Deutsche
Streiflichter
Brandstiftung?
In Rheydt , der Geburtsstadt des Josef Göbbels , ist der größte Konzertsaal, der schon für die Feier des ersten Mai geschmückt war, in der Nacht zum 30. April abgebrannt. Die Bevölkerung von Rheydt , die längst in ihrer Mehrheit vom Nationalsozialismus und seinem Propagandaminister angewidert ist, nimmt Brandstiftung als Protest gegen die kommandierte und miẞbrauchte Maifeier an, und auch viele Bürger beurteilen das Flammenzeichen mit Sympathie für seine Urheber. Die nationalsozialistischen Führer, so sagt man, hätten am Reichstagsgebäude die Brandstiftung als politisches Kampfmittel eingeführt, und man dürfe sich nicht wundern, wenn das Beispiel von Reichsministern in der unterdrückten Bevölkerung nachgeahmt werde.
Krieg und Profit
ut
Die Illusionen eines Militärs
Die Totalisierung des Krieges zwingt die Militärs, sich mit allen gesellschaftlichen Erscheinungen auseinanderzusetzen. Es ist eine neue Wissenschaft entstanden, man könnte sie Wehrsoziologie nennen. Schacht hat das noch nicht begriffen, denn als Ludendorff eine Broschüre über Währungsfragen herausgab, sagte Hitlers Wirtschaftspolitiker, was würde wohl Ludendorff davon halten, wenn er, Herr Schacht, eine Broschüre über den modernen Festungskrieg schreiben würde. Ludendorff aber hat geantwortet, daß auch die Währung Gegenstand militärischer Studien sein müsse, das habe nicht erst der Weltkrieg bewiesen. Jüngst hat nun Diplom- Ingenieur Heinz Schmid, der Hauptmann und
hätte man sich mit maßvollen Gewinnen begnügen müssen. Das Reich hat durch mangelhafte Handhabung seiner Preispolitik die Auswüchse kaum bekämpft. Die Denkschrift des Generals Gröner vom 12. Juni 1917 über Preistreiberei, Rohstoffe, Arbeitslöhne blieb ein vergeblicher Warnruf. Der General wurde aus seiner Stellung als Leiter des Kriegsamtes verdrängt. Er scheint
> Der Kriegsgewinn hat also die Deckung auch des nötigsten Bedarfs für dem einzelnen erschwert, falls er nicht zu der bevorzugten Käuferschicht gehörte. Bei den lebenswichtigen Verbrauchsgütern kann diese Erschwerung durch mangelhafte Ernährung usw. bis zur Gesundheitsschädigung führen, und die, wie geschildert, so notwendige Leistung für die Kriegszwecke herab
drücken.< als unbequem empfunden worden zu sein, weil er die Dinge klarer sah, als es der Großindustrie und der von ihr abhängigen Presse genehm war.<<
Immer wieder verweist Schmid auf die Gegensätze im Kriege und er führt Fälle an, aus denen klar hervorgeht, daß beispielsweise die Kriegsmetall- Aktiengesellschaft sich schärfstens gegen die Kriegsrohstoffabteilung
Artilleriechef im Artillerieregi- wandte, weil diese die sprunghafte Erhöhung des Preises für einen bestimmten Posten Altment Münster ist, eine bemerkenswerte metall als Wucher bezeichnete. Die AktiengeBroschüre über» Kriegsgewinne und Wirtschafte veröffentlicht, die zugleich sellschaft verwandte sich mit Erfolg für Widereine vernichtende Kritik an Hitlers Bundes- rufung des amtlichen Schreibens des Kriegsministeriums, denn der Begriff des genossen ist. Schmid meint, daß der Frage Wuchers sei auf Warengeschäf der Kriegsgewinne» nicht mehr länger te nicht anwendbar, die betreffenaus dem Wege gegangen werden darf, also de Firma hätte pflichtgemäß diel wird es heute seiner Meinung nach noch getan. Er ist auch der Auffassung, daß die Akihr durch die Konjunktur gebotenen Vorteile ausgenutzt. tiengesellschaften weitaus schärfer unter Kontrolle genommen werden müßten, als dies nach geltendem Recht geschehen darf. Das
Wie sehr sich das Verhältnis zwischen dem» Zivil< und den Uniformierten der Diktatur verschlechtert, zeigt die ErschieBung des Arbeitsdienstmannes Erich Koch in Kirchhunden bei Siegen . Die Kugel hat allerdings nicht dem Arbeitsdienstmann, sondern seinem Gruppenführer gegolten, der sich durch sein arrogantes Aufsehen verhaẞt gemacht hat. Als angeblicher Täter wurde ein 66jähriger Beamter verhaftet. Neben ihm wurden auch der Ortspfarrer und eine Reihe geachteter Einwohner von Kirchhunden eingesperrt, die sich> bös-> geltende Aktienrechte ist aber nach dem willige über den Nationalsozialismus und sogar über seinen höchsten Führer geäußert haben sollen. Der Vorfall und die Verhaftungen erregen weithin ungeheures Aufsehen, well es sich hier keineswegs um eine> marxistisch verseuchte Gegend handelt, sondern
