Nr 267 BEILAGE

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NEUER VORWÄRTS

Nochmals Kriegsziel 1938

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31. Juli 1938

Stampfers Artikel in ab, dass sie möglichst von in diesem Falle wäre ohnehin alles, Sturze Hitlers , das wird beim Frie­Nr. 263 des ,, Neuen Vorwärts" ruft un- einer wieder geeinten Sozialde- in Ordnung. densschluss zu erweisen sein. Die willkürlich die Erinnerung zurück an mokratie abgegeben wird, er würde Hier wird von der Besorgnis ausge- deutsche Sozialdemokratie dient kei­einen anderen des gleichen Verfassers, sich durch Zustimmung der übrigen gangen und das ist ja auch die Vor- nerlei Imperialismus, weder deut­der mitten im Zusammenbruch des Linken verstärken, eine Erklärung aussetzung des Stampferschen Arti- schem noch fremdem, sondern der kaiserlichen Deutschland vor zwei also, die besagt: Im Falle eines neuen kels, dass die Sieger nach einem Völkerverständigung, der Demokratie Jahrzehnten- am 20. Oktober 1918- Krieges werde die deutsche Sozialde- Sturze Hitlers in die alten Fehler ver- und dem Frieden. Mit jedem Kriegs­,, Vorwärts" erschien. Es ist mokratie( bzw. die deutsche Linke), fallen, ja, dass sie durch das Phäno- gegner Deutschlands , der das gleiche jener bekannte Artikel, aus dem die alles tun, um durch den Sturz des Hit- men Hitler versucht werden könnten, anstrebt, werden wir mit grösster Be­nationalsozialistische Propaganda den lerregiments so rasch als möglich ei- sie sogar in verschärftem Masse zu reitwilligkeit, auch unter Opfern und Satz herauszupicken liebt: nen Dauerfrieden der Verständigung wiederholen. Nur davon wird geredet. Verzichten, die diesem Ziel dienen, das ist unser fester herbeizuführen, der das deutsche In solchem Falle sollen sie im voraus Einigung erstreben. Opfer und Ver­Wille als Sozialisten- seine Kriegsflagge Volk unter Verzicht auf jeden Impe- darauf hingewiesen sein, dass die Si- zichte aber, die dem Gegenteil der für immer streichen, ohne sie das letztemal rialismus in die Reihe der friedferti- tuation von 1918 sich trotzdem nicht Verständigung, die nur der Neuansta­siegreich heimgebracht zu haben." Der Satz enthielt nicht, wie seine gen Nationen, möglichst im Rahmen wiederholen wird. Die neue Situation chelung eines deutschen Chauvinismus sinnfälschende Isolierung durch die eines reorganisierten, sehr verstärkten wird sich darin unterscheiden, dass dienen, werden von der deutschen So­braune Propaganda glauben machen Völkerbundes zurückbringt. Würde keine ernsthafte Gruppe der Linken, zialdemokratie nicht unterzeichnet soll, den Wunsch nach einer deut­aber ein solches Streben von der vor allem keine ernsthafte Gruppe der werden. In solcher Haltung darf uns schen Niederlage die stand zu die- Gegenseite ähnlich wie im Jahre 1918 deutschen Arbeiterbewegung sich be- dann am allerwenigsten das Geschrei sem Zeitpunkt unabhängig von Wün- zurückgewiesen und würde ein besieg- reit finden wird, in eine Regierung solcher Leute auf gegnerischer Seite schen oder Nichtwünschen bereits fest Deutschland von neuem einem einzutreten, deren wesentliche Auf- beirren, die bei Wiederkehr eines Hit­Diktat unterworfen werden wie dem gabe in der Durchführung eines Ver- ler II. alsbald wieder anerkennen wür­von Versailles , dessen Ungerechtigkeit sailler Diktates Nr. 2 zu bestehen den: damals habe man allerdings dem deutschen Volke Unrecht getan... wortern offen zugegeben wird. Erst recht aber und ganz bestimmt Wir danken für die Leute, die immer doyer für einen Frieden ,,, der nicht dann würde jedenfalls die nicht würde die deutsche Arbeiterbe- erst die unmittelbare Gefahr des den Keim neuer Kriege in sich trägt."| Deutsche Sozialdemokratie( bzw. die wegung ,, Mandschuko"-Regierungen nächsten Krieges ihre Fehler bei Li­Stampfer wies darauf hin, dass die deutsche Linke) nicht noch einmal das für irgend welche durch Zerlegung quidierung des vorangegangenen er­„ Belastungsprobe", die der von ihm Experiment von 1918 wiederholen: sie Deutschlands gebildete Teilreiche kennen lässt.

