sthr gut zu den Stblepperdienstsu paßt, welche sie dem Gründer-und Bauernfängerthum zu leisten pflegt.— Arbeiter-Risiko. In einem Steinbruch bei Reinhardts-borf(Sachsen) verunglückte am 3. d. M. tödtlich der 59 Jahrealte Tazearbeitcr Löser, welcher bereits 1S62 dem Tode verfallenschien, da er einer der 23 Arbeiter war, die in den PostelwitzerSteinbrüchen verschüttet wurden und erst nach 2 �Tagen wiederherauskamen. Diesmal zerschlug ein herabstürzender Stein demLöser die Beine und die Schläfe, so daß er sofort starb. ImJahre 1869 ward sein einziger Sohn von Steingeröll erschlagen;vor wenigen Wochen ward er selbst auf dem Arbeitsplatz von einemSchlazanfall betroffen.— Am 9. d. sind in der Sorzaer MühleZu Auerbach(Sachsen) bei Abtragung von Mauerwerk durch Ein-fallen einer Mauer drei Arbeiter verunglückt, wovon dereine todt und die anderen zwei erheblich verletzt sein sollen u. s.«.— Ein jämmerliches Wahlmanöver der National-liberalen. Die-durch die Blätter gehende Behauptung, Partei-genösse Fritzsche habe seinen Wählern in Hannover empfohlen, beider bevorstehenden Stichwahl dem Kandidaten der Natioualliberalenihre Stimme zu geben, ist eine von der liberalen Partei, der alle-zeit jedes Mittel zur Erreichung ihres Zweckes recht war, erfundenebewußte und absichtliche Unwahrheit. Sozialisten wählen nurSozialisten— da« ist überall unser sehr einfacher Grundsatz, daßdie Mittelpartcien schwinden und nebenbei auch noch andere alsMittelpartcien allgemach ihre Macht verlieren, dafür wird ohne-hin durch die Verhältnisse zur Genüge gesorgt.Gewerksgenossenschaftliches.Verein der Sattler«nd BerufSgeuoffen.Aerlin, 10. Aug. Sämmtlichen Verein«- College» diene zurNotiz, daß die Werkstatt de« Sattler und Wagenbauer Schulz,Möckernstr. Nr. 14t Hierselbst bis auf Weitere« streng gemiedenwerden muß, indem derselbe den dort beschäftigten Collegen die11-stündige Arbeitszeit aufoctroyiren will; es bedarf diese Angelegen-heit wohl weiter ieineS CommentarS. Hier zeigt sich einmal wiederdie vampyrartige Gefräßigkeit des Kapitals. Nachdem die dor-tigen Collegen jahrelang bei Schulz gearbeitet, findet es plötzlich solchein Fabrikant für nothwendig, wegen eingetretener GeschäftSver-Hältnisse seine Arbeiter zu bedrücken. Schon längst war cS demHerrn bekannt, daß die dortigen Collegen dem Vereine angehörten,aber da es eben an Arbeitskraft mangelte, wägte er eS nicht, esauszuführen. Jetzt, da eine große GefchäftSlosigkeit hier herrscht,glauben die Herreu unS entgegen treten zu können, aber auch wirwerden ihnen einen Wall entgegen fetzen, woran sie sich ihre dickenSchädel einrennen sollen; jetzt werden wir ihnen zeigen, was eSheißt, würdige Collegen des Vereins der Sattler und Berufs-genossen zu fein. Zum Schluß werden die Vertrauensmännerbenachrichtigt, daß die Absendung der neuen Statuten und Quit-tungSbücher durch den Kas sirer Weber erfolgt ist. Die Protokollewerden nächste Woche versandt, und wäre eS praktisch, wenn denjenigen Mitgliedern, welche die neuen Statuten erhalten, diese«durch einen Querstempel im Quittungsbuche bemerkt wird.Mit Gruß und HandschlagIm Auftrage des Vorstandes:W. Wirths, Alexandrine» Str. 116, SW.MetallarbeitergewerkSgcnossenschast.Keullingcn. Die GewerkschaftS-Mitglieder der Metall- undManufacturarbeiter haben dem hiesigen Fabrikantenthum einenbösen Streich gespielt. Die Gewerbeordnung, welche seit dem1. Januar 1872 in