sonstige Kulturkämpfer aufzählen, die nicht bloß„mit einer frem- den Frau", sondern auch mit fremden Geld„spurloZ verschwunden" find; ja wir kennen sogar verschiedentliche Nationalliberale und sonstige Culturkämpfer, die„mit einer fremden Frau" und von gestohlenem„fremden Geld" leben, und— gar nicht nöthig hatten„spurlos zu verschwinden", weil, ja weil unsere Gegner so moralische Leute sind, und daS Sprichwort von den große» Spitzbuben im„neuen Reich" des Herrn Bismarck so ganz außer Geltung gekommen ist. Wen» Herr Sturtz gethan hat, wat ihm »achgesagt wird, so hätte er also in den Reihen unserer Geg- ner zahlreiche und gnte Gesellschaft. Wir lassen ihn überhaupt unseren Gegnern, zu denen er jedenfalls eher gehört al» zu uns. Sturtz ist nemlich seit Jahren nicht mehr Mitglied de« Allze- weinen deutschen Arbeiterverein«, und war nie Mitglied der (Eiseuacher) sozialdemokratischen Arbeiterpartei oder gar der sozla- listischeu Arbeiterpartei Deutschland ». — Soldaten-Leben und-Sterbe». Man schreibt un« aus Großenhain :„Ja der Nacht vom 29.— 30. Juni hat sich ein Reiter de« hier garnisonirenden 1. Reitcr-Regiment«„Krön- Prinz", Namens Eisewig, erschossen. Die Ursache hierzu soll «ine fortgesetzte Chicaue sein» deren sich derselbe seitens de« Wachtmeisters Schubert zu erfteuen gehabt haben soll, sowie ein verweigerter Urlaub, den man ihm bei fortgesetzter„guter Haltung" zugesichert hatte.— Bielleicht erhält mau auch iu dieser Angelegenheit,„etwa» mehr Licht", so daß dieselbe eventuell der „RohheitSstatistik" beigefügt werden ka»u."— DaS geht beiläufig schon über die„RohheitSstatistik". — Zur Brutalitätsstatistik. AuS Wiesbaden schreibt man unterm 29. Juni: „Borgestern Abend halb 10 Uhr gingen ein Unteroffizier nnd ein Gemeiner in ziemlich angeheitertem Z»stand-, vom F-lsenkeller kommend, durch die Trinkhalle. Ein hiesiger Mann wurde beim Vorübergehen von den Soldaten gestoßen; derselbe ließ sich in einen Disput ein, und die Folge davon war, daß der Soldat ihm eine Ohrfeige applicirte, dann den Säbel zog und mit demselben dem Civilisten einen Hieb über da« ganze Gesicht versetzte. Der Verletzte wurde zu einem Bader geschafft, um seine Wunde ver- binden zu laffeu. Der Soldat sowohl wie der Unteroffizier er- griffen Beide die Flucht, al« sie sich von einigen Herren, welche den empörenden Borsall mit angesehen, verfolgt sahen. Einem hinzugekommenen Schutzmann soll eS nach dem„Rheinischen Kurier" gelungen sein, die Identität des Unteroffiziers festzustellen, und dürfte durch diesen auch der Soldat ermittelt werden." iDaS der Bericht. Eine alte Geschichte, die aber ewig neu bleiben wird, so lange die Moltke 'sche Erziehungsanstalt besteht, Und„strammen militärischen Geist" verbreitet. — ProskriptiouSlisten. Wir lesen im„Gewerkoereia": „Die„Allgemeine deutsche Tischler-Zeitunz"(Organ der Arbeit- geber) hat ein neue« Uaiversal-Mittel zur Beseitigung de» Ar- beiter-Kontraktbruche« entdeckt. Dieselbe richtet an alle Ar- beitgeber die Bitte, der Redaktion all: Gesellen und Lehrlinge «ahmhast zu machen, die den Arbeitskontrakt brechen-, um dieselben »m„schwarzen Brett" zu veröffentlichen. Die Redaktion hofft, auf diese Weise dem„überhandnehmenden" Kontcaktbruch zu steuern und den Interessen der Meister sowie aller„ehrenhaften" Gesellen ihres Beruf« zu dienen. Ob au diese«„schwarze Brett" auch die Arbeitgeber kommen werden, die den Kontrakt brechen, darüber schweigt die Redaktion."