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sondern er formulierte die Voraus­setzung auf deutscher Seite, um zu einem Dauerfrieden zu gelangen. Der

Artikel

war ein meisterhaftes Plä­

formulierte Verzicht für ein besiegtes Volk bedeute, in ihrem Erfolg von der Mässigung der Sieger abhängen würde

Wendung:

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heute von seinen derzeitigen Befür- hätte.

würde nicht ein zweites Mal aus ihren stellen. Das wäre der allerschwerste

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Reihen eine Erfüllungsregierung stel- und verhängnisvollste Fehler, der von

und schloss mit der prophetischen Man wende nicht ein, eine derartige

der Vergangenheit

sind."

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Das ist es, was wir heute schon er­klären können: Wer und in welchem Land auch immer den Gedanken an ein Versailles Nr. 2 oder gar an ein Ueber- Versailles mit deutscher Zer­

unserer Seite gemacht werden könnte. Gibt es nach dem Sturze Hitlers ir­gendwelche Sieger, die solche Pläne hegen, wir werden sie wahrschein­lich zunächst nicht daran hindern stückelung in sich trägt, der soll sich

können, aber wir werden sie ihnen

bereits jetzt darüber klar sein, dass durch nichts erleichtern. Dass wir es dafür keine Unterschriften aus den deshalb noch lange keine deutsche

Haltung während eines Krieges auf

ren wird, dafür hat Hitler selber aus­

Reihen der deutschen Arbeiterlinken

welchen Strohmännern à la Mand­schuko, zwischen denen und sich sel­

Erklärung schlüge unserer eigenen Frieden, der alle entwaffnet und aus Fein- war schwierig, das Experiment abzu­Sicherheit gibt auch dem Sieger nur ein Haltung von 1918/19 ins Gesicht. Es den Freunde macht. Aber eine Gefahr auch für ihn ist ein Frieden, in den ein Volk lehnen, bevor es angestellt war. heimkehrt, um in der blutigen Geschichte sollte selbstverständlich sein, seine siegten von heute die Sieger von morgen der missglückte Ausgang vorliegt. zu lesen, dass die Be- Wiederholung abzulehnen, nachdem Chauvinisten sind, das wird unsere geben wird. Ein Sieger mit solchen Absichten wird die Durchführung sei­Es gibt wohl heute keinen vernünf- Erzberger fuhr als als Optimist nach das allerschwerste zu beweisen haben, nes Diktates selber übernehmen müs­tigen Menschen in England oder Compiègne , um den Waffenstillstand Dass kein 4. August 1914 wiederkeh- sen, vielleicht mit Hilfe von irgend­Frankreich, der nicht zugesteht, dass abzuschliessen. Als die siegreichen die damaligen Worte Stampfers den Militaristen der Gegenseite in ihm nur giebigst Sorge getragen. Sobald er den Kern der Sache trafen. Aber damals- das geschlagene kaiserliche Deutsch - Krieg herbeigeführt hat, wird seine ber die deutsche Arbeiterbewegung damals waren sie völlig in den Wind land, nicht die werdende Demokratie Propaganda allerdings in allen Ton- das Tischtuch glatt zerschneiden wird. gesprochen. Ausser den nationalisti - erkennen wollten, war sein späteres arten hinausschreien: nicht um seine schen Zitatenfälschern hat niemand Los im Grunde besiegelt. Aehnliches und seines Systems Existenz ginge es, zweites betonen: den Minderwert ei­auf sie geachtet. gilt von der Prozedur in Versailles . sondern allein um das deutsche Volk. ner in den Schoss gefallenen Demo­( Man Ist es so mit einer Warnung ergan- und Genossen, die jetzt plötzlich in Sozialdemokraten, der es geblieben ten haben wir nach 1918 so gründlich sollte den Lord Londonderry Ich vertraue, dass er damit auf keinen kratie gegenüber einer selbst erkämpf­den, die immerhin im Zentralorgan ihrer Hitlersympathie und in ihrem ist, Eindruck machen wird. Dem deut- kennen gelernt, dass uns nur wenig damals wichtigsten Partei Deutschlands erschien, der Partei, die sichtbar in kurzem zur Macht zu ge- Victor Schiffs So war es in Ver- den Krieg loswerden will, so muss es von ihm provozierten Krieges, sondern langen bestimmt war, wie viel we sailles" zu lesen geben!)- Die Gegen- sich vor allem Hitlers entledigen. niger wird eine ähnliche Warnung in einem Organ der Emigration von 1938 Eindruck machen! Es soll hier nicht darüber gestritten werden, ob der Ar­