Württemberg in Kraft getreten ist, schien fürdie Reutlinger Fabrikanten gar nicht zu existiren, da die§§ 118,128, 129, 130, 131 beinahe von sämmtlichen Fabrikanten um-gangen wurden und zwar in einer Weise, die Allem Hohn spottet.5e nach dem Geschäftsgang wurden jugendliche Arbeiter 12 bis15 Stunden ohne Unterbrechung(mit Ausnahme der Mittag«-stunde) beschäftigt; die Polizeibehörde wurde aber nichts gewahr,' trotz der Vs-jährlichen Inspektion,— bis oben benannte Gewerk-� fchaften Klage erhoben beim Königl. Oberamt. Für die„Frech-, heit", der kapitalistischen Wuchergcsellschast da« Handwerk gelegt1 Zu haben, ist der Bevollmächtigte der Metallarbeiter-Gewerkschast' Lutz durch sofortige Entlassung gemaßregelt worden. Die jetzige� Adresse de« Bevollmächtigten der Metallarbeiter-Gewerkschast istA. Lutz, Mechaniker, bei Herrn Stadtrath Wekler.Correspondenzen.Leipzig. Dummes Zeug. Durch die Presse geht folgendeNotiz:„In einem Feuillejon der Wiener„Presse", welches demAirzlich verstorbenen Lustspieldichter v. Schweitzer gewidmet ist, de-findet sich folgende, da» Auftreten Schweitzer'« charakterisirendeStelle: Schweitzer erschien plötzlich in Süddeutschland, wo eS amMeisten gährte und die sächsischen Führer Liebknecht und Bebelihm gefährliche Concurrenz zu machen drohten. In einer großenArbeiter-Versammluog in Freiburg, auS der eben der Austritt auSdem allgemein?» Arbeitervereine berathen wurde, trat er plötzlichj als veus ex machina auf und bestieg die Rednerttibüne.„Ichdiu der Dr. v. Schweitzer." Einige BravoS, sonst Stille.„Ichx soll die Generalkasse bestohlen haben; wer wagt eS, dies hier zur behaupten?" Niemand.„Ich soll im Schloßgarten von Mann-e h°im unehrliche Dinge getrieben haben; wer glaubt Die«?" Nie-. wand.„Ich soll von Bismarck bezahlt werden, ist ein Unver-a fchämter Hier, der Das behauptet?" Niemand war da.„Habtthr also noch ferner Vertrauen zu mir?"„Ja, ja" I erscholl e»JMS hundert Kehlen. Mit einer unerreichbaren Keckheit hatte erx Hie ganze Versammlung wieder in die Hand bekpmmen und wurdelm Triumph in den Gasthof geleitet. Andern TagS reiste er abn Und die Woche daraus erklärte sich der ganze Berein doch fürn Bebel.« Erdichtet von A bi« Z. Schweitzer war sein Lebtagr"'cht in Freiburg, und Schweitzer hat sein Lebtag keinen ähnlichenn Heldencoup ausgeführt.—(Als er 1869 auf der Barmen-Elber-e selber Generalversammlung, also in seinem eigenen Lager, von- den„sächsischen Führern« angegriffen wurde, spielte er bekanntliche eine nichts weniger als heldenhafte Rolle).r � Lindenau bei Leipzig, 7. August.. Auf den 6. d. M. war fürvlagwitz-Lindcau und Umgegend im Saale der guten Quelle von,t Seiten unserer Parteigenossen eine Volksversammlung durch Plakateh Angesetzt. Dicht gedrängt staudeu die Arbeiter und kleinen Grund-. Mid Hausbesitzer, als der Vorsitzende halb 9 Uhr mit der Bitte:,«m Ordnung»nd Aufmerksamkeit besonder« den vielleicht zu er-S �artenden Ausführungen der Gegner gegenüber die Versammlungr Öffnete und dem Referenten, Motteler aus Leipzig, da« Wort gab.