S

1,

e

Et

E,

e

e

Berlin wird niemals braun!

Aus Betrieben und Stempelstellen

13 neue Autos.

Vor den geraubten Gewerkschaftshäusern stehen die neu angeschafften Luxuswagen der neuen Verbandsleitung.

Aus Berlin   wird uns geschrieben: stark unter Boykott und Rückgang des Umsat- früher der Vorstand des ADGB  . sich mit dem( am sichersten fühlen. Dabel   kommt die Ent­Wie geht es jetzt in den Berliner   Betrie- zes zu leiden. Mit Genehmigung der zuständi- einen Auto der Arbeiterbank behalf, verfügt, täuschung über ihre verlorene Revolution" ben zu? Wie verhält sich die Masse der Ar- gen NSDAP  - Instanz erließ die Firma Rund- jetzt allein die Spitze der Arbeitsfront über nicht selten in recht drastischer Weise zum Ausdruck. In der großen Masse der Arbeiten­beiter und Angestellten zu dem neuen Sy- schreiben an alle früheren Kunden und unter­den ist die Stimmung stark gedrückt, aber die stem? Auf diese Frage läßt sich heute nur strich diese Werbung durch Kundschaftbesuche, Hoffnung auf eine rasche Wendung zum Bes­schwer eine ausführliche Antwort geben. Daß die von den Angestellten freiwillig übernom­die Hurrastimmung, die in der ersten Zeit der men wurden. Darüber beschwerten sich die sern ist keineswegs erstorben. Viele tragen den entsetzlichen Druck nur deshalb mit Ge­sogenannten Nationalen Revolution einen Teil Konkurrenzhäuser bei der Arbeitsfront, die nun Die Unzufriedenheit über solche Erscheinun- duld, weil sie fest davon überzeugt sind, daß der Bevölkerung beherrschte, jetzt so gut wie wiederum mit der NSDAP  - Instanz in Konflikt völlig verschwunden ist, ist allgemein bekannt. geriet. Die Arbeitsfront   forderte den Betriebs- gen läßt sich kaum verbergen. Angeblich ein solcher irrsinniger Zustand nicht mehr Auffällig ist auch das völlig veränderte Bild rat zu energischerem Vorgehen gegen die- reicht sie bis in die NSBO. Man spricht viel lange dauern kann. der Stadt und die Kirchhofsruhe, die beson- dische Geschäftsleitung auf. Da die Geschäfts- von einer Denkschrift dieser Körperschaft, in Das Heer der sozialistischen   Revolution ders über den Arbeitervierteln liegt. Wo sonst leitung einige christliche Angestellte entlassen der das herrschende Regime davor gewarnt schläft nicht. Massen sind vorhanden, in denen in den Abendstunden Kinder spielten, Männer will, protestiert der Betriebsrat und verlangt wird, die Gewaltmethoden des Staatsapparates der alte Geist weiterlebt. Wenn die Stunde auf die Betriebe zu übertragen und gegen die und Frauen spazieren gingen, sich laut mit- erst die Arbeiter mit Zwangsmaßnahmen vorzugehen. einander unterhielten, oft auch scherzten, Entfernung der jüdischen Angestellten. Händler ihre Waren anboten usw., ist es jetzt Schließlich übernehmen die Angestellten frei­Der Marxismus sel nur zum Schein still wie im Dorf zur Kirchzeit. Die Leute willig eine Gehaltskürzung, um Entlassungen überwunden sind daheim in ihren Wohnungen und wagen zu vermeiden. auch dort kaum noch laut zu sprechen.

schlägt, werden sie da sein!

