Kredit oder Krieg?

Die Politik Mussolinis und das Kabinett Chamberlain

mindestens

holen und der Druck der indirekten Steuern sich nur noch schwer vermeh ren. Freiwillige Anleihen sind nicht mehr unterzubringen. Ohnedies müssen 28 Prozent der ordentlichen Staatsaus

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Noch lässt sich nicht mit Sicherheit wanderer, erfordert die Bezahlung des Fortführung der Rüstungsproduktion gaben, die in dem neuen erkennen, welche Bedeutung der prinzi- Einfuhrüberschusses zur und der ungeheuer unwirtschaftlichen mit rund 27 Milliarden angesetzt sind, piellen Einigung im Londoner Nichtin- Hälfte entsprechende Devisenbeträge. Autarkieinvestitionen immer mehr in für den Staatsschuldendienst veraus Hände terventionsausschuss über die Zurück- Im Vorjahr stand dafür der Erlös aus Frage gestellt. Ausserhalb des Autarkie- gabt werden. Der Notenbankkredit selbst Güter. ziehung der ,, Freiwilligen" beizumessen den von der Regierung beschlagnahmten bereichs werden bereits, auch in italie - ist vom Staate bereits sehr stark in An wird i ist. Dass zur gleichen Zeit die Bombar- ausländischen Wertpapieren, die sich nischen Blättern, Rückgänge der Pro- spruch genommen und musste zum dierung und Versenkung englischer im Besitze von Italienern befanden, zur duktion zugegeben. In Wirklichkeit ist auch für die Finanzierung der Vermo Handelsschiffe durch die italienischen Verfügung. Der Betrag, der dem Schatz- aber die Abnahme der Industrieerzeu- gensabgabe und der Zwangsanleihe und deutschen Flugzeuge ,, im Eigentum amt aus diesen Ablieferungen zugeflos- gung allgemein. Der Index der indu- dienen. des General Franco " andauern, lässt der sen ist, wird offiziell auf 3146 Millionen striellen Produktion ging von 114,1 im

