Wie?— wird man vielleicht fragen ist plötzlich ein Strahl gewöhnlicher Men- schenvernunft in das mythenumnebelte Hirn des Rosenberg gedrungen? Durchaus nicht. Rosenberg wirft den Astrologen nämlich nicht etwa vor, dass ihre„Wissenschaft" purer dummer Aberglaube bzw. Schwindel ist, den eigentlich schon das flüchtigste primitivste Nachdenken eines heutigen Menschen als solchen erkennen müsste,— nein, solche Argumente anzu wenden muss sich Hitlers „Kulturwahrer" schon deswegen hüten, weil diese Argumente nicht nur die Astrologie, sondern ebensosehr seinen eigenen„Ariermythus" aus dem Felde jagen. Was Rosenberg den Sterndeutern verübelt, ist Tediglich dies: dass sie das WelTgeschehen mehr von den Himmelskörpern herleiten, als vom„Blut" und vom Führerwillen. Der geschäftstüch tige Sternglaube macht dem Rassenglauben und dem Führerwahn Konkurrenz. Und deshalb— nur deshalb!— müssen die Astrologen, mit denen man bisher gut Freund war, nun als staatsfeindlich entlarvt werden. Ein„prominenter" Sternenpriester hat neulich die Ursachen der„nationalen Revolution" wie folgt analysiert; „Als schliesslich Uranus zum dritten Male im Januar 1933 den neunzehnten Grad des Zeichens Widder passierte, erfolgte der Umbruch in Deutschland durch die nationalsozialistische Revolution. Ausgelöst wurde dieses geschichtliche Ereignis durch die Sonne, die am Tage der Machtübernahme am Schnitt- purikt 10 Grad Wassermann angekommen war." Also nicht Hitler und der arische Blutzauber hätten das deutsche Volk erlöst, sondern alles wäre dem Uranus , der Sonne und dem Tierkreis zu danken? Solche Lehren sind natürlich im höchsten Grade bedenklich, ja offen ketzerisch. Die„Nationalsozialistischen Monatshefte" erheben darum warnend ihre Stimme: „Damit wird also nicht weniger und nicht mehr behauptet, als dass die Machtübernahme am 30. Januar 1933 durch den Führer lediglich deshalb erfolgen musste, weil das so in den Sternen geschrieben stand! Das müssen wir denn doch ein wenig näher untersuchen. Zunächst sei festgestellt, dass die oben gemachte astrologische Aussage nicht von irgend einem beliebigen kleinen Sterndeuter stammt, sondern von einem Mann, der einen bedeutenden Ruf geniesst... Das Gefühl der Würde und des Stolzes, der Selbstachtung und der eigenen Kraft wehrt sich in uns mit aller Entschiedenheit dagegen, dass die nationalsozialistische Revolution auf der Wirksamkeit der Konstellationen beruhen soll... Die Befreiung des deutsehen Volkes, der Vierjahresplan und was sonst noch der Führer unternimmt— alles wäre Ausfluss jener orientalischen Sterndeuterei. Die Sterndeuter haben sich neuerdings zu dem Zugeständnis bequemt, dass zwar auch das elterliche Erbgut eine gewisse Rolle spiele, dass aber allein ausschlaggehend die Einwirkung der Gestirne bleibe. Mehr können sie allerdings beim besten Willen nicht zugeben, denn die Astrologie ist gar nicht imstande, nach dem Horoskop einen Arier von einem Indio zu unterscheiden." Des arischen Hitlerglaubens amtlich geeichter Hohepriester hat also nun den Her- Freiheit der Forsehnng� Rosenberg� und die entartete Teehnik- Aniinalphilosopliie mit Zentralheizung Goebbels überwacht die Propaganda, Ro- -enberg die Wissenschaft. Hitler hält ihn für einen Wissenschaftler, weil der haltische Mischling einen Rassen-Mythos gelichtet und„die Weisen von Zion" neu ierausgegeben hat. So etwas also gängelt Jie deutsche Wissenschaft. Mitte Februar sprach er bei einem. Festakt der Universi- ,ät Halle-Wittenberg über Freiheit der