Vertrauenseatswahlen- Protestwahlen!

Arbeiter, demonstriert

gegen den Faschismus

enger zusammen, um heute ihre Willensbe­reitschaft im Abstimmungszettel mit verhal­tenem Zorn zu bekunden und um morgen, wenn sie zum Kampfe aufgerufen, die Dikta­tur zu stürzen.

werden aber

Zum zweiten Male ruft Adolf Hitler die rier hatten vom Standort ihrer Arbeitsstätte, mens haben inzwischen auch den Naziproleten entrechteten und versklavten Arbeiter in einem stummen aber gewaltigen Protest die Augen geöffnet. Die Belegschaften haben Deutschlands auf, zum Vertrauensrat im Be- bekundet, wie wenig sie jemals geneigt sein im abgelaufenen Jahre die Vertrauensräte als trieb zu wählen. Das» Gesetz zur Ordnung werden, sich innerlich gleichzuschalten. Wäh- Versager kennen gelernt, sie der nationalen Arbeit«<, die in Paragraphen rend die laute Propaganda Göbbels die Stra- einen Satz im Aufruf des Ley über den B e- gefaßte große soziale Lüge bestimmt, daß Ben beherrscht, rücken die Betriebsarbeiter triebsführer beachten: alljährlich im Monat März Listen >> Seine Arbeit, sein Handeln während aufzustellen sind, und zwar» im engsten Ein­des vergangenen Jahres stehen somit bei der Wahl im Vordergrund.<< vernehmen mit dem Führer des Betriebs<<. Es Das deutsche Arbeitsheer wird das Votum handelt sich bei dieser Institution nicht um über die Betriebsgewaltigen verbinden mit einen Ersatz für die geraubten Betriebsräte, einer Abrechnung über die arbeiterfeindliche nicht um das Mitbestimmungsrecht der Beleg- Der Führer hatte noch im Vorjahr die Staatsgewalt. Schon bei Aufstellung der schaft, sondern im Gegenteil, um ein willfäh- Agitationskraft der Deutschen Arbeitsfront Listen wird es in einzelnen Betrieben mög­riges Instrument des Unternehmers zur Zäh- stark überschätzt und war vom Ergebnis der lich sein, wirkliche Arbeitervertre mung seiner Gefolgschaft. Offenherzig Vertrauensratswahlen enttäuscht. Inzwischen ter vorzuschlagen. Es hat sich erwiesen, schreibt der>> Deutsche Holzarbeiter<< vom 9. hat die Arbeiterschaft die neue Sozialverfas- daß geschulte Betriebsfunktionäre in den Rei­sung vom Oktober 1934 beschert bekommen. hen der früheren Gewerkschaften und der So­» Kaum eine andere Bestimmung ist Damit haben die Verbände der Arbeitsfront zialdemokratie, niemals aber in den Nazihau­wohl sinnfälliger nationalsozialistisch als aufgehört, auch nur noch Scheingewerkschaf­die, daß der Führer des Vertrauensrats zum Beispiel gleichzeitig der Betriebsführer ist.<< ter zu sein. Die gewerkschaftliche Entwaff­Die allgemeine Volksverdummung, die man bezweckt, offenbart dasselbe Blatt, indem es schreibt:

Februar:

» Wir wollen aber auch eins nicht ver­gessen, daß es in der gesamten Vorwärts­des deutschen Arbeitertums entwicklung weniger zunächst auf verstandes­gemäßes Wissen und Erfassen der verschiedensten Dinge ankommt, son­dern darauf, daß der einzelne im Glau­ben an die Idee rein gefühlsmäßig weitgehendst fortgeschritten ist...!<<

>> Daraus ergibt sich, daß bei der Auf­stellung der Listen, die Menschen bevor­zugt werden, die für diese Dinge ihre Eig­nung unter Beweis stellen.<<

Die Belegschaft darf zwar in geheimer Wahl über eine Kandidatenliste abstimmen. Die Liste enthält indes nur Vorschläge des Un­ternehmers und seines Nazi- Betriebszellen­obmannes. Die Belegschaftsmitglieder kön­nen die Liste mit ja oder nein annehmen oder ablehnen. Wird nicht richtig gewählt, so erfolgt die Berufung des Vertrauensrats durch den Treuhänder. Es ist also vorgesorgt, daß keine Fehlwahl passieren kann und den­noch scheint der Ley gerade dieser Betriebs­abstimmung nicht ohne Sorge entgegenzu­sehen. Ein drei Spalten langer Aufruf ent­hält kein Wort von den» sozialen Leistungen des Dritten Reiches«< in den abgelaufenen zwei Jahren, er enthält diesmal auch keine sozialen Versprechungen, sondern lediglich bombastische Worte vom Sieg über die Mar­xisten und Emigranten an der Saar.

