brachte, vermischt mit ein wenig Schadenfreude an die Adresse des Kommissars, verwandelte sich dessen Blässe in ein jähes Rot, als ob er in Zornesüberschwang irwollte. gendetwas unternehmen Doch überlegte er sich's und setzte sich wieder zu seinen Wachtmeistern auf den Stuhl vor seinen Notizblock. Er war fortan nur noch ein stummer Gast. Er liess es, für das damalige Breslau unerhört, sogar zu, dass einige Hunderte sich draussen aufstellten, um August Bebel ihre Abschiedsgrüsse zuzurufen.
Am Vormittag war er mit einigen Freunden am Grabe Lassalles auf dem Breslauer Friedhof: ,, Hier ruht, was sterb-| lich war an Lassalle, den Denker und Kämpfer." Die Welt zwischen August Be bel und uns hat sich stärker gewandelt als diejenige zwischen Lassalle und Bebel. Aber die Empfindungen der Dankbarkeit und der Wehmut aller deutschen Sozialdemokraten überbrücken an seinem Züricher Grabmal den Wandel der Geschichte. Keiner hat grössere Anforderungen an andere gestellt als August Bebel , aber zugleich auch an sich selber: ein zeitlos giltiges Beispiel. G. B.
Schlechtes Gewissen Seyss- Inquart freut sich nicht Die in Deutschland abgespielte Ausstellung ,, Der ewige Jude " ist nunmehr nach Wien verfrachtet worden. Seyss- Inquart , der das Reden in den letzten Wochen gern den ,, Gästen aus dem Altreich" überlassen hat, musste bei diesem Anlass eine Ansprache halten. Wie er sich seiner Aufgabe entledigt hat, verdient beachtet zu werden. Laut ,, Neue Freie Presse", ( Nr. 26544) sagte er:
,, Wenn wir die Räume durchschreiten und die Bilder der Vergangenheit an den Wänden sehen, so wird uns vor allem eines klar werden: was an Niedrigkeiten und Schwächen im eigenen Volk durch das Judentum aufgerufen und was alles durch den Nationalsozialismus überwunden wurde! Es ist gut und nützlich, an diese Zeit erinnert zu werden, denn unser Gedächtnis, auch unser politisches Gedächtnis, ist kurz."
Nach dem unvermeidlichen Hinweis auf die ,, unüberbrückbaren Gegensätze zwischen jüdischer und arischer Wesensart" fuhr Seyss- Inquart fort:
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, Wir wünschen diese Härten nicht und wir freuen uns nicht darüber", aber die Aufschriften ,, Juda verrecke" ,,, Judensau" usw. zieren noch Mauern.
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Reichsstatthalter Seyss- Inquart wesis das alles. Es vollzieht sich dicht vor seinen Augen. Wenn er selbst es ,, nicht wünscht" und sich nicht so wie seine Kampfgefähr ten darüber freut wie ist ihm dann eigentlich zumute? ,, Unsere Generation ist berufen, um den Kampf für die kommenden Generationen auszutragen." Oder, wie es kürzlich ein gleichermassen desillusionierter National sozialist ausdrückte:„ Unsere Generation muss sich die Hände schmutzig machen" Diese alten Kämpfer sind nicht mehr überzeugt von dem, was sie tun, und sie sind zu feige, es zu lassen. Lauwarm in Guten wie im Bösen, haben sie nur noch eine schwache Hoffnung. Die Hoffnung dass der Erfolg ihre verabscheuenswürdi gen Taten in dem selbst in seiner Rede angerufenen zen politischen Gedächtnis der Menschen auslöschen möge.
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Seyss- Inquart durch seine Erkenntnis nicht entlastet, die üble Rolle, die er im ungleichen Kamp Hitlers gegen Oesterreich spielte und die er heute weiter zu spielen gezwungen wird dadurch nicht abgemildert. Berlin versagt ihm sogar das Recht, der deutschen Oeffentlichkeit seine Zweifel der vorsichtigen Form der obigen Rede be kanntzugeben. Die Wiener Blätter haben diese Rede voreilig gedruckt. Später wurde sie durch den Zensurfilter des Propaganda ministeriums geleitet, und in den deut schen Zeitungen des ,, Altreichs" war von ihr nur ein Passus übrig geblieben, der entweder nie darin vorkam oder in Wien verschwiegen wurde.
