Was ist los?

Wahrheiten in der ,, Frankfurter Zeitung  ". Wir lesen in der ,, Frankfurter Zeitung  " vom 4. April 1934 Nr. 168/69:

Hakenkreuz und Schwarz- Weiß- Rot

Der Kampf zwischen alter und neuer Reaktion

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diesem System reaktionär nennt und des Aasgeruchs bezichtigt! Flaggenkampf.

,, Die Regierung hat einen pomposen Die Einigkeit" des deutschen   Volkes im eigene Organisation noch zusammenhält. Ge-| tionäre Fanatismus derer durch, die dem Füh­3- Jahres- Plan zur Ueberwindung der Dritten Reich   wird immer deutlicher sichtbar. gen diese Organisation versagt die Waffe des rer den neuen Staat erkämpfen halfen." Krise und zur Wiederbelebung der Wirt- Es gibt zwar keine Parteien mehr, aber der Terrors und der Gestapo  ; denn hinter dem Es gibt also eine Reaktion im System,.. schaft angekündigt. Dieser Plan gehört zu Parteikampf ist in vollem Gange, teils unter- Stahlhelm steht schützend die Reichs- sogar noch an den Universitäten, sogar Im jenen Projekten, mit denen die Regierung in irdisch, teils oberirdisch. Der eiserne Deckel wehr. Der geheime Kampf Röhms gegen Braunhemd! Wie wunderbar, daß immer einer plötzlich erwachtem Elfer sich von dem des Terrors hält die Dampfspannung im In- die Reichswehr   wird als Kampf Röhm contra den anderen in Vorwurf der absoluten Unfruchtbarkeit zu ern nicht mehr nieder. Der Kampf um die Stahlhelm sichtbar. befreien sucht. Es sind Wechsel auf evangelische Kirche war im Grunde Die Reichsjugendführung der NSDAP  . die Zukunft, die von der Oeffentlichkeit genommen wenn man von den ganz reinen schließlich hat sich revanchiert, indem sie ihre schon nicht mehr akzeptiert wer- evangelischen Ideologen absieht- ein Anhänger aufgefordert hat, sich fern von den. Nicht nur, weil niemand an die Mög- Kampf zwischen alter und neuer der Reaktion" zu halten, da ein Aas­lichkeit glaubt, daß die Regierung Verspre- Reaktion, zwischen Schwarz- Weiß- Rot und geruch" um sie sei! chungen, die über die allernächste Zukunft Hakenkreuz. Dieser Kampf tritt mun auch auf hinausreichen, verwirklichen vermöge, anderen Gebieten zutage. sondern mehr noch, weil die bisherigen ge­setzgeberischen Leistungen keinerlei Vertrauen in eine aufbauende Arbeit

zu

der Regierung rechtfertigen. Die Art, wie sie den Haushaltsplan behandelte, hat ihr den letzten Kredit genommen. Die bei dieser Gelegenheit offenbarten Unzu­länglichkeiten hätten jeder anderen Regie­rung den Hals gebrochen. Doch sie wird von der Gnade der Reaktion ge­halten, die sie als willkürliches Werkzeug vorläufig noch braucht."

Was ist los? Steht das wirklich in der gleichgeschalteten Frankfurter Zeitung  "? Ist die Pressefreiheit plötzlich in Deutschland   aus­gebrochen? Hat die Frankfurter Zeitung  " Selbstmordabsichten? Hat Göbbels   diese Ver­öffentlichung gestattet, um der tödlichen Langeweile der deutschen   Zeitungen und dem immer weiter fortschreitenden Zeitungssterben abzuhelfen?

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Krach Röhm- Schmitt.

Hier steht die Reaktion so deklamiert auch die Niedersächsische Tageszeitung" ge­gen den ,, Hannoverschen Kurier":

sehen werden.'