— Wir kennen einen Arbeiter, der jetzt tm Zuchthaus ist, weil er durch die herrliche Institution de« «schwarzen BrettS" der Möglichkeit ehrlichen Erwerb« beraubt und künstlich zum Berbrecher gezüchtet worden ist. — Wahlfreiheit in Bayerw. Nummer 144 de« Münchener «Zeitgeist" wurde konfiSzirt,— die erste Maßregel dieser Art, welche daS Blatt seit seiner Gründung betroffen— wegen eine« Artikel« über die bevorstehenden LandtagSwahlea, in welchem die Arbeiter zur Wahlenthaltung gemahnt werden, weil diese Wahlen "ach einem Censu« stattfinden, der die Masse de« arbeitenden Volk« ausschließt. — Ja Uetersen , Holstein, wurde Auer am Sonntag Abend «itten in einer Rede von der Polizei unterbrochen und sofort ver- hastet. Wir sollen durchaus zu der Ueberzeugung gelangen, daß das„Neue Reich" wackelig ist.— Gewerksgenoffenschastliches. «llgem einer deutscher Schueidervereiu. Hieße«, K. Juli. Die Abstimmung über den Ort, wo die Generalversammlung stattfiaden soll, hat ergebe«, daß Leipzig >azu bestimmt ist. Wir berufen nunmehr die Generalversammlung >e« allgemeinen deutschen Schueidervereiu« sowie den allgemeinen Putschen Schneidercongreß nach Leipzig ein und zwar, nicht süe zuerst angegeben, auf den l., 2. und 3., sondern auf den k 9. und 10 August diese- Jahre«. Wir ersuche« nun du Mitglied schasten, nach K> ästen dahin zu wirken, daß wer recht »hlreick dort vertreten sind, denn die Tag« sind wichtig für du 'kutschen Schneider. Wo eine Mitgliedschaft allein e« nicht an- 'ringen kann, einen Delegirteu zu entsenden, solle man sich mit Zner der nächsten Mitgliedschaften hierzu vereinigen. Unter allen lwstäuden aber muß von jeder Mitgliedschaft ein Mandat elu- stsaudt werden, entweder an die BorortSverwaltung oder au da« 'ocalcomitö in Leipzig , welche« demnächst seme Adresse veröffent- üben wird. Dieses Mandat muß genau du Zahl der Gewert- �aftSmitglieder. sowie die der Krankenkaffe euthalten, von dem �rtSvorfiand unterzeichnet, und mit dem Ortsstempel versehen sem. kr dritte Th-il der DclegatioaSkosten, welcher der Hauptkaffe üfällt, kann auf der Generalversammlung ausbezahlt werden. "tröge, welche zum Congrcß und zur Generalversammlung gestellt "erden, müssen spätesten» iu Zeit von 14 Tagen avher berichtet »erden, um zur Veröffentlichung zu gelangen. Und nun, GewerkSgeooffeo, mit Muth au« Werk, damit wir ">« iu beträchtticher Zahl in Leipzig zusammenfinden! . Dann noch ein«: Da« zweite Quartal ist abgelaufen,«eßhalb 5? besonder« die Bevollmächtigten und Casfirer auffordern, die Abrechnungen sofort einzusenden, damit du Abrechnung noch � Teneralversammlaug veröffentlicht werden kann. Die Adresse de« Hauptkasfirer« ist:«. L°h'«h. Mühl- '"e D. 72 Mit brüderlichem Sr»ß_ ä Der Ausschuß. I.