Woher die Teuerung?

bezahlen.

Spontaneität nigh

Vor einigen Wochen ging durch die Presse auch des Auslandes die Meldung, daß in Leipzig   eine empörte Volksmenge spontan und

Während der Dr. Schacht den Dr. Gördeler um 46 Prozent ist die Folge davon, daß die Wien   einen heftigen Kursfall erlebt. Ungarn   eindeutig gegen einen Seifenhamsterer vor gegen die Sympthome der Teuerung ankämp- Einfuhr von Rohstoffen und Halbfabrikaten hat Mangel an Devisen, weil die Promptheit dessen Hause demonstriert habe. Hinterher fen läßt, hält er selbst gegenüber den Ur- von dort anstatt aus den Erzeugungsländern der Bezahlung für die Ausfuhr nach Deutsch  - stellte sich heraus, daß der Hamsterer Be­sachen der Teuerung still. Die deutsche Be- erfolgt. land sehr zu wünschen übrig läßt. Die neu- sitzer mehrerer Häuser sei, für die er seit völkerung, die Rohstoffknappheit und Teue- Der Rohstoffbezug erfolgt also aus Län- en Lieferanten werden sich bald jeher die Reinigungsmittel im ganzen bezieht. rung am eigenen Leibe spürt, ist des Glau- dern, die zumeist selbst ihre Rohstoffe erst ebenso betrogen fühlen wie die Er hatte sich den Zorn der Nationalsozialisten bens, daß die Einfuhr gedrosselt wird, um aus Uebersee beziehen müssen. Die deutsche alten. deshalb zugezogen, weil er sich ihren Bette­Devisen zu ersparen und die heimische Pro- Industrie wird also von Schacht gezwun- Die Kosten der Methode Schachts, die leien gegenüber nicht spendefreudig genug duktion zu fördern. Wir erfahren aber aus gen, für ihre Betriebsstoffe Ueberpreise zu deutsche Aufrüstung von den ausländischen zeigte. Der vielfache Hausbesitz der deutschen   Außenhandelssta­Gläubigern bezahlen zu lassen, muß die Masse des Hamsterers blieb unange­tistik, daß in den ersten zehn Monaten Nicht die Hamsterei, sondern die Prel- der deutschen Verbraucher tragen. Soweit tastet. Dafür wurden wegen etlichen Dut­d. J. die Wareneinfuhr nicht kleiner, sondern lerei an den ausländischen Gläu- die Rohstoffe der Aufrüstung dienen, spielt zend Kilogramm Seife Arbeiter, Angestellte sogar etwas größer war als im gleichen Zeit- bigern ist die Hauptursache der Teuerung der Preis keine Rolle. In dem Maße wie die und Arbeitslose als empörte Volksmenge ab­raum des Vorjahres. Der Ueberschuß der Aus- in Deutschland  . Die überseeischen Länder Aufrüstungskonjunktur blüht, schrumpft aber kommandiert und gegen die Seife der Be­fuhr über die Einfuhr, der noch im vorigen liefern nicht mehr, weil sie die gelieferten die Ausfuhrindustrie ein. Die Verteuerung der schlagnahme- Apparat in Bewegung gesetzt. Jahr 573 Millionen Mark betragen hatte, hat Waren nicht bezahlt bekommen. Der Textil produktion zieht den katastropha- Die>> Spontaneität der Volksempörung wurde sich in diesem Jahr in einen Ueberschuß der Kreditbetrüger Schacht muß daher die Wa- len Rückgang der Textil a usfuhr nach mit dadurch illustriert, daß die Demonstran Einfuhr über die Ausfuhr von 251 Millionen ren kaufen, nicht, wo sie am preiswertesten sich. In früheren Jahren hatte die Textil- ten etwa ein halb Dutzend säuberlich ge­Mark umgewandelt. Es hat als Folge der sind, sondern wo man ihm noch industrie den Hauptanteil am Ausfuhrüber- malte Transparente mitführten. staatlichen Devisenzuteilung zwar keine Ein- borgt. Das System hat nur den Vorteil, schuß. Er betrug 1930 rund 70 Millionen schränkung, aber eine radikale Um- daß es zur Bezahlung für politische Freund- Mark. In den ersten neun Monaten 1933 aber stellung der deutschen   Einfuhr schaftsdienste benutzt werden kann. So war war die Textileinfuhr um 120, 1934 um 300 Es fehlt aber nicht nur an spontaner stattgefunden. Ungarn   an Deutschlands   Versorgung mit Millionen Mark größer als die Textilausfuhr. Volksempörung, sondern auch an spontaner Wolle 1933 mit 1 Prozent, 1934 mit 10 Pro- Was die Industrieunternehmer durch Nicht- Begeisterung. Die Deutsche   Arbeits­zent beteiligt. Seine Einfuhr nach Deutsch- bezahlung der Einfuhr gewonnen haben, droht front hat zwar erst kürzlich angeordnet, land war in den ersten drei Vierteljahren ihnen durch Rückgang der Ausfuhr verloren daß die Versammlungen usw. nicht mehr als 1934 doppelt so groß wie 1933. Allerdings zu gehen. In dem Maße, wie die Aufrüstungs- Pflichtversammlungen hat Ungarn   an seiner neuen Kundschaft keine industrie verdient, verelenden die Massen! reine Freude. Vor kurzem hat der Pengö in

