Das neue Frankreich  

Innerpolitische Erfolge

Aufgaben.

außenpolitische

Ein paar Tage Volksfrontregierung unter Léon Blums   Führung haben genügt, um Frankreich   zu dem Rang zu erheben,

den

der Vierzigstundenwoche, die Anerkennung Gewerkschaften, den bezahlten Arbeiter­urlaub, die Wiederherstellung der alten durch

die Regierung Laval   gekürzten Rentenbezüge sind von der neuen Kammer im Eiltempo be­

schlosen worden. Auch die Reform der Bank unter von Frankreich  , ihre Unterstellung

den ausschlaggebenden Einfluß des Staates wird nicht mehr lange auf sich warten las­sen. Als schwerste der zu lösenden Aufgaben steht die Verstaatlichung der Rüstungsindu­strie bevor.

Die Mehrheiten,

mit denen die sozialen Gesetze in der Kammer angenommen wurden, waren überraschend groß, viel größer als die ohnehin stattliche Regierungsmehrheit,

die

Deutsche   Streiflichter

Es war doch vie!!

jedenfalls

von

von den Artikeln und ihren Schreibern weiß, Kleidern und sonstige Nebenausgaben dazu. die je und je diese Aufbauarbeit herunter- kommen. Es ist aber auch nicht jedermanns In langen Riemen hat die deutsche   Nazi- gerissen und sie den deutschen   Arbeitern ver- Sache, sich selbst eine wunderschöne Ferien­presse über> Frankreich   im Streikfieber< be- leidet haben. Mit der vollen sozialistischen   reise zu erlauben, während zu Hause Frau Deutschland   unter der zweiten Regierung richtet. Die Freude über Frankreichs   innere Sympathie, die wir für die französischen   Ar- und Kinder vor leeren Töpfen sitzen, und die Hermann Müller für sich beanspruchen Schwierigkeiten schien die Reporter und die beiter empfinden, können wir ihnen nur wün- Begeisterung der Arbeiterfrauen konnte: der Rang des sozial fortgeschritten- Redakteure nicht daran denken zu lassen, schen: Mögen sie, die gezeigt haben, daß sie für diese Art Ferienreisen, wobei man an die sten Landes der Welt. Die Gesetze über die daß diese ausführlichen Meldungen doch wohl zu siegen wissen, nun ebenso solidarisch be- Familie gar nicht zu denken scheint, dürfte eine andere Wirkung auf die deutschen   Arbei- weisen, daß sie das Errungene zu behaupten wahrscheinlich doch viel geringer sein, als ter haben mußten, als die Totalität der Nazi- und auszubauen verstehen. Nicht nur gegen viele ahnen. Häufiger sind schon die Wochen­diktatur sie wünschen kann. Es waren Frei- das Kapital und seine politischen Strategen, endfahrten von zwei oder drei Tagen, heitsrufe, die in einen Kerker drangen. Nur sondern auch gegen die gefährlichen Freunde, uns aus zum Beispiel neulich in das Sauer­noch in den Tagen nach dem 7. März sind die in der Lust an immer neuem Vordringen land oder in die südlichere westfälische Kan­die ausländischen Sender in deutschen   Arbei- die Wertschätzung und die Verteidigung des te, die Du ja kennst. terhäusern so oft und mit so gespannter Auf- schwer Errungenen vergessen. Es sollen hier Da wird dann Volksgemeinschaft gemimt, merksamkeit gehört worden wie jetzt im nicht alte Gegensätze aufgerissen werden, indem man bei einem besser gestellten Volks­französischen Massenstreik. Die deutschen   aber wer wird sich nicht ab und zu des genossen, vielleicht einem SA- Führer im Ort, Fabrikssklaven, die Tarifbruch, Lohnabbau Sprüchleins aus deutschen   Nachkriegsdemon- Beamter oder kleiner Fabrikant oder so was und Preissteigerung widerstandslos, ja fast strationen erinnern?> Republik  , das ist nicht einquartiert wird, wo man, wenn man nicht ohne Kritik, hinnehmen müssen, konnten sich viel, Sozialismus ist das Ziel!<< Wir können ganz abgebrüht ist, nur zu deutlich fühlt, ihre Gedanken machen über den Wert einer den alten Gewerkschafter gut verstehen, der daß man den Sonnabend und den Sonntag in demokratischen Republik   und ihre Vergleiche uns dieser Tage über den Streik und seine der Familie stört, und man bleibt möglichst ziehen zwischen einst und jetzt in Deutsch  - sozialpolitischen Ergebnisse aus Frankreich   wenig im Quartier. Da die Leute einem sagen, land und zwischen französischer Volksmacht schrieb und mit einiger Bitterkeit schloß: daß sie öfter» die Freude<< haben, Volks­bei der ersten Vertrauensabstimmung in Er- und deutschem Helotentum. In dem Eifer, die Republik   war doch recht viel, zu spät ist genossen aus dem Arbeiterstande als liebe scheinung trat. Teilweise grenzten sie Franzosen   ein wenig anzuschwärzen, ist den Demokratie das Ziel.