- Afferent erklärte von vornherein, er sei heute, trotz der Kürze der»>eit seiner letzten Anwesenheit verflossenen Zeit, erschienen, tteuseinem Wort, den Gegnern Rede und Autwort zu stehen. Gemäßder Aufgabe der heutigen Volksversammlung rekapitulirte er denVerlauf der letzten Versammlung, faßte seine damaligen Aas-führungen, da« Verhalten der Lindenauer Lokalpresse zu den Lohn-Herabsetzungen und die Bestrebungen der Sozialdemokratie betref-send, in kurzen Sätzen für die Debatte zusammen, vervollständigteaus der nationalliberalen Presse den Beweis, daß die Artikel-schreiber des Wochenblattes für Lmdenau-Plagwitz gerade betreffsde« Brünner StrikeS bewußt oder unbewußt der Wahrheit nichtdie Ehre gegeben u»d schloß mit der Aufforderung an die Gig»er,ftei, wie eS sich Männern gezieme, seine Ansichten zu bekämpfen.Der Vorfitzende gab hierauf im Name» der Versammlung diefeierliche Versicherung, daß jeder Redner, ob Freund, ob Feind,ruhig und erwägend angehört«erden solle. Durch dieses Ver-halten waren mit einem Male alle die Verdächtigungen in ihrNicht« zurückgeschleudert, die weder der K.-Correspondent der„Leipziger Nachrichten", noch die ehreuwerthe Redaktion deS„Liudenauer Wochenblattes«, gegen Motteler zu erheben, sich ent-gehe» ließen, indem sie von Machinationen und Azitatorenkunst-stückchen in ihren Referaten sprachen, die es„den Gegnern uumög-lich gemacht, da« Wort zu ergreifen«. Heute stand noch ein Zeit-räum von 2 Stunden den Gegnern für ihre geist- und wahrheitS-vollen Ausführungen zu Gebote. Gespannt lauschte die Versamm-lang nach dem Ausruf deS Vorsitzenden auf ein: Ich bitte um'SWort. Todtenstille aber— cousequenteS Schweigen, das endlichdurch Worte der Entrüstung über die Feigheit der nur auS demsicheren Bersteck der Redaktion giftige Pfeile der Verleumdung undVerdächtigung absendenden Gegner unterbrochen wurde. Ebensowurde mit tiefem Schweigen Seitens der Gegner die Frage be-antwortet, ob der Herr K.-Comspondent immer noch„in befon-derer Mission seit den bayerischen LandtagSwahlen" in Münchenund anderen Städten Bayerns sich aufhalte? Der Versammlungblieb also»icht« andere« übrig, als auS diesem consequentenSchweigen die moralische»nd wissenschaftlich- Ohnmacht der Geg.»er zu schließen.— Motteler ergriff hierauf uothgedrungen da«Wort, um sei» Referat fortzusetz:». Einen Anknüpfungspunkt botihm eine Corresponden; in Nr. 30 des„Wochenblattes für Lin-deuau-Plagwitz«, verfaßt von einem„deuffchen Manne des stetenFortschrittes und der wahren Freiheit", und in einem Stil, dessenZartheit und Bildung sich in Worten wie„Dickschädel"(verstehe:Andersdenkende) documentirte. Erwähnte Correspondenz sprichtvom„Geist der Verrottung und Rohheit", von AuSschrei-tungen«nd Uebermuth„gewisser Arbeiter" und weist endlich aufdie Quelle der Entsittlichung deS Volkes hin, indem sie von„et-lichen sozialen Blättern" und dem Gifte spricht, daS diese„indie Köpfe streue»(!)". Motteler stellte sich diesem GallimathiaSmit der einfachen Frage entgegen: Wo herrscht die„leider so aus-gebreitete Verrottung und Rdhheit?" AlS Antwort hielt er derGegenwart einen Spiegel vor; und das Bild der Verrottung undRohheit, da« derselbe zurückwarf, traf»icht de» Arbeiter, nicht dasVolk, sondern trug, treu bi« in die feinsten Linien, Gestalt undAntlitz»userer„gebildeten Gesellschaft«. Alle Thatsachen imStaatSleben und in dem gesellschaftlicheu Treiben berechtigten ihnzu der schweren Anklage, daß von Oben herab Verrottung uudRohheit im Denken und Fühlen, im Handeln uud Dulden desVolke« systematisch eingeführt werde und daß daS Schuldig desstrengen und gerechte» Sittenrichters nicht das arbeitende Volk,»icht die unteren Schichten des Volke«, sondern in seiner ganzenSchwere die Spitzen de« Staates und