«.: v. Klerx, Neustadt v. 201. Gewerkschaft derZMaurer und Zimmerer. Araunschweig. GewerkSgenossen! Wie Euch bereit« bekannt ist, findet unsere diesjährige Generalversammlung den 12. Juli und die darauf folgenden Tage in Hamburg , TütgenS Salon, BaleatinSkam Nr. 41 statt. Indem wir nochmals unsere Mit- gliedschaften, sowie alle Fachvereine der Bauhandwerker auffordern, Delegirte zu senden, ersuchen wir die letzteren, spätestens di« Sonn- tag Abend am Platze zn sein. Comitö-Mitglieder, an rothen Schleifen kenntlich, werden die Delegirteu am Bahnhos in Em- n nehmen. iejenigen Mitgliedschaften, welche nicht selbstständiz einen Delegirten senden können, mögen ihr Mandat an einen Delegirteu eine« andern Orts oder direct an die Generalversammlung ein- senden. Auf denn, Bauhandwerker Deutschland », nach Hamburg zur Generalversammlung! ES gilt die Bereinigung Aller GewerkS» genossen. Mit Gruß. Im Auftrage der Berwali»ng. H. Rieke, Geschäftsführer, Schöppenstedter Str. 50.*) �Gewerkschaft der Schuhmacher.! Keideköerg, 1. Juli. �Bei der letzten Schuhmacher-Gewerk- schafts-Lersammlunz wurde von den Mitgliedern beschlossen, Fol- gende« zu veröffmtlichen: Da auf verschiedene Art sich die Nach- richt verbreitete, al« wäre die Schuhmacher-Gewerkschaft hier ein- gegangen, so bringen wir den College» allerorts zur Nachricht, daß die« vollkommen unwahr ist. Es fällt uns freilich schwer, die Mitgliedschaft auf eine große Zahl zu bringen, indem wir einem allzu großen Wechsel unterworfen sind, aber wir stehen fest. Unsere Bersammlnugeu finden jeden Mittwoch im Local zu Hormuthei, östliche Hauptstraße Nc. 18 statt. DaS Reisegeld wird beim Uaterzeichueteu zu jeder Tageszeit ausbezahlt. I. Härtner, Bevollmächtigter.� verein der Sattler und BerufSgeuosse«. 2 Kambnrg, 1. Juli. Allen College » zur Nachricht, daß sich in Flensburg eine Mitgliedschaft constituirt hat, der Berkehr ist große Straße 44. Gleichzeitig mache ich bekannt, daß die Arbeitsvermittlung hier von 12—1 Uhr ist. Collegeo, es ist nun unser Aller Pflicht, für Ansbreituag de« Verein« zu sorgen und ersuche ich jeden, der in einer Stadt ar- beitet, wo noch keine Mitgliedschaft besteht, seine Adresse an den Vorstand einzuschicken, damit geeignete Schritte gethan werden können. Briefe find zu senden an C. Henke, Berlin , Ackerstr. 27/28. Mit Gruß. F. Schulz. Nertt«, 6. Juli. MonatS-Kassen-Bericht der Central- Kasse pro Juni: Einnahme von C. Kszinstck in Deutz Mark 6, von der Mitgliedschaft Crimmitschau 4.1S, Hamburg 20.00, Zwickau 4.10, Berlin 49.10, Summa Mark 83.35. Ausgaben: Porto für versandte Briese nnd Pallete 5.76, für 250 Abrech- nunzSformulare 12.00, Stempel und Apparat nach Flensburg 3.25, Schreibuteastliea 2.50, Geldsendung zur Reiseuaterstützung nach Magdeburg 3.40, für die Agitation nach Potsdam 7.00, für die Agitation nach Flensburg 17.10, für Reiseuaterstützung in Ham- bürg 3.00, für gezahlte Reiseunterstützung in Berlin an 5 Fremd« 12.50, für Emballage 0.50, Gehalt de« Vorfitzenden für I'/z Monat 15.00, Kasstrer-Gehalt pro Juni 15.00. Summa Mark 97. Bilanz: Einnahmen Mark 83 35. Ausgaben Mark 97,—ist Deficit Mark 13.65. Bestand pro Mai Mark 291.47. Bleibt Bestand Mark 277.32. W. Wirths, Kasstrer. Hierzu sei bemerkt, daß unterm heutigen Datum da» Amt de» Central-Kassirer« Theodor Weber , Simeons Str. Nr. 6, Hof 4 Tr., übernommen hat, woselbst auch die Reiseunterstützung gezahll wird. Im Rückstand mit den Abrechnungen und Geldern sind Dresden , Braunschweig , Mainz , Offenbach , Hannover , Chem- nitz, Pirna , München . Die BertraucnSmänner