zu gut, sodass sie schon wieder anfangen Wenn man sagt: frech zu werden..
der Jude ist auch ein Mensch, so liegt darin schon ein klares Misstrauensvotum".
unserem Volkskörper in jeder Beziehung auszuscheiden. Und wenn dieser unerbittliche Weg im einzelnen mit Härten verbunden ist, so wünschen wir diese Härten nicht und freuen uns nicht darüber, wir weichen ihnen aber auch nicht ,, Wir wünschen diese Härten nicht und aus, dann wir wissen dass wir hier un- freuen uns nicht darüber", aber am 28. serem Schicksal und dem Gebot dieser April las man in der Wiener Ausgabe des Zeit folgen und folgen müssen. Diese unsere Generation ist berufen, unter der Völkischen Beobachters": Führung Adolf Hitlers anzutreten, um den Kampf für die kommenden Generationen auszutragen."
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,, Reichsstatthalter Dr. Seyss- Inquart betonte in seiner Eröffnungssprache die besondere Bedeutung der Judenfrage für die Stadt Wien und die Ostmark. Jahre lang konnten das Judentum und seine Helfershelfer den Kampf gegen
das
Deutschtum führen und Wien zu einem der grössten Zentren der Ostjuden ma chen. Erst durch die Tat des Führers und der Partei wurde die Ostmark wie der frei und wird nunmehr wieder wie früher ihren Abwehrwillen gegen ländische Invasionen bekunden."
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( ,, Münch. Neuesten Nachr." Nr. 215): Die Schranken der Kritik sind noch en
,, Der Wiener meint, es sei am besten, den Juden bis aufs Hemd auszuziehen, wenn er bei seiner Einwanderung überhaupt eines mitgebracht hat, und ihn an irgendeine Grenze zu bringen. Wenn er ger gezogen, als der Statthalter von Oester nicht freiwillig geht, muss man eben reich, Untergebener des Gauleiters Bürckel , ein bisschen nachhelfen. Juden, lasst alle gefürchtet hat. Seyss- Inquart wird sich hi
ten müssen.
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,, Jeder Versuch, sich über diese Gegen- Es ist in der letzten Zeit um den sätze hinwegzutäuschen, würde zu Ka- Deutschböhmen Seyss- Inquart viel herumtastrophen im einzelnen wie im Volks- gerätselt worden. Man wusste, dass er sich leben führen, denn schliesslich bricht in Berlin über die Erobererallüren der aufgestaute und zusammengeballte preussischen Partei- Besatzungsoffiziere beHoffnung fahren..." Widerstand doch einmal durch und verklagt hat, man wusste, dass er höhnisch ,, Wir wünschen diese Härten nicht, und nichtet letzten Endes Werte." zurückgewiesen und trotzdem gehalten wir freuen uns nicht darüber", aber durch ,, Letzten Endes" ist ein neudeutsches Rohstoffmangel in Metallbetrieben. Modewort und besagte garnichts. Aber man noch mehr zu steigern. wurde, um die Verärgerung in Wien nicht Wiens Strassen wurden Tage und Wochen den Wiener Metallbetrieben Was man nicht lang die sogenannten Putzkolonnen getrie sich in wachsendem Masse Rohstoffman denke sich dieses Garnichts aus dem oben wusste, war, wie sehr diesem Manne schon ben. Greise wurden bis zum Umsinken malzitierten Satz weg.... und vernichtet brauner trätiert. Eine junge Jüdin zwang man, im reits zur Unterbrechung der Produktion gel bemerkbar, der in einigen Fällen heute, nach wenigen Monaten Werte". Welches Geständnis ist dem Steig- Herrschaft, vor dem Geiste graut, den er weissen Hochzeitskleid fünf Stunden lang führt hat. Die Belegschaften mussten Stiegen zu scheuern.