<< Quartiergäste zu haben, kann man sich Einstimmigkeit. Es zeigt sich, daß parlamen- Naziberichterstattern ab und zu ein wichtiger gut vorstellen, daß sie das allmählich tarisches System, Presse- und Versammlungs- Lapsus unterlaufen. So schreibt der Pariser   Arbeiterbrief über freiheit und freie Wahlen kein Hindernis für Vertreter des>> Westdeutschen Beobachters<< ,, Kraft durch Freude   bekommen. Also man setzt sich dann in die Kneipen zusammen, denn von einer wirklichen eine rasche Erledigung der Staatsgeschäfte( Nr. 267), was hätten denn die französischen  >... Nun wolltet Ihr noch wissen, wie wir Wandererziehung, wie wir sie früher in der sind, wenn das Volk von seinem Wahlrecht Streiks schon erreicht? Tarifverträge, zu> Kraft durch Freude< stehen. Wenn Du Jugend und bei den Naturfreunden trieben, könntest, würdest Du den richtigen Gebrauch macht und wenn eine Arbeitervertretungen und be- hier herumfragen ist ja bei solchen Wochenendfahrten zielbewußte Führung vorhanden ist. zahlte Ferien hätten die deutschen   Ar- wahrscheinlich bei den Arbeitern auch wel­Spur vorhanden. Die meisten wissen dreißig Jahren. che finden, die etwas dafür übrig haben, ent- nichts anderes als zu Saufen und zu Karten So sind die Ereignisse der letzten Zeit beiter schon seit wohl geeignet, das Ansehen Frankreichs   bei Wahr und wahrhaftig von einem Naziblatte weder, weil sie von unseren früheren Ferien- und sind dann am nächsten Tage mit schwe­seit kulturbestrebungen nichts wußten, oder weil den breiten Volksmassen in der ganzen Welt, zugestanden: nicht seit drei, sondern besonders in den Ländern der faschistischen dreißig Jahren! Dabei sogar ein wenig zu sie sich durch die große Reklame jetzt täu­Unterdrückung zu erhöhen. Mit verbesserten unseren Gunsten übertrieben, denn vor drei- schen lassen. Sehen wir von dem ganzen Pro­Aussichten auf Erfolg kann die französische Big Jahren war es auch in Deutschland   in pagandageschreibe ab, so müssen wir sagen, Außenpolitik versuchen, die Führung auf dem vielen Wirtschaftszweigen mit Tarifverträgen daß sich in der Erholung nichts geändert hat, Kontinent an sich zu bringen und das Ter- noch schwach bestellt, und die Rechte von oder doch jedenfalls nicht zum Besseren. Ja, rain zurückzugewinnen, das durch die Fehler Arbeiterausschüssen und der Anspruch auf ich behaupte sogar, daß die früheren Veran­der früheren Regierungen verloren gegangen bezahlte Ferien ließen noch mehr zu wün- staltungen alle auf einem viel höheren Niveau schen übrig. Immerhin: viele Jahre vor standen. Allerdings, was früher selbstver­ist. dem jetzigen erfreulichen Streikerfolg der ständlich war, also Sonntags- und Zweitages­Franzosen hatten die deutschen   Arbeiter ihr wanderungen, Ferienausflüge mit Kind Tarifrecht und durch die Betriebsräte eine Kegel in die Naturfreundehäuser, das wird In ausposaunt. Arbeitervertretung, die in der ganzen Welt jetzt als große Kulturtat

Mut zur Verantwortung

Die neue belgische Regierung.

Nach

an

höchsten

und

Da sind

ja

leid

keine dann

sie

rem Kopf erst recht nicht fähig, die Natur zu genießen. Wenn man schließlich am Mon­tag zurückkehrt, fragen sich die Nachdenk­licheren, wofür sie eigentlich die 25 Mark, die die Geschichte vielleicht alles in allem gekostet hat, ausgegeben haben, denn haben sich nicht erholt, haben weder Kraft noch Freude gehabt und haben das schlechte Gewissen, ihrer Familie einen großen Betrag entzogen zu haben und lesen dann schließ­lich noch in der Zeitung, an welcher groß­artigen Kulturtat sie wieder einmal teilge­nommen haben. Das also ist meine Meinung

gerechnet werden muß, viele mit Stolz und Freude davon lesen, daß in Rügen   oder sonst­wo an der See große Erholungspaläste für Arbeiter als» Badereisende« gebaut werden sollen, denn das ist für die große Masse großer Humbug.....