der Gesellschaft treffenmüsse. Unmöglich ist eS, daS Referat ganz wiederzugeben, kurzeFingerzeige sind nur gestattet. Indem Referent an daS Treibender auS dem Reptilienfonds gespeisten Press«, an die Tag für TagVorkommmenden Säbelaffären, an den Aktien- und Börsenschwindel,au das Gründerthum, da» mit dem Aermel das Zuchthaus ge-streift, erinnerte und so die Corruption im Großen nachwies, ginger spezieller ans die Symptome der sittlichen Rohheit und Ver-rottutig ein, die Leipzig und Umzegeud dem Beobachter zeigen.Wieder einmal erkauute man da die Wahrheit des Spruche«:Wie der Herr, so der Knecht. Wie im Großen, so im Kleinen.Redner ftug: welchen politischen und soziale» Kreisen jener Offizierangehöre, der mit der höchsten Brutalität einen in Civil gekleidetenLandwehrmann auf offenem Feld vor den Augen deS Publikumsniedergeritten? Welchen politischen und sozialen Kreisen jenefeinen, mit bunten Mützen und Bändern geschmückten Herren an-gehören, die durch die Straßen Leipzig« mit Hest-Pflastern bedeckt,renommiren, als hätten sie ihr Gesicht in Glasscherben gestoßen;ob diese Herren und jene Professoren, deren Patriotismus Auffeßmit dem Tode zahlte, etwa die Repräsentanteu der Bildung undGesittung seien und nicht vielmehr die Vertreter deS patentirtenRaufboldenthumS, das seinen poetischen AuSdruck in einem pa-triotischen Liede gegen die Franzosen erhielt:„Haut sie, daß dieLappen fliegen, daß sie all' die Kränke kriegen". Wer besucheweiter etwa die Theater, die Ballete, die Tingeltangel, die öffent-lichen Häuser? Vernichtend aber wurde Redners vom wahrensittlichen Gefühl getragene Kritik, als er auf den Leipziger Carne-val, da« Schoßkind der Leipziger jounosse doröe, der Leipzigerhaute volde zu sprechen kam. Außerdem citirtezRedner jenen Land-sturmgesang:„Drum Kameraden stählt die Landksturmkrast,Vergeht da« Fernrohr nicht und gute KartenUnd wer beim Schlachtfest keinen Affen schafft,Der hat den Schafskopsorden zu erwarten.Das Reiten lernen wir im„Hippodrom«Auf frommen Stuten, nicht auf wilden Hengsten,Und reiten dann zum Jubeljahr nach Rom ,c.Dann schwimmen wir im mittelländischen Meere,Aus Zeitvertreib zum Harem in StambulUnd machen dort dem Landsturm alle Ehre.Das soll ein Freudenfest im Harem sein,Was uns zu alt ist, dort, das laß wer säcken,WaS hübsch ist aber, ei, das steck'n mer einUm'S eegne Weib derheme zu erschrecken."Andere Culturblüthen zeigen weiter ein Lied, betitelt:„Kull-mann am Schandpfahl" und bezeichnet als„Original- Eigenthumder Leipziger Carneval-Gesellschaft«. Darin heißt e« wörtlich:„Hier ward sein süßer Bummlersinn(!)Zur Frömmigkeit verleitet hin,Mit Hetzereien auch klystirt(!)Bis er war ganz fanatisirt".und„Ich Hab' ihn(Kullmann Bismarck)— ich dummerHund(!)Man blo« an einer Hand verwandt!Und Lederer, der Mime schrie:O PiuS, hilf, mich beißt das Vleh!(!)"Schließlich:„Hat ihn sich Jeder angeguckt(Kullmann)Und ihm ins Angesicht gespucktSo ist'S damit noch nicht genug!"(Schluß f.)Dresden, 12. Aug. Bei uns wird die Agitation sehr flottbetrieben. Sonnabend Abend sprach Bahlteich in einer Volks-Versammlung in Meißen, am Sonntag auf einem Fest ebendaselbst.Beide Male mit großem Erfolg und Beifall.— In Löbtau fandSonnabend Abend eine Volksversammlung statt, in welcher Kayserüber den Kamps um« Dasein unter großem Beifall der Anwesen-den referirte. Es traten sofort 19 Personen der P«rtei bei, ebensowurden vielfache Abonnement auf den„BolkSbotea" entgegen-genommen.