das

,, Der ,, Kurier schreibt:, Wenn zum Bel­spiel bei der hannoverschen Aktion. Der Streit um den Stahlhelm wird beglei- am ersten Tage ein Redner, der in einem hie­Pubertät und Aasgeruch. tet von einem Krach zwischen Röhm und sigen Café auftrat, sich abfällig über die Die Zeitung, der ,, Stahlhelm  " hat am 6. Mai Schmitt. In dem Röhmschen Erlaß hieß es, schwarz- weiß- roten Farben und einen Angriff gegen den Reichsjugendführer daß sich die sozialen Zustände in einer Art Fahnen geäußert hat, so muß das als ein Baldur von Schirach   und seine Unter- entwickelt hätten, die es der SA   unmöglich Ueber- das- Ziel- schießen eines einzelnen ange­führer gerichtet. Sie hat sich mit einem In- mache, länger untätig zuzusehen." terview Schirachs im Völkischen Beobach­Röhm weist darin unter anderem auf die Wir gestatten uns, hier zunächst einmal ter" befaßt und dazu geschrieben: Erscheinung hin, daß zahlreiche Aktiengesell- den Tatbestand gerade zu biegen: Der vom USAber wir können es doch nicht unwider- schaften 7 bis 8 und mehr Prozent Dividende Kurier" beanstandete Redner sprach in einem sprochen hingehen lassen, wenn beispiels- verteilt hätten. reichen Fahnenschmuck Dieser Befehl Röhms hatte Kaffeehaus, weise ein Jugendführer allein die ge­viel landsmannschaftliche Farben, eine scharfe Verstimmung des Reichswirt- zeigte: genwärtige Jugend als vollwer­tig revolutionär anspricht und schaftsministers Schmitt und des Reichs- erdrückend viel schwarz- weiß­die freundliche Behauptung aufstellt, daß die arbeitsministers Seldte zur Folge, die sich rote Dekorationen, zwischen ihnen bisherige revolutionäre Leistung mit zehn bei Hitler über Röhm beschwerten. Hitler verschämt und schüchtern das Sym­Prozent anzusetzen sei, während versprach den beiden Beschwerdeführern für bol der nationalsozialistischen Revolution, die die restlichen 90 Prozent von der heutigen mußte aber erleben, daß Hakenkreuzflagge. Jugend noch zu leisten seien. Wackerer Abhilfe zu sorgen, Diese Tatsache ist mit Recht gegeißelt junger Freund, laẞ dir und deinen Röhm seinerseits zum Angriff überging und Entfernung jugendlichen Volksgenossen in aller Freund- die von Schmitt, worden, und zwar mit dem Hinweis, daß, schaft sagen: Daß die Jugend revolutionär Schacht und Seldte aus dem Kabinett wenn die in diesem Lokal so stiefmütterlich fühlt und schwärmt, ist selbstverständ­lich, well es eine Pubertätserschei- forderte. Hitler   war hilflos und fuhr in die behandelte Hakenkreuzfahne nicht jahrelang Berge. nung ist!"

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Im übrigen so setzte der, Stahlhelm" hinzu, solle man nicht mit Worten spielen, wenn man es nicht ernst meine.

Hochschulreaktion?

das Kameradschaftshaus der Hallenser   Stu­

Keine Angst, lauter unbegründete Befürch­tungen. Es steht allerdings in der ,, Frankfur­ ter Zeitung  ". Aber die Pressefreiheit ist in Zeigt schon dieser Angriff die gegenwärtige Deutschland   nicht ausgebrochen, sondern das Propagandaministerium überwacht nach wie Spannung, so noch mehr die Antwort der Na­vor jede Zeile, die gedruckt wird. Die Frank- tionalsozialisten. Der Völkische Beobachter" marxistischen Klassenkampi"-Gebäude, heute eine vornehme" und wohl nur deshalb füh­furter Zeitung" hat keine Selbstmordabsichten, hat vor Wut aufgeschrien: sondern den unbeugsamen Willen, sich weiter durch ihr gleichgeschaltetes Dasein zu winden. welche Lösung des Rätsels es han­Denn delt sich gar nicht um Deutschland  , es han­delt sich um Spanien   Und das ist er­laubt: Der pompöse 5- Jahres- Plan, die absolute Unfruchtbarkeit der Regierung, die Wechsel auf die Zukunft, die von der Oeffentlichkeit schon nicht mehr akzeptiert werden, die Art der Behandlung des Haushaltsplanes, die Re­gierung als willfähriges Werkzeug der Reak­tion- von der spanischen   Regierung darf man das alles sagen, aber von der deutschen  ? Nein, von der deutschen   darf man es nicht ein­mal denken!

unseren Kämpfern vorange weht hätte, heute auch keine schwarz- weiß- rote Fahne mehr in Deutschland   vorhanden wäre. Der Redner, Bericht aus der Deutschen Wochenschau" von dem das erwähnte bürgerliche Blatt mit­Nr. 18: leidig- entschuldigend meint, er sei ein ein­,, In Halle   fand der Kreistag 1934 der mit- zelner, der über die Zügel schoß", ist Mit­teldeutschen Studenten statt. In dem ehemals glied der Gauleitung. Nun scheint für rende" Zeitung vom Format des Hannover­dentenschaft, hatten sich weit über hundert schen Kuriers" ein Gauamtsleiter offen­,, Das heißt auf deutsch  , daß jeder Deutsche, der als einst junger Frontsoldat, Führer und Amtsleiter der Hochschul- und bar eine viel zu nebensächliche Per­Mitteldeutschlands als junger Freiheitskämpfer oder junger Re- Fachschulstudentenschaft sönlichkeit zu sein, als daß man sie nicht volutionär zu Adolf Hitler   gekommen ist, zusammengefunden, um ein Bekenntnis zum in überheblicher Nonchalance mit ein paar nicht dem Gesetz seines Deutschtums, son­echten, deutschen, nationalen Sozialismus ab Worten abtun könnte. Drum zitiert man so­zulegen und zugleich der Reaktion gleich Adolf Hitler   und stellt dann durch die auf den Hochschulen schärfsten Blume fest, daß man sich mit dem Reichs­Kampf anzusagen!

dern seiner Pubertät gefolgt ist. Das heißt, daß das Dritte Reich, das gebaut wurde von den betrogenen Soldaten des Weltkrieges und der verkauften Jugend der Nachkriegszeit, nichts anderes wäre als eine Pubertätserschei­nung."