langen Schwierigkeiten, inmitten ihresgleichen suchte. Wie man überhaupt ab Wirklichkeit ist nur alles viel roher und lau- und Erfahrung, und ich kann mir wirklich einer um sich greifenden Streikbewegung ist und zu daran erinnern sollte, daß die deut- ter geworden und für einen richtigen Natur- nicht denken, daß jetzt in den Arbeiterfami­che neue belgische Regierung zustandegekom- schen Arbeiter einmal trotz Niederlage und freund schon lange nichts mehr. Das größte lien, wo wahrhaftig mit dem letzten Groschen men, eine neue Regierung van Zee- Reparationen die Löhne Geschrei wird nun mit den Bäderreisen und land mit sechs statt bisher vier sozialdemo- Kontinentaleuropas   hatten, dazu den Reisen ins Gebirge gemacht. Auch das kratischen Ministern. wichtige die beste Sozialpolitik der Welt aber nun doch sehr große Unterschiede fest­- ja Millionen! Volkswoh- zustellen, weil für die wirklichen Reisen im­Außenamt, das von van Zeeland bisher mit- und, Millionen verwaltet wurde, ist von einem Sozialisten, nungen aus öffentlichen Mitteln! Siedlungen, mer nur wenige in Betracht kommen, dem Genossen Spaak  , übernommen worden. die für ein Jahrhundert für die positiven die Auslagen sind auch für einen gut ent­Die Regierungsbildung das Ergebnis Leistungen der deutschen   Arbeiterbewegung lohnten Arbeiter noch immer viel zu hoch, eines zähen Ringens um die künftige Politik. zeugen werden, wenn niemand mehr etwas weil doch auch eine gewisse Ausstattung in Während van Zeeland auf eine Reform und Rationalisierung des Parlaments das Haupt­

war

-

denn

-

Hannes Wink.

mit

im| allmähliche Gleichschaltung in die Wege lei-| zialdemokratische Partei nach den Reichs­gewicht legte, forderten die Sozialisten ein- gelungen ist, das Budget von Kansas  tagswahlen im Herbst gestärkt in die Maßnah- Gleichgewicht zu halten. Eine ähnliche Kur ten. schneidende ökonomische er- Als die Redakteure von diesem Streich er- Regierung zurückkehren wird. men, Kampf gegen die Beamtenherrschaft, wird von ihm an den Bundesfinanzen eine In der Schweiz   hat die Militärfrage zu Vierzigstundenwoche, Schulpflicht bis zum 16. wartet. Nun sind aber heute nicht weniger fuhren, gelang es ihnen, in das Blatt Lebensjahr und Alterspension für die mehr als 25 Millionen Amerikaner, davon 9 Millio- Erklärung zu bringen, die den schmählichen einem ernsten Konflikt in der Sozialdemokra­nen Wahlberechtigte, viel mehr als an der Handel vor den Lesern bloẞlegte, und sofort tischen Partei geführt. Der Parteitag als Sechzigjährigen. Das Resultat konnte nur ein Kompromiß Herstellung des budgetären Gleichgewichts an eine neue Zeitung, die> Pariser   Tageszeitungs, lehnte die neuen Wehrkredite entgegen dem Grimm, Reinhart sein, das durch die Stärke der inneren Span  - der Aufrechterhaltung der öffentlichen Un- ins Leben zu rufen. Die erste Nummer brach- Rat der Führung neben Begrüßungsschreiben von Victor knapper Zufallsmehrheit ab. Im Nationalrat mungen bedroht ist. Alle drei Regierungspar- terstützungen interessiert, mit denen sie ihr te 30 Basch, Breitscheid  , Münzenberg   u. a. eine wurden sie mit überwältigender Mehrheit an­teien bilden zusammen noch eine übergroße Leben fristen. Aehnliches gilt von den Mehrheit, jede einzelne aber für sich steht Millionen Farmern, wovon 10 Millionen Wäh- ausführliche Darstellung des Vorgangs, aus genommen. Auch zahlreiche Sozialdemokraten sich Richard Lestimmten, trotz Parteitagsbeschluß, für sie. unter dem Eindruck der bei den Wahlen er- ler durch Roosevelt   Staatshilfe erhielten, bis der hervorgeht, daß littenen Verluste und fürchtet, durch zu gro- der Oberste Gerichtshof dem Präsidenten in winsohn- Morus auf die Seite des Pol­den anderen den Arm fiel. Auch die 16 Millionen gewerk- jakow geschlagen hat. Dieser selbst bezeich­Be Nachgiebigkeit gegenüber als schaftlich organisierten Arbeiter stehen zum net die Behauptungen der Redakteure zu Auf dem letzten Koalitionsparteien noch größere Einbuße Vortragsabend des erleiden. Die Sozialisten aber, die seit dem größten Teil zu Roosevelt  , in dem sie einen unwahr und kündigt ein Verfahren gegen sie Dieses Sommer- Semesters 1936 der Ostpreußischen  die Vorkämpfer gegen die Uebermacht des Un- vor den französischen   Gerichten an. Rexisteneinbruch in den Katholizismus Verfahren kann aber nichts mehr daran än- Verwaltungsakademie sprach Amtsgerichtsrat bei weitem stärkste Partei geworden sind, ternehmertums erblicken. konnten trotz alledem ihre Mitwirkung nicht Die Sozialistische Partei betritt abermals dern, daß die Tageszeitung die Funktionen Dr. Gutbrod zum Thema» Revolution im versagen, wenn sie nicht die Fundamente der mit ihrem Zählkandidaten Norman Thomas   des Tageblatt< übernommen hat. Das» Tage- Recht«. Er sagte u. a.: parlamentarischen Demokratie in die Luft den Kampfplatz. Der Start vollzieht sich blatte hat inzwischen schon aufgehört zu er­sprengen wollten. Sie befinden sich in einer aber diesmal unter besonders ungünstigen Lage, die in manchem an die der deutschen   Umständen, da sich die ohnedies' schwache der Zeit Brünings er- Partei vor der Kandidatenaufstellung noch innert. Aber Belgien   ist ein Land der ge- einmal gespalten hat. festigten Parlamentsdemokratie.

