Berichte aus Deutschland

Der gleichgeschaltete

Selbstmord

Man schreibt uns:

Unterm Gesetz der Propaganda steht das Leben der Untertanen des Führers

Einkreisung Frankreichs

Was das System dem Volke sagt

wo es heute noch stehe. Der Wille des Führers sei es,

Im

Strassburger Münster

Im Münchener Löwenbräukeller fand eine Versammlung statt, in der der bekannte

Aus Schlesien wird den Deutschland -| nötigen Anbauflächen zugesprochen be- klappt, werden wir in kurzer Zeit wie­Berichten der Sozialdemokratischen Par- kommt. Diese muss es unter allen Um- der da stehen, wo wir 1914 standen. von der Wiege bis zur Bahre. Kein Spatz tei Deutschlands mitgeteilt: ständen bekommen. Erhalten wir sie Auch Italien ist mit seinen Plänen noch fällt vom Dach, ohne dass die Goebbels­zensur ihre Erlaubnis erteilt hätte. Und Vor kurzem fand in X. eine öffentli- nicht im Guten, dann wird es andere lange nicht fertig. Es braucht eine Land­nicht einmal Selbstmord kann einer be- che Versammlung statt mit dem Thema: Mittel geben- und wenn es mit Gewalt verbindung zwischen Lybien und Abes­wäre. Ihr werdet verstehen, was wir un- sinien. Es Es ist für Italien untragbar, gehen, ohne das Motiv, das ihn aus der Wirtschaft und Aussenpolitik, Referent ter Anbauflächen meinen. Unsere Kolo- ständig den Suezkanal benutzen zu můs­Welt treibt, sorgsam den Wünschen und war ein Reichsredner der NSDAP . Der Bedürfnissen des Regimes anzupassen. Referent schilderte zuerst die Zeit, in nien, die müssen wir haben und die sen. Aus diesen Gründen wird Italien werden wir kriegen. Soweit man heute Deutschland zur Seite stehen, damit es Vor mir liegt ein ansehnlicher Stoss der das Reich noch im Besitz von Kolo­gleichgeschalteter Zeitungen. Ich habe nien war. Er versuchte dabei nachzuwei- urteilen kann, werden wir sie aber nicht wieder seine früheren Kolonien be­sie mir einmal auf jene kleinen todtrau- sen, welch grossen wirtschaftlichen Vor- freiwillig erhalten. Was wird getan, um kommt." die Voraussetzungen zu schaffen, dass teil Deutschland durch die Kolonien wir sie aber doch bekommen? Als erstes rigen Notizen hin angesehen, die in der Presse der ganzen Welt in ein paar dür- hatte und führte ganze Kolonnen von ist die Einkreisung Frankreichs notwen­ren Worten mitzuteilen pflegen, dass ir- Zahlen an, mit denen er seine Behaup- dig, sowie die Ausschaltung Russlands tungen belegen wollte. Deutschland habe gend ein Unbekannter, Unglücklicher, 1914 an zweiter Stelle im Welthandel aus der europäischen Politik. Ihr seht am Leben Verzweifelnder den Ausweg in heute schon, dass dies seiner Vollen­den Freitod gewählt, zum Strick gegrif- gestanden und sei drauf und dran gewe- dung entgegengeht. Im Osten von Frank- Neuheiden- Redner Holz sprach. fen oder den Gashahn geöffnet habe. So sen, England, das die erste Stelll inne reich steht das starke nationalsozialisti- Besonders interessant war es, als Holz etwas geschieht überall auf dieser besten hatte, zu überflügeln. England provo- sche Deutschland , im Süden steht das über die Zukunft, der Kirchen sprach. Eine Kirche stehe bereits den Deutschgläubigen aller Welten. Auch in Nazideutschland. zierte deshalb den Krieg. Nach dessen Während aber anderswo das Motiv zur unglückseligen Ausgang sei Deutschland faschistische Spanien und im Mittel- zur Verfügung, um den„ deutschen Gott? in meer das faschistische Italien . England würdiger Weise zu verehren, nämlich die Tat laut Zeitungsbericht oft in ,, mate- an die 26. Stelle im Welthandel zurück- hat und wird noch genügend Beschäfti- Alltagskirche