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Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 304.

Korrespondenzen und Parteinachrichten.

Mittwoch, den 30. Dezember 1891.

8. Jahrg.

wendigen Auslagen lehnte das Gericht ab, da es sich jeder- desgl., betr. die Aufstellung eines Denkmals für Alois Sente ordentliche Bürger gefallen lassen müßte, vor den Richter zitirt zu werden.

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Tokales.

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felder auf einem öffentlichen Plaze Berlins desgl., betr. die. Einsetzung einer gemischten Deputation zur Berathung darüber, -In Witten   wurde Genosse Thun   vom Amtsgericht auf welche Weise das Projekt einer Industrie- Ausstellung in Die Zahl der Hamburger Bürger foll sich nach dem Be- zu 50 M. Geldstrafe event. 10 Tagen Haft verurtheilt, weil der Berlin   seitens der städtischen Behörden am besten gefördert wird. richt der Minorität des bürgerschaftlichen Ausschusses für das selbe am 14. September 1891 zu Annen durch auffälliges Tragen Vorlagen, betr. den Ablauf der Wahlzeit von drei Bürger­Wahlgefeh auf etwa 20-24 000 belaufen. Im Jahre 1874 be- eines Kranzes mit breiter rother Schleife, auf welcher in großer deputirten der Gewerbedeputation und von drei stimmfähigen lief sich die Zahl der Hamburger Bürger auf 33 726, 1880 auf Schrift die Worte standen:" Dem Opfer der Profitwuth" einen Bürgern des Kuratoriums der Stiftung der Berliner   Gewerbe­30 546; sie hat also beständig abgenommen. Im Jahre 1874 be- Menschenauflauf herbeigeführt, also groben Unfug verübt haben soll. Ausstellung von 1879. trug die Zahl der einkommensteuerpflichtigen Einwohner 77 419, Von der Sozialdemokratie in Minden  die der Reichstagswähler 84 066, im Jahre 1890 die Zahl der waren im August zwei Delegirte nach Herford   zu einer Konferenz Ersteren 136 429, die der Letzteren 138 067. Während die Zahl entfandt. Die Unkosten betrugen für jeden der Delegirten 3 M. der Einkommensteuerpflichtigen um 61 010, die der Reichstags- In der öffentlichen Versammlung, wo diese Bericht erstatteten, wähler um 54 001 in den 16 Jahren stieg, verminderte sich die wurde auf Antrag beschlossen, eine freiwillige Sammlung Zahl der Bürger in der gleichen Zeit um etwa 9000. Und dieses zur Deckung dieser Unkosten vorzunehmen. Der Be immer kleiner werdende häuflein von zur Zeit etwa schluß wurde sofort ausgeführt. Hierfür erhielt, wie 20-24 000 Bürgern hat allein Einfluß auf die Zusammen- schon berichtet worden, der Leiter In den Berliner   Krankenhäusern konnte in diesem Jahre dieser Versammlung eine offizielle Weihnachtsfeier nicht abgehalten werden. sehung der Boltsvertretung" im hamburgischen Staate, während sowie der Sammler auf Grund der auf Geldsammlungen Bezug früheren Jahren fand in den meisten Krankenhäusern an jedem In die erdrückende Majorität der übrigen Einwohner einzig und habenden Regierungsverordnung vom 11. November 1890 Straf allein das Recht hat, zu den Staatsunkosten mit beitragen zu mandate in Höhe von je 3 M. Auf ihre Berufung sprach das Weihnachts- Heiligabend eine Feier statt, an welcher sowohl Ver­dürfen und sich den Geſetzen zu fügen, welche die Vertreter dieser Schöffengericht zu Minden   beide Parteigenossen frei, indem es der treter des Magistrats, als die Anstaltsbeamten und zahlreiche verschwindenden Minorität in Gemeinschaft mit dem Senat 3 Straffammer II zu Bielefeld   hob jedoch am 22. Dezember auf endigung die Bescheerung an arme Kranke und namentlich die sammenschmieden, die Berufung der Amtsanwaltschaft das Urtheil auf und ver- zahlreichen Kinder stattfand. Das Lehtere ist nun in diesem Eine Landeskonferenz der Sozialdemokratie Rärnthen 3, urtheilte beide Angeschuldigte zu je 3 M. Strafe und zur mange I unterbleiben, weil sämmtliche zur Aufnahme von Jahre zwar auch erfolgt, aber die Feier mußte wegen- Play= welche am 22. November in St. Veit a. d. Glau tagte und Tragung der Kosten. Revision wird angemeldet. von 42 Delegirten aus den Orten Klagenfurt  , Villach  , Feld- Einer Uebertretung des Vereinsgesetzes Patienten bestimmten Stationen überall belegt waren, ein Um­firchen, Spital, Wolfsberg  , Völkermarkt  , Ferlach  , St. Veit, Arnold- sollten sich der Bergmann Schiefer zu Langenbreer und der stand, der seit dem Jahre 1875 nicht mehr zu verzeichnen ge­ſtein, Hüttenberg  , Graz und Wien   besucht war, beschloß die frühere Bergmann, jezige Bigarrenhändler Ludwig Schröder wesen ist. Gründung eines Rechtsschutz- und Unterstützungsvereins für zu Dortmund   schuldig gemacht haben, weil ersterer eine öffent- finden, sind schon seit Eintritt des Herbstes überfüllt, täglich Die Krankenhäuser, in denen vornehmlich Arbeiter Aufnahme sämmtliche Arbeiterkategorien beiderlei Geschlechts, welcher sich liche Bergarbeiter- Versammlung einberufen hatte und letzterer

