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Die europäischen Mächte.

Nach Grimms Märchen Das Hausgesinde" schildert das New Yorker Morgenjournal" wirkungsvoll die europäische Politik gegen­über China :

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gesinnten Arbeiterschaft waren sie natürlich verhaßt, da ja be. kanntlich die Socialdemokratie für sich völlige Freiheit des Handelns verlangt, sie audren aber gänzlich versagt. Auf einem Tanzboden vergnügte sich jüngst einer der neu zugezogenen Arbeiter, als dieser Haß zum Ausbruch fam. Eine Anzahl junger Burschen, die früher in den Betrieben beschäftigt gewesen waren, fielen über den Arbeiter her, und als dieser, um dem Streit ein Eude zu machen, das Lokal verlassen, wurde er draußen erschlagen."

Wir haben alle Ursache, den Erzählungen des Herrn Schweins burg, wenn es sich um Arbeiterfragen handelt, mißtrauisch gegen­überzutreten, und stellten deswegen eigne Ermittelungen in Wilster an. Von dort wird uns nun geschrieben:

volleres lebt unter dem Himmelslicht als der Mensch; deshalb sollt Ihr sein Blut schonen und sein Leiden möglichst verkürzen. Ihr seid vom Himmel zu Werkzeugen der Nache erwählt: zicht Euch nicht selbst durch Missethaten die Nache des Himmels zu. Stämpfet tapfer, aber auch vorsichtig, Wo wust Du henne?"" Nah China."-" Ick nah China , seid start, doch nie grausam! Vergeßt in Feindesland nicht Du nah China , sam, sam, goh wie dann." die Ehrfurcht vor den dort waltenden Geistern, die Ener übles Wat willst dort hebben?" " Ick Kohlen­ Kohlenstation." Thun betrüben tönnte. Meidet auf Eurem Marsch die bestellten station, Du Kohlenstation, id nach China , Du nah China , fam, jam, Felder, schonet die Wälder, die Frucht tragenden Bäume, die goh wie dann." " Wat häst denn dorbi?" Interessensphäre."" Idk Juter Nutpflanzungen, die Haustiere, das Adergerät und alles not­wendige Werkzeug. In eroberten Städten dürft Ihr nicht die effensphäre, Du Interessensphäre, id Kohlenstation, Du Kohlenstation, Das muß wieder ein gefundenes Fressen gewesen sein für Manern zerstören, die Stunstwerte vernichten noch den ich nah China , Du nah China , fam, fam, goh wie dann." Bürger der Habe berauben. Greisen und Kindern zeiget Wie willst dat kregen?" Will't pachten."-Auf wie lang'?" Schweinburg und Gen. Was die famose Denkschrift der Zuchthaus­ Auf neununneuntig Johr." " Vom Tjungli- vorlage nicht zu beweisen vermocht hat, soll nun unter Zuhilfenahme Euch hilfreich und hütet Euch, Wehrlose anzugreifen. Ver einer Handvoll grober Lügen bewiesen werden. Die von dem wohl­wundete Feinde sind zu pflegen und nach ihrer Genesung mit Damen."" Id vom Tjungli- Yamen, Du vom Tjungli- Yamen, id botierten Soldschreiber der Scharfmacher ausgestreuten Verdächtigungen reichlichem Behrgeld in die Heimat zu senden, pachten, Du pachten, id neununneuntig Johr, Du neununnenntig sind zu abgeschmact, als daß sie bei uns eine sittliche Entrüstung damit sie dort für Eure Menschlichkeit zeugen. Johr, ick Interessensphäre, Du Interessensphäre, ick Kohlenstation, hervorrufen könnten. Wenn wir uns dazu äußern, so nur deshalb, Jedem, der fliehen will, sollt Ihr Zeit zur Flucht lassen. Sabt Du Kohlenstation, ick nah China , Du nah China , sam, sam, goh weil wir wissen, wie sehr alle diese Dinge aufgebauscht, gefälscht Ihr feindliche Krieger gefangen, so habt Ihr in ihnen nicht mehr wie dam." die Gegner, sondern nur noch die Menschen zu sehen." Natürlich wird die chinesische Soldatesta, wie überall, so auch Aber wenigstens sind sie den chinesischen Soldaten doch an­hier, die schönen Regeln der Humanität nicht immer befolgt haben. befohlen worden.