Sozialdemokratie in

Das belgi­

sche Volk hat für parlamentarische Notwen­digkeiten mehr Verständnis als das deutsche  .

-

zum

Presseputsch in Paris  » Tageszeitung« gegen» Tageblatt«<

scheinen.

Wehrfragen und Krisen

Schweden   und die Schweiz  .

Auch die kleineren Staaten bewaffnen sich. In Schweden   hat die Militärfrage in­direkt zu einer Regierungskrise geführt, weil die regierenden Sozialdemokraten zunächst Roosevelt   oder Landon? Am 12. Juni erschien die erste Nummer die Wehrkredite nicht in der von den Bürger­der> Pariser Tageszeitung«, die zum lichen gewünschten Höhe bewilligen wollten, Der Kampf um die Präsidentschaft. Nachdem der Parteitag der Republikaner   Ersatz für das verloren gegangene und wert- dann aber die Bewilligung von einer gleich­los gewordene> Tageblatte gegründet zeitigen Erhöhung der Alterspensionen ab­den Gouverneur von Kansas  , Landon, hängig machten. Die Mehrheit des schwedi­Kandidaten für die Präsidentschaft bestimmt worden ist. Zwischen wenn nicht irgend­dem Eigentümer des> Tage- schen Reichstags nahm zwar die Militärvor­hat, wird im Herbst blatts<, Wladimir Poljakow, und der Redak- lage an, lehnte aber das neue Pensionsgesetz etwas ganz Unvorhergesehenes eintritt Roosevelt   gegen Landon zum Präsiden- tion gab es schon seit Jahr und Tag Miẞ- ab, obwohl die Regierung die Annahme Vertrauensfrage gemacht hatte. ten wiedergewählt werden. Denn darüber, daß helligkeiten. In den ersten Junitagen benützte einer des in Amerika   Daraufhin trat die sozialdemo­die Demokraten auf ihrem Kongreß zu Ende Poljakow die Abwesenheit aufstellen weilenden Chefredakteurs Georg Bern- kratische Regierung zurück, und dieses Monats Roosevelt   wieder werden, wie hard zu Verhandlungen mit dem der König beauftragte den Führer der besteht ebensowenig Zweifel mit der Bildung eines der Propaganda- Abtei- Bauernpartei darüber, daß seine Aussichten ausgezeichnet Leiter lung der Deutschen   Botschaft in neuen Kabinetts. Allgemein wird jedoch an­Bernhard wurde genommen, daß es sich dabei nur um ein Landon verdankt sein Ansehen in republi- Paris   Dr. Schmolz. kanischen Kreisen dem Umstand, daß es ihm gekündigt. Ein neuer Chefredakteur sollte die Uebergangskabinett handelt, und daß die So­

sind.

zu

Verfassung

>> Die Verfassung steht nicht am Anfang, sondern am Ende des Staatsaufbaues.< Und wenn das Dritte Reich am Ende ist, wird es in einer so schönen Verfassung sein, daß es gar nicht mehr lohnt, schreiben.

sie aufzu­

Parser Tageblatt