Nicht die Menge, aber die Herkunft der angeführten Waren ist stark verändert

worden.

Die staatliche Bewirtschaftung der De­visen in der Hand Schachts erweist sich als ein Mittel, weniger die Wareneinfuhr zu dros­seln, als die ausländischen Warengläubiger um ihre Forderungen zu prellen und die hei­mischen Warenschuldner auf Kosten ihrer ausländischen Warenlieferanten tionieren.

zu subven­

Die Industrie kann nur konkurrenzfähig sein, wenn sie ihre Rohstoffe und sonstigen Betriebsstoffe dorther bezieht, wo sie am billigsten sind. Das ist der Fall in den überseeischen Ländern, deren Wirt­schaft speziell auf Produktion und Export von Rohstoffen eingestellt ist. Käme es Herrn Schacht darauf an, Devisen bei der Einfuhr zu ersparen, so müßte er dafür sorgen, daß so billig wie möglich eingeführt wird. Es zeigt sich aber, daß zwar nicht die Einfuhr überhaupt, aber die aus den überseeischen Rohstoffgebieten stark gedrosselt worden ist, und zwar ganz besonders die Einfuhr von Textilien. Die Einfuhr von Wolle ist gesunken aus Australien   um 62, aus Argentinien  um 27, aus Britisch- Südafrika um 27 und aus Uruguay   um 66 Prozent. Die wichtigsten Ursprungsländer von Roh­baumwolle sind die Vereinigten Staa­ten und Britisch- Indien. Die Einfuhr von Baumwolle aus USA  . war in diesem Jahr um 28 Prozent, aus Britisch- Indien um 25 Prozent kleiner als im Vorjahr. Anstatt aus Uebersee   bezieht Deutschland   seine Textil­rohstoffe jetzt aus Europa  . Die Zunahme der Einfuhr aus der Schweiz   um 54 Prozent, aus der Teschechoslowakei um 74 Prozent, aus Holland   um 36 Prozent, aus Schweden  

Betrogene Sparer

Daß das Vertrauen der besitzenden Schich­ten zur Sicherheit der Währung nicht gerade groß ist, ersieht man aus dem Einlagen­stand der fünf deutschen   Groß­banken. Er ist von 6434 Millionen Mark Ende 1933 auf 6320 Millionen Ende Oktober 1934 zurückgegangen. Noch weit hinter den Einlagen bleiben aber die Wirtschafts­kredite der Banken zurück. Das kommt daher, daß die Banken gezwungen werden, einen wachsenden Teil ihrer Einlagen dem Reich zu borgen und dessen Ueberschuldung auf die Einleger abzuwälzen. Die Gemeinden wurden von ihrer uneinlösbaren kurzfristigen Verschuldung entlastet dadurch, daß das Reich diese auf sich nahm und sich dafür Schuldverschreibungen von den Gemeinden ausstellen ließ. Das Reich behält diese aber nicht, sondern zwingt die Banken, die sozia­len und sonstigen Versicherungen, sie ihm ab­zunehmen. Nach, Wirtschaft und Statistik" stieg bei der Angestellten- und In­validenversicherung die Anlage der Gelder in Wertpapieren in der Zeit von Ende September 1933 bis Ende September 1934 von 881 auf 1245 Millionen Mark, also um 50 Pro­zent. Der Hauptanteil an dieser Zulage ent­fällt auf die Uebernahme von Schuld­verschreibungen deutscher   Ge­meinden aus Reichsbeständen. Die amtliche Zeitschrift stellt fest, daß die An­gestelltenversicherung ,, wieder verhältnismä­Big beträchtliche Schuldverpflichtungen ein­gegangen ist," um dem Reich diese nicht ein­lösbaren Wertpapiere abzunehmen. Auch bei den größeren deutschen Lebens­versicherungs Unternehmungen ist von Ende August 1933 bis Ende August 1934 der Wertpapierbestand von 585 auf 702 Millionen, also recht beträchtlich gestiegen.

