Ein KHeftplon. Kein UMinftsplonLnmiftelbare Kriegsvorberehung des deutsdien MilitarismusNach der Rede Görings und den darauf folgenden Erlässen ist es erst rechtklar geworden, daß es sich bei dem Vier-jahresplan nicht um einen Wirtschafts-,sondern um einen Kriegsplan handelt. Dennunerläßliche Voraussetzung einer deutschenWirtschafts planung wäre die Rückbildung der hypertrophischen Rüstungs-industrie, die Belebung der Konsum- undExportindustrien, ohne die weder die fortschreitende Verschlechterung der Lebenshaltung noch die Rohstoffnot beseitigt werden kann. Davon ist nicht nur nicht dieRede, sondern Rüstungs umfang und Rüstungstempo sollen noch verstärkt werden,um angesichts der Gegenrüstungen, die jdurch den Angriffswillen der deutschen!Diktatur erzwungen werden, die militärische Ueberlegenheit zu sichern. Da dieses Streben an die Schranke der Rohstoffbeschaffung für die Ernährung und dieRüstungsindustrien stößt, sollen Ersatz- 1Stoffe ohne Rücksicht auf die Kosten inhöherem Maße als bisher hergestellt werden.Das heißt aber nichts anderes, als daßein noch größerer Teil der deutschen|Produktivkräfte, obwohl diese schon bis-her nicht, zur Herstellung der gigantischen Kriegsmaschinerie ausreichten,ohne schwere Spannungen in der Lebensmittel- und Rohstoffversorgung zu erzeu-gen, trotzdem zur Herstellung von Ersatzstoffen verwandt werden sollen, dieDisproportionalität in der deutschenWirtschaft also noch gesteigert werdenwird.Denn es ist klar, daß, wenn die Errichtungneuer Anlagen zur Herstellung von Zellwolle, von synthetischem Benzin und Kautschuk jetzt aufs neue forciert wird, dasnicht nur in der nächsten Zeit eher vermehrten Devisenbedarf bedeutet, sondernauch auf die Dauer den deutschen Exporteinschränken und so die Spannungen derLebensmittel- und Rohstoffnot weiter vermehren muß. Denn schon heute ist ja derdeutsche Handel Naturalaustausch geworden. Vermindert Deutschland seine Beaiügean russischem und rumänischem Petroleum, so kaufen Rumänien und Rußlandum denselben Betrag weniger Waren vonDeutschland: es entsteht kein Exportüberschuß und es fallen keine Devisen an, diezu vermehrtem Bezug von Nahrungsmitteln verwendet werden könnten. Da aberdie Ersatzproduktion sehr viel teurer istals die ausländischen Rohstoffe— derkünstliche Kautschuk kostet bei geringererVerwendungsfähigkeit heute etwa dasNeunfache des natürlichen—so bedeutet die Ausdehnung dieser Ersatz-produklionen eine weitere Erhö-liung des deutschen Preisniveaus, eine erneute Erschwerung derKonkurrenzfähigkeit auf den auswärtigenMärkten. Weit entfernt, eine Erleichterung dadurch zu bringen, daß Devisendurch geringeren Bezug dieser Rohstoffefür die Einfuhr von Futtermitteln undFett frei werden, wird die deutsche Rohstoffsituation bei Ausführung des Vierjahresplanes erschwert. Aber dies giltallerdings nur für diö Gesamtwirtschaftund auf die Dauer, nicht für denKriegssektor und für eineUebergahgszeit. Denn für diesenkommt jetzt nur die Sicherstellung bestimmter, für den Kriegszweck dienender Rohstoffe in Betracht, die bei Kriegsausbruch da sein müssen, genau wie genügender Vorrat von Waffenmunition. Deshalb werden jetzt die Produktivkräfte innoch höherem Maßstab als bisher für militärische Zwecke beschlagnahmt, auf Kosten ihrer Verwendung für den Konsumund den Export.Das wird auch offen zugegeben, Göringund Göbbels haben ausdrücklich erklärt,daß wirtschaftlich der Plan keineLösung darstellt. Sie haben gar kein Hehldaraus gemacht, daß Fleisch- und Fettnot, daß Mangel an wichtigen Gegenständen des täglichen Bedarfs zur Dauererscheinung der deutschen Wirtschaft gehören werden. Daran wird auch nachihrer Meinimg die Durchführung des Vierjahresplanes nichts Entscheidendes ändern.Denn den Grund der Wirtschaftsnöte derDiktatur sehen sie überhaupt nicht imWirtschaftlichen und am wenigsten inihrer eigenen wahnsinnigen Kriegswirtschaft, sondern im Politischen, im Mangelan Rohstoffgebieten und Kolonien. Diewollen sie sich holen. Und deshalb handelt es sich ihnen überhaupt nicht umeinen Wirtschaftsplan, sondern um einenKriegsplan in doppeltem Sinn:einmal geht es anmittelbar am Verstär-kong des indastriellen Kriegspotentialsdorch Schaffung einer an sich noch soanwirtschaftlichen Ersatzproduktion, andererseits aber um die Aafsteliungdes Kriegsziels.Die Kriegsvorbereitung hat zu einer fortschreitenden Wirtschaftszerrüttung geführt, die Durchführung des Vierjahresplanes muß die Zerrüttung noch steigern.Als Ausweg aus den Lebensmittelschwierigkeiten, als Befreiung von allen Hindernissen und Abhängigkeiten erscheint nichtmehr irgend eine vernünftige Wirtschaftspolitik, sondern die Eroberungder angeblich fehlenden Rohstoffgebiete. Der Eroberungskriegsoll populär gemacht werden, er soll Volksangelegenheit werden, dem Kriege muß dienotwendige Massengrundlage gegeben werden— das ist der politische Sinn des Vier-jahrespianes, dessen materieller Zweck diemilitärische Mobilmachung der Wirtschaftist.Die Durchführung des Vierjahrcsplanswird auf dieselben Schwierigkeiten stoßen,die bereits durch die bisherige Aufrüstunghervorgerufen werden wird. Die Ausführung der neuen und kostspieligen Investitionen wird durch Vermehrung derstaatlichen Wechsel finanziertwerden wie bisher. Die großen Unternehmungen werden zum Teil auch gezwungenwerden, die Neuanlagen selbst zu finanzieren, wie es die Braunkohlenindustrie beider Errichtung der Hydrierungsanlagenund die Textilindustrie zum Teil bei derAnlage der Zellwollfabriken tun mußten.Das Reich wird den Preis der Produkteund damit die Rentabilität garantieren. DieBuchgewinne werden weiter steigen, aberzuletzt werden die Unternehmungen nurüber unproduktive Anlagen und Papiermark verfügen.Die fortschreitend inflationistische Finanzierung macht im Vereinmit anderen Faktoren, die die deutscheProduktion verteuern, den Preisauftrieb immer stärker. Der Reallohn istsehr bedeutend gesunken. Aber das Regime will wenigstens den Nominallohn festhalten, um ein allgemeines rasches Steigender Preise zu verhindern und damit dasUmschlagen der latenten in die offene Inflation hinauszuschieben. Daher ein neuerKampf um das Festhalten der Preise. Aberdie Situation ist von der der ersten Jahredes Regimes sehr verschieden, weil damalsdie Ausdehnung der Produktion mit einerKostenverringerung durch bessere Ausnützung der Kapazität verbunden war, dieHandelsspannen zum TeU noch hoch waren und auch die Kartellprofite beschränktwerden konnten. Trotzdem sind hauptsächlich durch die Erhöhung der Agrarpreisedie Preise seit 1934 fortwährend gestiegen. Jetzt liegen aber die Verhältnissewesentlich ungünstiger. Darüber sagt die»Frankfurter Zeitung«:»Auf dem Gebiete der Kartellpreisebietet sich vielleicht noch manche Möglichkeit— eben erst hat der Reichswirtschaftsminister eine beträchtliche Zementpreissenkung verfügt— aber im allgemeinen sinddie Kartelle in den letzten Monaten bereitsstark unter Druck gehalten worden. DieSpannen des Handels und des Nähr-standshandwerks dürften eine weitere Zusammenpressung kaum mehr vertragen. AuchKostensenkungen durch erhöhte Kapazitäts-ausnützung sind nicht mehr zu erwartentdenn wo noch Anlagen still liegen, in denrein konsum- und exportorientierten Teilen der Wirtschaft, steht einezunehmende Beschäftigung kaumin Aussicht, und wo die Aufträge nochsteigen, wächst die Produktion■ großenteilsmit progressiven Kosten, worauf verlängerteLieferfristen, Ueberstunden, Facharbeitermangel und Kapazitätserweiterung schließenlassen.«Das Preisniveau wird also trotz allenbehördlichen Drucks um so stärker anziehen, als auch die andauernde Flucht in dieSachwerte in derselben Richtung wirktund damit wird auch dieLohnfrage immer erneutgestellt.Diese wird auch dadurch schwieriger, daßin gewissen Zweigen der Rüstungsindustrie und im Baugewerbe Facharbeitermangel herrscht und auch die Versklavung derLandarbeiter die Leutenot in der Landwirtschaft nicht behoben hat. Das muß ansich die Stellung der Arbeiter auf dem Arbeitsmarkt stärken. Daher die immer wiederkehrenden Pläne weiterer Beschränkungder Freizügigkeit, zwangsweise Zuweisungvon Arbeitsplätzen und Ausnutzung desArbeitsbuches zu einer immer vollständigeren Unterwerfung der Arbeiterschaft unterdie»vordringlichen« militärischen Bedürfnisse.Der Vierjahresplan erleichtert also keineinziges der akuten wirtschaftlichen Probleme, sondern steigert nur die schon vorhandenen Schwierigkeiten. Aber gerade dasbeweist— und das ist das Unheimliche—mit welch kurzen Zeitspannendie Diktatur rechnet, um den Ausweg ausden Schwierigkeiten, die sie mit den Mitteln der Wirtschaft immer weniger meistern kann, auf dem Wege der politischenErpressung und wenn nötig auf das Risikodes Krieges hin zu suchen.Dr. Richard Kern.Volk ohne WohnrauiEs ist eine Tatsache, daß in den demokratischen Ländern mehr für des Volkes Behausung, in den Diktaturländem mehr fürseine Bewaffnung gesorgt wird. Das Wei-' marer System hat in der Wohnungsfürsorgezweifellos Außerordentliches geleistet. Der Konjunkturaufstieg, der derNachinflationskrise folgte und 1926 einsetzte,war ohne Zweifel vorwiegend dem öffentlichenWohnungsbau zu danken.Der Beinzugang(Neu- und Umbauten)von Wohnungen betrug in den letztenJahren vor dem Kriege jährlich etwa200.000, im Jahre 1930, das zur Hälfte einKrisenjahr war, mehr als 300.000.Im Kaiserreich war der Wohnungsbau vornehmlich ein Objekt der privaten Spekulation, in der Republik wurde er vom Privatkapital vernachlässigt und fast völlig mitöffentlichen Mitteln gespeist undauf öffentliche Initiative gefördert. Das Beispiel der deutschen Republikhat erfolgreiche Nachahmung gefunden.Allerdings nicht in Deutschland selbst, sondern in England, den VereinigtenStaaten, Schweden. Dort gibt eszwar keine so gigantische»Staatskonjunktur« wie im Dritten Reich, aber einen ansehnlichen echten, d. h. mit Verbesserung derallgemeinen Lebenshaltung vereinbaren Aufschwung. In England begann man mit demgroßzügigen Abbruch der Elendsquartiereund ihrem Ersatz durch menschenwürdigeBehausungen. In Schweden ist es untereiner»marxistischen« Regierung nach einerin der englischen Zeltschrift»FinancialNews« veröffentlichten Abhandlung desschwedischen Professors Ohlin vor allem dieBaukonjunktur gewesen,»die zu einer derwichtigsten Grundlagen des Aufschwungs geworden sei; der Baumarkt zeige eine Belebung über den schon besonders hohen Standvor der Krise hinaus«.In den Diktaturländern muß dBe Behausung hinter der Bewaffnung zurücktreten.In den drei ersten Jahren des Hitlerregimes wurde die Zahl der Wohnungen um703.000 vermehrt, in den drei Jahren 1920bis 1931 um 860.000. Das Jahr 1931 warbereits ein Krisenjahr. Schon in der Republik konnte der Wohnungsbau nicht ganzder Wohnungsnot Herr werden, im DrittenReich bleibt er noch weiter hinter demWohnungsbedarf zurück.Hitler hat vom»Liberalismus« ein Erbeübernommen, das in den vier Jahren seinesRegimes nicht aufgezehrt werden konnte.Mussolini hatte 14 Jahre Zeit zu zeigen, waser leisten kann, um seinem Volke menschenwürdige Heimstätten zu schaffen. Da erscheinen zur gleichen Zeit, da erseine großzügigen Aufbaupläne für AddisAbeba bekanntgabt, die Ergebnisse einerErhebung über die Wohnverhältnisse in Italien. Die Ermittlungen in 92 Provinzhauptstädten und Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern mit einer Bevölkerung von zusammen 13,850.000 Menschen zeigt folgendesBild: 4,780.000, also mehr als ein Vierteldieser Untertanen Mussolinis, leben in Wohnungen, in denen 2 bis 4 Personen auf einenRaum kommen. In den größten Städten Italiens machen Wohnungen von 1, 2 und3 Räumen mehr als die Hälfte des ganzenWohnumfanges aus, und zwar 52.1 Prozentder Wohnungen in Rom, 72.5 Prozent inNeapel, 76.4 Prozent in Mailand, 76.7 Prozent in Turin, 86 Prozent in Bari, 90.8 Prozent in Matera. In Alessandria sind 72.5 Prozent, in Livorno 78.4 Prozent, in Ravenna90 Prozent aller Wohnungen ohne Wasserklosett. Noch größer ist die Zahl der Wohnungen mit gar keinem Klosett.»Es herrschen also«, schreibt»Die deutsche