Fünfzigmal Führer am Rhein Eine gewonnene Hotelsdiladit mit der recMen Wange, die du dann hin­halten sorst, wenn dir jemand auf die linke schlägt oh, bei Donar und Freia, das ist allerdings eine freigymnastische Angelegenheit, da die richtige stilistische Bauchwelle zu finden. Folgendermaßen vollzieht sie der»Reibi«;»Sollte dir ein Kamerad in seiner Erregimg ins Gesicht schlagen, so ist es nicht immer recht ge­handelt, den Schlag auf der Stelle zu er­widern. Es ist männlicher, eine uner­schütterliche Ruhe zu bewahren; denn der Kamerad wird sich wohl selber schä­men«. Diese literarische Tat beging also der hitlerdeutsche Reichsbischof Ludwig Müller. Alles, was über diese eine Fest­stellung noch hinaus gesagt würde, nähme ihr allerdings ihren erschütternden In­halt... Chaotisch genug ist die Szenerie, die auf religiös-konfessionellem Gebiet Herr Hitler vor Toresschluß hinterläßt. Ein Ge­samtüberblick ist bei der allenthal­ben herrschenden Anarchie auch angesichts der Tatsache, daß die protestantische»Opposition« die soge­nannte»Bekenntniskirche« kein abso­lut einheitliches Gebäude darstellt und daß selbst im ungleich geschlosseneren Kreis des Katholizismus die Gefühle.des unteren Klerus und der Laien recht er­heblich mit der»diplomatischeren« Hal­tung des Episkopates kontrastieren, unge­heuer erschwert. Jedoch muß in diesem Zusammenhang ein besonders wichtiges und auch genügend deutliches Phänomen noch festgehalten werden, das in weiterer, auch politischer Entwicklung selbst für die Zeit nach Hitler von größter national­politischer Tragweite werden könnte: d i e offenbare, durch die politi­schen und moralischen Ver­hältnisse des Dritten Reiches erzwungene Annäherung zwi­schen katholischer und gläu­big protestantischer Welt! Bei aller Vorsicht und Zurückhaltung, die sich die gleichgeschaltete»Frankfurter Zei­ tung « selbst auferlegt, aber doch auch wohl in einem Anflug von journalistischem Gewissenszwang, der trotz Göbbels immer noch bestehen mag, lenkte sie in einer Feststellung vom 31. März d. J. die öffent­liche Aufmerksamkeit auf folgendes; »Am wenigsten kann heute ein Wiederauf­leben der Gegensätze und Spannungen zwi­schen den beiden christlichen Konfessionen erwartet werden, da vielmehr das er­wachte protestantische Kirchen­bewußtsein man wird nicht sagen: eine Annäherung, aber doch bei aller Gewißheit der Unterschiede ein tieferes Verständnis für den Katholizis­mus schon gezeitigt hat, ohne daß darüber viel Worte gemacht würden.« Und die früher katholisch-zentrümliche »Bayrische Volkszeitung« hatte bei ähn­licher Gelegenheit sogar von»An­sätzen zu einer Wiederverei­nigung im Glauben« am 23. Februar d. J. geschrieben, wie jetzt auch die alt- Irrenhaus Geisteskranke werden jetzt, soweit ir­gend angängig, mit nützlichen Arbelten beschäftigt, die wenigstens ein kleiner Beitrag zum Produktionsprozeß sind. So zeigt die Ausstellung che Verwertung der Wolle abgetragener Strümpfe, aus der schließlich wieder neue Strümpfe ent­stehen...