For- ;chung. Selhstverstädlich ist der National- ;ozialismus für diese Freiheit— es kommt nir auf das Fach an. Laut„Dresdener An- :eiger"(16. Februar) sagte er: „Die nationalsozialistische Bewegung könne nicht anerkennen, dass die Freiheit des Forschers gleichsam eine libe- ralistische Angelegenheit sei, vielmehr sei sie die Folge eines vielhundertjährigen heroischen Kampfes des europäischen Forschergeistes. Deshalb lasse der Nationalsozialismus allen kosmischen Forschungen der Welt, allen Forschungen der Erdkunde, Physik und Chemie freie Bahn. Der Unterschied mit der scheinbar hier gleichlaufenden liberali- stischen Anschauung bestünde aber darin, dass die nationalsozialistische Bewegung dort ein Bekenntnis aussprechen müsse, wo der Mensch selbst beteiligt sei: Das seien die Gebiete der Rassenkunde und der Geschichte." Hier also hört„der heroische Kampf des europäischen Forschergeistes" endlich auf. Mag er seine Freiheit an den Sternen austoben. Dagegen muss Rosenbergs Rassen mythos gegen Gelehrte geschützt werden, die nicht dran glauben wollen. Sie müssen an Oberlehrer Klagges neues Geschichtslehrbuch gebunden werden. „Ist das etwa Unterdrückung der Forschung? Nein! Das ist das Fanal einer neuen Freiheit, einer neuen Ideenstel- lung. neuer Experimente, neuer Aufga- ben. Wer das bestreitet, kämpft nicht für die Freiheit der Forschung, sondern will unsere Forschungsfreiheit unterdrücken." Im Grunde handele es sich darum, dass gewisse Mcnschengrupnen. die durch bestimmte Lehren zur Macht gekommen seien, nunmehr ihre Machtposition durch eine neue Forschung erschüttert sehen und alles tun, um sie zu unterdrücken. Also: Wer an der wissenschaftlichen Richtigkeit des Rosenbergschen Mylhos- feuillefons zu zweifeln wagt, der„will unsere Forschungsfreiheit unterdrücken..." Dagegen wehrt sich brauner Forschergeist bis zur Kaltstellung obstinater Gelehrter; nun soll mal einer sagen, wir kämpften nicht für Freiheit der Forschung. Aber Dummheit hat immer Pech,- und so ist denn die„nationalsozialistische Wissenschaft" allmählig mit den eigenen Vätern in scharfen Konflikt gekommen. Einer davon heisst Ludwig Klages , jener verrannte deutsche Naturphilosoph, der in seinen Werken den Geist, den Fortschritt, die Technik bezichtigt. Vernichter des Lebens zu sein, während Moral und Ethik für ihn kategorische Vernichter der Vitalität sind. \us der Rassenmischung aber entstehen .Sklavenmenschen"... Bei ihm hat Rosenberg soviel abgeschrieben und abgeleitet, wie der Nationalsozialismus braucht, um eine Weltanschauung vorzutäuschen: Na turmystik, Rassenmystik, Anbetung des starken Männchens, Kampf gegen die reine Vernunft. Das genügt für die sozusagen Philosophie des neuen Totalstaates, der immerhin soviel„Geist" zulassen muss, wir seine Kriegstechnik und seine imperialistische Propaganda braucht, plus dessen, was für Bluff und Repräsentationszwecke uner- 'ässlich ist. So aber hatten es sich die Klages und seine Jünger nicht gedacht. Ihnen erscheint jedwede Art Intellektualismus, jegliche Technisierung vom Uebel; ihr Den ken ist immerhin gradliniger und kulurkri- tisch konsequenter. Ihr Pathos richtet sich auch gegen intellektualistische Spekulation, gegen Gewinnsucht, Ehrsucht, Macht- tüsternheit. Das Kokettieren der Nazis mit einem Schein von Moralität, mit Variationen des Herkömmlichen, mit technischen Hochleistungen scheint ihnen schlimmere Seelenverderbnis als die liberalislische und das Gegenteil von revolutionär. Für die Anbetung der Ersatz-Chemie, für Ausrottung