Kommandierte

Begeisterung

und die bisherigen Methoden würden sehr bald An den Arbeitsnachweisen und zu seinem Wiedererstarken führen. Die NSBO. Das ist der allgemeine Eindruck. Aber wie Stempelstellen hat die Gesprächigkeit, schlägt vor, die Arbeiter mit neuen Methoden Wer die Berichte der reichsdeutschen geht es in den Betrieben zu? Wie sieht die früher dort herrschte, so gut wie aufge- zu gewinnen. Diese Methoden sollen vor allem Presse liest, könnte glauben, daß die Millio­es in den Organisationen aus, die sich hört. Das gilt ganz besonders von Gesprächen in der Gründung von Werkvereinen und Ka- nen des Volkes begeistert hinter der Haken­früher die freien Gewerkschaften nannten und die jetzt als Deutsche Arbeitsfront   unter dem Kommando der Unternehmersyndici marschie­ren? Darüber ist schwer, genaueres zu erfah­ren. Aber es soll jedoch versucht werden, einigermaßen in die Dinge hineinzuleuchten.

In den Betrieben ist von offenem Wider­stand kaum etwas zu bemerken, dagegen macht sich eine gewisse passive Resistenz be­merkbar. So gab es neulich in einem der größ­ten städtischen Betriebe Berlins   ein ungeheu­res Toben der NSBO., weil man

in den Sammelbüchsen der Winterhilfe In großen Massen Knöpfe und eiserne Zehn­pfennigstücke

aus der Inflationszeit fand. Von der Beleg­schaft wurden die Wutausbrüche der Ent­täuschten mit stiller Schadenfreude aufgenom­

men.

Aehnliche Zwischenfälle gibt es mehr. Mit Kriegsgeld wird garadezu ein schwunghafter Handel getrieben und dabei werden die eiser­nen Zehnpfennigstücke stark bevorzugt, weil sie beim Hinunterfallen in den Klingelbeutel dasselbe Geräusch machen wie gutes Geld. Man muß das als einen Protest auffassen ge­gen die vielen Abzüge, die eine allgemeine Mißstimmung hervorgerufen haben.

In der Bewag Klingenberg ist man dazu übergegangen, nach dem Muster der pa­triarchalischen Scharfmacher der Kaiserzeit einen Werkverein zu gründen, der Sport, Mu­sik, Gesang, Photokunst und sogar Literatur

-

man kann sich denken, was für eine- be­treiben soll. Der Beitritt zum Werkverein wird als selbstverständliche Pflicht" bezeichnet, das genügt, daß jeder versteht, was gemeint ist. Monatsbeitrag 1 Mark. Trotz der unver­kennbaren Drohung in der Einladung erfolgen die Anmeldungen nur äußerst schleppend.

Aehnlich sieht es auch bei Siemens aus.

In Kürze erscheint:

DEUTSCHLANDS WEG INS CHAOS VON MAX KLINGER  

VOLK IN KETTEN

Dies Buch enthält auf ca. 120 Selten eine histo­risch- kritische Darstellung des nationalsozialisti­schen Staatsstreichs in Deutschland  , seiner Ge­schichte und seiner Technik.

Es ist in seiner sorgfältigen, objektiven Darstellung eine furchtbare Anklage gegen das System Hitler  .

Die offiziellen Lügen des Hitlerfaschismus werden schonungslos zerstört. Die Stimme der geschicht­lichen Wahrheit erhebt sich gegen das national­sozialistische Verbrechertum, anklagend und er­Schütternd zugleich.

,, Volk in Ketten" wird in vier Ausgaben: deutsch, englisch, französisch und holländisch erscheinen. Vorausbestellungen vom Verlag Graphia, Karlsbad  .

Hier spricht man von starken Differenzen über politische Themen. Nur unter ganz Ver­zwischen der Direktion und der NSBO. Eine trauten werden die Köpfe zusammengesteckt. große Betriebsversammlung wurde mit dem Als unlängst die Mietsbeihilfen nicht ausge­üblichen Klimbim aufgemacht, Tagesordnung: zahlt wurden, gab es

** Winterhilfe. Nachdem der Referent die Not- an verschiedenen Aemtern heftige Ausein­wendigkeit, einen Stundenlohn abzuführen, be­

andersetzungen

kreuzfahne herlaufen. Doch wie diese Be­geisterung" gemacht wird, zeigt mit unüber­trefflicher Deutlichkeit der Befehl" des Be­auftragten der NSBO. für den Deutschen Me­ tallarbeiterverband  , den Christlichen   Metall­arbeiterverband und den Hirsch- Dunckerschen Gewerkverein, Egon Mathiesen in Erfurt  , der die Arbeiter in den Betrieben in folgen­der Weise zu einer Nazimanifestation kom­mandierte:

,, Ich erwarte, daß jeder Arbeiter, der in den genannten Gewerkschaften organisiert ist, sich unbedingt an dem Aufmarsch be­teiligt, andernfalls er gewärtig sein kann, aus dem Betrieb ent­fernt zu werden, weil er sich offen gegen die Massenkundgebung stellt."