— In der Parteiversammlnng am Montag hielt nachErledigung innerer Angelegenheiten Haustein eine» vortrefflichenBortrag über das„eherne ökonomische Lohngesetz«. An diesenVortrag schloß sich eine rege Debatte, an welcher sich die HerrenGrundig, Goldstern, Kayser und Biedermann betheiligten.— AmDiustag Abend sprach Kayser über die„Lebenshaltung der Arbeiter«.Chemnitz. Ich meldete Ihnen kürzlich, daß die AmtShaupt-Mannschaft ein von einer Anzahl hiesiger Arbeiter beabsichtigte« Kinder-fest verboten habe. Gleichsam als Ersatz für da« Kinderfest wurdeam 2. August ein Familienfest nebst Conzert gefeiert. Die„Chemn.Fr. Pr." schreibt hierzu: Da« Conzert und Familienfest, welche»gestern Nachmittag auf dem Waldschlößchen stattfand, erfreute sicheines höchst zahlreichen Besuch«. Namentlich die Kinder, derenharmlose Gemüther die hochweisen Gründe nicht zu fassen ver-mochten, welche zum Verbot deS Kinderfestes geführt, waren imFestkostüm, mehr al« Tausend an der Zahl erschienen und zogenmit Fahnen uud Kränzen gemeinschaftlich nach dem Festplatze, woihnen durch da« Entgegenkommen der Conzertuateruehmer soweitals thunlich angemessene Unterhaltung geboten wurde. Die Kleinenamüstrten sich dabei köstlich und fanden hier eine Entschädigungfür die wegen deS unbegreifirchen Polizeiverbots vergossenen Thräaea.Der Staat wurde durch die Kinder in keiner Weise gefährdet,denn sie führten ebensowenig etwa« BöseS im Schilde, al« dieKinder aus jenen Vereinen, welchen kein Fest und kein öffentlicherZug verboten wird; ihr ganzer Vernichtung«trieb richtete sich nurgegen die zur B-rtheilung gekommenen Würstchen uud mau hörteeinigemale fingen:„Lieb' Vaterland kannst ruhig sein." Diesenicht gerade überflüssige Versicherung wurde»atürlich ganz unbewußtgegeben, nur weil den Kindern die modernen Gassenhauer stet«geläufig sind. Hoffentlich nimmt sich aber da« liebe VaterlanddaS beruhigende Wort dennoch zu Herzen und verbietet den Kin-der» kein Fest wieder.— Die Conzertpiecen wurden vortrefflichausgeführt, und die Gesellschaftsspiele, bei welchen namentlich dieKinder berücksichtigt wurden, trugen zur Erheiterung bei.— Ueber-haupt verlies da« ganze Fest in aumuthigster Weise und wennHerr Amtshauptmann Schwedler sich daran betheiligt hätte, würdeer sich sicher auch sehr gut amüsirt haben.«Kurth, 1. Aug. Die heutig- von hiesigen Mitgliedern dersozialistischen Arbeiterpartei einberufene Volksversammlungin der Turnhalle war von circa tausend Personen auS allenStänden besucht. Hascnclever behandelte in �ständigem fesseln-dem Vortrag- daS Thema:„Die Sozialdemokratie und ihre Gegner."Der Verlauf der ganzen Versammlung, da unS detaillirtere Berichtenicht zugegangen sind, war ein vollkommen befriedigender.Heestendorf. Am 25. Juli fand im Saale des„Colosseum"zu Bremerhasen eine gut besuchte Volksversammlung statt, inwelcher Slauck über da» Haftpflichtgesetz referirte. In einstün-diger Rede setzte derselbe den Anwesenden in klarer, verständlicherWeise die Unzulänglichkeit de« genannten Gesetzes auseinander undforderte am Schluß seiner Rede aus, der Organisation beizutretenund bei den Wahlen nur Männer, welche die Interesse« des Volk«vertreten, in den gesetzgebenden Körper zu wählen.Für den 1. August war in demselben Lokale eine weitere Volk«-Versammlung anberaumt mit der Tagesordnung:„DaS allgemeinegleiche und direkte Wahlrecht.