Nr 252 BEILAGE

NEUER VORWÄRTS T

17. April 1938

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2012

Unsterbliche Demokratie

Amsterdam erschien kürzlich ein

wertvolles Werk, das an dieser

Aus einem neuen Buche Arthur Besenbergs

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Im Verlag Allert de Lange in sich in der Neuzeit am besten bei klei- mals damit, einfach zu erklären, dass sein wird. Die werktätige Masse, d . h. neues Buch von Arthur Rosenberg : neren Völkern, wie in der Schweiz ein Staat eine Oligarchie oder Demo- die grosse Mehrheit der Menschheit, ,, Demokratie und Sozialismus. Zur und in Norwegen .' kratie, eine Monarchie oder Republik wird allmählich in allen Ländern er­politischen Geschichte der letzten ,, Die Verschiedenheit zwischen den wäre. Sondern er untersucht in jedem kennen müssen, dass ihre eigene 150 Jahre." Es ist ein bedeutendes einzelnen Typen der demokratischen einzelnen Fall aufs genaueste die rea- Selbstregierung die notwendige Vor­Stelle noch ausführlich gewürdigt Bewgung in der Neuzeit ist ausseror- len gesellschaftlichen Bedingungen aussetzung ist, um ein würdiges Ni­werden soll. Für heute sei sein dentlich gross. In die Geschichte der und prüft, wer wirklich die Macht veau der Existenz zu erringen. Man aufschlussreiches Schlusskapitel neueren Demokratie gehören ebenso- hat." abraucht heute nur die Lage der arbei­auszugsweise wiedergegeben. gut Lenins Bolschewisten, Th. Roose- Von einer Katastrophe der ,, Demo- tenden Massen in Stadt und Land, ,, Die Demokratie als ein Ding an velts fortschrittliche Republikaner kratie" an sich in unserer Zeit zu spre - z. B. in der Schweiz und in Australien, sich, als eine formale Abstraktion existiert im geschichtlichen Leben und Chamberlains Tarifreformer hin- chen, ist für den historischen Beobach - mit der Lage in Italien und Polen zu nicht. Sondern die Demokratie ist im- ein. Demokratische Bewegungen herr- ter unmöglich, schon darum, weil eine vergleichen, um den realen Wert der mer eine bestimmte politische Bewe- schen in der einen oder anderen Form ,, Demokratie an sich" gar nicht exi - Demokratie zu erkennen. in den Schweizer Gebirgskantonen, in stiert. Zusammengebrochen ist nur Endlich lehrt die geschichtliche Un­gung, getragen von bestimmten gesell­schaftlichen Kräften und Klassen, die den Fischerdörfern der norwegischen eine bestimmte, von Anfang an schwa- tersuchung, dass von den demokrati­Küste und in den Industriebezirken che Einzelform der Demokratie, die in schen Gemeinwesen, die schon vor

um bestimmte Ziele kämpfen. Ein de­mokratischer Staat ist demgemäss ein Staat, in dem die demokratische Be­wegung die Herrschaft hat. Die Demo­kratie als politische Bewegung zer­fällt zunächst in die sozialistische und in die bürgerliche Demo­kratie. Die sozialistische Demokratie erstrebt die Selbstregierung der Mas­sen, wobei die gesellschaftswichtigen Produktionsmittel in der Hand der Allgemeinheit sein sollen. Repräsen­tanten einer solchen Bewegung sind die sozialistischen Parteien des 19. und 20. Jahrhunderts. Die sozialistische Demokratie war jedoch bisher noch nicht imstande, in einem Staat die Herrschaft an sich zu reissen.

Die bürgerliche Demokratie er­strebt gleichfalls die Selbstregierung der Volksmassen, aber unter Auf­rechterhaltung des Prinzips des Pri­vateigentums. Die bürgerliche Demo­kratie hat im Gegensatz zur sozialisti­schen in der Neuzeit in einer Reihe von Staaten die Macht erobert. Die bürgerliche Demokratie ist in sich nicht einheitlich, sondern sie tritt ge­schichtlich in vier verschiedenen For­men auf. Auf der einen Seite steht die Soziale Demokratie. Diese Bewegung will zwar ebenfalls den Grundsatz des Privateigentums aufrechterhalten. Aber sie strebt die Herrschaft der werktätigen Massen im Staat, im Kampf gegen die feudale und kapita­listische Oberschicht, an. Staaten, in denen die soziale Demokratie herrschte, waren Frankreich in der Zeit Robespierres und die Vereinigten Staaten unter der Präsidentschaft von Jefferson."

