Wirkung nach außen

Europa in Verwirrung Die Spannung wächst

nung, ebenso wie auch die Ueberzeugung, aaw im gegebenen Augenblick die Gemeinbürg­schaft der westeuropäischen Staaten gegen Hitlerschen Frevelmut doch in Wirksamkeit treten würde.

Das eine aber muß festgestellt werden: Die Unsicherheit und die allgemeine Unruhe wa­

Am 12. November haben 40.6 Millionen kann. Die Funktion der deutschen Sozialdemo-[ Zeitungen ähnliche Wendungen zitieren. Viel- ren noch nie so groß wie in diesem Augen­Deutsche der Außenpolitik ihrer Regierung, die kratie in diesem Weltgeschehen ist durch die leicht würden sie noch besorgter und am Ende blick. Seit 1918 schien der Friede nie so be­sie nicht kennen, zugestimmt. Manche taten es Tatsachen des Hitlerregiments von selbst be- auch aggressiver sein, wenn die französische droht wie jetzt nach der Tragikomödie der aus blindem Vertrauen, andere, weil sie sich stimmt, Regierung nicht eifrig zur Besonnenheit und deutschen Volksabstimmung. durch die scheinbare Friedenspolitik Hitlers zur Zurückhaltung mahnte, weil sie unter allen täuschen ließen, viele bloß aus Angst. Immer­Umständen an der Linie gemeinsamen Han­hin darf die Tatsache nicht übersehen werden, Wir wollen ein gleichberechtigtes und freies delns mit Großbritannien festhalten und dem daß sogar ein Teil derer der NSDAP . Ihre Deutschland . Darum muß Deutschland aufhören, Vorwurf entgehen will, daß der Plan, die Ab­Stimme versagten, bei der der Volksabstim- ein Sklavenstaat zu sein! Hitler hat den An- rüstungskonferenz zu einem positiven Abschluß mung mit Ja gestimmt haben.

Hitler hat bei der Volksabstimmung mit sozialdemokratischen Parolen gesiegt.

,, Für Frieden und Gleichberechtigung!" Ge­gen Kriegshetze und Rüstungswahn!" Für Völkerverständigung!" Nur ein Wahnsinniger kann an Krieg denken!" An diesen Parolen ist nichts auszusetzen, abgesehen davon, daß sie im Munde dieser Regierung Lügen sind.

Hat das deutsche Volk nun für die sozial­demokratischen Parolen Hitlers gestimmt oder für seine wirkliche Außenpolitik, die er

sie kann nur vorbehaltlos und eindeutig revolutionär sein.

spruch Deutschlands auf gleiches Recht zer- zu bringen, an Frankreich gescheitert sei.

stört, in dem er in Deutschland selbst alles alles Abe Aber auch, was England betrifft,

Das jüdische Ja

Man nimmt als sicher an, daß fast alle Juden, die zu den Urnen schritten, die Frage, ob sie die außenpolitische Haltung der Regie­rung, ihre Forderung nach Deutschlands Recht zerstörte. Hitler hat jede Möglichkeit wird die öffentliche Meinung hier immer sor- Gleichberechtigung, billigen, mit einem" Ja" der nationalen Einigung vernichtet, indem er genvoller. In London , so heißt es, sehe man beantworteten, daß aber bei der Wahl in den den Vernichtungskampf gegen deutsche Volks- die Gefahr nicht, man strecke Deutschland Reichstag der weitaus größere Teil der Juden genossen entfesselte. Deutschlands furchtbar- immer wieder die Hand entgegen und erwecke die Wahlzettel ungültig machte, um nicht ster Feind ist Hitler und sein System. bei den Nationalsozialisten den Glauben, als die nationalsozialistische Liste, die allein zur Gegen Hitler und sein System muß im könnten sie sich der Unterstützung oder doch Wahl stand, wählen zu müssen. Sie taten dies Krieg und Frieden der revolutionäre Befrei- der wohlwollenden Neutralität der Briten ge- in der Annahme, daß die nationalsozialistische ungskampf geführt werden für Deutsch - wiß halten. Daraus wird dann die Konsequenz Führung gerade von den Juden eine positive land! gezogen, daß Frankreich rüsten und gleichzei- Stimmabgabe nicht erwartete und auf sie auch tig auf die Festigung der Beziehungen zu sei- kein Gewicht legte. Hat doch Adolf Hitler vor nen mittel- und osteuropäischen Verbündeten längerer Zeit den Ausspruch getan: Wenn bedacht sein müsse. Das um so mehr, als nach ein Jude mich je loben sollte, werde der Abrüstungskonferenz ohnehin immer zwei- in Ordnung ist. R. B. Paris , 15. November. felhafter werde, und die pessimistische Ant­Frankreich ist durch den Ausgang der deut- wort, die Arthur Henderson auf eine Anfrage Befürchtungen recht zu geben.