der Walfische durch neudeutsche Tranflotten, für motorisiertes Germanentum, für Animalphilosophie mit Zentralheizung und Eher- Aktien haben sie rechtens nur ein Hohnlachen. Das hat auch auf die Universitäten, die Hörsäle, die studentische Opposition übergegriffen. Also muss Roschberg vor, um den technisierten Mythos zu retten. Wieder geschah es in der Aula zu Halle, zur Eröffnung des Sommerse- mesters. Er wandte sich gegen„schematische Konstruktionen", die dem nicht entsprächen, was er unter dem„wirklichen Leben" versteht, sprang dann auf Klages Lebensphilosophie über und sagte laut „Berliner Tageblatt(27. April): „Wir haben alle jene begrüsst, die sich gegen einen von der Lebenswirklichkeit losgelösten Intellektualismus richteten; ' im besonderen haben wir den Kampf von Ludwig Klages gegen den zerstörenden Einfluss einer entarteten Technik und sein Eintreten für die Kraft der Anschauung als Ergebnis einer inneren Erfahrung gern gewürdigt." Aber gewisse Abgrenzungen seien nötig geworden. Zum Beispiel dürfe man„die Zustände, die man glaubt als für eine Rasse oder für ein Volk charakteristisch zu finden, nicht als gleichgeartete Wesenszüge einer anderen Rasse hinstellen..." Man dürfe die Menschheit auch nicht einfach in zwei Lager teilen:„das sogenannte logo* zentrische, in das Klages alle seine Gegner einordnet, und das biozentrische, in das er seine Gedanken einzureihen glaubt..." Das führe zur Aufspaltung der Lebensgeschichte auch der deutschen Nation und zur Weltuntergangsstimmung, wegen der man schon einmal gegen einen völkischen Philosophen(Spengler) habe vorgehen müssen. „Mit Schärfe wandte sich der Reichsleiter gegen die sektiererischen Schälet von Klages, die mit Hilfe dieses zweiteiligen Systems ungeheure Verwirrung anrichten. Mit einem einzigen Schnitt werde das germanische Abendland in eine schwarze und weisse Hälfte zerteilt, wobei es den sektiererischen Adepten gaf nicht darauf ankomme, Plafon, Galilei . Luther und Kant zusammen mit Marx und Lenin auf die schwarze Liste xn stellen." Und wenn Hitlers Rassephilosophen z" den Denkern zählten, gehörten auch sie auf die Liste des logozentrischen Zerstörergeistes, denn Intelligenzbestie ist IntelH' genzbestie, ob sie sich nun zu Kant, Sorel oder Marx bekennt. Da Schadenfreude die reinste Freude sein soll, wird man in den Hörsälen der gebüttelten deutschen Wissenschaft über diesen Kampf der Animalphilo- sophen herzlich lachen, wobei die meisten Lacher auf Klages Seite sein werden. Denn die Rosenzwerge können nicht einmal wagen, zu definieren, was sie unter„falschen Intellektualismus" und unter„entarteter Technik" verstehen. Es gibt höchstens eint entartete Technik: jene, die nur der Menschenvernichtung dient. Die aber wird gerade vom Dritten Reiche ins Masslose ausgebaut und ist diesem motorisierten Zwangs- und Kriegsstaat eingestandener- massen wichtiger als Butter. Das gehört auch zur geistigen Situation des erneuerten Deutschlands : links das Wissen, der Geist, die freie Vernunft, rechts die Animal-Orthodoxie— und dazwischen der braune Dilettantismus, Mischlingswirtschaft der Entgleisten und Halbgebildeten. armselige Kostgänger und Fledderer sämtlicher erreichbaren Weltanschauungen. mit Dreschflegeln um sich schlagend un� über Unterdrückung ihrer„Forschung' klagend... B. Br. ren Astrologen einen deutlichen Wink mit dem Zaunpfahl erteilt. Die ihrerseits werden sich eiligst um Reue und Besserung bemühen müssen. Vielleicht gelingt es ihnen doch noch, eine genügende Portion