Es sind jedoch nicht die Arbeiter allein, die auf diese Weise unter schärfsten Drohungen zu den offiziellen Kundgebungen kommandiert werden. Selbst die stärkste Stütze der Nazi­herrschaft, die Studentenschaft, be­ginnt unzuverlässig zu werden. Man lese fol­gende Drohung des Leiters der Fachschafts­arbeit und des Amtes für Wissenschaft der Berliner   Universität, Schumann, in Nr. 13 der Berliner   Hochschulzeitung:

,, Von der zwangsmäßigen politischen Er­ziehung( lies: Nazisierung) wurden im ver­gangenen Semester 4000 Studenten im er­sten bis dritten Semester erfaßt... Leider ist festzustellen, daß ein großer Teil der­selben sich gegen unsere Weltan­schauung ablehnend verhält. Sollten diese, trotz unserer eifrigen erzie­herischen Tätigkeit, ihre Einstellung nicht bald ändern, so werden wir gezwungen sein, mit den schärfsten uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen sie vorzugehen."

Herr Göbbels hat seinerzeit verkündet, daß

meradschaften dienen, die dem Italienischen die NSDAP  . es sich zur vornehmsten Aufgabe Muster nachgebildet sind.

stelle, die Seele des Volkes" für die national­Tatsächlich sind auch die Betriebsversamm- sozialistische Weltanschauung zu gewinnen. lungen und scheingewerkschaftlichen Veran- Man sieht, welche angenehmen Mittel hierbei staltungen nur dann stark besucht, wenn der angewendet werden. entsprechende Druck dahinter gesetzt wird. So

Ein Verbot

Die Sopade- Informationen", eine für die Presse bestimmte Korrespondenz des

gründet hatte, wurde abgestimmt. Zur Ueber- unter Führung von Nazis und SA- Leuten. Die war eine Versammlung in der Bockbrauerei, raschung der Versammlungsleitung stimmten neuen SA- Beamten warfen aber teilweise die zu der alle Holzarbeiter Berlins   aufge­nur ganz wenige Anwesende für den Antrag. Protestierenden eigenhändig hinaus. Häufig rufen wurden, nur von wenigen 100 Personen Das hinderte natürlich nicht, daß er für an- kommen Konflikte bei der Vermittlung von besucht. Darob gab es großes Entsetzen. Nun genommen erklärt wurde und jetzt als Be- Nazis vor, die Stellen wegen zu geringer Be- wurde eine Versammlung im Sportpalast an­schluß durchgeführt wird. Die Lehrlinge müs- zahlung nicht annehmen wollen. Solche Strei- gesetzt, für die in den Betrieben unter Druck Vorstandes der Sozialdemokratischen Partei sen jetzt vor Arbeitsbeginn unter dem Bilde tigkeiten enden mitunter auch mit Abschub Eintrittskarten verkauft wurden. Nun endlich Deutschlands   in Prag  , sind von der Geheimen des ,, Führers" zu einem sogenannten Fahnen- zur Polizei oder gar ins Konzentrationslager. bekam man den Sportpalast voll. Durch solche Staatspolizei verboten worden. Die Verbrei­in Deutschland Ueber die Zuteilung in Arbeitslager wird sehr Erfahrungen gewitzigt, veranstaltete man eine tung dieser Korrespondenz wird damit aber nicht unterbunden. geschimpft: Dort zerreißt man mehr Lumpen, Bauarbeiterversammlung, bei der als man Geld verdient, kann man vor Nazis vor den Nachweisen hören, die in Uniform

appell antreten. Nachher heißt es:

stehen.

