Wenn schon Kritik

Die abgesetzten Kunstausschüsse

Wer die Filmseiten der Nazipresse ver­folgt, der sieht, das dem deutschen   Film vor allem Menschendarsteller fehlen. Da der schauspielerische Nachwuchs schwach ist, wird am laufenden Band neuer ausprobiert. Wie vor einiger Zeit der Reichsfilmdrama­turg, so musste sich auf der Jahrestagung der Reichsfilmkammer  ( 11. März) auch Göbbels   gegen diesen Verschleiss wenden. Im Bericht des ,, Völkischen Beobachters" las man:

zu

,, Er schilderte eindringlich die Gefah­ren, die daraus entstehen können, dass es diesem Nachwuchs vielfach heute leicht gemacht werde, und dass er sich nicht mehr so sehr wie früher in hartem Kampfe erproben und durchsetzen

müsse.'

Die Konkurrenz ist auf das Gebiet der Gesinnung verschoben worden, aber der Propagandist wird trotz allem nicht müde, den ,, Aufstieg des deutschen Films" zu ver­heissen. ,, Dem so viel gerühmten amerika­ nischen   Marxistenfilm gegenüber hat der deutsche Film die Führung genommen..." Es kommt auf einen blöden Zungenschlag mehr oder weniger nicht mehr an, namentlich nicht, wenn man wiedermal ein Fiasko zu berichten hat. Goebbels   besorgte es mit dem­selben hohlen Pathos, mit dem er den Film­produzenten vor zwei Jahren künstlerische Beiräte aufgezwungen hat. ,, Der Künstler hat mitzubestimmen, der Künstler hat die Führung zu übernehmen", hiess es damals mit diktatorialer Sicherheit. Es kam so, wie es die Fachleute voraussagten, und Goeb­ bels   gestand:

Wozu?

Gedanken eines K d F- Fahrers an Deck

Ich nähre mich und zwar in der Fabrik-, um meine Kraft dem Volke zu erhalten. Ich gehe ins Theater, ich höre Musik, um meinen Feierabend artschön zu gestalten.

Ich zieh die Fahne auf und brülle laut,

damit man keinen Staatsfeind in mir sehe. Ich suche mir eine gebärfrohe Braut,

auf dass ich in der Nachwuchsschlacht als Held bestehe.

Ich arbeite 12 1/2 Stunden und mehr, um mich des Führers würdig zu erweisen. Nicht, dass es mir gut geht, nein Deutschland   zur Ehr schickt man mich jetzt mit tausend anderen auf Reisen.

Früh: Bordgymnastik, deutscher Volksgesang, Gemeinschaftsfrühstück und Gemeinschaftssonne, am Bordfunk ein Heimats- Gemeinschaftsempfang und abends: Landbesuch der KdF  - Kolonne.

Die Italiener, fast so stramm wie wir, begrüssen uns mit zackigem Gepränge.

Vom Land sieht man garnichts. Sie stehen Spalier und jeder hört des andern Volkes Kriegsgesänge.

Mir scheint, ich habe mich nicht recht erholt. Ich möchte mich im Seesand still begraben. Ich weiss nicht, warum man durchs Wasser karriolt, ich kann das alles grad so gut zuhause haben.

Ich möchte einmal irgendetwas tun, was keinen Zweck hat. Ganz für mich alleine. Geschenkwanzen züchten. Vielleicht auch ein Huhn durchs Brandenburger Tor   geleiten. An der Leine. Ob mit uns Deutschen   etwas nicht ganz stimmt? Was ist nur falsch? Wie kann mans gerade renken? Es ist nicht gesund, wenn man Werksferien nimmt. Man hai auf Reisen zuviel Zeit zum Denken.

das

deutsche   Volk ist... Man könnte diesen Dienst im Sport, in den Lagern und auf Fahri als einen Dienst für die Lebensfreude bezeichnen."

Die ,, erblich nicht vollwertigen" Kinder sind dienstuntauglich und haben auf Lebensfreude( auf den Dienst für Lebens­freude) keinen Anspruch. Oder wie die ,, National- Zeitung" vom 21. März es aus

drückt:

,, Die Kinderlandverschickung erfasst alle Kinder unseres Volkes in Stadt und Land, die um ihres für ihr Volk wichti­gen Gesundheitszustandes wegen der Er­holung bedürfen, und deren Eltern nicht imstande sind, selbst für die notwendige Erholung der Jungen und Mädel zu sor gen... Sind die Hilfsbedürftigkeit und Erholungsnotwendigkeit

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grundsätzlich Voraussetzung, so ist nicht weniger schlaggebend. ob das Kind in seinen kör­merlichen und seelischen Anlagen für die Volksgemeinschaft wertvoll ist. Grundgesundheit in jeder Hinsicht muss vorhanden sein, denn nicht Mitleid ist

dem

Obigen erkannt wird.

Gass es

NSV  - Prinzip. sondern allein der Nutzen für die Nation. Das Kind, von dem neben deutsch  , erbgesund und wertebergend ist, ist jenes Kind, das in die Familienbe treuung auf dem Lande und in erholungs­versprechende Pflegestellen der Satdt ge schickt wird."

er­

Nur die„, wertebergenden Kinder" wer­den also gesund, das heisst wehrtauglich halten. Sie dienen dazu, reihenweise in einem Krieg erschossen zu werden, den Deutschland   soeben auf dem besten Wege ist zu provozieren.