bügel- und Statthalter des deutschen Rassismus hier entfahren. Und dem Geständnis folgt auf dem Fusse die Selbstverteidigung:
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In Wien rast der pöbelhafteste Antise- ,, Wir wünschen diese Härten nicht, und die mitismus, der selbst von Deutschen je los- wir freuen uns nicht darüber", aber mehr Unter Rohstoffe wieder eingelangt waren gelassen wurde. Seyss- Inquart versichert: als hundert burgenländische Juden wurden dass der Rohstoffmangel schliesslich auch ,, Der Nationalsozialismus vernichtet Wir wollen diese Härten nicht und wir auf einem schmalen Steindamm mitten in zu Entlassungen führen wird. Infolge nicht und er zerstört nicht... Es han- freuen uns nicht darüber", aber am 30. der Donau ausgesetzt, nachdem man sie ses Umstandes gehen viele Aufträge delt sich uns nicht darum, jüdische Men- März sagte Goebbels in seiner ersten Wie zuvor aller Habe beraubt hatte. Unter ih- loren, da keine Verpflichtung auf einen ein materielles Unglück zu stürzen. Uns ner Wahlrede in der Nordwestbahnhalle: nen waren ein 82jähriger Rabbiner, kranke gesicherten Lieferungstermin übernommen geht es darum, das jüdische Wesen aus ,, Den Juden im Reich geht es gut, viel Frauen, mehrere kleine Kinder.
werden kann.
war glücklich, als er dem Drill mit sieb wurf Begonnene harrt der Vollendung, und er sich kurzerhand zum Sein Arbeiterleben beginnt, wirbelt ihn die politische Beengung des Exils nicht halter ernennen liess.
leibhaftig, Gemütlichkeit
Otto Krille königlich- sächsische Soldatenschule Soldatenschule und len eingebüsst. Manches in grossem Ent- Würdentitels nicht mehr genügt, weshalb Generalfeldmythos Gruss dem Sechzigjährigen zehn Jahren den Rücken kehren konnte. wir wünschen unserem Genossen, dass ihm und zu Allvater Wotans irdischem Statt Am 5. August hat der sozialistische Dich- durch einige Berufe, bis ihm ein wohltäti- zur Hemmung werden möge. Toll ist diese Dickleibig und ordenbehängt wandell ter Otto Krille sein Sechzigstes vollendet. ger Mensch die Möglichkeit gibt, ein Jahr Zeit und voll unerhörter, zerschmetternder, Mythos Göring etwas anfechtbare Etikett Arbeiter- lang an der Humbold- Akademie und der irrsinniger Widersprüche. Höchste Aufgabe mimend, Kinder tätschelnd und Menschen Freien Hochschule in Berlin zu des Dichters unserer Tage: das Antlitz un- leben zertretend, durch eine Zeit, die be dichter ist auch ihm aufgeklebt worden. Es Neuen stammt aus dem letzten Jahrzehnt der Vor- lernen. Die ersten Gedichtbände erschei- serer Jahrzehnte in Trotz und Zorn gestal- müht ist, seiner würdig zu kriegszeit, als aus der Welt der Arbeit jene nen. Er wird Redakteur an sozialdemokraten zu helfen, in Traum oder Aufruf die läppisch- eitles Gebaren halb Natur, Jungen auftauchten, die in poetischer Art tischen Zeitungen, versucht sich in drama- Stimme der Wahrheit und menschlicherer gar bewusste Mache und das Grauen des Volkes in spiessbürger Otto Krille gehört zu den Berufenen. Auf liche Erheiterung umzubiegen. Er kennt Der Weltkrieg unterbricht sein Schaffen, einem Scheitelpunkte seines Lebens wissen das Volk nicht, das da Göringwitze flüstert
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nur um sich selbst über Qual, Schmach und Angst der Göringzeit hinwegzuhelfen. Jüngst war er in Dänemark . Die skandi navische Zeitung„ Nya Dagligt Allehanda"