>> Die Brüder an der Saar gingen voran und eroberten für Deutschland und Adolf Hitler eine gewaltige Bastion... die Ver­trauensratswahlen 1935 werden der Welt beweisen, daß Deutschland ein einheitlicher Block von Granit ist...<

Die Hoffnung der Nazis, daß die Vertrauens­ratswahlen im Ergebnis der Saarabstimmung sich darauf gleichkommen könnten, mag stützen, daß die Wahlmacher in den Betrie­ben gewillt sind, sich im Wahlterror von > ihren Brüdern an der Saar« nicht über­bieten zu lassen. Im übrigen aber dürfte die nationalistische Begeisterungswelle in den Be­

nung der Belegschaften ist restlos durchge­führt. Lohnabbau und Teuerung, Wirtschafts­zerfall und Schrumpfung des Volkseinkom­

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vermögen der Betreffenden zu schließen brauchen, sondern wird bei objektiver Be­trachtung erkennen, daß eine Fehlbesetzung deshalb vorliegt, weil der Beauftragte für diese besondere Aufgabe die Voraussetzun­gen nicht erfüllt...<

Sollte etwa in allen Betrieben die Auswahl nach solch strengen Gesichtspunkten erfol­gen, so wäre es das Ende der Nazis im Ver­trauensrat. Soviel geistig Unvermögende las­sen sich bei einer Wahl nicht ausrotten. Wohl aber kommt es darauf an, gegen die den Belegschaften aufoktroyierten Listen eine Protestabstimmung in brei­tester Front herbeizuführen. Wer noch Vertrauen zu sich selbst und zur Kraft der Arbeiterklasse hat, der stimmt mit Nein, wer kein Vertrauen zum Schutz des Wahlgeheimnisses im Dritten Reich hat, dem bleiben Ungültigmachung der Stimmzettel oder Fernbleiben von der Abstimmung als Ersatz des Nein. Das Votum der Wähler wird zwar keine un­nicht >> Dabei wird man schlechten Willen oder auf absolutes Un- mittelbare Wirkung haben, denn die Treu­händer bestätigen selbstverständlich auch die nichtgewählten Vertrauenspuppen der Unter­nehmer. Nicht die Zwangswahl wird ent­scheidend sein, sondern das weitere Schwin­den der Ja- Stimmen. Die Verengung der Mas­senbasis des Faschismus wird im diesjähri­gen Wahlergebnisse zu den Vertrauensrats­wahlen ihren sichtbaren Ausdruck finden müssen.

fen zu finden sind.

Die Metallarbeiter- Zei­

tung tröstet die bisherigen Versager und

schreibt:

Jugenderziehung

immer

auf

TUS

Es gilt zu zeigen, daß faschistische Ge­walt die Betriebe bezwungen hat, ohne sie zu erobern!

Ein Nazi stirbt:

Sechs Posten sind vakant.

In Düsseldorf ist ein prominenter national­sozialistischer Zeitungsmann, Direktor des Völkischen Verlages Fritz Overdieck, gestor­ben. Die örtliche Presse teilt in lakonischer Kürze mit, er sei» den Folgen eines tragi­schen Unfalls erlegen«, schweigt sich aber über Umstände und Art des Unfalls ge­flissentlich aus. Desto genießerischer zählt sie im Nachruf sämtliche Aemter und Posten des Verstorbenen auf. Der 37jährige war:

Direktor des Völkischen Verlages, Ratsherr und Hauptausschußmitglied in Düsseldorf, Mitglied des Vertriebsausschusses im Reichs­verband deutscher Zeitungsverleger in Ber­ lin, zweiter Vorsitzender im Landesverband des gleichen RddZV Köln, erster Vorsitzen­der des Bezirksvereins Niederrhein im RddZV Düsseldorf, außerdem Gauamts­leiter für Pressepolitik.

