Reklame in Not

Wofür darf in Sparta geworben werden?

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Der Nürnberger Trichter

Die deutschen Machthaber erhalten gern Volks-, Gesundheits- und Wirtschaftsfüh­den Schein aufrecht, als gebe es in rung ausgerichtet werden." ( ,, National- Zeitung" Nr. 96) Deutschland ein normales Wirtschaftsleben. Dass die Wirtschaft ,, gebunden" ist, lässt Er bezeichnete es als unzulässig, das Die Nationalsozialistische Partei gibt so­sich zwar nicht mehr abstreiten, aber man Rauchen als gesundheitlich unbedenklich genannte Schulungsbriefe heraus, an deren tut so, als halte man sie an einer sehr lan- hinzustellen oder sich mit der Tabakwer- Hand sich die Untertanen ohne viel Zeit­gen Leine, die ausreichende Bewegungsfrei- bung an Frauen und Sportler zu wenden. aufwand über alles unterrichten sollen, was Endlich werden die Inseratenseiten der sie den braunen Pseudo- Wissenschaftlern heit gewähre. Das haben sich die Reklame­fachleute bisher zunutze gemacht, und wenn deutschen Zeitungen nicht mehr aus dem nachzubeten verpflichtet sind. In einem ire Werbung gelegentlich nicht recht mit Rahmen fallen, endlich werden auch sie Reklameaufruf, der gegenwärtig durch die der sogenannten Verbrauchslenkung über- ihre Zensurstriche, Auflagenachrichten und deutsche Presse geht, heisst es: einstimmte, so konnten sie sich jederzeit Kriegsparolen vorweisen können. Die Kon­auf ein gutes Dutzend Führerworte beru- zentrationslagerleiter tun gut daran, schon fen, die zum Lobe der freien Unterneh- heute eine Anzahl von Plätzen für die Er­merinitiative gesprochen wurden. Bisher ziehung von Reklamefachleuten zu Bisher ziehung von Reklamefachleuten zu reser­sind die Marktregler denn auch um die vieren, und in einiger Zeit wird man wohl Wirtschaftswerber herumgelaufen wie die in der Rubrik ,, Wirtschaftswerbung" lesen Katze um den heissen Brei. Man kann die können, dass Butter nicht nur schlecht sondern Kunstkritik verbieten, die Malerei in ein schmecke, auch Hautausschläge Korsett zwängen und der Literatur einen hervorrufe, dass der Genuss von Obst ein engmaschigen Maulkorb vorbinden, ohne vorzeitiges Altern zur Folge habe, dass dass der zahlkräftige Teil des Auslandes Kaffee leicht Malaria erzeugen könne und die Ohren spitzt. Aber wenn die Inseraten- dass auf einen gesunden Lebensabend nur dürfe, der sich aus­teile der grossen Zeitungen sichtbar an derjenige rechnen starre Richtlinien gefesselt sind, wird der schliesslich mit Kartoffeln und Sauerkraut Exporteur Brown in Manchester plötzlich ernährt.

wurde ,, Ex oriente lux", aus dem Osten das Licht, das Schlagwort einer nun ver gehenden Zeit, verliert seine Bedeutung. An dessen Stelle muss es nun heissen: ,, Ex occidente lux", aus dem Norden kommt alles Licht der Welt. Ebenso, wie bei der kurzen Betrachtung der geschicht lichen und vorgeschichtlichen Dinge, ist es bei der Betrachtung des biologischen Werdeganges unseres Volkes. So reiht sich Problem an Problem... Wir brau chen aber in unserer schnellen Zeit ein leicht verständliches Mittel, das uns das

so notwendige politische Wissen in kurz gehaltener Form gibt und uns noch Zeit lässt, das Gelesene zu verwerten. In je­dem deutschen Hause ein Schulungs­brief!"