Ein Proteft gegen die Hunnen. Neichsfeldmarschall Sans Karl Freiherr von Thüngen hat an den französischen Oberkomman­danten ein Schreiben in französischer Sprache gerichtet, das die Neue Bayr. Landeszeitung" in deutscher Uebersetzung wiedergiebt: Eure Excellenz führen Beschwerde, daß ich durch Absperrung des Rheins bei der Festung Mainz den Handel beeinträchtige und aufhebe, was doch sonst auch im Kriege nicht üblich gewesen fei. Ich erlaube mir Ew. Excellenz darauf zu erwidern, daß es bisher auch, wenigstens unter meiner Führung, nicht üblich war, daß die Truppen des deutschen Kaisers wie die gemeinsten Barbaren hausen, ganze blühende Länder verwüsten, Dörfer versengen, Weiber schänden und sogar arme Bauern verbrennen. Die undeutsche und disziplinlose Art. den Krieg zu führen, war Eurer Exzellenz und Ihren Truppen vorbehalten, und darum bin auch ich gezwungen, außergewöhnliche Mittel zu er greifen, um Ihnen die Fortsegung solch' unerhörter Barbareien zu verleiden. Ich bin also nicht in der Lage, die Rheinsperre auf­zuheben, und werde ferner für jedes deutsche Torf, das die französischen Truppen anzünden, einen französischen Gefangenen verbrennen lassen. Solche Grausamkeit geht zwar gegen meine sonstige Auf­fassung von ritterlicher Ehre, menschlicher Würde und christlicher Religion, aber das hunnenmäßige Gebahren Ihrer Truppen zwingt mich zur Ergreifing solcher Repressalien, die ich verwirklichen werde, so wahr ich Hans Karl heiße!

Freiherr von Thüngen,

faiserlicher Kommandant der Stadt und Feftung Mainz . Dieses Echreiben wurde im Jahre 1689 geschrieben, als die Franzosen die Pfalz verheerten.

Die Berechtigung des Rachezuges hat nun Herr Leon Leipziger, der für gewisse Hoffreise tonangebend schreibt, klipp und flar bewiesen. Er schreibt nämlich:

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,, Von wem?"

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und gegen die organisierte Arbeiterschaft ausgebentet werden. Nun zur Sache. Am 15. Juli entstand hier gelegentlich einer Nee." Min Tanzbeluftigung im Billerbekschen Lokal unter jungen Leuten ein darin fanden, den tanzenden Paaren Beine zu stellen. Der Streit Streit. Dieser Streit war, wie von verschiedenen Seiten behauptet wird, dadurch entstanden, daß halbwüchsige Burschen ein Vergnügen pflanzte sich auf die Straße fort.

Häst Du aud' n Anspruch? Wie groot is Din Anspruch?" Null."" Häst Du auc' n Rechtsgrund?" vom Tjung- li- Yamen, id pachten, Du pachten, id neinunneuntig Anspruch Null, Din Anspruch Null, ich vom Tsung- li- Yamen, Du Johr, Du neununmentig Johr, idk Interessensphäre, Du Intereffen sphäre, ick Kohlenstation, Du Kohlenstation, ich nah China , Du nah China, id teen Rechtsgrund, Du teen Rechtsgrund, sam, jam, goh wie dann."

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Dort erhielt ein Arbeitswilliger" Namens Krause einen Schlag unters Kinn, so daß er rüdlings niederschlug, mit dem Kopf auf einen Kantstein aufschlagend. Hierbei hat sich K. eine Verletzung der Schädeldecke zugezogen, an deren Folgen er andren Tags ver stor ben ist.