Daß er nur Doppelverdiener war, kann also Das Bild zeigt eine der>> Stürmer- Tafeln<<, wie sie in allen Städten Deutschlands aufgestellt dem Toten beim besten Willen nicht nach­werden. Die Schuljugend drängt sich um diese Tafeln und liest in Riesenlettern:>> Die ge­schändete Adelheid«.» Das Treiben des Juden Tebel«.» Verkäuferinnen gesucht neue gesagt werden, er verdiente sechsfach, und Methode jüdischer Massenschändung«.» Der Jude betrachtet das deutsche Mädchen als welchem» Unfall« er auch immer erlegen sein » In zynischer Weise for­Tier und als Objekt zur Befriedigung seiner sinnlichen Lust<<. lachende Pöstchenerben werden sich mag derte er sie auf, sich ihm hinzugeben. Sie brauche das nicht umsonst zu tun, sie bekomme jedenfalls in genügender Anzahl finden. dafür eine Mark usw. usw.<

Das lesen jetzt die Kinder in allen deutschen Städten auf der Straße, und damit verdient Julius Streicher, Hitlers Busenfreund, Millionen.

trieben Deutschlands weniger hoch schlagen Arzt und Krankenkasse im Dritten Reich

als an der Saar. Zu den Vertrauensräten wählen Arbeiter und Angestellte, die mit den Segnungen Hitlers ihre Erfahrungspraxis ha­ben. Sie erleben täglich die Erfüllungspolitik zu Hitlers Vierjahresplan, sie haben die ihnen verheißene» soziale Ehre« bereits genossen. Sie sind sich auch bewußt, daß Betriebswah­len für den denkenden Arbeiter Betriebs­pflichten in sich schließen und sie haben bei den Wahlen 1934 bewiesen, wie sehr sie sich dieser Pflicht bewußt geworden sind. An der Saar haben Arbeiter für Deutschland ge­stimmt, in Deutschland Adolf Hitlers werden die Betriebsarbeiter für das andere Deutsch­ land demonstrieren.

Die Deutsche Arbeitsfront, die sonst von Kopf bis Fuß auf Propaganda eingestellt ist, verschweigt in ihrem Aufruf das nicht ohne Grund Wahl­ergebnis von 1934!

Die amtliche Wahlstatistik hat über diese Abstimmungsergebnisse niemals einen Ge­samtbericht gebracht, sondern sich auf einige wenige Angaben aus den Eigenbetrieben der Nazis beschränkt. Aus den zahlreichen Ein­zelergebnissen, die gegen den Willen des Re­gimes bekannt gegeben worden waren, ging hervor, daß im Durchschnitt 50 bis 60 Pro­zent der Belegschaften mit Ja, breite Schich­ten der Werktätigen dagegen offen mit Nein gestimmt hatten, oder die Stimmzettel ungül­tig machten. Die Vertrauensratswahlen 1934 waren seit Hitlers Machtergreifung die stärkste Demonstration des arbeitenden Vol­kes gegen die Mißwirtschaft in den Betrie­

Nazi- Arzt,

Dr. med.

Karl

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Neuer Vorwärts

Sozialdemokratisches Wochenblatt In der» Münchner Medizinischen Wochen- land nach 1918 erlebt hatte und die sich gegen schrift<<( Nr. 3, Jahrgang 1935) behandelt ein das Prinzip der Sozialversicherung überhaupt Herausgeber: Ernst Sattler; verant­Horn; Häden- wandten, gerade von solchen mittelständle- wortlicher Redakteur: Wenzel kamp, das jetzige Verhältnis von Arzt und rischen Repräsentanten des Aerzteberufes an- Druck:» Graphia<; alle in Karlsbad. Krankenkasse im Dritten Reich. Hören wir, geführt wurden, die am allerersten dann spä- Printed in Czecho- Slovakia. Zeitungstarif bew. m. P. D. Zl. 159.334/ VII- 1933. ter in die Reihen der alten Kämpen Hitlers was er ganz allgemein da schreibt: Der>> Neue Vorwärts« kostet im Einzel­» Aber auch die Denkweise des Arztes einrückten und er selbst gehörte dazu! verkauf innerhalb der ČSR. 1.40( für ein gegenüber der Berechtigung und Notwen- Total verschwiegen ist auch Pg. Hädenkamp Quartal bei freier Zustellung 18.-). Preis digkeit eines ausreichenden Versicherungs­schutzes mußte sich im nationalsozialisti- gegenüber der Tatsache, daß gerade die Nazi- der Einzelnummer im Ausland 2.-( schen Deutschland ändern und hat sich ge- presse am stärksten den jahrelangen dummen 24.- für das Quartal) oder deren Gegenwert ändert. Die Abwehrhaltung, die der Verleumdungskrieg der Mittelständlerei gegen das Quartal stehen in Klammern): Argentinien in der Landeswährung( die Bezugspreise für Arzt in der weiter zurückliegenden Ver- die Verschwendungssucht der Krankenkassen Pes. 0.30( 3.60), Belgien Frs. 2.-( 24.-), Bul­gangenheit einnahm, war das kann nicht gefördert hat; da war kein Krankenkassen- garien Lew 8.-( 96.-), Danzig Guld. 0.30 geleugnet werden vielfach von einer stark individualistischen Ein- neubau, bei dem nicht die Treppenaufgänge,( 3.60), Deutschland Mk. 0.25( 3.-), Estland stellung bestimmt. Der Gemeinschafts- die Holzverschalungen dazu herhalten muß- E. Kr. 0.22( 2.64), Finnland Fmk. 4.-( 48.), Frankreich Frs. 1.50( 18.-), Großbritannien geist, von dem die Mitwirkung an den Auf- ten, die übelsten Instinkte der unsozialisti- d 4.-( Sh. 4.-), Holland Gld. 0.15( 1.80). Ita­gaben der sozialen Versicherung getragen