in Torgau . Die nächste Kir­Weiter che werde aber der Dom zu Braunschweig riellen Schwierigkeiten", in Not, Hunger, gedrängt worden, gung in Palästina bekommen. werden Russland und England durch sein. Und das Ziel sei erst dann erreicht, Ländern mit relativ hohem Wohlstand Deutschland wieder dorthin zu bringen, den Konflikt China - Japan so in An- wenn der Führer im Dom zu Köln , in der spruch genommen, dass sie sich im übri- Marienkirche zu Lübeck , im Ulmer Münster , gibt es ja immer noch Hunger und wo es 1914 gestanden habe. kümmern in der Frauenkirche zu München , Elend genug, kommt es in Nazideutsch-, Wie kann das Deutsche Reich in der gen Europa nicht allzuviel land oder vielmehr: in der Nazipresse Zukunft wieder zu Wohlstand gelangen? können. im Strassburger Münster zu den Deutschen absolut niemals vor, dass materielle Das hängt davon ab, ob Deutschland die sprechen wird. Not als Anlass zum Freitod erscheint. Goebbels und die Seinen wünschen das nicht. Der Mythus vom braunen Schla­raffenland könnte Einbusse erleiden. standssummen zahlten, desto mehr floss in Industrie- und Handelskammer gehen die die eigenen Taschen. Jene Geschäftsleute Meinungen über die Zahl der Millionen, die Die Deutschlandberichte der Sozialdemo­Darum: wer in Deutschland Selbstmord dieser Häuser, die zu solchen Geschäfter in die Taschen der ehrenwerten Pg's ge- kratischen Partei Deutschlands melden aus begeht, hat das im allgemeinen entweder keine rechte Lust zeigten oder nur zu klei flossen sind, auseinander, aber mit 5 bis Bayern : aus ,, Liebeskummer" oder ,, wegen un- nen Beträgen von einigen lumpigen 1 000 6 Millionen rechnen sogar die Pessimisten. In der Augsburger Kammgarnspinnerei heilbarer Krankheit" zu tun. Sehr viel Reichsmark bereit waren, wurden durch Den Behörden und Parteistellen sind die kam es vor einiger Zeit bei der Lohnaus­grösser ist die Auswahl nicht. Unglück- allerlei Kunstgriffe genötigt, doch noch Einzelheiten dieser ungeheuerlichen Kor­zahlung zu grossen Tumulten. Die Ursache liche Liebe und unheilbares Leiden recht tief in den Säckel zu greifen, um die ruption genau bekannt, wer aber glaubt, der Aufregung waren die durch Kurzarbeit das sind die stereotyp wiederkehrenden Habgier der Nazis zu befriedigen, denn dass gegen die Schuldigen vorgegangen verringerten Löhne. Viele Familienväter ka Auskünfte, die die braunen Blätter in Mein Nutz geht vor dein Nutz" heisst das wird, hat sich bisher getäuscht. Das ener- men kaum auf 18 Mark in der Woche. Am solchen Fällen erteilen. Man überzeuge Nazi- Sprichwort privat. Anders ging man gische Bestreben der Behörden ist mit al- Zahltag fingen gleich die ersten an, über solchen Fällen erteilen. Man überzeuge selbstverständlich mit den jüdischen Haus- len Mitteln darauf gerichtet, das weitere die lausigen Verhältnisse zu schimpfen. Der sich selbst. besitzern und Mietern um, diese Untermen- Bekanntwerden dieses zum Himmel stin- Kassierer holte den Vertrauensrat herbei, Das Getriebe der Welt, das sich nach schen mussten ihre volle Pflicht und kenden Skandals zu verhindern, denn die der auf die Leute begütigend einwirken Schiller vorerst immer noch ,, um Hun- Schuldigkeit" tun. Korruptionäre sind zu hoch gestellt in der wollte. Die Arbeiter aber gaben ihm aller Wie hoch die Summen sind, welche die Nazi- Hierarchie und die Summen sind gar hand schmeichelhafte Schimpfnamen, wie ger und um Liebe" dreht, ist von Goeb­Banditen geräubert haben, ist noch nicht zu gross; denn dagegen verblasst sogar der Unternehmerknecht, Betrugsrat usw. Dar