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von Not und Sehnen, Lieben und Hassen, tischen Würfen, bringt die Geschichte sei- Zukunft zu sein. Schaffen und Hoffen des Proletariats san- ner Jugend heraus. gen. Zu ihnen gehörte Otto Krille. Er ist sogar einer ihrer Vorläufer und Wegebah- Nur wenige Gedichte fallen in diese Pewir in diesen Tagen einem Dichter als ner. Die beste deutsche Lyrik nach 1900, riode. Er wurde still in einer Zeit, in der Gruss nichts Stärkeres zu sagen. rg. die der Arno Holz , Dehmel, Liliencron , andere Lyriker von sich reden machten. hatte sommerliche Reife und Süsse er- Die einen, indem sie Verteidigungswillen reicht, ohne schwachherzig zu sein, und bedichteten, die anderen, indem sie defaies war falsch, junge Proletarierdichtung tistisch klagten und den Kriegsgott täglich Gold, Edelsteine und Gestapo an dieser Reife zu messen. Denn das Neue, dreimal frassen, wie die Lümpchen Johst Gold, Edelsteine und Gestapo Eigenwüchsige an ihr war: aus proletari- und Bartel, borg das Gerücht von Görings Ankunft. ,, Schon bei Lebzeiten ist der General 19 Uhr war der Hafen schwarz von scher Tiefe stieg ein lyrisches Sehnen auf, Kriegsbeschädigt, von einem Nervenleiden feldmarschall zur mythischen Gestalt ge gierigen. Als seine Yacht auftauchte, dass von dieser Tiefe in einfachen, aber gepeinigt, so schied Krille im Dezember worden gültigen Rhythmen kündete und Gradmesser 1918 aus der deutschen Armee, schlug sich In den letzten Jahren des Gutsherrn von neuen schneeweissen Seglerkostüm, Göring auf Deck stehen in einem für die in der Arbeiterschaft sich regenden recht und schlecht durch, wurde später Neudeck gehörte dieser Satz zum eisernen Dolch an der Seite und mit einer Schärpe Kulturkräfte war. Krille gehört zu den Gausekretär des Reichsbanners für Phrasenbestand ersten und kräftigen Zeugen dieser jungen Oberbayern , schrieb für die sozialistische Leitartiklers. patriotischen geschmückt, die von Gold, Diamanten sozialistischen Kultur. Presse. Zwischendurch entstanden Gedichten mehrten sich jene, die vom her dichte, Novellen, Skizzen, ein Kinderbuch. kömmlichen billigen Kampfpoem und Fanfarenstoss los kamen und besinnlicheren
Unter seinen Ge
die Hitlerbarden von heute.
99
jeglichen
Neulich las ich ihn wieder.
man
den
treter
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Rubinen nur so funkelte... Später
und
bei
der Goebbelsrotation ausgespieenen ten im Sonnenuntergang...
39
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es wirklich nur die scheidende
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der Abfahrt stand Göring wieder auf Deck, Nicht in einer alten, angegliederten Zei die Hände auf den breiten Hüften und die Im Laufe seines Schaffens tritt die laut tung, sondern in einem nagelneuen friscb Diamanten und Rubine funkelten und blitz Stimmungen der Arbeiterwelt nachgingen. kämpferische Note mehr und mehr hinter von Wer guten Willens ist, kann an Krilles Ju. Träumendem, Sucherischem, Abgeklärtem Presseprodukt, made in Germany 1938. War es gendgedichten erleben, wie im jungen Ar zurück. Er wurde„ Wanderer im Zwie- Das Mythenangebot des zwanzigsten, sehr Abendsonne,
waren es wirklich nur
Oberhenkers,
die
Oder
Ge
beiter der Schönheitsdrang erwacht, wie licht", wie der Titel seines 1936 im Ver- sonderbaren Jahrhunderts übersteigt bei roten Rubine des dahinsegelnden mit Raff
er, zwischen den Schlachten, in vergeistigte lag Oprecht erschienen, reifsten Gedicht weitem das Mass aller Nachfrage. Und so keschmuck behängten bandes lautet. Heute lebt er in schweizeri- bezog denn jener aus der Hindenburgzeit das Bild in so rote Glut tauchten? einem geerbte Klischeesatz sich nunmehr nicht kam der Schein vom roten Blut der Exil, ausgebürgert von Dieses Sehnen brachte er aus einer wenig System, das von Sonne beschienenen Kinderzeit mit. In kann. Ist auch sein Dichten schwermüti- selten noch erwähnt werden darf), son- thischen Jahrmarktmarschalls klebt? Sachsen als Sohn eines Maurers geboren, ger geworden, so hat seine breite, kräftige dern auf den des Reichstagsbrandes, dem kam er schon mit zwölf Jahren in eine Natur doch nichts von ihrem Kämpferwil- auch der Schall des höchsten militärischen
nur Mameluken brauchen auf den Strategen von Tannenberg( der nur mordeten her, das an den Hånden des my
Gefilde strebt.
schem
zwisch
regiert
türlich
lizei n
schwei
gerüste
fach al
Görin