hinter ihnen zu verbergen sucht? Diese Frage Echo aus

vermag niemand zu beantworten.

Der berühmte Journalist Robert Dell teilte jüngst den Lesern der New Yorker Nation" als Ergebnis einer Reise durch Deutschland mit, etwa die Hälfte aller Deutschen würden heute

Innen.

nem

Frankreich dem Verhalten Italiens ein Gelingen ich wissen, daß bei mir etwas nicht

vor

In Deutschland wie im Auslande glaubt man, daß Hitler versuchen wird, seinen Erfolg innen­politisch wie außenpolitisch auszunutzen. Nie­mand kann sagen, ob diese neuen Aktionen der deutschen Regierung auch die Judenpolitik ein­schließen werden und in welche Richtung diese Politik nun gehen wird. Bekanntlich hat kurzem Professor Dr. Carl Schmitt , der von der nationalsozialistischen Regierung mit der Ausarbeitung einer Reform der Bürgergesetze betraut worden ist, angekündigt, daß nach den Wahlen ein Gesetz erlassen werden wird, dem­gemäß die Juden in Deutschland Bürger zweiter Klasse und minderen

die Franzosen , wenn sie kämen, als Befreier schen Volksabstimmung nicht überrascht wor- des Daily Herald" erteilt hat, scheint diesen begrüßen. Ob er an dieser Meinung auch nach den. Es hatte ihn erwartet, es wußte, daß dem 12. November noch festhält, wissen wir unter der Herrschaft einer jede objektive Dar- Es hat keinen Zweck, sich in Spekulatio­nicht. Was uns betrifft, so wünschen wir die stellung der Verhältnisse hindernden Zensur nen über die weitere Entwicklung der Dinge Befreiung nicht von außen, sondern von und unter dem Terror der SA - Banden mit kei- zu ergehen. Es wäre insbesondere verfehlt, anderen Ergebnis gerechnet werden den Stimmungen derer nachzugeben, die mit konnte. Es ist sogar erstaunt, daß mehrere düsteren Mienen von der Unvermeidlichkeit Millionen, deren Mut alle Anerkennung ge- eines neuen europäischen Krieges reden und zollt wird, mit Nein gestimmt haben. Man war nur über den Zeitpunkt seines Ausbruchs im Zweifel sind. Wir dürfen erwarten, daß das also vorbereitet. Schlimmste verhütet wird. Die tiefe Friedens­liebe, die das französische so gut wie das bri­tische Volk belebt, bestärkt uns in dieser Hoff- Rechtes sein werden. tische V

Wir verkennen dabei keinen Augenblick, daß der gegenwärtige Zustand ein Unglück für Deutschland und eine Gefahr für Europa ist. Diese Gefahr wächst in dem Maße, in dem die Unfähigkeit Europas zu einigem Handeln offenbar wird.

-

Europa ist einig Im Widerwillen gegen die deutschen Machthaber sonst in nichts! Jede Regierung hat ihre eigene Meinung und in jedem Lande gibt es verschiedene Ansichten darüber, ob und mit welchen Mitteln vorgegangen wer­

den soll.

