„solennen Keiterei" beenden ließ." Die« der Bericht der„Bnchbinderzeitnnz." Nachträglich fällt an« ein ähnliche« Borkomumiß ein; e« wird ungefähr 100 Jahre her sein, da kam Katharina„die Große"(„die größte der Moaar- chinnen und$....", nach Byron) aus deu Gedanken, in die frisch eroberte Krim zu reisen. Der Weg ging durch Wüsteaeiea. Um aber die Czaria über den traurigen Zustand de« Lande« und da« Elend der spärlichen Bevölkerung zu täuschen, ließ man den Carossen der Kaiserin und ihre« Hofstaate« einen langen Zug Wagen vorauSsahren, bepackt mit Coutissen, Dörfer darstellend,
Ausgabe
7 (16.6.1875) 67
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten