Berichte aus Deutschland  

Am Rande des Krieges

Wie die sächsische Bevölkerung die Kriegsgefahr erlebte

Dort soll sich die sudetendeutsche Le gion befinden.

Mancher von den Flüchtlingen hat seinen Schritt schon bereut. Dafür leg ten die Pfingstbesuche der Angehörigen Aus Sachsen   wird uns berichtet: nicht darauf beschränken würden, nur Landwirtschaft zugeführt. In den Erz- Zeugnis ab. Diesmal waren alle Rollen Seit der Besetzung Oesterreichs   war bis an die Grenze zu schiessen. gebirgsorten wurde festgestellt, dass sie vertauscht. In früheren Jahren, seit

ken.

R

Di

Von sche

auf M

kann einer

versta

die

über

deuts

wenn

schw

es kein Geheimnis mehr, dass der Im Grenzgebiet Schwarzenberg und zu Strassenarbeiten Verwendung finden. altersher strömten während den Pfingst nächste Vorstoss gegen die Tschechoslo- im Vogtland   haben viele Besitzer die Sie erhalten Verpflegung, Wohnung und feiertagen die Touristen und Autofahrer vakei erfolgen würde. Die Bevölkerung Absicht, den Grundbesitz zu verkaufen die Stunde 10 Pfennige Taschengeld in über die böhmisch- sächsische Grenze des sächsischen Grenzgebietes sah mit und sich im Inneren des Landes wieder der gleichen Weise, wie die ledigen ins Eger- und Elbetal. Diesmal war es grosser Beunruhigung eine Reihe von anzukaufen. Das ist freilich nicht leicht Wohlfahrtserwerblosen. Aber auch im umgekehrt. Noch niemals waren sicher Vorbereitungen. So wurde ein beun- und die Gegenmassnahmen werden nicht Erzgebirge   ist ein Teil bei den Bauern soviel Besucher aus der Tschechoslova ruhigendes Element darin gesehen, dass lange auf sich warten lassen. Neben die- untergebracht worden, namentlich in kei in Sachsen  , wie während dieser Manöver grösserer Einheiten in den ser Angstpsychose gibt es die wirtschaft- den unmittelbaren Grenzorten. Die Pfingstfeiertage. Die Grenzorte längs der Grenzgebieten abgehalten werden soll- lichen Rückwirkungen. Die Blechwaren- Flüchtlinge wurden zunächst in den sächsisch- böhmischen Grenze wimmel­ten. Ueberall tauchten österreichische fabriken von Schwarzenberg  , Lauter einzelnen Gebieten gewissen Sammel- ten von Flüchtlingen und ihren Ange SA- Leute auf, die als Urlauber ins säch- und Beierfeld, die verhältnismässig im- stellen zugeleitet. In manchen Orten hörigen. Dabei berichteten die Ange sische Grenzgebiet kamen, aber mit mer gut beschäftigt waren, erhielten hielten die Parteigrössen Ansprachen an hörigen den Flüchtlingen in aller Offen Vorliebe bei den Landwirten unterge- von schwedischen und USA  - Auftragge- die Flüchtlinge, bei denen ihnen aller heit, was alles an militärischen Vorkeh bracht wurden. Hingegen wurden die bern einen grossen Teil der erhaltenen mögliche Schutz versprochen wurde und rungen von den Tschechen getroffen österreichischen Kinder vorzeitig wieder Aufträge storniert, mit der Begründung, Hoffnung gemacht, dass ihr Flüchtlings  - worden sei, wie die Strassen verram nach Hause geschickt. Sie hätten von dass die Grenznähe des Gebietes wegen los nicht von langer Dauer sein werde. melt und die Eisenbahnstrecken besetzt, ihrer vorgesehenen Urlaubszeit noch der akuten Kriegsgefahr keine Gewähr Grenznähe sein Unterkommen finden. die Brücken mit Sprengpatronen ver fast zwei Wochen zu verbringen gehabt, für