bitterer Armut zu suchen ist auch in

bels siegreich vereinfacht worden. Der Hunger ist dem Rotstift der Zensur zum Opfer gefallen und was nicht in der Zei­tung steht, das existiert nicht.

Gewiss, es gibt immer wieder Leute, die behaupten, dass es dennoch existiere. Sogennante Staatsfeinde. Aber ein Wörtchen wider den Goebbels zu wagen, das heisst ja beinahe schon: Selbstmord begehen. Aus ,, unheilbarer Liebe" zur Wahrheit.

skandal

Sechs Millionen

in Nazitaschen

Man schreibt uns aus Berlin :

und

Die Büros der Berliner Industrie­Handelskammer befinden sich in einer An­Stadtteilen. Um diesen unerfreulichen Zu­

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So sieht es heute aus und wenn alles

bekannt, unter den Wissenden der Berliner Esch- Skandal in Düsseldorf .

Ein Justizverbrechen

Verurteilt ohne Beweise auf« Zutrauen» hin

zeigt.

Am 20. Januar 1937 wurden in Berlin et­wa 14 Perosnen verhaftet, unter ihnen der

Ehrverlust.

-

15 Mark in der Woche

auf holte der Vertrauensrat den Direktor des Betriebes, dem die Arbeiter die Lohn zettel vor die Füsse warfen. Sie beschwer ten sich im erregten Ton über dieses Hunde­leben. Ein Arbeiter richteté an den Direk tor die Frage, ob er sich vorstellen könne, wie man mit 15 Mark in der Woche leben kann bei diesen Preisen. Der Direktor ent schuldigte sich, dass er von sich aus auch