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Und noch deutlicher wollen wir ein

Ruhebedürfnis das damals Deutsch - schen Volk wird auch während eines ein zweites Mal danach gelüstet. Nicht land angetane Unrecht entdecken, Krieges nur zu sagen sein: Wenn es der Sturz Hitlers als Folge eines die Revolution gegen Hitler als Folge Aber dass wir dies wirklich um des eines ihm aufgezwungenen Frieden­Volkes willen, nicht im haltens

holen? Nun, dann wird sie wohl deutschen

tikel als Ganzes verfrüht ist denn sachliche Unrecht wiederholen, und sagen werden, das wird nach dem

noch sind wir ja nicht im neuen Welt­krieg, geschweige beim neuen Frie­densschluss. Man kann ihn gleichwohl als zeitgemäss ansehn, weil er mit der

Warnung

vor

einer Aufteilung

auch nicht das viel schwerer wiegende Interesse irgendwelcher Kriegsgegner Wunsch!

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das ist unser sehnlichster

Julius Civilis .

Gedenktag eines Vergessenen

Eugen Richters 100. Geburtstag

Deutschlands implicite eine Stellung­nahme zu der Frage enthält, wie die Sozialdemokratie zu einer Wiederab- dertste Geburtstag Eugen Richters ist. greifen Anlass bot, so konnte doch viel- stützt, nicht aber von der Freisinnigen trennung Oesterreichs durch die Sie- Mir ist der vor zweiunddreissig Jahren leicht ger sich stellen würde. Aber bei allem Verstorbene noch eine lebendige Erinne- schenruf machen, mit dem er der Per- ter war. Die Gegensätze auf der Linken bin ich davon überzeugt, dass wir we- rung. Als ich im Jahre 1898 zum ersten son des Kaisers zu nahe trat, und dann verschärften sich von Tag zu Tag, bis der durch treffende Argumente noch Mal die Journalistentribüne des Deut- geriet die Glocke wie von selbst in Bewe- schliesslich inmitten des Sturms August durch Beschwörungen Eindruck bei fremden Mächten, die vom Kapitalis- Mann und sprach. Auf kurzem Hals sass mus regiert werden, machen können; ein bärtiger Kopf

Wenige Menschen werden am 30. Juli Meister des parlamentarischen Wortes neuen Schutzzolltarif. Sie wurden dabei daran denken, dass dieser Tag der hun- war, der nicht so leicht zu einem Ein- von der Freisinnigen Vereinigung unter­ein Sozialdemokrat einen Zwi- Volkspartei, deren Führer Eugen Rich­

ber abhängen.

schen Reichstags betrat, stand unten an gung, und auf den Frevler zuckte der Bebel aufstand und dem Nachbar zur seinem Platz ein gedrungen- stämmiger Ordnungsruf nieder wie ein Blitz. Rechten das Wort ,, Verräter!" entgegen­Auf der Regierungsbank sass der klei- schleuderte. Von da ab sprach Richter von interessanter ne, vom Alter schief gewordene Reichs- nicht mehr von seinem Platze aus, wie s sei denn durch Hndlungen, die Hässlichkeit, die Stimme war hoch und kanzler Chlodwig Hohenlohe , neben es in der alten Zeit zumeist üblich war,

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Gibt es solche Handlungen?

wohl, es gibt sie.

nicht von ihnen, sondern von uns sel scharf. Das war Eugen Richter , der Füh- ihm der preussische Kriegsminister von sondern von der Rednertribune und nur

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rer der bürgerlichen Opposition einst ge- Gossler in Generalsuniform und hinter noch sehr selten. Am 10. März 1906 gen Bismarck , jetzt gegen Wilhelm II. diesem stand der Schwarm der gleich- starb er.

eine würdige und sehr bestimmte Er- Präsident von Buol stand klärung der Deutschen Sozialdemo- vorne gebeugt, angespannt lauschend: wegter. Die Sozialdemokraten führten gertums, so wie es war, noch ehe die

Ja- persönliches Regiment. Es war totenstill falls uniformierten militärischen Halb- Eugen Richter kam aus dem Westen. Eine davon wäre im der etwas taube konservative götter. Eugen Richter sprach zum Mili- In Düsseldorf geboren, Abgeordneter von vor seinem täretat. Es war ein grosesr Tag. Hagen jahrzehntelang, war er ein Ver­hohen Stuhl mit der Adlerlehne nach Vier Jahre danach war es schon be- treter des industriellen westlichen Bür­

-ihr Eindruck hinge mit davon denn wenn auch der Redner selbst ein ihren Obstruktionskampf gegen den Riesenhämmer der Schwerindustrie

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