Hauptmann Schmid sieht die Lösung dieser Frage nicht in einer Kriegsgewinnsteuer und bloßer Verstaatlichung der Gewinne, denn letzten Endes nimmt der Staat hier nur, was ihm zuvor in weit größeren Ausmaßen genommen wurde, da er ja im Kriege der ausschlaggebende Auftraggeber ist. Er sieht den Kriegsgewinn auch nicht so sehr moralisch, sondern unterstreicht bemerkenswerterweise den folgenden Satz:
> Die Nutzung der Landesnot im eigenen Interesse bedeutet keine Entartung des Kapialismus, sie bildet vielmehr die folgerichtige Auswirkung seiner Grundanschauung und ein fruchtbares Feld für die Betätigung kapitalistischer Geschicklichkeit.<< Aufgabe der Kriegswirtschaftspolitik muß es sein, so meint Schmid, den Kriegsgewinn zu verhindern. Und dann folgen dunkle Andeutungen und doch wird die Konsequenz aus dem zitierten Satz gezogen und von der Vermögensbeschlagnahme gesprochen. Der Verfasser weiß selbst, daß den von 400 bis 500 Millionen Mark zuge- die praktischen Vorschläge zu knapp weg
» Bis zum Sommer 1918 wurde dem Reiche durch falsche Preisfeststellung für Siemens- Martin Granatstahl ein direkter Scha
fügt.<<
Neben der Schwerindustrie hat die Land
Siege Hitlers zustandegekommen! Schmid weiß das sicher, und darum kommt kommen und entschuldigt sich förmlich. Wir in seiner ganzen Broschüre auch keine der übhaben Verständnis dafür, denn>> sozialistische lichen Verbeugungen vor dem Führer der wirtschaft bedeutende Kriegsgewinne erPropaganda ist ja in Deutschland verboten. nationalen Erhebung vor, vielmehr geht der zielt. Schmid weist nach, in wie hohem Maße Ohnehin werden die Kriegsgewinnler von geVerfasser nüchtern und mit soliden Kennt- die landwirtschaftlichen Schichten sich ent- stern, heute und morgen über diesen närrium ein Gebiet, das schon immer sehr antise- nissen und Erkenntnissen an die heikle Frage schuldet haben, während die Städte und die schen Hauptmann fluchen, der den Sinn seines der Kriegsgewinne heran. Wieder einmal Gemeinden zur gleichen Zeit immer größere Berufes so gründlich verkennt. Er soll doch kommt dabei eine Auffassung über die Ur- Kredite notwendig hatten. Krieg führen, damit der Kapitalismus leben sache des Zusammenbruches zum Ausdruck, Die oft aufgestellte Behauptung, daß auch kann und nicht den Kapitalismus vernichten, die zu der Dolchstoẞlegende schlecht paßt, die Arbeiter durch die hohen Löhne Kriegs- damit man erfolgreich Krieg führen kann! gewinne eingesteckt haben, teilt Schmid inHauptmann Schmid hat Illusionen, aber teressanterweise nicht durchwegs. Er schreibt: interessante. Er hat Kriegswirtschaftssorgen, >> Vielfach sind Preiserhöhungen mit ge- weil er sehr richtig ahnt, daß die allgemeine stiegenen Löhnen begründet worden. Trotz
mitisch und völkisch und deshalb schon lange vor der> nationalen Revolution< dem Hitlerismus verfallen war.
Die antimilitarisierte Zone denn Schmid betont:
dem wäre es falsch, die Lohnforderungen Korruption des Dritten Reiches natürlich auch als die Ursache für Preissteigerungen anzu- die Kriegswirtschaft berührt. Er sieht, wie die sehen. Mit vielen anderen bin ich der Auf-» nationale Erhebung direkt in die Katafassung, daß die Preissteigerung gerade in strophe hineinführt, weil ein Staat immer nur der Industrie erst die Ursache bildete,» aus der die Arbeiterschaft erneute Lohnerhö- so den Krieg führen kann, wie er im Frieden hungen gefordert hat.<< existiert hat. Diese Auffassung von Marx, Schmid sieht den Kriegsgewinn nicht nur Engels, Bebel und Jaurès gilt noch immer. Ja, mit als eine schwere psychologische Belastung, heute, im Zeitalter des totalen oder des> absoluten Krieges«<, mehr sondern als eine Gefahr für die Kriegsführung Clausewitz an überhaupt an. Unter anderem schreibt er: denn je.