«(Der Westen, Berlin ). Der Irre sitzt auf einem Schemel, hat einen alten Strumpf zwischen den Knien, wik- kelt den Gamfaden auf und spannt ihn auf einen Rahmen, geduldig und besessen. Masche auf Masche löst sich, ein rauher aufgefaser- tcr Garnring legt sich um den Rahmen. Ein SA-Mann sitzt daneben und schaut zu. Er hat soeben eine frische Fuhre alter Strümpfe mit hierher geleitet. Der Irre schaut nicht auf. Es ist, als hinge er am Ende dieses Fadens, als wickle er seine Nabelschnur auf das Holz.»Sehen Sie, nur so kommen wir weiter. Weg mit der Kultur! Weg mit Strümpfen, Wolle und seidigen Lu­xus! In Südamerika wird Wolle verbrannt. Weg damit! Gibts nicht bald Wollstra? Er fragt es hohnisch und kichert dazu. In seinen Augen funkeln Bosheit und Ironie. Der SA- Mann nickt nur. So hat es ihm der Wärter geraten. Nur nicht widersprechen! »In gröbstes Linnen müssen wir wieder kriechen, wie die alten Germanen«, höhnt der Irre weiter.»Zurück zur Natur heißt zurück zum Fell!« Der SA-Mann stutzt. Ein Bild, das er vor längerer Zeit in der»Völkischen Illustrierten« sah, nebelt vor seinem Auge: der Reichs­jägermeister mit Letnenhemd und Fell ger­manisch gekleidet, begrüßt in der Sohorfheide seine Gäste... An den Rheinufem von Bonn bis Mainz liegen eine Reihe von Luxushotels, die, wie man offen eingestehen muß, in den vierzehn Jahren der»Schmach von Weimar « nicht sonderlich florierten. Eine Hotelpleite folgte der andern. In den verwaisten Räumen saßen enttäuschte Besitzer und lugten nach»Ret­tern« aus. Eins der vornehmsten und repräsentativ­sten Hotels dieser Art ist das Hotel Dreesen in Godesberg bei Bonn . Ein Riesenkasten mit Terrassen und lauschigen Bowlenwinkeln, inmitten eines gepflegten Parks: wahrhaftig, hier ließe es sich wohl sein, wenn man das erforderliche beträcht­liche Kleingeld dafür besaß. Wie dieses Hotel nach langer Notzeit wieder zu Ehren und Würden kam und seinen hervorragenden Platz in der Reihe der Spitzengaststätten Deutschlands zurückgewann dank der schöp­ferischen Initiative des Führers, das erzählt Hermann Ginzel in einem langen, vielseitig bebilderten Aufsatz im»Westdeutschen Be­obachter«, der als symbolisches Mahnmal für den Wiederaufstieg des deutschen Volkes der Vergessenheit entrissen werden muß. Es sei so berichtet unser Chronist wörtlich im Jahre 1926 gewesen, als der Führer zum ersten Male zu Dreesens ge­kommen sei. Eines Morgens habe der In­haber plötzlich ein Telegramm aus München erhalten;»Reserviert sechs Zimmer, eins davon mit Bad.« Unterschrift: Heß. Damals hätten sich noch nicht viele deutsche Hotels eine Ehre daraus gemacht, den Führer und seine Begleiter aufzunehmen. Aber er, der Inhaber Fritz Dreesen, erkannte im Gegensatz zu seinesgleichen mit einer wahrhaft genialischen Voraussicht kommeflde Möglichkeiten. Er habe Hitler in»anstän­digster und loyalster Weise« aufgenommen. »Adolf Hitler , Verleger, München «, habe in bescheidenen Buchstaben im Gästebuch ge­standen. Nun aber begann der Aufstieg, der Zu­sammenhalt, die Ankurbelung von Küche und Keller, kurz; die»Weltberühmtheit« des Hotels. Denn: »Irpmer wieder weilte der Führer in den kommenden Jahren an dieser Stätte. F(Tnf'z fgmal hat er bis jetzt hier, gewohnt, und man darf Adolf Hitler glauben, wenn er sagt: »Ich werde das Haus Dreesen angesehene katholische Zeitschrift»Hoch­land« in ihrer Märznuramer(als Ein­leitungsartikel) ausdrücklich von der Notwendi.gkeit katholisch-protestantischer Verbundenheit im Kampf»gegen die christusfeindlichen Gegner« spricht und zu»gemeinsamer