Volkswirtschaft«,»in vielen Orten noch Zustände,wie sie Goethe 1786 in Torbole vorfand«.Geradezu grauenhaft sind die Wohnverhältnisse auf dem Lande. Von3,660.000 Landwohnungen wurden 161.000 fürabbruchreif, 523.000 für dringend reparaturbedürftig erklärt. Diese Wohnungen verdienen aber diese Bezeichnung nicht, denn siebestehen in der Mehrzahl aus einem einzigen kahlen Raum, der oft gleichzeitig alsStall und Scheune Verwendung findet.Ueber die Kolonisation in Afrikahat Mussolini die Kolonisationim eigenen Lande vergessen. DieWohnungsstatistik ist das einzige, was inden 14 Jahren seiner Herrschaft zur Verbesserung des Wohnungswesens getan worden ist. In den faschistischen Ländern wirdnach mehr Raum für das Volk gerufen, abersein Wohnraum vernachlässigt, weil dort Kanonen wichtiger sind als Butter und dasSchießen wichtiger als das Wohnen! G. A. F.Ein unheilvoller ZirkelEin TeU der Großindustrie hat sich Dr.Goerdelers als Sprachrohr bedient, um Hitlerfür die Abwertung der Mark zu gewinnen.In dem Werben um den Führer haben dieGegner der Abwertung den Sieg davongetragen. Die Voraussetzung für die Wirkungeiner Senkung des Goldwertes der Mark wärevor allem eine wirkliche Goldmarkparität. Sieist aber eine Fiktion, die Wirklichkeit sinddie 20 verschiedenen Marksorten, mit denendie deutsche Ausfuhr bezahlt wird und derenGoldwert weit unter dem fiktiven amtlichenMarkkurs Uegt. Es war den Freunden derAbwertung auch viel weniger um diese selbstzu tun als um ihre unvermeidliche Nebenwirkung, den Abbau der Devisenzwangswirtschaft. Nur unter dieser'»Schutzglocke einerAbschließung« vom Ausland ließ sich nachAuffassung von Josef Windschuh, dargelegt in der»Deutschen Allgemeinen Zeitung«(»Deutschlands Weg durch die Abwertungszone«).„unsere nationale Konjunkturpolitik... durchführen«. Was geschehenwürde, wenn man diese Schutzglocke zertrümmerte oder auch nur lüftete, schildertWindschuh wie folgt;»Eine Freiheit des Zahlungsverkehrswürde im Augenblick zu einer Währungsanarchie sondergleichen führen... Die ausländischen Finanzgläubiger, denen wir noch13 Milliarden schulden, würden die Transferfreiheit, die ja zum Wesen eines freienZahlungsverkehrs gehört, zu einem Ruinauf Ihre Guthaben und Zinsen ausnützen,soweit sie vertraglich ausgezahlt werdenmüßten. Deutsches Geldkapital würde inweitem Umfang in ausländische Devisenumsteigen. Eine aufgestaute Reiselustwürde ungehemmt deutsches Geld ins Ausland tragen. Angesichts der geräumtenRohstofflager und des vielfach bestehenden Substanzhunger wüide ohne Rücks chtdarauf, ob Importdevisen von der Reichsbank zugeteilt werden können, im Auslandgekauft werden, gegen Reichsmark oderauf Kredit. Das Ergebnis wäre— bisauf weiteres— ein ungeregeltes Abströmen deutscher Zahlungsmittel ins Ausland,ein starkes Angebot deutschen Geldes aufden Devisenmärkten, ein Druck auf denKurs der neuen Reichsmark, gegen den diedeutsche Regierung ohnmächtig wäre, dennsie könnten keinerlei Reserven, keinen Währungsausgleichsfonds zur Stützung desMarkkurses, zum Ausgleich einer losgelassenen Zahlungsbilanz einsetzen. DieRückwirkungen auf die Handelbilanz würden natürlich nicht ausbleiben. Die ausländischen Lieferanten, die auf unverkäuflichen Markbeträgen oder deutschen Importschulden sitzen blieben, würden nichtmehr liefern, sie würden sich vielmehr anihre Regierungen wenden., die sich ihrerseits an den Erträgen d&3 deutschen Warenabsatzes in ihren Ländern schadlos halten müßten, um ihre Fabrikanten zu befriedigen. Damit wären wir wieder beimunheilvollen Zirkel der Zahlungsbeschränkungen der Verrechnungen, des bürokratischen Wartens auf Anweisungen aus denVerrechnungskassen ange'angt. Also beidem gleichen Zustand wie heute, aber umden Preis welcher Erschütterung!«Ein verniebterendes Urteil über Schachts'Wirtschaftsführung als dieses ist in Deutschland noch nicht gedruckt worden. Denn e«besagt nichts anderes, als daß Schacht einenWeg, der zum Unhell geführt hat, weiter gehenmuß, um ein größeres Unheil zu verhüten.