Ludwig v. Gerlachs Geist geht in der Strenz- Zeitung" um Soweit wir unterrichtet sind, hat keiner der Augenzeugen wahr­und erinnert an die 1848er Revolution und die dann in den frommen Wochenschauern" der Kreuz- Zeitung " jämmerlich ertränkte Freiheit. genommen, daß seitens der Beteiligten mit scharfen Instrumenten Jept, im Jahre 1900 schreibt ein A. v. H. in der Kreuz- 3tg." geschlagen worden wäre. Von den vier Berhafteten ist nur einer an dem ja mun bereits ein Jahr zurückliegenden Streit beteiligt gewesen; über Stönigsmord und Kaiserswort: Während wir mit Abschen immer von neuem des Verbrechens die andern sind junge Bauernburschen, denen nicht nur jedes gedenken, das freche Wordgesellen jenseits der Alpen an Berständnis für die Arbeiterbewegung, sondern auch für die Trag­der geheiligten Person des guten, edlen Königs von Italien be- weile ihrer Handlung fehlt. Wer den unglückseligen Schlag geführt, gangen haben, kommt von der Nordsee her des Kaisers Wort und inwieweit der mitverhaftete ehemalige Streifende an der Schlägerei beteiligt ist, wird die Untersuchung lehren." und erfüllt uns mit innigem Dante

Soweit die Zuschrift. Was also auch die Untersuchung ergeben Die zügellose demokratische Preffe kann sich nicht genug möge, sicher ist, daß die ganze Schlägerei mit dem längst beendeten thum, Christentum und Königtum zu schmähen und zu vermöge, Streit, mit dem Haß gegen die Arbeitswilligen" gar nichts zu dächtigen, aller göttlichen und weltlichen Autorität Hohn zu sprechen, die Armee zum Ungehorsam und zur Untreue zu thun hat. Und das trifft auch noch dann zu, wenn es sich wirklich verleiten und den Königemord mehr oder weniger dentlich ergeben sollte, daß der Arbeitswillige" durch den Sireiker" getötet zu predigen. Die Eaat hat Frucht gebracht, denn es vergeht worden ist. Aber noch ehe auch nur das geringste über den Vorfall fast kein Jahr, das sich nicht der Ausführung oder des Berinches bekannt ist, unternimmt es der Schweinburg bereits, die organisierte eines derartigen Verbrechens zu schämen hätte. Und auf solchen Arbeiterschaft in der frivolsten Weise zu beschimpfen und zu ver Fundamenten gedenkt der krasseste Egoisms ein glückseliges Reich dächtigen. zu gründen!..

Möchten dieses köstliche Staijerivort und jener schenßliche

Königsmord dazu helfen, daß die Welt sich wieder be- Wilhelm II. und die Ermordung König Humberts . An sinne, wohin wir zu steuern haben, daß die Regierungen endlich Sie Königin Margherita richtete der Kaiser, wie wir ein wenig ver­Kraft und Mittel finden, dem gottlofen, zum spätet verzeichnen wollen, folgendes Telegramm:" Furchtbar erschüttert Verderben führenden Treiben ein Ende zu durch den Tod Deines königlichen Gemahls, meines feueren Freundes nt a che it. und Verbündeten, sende ich Dir mit der Kaiserin den Ausdruck unsres Der Herr spricht in dem Evangelium des durch jene Momente tiefsten innigsten Beileids. Ritterlich durch und durch, gütig, tapfer und so deutlich gekennzeichneten 7. Sonntags nach Trinitatis : treu fiel König Humbert wie ein Soldat auf dem Schlachtfeld, ein Opfer Mich jammert des Volts!" jener tenflischen Bestrebungen, welche göttliche und inensch­Das ist ganz der Stil, in dem der Wortführer der Camarilla fiche Ordnung zu zerstören trachten. Gott tröste Dich in Deinem auf Friedrich Wilhelm IV. einredete, um ihn gegen die demokratische namenlosen Schmerz! Er stärke den Arm Deines Sohns, daß er Bügellosigkeit aufzubringen. A. v. H. könnte feinen Geistes vetter Scepter und Schwert führen möge zum Seil seines Bolts, für den Ludwig v. Gerlach geradezu abgeschrieben haben. Was soll aber Ruhm und die Wohlfahrt Italiens ! Das Andenken Deines ver­in der Zeit modernster Weltpolitik- diese modrige Nederei. Haben ewigten Gemahls wird in unsern Herzen unauslöschlich fort­fich denn die Verhältnisse so wenig seit den fünfziger Jahren ver- lebent."