Gegenwärtig ist Deutschland ein weisser ,, Jeder deutsche Mann und jede deut- Fleck auf der Landkarte. Wenn ernsthafte sche Frau lesen den Schulungsbrief!" Forscher eines Tages wieder das ausge mit dessen Hilfe sie u. a. das Deutsch dehnte und sich gegenwärtig immer weiter erlernen können, in dem diese Ueberschrift ausdehnende Gebiet bereisen können, wer­abgefasst ist. den sie erstaunt wahrnehmen, was für ein

,, In dieser Zeit wird die Geschichte des seltsames Weltbild seine Bewohner haben deutschen Volkes umgeschrieben und be- und wie sehr die verbreitete Geschichts­kommt einen anderen Sinn. Erstmals hat legende im Widerspruch mit der Wahrheit sich das deutsche Volk so weit frei ge- steht. Dann kommen die Schulungsbriefe macht, dass es die grossen Ereignisse im vielleicht in ein Museum der Irrungen und Werdegang unseres Volkes aus der je­weiligen Zeit heraus zu verstehen lernt und nicht mehr urteilt, ob die Ereignisse in die jeweiligen religiösen Empfindun­gen hineinpassten. Endlich wird der deutsche Mensch sehend und urteilt über

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Der Eintopfsonntag soll nächstens auch alle Ereignisse so, ob sie für das Volk als in der Tschechoslovakei eingeführt wer das Allerwesentlichste gut oder nicht gut den. Die Mitglieder des tschechischen Ka­bei der Besichtigung des Denken wir nur an die neue Wertung Hilfszugs Bayern auf dem Messegelände in des Verhältnisses Karls des Grossen zu Prag zum ersten Male den, deutschen Ein­Widukind, an den Gang Heinrichs IV. topf" zu kosten bekommen. So breitet sich nach Kanossa , an das Verhältnis Fried- die deutsche Zivilisation unaufhaltsam ( Barbarossa) zu Heinrich dem über die eroberten Gebiete aus. Löwen, an die Stellung Friedrichs des Grossen und Bismarcks zu ihrem Volk Das ,, Prager Tagblatt" hat nun doch am und zu den weltanschaulichen Strömun- 5. April sein Erscheinen einstellen müssen. gen ihrer Zeit. Wenn wir weiter heute auf Die unwürdige Kriecherei vor den neuen Grund der Wissenschaft des Spatens als Herren hat der ehemals liberalen Zeitung unumstössliche Tatsache feststellen kön- also nichts genützt, hat ihr aber noch kurz nen, dass unsere Vorfahren weit vor un- vor ihrem Ende die Verachtung des frü­dann steht diese Erkenntnis vorerst völ- heren Leserkreises eingetragen. lig im Gegensatz zu dem, was uns bisher Deutsche Botschaft über unsere Vorfahren erzählt und gelehrt

dahinter kommen, dass in Deutschland ein System herrscht, das seiner Vorstellung von Bolschewismus garnicht so unähnlich ist. Liebling des Volks zu sein Jetzt aber ist der Zeitpunkt gekommen, wo Adolf Hitler hat sich bekanntlich nach die Aufrechthaltung des Scheines immer und nach schwieriger wird. Man kann die Reklame seinen jüngsten Heldentaten dem Hinausbrüllen einer Rede, deren nicht mehr frei herumlaufen lassen, man richs I. denn Uebertragung wegen der darin enthaltenen muss ihr eine Uniform anziehen, Krieg ist Krieg. Die nationalsozialistische Unflätigkeiten für das Ausland unterbro­,, Reichsfachschaft Deutscher Werbefach- chen werden musste, auf einem KdF- Damp­leute"( NSRDW), die seit fünf Jahren be- fer in die Nordsee eingeschifft. Die Essener steht und in der alle deutschen Werbefach- National- Zeitung"( Nr. 94) kann sich ihrer leute zwangsweise zusammengefasst sind, Rührung kaum erwehren. hat deshalb zum ersten Mal unter der Lei­tung des ,, Stabsleiters der Reichspropa­gandaleitung", Hugo Fischer , eine grosse Arbeitstagung abgehalten, und zwar in Bayreuth , dessen Atmosphäre dem Re­klamewesen besonders günstig ist. Auf die­ser Tagung erhielten die Reklamemacher einen Rüffel und eine Marschroute. U. a. sprach der Geschäftsführer im Werberat, M. Ruban, über ,, Neue Wege der Werbepo­litik":

,, Man bedenke: ein Staatsoberhaupt ir­gendwo auf der Welt würde mit seinen ersten Mitarbeitern auf einem Passagier­schiff reisen. Was wäre die Folge? Un­terteilung des Schiffes, strenge Bewachung der Zugänge, Dienstbeflissenheit der ei­nen, Neugier und verhinderte Zudring­lichkeit der anderen. So mag es bei an­deren Systemen aussehen, wenn die Füh­rung des Staates überhaupt einmal geneigt ist, sich zu einer Erholungsreise auf ein Schiff zu begeben: wenn sich die Auto­rität gnädig wirklich einmal unter das Volk mischt".