Blut und Boden in ihre sowieso schon reichlich gleichgeschalteten Planetenbahnen cinzube- ziehen und die Rosenbergscbe Blutmystik horoskopisch zu bestätTgen. Sobald sie zugeben, dass die Sterne zwar mächtig, aber letzten Endes doch dem Führer und seinem „elterlichen Erbgut" gehorsam unterstellt sind, wird ja alles in bester Ordnung sein. Das Blut oder die Gestirne? Der Führer bfa oder die Sonne? Das sind die„weltanschaulichen" und„wissenschaftlichen_ Probleme, mit denen sich im Jahre 1938 die„führende deutsche Kulturzeitschrift beschäftigt,— in einem Land, das frühe1" einmal als das der Denker und Dichter ge'' len durfte... Eün Blatt« verweht vom Winde „Ich ging im Walde So für mich hin, Und nichts zu suchen, Das war mein Sinn." Ebenso erging es mir, wie dem arglosen Wanderer in dem herzinnigen Goethe-Gedicht mit der seltsam kontrastierenden, wie aus dem Anzeigenteil einer Zeitung klingenden Titel:„Gefunden". Freilich— es war nicht der Wald, in dem ich so für mich hin ging— denn Wälder sind hierzulande— in Palästina— noch eine überaus seltene Sache. Es gibt zwar auf der Karte allerlei Wälder— den Balfourwald etwa— aber das sind Zukunftswälder, deren Bäume vorerst nicht Gefahr laufen, in den Himmel zu wachsen. Ach, es sind junge schwache Baumkinder, die noch der zärtlich-verständigen Hand des Pflanzers bedürfen. Gut, gut: wenn auch nicht im Walde, so doch im Angesicht der kargen steinigen Hügel Judas , am Rande der hochgebauten Stadt, ging ich für mich hin— und nichts zu suchen, das war mein Sinn. Da lief mir etwas über den Weg. Ein Stück bedrucktes Papier. Ja, es sah tatsächlich aus. als liefe es. Zu meinen Füssen blieb es liegen. Ich hob es auf... es waren vier Seiten einer Zeitung. Einen weiten Weg hatte dieses wandelnde Stück Papier zurückgelegt, denn zu seinen Häupten stand der Name einer deutschen Stadt, einst nah und vertraut— jetzt weltentfernt und grauenerregend. Aber das Stück Zeitung, das mir der Wind vor die Füsse geweht hatte, dieses Windspiel des Zufalls schien keineswegs grauenerregend. Es gab sich überaus manierlich— es war eine Sonntagsbeilage. Der gleichsam personifizierte Unernst also, ein Stückchen Gratis- und Beigabenliteratur wie es der redliche Bürger liebt. Weiss der Teufel— und der muss es wissen, denn bei näherem Hinsehen erwies es sich, dass das Stück Unernst aus seiner Küche stammte.— wie dieses Blatt dazu kam, durch die Strassen Jerusalems windgetrieben mir vor die Füsse zu laufen. Vielleicht las ein übergetreuer Abonnent, ein Archibald Douglas heimatlicher Presse, es noch immer. Vielleicht aber hatte es der Wind auch einem der missliebigen Reisenden im Vorderen Orient, denen die Berliner Devisenstelle nicht die allerkleinstc Schwierigkeit bereitet, aus der Manteltasche gerissen und es mir zu Füssen gelegt. Wer kann das wissen. Gleichviel, der Mann, der es verloren oder weggeworfen hat, wird den Verlust kaum beklagen. Er ist ein ernsthafter Mensch und das Stück Papier ist eine Un terhaltungsbeilage— sie passen also nicht zueinander. Aber vielleicht passt du zu mir — angewehter Fetzen. Wir haben immerhin allerlei gemeinsam. Auch mich trieb ler Wind in Traumfernen und morgen 'reibt er mich vielleicht schon wieder wei- 'er. Wer kann das wissen. Und schliesslich: während sich andere Menschen mit Ernsthaftem beschäftigen, habe ich Verse und Geschichten gelesen und selbst erfundenes Zeug mit und ohne Regime auf reinliches Papier — das ebensogut sinnvolleren Zwek- ken hätte zugeführt werden können— geschrieben. Siehst