dieser Mitglied- schaften werden dringend ersucht, die Kasse«. Angelegenheiten zu regeln; Barmen hat gut an die Central. Kasse: Mark 3 30, Crim- mitschau 0.35. Ferner werden alle reisenden College», die durch Bremen kommen, hiermit gebeten, den früheren Kasstrer Probst, Knochenhauer Str. Rr. 9 wohnhaft, aufzufordern, die BereinS- Utensilien sowie die der Centralkasse gehörenden Gelder im Betrage von Mark 20.65 an den Centralkasstrer Weber einzusenden unter obiger Adresse, g Mit Gruß js W. Wirth«, Alexandriuen Str. 116. iMetallarbeitergewerkSgenoffenschaft. Kanuover, 4. Juli. Den Mitgliedern zur Nachricht, daß die Controllkommisston Ende Juni gewählt wurde. Dieselbe hat sich nun folgendermaßen constituirt: Unterzeichneter wurde zum vor- sitzenden, St. Riemann, KlazeSmarkt Nr. 15». zum Stellvertreter und R. Jrrgang, E. Riemann, E. Urban zu Beisitzern ge- wählt. Alle Briefe und Anfragen wolle mau an untenstehende Adresse richten. F. Eichenberg, Hannover , Lammstr. Nr. 3L. Correspondenzen. Eotnrg, 23. Äuni. Ein Rcchenexempel. Stoff für eine ReichSenquete. In Nr. 132 der„Chemnitzer Freien Presse" wird eine Gefängnißrechnung au Franz Rohleder in ge- bührender Weise beleuchtet. Eine« möchte der Unterzeichnete noch hervorheben. In der Gefängnißrechnung wird die Alimentation pro Tag und pro Person mit 53 Pf. berechnet, daS macht also die Woche 4 Mark 6 Pf.; ferner für Siygebühren: also für Logis, Benutzung de» Gefängnißmobiliar« pro Tag 13 Pf., macht die Woche 1 Mark 26 Pf.; für Lagerstroh» Nacht 5 Pf., macht 35 Pf. pro Woche; und würde Rohleder im Winter haben sitzen müssen, dann kämen noch hinzu, ich will ganz schlecht rechnen, für Heizung 10 Pf. pro Tag, macht die Woche 70 Pf. DaS ergiebt in Summa die Woch? 6 Mark 37 Pf. tier wird also offiziell anerkannt, daß mindesten« 6 Mark f. wöchentlich nöthig find, um 1 Person im Gesänguiß zu unterhalten. Nehmen wir nun eine Arbeiterfamilie(Mann, Frau nebst zwei Kindern), und rechnen wir, daß Mann und Frau je 6 Mark 37 Pf. und jede« Kind 2 Mark 50 Pf. pro Woche zum Lebensunterhalt benöthigen, so macht da» für eine Arbeiterfamilie einen Wochenaufwand von 17 Mark 74 Pf.; und hier sind die Geldersordernisse für Bekleidungsstücke und sonstige Nebendinge noch nicht gerechnet. Wie viel verheirathete Arbeiter giebt e» nun wohl in Deutschland , die wöchentlich 18 Mark verdienen? Möge die Regierung doch einmal hierüber eine Enquete anstellen, möge »)«am für Mtttw»ch«uum«er ,o spät. St.> 8. sie aber nur die Arbeiter befragen. Ich glaube, da« Zahlenresultat würde den 6lU Millionen ziemlich entsprechen, die nach Camphausen im preußischen Staat unter 140 Thlr. Einkommen haben. Und doch empfehlen die Herren Camphausen-Achenbach Lohnreduktiouen? Wie glücklich würden sich die sächsischen und schlesisben verheirathe- ten Weder, Tuchmacher, Strumpfwirker, Schuhmacher:c. schätzen, wenn sie wöchentlich 6 Thlr. verdienten! Ja, man kann dreist behaupten, daß selbst der größte Theil der Kleinmeister kaum 6 Thlr. die Woche verdient. Nach der Gefängnißrechnung aber kostet die Verpflegung eines Gefangeneu die Woche zum Mindesten 6 Mark 37 Pf., 4 Gefangene(also die Kopfzahl einer Durch- schnittS-Arbeiterfamilie) würden also 25 Mark 48 Pf. oder 3 Thlr. 14 Gr. 3 