Herr Röhm ist mit stärkerem Geschütz

Die Ausführungen des Staatsrats Gaule­ter Jordan- Halle, die in dem Ruf ,, Schlagt die Reaktion, wo ihr sie trefft ob im Frack, Talar oder gar im Braun­hemd!"

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kanzler immerhin einverstanden erklären könne, aber daß seine Unterführer ein un ausstehliches, undiszipliniertes, notwendiges wenn auch leider Uebel seien."

Da wird deutlich: die alte Reaktion macht

gekommen. Er hat einen Erlaß gegen den ,, Stahlhelm  " herausgegeben, in dem er den Stahlhelm geradezu SA  - feindlich, einen gipfelten, wurden mit beifälligem Jubel der der neuen klar, daß sie nur eine Haus­knechtsrolle zu spielen habe, und die Hort der Reaktion nennt. Er enthüllt Studenten bekräftigt. Hier sprachen Männer der alten Hausknechte wieder beschweren sich, daß sie Aber vielleicht bildet sich in Deutschland   damit, daß trotz aller Einordnungs- und Un­als Garde, hier tönte der mitreißende revolu- nicht für voll genommen werden! ein neues System getarnter Kritik heraus. terordnungsmaßnahmen der Stahlhelm Wenn man die Zustände in deutschen   Konzen­trationslagern kritisieren will, muß man über die österreichischen schimpfen, und wenn man an der deutschen   Regierung Kritik üben will, dann muß man sich über Spanien   her­machen.

Wozu die SA   Berlin   eroberte

Ein zweiter Fall Mata Hari  

unzeitgemäße Husarenritte der deutschen   GPU  das außenpolitische Konzept verdorben werde. Damals wurde in der ausländischen Presse als

Ein adeliger Salon und seine Geheimnisse- Rätselhaftes beteiligt ein Mitglied der Familie des kaiser­Verschwinden von Angeklagten