In der Nr. 241 des ,, N- V" brachten wir seiner Vergangenheit zuzutrauen, wessen nichts ändern könne. Die Kurzarbeit in der die Mitteilung von der Verurteilung deut- er von der Gestapo beschuldigt werde. Das Textilbranche habe ganz andere Ursachen. scher Gewerkschafter in Berlin . Wir sind genügte zur Verurteilung. Gegen Scharf- die allein mit dem guten Willen der Be heute in der Lage, einen genaueren Bericht schwerdt und Hahn wurden verhängt je triebsleitung nicht behoben werden könn zu bringen, der die deutsche Justiz und 7 Jahre Zuchthaus und 7 Jahre Ehrverlust, ten. Er vertröstete sie auf die hoffentlich Ein neuer Korruptions- ihre verbrecherische Gesinnung deutlich gegen Schlimme 3 Jahre Zuchthaus baldige Belebung der Textilindustrie. Die 5 Jahre waren beantragt und 5 Jahre Arbeiter lachten über diesen billigen Trost. Nach wiederholten Ermahnungen durch Am 20. Januar 1938 wurde gegen den den Direktor konnte die Auszahlung Vorsitzende des früheren Lokomotivführer- Genossen Thierfelder verhandelt, ebenso schliesslich weitergeführt werden. Die Ar­verbandes Scharfschwerdt, das Vorstands- geheim, wie gegen die vorigen. Auch ihm beiter gingen schimpfend nachhause. In diesem Betrieb getraut sich keiner Was geht in der Berliner Industrie- und mitglied des Allgemeinen Deutschen Ge- wurde zur Last gelegt, mit den alten Ge­werkschaftsfreunden im In- und Ausland von den wenigen Nazis, das Maul aufzuma Hermann Schlimme, Handelskammer vor, was soll dort mit aller werkschafts- Bundes Gewalt vertuscht werden? Es ist bereits zu der Redakteur Bekleidungsarbeiter in Verbindung gestanden zu haben. Thier- chen. Die Stimmung der Arbeiterschaft ist ein Konfektions- und wie geladen. Der Vertrauensrat liess einen spät, denn die Spatzen pfeifen es von den Verbandes Cäsar Thierfelder, der Buchdruk- felder hatte sich Dächern. Wir wollen einen kleinen Zipfel ker Hahn u. a. Gegen Scharfschwerdt, Massgeschäft aufgebaut, in dem häufig Ge- Anschlag machen, worin er den Arbeitern wurden. mitteilte, dass ihnen durch das Winterhilfs lüften, denn es handelt sich um einen Kor- Schlimme und Hahn wurde anfangs Dezem- werkschaftskollegen angetroffen ber vor dem 5. Senat des Kammergerichtes Er konnte mit Recht darauf hinweisen, dass werk geholfen werden solle. Die Arbeiter ruptionsfall von ungeheuren Ausmassen. verhandelt. Die Anklage lautete auf Hoch- er sich bei der Errichtung einer neuen Exi- sagten unter sich:„ Wir brauchen keine Al verrat, begangen durch Herstellung und stenz zuerst auf seine alten Freunde und mosen, sie sollen uns mehr Arbeit und ei Verbreitung von Flugblättern, durch den Bekannten stützen musste. Trotz Zeugen- nen anständigen Lohn bezahlen, dann kön zahl von Gebäuden in den verschiedensten Versuch der Wiedererrichtung von Gewerk- aufgebot musste das Gericht erklären, dass nen sie uns mit ihrer NSV gestohlen wer stand zu beseitigen, wurde bald nach dem schaften und durch Verbindung mit emi- dem Genossen Thierfelder zwar keine hoch- den." Umsturz im Jahre 1933 von der Leitung der grierten Gewerkschaftern. Die Verhandlung verräterische Handlungen bewiesen seien. war geheim, unter Ausschluss jeder Oeffent- aber bei seiner Vergangenheit als Gewerk­I und H der Plan entworfen, im Börsen- lichkeit, auch der Presse. Berichte durften schaftsführer und bei seiner Intelligenz sei viertel ein grosses Verwaltungsgebäude zu nicht veröffentlicht werden, ebenso werden mit Recht anzunehmen, dass er die Bezie­errichten. Einige leitende Beamte, die hungen zu den Gewerkschaftern die Namen der ,, Richter" geheim gehalten. Aus Mitteldeutschland wird berichtet: selbstverständlich Mitglieder der Nazi- Par­habe, um die Gewerkschaften wieder zu er­tei waren und sind, wurden mit dem An- Die Flugblätter stammen aus den Jahren richten, ebenso sei anzunehmen, dass er zu ruhiger Betrieb geworden. Die Eigenart der Die Zeisswerke in Jena sind ein sehr un kauf ganzer Häuserreihen beauftragt, an de- 1933-34 und befassen sich mit dem Raub emigrierten Gewerkschaftern in Beziehung Spezialerzeugnisse der Zeisswerke lässt es ren Stelle das Repräsentationsgebäude der der Gewerkschaften und der Verschwen- gestanden habe. Eine Verurteilung sei da- an sich begreiflich erscheinen, dass die ge Berliner Industrie- und Handelskammer er- dung der Gewerkschaftsgelder durch den mit gegeben und es wurden ausgesprochen samte Belegschaft einer strengen Kontrolle richtet werden sollte. Da im Nazireich das Ley, der 1934 in Berlin - W die Villa des 3 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust. unterworfen wird. Von der Wahrung ihrer Geld für solche Zwecke keine, oder doch rheinischen Industriellen Otto Wolf für In allen Fällen wurde die Untersuchungs- Betriebsgeheimnisse hängt für die nur eine untergeordnete Rolle spielt, wur- 1 500 000 Reichsmark mit den Mitteln der haft angerechnet. den den Eigentümern und Mietern der Häu- Gewerkschaften bezw. der Arbeitsfront er- Feile und feige Richter haben einige Ge- res Exports ab. Aus diesem Anlass wird zum grossen Teil die Aufrechterhaltung ser hohe Preise und ausserdem immense worben hatte. Weiter wurde Schlimme als nossen unter der unbewiesenen Beschludi- auch im allgemeinen der Belegschaft nicht Abfindungssummen bezahlt, um sie zur bal. Verbrechen zur Last gelegt, dass er mit gung von Handlungen, die in allen zivili- erlaubt, Auslandsreisen digen Räumung zu veranlassen. Viele Häu- früheren Gewerkschaftsfreunden Verbin- sierten Staaten der Welt zum unveräusserli- Zeiss- Arbeiter durften auch keine KdF­ser stehen nun schon seit Jahren leer. lungen aufrecht erhalten habe, ebenso mit chen Recht jedes Menschen gehören, für Fahrten nach Madeira usw. mitmachen. Wenn die Eigentümer und Mieter dieser emigrierten Gewerkschaftern, er sollte so- viele Jahre ins Zuchthaus geschickt, aber August 1937 wurden in den Zeisswerken Häuser viele Millionen verdienten, so konn- gar die Ausreise eines von der Gestapo ver- unsere Liebe und unsere Achtung begleitet 39, im September sogar 86 Verhaftung ten der I und H nicht leer ausgehen und so Nachweis dafür konnte nicht erbracht wer- werkschaftsgedanke ist durch das Verbre- liegt, dass es sich in diesen Fällen um Ver Genossen begünstigt haben. Der sie. Die Gewerkschaftsarbeit und der Ge- vorgenommen. Obwohl der Schluss nahe machten sie mit den Eigentümern und Mie- den, aber das Gericht erklärte, dem Genos- chen ihrer Verurteilung nicht getroffen letzungen der Betriebsgeheimnisse handeln tern Halbpart. Je mehr sie an Kauf- und Ab- sen Schlimme sei bei seiner Intelligenz und worden, das hat das Regime längst erfahren. könnte, steht dies noch keineswegs fest.

ten doch die sonst gut bezahlten Pg.- Beam folgten

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