pünktliche Auslieferung der Auf- Es ist festzustellen, dass die Früchtlinge sehen und Betriebe besetzt, Maschinen zu ei als auf einmal Anweisung erging, die träge bilde. Diese Begründung wird all- im allgemeinen keiner besonderen gewehre und Geschütze in Stellung ge mand Kinder wieder in ihre Heimat zu schik- gemein nur als eine Verhüllung wirt- Freude in der Bevölkerung begegnet bracht worden seien. Eine schaurige schaftlicher Boykottmassnahmen ange- sind. Die Hitlerbesoffenheit, die sie an Kriegsmelodie, die der Grenzbevölke sehen. Die Folge ist, dass Kurzarbeit den Tag legen, ist gerade in diesen Ta- rung von diesseits und jenseits an Als dann bekannt wurde, dass im un­einsetzt. mittelbaren Grenzgebiet Alarmübungen nicht nur die wirtschaftlichen Schäden Böhmaken wird sie schnell ausgetrie- Folgewirkungen hinterlässt, als Die Grenzbevölkerung hat gen nicht besonders populär. Euch Ohren klingt und wesentlich andere der sogenannten Sicherheitswachen aus erster Hand sofort spürbar vorge- ben werden" sagen die Kundigen. stattfanden, eine Reihe von Truppen- führt bekommen, sondern es ist auch vom spanischen oder chinesischen Krieg Kriec transporten- meist kleinere Abteilun- eine Angstpsychose erzielt worden, die wer alles geflohen ist. Es sind keines- schende Frage ist heute, wann das Un Dabei ist es interessant festzustellen, gesprochen wird. Die alles beherr genins Grenzgebiet erfolgten, stieg umso grösser wird, je mehr der deut- wegs nur die geflohen, die Ordre zum heil Wirklichkeit werde. die Erregung unter der Bevölkerung und sche Rundfunk von den militärischen Einrücken erhalten hatten, sondern der Dass es schier unentrinnbar zu nahen der Eindruck verstärkte sich, dass sich Vorbereitungen der Tschechoslovakei grösste Teil der Flüchtlinge befürchtete scheint, glauben nunmehr selbst Ange diesmal die Entladung nähere. Einzelne berichtet. nur, eingezogen zu werden. Es befinden hörige der NSDAP  , die bisher über Flüchtlinge verbreiten Schrecken sich Männer darunter an die 50 Jahre, diese Möglichkeit mit leichtem Achsel die nicht, bei den Eisenbahnen wurde über Eigenartig wirkte es sich auch aus, als die von Haus und Familie fortgelaufen zucken und einer langen Darstellung erhöhten Dienst geklagt. Besondere Ge­ländestreifen wurden vom Militär für ein Flüchtlingsstrom aus der Tschecho- sind, in der Meinung, es handle sich um über die deutsche Stärke und die tsche slovakei einsetzte, meist Fahnenflücht- eine allgemeine Mobilisation und um chische Schwäche hinweggingen. den Verkehr abgesperrt. Gleichzeitig be­richtete der Rundfunk auffallend viel linge. Im Lausitzer Gebiet wurde eine den Beginn des Krieges. Ein Teil der Vorstellung, dass die Eroberung von ihnen unterge- Flüchtlinge ist auch auch dem Truppen- Tschechoslovakei eine Feuerwehrauf­über die Bedrückung der Sudetendeut- grössere Anzahl bracht. Sie werden zu einem Teil der übungslager Zeithain   zugeführt worden. gabe sei, gehört der Vergangenheit all. schen. Dies alles sah garnicht darnach aus, als ob die Tschechoslovakei, ohne einen Schuss Pulver geholt werden könnte, wie es so oft in den Wintermo­naten an den Stammtischen und in Ver­sammlungen erzählt worden war.., Also gibt es doch Krieg!" das wurde mit einem Schlag die alles beherrschende Parole.