PROBLEME

G. A. Frey.

DES SOZIALISMUS

Sozialdemokratische Schriftenreihe herausgegeben zur Klärung der Meinungen über die Lage in Deutschland   nach dem Siege des Faschismus. Neben authentischen Berichten aus dem Dritten Reich bringt sie programmatische Darstellungen über den Kampf gegen den Faschismus und für den Wiederaufbau Deutschlands   auf demokratischer und sozialistischer Grundlage. Ihr Ziel ist, durch Diskussion in vollster Offenheit, die Sammlung aller antifaschistischen Kräfte und geistigen Strömungen her­beizuführen.

ne. 2: Miles: ,, Neu Beginnen"

ne. 3: Max Klinger  : Volk in Ketten" Deutschlands   Weg ins Chaos.

Nr. 4: Justinian  , Reichstagsbrand"

Wer ist verurteilt?

Ne 5: ,, Oranienburg"

Erster authentischer Bericht eines aus dem Konzentrationslager Geflüchteten. Von Gerhart Seger  - Dessau  , M. d. R. Mit einem Geleitwort von Heinrich Mann  .

Nr. 6:

-

,, Der Faschismus und die Intellektuellen" Untergang des deutschen   Geistes. Von Landgerichtsdirektor*** Nr. 7: Georg Decker  : Revolte und Revolution" Der Weg zur Freiheit.

ne. 9: ,, Konzentrationslager"

Adolf Hitler  : Deine Opfer klagen an!

Dieses Buch ist ein Appell an das Gewissen der Welt! Dokumentarische Be­richte ehemaliger Gefangener aus den Konzentrationslagern Dachau  , König­ stein  , Sonnenburg, Brandenburg  , Colditz  , Sachsenburg, Reichenbach, Papen­ burg  , Lichtenburg, Moringen   und Hohnstein  , Marterstätten, deren Namen man im Dritten Reich   nur flüsternd nennt, werden darin vorgelegt. Aus jeder Zeile dieser Berichte ruft die getretene Kreatur die Menschheit um Hilfe. Wenn die Welt noch ein Gewissen hat, dann muß es sich bei diesen Dokumenten melden. Jede einzelne der mitgeteilten Schandtaten ist nachprüfbar. Neben vielen Illu­strationen enthält das Buch die Namen von mehr als 850 Angeschuldigten, SA- und SS- Leuten sowie Gefangener und Opfer in deutschen Konzentrations­lagern.

ne. 10: Grenzen der Gewalt"

Aussichten und Wirkungen bewaffneter Erhebungen des Proletariatsi In unserer Gegenwart spricht die Gewalt das erste und, wie es scheint, auch das letzte Wort. Sie triumphiert scheinbar so vollständig über Vernunft und Wissenschaft, Kultur und Sitte, daß bei vielen der Glauben an andere Mächte völlig schwindet, und ein wahrer Aberglaube an die Grenzenlosigkeit der Ge­walt um sich greift. Diesem Aberglauben tritt der Verfasser mit dem ganzen Rüstzeug seines Wissens entgegen.

Nr. 11: Julius Deutsch  : Putsch oder Revolution?"

Randbemerkungen über Strategie und Taktik im Bürgerkrieg Ausgehend von den Februarereignissen und vom blutigen Sieg des klerikalen Faschismus in Oesterreich   stellt Julius Deutsch   die gesamte Taktik und Tradi­tion der europäischen   Arbeiterbewegung zur Diskussion und zeigt auf, was den bewußt marxistischen   Sozialisten vom blanquistischen Putschismus und ähnlichen Lehren trennt, die durch die direkte Aktion einzelner Gruppen oder einzelner Männer den Gang der Geschichte beeinflussen oder leiten zu können glauben.

ne. 12: Historikus  : Der Faschismus als Massenbewegung" Sein Aufstieg und seine Zersetzung