Pf. kosten. Man steht, die Arbeiter nagen der großen Mehrzahl nach am Hnngertnch, und e« ist daher eine Grausamkeit, wenn ei» Minister, dem die Förderung de» GesammtwohleS am Herzen liegen sollte, den Rath ertheilt, die geringen Löhne der Ar- beiter noch mehr zu reduziren. Th. Simon, Schuhmachermeister. "NeichenVach i,'K., 4. Juli. Wenn wir da» Sprichwort: „Dal ist die beste Frau, von welcher man am wenigsten rcoet", aus unsre Stadt anwenden wollen, so müßte dieselbe zu den besten gehören, weil man lange Nicht» von hier in öffentliche» Blättern gelesen hat. Indessen, wenn wir auch nicht sagen«ollen, daß unsre Zustäude die schlechtesten sind, so können wir doch auch nicht umhin zu bemerken, daß für Manche, und besser gesagt, für manche Klassen der Bewohner, so Manche« zn wünschen übrig bleibt. Bei uns regiert mit wenig Ausnahmen die Bourgeoisie, und diese hat ihre Interessen, und zwar immer unter theilweiser Berücksichtigung der Verhältnisse, wahrzunehmen gewußt. So hat sie jetzt, nach- dem an der Realschule weiter nicht« zu wünschen übrig bleibt, die Errichtung einer höher« Töchterschale beschlossm. Z oar ist dieser Antrag de« Stadtraths vo» den Stadtverordneten in der ersten die Sache behandelnden Sitzung mit 12 Stimmen abze- lehnt worden. Allein e« heißt:„Man muß die Flinte beim ersten Fehlschuß nicht gleich in» Korn werfen", und man brachte diesen Gegenstand also ans die nächste Tagesordnung, bei welcher er dann gegen fünf Stimmen zum Beschluß erhoben wurde. Wollte man aber die sieben Stimmen, welche von den zwölfen der ersten Be- schlußfassang abgefallen find, der Charakterlosigkeit beschuldigen, so würde man unrecht than. Wahl mögen einige von diesen sahnen- flüchtig geworden sein, aber weil man diejenigen Ersatzmän- ner, welche da» erste Mal dagegen gestimmt haben, bei der zwei- ten B-rathung außer Wirksamkeit gelassen hatte, so war die Opposition in Wohlgefallen aufgelöst. Um das Pcoject aber annehmbarer zu macheu, hat man da« Schulgeld zu ermäßigten Preisen für weniger Bemittelt- in Aussicht gestellt, um ärmeren Eltern für ihre Töchter die Th-ilaahm- au diesem Institut zu ermöglichen. Man konnte die» um so leichter, al« man ja die Stadtkasse im Rückhalt hat, auf welche wohl ein bedeutendes Deficit fallen wird. Denn hätte man nicht in Berechnung gezogen, daß die Stadtkasse den größten Theil der Unkosten übernehmen solle, so hätte man weder Stadtrath noch Stadtverordnete gebraucht, e» hätte sich höchstens um Beschaffung der Localitäten seitens der Stadt gehandelt,«a» allerdings nobler und weniger anspruchsvoll herausgekommen wäre.— Eine zweite Gelegenheit, bei welcher diese Partei ihre Interesse» besten» zu wahren verstanden hat, war folgende: Seit einigen Jahren sind Angehörige dieser Partei auS verschiedenen Ursachen, und be- sonders durch einige demokratisch: Elemente unter den Stadtver- ordneten, mit ihrem Einkommen zur Stadtanlage ein ziemlich Stück in die Höhe geschraubt worden, in Summa ohngesähc von 7000 auf 30,000, van 2000 bi« 3000 auf 20,000 und noch höher. Nachdem aus Grund der letzten städtifchea Wahlen diese Elemente ausgeschieden sind, konnte und kann sie, die jetzt im Collezium herrschende Klasse, ihr Einkommen zur Stadtanlaze, weil ste noch reicher