tteulschlandfahrt zum Zwecke des Besuches der„grossen Erziehungsstätten"der Westmark veranstalteten. Da kenntdann die Begeisterung, die man sichgegenseitig schuldig ist, keine Grenzen.Und da alles immer so schön verläuft,so kann der Herr Stabsleiter des Gebietes Mittelrhein der HJ, Herr Karl Müllerdarauf hinweisen, dass das alles erst derAnfang sei und dass zukünftig die Sache ganz planmässig gemacht werdensolle, nämlich: rege Fahrtentätigkeit dermitteirheinischen Iii-Führerschaft jenseits der Westgrenze. Wozu wohl plan-mässige Fahrtentätigkeit jenseits derWestgrenze? Weil man bei solchen Gelegenheiten nicht nur fremde Sitten undGebräuche, sondern gleichzeitig auchdas Gelände kennen lernen kann.Holläudiscli-Linibiirg:Dieses Gebiet schliesst an das belgischeLimburg an und es reicht ebenso dichtwieder an das Gebiet Eupen-Malmedy undan Aachen heran. Wirtschaftlich ist dasLand nach dem Kriege Industriegebiet geworden. Hier gibt es heule viele lausendeKohlenarbeiter. Die Leitung der DAF indiesem Gebiete liegt im Zentrum der Kohlenförderung, in Heerlen.Auch in diesem Gebiet werden dieselbenMethoden angewendet. Eis gibt Ortsgruppenund Stützpunkte in Maastricht, Heerlen,Vaals, Brunsum, Tillenburg, und weiterhinauf bis nach Lullerade und Venloo.Ueberall herrscht reges Leben der DAFund anderer NSDAP-Auslandsorganisalio-nen. So wird dafür gesorgt, dass die Unzufriedenheit mit den Einrichtungen des eigenen Landes ja nicht abebbt, dass immer aufden„grossen" Hitler hingewiesen werdenkann. Deutsche und Einheimische lässt mannicht zur Ruhe kommen, man hämmert aufihnen genau so herum, wie man vor 1933Im Reiche auf den Menschen herumgehäm-merl hat.Auch von Holland aus werden selbstverständlich Fahrten ins Reich organisiert.Heiligtumsfahrten aus dem Reiche nachHolland jedoch verbietet man zum Beispiel mit der Begründung, dass keineDevisen zur Verfügung stünden. InWirklichkeit, weil man nicht will,dass die Deutschen draussen etwas erfahren, was sie in Deutschland eben nichterfahren können. Holländische Mardchaus-s6e, holländische Gendarmerie, wird nachDeutschland eingeladen und feiert dort mitdeutscher Polizei zum Vorteil des WHWFeste. Sie kommt sogar— wenn man dendeutschen Zeitungen glauben soll— begeistert zurück. Bei der Feier müssen sich dieholländischen Gendarmen vom Nazi-Landrat Bonner sagen lassen, dass die Polizeivor 1933 in Deutschland nur gefürchtet gewesen sei, weil sie einen Staat zu schützengezwungen gewesen sei, den weder sieselbst noch das Volk geliebt habe. Heute seidas ganz anders, heute würde die Polizei inDeutschland vom Volke nur geliebt, weilheute das Volk auch den Staat liebe, dendie Polizei repräsentiere.So bekommt der Uneingeweihte den Eindruck, als ob nur im Driften Reich alles inbester Ordnung sei. Der Boden wird planmässig vorbereitet für den Tag, da es Ernstwird.Es gibt eine Buchserie„Der Deutsche imGrenzlande". Wer sich unterrichten willüber die Ziele deutscher Anslandspropa-ganda, der mag sich für den Westen kaufen:„Eupen, Malmedy, St.-Vith". Man sprichthier nicht nur von den drei genanntengrösseren Orten des Gebietes, das 1918 anBelgien abgetreten werden musste.. Hierspricht man von dem altbelgischcn Gebiet„Deutschliraburg", von den preussischenWallonen, mpn spricht von Stavelot in denArdenaen und von anderen Sachen undnum verweist auf die Grenzziehung von1839.Niemals darf der Politiker ausserachtlassen, dass das Dritte Reich auf seine Fahne geschrieben hat, alle Deutschen in Europa müssten in einem Reich zusamraenge-fasst werden. Manchmal spricht man von90 Millionen, manchmal 100 Millionen,manchmal auch nur, wie Hitler in seinerdreistündigen Reichstagsrede am 20. Februar 1938, von 10 Millionen, die sich nochausserhalb der Reichsgrenzen befänden,also von insgesamt(damals!) 