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Die

Bewohner des Stadttheiles theilnahmen und nach deren Be

über das ganze Kronland Kärnthen erstrecken und seine Zentrale darin als Redner aufgetreten war, welche der Anmeldung nach inüssen Kranke zurückgewiesen werden. Die Proletarierkrankheit in Klagenfurt   haben wird. Ferner erklärte die Konferenz die ge- für die Belegschaften zweier Bechen   bestimmt gewesen, aber nicht fordert gegenwärtig zahlreichere Opfer denn je, unsere Genossen werkschaftliche Organisation für ein nothwendiges Mittel, um die blos Angelegenheiten jener Bechen, sondern öffentliche und all- erliegen der Krankheit trotz des Kochin". Die schlechten Erwerbs­physische und moralische Verelendung der Arbeiterklasse gemeine, den Bergarbeiterstand berührende" Erörterungen und verhältnisse tragen die meiste Schuld an dem schlimmen Ausgang hintanzuhalten, und beschloß demzufolge die gewerkschaftliche Vorträge" geboten hatte. Dadurch war nach der Argumentation der meisten Krankheiten, weil die körperliche Widerstandsfähigkeit Organisation nach Möglichkeit durchzuführen. Der in Graz er- des Amtsanwalts die Versammlung zu einer allgemeinen der Erkrankten eine außerordentlich geringe ist. Nun wollen wir scheinde Arbeiterwille" wurde als Organ der Sozialdemokratie geworden, worauf die Anmeldung nicht wörtlich lautete. Das wohl zugestehen, daß in den städtischen Serankenhäusern die Ver der Alpenländer anerkannt. Schöffengericht sprach jedoch beide Angeklagten frei, weil die Pflegung eine gute und durchaus rationelle ist, dieselbe ist derart, Versammlung als öffentliche angemeldet gewesen; ebenso ent- wie sie die meisten der Arbeiter sich in normalen Verhältnissen Aus Lemberg   berichtete die Weihnachtsnummer der Wiener schied die Strafkammer in Bochum   auf die Berufung des Amts- nicht zu gestatten vermögen. Aber in den weitaus meisten Fällen kann die gute und nahrhafte Rost weniger Wochen das Arbeiter Zeitung: Der Robotnit" erscheint zur Freude seiner anwalts. zahlreichen Leser seit vierzehn Tagen wieder, alle Polizeifinten Infolge der Anzeige eines Geistlichen nicht gut machen, was die mangelhafte Ernährung während haben nicht genützt. Die Herausgeber haben den Druck für lange wurden vom Schöffengericht Zwenkau   8 Arbeiter zu Ge- langer Jahre verschuldet hat. So erzielen die Aerzte wohl ein Zeit gesichert, und unser Blatt wird mit größter Pünktlichkeit fängnißstrafen von 1 Woche 3 Tagen bis 4 Wochen wegen felten von Dauer ist und kaum bemerkt, wieder verlöscht. furzes Emporflackern der Lebensgeister, das aber nur ganz erscheinen. In dieser Woche wird auch das erste Mal ein groben Unfugs bezw. wegen Tragens republikanischer Abzeichen polnischer Arbeiter Kalender erscheinen. Der reiche, verurtheilt, weil sie beim Begräbniß des Maurers Schindler Die Lebenshaltung der arbeitenden Bevölkerung hat sich von gediegene Inhalt wird ihm einen großen Kreis von Freunden Kränze mit rothen Schleifen im Zuge mit sich geführt und ihre Jahr zu Jahr verschlechtert, in diesem Jahre hat infolge der gewinnen. Der für einige Zeit ruhende Rothstift sucht uns Mißbilligung während des Begräbnisses darüber geäußert hatten, Getreidezölle u. s. w. die Verschlechterung bedeutenderen Umfang wieder heim. Die erste Nummer der Robotnit" ist der Konfis. daß die rothen Schleisen der Kränze auf Veranlassung des angenommen, als je zuvor. Deshalb ist auch die Sterblichkeit eine außerordentlich hohe. tation verfallen, ebenso die letzte Nummer der Praca". Unter amtirenden Geistlichen wieder aus dem Grabe herausgeholt anderem wurde auch die rein fachliche Beschreibung der Fest- worden waren. Gegen das Urtheil legten sowohl die Arbeiter nummer des Boltsfreund" inhibirt. wie der Staatsanwalt Berufung beim Leipziger   Landgericht ein. Dasselbe verschärfte das Urtheil der Vorderinstanz, indem es alle Angeklagte bis auf einen, welcher 4 Wochen Gefängniß erhielt, wegen groben Unfugs zur höchsten zulässigen Strafe( 6 Wochen Gefängniß) und zwei Angeklagte außerdem wegen Tragens republikanischer Abzeichen zu je 14 Tagen Haft verurtheilte.