Der Austritt Deutschlands aus dem Völker­bund und der Abrüstungskonferenz hat die all­gemeine Verwirrung noch gesteigert. Der starken Geste von der einen Seite ist keine

Tat, ja nicht einmal eine klare Kundgebung von Man debattlert über Versailles und Locarno , Völkerbund und Gleichberechtigung, über Oesterreich , Danzig und die Saar . Morgen oder übermorgen können die Territorialfragen einem

Konflikt mit unübersehbaren Folgen

zu

führen. Am meisten aber debattiert man über

die Abrüstung.

Und doch hat das Resultat auf das fran­ zösische Volk eine tiefe Wirkung ausgeübt. Nicht etwa, als ob es eine Panik hervorge­rufen hätte, aber die Stimmung ist sehr ernst. Man ist überzeugt, daß Hitler seinen Sieg" außenpolitisch ausnutzen wird und er­wartet zunächst eine diplomatische Offensive.

Welchen Charakter wird sie annehmen? Vermutungen werden angestellt wie die, Deutschland werde seinen Nachbarn Nicht­angriffspakte anbieten, dafür aber sofortige Rückgabe des Saargebietes, freie Hand gegen­über Oesterreich, vielleicht auch freie Hand

Zentren des

Widerstandes

im Osten und jedenfalls die absolute Gleich- Die amtlichen Zahlen Wahlkreis Berlin : berechtigung auf dem Rüstungsgebiet fordern.

Wie soll man einer solchen Attacke begeg­nen? Und vor allem: Wird es noch eine fried­liche Lösung geben?

,, Die Komödie wird in einer Tragödie

enden", Dreiunddreißig Prozent Deutscher

haben für die Aufrüstung und für die Re­

vanche gestimmt." Sie haben mit Begeiste­rung einer Politik zugestimmt, die imstande

Im ganzen Reich wurden bei der Reichstagswahl am 12. November nach den amtlichen Meldungen rund 3.4 Mil­lionen oder 7.8 Prozent ungültiger Stimmen abgegeben. In einer Reihe von

Wahlkreisen geht die Zahl der ungültigen

durchschnitt hinaus. Am höchsten war die Stimmen jedoch weit über den Reichs­

Abgegebene Stimmen 1,328 Millionen, ungültige Stimmen 191.971, 14.4 Prozent. Wahlkreis Leipzig :

Abgegebene Stimmen 9.930 Millionen, ungültige Stimmen 120.541, 12.9 Prozent. Wahlkreis Potsdam II:

Abgegebene Stimmen 1.344 Millionen, ungültige Stimmen 165.834, 12.2 Prozent.

Die einen wollen eine gemeinsame Aktion ist, sie in einen Krieg und zu einer Reihe von Zahl der ungültigen Stimmen in den fol- Wahlkreis Mecklenburg :

auf breitester Grundlage, um die Wiederauf­rüstung Deutschlans auf alle Fälle und auf

Maßnahmen zu führen, die gewaltsam mit allen Grundsätzen unserer Zivilisation brechen."

jedes Risiko hin zu unterbinden. Sie treiben zur Das sind ein paar Stimmen aus der franzö­

Eile, weil nach ihrer Meinung jeder Zeitverlust die Aufgabe nur schwieriger und gefährlicher macht. Die anderen glauben, durch Wieder­aufnahme der Verhandlungen und durch Zuge­ständnisse an Hitler , das heißt durch teilweise eigene Abrüstung erreichen zu können, daß Deutschland auf Wiederaufrüstung verzichtet und daß der Frieden erhalten bleibe.

Besonders auffällig ist, daß gewisse alte Ententepolitiker, die das demokratische Deutschland mit Ultimaten und

Sanktionen

traktierten, für das faschistische Deutschland Verständnis und Entgegenkommen fordern. Es sind das dieselben Leute, die während des Krie­ges unaufhörlich versichert hatten, sie wollten nichts anderes als das deutsche Volk von der wilhelmintschen Despotie befreien.

Heute Ist Lloyd George in Deutschland ein populärer Mann.

Hitler­

Die deutsche Sozialdemokratie hat stets für Deutschlands Gleichberechtigung auf allen Gebieten gekämpft. Würde sie heute zugestan­den, so würde Hitler nur ernten, was Ebert und Müller gesät haben. Der Unterschied ist nur der, daß man damals das Recht auf gleiche Waffen gewissenhaften Staatsmännern in die Hand gelegt hätte, nicht skrupellosen Aben­teurern.