77 Millionen.Mal so, mal so; das wird bewusst unklarund variabel gehalten. Tausende von Agenten sind aber in ganz Europa unterwegs,um das Gelände abzutasten, zu unterminieren, zu agitieren, zu korrumpieren und zuspionieren. Bis dann die Stunde da ist, woirgendeine Volksgruppe Hitler„um Hilfeersucht" und er dann seine Truppen schik-ken und die„unterdrückten Brüder befreien" kann. Möge die Welt und mögen dieRegierungen der Randvölker beizeiten einsehen, dass Hitler sich niemals um Verträgeküinmern, sondern immer die Macht entscheiden lassen wird.Der AufbruchIm eroberten Wien haben Postenjägerei und Denunziantentum derart überhand genommen, dassder„Beauftragte des Führers" die Weisung gab,Angeber bei Neubesetzung von Stellen nicht mehrzu berücksichtigen und besonders geraeine Denunzianten in Haft zu nehmen.Die Blüte der Nation brach auf,brach auf wie eine Beule.Das spritzte and stank bis zum Himmel hinaufund gärte in eitriger Fäule.Sie drängten wie das liebe Viehzum Stalle, zur Krippe, zum Fressen.Wie dabei der eine den andern bespie,wird keiner dem andern vergessen.Weh jedem Opfer, das den Pfadder Postenjäger kreuzte.Was so einer tat, galt als Landesverrat,ganz gleich, ob er spie oder schneuzte.Der Leichen gabs am Weg genug.Die Luft war ganz verdorben.Gar mancher ist, weil man sein Leben zerschlug,gar mancher aus Ekel gestorben.Doch ach, als Wiens Jeunesse dordesich endlich durchgeschlagen,da sassen die Preussen schon lange im Kleeand füllten sich wacker den Magen.So sind die Besten der Nationim Bruderkampf vereinigt.Ein Lump stürzt den anderen Lumpen vom Thron,ein Schuft wird vom andern gesteinigt.Wir bringen Frucht um Frucht.Das Leben soll Dich loben.Ueber die Furcht vorm Standesamt istoft gescherzt worden, sie wird jetzt drübensprichwörtlich werden. Denn welcherMensch mit unverdorbenem Geschmack,mit Sinn für Natürlichkeit und Einfachheitkann bei dieser schwulstigen Sprechchor-Orgie ernst bleiben? An Mutzschmanns Dialekt darf man dabei nicht einmal denken...„Notwendig ist der Einsatz eines kleinen Orchesters, da auch ein paar Musikstücke möglichst dazwiscehngefügt werden sollten. Gerhard Schumann hat mitdiesem Werke ein Gebiet des deutschenTages als Dichter wegweisend betreten!Sie können nichts einfach sagen, sie können Nichtalltägliches weder gerad auffassen, noch gerad und deutsch ausdrücken.Wie Selbstironie klingt es, wenn die„W. L."in derselben Nummer gegen einen Berliner Theaterprospekt in Sperrdruck ausruft:„Wie rücksichtslos doch die Menschen mitder Sprache umgehen!" Allerdings. Nichtnur in Führerreden und in der Hitlerpresse,sondern künftig auch im Standesamt.Das spritzt und das stinktund gäret in eitriger Fäule.Die Blüte der Nation brach auf.Brach auf wie eine Beule.bis zum Himmel hinaufH.Krzioliungü-sclilachtDie deutsche Erzichungsschlacht gehtweiter. Neuerdings haben der Reichserziehungsminister und der Reichsjugendführersich darüber geeinigt, dass keine Schule imReich mehr ohne einen Vertrauenslehrerder Hitlerjugend auskommen könne. DieseVertrauenslehrer sollen die Schulleiter„entlasten", indem sie den hoffnungsvollsten Parfeipflänzchen— wie wenig sieimmer in der Schule leisten mögen— zuihrem Vorrecht verhelfen. Zwar„bestellt"der Schulleiter seine Vertrauenspersonselbst, aber in Wirklichkeit hat er garnichlszu bestellen, sondern ist den„Vorschlägen"des zustündigen Bannführers unterworfen.Ueber die Aufgaben des HJ-Gesandten inder Schule wird in dem Uebercinkomraenwörtlich gesagt;„Der Verfrauenslehrer hat