Die illuftrirte tschechische Zeitschrift Der 1. Mai" ( První máj") wurde am 4. Dezember in Prag   nach längerer Unterbrechung wieder herausgegeben. Administration und Er pedition der nach dem Urtheile der Wiener Arbeiter- Zeitung" hübsch ausgestatteten und gut redigirten Zeitung befinden sich in Prag  - Weinberge, Machagaffe 19.

Polizeiliches, Gerichtliches 2c.

Beim Amtsgericht Neurode hatten die Partei­genoffen August Kühn aus Langenbielau   und Anton Toll aus Hausdorf gegen ein Strafmandat Einspruch erhoben, das ihnen

Kommunales.

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Was eigentlich aus den Kranken wird, welche wegen Mangels an Raum" aus den öffentlichen Krankenanstalten zurückgewiesen werden, entzieht sich der Kenntniß des großen Publikums. Diese Unglücklichen müssen ein Ende nehmen. In der dumpfen Woh nung eingesperrt, ungenügende Pflege, das Bewußtsein, auf das herbei, die den Werlauf der Krankheit nothwendiger Weise auf Mitleid Anderer angewiesen zu sein, führen eine Seelenstimmung das Ungünstigste beschleunigen muß. Während der Besitzende in dem Bewußtsein Kraft findet, daß die Hinterbliebenen vor Noth und Entbehrung geschützt sind, wird der todtkranke Prole­tarier von dem Gedanken gequält, daß er scheidet als einziger Ernährer seiner Familie, die wiederum auf die Mildthätigkeit der Besitzenden angewiesen ist. Und dabei müssen die Zurück­bleibenden noch um das bitten, was sie als Auch- Menschen