Der liberalistische Standpunkt ist damit endgültig überwunden und an seine Stelle ist die rassische Ver­nunft getreten: nicht gesund sein, um ge sund zu sein, sondern gesund sein, um jung

sterben zu dürfen.

Colold

Dem Schulsterben in Deutschland   ist auch das Rastatter   Gymnasium zum Opfer gefal­len, das Mitte des 18. Jahrhunderts gegrün­det worden ist und zu den ältesten Anstal­ten Süddeutschland   gehörte. Die noch be­

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der zu den Gedanken einer vernünftigen Stelle der Nachtigall der Rasseprüfer getre- stehenden Klassen werden fortgeführt, Neu­Lebenshaltung im Interesse der Förde- ten. Alles im Zeichen des Antimaterialismus aufnahmen von Schülern finden nicht mehr der Gesundheit der Jugend und und im Kampfe gegen die ,, Marxisten", die statt. ihrer späteren Leistungsfähigkeit zu er- angeblich aus dem Menschen eine Ware ge­

rung

ziehen."

macht haben.

,, Und zwar habe er ganz bewusst dem Aufsichtsrat ein Gremium von künstleri­schen Menschen. sozusagen einen künst­lerischen Aufsichtsrat, gegenübergestellt. Die Zündungen und Reibungen, die da­durch zwangsläufig hätten entstehen müssen, hätten nicht etwa zu grösseren gegenseitigen Leistungen emporgesteigert. sondern sie hätten nur den endgültigen Beweis dafür erbracht, dass hier sich zwei Gruppen gegenüberstanden, die eine verschiedene Sprache sprachen und zwi­schen denen es eine tatsächliche Verstän­digung nicht geben konnte. So hätten sich aber die Verhältnisse zwangsläufig ( ,, Frankf. Zeitung" vom 18. 1. 39) Folgerichtig liest man in der National­dahin entwickelt, dass die Erkenntnis all­Für die gesamte Führerschaft der Hitler- Zeitung" vom 11. März: gemein geworden sei, dass auch der Film in die Hände einzelner Verantwortlicher Jugend hat man einen Verlobungsgeneh­als berufener Treuhänder hineingehöre." migungszwang" eingeführt. Nur ,, erheblich dürfen aneinander Es solle ,, in Zukunft auch im Film die vollwertige Partner" Persönlichkeit führen". Auch hier müsse Gefallen finden. An die Stelle des Frühling das Führerprinzip gelten, weshalb die ist weshalb die ist das Sippenforschungsinstitut, an die Kunstausschüsse nur beratenden Charakter behalten dürfen. Der Zug zum Schlager siegt. Die Kunstausschüsse standen der Ver­flachung der Filme, der Herausstellung un­entwickelter Kräfte, der Spekulation auf Tanz- und Girl- Erotik entgegen das ,, Füh­rerprinzip" legt die Entscheidung in die Hände der Produzenten zurück. Um den Rückzug unauffällig zu machen, leistete er sich vorher einige verknöcherte Belehrun­gen über Demokratie und Kritik:

,, Im demokratischen Regime ist es

setzten kritisieren: bei uns aber kritisie­

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Mode, dass die Untergebenen die Vorge- Hochstpreisen ren die Vorgesetzten die Untergebenen. S- té d'Horlogerie Franco- Suisse Mit anderen Worten: Wenn schon an den 23, Bd_d. Capucines vis- à- vis Café de la Paix in der Oeffentlichkeit bestehenden Er- u. 49, Fbg. Montmartre Tél.: Ope 41-39 gebnissen Kritik geübt werden soll, so muss es von denen geschehen, die das Recht zur Kritik besitzen. Das aber sind Tægi. günst. Occasionsverk.-- Man spricht deutsch  immer nur die, die den Mut haben, auch die Verantwortung zu tragen." Der braune Oberschulmeister Demokratie nicht begreifen, aber die Dik­tatur hat er famos charakterisiert: Maulhal­ten und Steuerzahlen! Die Welt ist eine preussische Kaserne und kennt nur zwei Klassen: Vorgesetzte und Untertanen.

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Wenn schon Kritik, dann gegen den, der Die maschinelle Waschanstalt de l'Est) ist nicht zu vergleichen mit den üblichen

mundtot ist.

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Die demokratischen Länder sind noch immer voll von hoffnungslosen Ignoranten, die sich einbilden, ein Kind solle gesund sein, um gesund zu sein. Einfach weil Ge­sundheit der natürliche und wünschens­werte Zustand des Menschen ist. Der Ge­sellschaft, so meinen diese Träumer, falle unter anderem die Aufgabe zu, ihre Mit­glieder in möglichst grosser Zahl gesund zu erhalten oder sie im Krankheitsfalle zu hei­len, damit... ja, es gibt kein anderes Da­mit als dies eine: damit sie gesund sind. Der Nationalsozialismus hat schon im­mer das nüchterne Zweck denken der libe­ralistisch verseuchten Staaten verworfen. Deshalb stellen sich die deutschen Macht­haber auf der Standpunkt: entweder die Gesundheit des deutschen Nachwuchses hat den Zweck dem Dritten Reich   die Vorherr­schaft in der Welt zu sichern oder sie hat gar keinen Zweck. Das Jahr 1939 ist des­halb zum Jahr der Gesundheitspflicht" er­nannt worden. Die Jugendführung hat sich die Aufgabe gesetzt,

..die Angehörigen der HJ   und des BdM jn Heimabenden, durch Vorführungen und Vorträge, Flugblätter und Lichtbil­

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