Im Kindergarten

in Oberschlesien   wird uns folgendes Erlebnis mitgeteilt: In einem Kinder­garten singen die Kinder zu einem Reigenspiel folgendes Verschen:

,, Weggetreten zur Arbeit!" ein jeder auf den Kontrollabschnitt der Bei der A. E. G. Treptow   verlangte ein Einlaßkarte seinen Namen schreiben mußte. SA- Belegschaftsmitglied die Herabsetzung der Bei diesem System muß man schon ein Selbst­Fließbandproduktion von 200 Radioapparaten Aus Beuthen  In den Organisationen der sogenannten mörder sein, wenn man dabei bleibt, sich zu auf 120 täglich. Die SA- Kolonne wandte sich, als keine Aenderung eintrat, an die Arbeits- Deutschen Arbeitsfront   versuchen die Nazis drücken. In einer Gärtnerversammlung ver­front mit der Beschwerde, es werde zuviel die Zwangsorganisierung der Arbeiter zu for­gearbeitet. Die Arbeitsfront sagte eine Prü- cieren. Sie haben damit eine Mitgliederzunah- hielten sich die Teilnehmer gegen den Refe­fung der Frage zu. Als aber die SA mit 65 me von etwa 40 Prozent erreicht. Aber mit renten sehr ablehnend. Bei einem Nachruf auf statt mit den versprochenen 75 Pfennigen ent- welchen Mitteln? Die Propaganda erklärt, lohnt wurde, kam es zu Widerstandskundge­bungen. Der Betriebsrat lehnte ein Eingreifen

r

ab, darauf

1,

streikte die SA- Belegschaft eine halbe Stunde.

daß von der Mitgliedschaft der Deutschen Arbeitsfront   vielleicht die künftige Staats­angehörigkeit abhänge,

Kommt, und reicht die Hände Euch, ob arm oder reich,

einen gestorbenen früheren Verbandsleiter er­hob sich aber alles sofort von den Plätzen. wenn das Herz nur deutsch   ist, sind wir Eine NSBO- Versammlung des 5. Kreises wurde alle gleich. ( Neudeutscher Reim!) zur vollkommenen Pleite, weil erst um 10 Die Kinder reichen sich die Hände, aber das Arbeiter könne aber nur der sein, der auch Uhr abends der angekündigte Redner erschien. Kind eines Beamten weigert sich, ihrer Spiel­Das Geschimpfe über die verbummelte Zeit kameradin die Hand zu geben mit der Be­war allgemein. In einer Versammlung des gründung. daß es einem Judenkind die Hand Holzarbeiterverbandes wurde sogar unter gro- nicht reichen wolle.

Staatsbürger ist.

In der Leitung macht sich schrankenloses Ein der NS. angehöriger Meister griff ein mit der Erklärung: Wer nicht sofort die Arbeit Strebertum, Gewinnsucht und Korruption be­aufnimmt, fliegt!" Daraufhin wurde die Arbeit merkbar. Ueberall wurden die Angestellten­aufgenommen, eine Delegation wurde zur Be- körper sehr verstärkt, zum Teil verdoppelt. triebsleitung geschickt und ihre Forderung Zum Beispiel stieg die Zahl der Angestellten bei der Baugewerkschaft von 100 auf 170, bei

Bem Krach

die Wiedereinsetzung der alten Verbands­leitung verlangt.

Wenn in diesem Kindergarten Tiere per­sonifiziert werden sollen, SO müssen die Judenkinder stets das Schwein oder irgend­ein verächtliches Tier spielen.

Was wird aus diesen seelisch vergifteten wenn der Nazibarbarismus noch

wurde angenommen. Solche Akte der offenen Auflehnung sind Viel besprochen werden die Vorgänge in der Angestelltenorganisation beträgt sie 40 jedoch ziemlich selten. Im allgemeinen sind es einem großen Kaufhaus in Neukölln. Das Haus Prozent. Zugleich trat eine bedeutende Er- eher die Nazis, die hin und wieder eine Lippe Kindern. hat, wie alle Unternehmungen ähnlicher Art, höhung der Spitzengehälter ein. Und während riskieren, weil sie sich verhältnismäßig noch lange anhält?