Tagesordnung für die außerordentliche Sigung der doch wohl mit Recht fordern können: Arbeit und dafür an wegen angeblicher Verlegung der Gewerbe- Ordnung zugegangen Stadtverordneten Versammlung am Mittwoch, den gemessene Bezahlung. Der Klassenstaat gewährt den Drohnen war. Die Uebertretung sollte darin bestehen, daß Kühn an Toll 30. Dezember d. J., Nachmittags 5 Uhr. Berichterstattung des Kapitals Alles, was eines Menschen Herz nur begehrt, er eine Anzahl Flugblätter abgegeben hatte mit der Weisung, über die Vorlage, betr. die Auswahl der im Etatsjahre 1892/93 verweigert aber den Arbeitsbienen das, was diese zur Weiter diefelben weiter zu verbreiten. Rühn   erklärte hierzu, er neu bezw. umzupflasternden Straßen und Pläge. Beschluß fristung ihrer Eristenz bedürfen. Er ist ein Muster der Gerech brauche teine Legitimationstarte, um Flugblätter zu versenden, fassung, betr. die in dem Magistrats- Kollegium frei gewordene tigkeit, der Humanität, der Nächstenliebe,- dieser Klassenstaat! ebenso wenig habe Toll sich eines Bergehens schuldig gemacht. Stelle eines Stadtsyndikus. Antrag von Mitgliedern der Ver­Toll habe die Flugblätter nur in nicht öffentlichen Räumen sammlung, betr. die Sperrung der Diagonalfahrwege vor dem Für die bevorstehende Sylvesternacht werden Seitens verbreitet. Sämmtliche geladene Zeugen bestätigten das letztere. Schillerdenkmal für Fuhrwert. Vorlage, betr. die Erwerbung der Polizei umfassende Vorkehrungen getroffen, um dem fast Bürgermeister Majorte, welcher die Anklage vertrat, war aber des Grundstücks Kirchstraße 1/2- desgl., betr. die Anfrage von gebräuchlich gewordenen Neujahrsunfuge erfolgreich entgegen der Meinung, eine Zeitung 2c. sei eine Waare und in- Mitgliedern aus der Versammlung wegen einer event. Um treten zu können. Es wird nicht nur die gesammte uniformirte folge dessen müsse derjenige, der eine Zeitung vertreibt, eine gitterung des Schloßbrunnens- desgl., betr. die erfolgte Bau- Schutzmannschaft auf den Wachen der Polizeireviere versammelt, Legitimationstarte haben. Der Angeklagte Toll sei als Rei Abnahme des neuen Gasthauses auf dem Gierhaus- Grundstück bei und von hier aus auf die Straßen vertheilt, sondern es wird fender anzusehen. Der Gerichtshof sprach indessen die An- Treptow desgl., betr. den Verkauf von Roats auf den auch die ganze Kriminal- und Sittenpolizei aufgeboten. Die getlagten frei. Die Herausgabe der beschlagnahmt gewesenen städtischen Gasanstalten desgl., betr. den Ankauf einer neben Beamten der letzten beiden Kategorien haben den besonderen Flugblätter wurde ebenfalls beschlossen. Die Erstattung der noth. dem Schulgrundstücke Mohrenstr. 41 belegenen fiskalischen Fläche Zweck, sich unter das Publikum zu mischen, um Ruhestörer leicht

Der Mann im Monde.

Eine Sylvester Phantasie.

Die Posaune" war der klangvolle Titel einer Zeitung, welche, herausgegeben, redigirt und gedruckt von einem Herrn Engel, den man allgemein zum Unterschiede von anderen Engeln den Posaunen- Engel" nannte, die öffentliche Meinung des Städtchens R. repräsentirte.

Ich war einer jener Hungerleider, die ihren Beruf ver­fehlt haben, ein literarischer Papiertagelöhner im Solde der Posaune", der dem Posaunen- Engel" sein geistiges Können gegen ein bescheidenes Entgelt zur Verfügung zu stellen gezwungen war. Der Mensch will und muß nun einmal leben!

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Glücklicherweise war ich noch im Besitze einiger Speise­marken zur Mittagstafel im blauen Affen". Dorthin be­gab ich mich daher eilenden Schrittes, um meinen inneren begann Menschen zu befriedigen.

Dortselbst warteten schon ein paar gute Freunde auf mich zu einem Nachmittag Skat und bald saßen wir auch wohlgemuth bei der Arbeit.

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Der heutige Tag war entschieden ein Glückstag für mich, denn als ziemlich spät Abends der alte Junge" abgegeben hatte, sah ich mich im Besitze einer Baarschaft, die mir einen forglosen Abend garantirte.

Noch überlegte ich, wie ich am besten den Abend ver­bringen sollte, da fielen meine Blicke auf die Posaune", die stillvergnügt an der Wand hing.

aber

D säh'st Du, voller Mondenschein, Bum letzten Mal auf meine Bein.. ich mit Faust zu deklamiren.

Wohl über Büchern und Papier, Trübseliger Freund, erscheinst Du mir... Was aber soll ich schreiben?

Ueber den Sylvester ist schon viel geschrieben worden, Posaunen- Engel" verlangt etwas Pikantes, Inter­essantes, Nochnichtdageweſenes!

Am Federkiele fauend, hänge ich, in meinen Seffel zu­rüdgelehnt, mit geschlossenen Augen meinen Gedanken nach. Wie lange ich so gesessen, ich weiß es nicht! Da pocht es an mein Fenster.

Fürwahr, eine ungewöhnliche Visitenzeit und ein noch ungewöhnlicherer Weg, um Einlaß zu begehren, der Weg durchs Fenster!