,, Entspannung" keine allzu günstige grössten Teil schon verausgabt. Aber

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Man sieht, die wirtschaftlichen und mit solcher Genugtuung verkündeten Lire angegeben und ist zum aller- März 1938 auf 109,1 im April zurück. finanziellen Schwierigkeiten, die die Aber nicht nur das Aussenhandelsde- Abenteurerpolitik der Diktatur Prognose stellen. Wenn trotzdem die diese Quelle fliesst nur einmal und nicht fizit zerrt an der Gold- und Devisen- geführt hat, sind sehr gross geworden. Haltung Mussolinis in allerletzter Zeit wieder. Kein Wunder, dass die Regie- decke, die kaum mehr den als Kriegs- Mussolini steht vor der Entscheidung etwas weniger herausfordernd erschei- rung nach Wegen sucht, um den Devi- schatz für unentbehrlich gehaltenen Be- Wird der Vertrag mit England in Kraft nen mag, so sprechen für eine solche senaufwand für die verstärkte Lebens­solche senaufwand für die verstärkte Lebens- trag von 4 Milliarden Lire erreicht. gesetzt, so eröffnet sich vielleicht auch Annahme gewisse Umstände, die der Ei- mitteleinfuhr herabzudrücken. So sind Nachdem die Kosten für die Eroberung der Weg zu Auslandskrediten, die nur nigung im Ausschuss vorausgingen. In Verhandlungen mit Jugoslavien im Abessiniens nach den offiziellen Anga- mit Zustimmung der englischen Regie dem englischen Gange die politische Annäherung an ben etwa 40 Milliarden Lire verschlun- rung zu erlangen sind. Daher das Drän Botschafter in Rom ist auf Initiative Jugoslavien entspringt zum guten Teil gen haben, erfordert die ,, Befriedigung" gen Mussolinis auf die Inkraftsetzung Mussolinis versucht worden, die sofor- dem wirtschaftlichen Zwang um und die ungeheuer kostspielige Er- des Vertrages. Daher seine scheinbare tige Inkraftsetzung des englisch- italieni- Weizen gegen Lieferung von Kriegsma- schliessung des Landes gleichfalls aus- Geneigtheit, auf den englischen Vor schen Vertrages zu erreichen. Dem- terial und Schlachtschiffen zu erhal- serordentliche Summen. Im ordentlichen schlag der Freiwilligenzurückziehung gegenüber hat die englische Regierung ten, auch ohne sicher zu Budget wird dafür ein Zuschuss von endlich einzugehen. Aber so stark der an ihrer im Vertrag selbst enthaltenen nicht im Ernstfalle dieses Kriegsmate einer Milliarde Lire vorgesehen, im aus- Wirtschaftszwang auch sein mag, steht Bedingung festgehalten, dass die In- rial gegen Italien eingesetzt würde. Noch serordentlichen ein Betrag von 12 Mil- ihm wirklich noch der Rückzug aus kraftsetzung erst nach einer befriedi- bezeichnender ist, dass gegenwärtig liarden für die nächsten sechs Jahre Spanien offen, der schliesslich den Zu genden Regelung des spanischen Kon- unbekümmert um den schönen Anti- der zudem nicht ausreichen wird. Vor sammenbruch seiner Politik bedeutete flikts erfolgen könne. Mussolinis freche kommunistenpakt, in Rom Wirtschafts- allem aber frisst Abessinien nach offi- Kredit oder Krieg, so lautet die Frage, Zumutung, ihn von der einzig wichtigen verhandlungen mit Sowjetrussland statt- ziellen Angaben jährlich 1,2 Milliarden vor die Mussolini gestellt ist. Gegenleistung, der Zurückziehung der finden, die ebenfalls die Lieferung von Lire an Devisen. Dazu kommen die bis Truppen und des Kriegsmaterials aus russischem Getreide und Rohstoffen jetzt nicht zu beziffernden Beträge der Spanien , zu entbinden, ist zurückgewie- gegen Einfuhr italienischer Halbwaren italienischen Kriegsausgaben in Spanien . sen worden. Warum aber hat es Musso- und Industrieprodukte zum Gegenstand Dass unter diesen Umständen die Defizit­lini mit der Inkraftsetzung so eilig ge- haben. wirtschaft immer grösseren Umfang an- Die grossen Nachfahren habt, dass er sich sogar einer leicht vor- Aber auch solche Hilfsmittel können nimmt, ist kein Wunder. Nach Anga­Alle acht Tage ächzt eine Prominenz herzusehenden diplomatischen Schlappe den notwendigen Einfuhrbedarf nicht ben im Popolo di Roma" betrug das neudeutschen Kultur, Heinz Steguweit , sichern. Der Devisenminister Guarneri Defizit im ordentlichen und ausseror- Westdeutschen Beobachter" leitartikelnd Die Antwort muss wohl in der recht musste kürzlich selbst zugeben, dass die dentlichen Etat im Jahre 1935-36: 12,7 darüber, dass es dem Führer noch immer schwierig gewordenen Wirtschaftslage Einfuhr in den einzelnen Zweigen ohne- Milliarden Lire , 1936-37: 16,2 Milliar- nicht gelungen sei, die, rächenden Süchte Italiens gesucht werden. Am akutesten dies bereits auf ein Minimum reduziert den. Eine wesentliche Verminderung gewisser Deutscher auszurotten. Er meint ist augenblicklich das Weizenproblem. ist. Eine Steigerung des Exports ist bei wird auch das laufende, am 1. Juli zu das Denunziantengeschmeiss, das ,, aus Italien hat in diesem Jahr eine Miss- dem rückläufigen Welthandel und dem Ende gehende Finanzjahr nicht aufwei- Sumpf quake", während alles ringsher ernte. Der Einfuhrbedarf muss auf min- schlechten Ausfall der Wein- und Obst- sen. Die konfiskatorischen Steuern, wie herrlich und schön geworden sei: destens 1 Millionen Tonnen Weizen ge- ernte ebenfalls kaum möglich. Die Ten- die 10prozentige Vermögensabgabe der schätzt werden und seine Befriedigung denz zur Abnahme der Einfuhr, die im Aktiengesellschaften, die etwas mehr als wird etwa 700 bis 800 Millionen Lire laufenden Jahr sichtbar wurde, wird 3 Milliarden ergeben hat, und die erfordern. Das Regime setzt alles dar- sich auch noch verstärken. Trotz der Zwangsanleihe, die den Grundbesitzern an, den Weizenkonsum einzuschränken. kaum mehr erträglichen Einschränkung auferlegt wurde, und die 7 Milliarden Die Weizenpreise sind um 20 Prozent des zivilen Bedarfs wird deshalb die gebracht hat, lassen sich nicht wieder­

aussetzte?

auf 135 Lire( 243 französische Francs) für weichen und 150 Lire( 270 Francs) für harten Weizen heraufgesetzt wor­den. Ausserdem ist der Beimahlungs­zwang verschärft worden. Nachdem zu­erst 5, dann 10 Prozent Maismehl dem Brotmehl zugesetzt werden mussten, wurde der Prozentsatz Ende Mai auf 20 Prozent gesteigert. Aber das Brot ist schwer geniessbar und schwer verdau­lich geworden. Das Maismehl, wichtig für die Herstellung der Polenta, ist teu­rer geworden und in manchen Gegen­den überhaupt nicht zu haben.

Das ist umso bedenklicher, als in der Ernährung des Italieners das Fleisch gegenüber dem Brot und den Mehlspei­sen nur eine untergeordnete Rolle spielt. Es ist deshalb nicht übertrieben, wenn man von einer akuten Brotkrise in Ita­ lien spricht. Das bedeutet zugleich eine schwere Einbusse an Prestige für die Diktaturen. Denn gerade den ,, Sieg in der Weizenschlacht", die Erreichung der Autarkie in der Brotversorgung, hat das Regime als grössten und wun­derbarsten Erfolg seiner politik gepriesen. Jetzt, nach der sieg­reichen Abwehr der Sanktionen, nach der Aufrichtung des herrlichen Impe­riums, ist die unmittelbarste Lebens­mittelnot grösser als je und sie trifft eine Bevölkerung, die durch Steuern und Abgaben ausgesogen, durch die fortschreitende Geldentwertung und Preissteigerung verängstigt, bereits auf ein kaum mehr herabdrückbares Le­bensniveau angelangt ist.