bei denPrüfungen und den Beratungen über dieVersetzung auf Grund der ihm von demzuständigen HJ-Führer gegebenen Unterlagen das Verhalten der Schüler in derHJ(Verdienste und Vergehen) zur Sprache zu bringen. Er ist auch bei der Entscheidung über Strafen und Vergünstigungen, z. B. Freistellen und Erziehungs.beihilfen, zu beteiligen."Um die Bedeutung der Massnahme ganzzu begreifen, muss man sie zu dem sogenannten Ausleseerlass in Beziehung setzen,der Ostern in Kraft treten soll. Von dercharakterlichen Beurteilung soll es künftigabhängen, ob ein Schüler zur akademischenLaufbahn zugelassen wird oder nicht.„Die Höhere Schule hat die Pflicht,unter den zu ihr kommenden Jugendlichen eine Auslese zu treffen, welche dieUngeeigneten und Unwürdigen ausscheide/, um die Geeignelen und Würdigen umso mehr fördern zu können. Die ständigePrüfung muss sich auf die körperliche,chnraJderliche, geistige und völkische Gesamteignung erstrecken."So der„Ausleseerlass". Und in einemKommentar des Erziehungsminisleriumswird hinzugefügt:„Wo Charakter fehlt, nützen alleKräfte des Körpers und des Geistesnichts. Schwere Charaktermängel sollendaher niemals durch gute rein verstan-desmässige Leistungen ausgeglichenwerden können. Denn kann schon derCharakterlose ohne Begabung und Kraftmanchen Schaden anrichten, so bedeutet der geistig befähigte Mensch ohneCharakter und Gemeinschaftssinn eineschwere Gefahr für Volk und Staat, zumal wenn er— wie früher oft— in führenden Stellungen sitzt."Und welcher von den Schülern„Charakter und Gemeinschaftssinn" besitzt, dasentscheidet in erster Linie der Vertranens-lehrer der HJ. Ob dieser Vertrauenslehrerselbst„Charakter" hat, darüber befindetirgendein Bannführer, der auf diesem Umweg die Versetzung der Schüler in dienächsthöheren Klassen regelt, obgleich ervom Schulwesen keine Ahnung hat, unddas Schulgebäude nur von aussen kennt.So greift die Partei vermittels Fernsteuerung in die Erziehungsschlacht ein.Die Schulmänner stehen vor den Bannführern stramm. Nur in ihren Fachzeitschriften klagen sie bisweilen darüber, dassdie wissenschaftlichen Leistungen immermehr zu wünschen übrig lassen und dass esbereits heute in erschreckendem Masse angeistigem Nachwuchs fehlt. Aber sie mögensich trösten. Die verantwortlichen Leutesind bereits ernsthaft bemüht, dem Nachwuchsmangel abzuhelfen. Damit auch diedümmsten Vorzugsschüler ohne Unfall bisin die Hörsäle der Universitäten gelangen,soll künftig die Abiturientenprüfung wegfallen, die bisher noch von halbwegs objektiven Examinatoren vorgenommen wurde.So wird der Zugang zu den Universitätennoch mehr erleichtert, der Nachwuchsmangel eingedämmt. Wie dieser Nachwuchsfreilich aussehen wird, das wissen alleindie Bannführer.Da« enl fesselteStandesamtDer dichtende Standartenführer G. Schumann hat eine Standesamts-Kantale verbrochen; sie will„die dichterisch geseheneun-d weltanschaulich getragene Hilfe gebenfür jene Stunde junger Menschen deutschenBlutes, in der sie sich einander fürs Lebengeben..." In diesem kitschigen Stile wird„das Werklein" in der„Westfälischen Landeszeitung" empfohlen. Und so ist es auch;„Schumann gliedert seine Kantate indas Hochzeitlied, die Sprüche, das Liedder Treue(beim Ringwechsel), das Gebet, den Schlusschoral. Während daserste Lied chorisch gedacht ist, sind dieSprüche Einzelsprechern anvertraut(man denkt etwa an die besten Freundedes Paares), ebenso das Lied der Treueund das Gebet, während dann der Choral allen Anwesenden überlassen bleibt..."Dann steigt ein Choral sämtlicher Anwesenden, während welchem das malträ-trierte Paar ein wenig verschnaufen kannund folgendes überstanden hat:_„Die