Europa ist in Verwirrung. Seine Uneinigkeit ist für den Weltfrieiden die größte Gefahr. DaB Verhandlungen mit Deutschland , wo immer und von wem immer sie geführt werden, zu einem positiven, den Frieden festigenden Ergebnis führen, ist so gut wie ausgeschlossen. Am Ende aller Verhandlungen steht der eklatante MIB­erfolg. Und was kommt nach ihm?

Daß Europa nach dem Weltkrieg in eine Phase friedlicher Entwicklung eintreten könne. war eine Illusion. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, daß das Weltbeben fortdauert und an jedem Tag zu neuen Katastrophen führen

sischen Presse. Es ließen sich fast aus allen

In Kürze erscheint:

DEUTSCHLANDS WEG INS CHAOS VON MAX KLINGER

genden Wahlkreisen: Wahlkreis Hamburg :

Abgegebene Stimmen 871.438, ungültige Stimmen 140.581, 16.1 Prozent.

VOLK IN KETTEN

Dies Buch enthält auf ca. 120 Seiten eine histo­risch- kritische Darstellung des nationalsozialisti­schen Staatsstreichs in Deutschland , seiner Ge­schichte und seiner Technik.

Es ist in seiner sorgfältigen, objektiven Darstellung eine furchtbare Anklage gegen das System Hitler .

Die offiziellen Lügen des Hitlerfaschismus werden schonungslos zerstört. Die Stimme der geschicht­lichen Wahrheit erhebt sich gegen das national­sozialistische Verbrechertum, anklagend und er­Schütternd zugleich.

,, Volk in Ketten" wird in vier Ausgaben: deutsch, englisch, französisch und holländisch erscheinen. Vorausbestellungen an den Verlag Graphia, Karlsbad .

( CSR.)

Abgegebene Stimmen 608 Millionen, ungültige Stimmen 62.857, 10.3 Prozent. Wahlkreis Schleswig- Holstein : Abgegebene Stimmen 1.081 Millionen, ungültige Stimmen 110.628, 10.2 Prozent. Wahlkreis Köln- Aachen:

Abgegebene Stimmen 1.560 Millionen, ungültige Stimmen 160.349, 10.2 Prozent.

Wahlkreis Weser- Ems :

Abgegebene Stimmen 1.004 Millionen,

ungültige Stimmen 99.936, 9.9 Prozent. Wahlkreis Potsdam I:

Abgegebene Stimmen 1.454 Millionen. ungültige Stimmen 130.602, 8.9 Prozent. Wahlkreis Düsseldorf - Ost: Abgegebene Stimmen 1.466 Millionen, ungültige Stimmen 129.621, 8.8 Prozent. Wahlkreis Chemnitz - Zwickau : Abgegebene Stimmen 1.302 Millionen, ungültige Stimmen 115.554, 8.8 Prozent. Wahlkreis Magdeburg :

Abgegebene Stimmen 1.126 Millionen, ungültige Stimmen 98.242, 8.7 Prozent. Wahlkreis Westfalen- Süd: Abgegebene Stimmen 1.672 Millionen, ungültige Stimmen 143.487, 8.5 Prozent. Wahlkreis Dresden - Bautzen : Abgegebene Stimmen 1.322 Millionen, ungültige Stimmen 112.283, 8.4 Prozent. Wahlkreis Westfalen- Nord : Abgegebene Stimmen 1.634 Millionen, ungültige Stimmen 133.725, 8.1 Prozent. Auch diese Zahlen sind ein Beweis für den Terror, der das Ergebnis dieser Wahl bestimmt hat. In den Industriegebieten und Großstädten, in denen Hunderttausende dichtgedrängt wohnen, haben die Gegner des Systems in größerer Zahl im Sinne der sozialdemokratischen Parole gehandelt als in den Landgebieten, in denen die Kontrolle des Einzelnen so gut wie restlos durchgeführt wurde.