sein muß, war lange Zeit nicht genügend schen Waffen gegen die>> Bonzenwirtschaft« lien Lir. 1.10( 13.20), Jugoslawien Din. 4.50 entwickelt, obwohl er sich im Laufe der zu wecken. Und wir erinnern uns noch deut-( 54.-), Lettland Lat. 0.30( 3.60), Litauen Lit . Jahre immer glücklicher herausbildete. Es lich der Entstehung des größten Naziblattes 0.55( 6.60), Luxemburg B. Frs. 2.-( 24.), Norwegen Kr. 0.35( 4.20), Oesterreich Sch. gab eine Zeit lang Aerzte, die bereit waren, im Westen, des> Westdeutschen Beobachters<, 0.40( 4.80), Palästina P. Pf. 0.018( 0.216), die gesamte Krankenversiche­rung zu opfern, nur um die ärztliche dessen Verlag es prinzipiell ablehnte, die Polen Zloty 0.50( 6.-), Portugal Esc. 2. Berufsfreiheit zu erhalten oder wiederher- fälligen Kassenbeiträge für sein Personal an( 24.-), Rumänien Lei 10.-( 120.-), Saar­zustellen. Heute wissen wir, daß berufliche die zuständige Ortskrankenkasse abzuführen, gebiet F. Fr. 1.50( 18.), Schweden Kr. 0.35 Freiheit und soziale Bindung so miteinan- bis die Strafbehörde dem ein Ende machte. 0.70( 8.40), Ungarn Pengö 0.35( 4.20), USA. ( 4.20), Schweiz Frs. 0.30( 3.60), Spanien Pes.

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der in Einklang zu bringen sind, daß die Was nun die Aerzte anbelangt-? Tra- 10.08( 1.-). opferwillige Dienstbereitschaft des ganzen Standes mit der Selbständigkeit des einzel- gödie der deutschen Demokratie und der deut­Einzahlungen können auf folgende Post­nen vereinigt werden kann. Es entspricht erfolgen: Tschechoslowakei: schen politischen Reife! Hier, in Häden­den Grundsätzen nationalsozialistischer Zeitschrift» Neuer Vorwärts< Karlsbad. Prag Weltanschauung, daß der Individualismus kamps Artikel, wird es ihnen deutlich genug 46.149. Oesterreich:» Neuer Vorwärts< Karls des Arztes zurückgedrängt wurde zugun- unter die Nase gerieben, daß bei ihnen die bad. Wien B- 198.304. Polen:>> Neuer Vorwärts< sten seiner ernsten und edlen Verpflichtung Regierungskunst des Knüppels Karlsbad. Warschau 190.163. Schweiz:» Neuer gegenüber der Nation und namentlich ge- bewirkte, was Vernunft, Ueberle Vorwärts< Karlsbad. Zürich Nr. VIII 14.697. genüber der besonders schutzbedürftigen, Ungarn: Anglo- Čechoslovakische und Prager wirtschaftlich schwachen versicherten Be- gung und Freiheit der Entschlie- Creditbank. Filiale Karlsbad. Konto» Neuer Bung nicht vermochten. Was für die Vorwärts< Budapest Nr. 2029. Jugoslawien: Der wackere Pg. Dr. med. Hädenkamp hat deutschen Aerzte gilt, gilt für Anglo- Čechoslovakische und Prager Credit­bank, Filiale Belgrad, Konto Neuer Vor­ben und gegen die Unterdrückung im faschi- nur leider verschwiegen, daß die Anführer mindestens fünfunddreißig Millionen noch an­stischen Staat. Millionen deutscher Proleta- der verschiedenen Aerztestreiks, die Deutsch- derer Deutscher....

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