Nr. 88 BEILAGE

Neuer Vorwärts

17. Februar 1935

Gegen eine Leichenschändung

Carl Schurz  

-

a.

Verteidiger der Freiheit und Schützer der Menschenrechte

Der entscheidende Fehler liegt darin, daß

-

-

Die in den Vereinigten Staaten   leben-| näher kommen werden, als die jetzigen po-| auf und lenkte die Aufmerksamkeit auf die punkt des alten Massenheeres sind sie es den Verwandten und persönlichen Freunde litischen Institutionen es tun<<. unvergeßlichen Dienste, die jener» der In- nicht, vielmehr sind sie in mancher Hinsicht Von Carl Schurz   verwahren sich in Wenn in seinem zweiten Vaterland dianer- und Negerrasse geleistet« habe: dessen klassischster Ausdruck, in erster Linie öffentlicher Erklärung gegen den Miß- USA eine ungewöhnlich glänzende Lauf-» Sein Herz floß vor Anteilnahme für die was die negativen Seiten betrifft. brauch, der im» Dritten Reich  < mit dem bahn seiner harrte, da er Gesandter in beiden am ungünstigsten gestellten Rassen in Namen des deutschen   Freiheitskämpfers Madrid  , während des Bürgerkriegs Gene- Amerika über, weil er selbst erfahren hatte, man sich nicht klar ist über den Begriff und amerikanischen   Staatsmannes getrie- ral, von 1869 bis 1875 Senator und von was es bedeutet, unterdrückt zu werden und» Massenheer«. Seeckt denkt gar nicht daran, ben wird. Die>> Vereinigung Carl Schurz  «<, 1877 bis 1881 Staatssekretär des Innern im Kampf für die Freiheit gegen große Vor- allein mit den 200.000 Reichswehrsoldaten, unter deren Taufpaten sich 1926 Männer war, so wich er, dem Politik stets Sache urteile zu stehen... Weil Carl Schurz   ge- die er in seiner Schrift I selbst bei voller und Frauen der Linken, wie Reichstags- eines Prinzips und Anwendung eines Ethos lebt hat, sind die Deutschen   in Amerika   grö- Rüstungsfreiheit für ausreichend erklärt, präsident Löbe, Reichskanzler D. bedeutete, auch hier um keinen Finger Ber   und stärker. Weil er gelebt hat, ist meine einen modernen Krieg zu führen. Wer den Wirth und die Abgeordneten Soll- breit von seinen Grundsätzen ab. Nie ver- Rasse reicher, vertrauender und ermutigter Seecktschen Kaderheergedanken in dieser mann, Kurt Heinig   und Toni P fülf lor er trotz mancher Enttäuschungen den geworden. Die Indianerrasse und meine Rasse Weise dem Massenheerprinzip gegenüberstellt, befanden, lebt in Berlin   gleichgeschaltet Glauben an die Demokratie, die ihm nichts sind stolz, daß sie den Vorzug hatten, einen hat diesen General nie verstanden. weiter, und von Amerika   aus unterstützt Formales, sondern Lebensinhalt des Staa- so großen Mann wie Carl Schurz   ihren>> Massenheer« ist ein unbestimmter Be­eine>> Carl- Schurz- Stiftung nach wie vor tes und des Individuums war; mit Recht Freund nennen zu dürfen.<< deutsche   Universitäten, obwohl sie aus steht auf dem Sockel seines Denkmals im In der Tat empfand dieser Enkel und Stätten freier Forschung Tummelplätze Morningside- Park von New York  » De- Enkelsenkel rheinischer Bauern, der eines finsteren Fanatismus geworden sind. fender of Liberty and Friend deutsch in jedem Blutstropfen war, nur Mit beidem soll den zahllosen Amerikanern, of Human Right  «, denn als» Ver- Ekel vor Rassenschwindel für die der Name Carl Schurz   Symbolkraft teidiger der Freiheit und dünkel; er kannte keine höher und tiefer hat, brauner Sand in die Augen gestreut Schützer des Menschenrechts« stehenden, sondern

werden.