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Ultimatum von morgen

Wir fordern, dass jedwedes andere Land seine Zeitungen kurzerhand alle verbietet, mit Ausnahme derer, die Goebbels gemietet und die uns aus diesem Grund seelisch verwandt.

Wir brachten noch kaum einer Fliege den Tod. Wir erschlugen nur Menschen, die wider uns muckten, Doch wenn das die Hetzblätter draussen nicht druckten, dann wär unser Ruf dadurch nirgends bedroht.

Dass Deutschland den spanischen Bürgerkrieg führt, dass wir ringsum ein Heer von Agenten ernähren, wer wüsste davon, wenn die Hetzer nicht wären, die Falschmelder, denen der Galgen gebührt!

Wir rüsteten zu einer Ueberfallsschlacht,

so schreiben sie, mögen wir gleich dementieren. Solang es erlaubt ist, die Wahrheit zu schmieren, wird jedes Dementi zur Strecke gebracht.

Kurzum ohne Scherzen: wir haben genug

von den Blättern wie ,, Times" und ,, Matin" undsoweiter. Ab morgen ist Goebbels der einzige Leiter der Weltpresse. Schluss mit dem ganzen Betrug!

Ab morgen entscheidet kein anderer als er, was gedruckt werden muss, was entstellt, was ver­[ schwiegen.

Und wenn sich die Breiten- und Längsgrade biegen, er eint euch vom Bering- zum Indischen Meer.

Doch freilich-wenn jemand sich dem widersetzt, steht's uns frei, euch in Krieg und Vernichtung zu stürzen.. Wir lassen uns keins unsrer Recht verkürzen. Die Weltpresse hat unsre Ehre verletzt.

Wir geben euch grossmütig drei Tage Frist, die Befreiung der Presse zu ratifizieren.

Sonst knallt's. Und wir müssen schon heut konstatieren, dass Deutschland der frech Ueberfallene ist.

H.

das Recht des Einzelmenschen auf

1914 existierten, in der gegenwärtigen Krise kein einziges untergegangen ist. Wo die demokratische Selbstverwal­ tung nicht mechanisch durch Prokla­mation der Republik oder des allge­meinen Stimmrechts dekretiert, son­dern historisch aus dem Leben des werktätigen Volkes herausgewachsen ist, da zeigt sie eine grossartige Wi­derstandskraft. In der Neuzeit ist eine Demokratie, die wirklich eine ist, bis­her noch nicht zu Grunde gegangen. "

Fehlanzeige vom Ewigen

Seit der Eroberung Oesterreichs ist im Dritten Reich das ,, Ewige" oder der ,, Ewige" wieder in grosser Mode. Keiner versteht sich auf dergleichen besser als Gö­ring, der einen Privatvertrag mit dem lie­ ben Gott abgeschlossen hat. In seiner Wie­ner Rede rief er ihn unter heftigem Waf­rafengeklirr zum Zeugen an: , , Wenn der Na­tionalsozialismus nicht von Gott gesegnet worden wäre, so könnten solche Werke für die Ewigkeit wie die Einverleibung Oester­reichs ins Dritte Reich nicht gelingen."

Apostrophierung

Aber da kommt nun ein approbierter na­ tionalsozialistischer Dichter und Kulturhü­ter wie Heinz Steguweit und macht sich in überaus dreister Weise über die dauernde des Ewigen heimtücki­sche Gedanken. Er schreibt in der braunen Presse, dass es sich bei dem Anspruch auf die Ewigkeit nicht nur um einen ,, dummen Selbstbetrug" handele. Die Sache läge viel schlimmer:

,, Die Ewigkeit als Phrase, als Redens­art, als Floskel, greifbar wie eine Krä­merschublade im Regal? Das erinnert an das Plakat einer Gummireifenfabrik, die ihre Kunden zu überreden sucht, das ihre Marke ,, Spezial" etwas für die Ewig­keit sei. Das Ewige, zu oft auf die Gabel rhetorischer Bemühung gespiesst, ist ein Happen, der uns im Halse stecken blei­ben sollte. Die Gedankenlosen schlucken ihn hinunter wie süffigen Wachholder und bilden sich noch ein, mit solch sa­lopper Handhabung des Monumentalen etwas für die Ewigkeit zu tun. Irrtum! Fehlanzeige! Selbstbetrug! Wir sind da­gegen!"