ersten Teile weisen auf den speziellen Sinn der Stunde hin, das Lied derTreue bindet die Zweiheil zur Einheitund verpflichtet die Beiden auf die Liebe, das Gebet ruft den Höchsten um Mithilfe und Segen, der Schlusschoral erinnert an das Gesetz, das vom Ehedem zumEinst das Band der Erkenntnis wachruft,an die Reinhaltung des Blutes als des heiligsten Gutes eines Volkes."Verstanden.? Nachdem man also„dasBand der Erkenntnis vom Ehedem zumEinst wachgerufen" hat(wirklich: wachgerufen, steht dort!), wird noch einmal die„Allmacht angerufen", und zwar so;Wir haben unsre Herzen reinin Dein Gesetz erhoben.Wie Blüte und Stern,so dienen wir gern,in Liebe und Zucht.Der soziale Vor wandDer Direktor der Hohenzollerngrube imoberschlcsischen.Gebiet berief für seineBeamten und Angestellten eine Vcrsaram-lung ein, in der er ihnen eröffnete, dass ihnen ab 1. April 1938 nur noch 20 Prozent.statt bisher 65 Prozent Tantieme zumGrundgehalt gezahlt werden. Er begründetediese rigorose Massnahme mit der höherenBelastung durch die Knappschaft. Wie inallen anderen Revieren wird auch hier die„soziale Grosstat", die Beitragssenkung fürdie Arbeiter als Mittel zu weiterem Gedinge-und Gehaltsabbau benutzt. Ein alter Oberhäuer meldete sich in der Versammlung zuWort und erklärte;„Wenn es schon nichtanders geht, müssen wir uns mit der Tantiemenkürzung abfinden, aber man solledoch mit der Kürzung oben anfangen."„Wo oben?", fragt der Direktor.„Na, ichwill ehrlich sein", war die Antwort,„obendas heisst bei den Direktoren, bei Ihnen."Adolf Hiller überall. In allen Städten undDörfern des eroberten Oesterreich bekommen die Schildermaler Arbeit. Auf einengrossen Teil der Strassenschilder müssensie den Namen ihres Braunauer Landsmannes malen.300 neue Krankenschwestern werden allein im Gau Kurmark neu ausgebildet.An die Bezieher desI\Teiien Vorwärts!Wir hltlen. Xahlnngren nachParit* zu leiten aufPostscheck-Kontoüleuer Verwärts Pari»*BezugspreiseDer«Neue Vorwaerts« kostet im Einzelverkauf innerhalb Frankreichs 1.50 Frs(fuerein Quartal bei freier Lieferung 18 Frs). Preisder Einzelnummer im Ausland(die Bezugspreise fuer das Quartal stehen inJKlammern)-Argentinien Pes. 0.30(3.60), Belgien:Belg. Frs. 2(24.—), Brasilien 1 Milreis(12.—),Bulgarien Lew 8.—(96.—), C. S. R. KC 1.40(18.—). Danzig Guld. 0.45(5.40), Deutschland Mk. 0.25(3.—), Estland E. Kr. 0.22(2.64). Finnland Fmk. 4.—(48.—), Frankreich Frs. 1.50(18.—). Grossbritanniend 4.—(Sh. 4.— ö. Holland Gld. 0.15(1.809-Italien Lir. 1.10(13.20). Jugoslawien Din.4.50(54.—), Lettland Lat. 0.30(3.60).Litauen Lit. 0.55(6.60). Luxemburg DFrs 2.45(29.50), Norwegen Kr. 0.35(4.20).Oesterreich Sch. 0.40(4.80), Palästina P-Pf 0.020(0.216), Polen Zloty 0.50(6.—);Portugal Esc. 2.—(24.—), Rumänien Lei10.—(120.—). Schweden Kr. 0.35(4.20),Schweiz Frs. 0.30(3.60), Spanien Pes. 0.70(8.40), Ungarn Pcngö 0.35(4.20), USA 0.08(1.-).Einzahlungen koennen erfolgen: ParisCredit Commercial de France, N0 529111Tschechoslowakei; Zeitschrift..«NeuerVorwärts» Karlsbad. Prag 46.149. Oesterreich:«Neuer Vorwärts» Karlsbad. Wie®B-198.304. Polen:«Neuer Vorwärts'Karlsbad. Warschau 194.797 Schweiz:«Neuer Vorwärts» Karlsbad. Zürich Nr Vlll14.697. Rumänien: Anglo-Cechoslova-kische und Prager Creditbank, Filiale Bukarest, Konto«Neuer Vorwärts», BukarestNr. 2088. Ungarn: Anglo-Cechoslova-kische und Prager Creditbank Filiale Karls'bad Konto«Neuer Vorwärts» BudapestNr. 2029. Jugoslawien: Anglo-Cecho'slovakische und Prager Creditbank. FilialeBelgrad. Konto«Neuer Vorwärts», Beogra�Nr. 51.005. Genaue Bezeichnung der Konten ist erforderlich.Imp. Union, 13, rue Mdchain, Paris.Le Garant: Maurice COQUET.