In der Tat ist es eine der ungeheuer­lichsten Ungeheuerlichkeiten, daß Hitler­Deutschland das Andenken an jenen Acht­undvierziger als ein Aushängeschild be­nutzt, denn in jeder Faser seines Wesens war Schurz   der Todfeind eines hündi­schen Despotismus, wie er heute Deutsch­ land   entehrt und zertrampelt. Lebte er 1935 in dem Lande des Hakenkreuzes, sein Platz wäre, falls man ihn nicht längst im Columbia- Haus   zu Tode geprügelt oder > auf der Flucht erschossen« hätte, das

Konzentrationslager oder das Zuchthaus. Der junge Rheinländer, der an die Ueber­lieferung der französischen   Revolution an­knüpfte und mit der ganzen Glut einer begeisterungsfähigen für die großen

Ideale der Freiheit, Gleichheit und Brü­derlichkeit entflammte, gehört zu den an­ziehendsten, den ungebrochendsten, den reinsten Gestalten der deutschen   Demo­kratie. Anno 48 und 49 war er etwas wie ein deutscher   Jakobiner, da er die ganze, unverfälschte und unverwässerte Demokra­tie, die mit Kronen, Thronen und Drohnen ewig unvereinbare, wollte und kühnen Her­zens die Losung der deutschen Republik| ausgab. Ohne Sozialist zu sein, erkannte

Ziel

aller

freiheitlichen

OSBZ Molda

0

Sinonger

ten Reden dartat:

meb

Diktatur!

nur unterdrückende

M

Rakosi

Thalmann

volle

griff!» Massen<< sind in der Reichswehr  , » Massen« sind im Arbeitsdienst,> Massen<

werden auch in Zukunft noch schlachtenent­

scheidend sein. Aber darum geht es doch und Rassen- nicht. Am Weltkrieg mit seinen muß gemessen werden. Nur in Bezug auf dieses große Geschehen ist für Seeckt, dessen Auffassungen sich mit jenen der jungamerikanischen und jungeng­lischen Schule berühren und in der modernen Militärtheorie als die>> deutsche Schule< ( Rocco Moretta) bezeichnet werden, die Masse nicht mehr schlachtenentscheidend. Die Massen sind heutzutage Bombenfutter, hindern einander in der Bewegung, können nicht schlagkräftig genug operieren und er­zwingen so den statischen Grabenkrieg, der stumpfsinniges Dahinmorden ohne Sieger und Besiegte bedeutet.

Wird die unmittelbare an der Front kämp­fende Truppe auch kleiner, so wachsen doch zugleich die militärischen Funktionen der Gesamtbevölkerung. Ist auch das Prinzip der allgemeinen Wehr pflicht für Seeckt überholt, so ist doch die allgemeine Dienst­pflicht für ihn eine Selbstverständlichkeit. Generalleutnant Horst v. Metzsch drückt das

so aus:

>> Die allgemeine Wehrpflicht in der Vor­kriegs form ist tot. Unsterblich ist nur der Scharnhorst gedanke, daß jeder Deutsche zum Vaterlandsverteidiger gebo­ren ist, also der Krieg jeden Deutschen  irgendwie in Pflicht nehmen wird. Mit Arbeit oder Waffe, aber nicht alle wehr­fähigen Millionen mit der Waffe. Die sitt­liche Wehrpflicht bleibt bestehen. Aber die Anforderungen an die wehrpolitische Glie­derung des Volkes haben sich gewandelt. Aus breitester Ideengemeinschaft, also aus einem ideellen Massenaufgebot, muß eine kämpferische Auslese hervorgehen, die den größten Erfolg mit kleinstem Einsatz sucht. Das Ganze muß von dem Stoßtruppgedan­ken durchdrungen sein. Das gilt zur Erde wie zur Luft. Das gilt auch für je­den zahlenmäßigen Umfang des Heeres. Das organisatorische Ziel heißt nicht: Bombenfutter, sondern: soldatische Kernkraft. Jeder andere, dem Massenprin­zip von gestern entlehnte orga­nisatorische Leitgedanke wird enttäuschen«.( Arbeit und Waffe als Grundlage der Nation.)