auf Urlaub erwartete Soldaten kamen

Der Eindruck der tschechoslovakischen Festigkeit.

Personen:

Der Kronleuchter

Wahre Geschichte einer Arisierung

4. SZENE.

längs

hier

hältm

Die S

gezog

beite

Wal

Die

Die

der

zur

ober

Rüst

In

Ursula( in grosser Empörung): Ich, in| Gerda Wagenführ, Frau eines Ingenieurs. einem jüdischen Geschäft? Ich als Natio­Im Geschäftslokal von Jacob Mayer.. Ursula Wagenführ, ihre Schwägerin, nalsozialistin? Was erlauben Sie sich für Es schellt am Telefon. Frau eines mittleren Postbeamten, Bezirks- eine Unterstellung? Mein Mann ist höherer leiterin der NS- Frauenschaft  . Beamter. Mehr brauche ich Ihnen doch den Jacob Mayer( nimmt Hörer ab): Jacob Mayer, Inhaber eines Lampenge- nicht zu sagen. Lampenhaus Jacob Mayer. Wer dort? Klose( bestürzt): Ja, gibt's denn hier Ja, Frau Wageführ, hängt die Lampe gut noch einen Wagenführ im Hause? Ursula was?

1. SZENE.

meine Schwägerin. Der ist alles zuzutrauen. Sie doch besonders darauf aufmerksam ge Klose( nimmt den Kronleuchter wieder macht. Sechsmal waren Sie bei mir, auf den Buckel und steigt ins zweite Stock- Sie sich entschlossen haben werk).

3. SZENE.

In der Wohnung der Frau Gerda Wagenführ, zweiter Stock.

darauf, dass die Lampe wieder abgeholt

wird?

--

Gut, wenn Sie es wollen.

Er hängt kopfschüttelnd den Hörer ein. Eine halbe Stunde später erscheint Gerda

nur

fasst

die dass

letzt

lich  

täris

were

bis

Sie hätten nicht gewusst, dass wir

D

ordn

dass

ehe

ents

-

Sie bestehen

lität

strie

Deu

rich

38 0

Das

scho

beit

Ich

sinc

num

Gru

sole

der

bau

E

mit

ins

disc

1910

tisc

auc

rec

von

Ark

Ab­

die

ist

tär

Ko

das

an.

che

in

I

wu

Die Mitteilungen über die Mobilisie­rung in der Tschechoslovakei verbreite- schäftes. ten sich mit Blitzesschnelle und lösten Klose, Monteur. einen wahren Schock aus. Händler, die Schauplatz: eine westdeutsche Grosstadt( unwirsch): Eine Etage höher. Dort wohnt ein jüdisches Geschäft sind? Aber ich habe in diesen Tagen die verschiedensten Ge- Zeit: Frühjahr 1938. biete besuchten, wurden um Nachrich­ten bestürmt. Alles war neugierig, was Im Geschäftslokal von Jacob Mayer. los sei, und wer was aus anderer Gegend Gerda Wagenführ: Also, ich bleibe bei erzählen konnte, machte auch Ge- dem Kronleuchter. Je öfter ich ihn sehe, schäfte. Als die Mitteilung über die Teil- desto mehr gefällt er mir. Auch die Schlaf­Mobilisierung in der Tschechoslovakei Zimmerlampe, die ich zu meiner Hochzeit bekam und bei Ihnen gekauft wurde, ist Klose: Na hier bin ich endlich richtig. Wagenführ. in Ostsachsen eintraf, setzte im ganzen noch ganz modern. Mein Mann wird sich Wo kommt der Kronleuchter hin? Gerda: Ach, lieber Herr Mayer, mir ist es Gebiet von Zittau- Löbau- Neustadt ein freuen. Gerda: Ins Wohnzimmer. Machen Sie ja so peinlich. Aber meine Schwägerin hat Sturm auf Giro- und Sparkassen ein. mich an den Apparat geschleppt. Sie ist j Jacob Mayer: Gut, dass Sie sich endlich möglichst schnell. Lebensmittel aller Art wurden geham- entschlossen haben. Beinahe hätte ich den Klose montiert. Eine halbe Stunde später führend in der Partei. Denken Sie mal stert. Die Bauern gaben in den ersten Kronleuchter schon verkauft.( Zögernd.) ist das Zimmer bereits hell erleuchtet. wenn mein Mann seine Stellung verlieren Gerda: Das ist ja tadellos. Ich sag's ja würde. Doch was machen wir nun? Tagen des Schockes nicht einmal gerne Aber Frau Wagenführ, ich muss es Ihnen Bei Ihnen gibts die schönsten will natürlich den Kronleuchter behalten. die Milch ab, geschweige denn die But- doch sagen. Sie sind hier im jüdischen Ge- immer: Jacob Mayer: Hm. Hm. Sie sollen keine ter. In Herrnhut  , Neugersdorf   und Ost­Gerda Wagenführ: Das weiss ich doch. ritz kam es gleich zu Verhaftungen, da was nach des denn? Ich kann doch kau- plötzlich mit äusserster Heftigkeit an der lich   den Kronleuchter wieder abmontiere schellt Unannehmlichkeiten haben. Ich lasse natür sich einige Leute in der Aufregung zu fen wo ich will. Da sollte mir mal jemand Etagentür. Gerda( wie erlöst): Ich habe eine Idee unbedachten Aeusserungen hatten hin- dreinreden. Dem gebe ich Bescheid. Gerda Wagenführ öffnet. Ihre Schwäge. Hier ist zuerst mal das Geld. Sie lassen den reissen lassen. Sie betrafen alle den Kronleuchter morgen früh bei mir holen Jacob Mayer: Nun gut. Wann soll ich Ih- rin tritt ein. Rundfunk. Man fühlte sich von ihm be- nen den Kronleuchter anmontieren lassen? Ursula Wagenführ: Gerda, Gerda! Was Dann kann ich meiner Schwägerin zeigen für ein Unglück! Du hast eine Lampe bei dass er nicht mehr da ist. Sie verpacken logen und betrogen. Kein Mensch glaubt Ich notiere schnell Ihre Adresse. noch ein Wort, was der deutsche Rund­Gerda Wagenführ: Am besten Mittwoch dem Juden Mayer gekauft. Das kann Dich mir ihn gut, natürlich ohne Firmenauf funk über die Tschechoslovakei bringt, abend. Ich wohne Bahnhofstrasse 9, zweite teuer zu stehen kommen. Ich als führende druck, und lassen ihn in den Bahnhof Nationalsozialistin Etage. meiner Handgepäck tragen. Sie schicken mir dann da jedermann weiss, dass dies alles nur Zweckpropaganda und mit der auf rechnen. Jacob Mayer( notiert): Sie können dar- Weltanschauung handeln. Wenn Du nicht den Schein, und ich hole mir den Kron ist dafür sorgst, dass der Kronleuchter wieder leuchter wieder ab. Meiner Schwägerin Wahrheit nichts zu tun hat. In der wegkommt, dann muss ich den Betriebs- sage ich, dass ich ihn in einem arischen Presse wurde sofort das Reichsgerichts­führer deines Mannes unterrichten. Du be- Geschäft gekauft habe. urteil in die Erinnerung gebracht, dass Monteur Klose kommt mit dem Kron- gehst an Heinrich geradezu ein Verbrechen. Jacob Mayer: Ich tue Ihnen den Gefal das Abhören des Moskauer   Senders als leuchter angekeucht. Er irrt sich in der Seit sechs Wochen hat er erst die dann haben Sie doch wieder Hochverrat betrachtet wird und die Etage und klingelt im ersten Stockwerk, bei Stellung. Jetzt kann er sie durch Deine Judenlicht in der Wohnung...