Alles schon einmal dagewesen: Vor ein lichen Kriegsministers und Vorgängers Hin­denburgs in der Obersten Heeresleitung paar Jahren kam ein sehr kluger Engländer Ein deutsches Gericht hat in diesen Tagen| schen Besatzungstruppen in Belgien   erschos­auf den Gedanken, die Zustände in seinem von Falkenhayn Heimatland zu kritisieren, indem er ein r- eine Frau wegen Landesverrats zum Tode ver- senen Ententespionin, deren Tod der antideut­genannt und auch seine Verhaftung gemeldet. chen von einem Liliputanerstaat urteilt. Ueber den Prozeß durfte in keiner schen Weltpropaganda so gelegen kam. An Kitty von Berg hatte sich Sosnowski Das Gericht hat sich mit diesem Mittäter erfand. So entstanden Gullivers Reisen, da- deutschen   Zeitung auch nur eine Zeile erschei­mals von der Welt mit schmunzelndem Ver- nen, das Verfahren selbst hatte hinter ver- herangepirscht, weil ihr Mann auf dem Johan- nicht zu befassen gehabt. Dagegen wird neben ständnis verschlungen und erst später zum schlossenen Türen stattgefunden. Das Aus- nisthaler Flugplatz die Versuche mit dem von dem Herrn von Falkenhayn jetzt noch ein Herr von Hammerstein Kinderbuch geworden. Sollte die ,, Frankfurter   land muße sich mit einer vierzeiligen Notiz der Kasseler Lokomotivfabrik Henschel und der Berliner   Vertreter des Sohn konstruierten in der ausländischen Presse genannt. Sie ha Zeitung" vielleicht ihren Bericht über Spanien   begnügen, die ,, Dampfmotor" für Flugzeuge ben zusammen mit dem Exkronprinzen auch in dieser hinterlistigen Absicht gebracht Journal" seinem Blatte gab, von wo sie die haben? Besser aufpassen, Herr Göbbels  , das Reise durch die Weltpresse antrat. Auch in leitete. Ein Flugzeug, das sich von dem so und einer kaukasischen Prinzessin Katja Bar­dieser Notiz stand nichts darüber, worin der feuer- und explosionsgefährlichen Benzin un- berian den Mittelpunkt des eleganten Salons kann gefährlich werden! Landesverrat bestanden haben soll, auch nichts abhängig machen könnte, wäre auch für den gebildet, den Sosnowski eingerichtet hatte. über sonstige Einzelheiten des Verfahrens. Luftkrieg von größter Bedeutung. Und wenn Auf diesem Parkett ist Kitty von Berg zu Fall In allen Staaten pflegen Landesverrats- auch der ,, Dampfmotor" nur ein Rohöl- Diesel- gekommen. Die amtlichen deutschen   Stellen schweigen. Aus Berlin   wird uns geschrieben: Sie ha- prozesse unter Ausschluß der Oeffentlichkeit motor sein sollte, so wäre auch das schon ein ben die nette Geschichte erzählt, wie Herr abgewickelt zu werden; die Hitlersche Note großer Fortschritt, denn Rohöl ist längst nicht Das Gericht, das nach der noch geltenden Wilfried Bade  , einer aus der Göbbels  - erhält der vorliegende Fall nicht nur dadurch, so explosiv wie Benzin, die heute gebräuch- Strafprozeßordnung die Sache Sosnowski von Falkenhayn- Hammerstein- von clique, unter Assistenz von Herrn Fred Hil- daß die Todesstrafe wie bei van der Lubbe liche Zündung, Ursache der meisten Explo- der Sache denbrand zu einem Buche und 20.000 Mark ge- auf Grund eines erst nach der Tat erlassenen sionen und daher Achillesferse aller Kampfflie- Berg( Gatte) nicht abtrennen konnte, schwieg kommen ist. Sie wissen aber nicht, was die Gesetzes verhängt wurde, sondern daß die ger, könnte vermieden werden und das Ge- auch. Das heißt, es gibt eine einzige Möglichkeit, erste Sorge des jungen Mannes war, als er deutsche Oeffentlichkeit überhaupt nichts über spenst jener Strahlen, die auf große Entfer­im Besitze der 20.000 Mark war. Kaum hatte diesen Prozeß, nicht einmal das Urteil, erfah- nung die Zündung jedes Motors zum Versagen bei der eine solche Abtrennung" erfolgen das begehrteste Objekt aller Mili- kann. Wenn nämlich der Beschuldigte inzwi­er den Scheck in der Tasche, so ging er zu en dürfte. Was natürlich nicht hinderte, daß bringen tärattachés der Welt wäre gebannt. Den schen verstorben ist. Sollte der Daily Her­einer Wäschefirma am Dönhoffplatz, bei der doch einiges durchgesickert ist. großen Summen, die Sosnowski zur Verfügung ald" recht gehabt haben, als er schon vor die Mosseleute zu kaufen pflegten, und be­hatte, dem eleganten Leben, das er bieten zwei Monaten berichtete, zu dem Prozeß ge­stellte sich dort zwölf seidene Hem­konnte, erlag die Frau und nun droht ihr die gen Falkenhayn werde es nie kommen, man den nach Ma B. Können Sie sich eine tref­Todesstrafe. habe dafür gesorgt, daß dieser Angeklagte, fendere Charakteristik der braunen Kleinbür­Als vor noch nicht drei Monaten die Nach- der zum verräterischen Zeugen werden ger vorstellen? Die SA erobert Berlin richt über die Verhaftung Sosnowskis in die konnte, für immer stumm geworden ist? damit Herr Wilfried Bade   sich ein Dutzend Ihr Verführer, der früher österreichische, spä- Maienblüte des deutschpolnischen Nichtan- Und Herr von Hammerstein? Und Herr seidener Hemden kaufen kann!" ter polnische Rittmeister von Sosnowski, griffspaktes hineinplatzte, war die Geheime von Berg? erhielt" zwanzig Jahre Zuchthaus, die er nicht Staatspolizei so nervös, daß sie einen aus­Der Pranger. Zwei Milchhändlerinnen in abzusitzen haben wird, denn er wird, wie ländischen Journalisten, der Ein­Bremen wurden auf einem der größten üblich, gegen einen in Polen   verurteilten deut- zelheiten darüber gebracht hatte, worin der Plätze öffentlich an den Pranger ge- schen Spion ehestens ausgetauscht werden. Landesverrat bestanden hatte, auf einige Zeit stellt und mußten dort zwei Stunden lang Vor Frau Kitty von Berg aber steht drohend in Haft nahm und mißhandeln ließ und Herr ein an einer Stange befestigtes Schild halten das Schicksal Mata Haris, jener von den deut- Neurath beschwerte sich, daß ihm durch solche mit den Worten Wir pantschten Milch!"

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Verurtellt wurde die Gattin des Chef­ingenieurs und Leiters der Abteilung für Luftausrüstung bei Siemens, Frau Kitty von Berg, und zwar zum Tode, da sie Reichsdeutsche ist.

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