er auch den sozialen Inhalt der Revolu- trat er jederzeit und gegen jedes Vorurteil und unterdrückte Rassen, und sein Herz tion, da er in den sogenannten Märzerrun- und jede Gewalttat auf. Vor allem be- schlug unbeirrbar für die Unterdrückten. genschaften, selbst in einer republikani- währte er sich als unbedingten Antimili- Als es zu dem kriegerischen Zusammen­schen Verfassung, nur Mittel zum Zweck taristen, Pazifisten und Internationalisten, stoß zwischen Nord- und Südstaaten kam, sah;> das eigentliche Resultat der Revo- dem die Verständigung der Völker wie tat er alles, den Feldzug wirklich zu einem lutions, schrieb er,» kann nur eine mate- nichts anderes am Herzen lag. Wie eine Befreiungskrieg, einem Krieg für die Be­rielle Besserung der Verhältnisse sein«; Brandmarkung der Nazis, die mit ihrem freiung der Negersklaven zu machen, und dünkte ihn die Wohlfahrt der Völker«. die Dummen noch dümmer gemacht ha- für die Bestrebungen heiseren Gekläff gegen den» Feindbund auch später trat er bei jeder Gelegenheit Wie der zwanzigjährige Bonner   Student ben, klingt es, wenn er in einer seiner letz- schwarzen Rasse ein. Gleichberechtigung der für seine Ideale das Leben in die Schanze Von diesem Mann sagt die Erklärung den Gegenrevolution die Rheinlande zum Furchtbareres, nichts Schrecklicheres, nichts| >> Meiner Meinung nach gibt es nichts seiner Verwandten und Freunde zu Recht: >> Alle, die ihn je gekannt haben, müs­suchte, wie er in der badischen Reichsver- cheln einer Nation gegen die andere mit dem am Leben, seine gewaltige Beredsamkeit Es würde sich verlohnen, das tollkühne Ansta- sen der Ueberzeugung sein, daß, wäre er fassungskampagne im Feuer stand, wie er, Zweck, ihre Freundschaft und ihren fried- die Tyrannen an den Pranger stellte, die warum mit der Massenheere festhalten muß. geschlossen, nur durch eine abenteuerliche, Verbrechen, so gemein, daß, wenn sich irgend nen Charakter verkennt vollkommen jeder, Es muß genügen, hier zu erwähnen, daß der rum Teil unterirdische Flucht dem Stand- jemand dessen schuldig macht, er aus der so- der glauben wollte, daß er auch nur einen Nationalsozialismus nicht auf dem Gebiet des rechtspeloton entging, wie er im nächsten zialen Gemeinschaft der zivilisierten Mensch- Augenblick eine weitere Verbindung mit Krieges an die Eigeninitiative der Kämpfen­Jahr nach Deutschland   zurückkehrte, um heit ausgeschlossen werden müßte.<< einer Regierung dulden könnte, die solcher den und das führerlose Handeln der Soldaten

schlug, wie er angesichts der heranrollen­

bewaffneten

Widerstand fortzureißen

seinen Freund und Lehrer, den Dichter Gottfried Kinkel  ,

Zuchthaus   zu befreien

Verbrecherisches

als

zu untersuchen, der Nationalsozialismus am alten

Als im November des Jahres 1906, an Ungerechtigkeiten, solcher Unduldsamkeit, sowie an den Sieg des Geistes glauben kann, aus dem Spandauer   dessen 14. Mai Carl Schurz   gestorben solchen Vorurteils, solcher Foltern und wenn er all diesen Tugenden im zivilen Leben war, New York   eine Gedenkfeier für den solchen Blutvergießens schuldig ist, wie keine Bedeutung beimißt und sie unterdrückt. großen Toten erlebte, trat unter den Red- wir es in Berlin   in den letzten zwei Jahren nern auch ein Schwarzer, Dr. Booker, erlebt haben.<<

-

all das ist ein

beredtes Kapitel aus dem Heldenepos der

aus:

Vom Kadecheer zum Massenheet?