Wirtschafts­

Die neuen Anforderungen, welche die Missernte an die Devisenbilanz stellt, fallen umso mehr ins Gewicht, als auch sonst die Devisenlage Italiens immer prekärer wird. Das Passivum der Han­delsbilanz( ohne Kolonien) betrug 1934: 2,6 Milliarden Lire , 1936: 2,05 Milliar­den, 1937: 5,64 Milliarden Lire . Auch dieses Jahr zeigt keine wesentliche Bes­serung. Trotz der Einnahmen aus dem Reiseverkehr, den, jetzt wieder sinken­den, Erträgen der Schiffahrt und den Geldsendungen der italienischen Aus­

FEDERATION LIVES

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Meinungsfreiheit

Die Meinungsfreiheit sei bei uns gestorben? Wie kommt Ihr denn auf diese Wahnidee? Ihr dürft zum Beispiel tadeln. Mehr denn je. Habt Ihr die Legitimation erworben und kennt Ihr erst den kernig echten Dreh, wird Euch vom Zensor nicht ein Wort verdorben, nicht eine Zeile. Heisst das nicht fair play?

Ihr dürft ganz ruhig auf den Goethe schimpfen, wenn Ihr es mit der nöt'gen Vorsicht tut. ,, Für damals war das alles brav und gut," so sagt Ihr augenzwinkernd zu den Pimpfen, ., Der Alte wusste nichts vom reinen Blut und liess sich geistig mit Spinoza impfen. Ihr wisst Bescheid.. Spinoza war ein Jud." Den Lessing werft vergnügt zum alten Eisen. Dort findet er schon die Drei Ringe vor, die er verbrochen hat, und voll Humor schreibt Ihr ins Blättchen, dass dem Ring des Weisen die Weise fehlte, die für Euer Ohr als einzige zu loben und zu preisen, die Weise, die ,, Mein Kampf" heraufbeschwor.

Das ist noch garnichts! Ihr dürft die Ideen, die andern heilig sind, so oft Ihr wollt

und immer dann, wenn Ihr dem Hauswirt grollt, durch Eure blutge Hackmaschine drehen. Wenn Ihr dem Genius keine Ehrfurcht zollt, so können wir das jederzeit verstehen, weil Ihr nicht andre Götter haben sollt.

Stürzt Euch auf alle Denker der Geschichte, höhnt Weltgeist, Frieden, Mut und Menschlichkeit, schlagt mit dem Rosenberg den Plato breit, macht einen Kant, eh Ihr ihn kennt, zunichte, besudelt, hudelt, lästert, hasst, bespeit

und richtet hin, auf dass man Euch nicht richte, begrabt den Geist und ohne Grabgeleit.

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Ist das nicht Meinungsfreiheit? Ihr dürft schmälen, soviel Ihr wollt, wir klatschen Euch Applaus, nur eines: nehmt Euch nicht zuviel heraus und wisst die Opfer Eurer Wut zu wählen. Die wahre Grösse ist für Euch kein Schmaus. Gott dürft Ihr zu den Scherzartikeln zählen. Doch heilig ist der Führer und sein Haus und heilig noch die allerletzte Laus,

die ihm zu Füssen kriecht. Wagt nimmer Sie zu quälen. Sonst ist es mit der Meinungsfreiheit aus!

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K.

Dr. Richard KERN.

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,, Da gibt es Flüsterer, die mit mäna denhaftem Eifer nach Material pirschen, Iwer suchet, der findet immer, und hätte nicht beispielsweise unser Doktor Goebbels die alten Dioskuren Schiller Wagner , Beethoven , Lessing oder in seinen persönlichen Schutz dann glaubet felsenfest: die gierigen

Kleist geholl:

Ma

terialsucher würden keinen Mozart oder Goethe schonen, um ihm Irrtümer und

Verstösse nachzuweisen."

So können sich denn die Grossen

des

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deutschen Geistes und der deutschen Kunst glücklich schätzen! Da unten sitzt Dr Goebbels , der Autor des ,, Michael" lässt den Herren Kollegen in Walhall nen persönlichen Schutz angedeihen. Köpfe des Dritten Reiches können es

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leisten, grosszügig zu sein. Im Bewusstsein der Deutschen Nation folgen auf Lessing Goethe und Schiller unabänderlich Goeb bels und Steguweit.

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Deutschland Mk. 0.25( 3.­Estland E. Kr. 0.22( 2.64). Finnland Fmk 4.-( 48.-), Frankreich Frs. 1.50( 18.­Grossbritannien d 4.-( Sh. 4.-). Holland Gld. 0.15( 1.80). Italien Lir. 1.10( 13.20)

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Jugoslavien Din. 4.50( 54:-), Lettland 0.30( 3.60). Litauen Lit. 0.55( 6.60). Luxem burg B Frs. 2.45( 29.50), Norwegen Kr.

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Le Gérant: Maurice COQUET.

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