> Im ganzen gesehen, aber hat es gerade in der Schwerindustrie offensichtlich Einsicht gefehlt. Trotz der Monopolstellung
Wahrheit machen die Militärs aus der Ver- sagt, der Hirtenbrief der Bischöfe enthielte
im gleichen Hause wohnender Lehrer der Realschule spuckte ihn an. Vor etwa drei Wo
>> Die Tatsache des vom Reich nicht geIn der ausländischen Presse wird lebhaft bändigten» Gewinnrausches der Bevorzugdiskutiert, ob die Nachrichten stimmen, daß ten« hat entscheidend zu unserem ZusamDeutschland die Vertragsbestimmungen über menbruch im Jahre 1918 beigetragen.<< die entmilitarisierte Zone am Dabei kommen aus einer offiziellen ReichsRhein verletze. In dieser Zone, die an den wehrquelle vernichtende Tatsachen aus dem Brückenköpfen bis auf das rechte Rheinufer Weltkriege ans Tageslicht. Besonders grell übergreift, ist dem Deutschen Reiche durch wird die Schwerindustrie beleuchtet, die Bunden Vertrag von Versailles verboten, militäri- desgenossen Hitlers kommen sehr schlecht sche Garnisonen zu unterhalten, Befestigun- weg. gen anzulegen und irgendwelche Vorbereitundie Mobilmachung zu treffen. Es gen für scheint wirklich im Auslande noch einige harmlose Journalisten und Politiker zu geben, die glauben, daß das> Dritte Reiche auf die Artikel 42 bis 44 des Versailler Vertrages noch Hirtenbrief des deutschen Episirgendwelche Rücksicht nehme, nachdem es kopates über die Schulfrage verdie allgemeine Wehrpflicht eingeführt hat. In öffentlicht haben. Die amtliche Begründung Bummel nach dem nur wenige Kilometer ent- cher fuhr Wagner mit seiner Frau nach Gutletzung auch gar kein Hehl, und selbst die» in einzelnen Wendungen eine untragbare wurden sie an der Grenze angehalten, weil Morgens wurden beide vergiftet aufgefunden. Anlage von Befestigungsarbeiten wird kaum Kritik an der Einrichtung des Landjahres.<< nur einer von ihnen einen Paß hatte. Dieser Die gesamten Möbel hatten sie ihrer Köchin noch verheimlicht. Höchstens, daß man sie als Ohne daß wir hier zu den von den Bischöfen erbot sich, nach Heerlen zu fahren und die und den übrigen Dienstboten vermacht. Keine Luftschutzmaßnahmen zu tarnen versucht. aufgeworfenen Fragen der konfessionellen Päße der beiden anderen zu holen. Während Zeitung durfte eine Notiz von dem Vorfall. Tatsache ist, daß die Rheinlinie in stärkstem Schule und konfessionellen Erziehung Stelder Wartezeit von Dreiviertelstunden vergnüg- bringen. W. soll nahegelegt worden sein, sich Tempo und mit den modernsten Mitteln be- lung nehmen wollen unsere Programmfor- ten sich die deutschen SA- Wachtmannschaffestigt wird, um ein Gegengewicht für den derungen sind bekannt wollen wir nur darten damit, den Holländern den Hitlergruß gewaltigen Festungsgürtel Frankreichs an auf hinweisen, daß trotz Konkordat den Bieinzuexerzieren. Diese mußten sich an die seiner Ostgrenze zu schaffen. Wie soll denn schöfen nicht einmal die bescheidenste Wahr- Wand stellen und unausgesetzt auf Kommando auch so etwas verheimlicht werden können, nehmung katholischer Lebensinteressen er den Gruß ausbringen. Der Fall ist symptowenn beispielsweise der ehemalige Schießplatz laubt ist, denn die gerügten Stellen des Hir- matisch dafür, wie der Machtrausch der Herrvon Wahn bei Köln , einer der größten im tenbriefes sind wirklich zahm genug: schaften in letzter Zeit zu Kopf gestiegen ist. Kaiserreiche, der nach dem Kriege für das> In der Jugendfrage bereitet das sog. Jetzt glaubt schon jeder SA- Lümmel, auf Landjahr besondere Sorge. Ueber 30.000 Publikum freigegeben war und ein Volkspark Kinder im Alter von 13 bis 14 Jahren wer- eigene Faust das Ausland provozieren zu könwerden sollte, nun für jeden zivilen Verkehr den ohne Trennung nach Konfessionen in nen. weit stärker gesperrt ist, als es jemals in Landjahrheime zur Erziehung gesteckt und Vorkriegszeiten der Fall war. Die dort mit dabei das besondere Ziel verfolgt, die konErd- und Betonarbeiten beschäftigten Leute fessionelle Trennung zu überbrücken. Was haben strengste Schweigepflicht und Photographieren ist im weiten Umkreis verboten.