al« früher geworden ist, nicht ermäßigen, da- gegen hat ste uuu aber die Fabrik- und sonstigen Arbeiter, obgleich diese in Folge de» schlechten Geschäftsgänge« weitwenigervcrdieneo, höher abgeschätzt und hat ferner, anstatt wie zeither die Stadtanlaze nach zwölf Fällen zu erheben, nur elf Fälle ausgeschrieben, die Fabrikarbeiter aber müssen nach elf Fällen hin und wieder nahezu einen Thaler mehr geben, al« früher nach zwölf Fällen, und man sieht, die Leute sind nicht aus den Kopf gefallen. Nun sagen aber die Arbeiter, und besonder« diejenigen, deren Abgaben erhöht worden sind:„Also dazu brauchen ste unsere Ab- gaben, damit sie au» ihren Töchtern große gelehrte Fräulein» machen können, dazu müssen wir un« unsre mühsam und sauer erworbenen paar Groschen vom Mund und von den nothweadig- sten Bedürfnissen absparen, damit die Leute auf unsre Unkosten, au» ihren Töchtern Weltdame» heranziehen können!? Wir würden c« mit unsrer Ehre nicht vereinbar halten, sollten wir un» von Jemand sagen lassen:„Ich muß oder habe zu deiner Kinder Bildung auch beitragen müssen." Aber die Arbeiter und die ge wöhnlichen Leute haben oft auch zu sonderbare Ehrbegriffe!— Hroßenhat«, 30. Juni. Die Arbeiter an der Berlin - Dresdner Bahn erhalten alle 14 Tage ihren Lohn. Die letzte LohnauSzah- lung hätte uuu nach dieser Regel Montag, den 21. Juni, bez«. Mittwoch, 23., stattfiaden sollen; die Arbeiter hatten jedoch am 26. Morgen« noch keinen Lohn. Mehrere derselben sollen sich am selbigen Tage an den htefigen Stadtrath mit dem Verlangen, ihnen zum Lohn zu verhelfen, gewendet haben. Doch weiß ich die« nicht gewiß. Ob mau nun von dem Unwillen der Arbeiter Kcontniß erhalten hatte oder nicht, kurz e« erfolgte am selbigen Tage noch die LohnanSzahlung. Die Arbeiter bringen die» mit der Suspension de« Bahnmeister«, welche auf vier Wochen über denselben verhängt wsrden sein soll, in Verbindung. Wünschen«- werth wäre e«, daß die Arbeiter un« über diesen Punkt genaue Aafklärung verschaffen, wenn sie im Stande sind. Wird man doch nicht versäumen, diese Angelegenheit zu einer kleinen Rebellion aufzuputzen, wenn man e« nicht vorziehen sollte, ein mysteriöse» Schweigen darüber zu breiten. Mannhei«, 2. Juli. (Bankerott de« hiesigen Consum- verein«.) Schon längst merkte man hier, daß e« mit der„Selbst- hülse" nicht so flott gehe, wie geschrieben wurde. Man ließ sich z. B. vor 6 Wochen einen Sparapostel au« München kommen, der den Consnmvereiu wieder zusammenleimen sollte;— er mag jedoch schlechten Leim dazu genommen haben, denn schon nach vier Wochen liqnidirt- der verein! Der Verlaus war kurz folgender: Am 23. Juni tagte eine Versammlung der ConsumvereinSmitglie- der, die j-doch schwach besucht war, von ka»m 80, obwohl der verein 716 haftbare Mitglieder zählt. Der Borsttzeode Duffing — dem böse Zange« nachsagen, daß er keinen Schade» bei der Leitung de« verein« gehabt habe, zumal er ein Hauptlieferant desselben war— hielt eine lange und breite, von ciaigem Augen- wischen begleitete Grabrede. Roch einige Mitglieder warfen Erd- schollen aus den zu Grabe getragenen vereiu, bi» er beerdigt war, nur de» üblen Geruch einer Ueberschuldung von»0—60,000
Ausgabe
7 (9.7.1875) 77
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