Abwehr der Laien beider Konfessionen« aufruft. Das Phäno­men, das nicht mehr zu verschweigen ist, erregt aber auch schon den hellen Zorn des Systems selbst, obschon es sonst sich Kranke spazieren in den Gängen auf und ab. Ein bleicher Hagerer bleibt flüsternd ne­ben dem Wickler stehen. Man hört nur Brok- ken:»Schweige Mensch... Schweigen ist Gold... Alles Unglück kommt von Reden. Flüstern ist das halbe Leben.., Vorsichtig. sagt der Berliner «. Er sieht den SA-Mann an. »Lerne wispem, ohne zu klagen!« Der SA- Mann nickt. Warum nicht? Er kennt Cafes, da unterhalten sich alle Leute flüsternd. Er schaut dem Hageren nach. Da kauert schon ein Mann mit hohem spitzen Hut auf dem grauen Haar neben ihm.»Wollen Sie mal meinen Plan sehen? Könnte Ihnen so passen! Liegt In meinem Schubfach! Die Rettung der Welt in meinem Schubfach, hihihi... Eine ganz neue Partei gründ ich damit... Großer Geheim plan, Her-! Möchtet ihr gerne haben, he? Einen Puo�: will ich euch verraten: Autarkie! Nix herein lassen!« »Sag ich ja immer«, höhnt der Wickler. »Hermetisch abschnüren! Zurück zum Mittel­alter!« Mit zitternden Fingern drieselt er den alten Strumpf auf.»Solange die Ziegen nicht auf den Bahndämmen weiden---« Sein Satz wird zerrissen von einer dunkel rollenden Stimme. Ein großer Blonder steht am Fenster, wirbelt einen blonden Spitzbart zwischen den Fingern und deklamiert:»Mein Vater rollt auf donnerndem Wagen über die Wolken! Freya ist meine Mutter, Freya, die Blitzgeborene. Habt ihr schon Wotans Feuer­taufe erfahren? Nein? Dann rettet euch un­ter das Sonnenrad, flieht den Judengott! Dun­kel hör ich Runen raunen--« Wo hab ich doch den Spruch kürzlich ge­hört? denkt der SA-Mann und sinnt und die Osterfeier seines Gaues steigt vor ihm auf: und diese Stadt immer wieder besuchen, so lange ich lebe.« Tage der Entspannung und Tage entscheidens- schwerster Beratung hat er hier verbracht, und wir wollen ihm wünschen, daß es in Zukunft nur noch erlebnisfrohe Stunden sein mögen, die ihn hierher an Deutschlands schönsten Strom führen.« Des Führers Rheinglück anläßlich seines 50. Aufenthaltes im Luxushotel wird durch Bilder bekräftigt, die noch vielsagender sind als der Text. Hitler in einem Rheinboot mit dem Hotel im Hintergrunde, wie er unter sonnigem Lächeln mit einem Arm auf das durch ihn geweihte, mit Guirianden be­kränzte Haus hinweist! Hitler , wie ihm in der Hotelhalle der Ehrenbürgerbrief von Godesberg von dem mit einem besonders ein­drucksvollen Doppelkinn ausgestatteten Bür­germeister Pege Alef überreicht wird! Aber am wirksamsten ist das letzte Bild:»Auch die Köche verlassen für einige Augenblicke den Herd, um den Führer zu grüßen!« Den Kochlöffel in der Hand, die andere hoch erhoben: Prunk­hotel Frühling am Rhein , an dem infolge der Huld des Führers auch das dankbare Küchenproletariat in schneeiger Weiße aus dem Fenster teilnehmen darf. Leider fehlt in dem Jubelaufsatz des »Westdeutschen Beobachters« ein Hinweis, der zur Markierung der Bedeutung des Hotels Dreesen in der politischen Geschichte des Dritten Reiches nicht vergessen werden darf. Von diesem Hotel Dreesen aus formierte sich der große Mord­zug des 3 0. Juni 193 4. Am 29. Juni war Hitler von einer Besichtigung der west­fälischen Arbeitslager nach Godesberg