grie* r i** duf. eiP 3feil fff V ed�" ■ � i EN AVANT! Hebdomadaire en langue aliemande Redaktion und Verlag; 30, Rue des Ecoles, Paris-5. Töl�phone: Odeon 42-58 Prix> irr». I.S« Otto WELS In der Arbeitersiedlung..Butte Rouge", vor den Toren von Paris , ist Otto Wels am 16. September, dem Tage nach seinem 66. Geburtstag, nach langer schwerer Krankheit gestorben. Seine Teilnahme an dem Kongress der französischen Genossen in Nantes und an den Beratungen der Internationale war nur ein letztes Sicbaufraffen der alten Energie. Als ein vom Tode Gezeichneter kam er von diesen letzten Reisen, die er im Dienst der Partei ausführte, zurück. Otto Wels war der Repräsentant der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung wie kein anderer von uns. Fast ein halbes Jahrhundert hat er mit ihr, in ihr gelebt, und welch ein Erleben war das! Aus Otto Wels sprachen noch die Stimmen seiner Lehrmeister, August Bebel und Ignaz Auer , und die Erfahrungen arbeitsschwerer kampfdurchtoster Jahrzehnte. Wie waren Welt und Menschen durcheinandergeschüttelt worden, und wie fest ist dieser Mann durch, seine Zeit hindurchgegangen! Dieser Mann, damit ist beinahe schon alles gesagt. Oft haben sich seine Freunde gefragt, woher die starke Wirkung kam, die von seiner Persönlichkeit ausging, und immer fanden sie nur die eine Antwort:„Es ist eben ein ganzer Mann." In den schwersten Tagen, die wir gemeinsam durchlebten, im April 1933, schrieb ihm ein Freund:„Du bist ganz anders als ich. Ich muss mir immer erst Mut machen. Aber Du hast ihn!" Um sein Leben zu schildern, müssle man eine Geschichte der Deutschen Sozialdemokratie schreiben. Ruhigeren Zeiten mag das vorbehalten bleiben. Heute sei nur davon die Rede, was uns Otto Wels in den Jahren der letzten Kämpfe in Deutschland und im Exil gewesen ist— und was er uns bleibt. Vor sechseinhalb Jahren standen wir in einem Engpass im Kampf gegen die anstürmende Barbarei. Wenn heute über Europa die Kanonen donnern und das Blut der Völker in Strömen rinnt, so darum, weil wir damals unterlegen simL Otto Wels bleibt der Ruhm. Führer und Vorbild jener gewesen zu sein, die bereit waren, OTTO geboren am 15. gestorben am 16. den Kampf unter allen Umständen, auch den allerschwierigsten, fortzusetzen. Er wird in der Geschichte fortleben als der Mann, der vor Hitler nicht kapituliert hat. 23. März 1933. Ein Zimmer im halbverbrannten Reichstag . Ein Zentrumsführer wünscht Wels dringend zu sprechen. Er hat gehört, die Fraktion habe beschlossen, eine Erklärung gegen das Ermächtigungsgesetz zu geben. Mit tränenden Augen, zitternden Knieen beschwört er Wels, diise ErKlärung zurückzuziehen. Er weist zum Fenster hinaus, auf den Platz der Republik, der von bewaffneten Braunhemden überfüllt ist. Eine schmale freigehaltene Gasse führt zur Krolloper, in der die Reichstagssitzung stattfinden soll. Durch sie muss man hindurch, durch sie muss man zurück. Der Zentrumsführer zeigt auf das unheilkündende Spalier. „Wenn Sie Ihre Erklärung abgeben, werden Sie lebend da nicht mehr durchkommen." Wels beruhigt den Warner, der das Zimmer unverrichteter Dinge ver- Jässt. Gleich darauf erscheinen einige jüngereReichs- tagskollegen. Sie meinen, vorsichtig tastend: Zwanzig Mitglieder der Fraktion sässen schon im Gefängnis. Severing und Leber seien eben auf dem Wege zum Reichstag verhaftet worden, niemand wisse, was mit ihnen geschehen sei... Nun sei es aber Zeit, die Jungen vorzuschicken, jeder von ihnen sei bereit. Wels antwortet trocken, fast geschäftlich:„Den Beschluss der Fraktion auszuführen, ist Sache des Vorsitzenden". Eine Stunde später steht er— zum letzten Mal als Reichstagsabgeordneter— auf der Tribüne; „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht. Nach den Verfolgungen, die die Sozialdemokratische Partei in der letzten Zeit erfahren hat, wird billigerweise niemand von ihr verlangen oder erwarten können, dass sie für das hier eingebrachte Ermächtigungsgesetz stimmt. Die Wahlen vom 5. März haben den Regierungsparteien die Mehrheit gebracht und damit die Möglichkeit gegeben, streng nach Wortlaut und Sinn der Verfassung zu regieren. Wo diese Möglichkeit besteht, besteht auch die Pflicht dazu. Kritik ist heilsam und notwendig. Noch niemals, seit es einen deutschen Reichstag gibt, ist Kontrolle der WELS September 1873 September 1939 1# 1 n|\| f\ 1 g\ Kl X I U 1 T I CT DI ET N Journal«ocial-d�mocrate destine JwUKlirllai nll I ini I ftHCilTlbM aux refugies de langue aliemande Nr. 327 SONNTAG. 24. September 1939 Aua dem Inhalt: Hitlers Kriegskommunismus Stalins Verrat .Chronik der Woche
Ausgabe
7 (24.9.1939) 327
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