K. M.

Er kann sich nur die Kriegsauffas­sungen zu eigen machen, die nach dem berühmten englischen General Fuller > auf die Schlachthöfe gehören«. Die Miliz spielt auch beim Kaderheer eine große Rolle. Aber ihre Ausbildung muß sich am Kader orientieren, auch hier muß das Ziel sein, das Höchstmögliche an soldatischer es Kernkraft zu erreichen. Eliteheer plus Elite­des miliz  , das ist das angestrebte Rüstungsziel.

Die Erkenntnis, daß die»> Bannerträger in Deutschland   offiziell noch die alten Auf­

Farben Schwarz- rot- gold. Was Schurz bewog, in den Vereinigten Staaten   eine zweite Heimat zu suchen und zu finden,| drückte er 1852 in einem Briefe > Wenn ich nicht der Bürger eines freien Deutschland   sein kann, so möchte ich wenigstens der Bürger des freien Amerika  sein«, aber auch in der Neuen Welt beob-| achtete er die Entwicklung der alten Hei- der nationalen Revolution«, die» Garanten des fassungen vom Masserheer haben, wie mat mit offenen und unbestechlichen deutschen   Sozialismus«, als welche SA und SS   seine höchste Steigerung im Verlauf Augen und schloß nicht, wie manch an- auch von oppositionellen Nationalsozialisten Weltkrieges erfuhr, dann wäre die Auflösung Die kämpfenden Kader müssen aufgefüllt und derer alter Achtundvierziger, innerlich gefeiert wurden, den Erfordernissen moder- der nationalsozialistischen Wehrverbände voll- hinter der Front wirksam unterstützt werden. Frieden mit dem, was die Jahre 1866 und ner Kriegsführung nicht gerecht werden kön- ständig unverständlich und dumm und die Sicher, an der Front selbst wird ein Panzer­1870/71 brachten. Wohl unterhielt er sich nen, weil diese den Einsatz soldatischer Kern- ganze deutsche Wehrpolitik obendrein, zumal wagen von nur zwei Mann bedient, aber hin­bei einem Besuch in Deutschland   1868 an- kraft erzwingt und diese in den Reihen der man doch vielfach der Meinung ist, der Krieg ter der Front braucht er 46 Mann und ein geregt und freundschaftlich marck, aber er machte auch später nie zelt zu finden ist, ist seit dem 30. Juni 1934 die nun vielfach akzepierte Auffassung, die verschiedensten Vorbereitungen. ein Hehl daraus, welche Gefühle tiefster ziemlich allgemein verbreitet.» Die größte SA- und SS  - Leute seien militärisch verbildet Abneigung ihm die politische Philosophie Armee der Welt« erwies sich zugleich als die( worüber sich und die politischen Methoden des» eisernen schlechteste.

mit Bis- Gescheiterten und Deklassierten nur verein- stehe unmittelbar vor den Toren. Indes ist Flugzeug benötigt sogar 60 Mann für die

General Reinhardt hat Seeckt   einmal er­die>> Kriegsfreiwilligen« so widert:» Sicher hat Seeckt recht, wenn er lustig gemacht haben) die denkbar beste Be- höhere Güteforderungen in Aussicht stellt. In der Tat, sie war in jeder Hinsicht das stätigung Seecktscher Gedanken, weil diese Aber daran kann kein Zweifel obwalten, man

märckische Reich nur hinnahm, weil es Gegenteil der Reichswehr  , darum auch nicht Leute eben nur vom Standpunkt kann nie zuviel gut ausgebildete Soldaten ihm weitere Entwicklungen zu versprechen geschlossen als Miliz­schien, die den Idealen von 1848 viel heer gehört!

-

die auch zum Kader- eines modernen Kaderheeres mi- haben.<< Selbstverständlich, aber das Problem zu verwenden. Würde man litärisch verbildet sind. Vom Stand- ist ja, wie beides zu vereinen ist. Seeckt weist

901