du, du Blatt Papier , ich bin selbst auch so eine Unterhaltungsbeilage der Menschheit, im Grunde ebenso wenig ernst genommen, wie du. Komm also einmal her zu mir. Das habe ich nun so keck, geradezu forsch gesagt, und doch schlug mir das Herz bis hinauf zum Halse, als ich das Blatt in die Finger nahm. Ein Gefühl, Unreines zu berühren und die Hand nach Verbotenem auszustrecken, beschlich mich. Seil ich das vergessene Land meiner Vertreibung verlassen hatte, war mir keine Zeitung von„dort drüben" mehr vor Augen gekommen. Das heisst: ich hatte die Begegnung vermieden. Wie ein enttäusch ter Liebhaber seiner lasterhaften, lügnerischen Geliebten von ehemals ausweicht, so bin ich dir ausgewichen, du Blatt Papier , dir und deinen Millionenschwestern. Am Zeilungsstand, im Cafe, beim Friseur— ich wollte euch nicht mehr sehen, euch arteigen Entartete. Und nun bist du zu mir gekommen. Gleichsam zu Fuss. Du hast mir am Wege aufgelauert und dich mir zu Füssen geworfen— als hätte dich die Reue getrieben. Du hättest ja allen Grund dazu, denn ich war ein treuer Liebhaber. Mit Versen und Geschichten und Artikeln bin ich oft zu dir gekommen— du Unterhaltungsblatt— vergnügt lagen wir am Sonntagmorgen zusammen im Bett(und wussten nichts von Rassenschande): ich war dein, du warst mein— und jetzt führt uns der Wind oder der Zufall oder ein schlechtes Gewissen in der Residenzstadt der hebräischen Bibelkönige zueinander. Wie du dich verändert hast. Du bist nicht schöner geworden. Aber, wirst du einwenden, auch du. mein Freund, blühst nicht unter der Zionssonne deiner Urväter. Lassen wir das. Es geht hier nicht um Schönheit. Reden wir lieber von Wahrhaftigkeit. Und siehst du— du Unterhaltungsblatt, verweht vom Wind— jetzt ist das Schämen bei dir. Früher warst du doch der anständige Teil der Zeitung. Wenn alle logen— du bliebest wahr. Du gabst j8 schon von überschriftswegen zu, erfunde" und erdichtet zu sein. Das war dein gutes Recht. Aber jetzt, aber heute: du bist kein Unterhaltungsblatt mehr, sondern ein Unterschlagungsblatt. Weh dem, der hier eine Geschichte erzählen wollte vom Menschen unserer Zeit, von seinem Hunger, von der Einsamkeit, die ihn mitten im uniformierten Gewühl der„Volksgemeinschaft" wie eine fauchende Wildkatze anspringt, wehe dem sogar, der arglos nur unterhalten wollte— ohne alle Nebenabsicht. Er würde „geschult" werden, bis ihm Hören und Sehen verginge. Denn das gerade ist ja eurer Schulungen Zweck: dem Menschen das Hören und das Sehen auszutreiben. Was gehört und gesehen wird, das bestimmen heute grimmige Schulmeister, die Arrest auf Lebensdauer verhängen oder den Schüler, der es wagt zu sehen oder zu hören, einfacb über den Haufen schiessen. Und das geschieht ihm recht: er stand über dem Haufen— also werde er über den Haufen Se'' schössen. Diejenigen, welche das besorgen- sind lobenswert. So steht's in grossen gotischen Lettern in einem Gedicht dieses Unferhaltungsblattes vom 25. März 1938 zu lesen. Lache, segne das Schwert und den Schlag. Und damit ja niemand, der sich unterhalten wollte, im Unklaren bleibt, fährt der Dichter H. O. Münsterer einzige Zeilen spater fort:„Gnade gibt es wohl keine". Trös'e sich keiner an dem tröstlichen„wohl". E5 hat keine andere als metrische Bedeutung- Auf deutsch müsste diese Zeile dieses deutschen Dichters lauten:„Es gibt kein� Gnade". So, das ist schon besser. Das versteht man. Wenns„wohl" auch nicht gan'
Ausgabe
6 (5.6.1938) 259
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