« Trotzdem an demselben Tage daSBremerhafener Schützenfest stattfand, war die Versammlung gutbesucht. Es war die Abschiedsrede Slauck'S, welche er heute hierhielt. Nachdem er die Bedeutung de« allgemeinen gleichen unddirekten Wahlrecht« genügend erörtert hatte, ermunterte er durcheine kräftige Ansprache die Arbeiter, der Fahne treu zu bleibenund die Zahl der Mitglieder zu verstärken, damit, sollte er nachJahren wieder einmal nach Bremerhafen kommen, die Listen 1000Mitglieder aufzuweisen hätten. Die hiesigen„Schriftgelehrten"der„Provinzial-Zeitung" erhielten zum Abschied von Slauck beider Geißelung der Presse noch den guten Rath, ihre Bildung»-anstatt eingehen zu lassen. Donnernder Applaus war der Lohnfür die Rede.— Ja kurzen Worten dankte Trillhose als Vor-sitzender Parteigenossen Slauck für fein sUufmouatlicheS Wirkenhierorts und schloß dann die Versammlung.Ioh. Sältz.Hsnavrück, 13. August.(Zum hiesigen Tischler-Strike.)Dem größten Theil unserer Collegen in Deutschlaad, wird es be-kannt sein, daß wir nun schon 7 Wochen mit unseren Meisternim Kampf liegen. Auch die Ursachen werden zum größten Theilebekannt sein, jedoch lassen wir, um jedem Irrthum vorzubeugen,dieselben hier noch kurz folgen. Die Meister hatten unS in einemneu ausgearbeiteten Tarif für Bau- und Möbelarbeiten derartigeAbzüge augedroht, daß nach demselben ein tüchtiger Gesell ungefähr2 Mark pro Tag verdienen würde. Wer nun die nothwendigenLebensbedürfnisse am hiesigen Orte kennt, der muß ein solche»Ansinnen geradezu für wahnsinnig finden. Ein unverheiratheterGesell hier muß durchschnittlich pro Tag 1 Mark 50 Pf. für Kostund Logis bezahlen, Wäsche zc. nicht mitgerechnet. Die Steuernbetragen inSgesammt pro Monat 1 Mark 25 Pf. Jetzt noch dieübrigen Ausgaben in Betracht gezogen und selbst ein Schulze-Delitzsch würde eS zu wenig zum Leben finden, womit uns dieMeister abfinden wollen. Characteristisch ist es für die Meister,daß sie, um auswärtige Gesellen heranzuziehen, denselben einenWochenlohn von 24 bi» 27 Mark zusichern, während man unSmit 12 bis 15 Mark abzuspeisen gedenkt. Darum Collegen, laßtEuch nicht durch derartige„Verlockungen" verleiten, hierher zukommen, denn nur durch Fernbleiben wird nicht nur unsere, son-dern auch Eure Lage eine bessere. Wir sind überzeugt, das Ganzeist ei» Werk des Centcal-MeisterbundeS in Deutschland. Unlängstwurde in einer Versammlung der Meister berathen, wie man die„aufrührerischen Gesellen« am besten„bestrafen« könnte uud wodurchdas geschlossene Vorgehen der Gesellen zu vereiteln sei. Zunächstwurde bedauert, daß daS sozialistische Element unter die Tischler-gesellen gefahren sei. Dann wurden wir in Classen eingetheilt,und zwar wie folgt: Die 1. Classe sind die„Verführten", die2. Classe„Mitglieder des Allg. Tlschler-(Schreiner-)VcrinS", zur3. Classe gehören die„Aufrührer«. Die Classen 2 und 3 wurdengenau bemerkt und hinter die Namen je nach Umständen ein oderzwei Kreuze gemacht. Damit nun diese aufrührerischen Gesellenauch in anderen Städten keine Arbeit wieder erhalten sollen, undum, wie die Meister sich selbst ausdrücken, für die Zukunft solchenCalamitäteu vorzubeugen, hat man diese famose Classifiziruug nachden übrigen Städten Deutschlands gesandt. AuS dem Vorstehen-den ist wohl zur Genüge ersichtlich, wie sehr eS noth thut, daßsich die uns noch fern stehenden College« anschließen resp. Mit-