Auf dem bewussten KdF - Schiff war das

,, Die Wirtschaftswerbung und alle, de­nen ihre Führung und Gestaltung anver­traut ist, müssten sich auf die veränder­ten Aufgaben der Wirtschaft und ihre ganz anders: neuen Werbebedürfnisse einstellen, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden.

Eine verantwortungsbewusste Werbung wolle nicht nur Umsätze erkämpfen, son­dern zur besten Nutzung und zu bestem Gebrauch der Ware und Leistung erzie­hen.

Die Erziehungsaufgabe spiele gerade im Rahmen der Verbrauchslenkung für die Werbung eine sehr bedeutsame Rolle... Der Werberat wird daher in verstärktem Masse seine Aufmerksamkeit der Wer­bung widmen, die der volkswirtschaft­lichen Aufklärung dient...

Die

neue

,, Der Führer, im grauen Mantel, mit ei­ner blauen Schirmmütze, kommt die Treppe vom Sportdeck zum Promenaden­deck herunter, nachdem er sich den Sportbetrieb in der grossen Turn- und Gerätehalle angesehen hat. Keiner stürmt vor, um ein Autogramm zu erjagen, kei­ner überreicht eine Bittschrift oder ver­sucht, sich auf Kosten der anderen vor­zudrängen... Keiner drängt sich auf, keine Menschentraube sammelt sich um seinen Tisch, um seinen Standplatz. Nie­mand drängt sich auf dem Gang zu sei­ner Kabine.

Man hätte es auch niemandem raten kön­

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Der Werberat habe schon sehr beacht­liche Erfolge in der Werbung für die Landwirtschaft in der Aufklärung über nen. neue Roh- und Werkstoffe sowie in der Auslandswerbung erzielt, aber es müsse noch viel mehr erreicht werden." ( ,, National- Zeitung", Essen 6. 4. 39) Regsamkeit des Reklamerats macht sich bereits in einer Weise geltend, die manchen Wirtschaftssparten nicht eben willkommen sein dürfte. Zunächst ist Die maschinelle Waschanstalt( 1936) der Kampf gegen die Genussmittelindu­strie an der Reihe, denn das deutsche Volk soll nicht geniessen, es soll wieder einmal durchhalten. Wir haben an dieser Stelle schon berichtet, dass Magenschnäpse in den Inseraten künftig nicht mehr als gesund­heitsfördernd bezeichnet werden dürfen. Die Kaffeefirmen haben bereits ähnliche Winke erhalten. Mit der Tabakindustrie so: die Hersteller malten war das bisher die Eigenschaften ihrer Produkte in ver­lockendsten Farben...Voll- Fermentation, Handauslese, doppelt klimatisiert, dreifach entstaubt, aromafrisch, lieblich" und was der würzigen Prädikate mehr sind. Gleich­zeitig schmückten die Verbrauchslenker

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die deutschen Zeitungen mit Raucher- Karri DOCTEUR E. BOROWSKI, AVENUE DE WAGRAM, PARIS ( VIII)

katuren und setzten den Text darunter:

,, Ist dieser blaue Dunst nicht etwas teuer? In Deutschland werden jährlich 2,35 Milliarden Reichsmark an Tabak, Zi­garren und vor allem Zigaretten ver­raucht. Uebermass an Nikotin ist schäd­lich! Wie wär's, wenn wir mal 1 Milliarde Reichsmark davon für volkswirtschaft­wichtigere Erzeugnisse verwende­

lich ten?"

Jetzt hat der Präsident des Werberats, Prof. Dr. Hunke, vor Vertretern der Wirt­schaft in Berlin eine Rede gehalten, in der er darauf hinwies,

,, dass die Werbung grundsätzlich erlaubt sei, solange nicht gesetzliche Massnah­men vorliegen, die die Herstellung, den Vertrieb und den Genuss von Tabak und Tabakerzeugnissen einschränken. Aller­dings müsse sich die Werbung den jewei­ligen Erfordernissen anpassen, insbeson­dere auch auf die grossen Grundsätze der

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