, , Im Gegensatz zur sozialen und von Lancashire. Schon daraus sieht diesem Buch als die liberale Demokra­begreiflicherweise auch zur sozialisti- man, wie wenig die Formulierung der tie bezeichnet wird. Um jedes Miss­schen Demokratie lehnen die drei Demokratie als einer gleichmässigen verständnis zu vermeiden, sei noch­Steguweit wird aber noch viel persön­anderen Formen der bürgerlichen De- Allgemeinheit etwas nützt, und wie mals betont, dass damit nicht der li­licher. Er wendet sich unmittelbar an die mokratie den Klassenkampf ab, und nur die genaue Einzeluntersuchung berale Gedanke in seiner allgemeinen ihm liebsten Peges, mit solchen Prädikaten sie erstreben einen Ausgleich zwi- des besonderen Typus der Demokratie Wertung gemeint ist. Soweit er- los- etwas vorsichtiger zu sein, denn keiner von schen der besitzenden Oberschicht das geschichtliche und politische Ver- gelöst von spezieller Parteipolitik den Lebenden habe ein Recht, bei sich selbst etwas Ewiges zu ahnen. und den werktätigen Massen. Dieses ständnis fördern kann. Ist das nicht geradezu ein Herzstoss ge­Kompromiss wird entweder in der Ein demokratischer Staat in der seine freie Entwicklung ausdrückt, ge- gen seinen Führer? Und was bleibt noch imperialistischen oder in der liberalen Neuzeit ist folgerichtig ein Gemeinwe- hört er zu den wertvollsten Besitz- vom Tausendjährigen Dritten Reich, wenn Form gesucht. Die imperialistische sen, in dem eine der angegebenen For- tümern der menschlichen Kultur. Son- sich einer seiner treuesten Zeitgenossen be­Son- reits im Verlauf der ersten zehn Jahre nach Demokratie will mit Hilfe einer men der modernen bürgerlichen De- dern es handelt sich um eine ganz denklich fragt, was man auf den Anruf des Grossmachts- und Reichspolitik die mokratie die Herrschaft hat. Wenn bestimmt umgrenzte Form der bür- Ewigen wohl nach tausend Jahren für eine Mittel schaffen, um den Ausgleich man den gesellschaftlichen Gehalt ei- gerlichen Demokratie, die mit Frie­zwischen Unternehmern und Arbei- nes Staates richtig beurteilen will, ist den, freier Konkurrenz, Freihandel denken, dass ein Jahr Konzentrationslager fern zu ermöglichen. Das massgebende es nicht genug, die geltende geschrie- und parlamentarischer Legalität alle von dem, den es trifft, bereits als eine Land der imperialistischen Demokra- bene oder traditionelle Verfassung zu Konflikte der Zeit zu lösen hoffte. Ewigkeit empfunden wird . tie war Gross- Britannien seit Disraeli. beachten. Sondern es kommt darauf Diese spezielle Form der Demokratie Die liberale Demokratie dagegen will an, wie die Einrichtungen des Staates ist endgültig zusammengebrochen. Ihr Geschichtsunterricht. Eine Anweisung gerade durch Abbau der Macht- und auch wirklich funktionieren, wie sich Wie jedoch die Geschichte der letzten für den Geschichtsunterricht in den Unter­Gewaltpolitik, durch Frieden und freie die einzelnen Klassen zueinander ver- 150 Jahre zeigt, ist auf den Nieder- klassen in den deutschen Schulen schreibt Konkurrenz, den wirtschaftlichen halten, und wer in jedem gegebenen gang einer demokratischen Tendenz die Darstellung folgender Persönlichkeiten vor: Adolf Hitler, Hindenburg, Helden der kulturellen Fortschritt der Moment im Staate wirklich die Macht stets das Aufleben anderer Formen in NSDAP und des Weltkrieges, Bismarck, Kö­Menschheit sichern und hier die Mit- hat. Die klassische Form für eine sol- der Selbstregierung der Massen ge- nigin Luise, Friedrich der Grosse, Maria tel für das Klassenkompromiss finden. che Untersuchung des Staates hat Ari- folgt. Es besteht kein Grund zu der Theresia, Prinz Eugen, Friedrich Rotbart, Die liberale Demokratie entwickelte stoteles gegeben. Er begnügt sich nie- Annahme, dass dies in Zukunft anders kind, Armin.

und

Antwort erhalten werde? Steguweit ist unvorsichtig. Er sollte be­

Heinrich der Löwe, Karl der Grosse, Widu­