Als ich heute das Redaktionszimmer der Posaune" Teufel! Das Sylvester Feuilleton! Das hätte ich bei betrat, um einen Bericht über die vom Gesangverein nahe vergessen! Schrecklicher Gedanke! " Brüllaria", dem die Söhne und Töchter der Honoratioren" Schleunigst eilte ich daher in mein entlegenes, stilles Verwundert öffne ich einen Fensterflügel. des Städtchens als Mitglieder angehörten, zu wohl- Kämmerchen, um mich des ehrenvollen Auftrages zu ent- Auf dem Fenstergesimse tauert ein eisgraues Männlein, thätigen Zwecken veranstaltete Weihnachtsfeier abzuliefern, ledigen. Bald knisterte ein lustiges Feuer in dem eisernen umwallt wie von einem Heiligenscheine. lächelte mir Bosaunen- Engel" gar huldvoll zu, was mich Ofen, der mir zur Verfügung stand, im Theekessel, in dem Bitte um Entschuldigung, wenn ich flöre!" richerte mit geheimem Entzücken erfüllte, da es mir Muth zu dem ich mir meinen Morgenkaffee gemeinhin braute, summte es der Alte und huschte unverfroren zu mir ins Zimmer. Wagniß einer neuen Anleihe machte, obgleich mein Vorschuß- bald behaglich. Diesmal galt es aber, einen steifen Grogk Wer bist Du, Gesell?" fragte ich. Ich kenne doch Ronto schon ziemlich stark belastet war. zu brauen Geld hatte ich ja im Stat gewonnen, denn hier Jedermann, doch Dich habe ich noch nie gesehen!" Herr Klerer," meinte" Posaunen- Engel", indem er um ein Sylvester- Feuilleton zu schreiben, muß man sich Noch nie gesehen? O mein Freund, wir sind alte höchst liebenswürdig meinen Bericht unbesehen bei Seite nothgedrungen auch in eine sylvesterliche Stimmung ver- Bekannte. Ich bin der Mann im Monde!" legte, gut, daß Sie kommen! Ich habe einen dringenden setzen und dies geschieht zweifellos am besten durch einen Der Mann im Monde?" Auftrag für Sie!" steifen Grogk. Zweifelnd blicke ich zum Fenster hinaus. Richtig, da Ich spitte die Ohren, indem ich mich dienstfertig ver­Und als der Ofen gleichsam Feuer spie, als die ge- stand die volle Mondesscheibe gerade vor meinem Fenster- beugte. Das war etwas für mich! frorenen Fensterscheiben abzuthauen begannen, als des doch der Mann im Monde fehlte! Sie müssen mir bis morgen ein Sylvester- Feuilleton Grogts würzige Düfte mein Zimmerchen erfüllten So etwas war selbst mir noch nicht vorgekommen. schreiben! Uebermorgen ist Sylvester, morgen muß ich es und etliche Gläser des heißen, starken Getränkes Was willst Du nun aber von mir?" fragte ich haben! Den Stoff überlasse ich Ihnen, nur muß es pifant, meine frostige Phantasie zum kühnsten Fluge an- weiter. interessant, originell sein. Ich verlasse mich ganz auf Sie!" gefeuert hatten, da war ich in der richtigen Stimmung, Dir einen Vorschlag machen", erwiderte Jener. Ich Damit war ich entlassen. um den ehrenvollen Auftrag Posaunen- Engels" zu er will Dir Dein Feuilleton schreiben, wenn Du mich unter­Nachdem ich mich pflichtschuldigst für den mir ge- ledigen. dessen dort oben vertreten willst!" wordenen ehrenvollen Auftrag bedankt hatte, verließ ich Entschlossen setzte ich mich an meinen Schreibtisch und das warme Redaktionszimmer und trat wieder hinaus auf blickte traumverloren in die stille Nacht hinaus, zum stern­die Straße. Es war fürchterlich talt. Der gefrorene Schnee besäten Nachthimmel empor. knirschte unter meinen Füßen, dazu knurrte mein Magen - eine himmlische Musik!

Da stand der Vollmond droben und lachte mich freund­

lich an.

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Posaunen- Engel! Kannst Du Dein Glück ermessen? Einen solchen Mitarbeiter hast Du noch nicht gehabt! Und das hast Du mir zu danken! Das kostet ein doppeltes Honorar!

Topp, Alter! Deinen Vorschlag nehme ich an! Mache