Todesstrafe verhängt werden kann.

schäft.

2. SZENE.

Im Hause Bahnhofstrasse 9.

Ursula Wagenführ.

Lampen.

Klose verabschiedet sich. Es

muss nach

Schuld wieder verlieren.

gute len. Aber

**

Lächelnd nehmen beide von einander Gerda( sinkt verstört auf einen Stuhl): schied. Du wirst doch so etwas nicht tun. Ich ver­wün- spreche Dir fest, ich lasse die Lampe wie­der abholen.

Klose: Wagenführ! Da bin ich ja rich­Als die Grenzgänger aus dem Rei- tig. Ich dachte schon, es wäre höher. chenberger und Warnsdorfer Gebiet von Ursula Wagenführ( öffnet): Was den Einzelheiten der militärischen Mass- schen Sie? nahmen berichteten und erzählten, in welcher Grenznähe die schwere Ar­

Klose: Ich komme mit dem Kronleuchter. Ursula( erstaunt): Was für ein

tillerie postiert worden sei, machte dies leuchter? Ich weiss von nichts.

*

EPILOG.

Zwei Tage später nahm Jacob Mayer Ursula: Ich gebe auf Deine Versprechun­Kron- gen nichts. Du bist mir viel zu unzuver- Angebot eines arischen Konkurrenten lässig. Du gehst jetzt mit mir zur Post und Zu einem Spottpreise ging das Geschäft einen ungeheuren Eindruck. Es wurden Sie doch gestern bei uns gekauft. Klose: Aber Frau Wagenführ, den haben telefonierst in meiner Gegenwart den Ju- dessen Hände über. Es heisst jetzt:" Deut sches Lichthaus Friedrich Wilhelm Schnei Erwägungen darüber angestellt, dass Ursula: Ich? Wo denn? Gerda zieht sich eilig an und folgt Ur- der, Jacob Mayer Nachfolger, altrenommier sich die Flieger und die Artillerie sicher Klose: Bei Jacob Mayer im Lampenhaus. sula.

den an.

tes Spezialgeschäft.