ge­kommen. In der Nacht zum 30. nahm er, auf der Terrasse seines Lieblingshotels ste­hend, Parade über einen Fackelzug ab, der die Form eines gewaltigen Hakenkreuzes hatte. Kurz darauf empfing er hier die entscheiden­den Alarmmeldungen, und um zwei Uhr morgens verließ er das Hotel, um vom nahen Flugplatz Hangelaar in Begleitung von Göb­ bels , Lutze, des Reichspressechefs Dietrichs sowie seiner Adjutanten Brückner, Schaub und Schreck nach München zu fliegen... Es ist eine alte kriminalistische Erfah­rung, daß gewisse Leute, angezogen durch eine geheimnisvolle Magie, immer wieder einen gewissen Schauplatz aufsuchen. Hier ging es um Entscheidung über einen vor lauter»positivem Christentum« ja fast nicht retten kann und also eigentlich liier besonders groß tun müßte. Das läge gar nicht im Sinne jenes»christlich­fränkischen« Gedankens einer»deutschen Nationalkirche«, die»als Volkskirche im­mer noch erstrebt werde« droht Herr Wilhelm Stapel , der quasi Kultur-Schacht des Regimes, daraufhin jetzt in seiner Zeitschrift»Deutsch- n Volkstum«! Wie dem auch sei: die Erscheinung ist da und Kameradenmord. Wir stellen anheim. ob der Führer ins Hotel Dreesen nur durch die Schönheit der Rheinlandschaft gelockt wird, oder ob die tiefere Ursache der Krö­nung dieses Hotels zum auserwählten Auf­enthalt auf dem Gebiet einer verschlungenen Psychologie zu suchen ist. Kleines Nachwort: Dieser Aus­schnitt auj dem Tollhause des Dritten Rei­ ches , dem jeder Papierfetzen mit publizisti­schem Gestammel zur Stärkung der Führer­legende dienen muß, fordert noch aus andern Gründen zu nachdenklichen Betrachtungen heraus. Als die Staatsmänner der Republik in der bescheidensten Weise ihren Reprä­sentationsverpflichtungen nachkamen, als sie es wagten, nach allgemeinem europäischen Brauch zu Ehren ihrer Gäste den schwar­zen Rock anzuziehen uhd sich mit ihnen bei einem Mahle zu unterhalten da hetzte die Meute der Kritiker und der Spötter hinter ihnen her. Mit Photographien solcher Zu­sammenkünfte verstand es die nationalsozia­listische Demagogie, bis tief in die Reihen der Arbeiterschaft Eindruck zu machen: »Seht, Eure Führer...« Heute zeigen sich die Göbbels , die Göring und all die andern der zweiten Garnitur mit diademgeschmück­ten Gattinnen ohne Hemmungen allem Volke und lassen sich in Blitz- und Lichtbildern durch Zeitungen und durch den Film»popu­lär« machen. Heute wird der 50. Aufenthalt Hitlers in einem rheinischen Prunk- und Protzhotel als Exempel für Deutschlands Er­neuerung ausgegeben. Ist es Menschenver­achtung? Ist es der Glaube, daß das durch die- Propaganda betäubte Volk seine Erlese­nen auf den Gipfelhöhen der Behaglichkeit und des Wohllebens sehen will? Eis sind Fragen der Massenpsychologie. die brennend von allen stehen, die sich mit der Reaktion des Volkes auf die Zauberfor­meln der um ihre Macht ständig zitternden Diktatur beschäftigen. Zu diesem uner­schöpflichen Kapitel gehört als anschau­liches Exempel diese siegreiche Hotelschlacht von Godesberg , deren Triumphatoren ein reichwerdender Besitzer und mit dem Füh­rer ein vor aller Oeffentlichkeit prassendes Gefolge sind. Mene mene tekel... Andreas Howald. wohl auch nicht mehr rückgängig zu machen! Eine enorm wichtige Frage allerdings wird es im­mer sein, wie weit der deutsche Protestantismus, angewiesen dank seiner Genesis immer auf ein nationales teutoni­sches Böotiertum, von einer geistigen An­passung an das ungleich universellere Weltbild der alten Kirche politisch gewin­nen und sich dadurch auch schließlich geistig sanieren könnte. H. E. der Held des germanischen Weihespiels in zehn Bildern... Da fühlt er eine Hand in seiner Jackentasche und vernimmt die rasche Frage:»Was hast du hier drin? ESne Waffe?