In vier Kapiteln von stärkster Anschaulichkeit gibt hier ein bekannter deut­scher Hochschullehrer, der in seltener Art die Fähigkeit des wissenschaftlich geschulten Historikers und die Lebensnähe des Politikers in seinem Urteil zum Ausdruck bringt, eine Uebersicht über die faschistischen Bewegungen Europas  . Er zeigt, wie der Faschismus in seinem hemmungslosen Machtwillen, mit Hilfe der tollsten Versprechungen, die Massen zunächst wohl an sich bringen konnte, aber zur Macht gelangt, nicht in der Lage ist, sie festzuhalten. BESTELLUNGEN UND VERLAGSPROSPEKTE DURCH JEDE BUCH­HANDLUNG ODER DIREKT DURCH DIE VERLAGSANSTALT» GRAPHIA«, KARLSBAD  .

bezeichnet

werden dürfen. Die Unterführer waren im­mer mehr zu Pflichtveranstaltungen über­gegangen, da anders die Zwangsmitglieder der Arbeitsfront nicht in die Versammlungen zu bringen waren. Trotz des neuerlichen Er­lasses wird sich an dieser Uebung nichts

ändern. Die Unterführer werden weiter ohne Druck weder die Versammlungen zustande bringen, noch in den Besitz des in jedem Falle zu entrichtenden Eintrittsgeldes kommen.

Die

Frl. Töldkes Goldstrumpf , Westfälische Landeszeitung" hat in ihrem Kampf gegen die marxistische Korrup­tion einen entscheidenden Schlag geführt. Sie bringt Photographien von 72 goldenen Zwan­zigmarkstücken nebst einem daneben liegen­den alten Strumpf. Besagter Strumpf nebst Inhalt soll bei einer 78jährigen Wohlfahrts­empfängerin namens Tölcke aufgefunden worden sein, die, laut ,, W. L." die Tochter eines sozialdemokratischen Reichstagsabge­ordneten ist. ,, Wahrscheinlich," fügt das west­fälische Naziblatt hinzu,, waren dies sogar Diäten, die der alte Tölcke als Reichstags­abgeordneter vom deutschen   Volke bezogen

hat."

Der alte Tölcke ist mindestens seit 40 Jahren tot. Als er Abgeordneter war, gab es noch keine Diäten! Die Abgeord­neten mußten damals ihre Arbeit umsonst verrichten. Im Dritten Reich   brauchen sie nichts zu tun und erhalten dafür jährlich 7200 Mark. Die ,, Westfälische Landeszeitung" findet das ganz in Ordnung, aber den toten Tölcke, der nie einen Pfennig aus Reichsmit­teln erhalten hat, nennt sie den ,, SPD  - Bonzen Tölcke, den Mann mit dem Goldschatz."

Neuer Vorwärts

Sozialdemokratisches Wochenblatt

Herausgeber: Ernst Sattler; verant­wortlicher Redakteur: Wenzel Horn; Druck:» Graphia«; alle in Karlsbad  . Zeitungstarif bew. m. P. D. Zl. 159.334/ VII- 1933.

Der» Neue Vorwärts« kostet im Einzel­verkauf innerhalb der CSR.   1.40( für ein Quartal bei freier Zustellung 18.-). Preis der Einzelnummer im Ausland 2.-( 24. für das Quartal) oder deren Gegenwert in der Landeswährung( die Bezugspreise für das Quartal stehen in Klammern): Argentinien  Pes. 0.30( 3.60), Belgien   Frs. 2.-( 24.-), Bul­ garien   Lew 8.-( 96.-), Danzig Guld. 0.30 ( 3.60), Deutschland   Mk. 0.25( 3.-), Estland  E. Kr. 0.22( 2.64), Finnland   Fmk. 4.-( 48.-), Frankreich   Frs. 1.50( 18.-), Großbritannien  d 4.( Sh. 4.-), Holland Gld. 0.15( 1.80). Ita­ lien   Lir. 1.10( 13.20), Jugoslawien   Din  . 4.50 ( 54.). Lettland   Lat. 0.30  ( 3.60), Litauen   Lit. 0.55( 6.60), Luxemburg B. Frs. 2.-( 24.-), Norwegen   Kr. 0.35( 4.20), Oesterreich Sch. 0.40( 4.80), Palästina P. Pf. 0.018( 0.216), Polen Zloty 0.50( 6.-), Portugal   Esc. 2.­( 24.-), Rumänien   Lei 10.-( 120.-), Saar gebiet F. Fr. 1.50( 18.-), Schweden   Kr. 0.35 ( 4.20), Schweiz   Frs. 0.30( 3.60), Spanien   Pes. 0.70( 8.40), Ungarn   Pengö 0.35( 4.20), USA  . 0.08( 1.-).

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