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dieser Ausdruck bedeutet, ist nicht ganz Es geht uns der folgende erschütternde klar. Jedenfalls verlangen die Bischöfe, daß Bericht zu:
Zurück zur Eiszeit! Wir lesen im Düsseldorfer » Mittag<:
>> Die letzten Besprechungen über die Errichtung eines eiszeitlichen Wisentgeheges im Neandertal haben nunmehr stattgefunden. Mit dem Bau soll schon im Mai begonnen werden.<
Die Gehirne im Tertiärreich sind erstarrt, das geistige Leben ist vereist, die Kredite sind eingefroren und die Begeisterung ist abgekühlt da darf das Eiszeitgehege wirklich als sinniges Symbol des neuen Staates be
nicht statt der erhofften Eintracht eine In Triberg ( Schwarzwald ) wohnte seit trachtet werden. Jedes Land sucht sich das religiöse Gleichgültigkeit oder Verwirrung
in die Seelen unserer Kinder gebracht wird. einigen Jahren ein Arzt Dr. Wagner, ihm gemäße Vorbild. Diese Gefahr besteht offensichtlich bei der der mit einer Jüdin verheiratet Mischung im kindlichen Alter.<<
Charakteristisch ist übrigens das ganz verschiedene Verhalten der Grenzbevölkerung in Deutschland und in Frankreich Belgienwar. W., ein überaus tüchtiger Arzt, hatte Während die Franzosen und die Belgier einen Das ist alles. Und dafür Beschlagnahme eine sehr gute Praxis. Seine Frau tat viel für deutschen Angriff so sehr fürchten, daß viele der Kirchenblätter! Das hätten sich die Herren die Armen. Bei der Erneuerung des Reiches Privatleute in der Grenzzone geplante Haus- Bischöfe nicht träumen lassen, als sie taten- begann für die beiden der Leidensweg. Die bauten zurückstellen, Neubauten im Rohbau los und schweigend der mörderischen Mar- Konkurrenz sorgte schon dafür. Da sie es stehen lassen und der Immobilienverkehr in xistenverfolgung zusahen. Es gibt auch für nicht mehr aushalten konnten, beschlossen den Grenzorten stockt, weiß die deutsche Dik- den Katholizismus keinen Frieden mit dem sie, gemeinsam in den Tod zu gehen, und ihr tatur den Leuten im Rheinlande einzureden, Nationalsozialismus . Der» positive Christe% Jahre altes Söhnchen mitzunehmen. W. daß infolge der deutschen Aufrüstung der Hitler, für den auch in den katholischen Kir- machte Frau und Kind, auch sich selbst EinFriede gesichert sei. Kommt der Krieg den- chen gebetet wird, kennt nur das Schwert spritzungen. Am Morgen wurden sie bewußtnoch, so ist das harmlose Dritte Reich» im zur Vernichtung aller, die noch eine letzte los aufgefunden. Das Kind war tot, die Eltern tiefsten Frieden überfallen«, und die Wut der Regung eigener Weltanschauung zu äußern wurden gerettet. Folge: Vater und Mutter getäuschten Massen wird gegen das böse Ausland gerichtet, das den Deutschen weder die Ehre, noch die Mittel zur Verteidigung, noch die Möglichkeit eines neuen Wohlstandes gönne.
wagen.
Hannes Wink.
Braune Steuermoral
VOLKS ABSTIMMUNG
STOLZ DSCHUNGELS
angeklagt. W. wurde zu einem Jahre Zuchthaus verurteilt, Frau freigesprochen. Nach Verbüßung der Strafe wollte W. ins Ausland, bekam aber keinen Paẞ. Er Das letzte» Reichsverwaltungsblatt<< bringt führte nun seine Praxis in Triberg weiter und eine Anordnung des> Stellvertreters des Füh- hatte großen Zulauf. Da begannen die rers der NSDAP , Rudold Heß, in der die Hetzereien von neuem. Die RealschüKirchenblätter politischen Leiter zur Ehrlichkeit in der Ab- ler waren abgerichtet, ihm bei jeder GelegenZahlreiche deutsche katholische Kirchen- gabe der Steuererklärungen und zur» Steuer- heit Kindsmörder< nachzurufen. Scheiblätter sind verboten worden, weil sie zum moral< aufgefordert werden. ben wurden eingeschlagen, die Klingelleitung» Komm heraus, laß dich sehen und brüll!<< katholischen Erziehungstage am 5. Mai einen (> Daily Herald<.) zerstört, Türen mit Kot verschmiert usw. Ein
Beschlagnahmte
Es wird nötig gewesen sein!