« Die Hand löst sich aus der Tasche.»Sitzen bleiben! Nicht rühren! Keine Blumen in den Wagen werfen! Warum ist hier nicht abge- sperrt? Eine Kette SS gehört hierher, wenn ich zum Volke spreche! Hats nicht eben geknallt? Warum ist nicht abgesperrt?!« Und der Irre rennt angstgepeatscht durch den Gang davon. Ein Wärter kommt geschlendert.»Ver­folgungswahn«, sagt er und setzt ach zu den beiden,»den ganzen Tag jagt er so durch den Bau.« Der Wickler drieselt verbissen sein Garn. Gedämpifte Radiomusik klingt durch die geöffnete Tür des Nebenzimmers. Die Irren werden ruhig, ihre Züge entspannen sich, als ließe ein Krampf nach. Elin Mann in blauem Anzug stapft durch den Gang, macht neben dem Wärter Halt und seufzt vernehmlich.»Ach Mensch, was be­neide ich euch geschlechtsverwuraelte Leute! Ich höre fremdes Blut in mir rauschen! Arme Braut, arme Braut...« »Red mit dem Arzt«, sagt der Wärter. »Er kann die Sache vielleicht einrenken.« »Nix einzurenken«, stöhnt der im blauen Monteuranzug.»Ich bin vorderasiatisch ge­kreuzt und ostisch überlagert, erklärt der Doktor schwarz auf weiß. Oh tückisches Ju- da! Gießt Schwefelsäure mir ins Blut. Tötet den jüdischen Bazillus in meinen Adern! Arme Braut, arme Braut!« Mit einem Seufzer schlurft er davon. Der SA-Mann sieht von unten her fragend zum Wärter auf. Der lächelt:»Nein, das ist kein Verrückter. Unser Heizer. Will zu Pfing­sten heiraten und soll dem Raaseamt seinen Stammbaum beibringen...< Die Musik von nebenan ist verschwunden. Hän Wirrwarr von Lauten, Gepfeife und Ge­quietsch entquillt dem Apparat, rumort eine Weile, sinkt zurück, eine heisere Stimme ringt sich durch und dröhnt schließlich aus dem Lautsprecher:»Ich bin der Herr Deutsch­ lands ...« Der irre Wickler habt den Kopf und lauscht gespannt. Die Stimme dröhnt welter:»Ich bin der Führer von achtzig Millionen! Ich werde euch retten! Ich werde die Welt vom Bolsche­wismus befreien! Mich hat Gott gesandt< Der Strumpf ist dem Wickler zu Boden geglitten. Starr hebt er den Blick Ins Weite: »Hihihi, das habe ich auch gesagt und des­halb hat man mich eingesperrt!« Karl Rothe . Ein Gelehrler und ein Mann Ferdinand Tönnies gestorben. Ferdinand Tönnies , der Sljährig gestorben ist, gilt als Begründer der Soziologie als deut­ schen Universitätslehre. Sein Buch»Gemein­ schaft und Gesellschaft «, das er als junger Dozent verfaßte, wirkte auf diesem Gebiete bahnbrechend. Eine Generation jüngerer Ge­lehrter verehrte in ihm ihren Lehrer. Tönnies kam von der klassischen Philosophie und setzte sich mit Karl Marx mit wissenschaft­licher Vorurteilslosigkeit auseinander. Er wurde, ohne eigentlich Marxist zu sein, So­zialist und nach 1918 Mitglied der Sozialde­mokratischen Partei. Als Hitler kam, ver­ließen viele deutsche Gelehrte ihr Vaterland. Andere blieben und schwiegen. Nur einer