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" Denjenigen unsrer feinbefaiteten Mitbürger, welchen die häufigere Wiederkehr des Wortes Sühne auf die Nerven geht, empfehlen wir als Medikament eine andre Stelle der Morrison schen Depesche, nämlich die, welche von der Einäicherung der heiligen Hanlin Akademie und ihrer un erfeglichen Bibliothek berichtet. Wenn das unsre ändert? lieben Landslente, welche zwar vorwärts wollen, aber nicht mit frischem Mut, nicht von ihren Ideen über die hohe Kultur stufe der Boger heilt, dann sind sie überhaupt nicht zu heilen. Wäre ihre Gedankenverwirrung nicht so jungen Ursprungs, jo fönnte wird in dem Innersten der Schweinburg und Genossen nie mehr man an erbliche Belastung glauben. Jedenfalls ein interessanter ganz erlöschen, bei dem geringsten Anlaß kommt sie von neuem zum Casus für die Medizinische Wochenschrift ", der wir nicht vorgreifen Ausbruch. Zu seiner Korrespondenz vom 26. Juli beklagt der unentwegte Vorfämpfer für den Zuchthauskurs wieder einmal in be­weglichen Worten, wie bedauerlich die sang- und klanglose Ein­scharrung des Arbeitswilligen- Gesetzes sei. Die Veranlassung hierzu giebt ihm ein Vorfall in Wilster :

wollen."

Zum Vergnügen werden die Chinesen ihre Bibliothek nicht ein­getschert haben, sofern diese Thatsache überhaupt richtig ist. Zum Bergnügen aber haben die europäischen Barbaren, die 1860 nach Beting zogen, den kaiserlichen Palast und die wertvollsten Kunsts schätze eingeäschert.

Außerdem machen wir Herrn Leon Leipziger, der in der Zer­störung von Bibliotheken ein besonders ruchloses Verbrechen sicht, Darauf aufmerksam, daß die Deutschen 1870 die unersegliche Straßburger Stadtbibliothet vernichtet haben.-

Das Lied Caserios.

Die Sehnsucht nach dem Zuchthause

Vor einem Jahre hat in Wilster ein Ausstand stattgefunden, den die Arbeitgeber hauptsächlich dadurch beendeten, daß sie aus andern Gegenden Deutschlands Arbeitskräfte bezogen. Diese neuen Arbeiter blieben zum großen Teil auch nach der Be­endigung des Streits in den Betrieben und zeigten sich im allgemeinen als durchaus tüchtige Leute. In der socialdemokratisch

schwebender, phosphorescierender Lichtehen, den zahllosen leuchtenden Jobannistäferchen, deren wunderbaren, an Schönheit jedes Feuer werk übertreffenden Tanz und Glanz jeder kennt, der schon in Früh sommernächten mit offenen Augen auf einer italienischen Eisenbahn durch Wiesen und Felder gefahren ist.

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Die Friedens Feiglinge. In Paris tagt gegenwärtig ein inter­parlamentarischer Friedenstongreß. Die Versammlung nahm einen Beschlußantrag an, in welchem das Unionskomitee und die eingeiten nationalen Gruppen aufgefordert werden, bei denjenigen Regierungen ihren Einfluß geltend zu machen, welche die Konvention der Haager Friedenstonferenz noch nicht ratifiziert haben.

Außerordentlich wichtig aber begreiflich, wenn man bedenkt, daß unter den" Interparlamentariern" auch der sehr ehrenwerte Herr Barth sitzt, der in Deutschland für Panzerschiffe agitiert. Deu Mut haben die Herren.

Dagegen schweigen sie in allen Sprachen, wo es doch gälte, energisch gegen den Chinakrieg und die Ausschreitungen europäischer Noheit zu protestieren. In Paris haben sie allerdings eine lamme fromme Protestresolution gegen den Weltkrieg gefaßt, anstatt daß sie ihre Mitglieder anwiesen, in ihren Ländern eine Protestagitation zu entfachen.

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Mitleid mit dem Unglücklichen zu erwecken. Die Franzosen , welche beim Fallen des Kopfes applaudiert haben sollen, werden daher in dem Lied als tyrannisches, herzloses Volt" apostrophiert.( Gente tiranna e senza cuor..."). Und in den drei letzten Strophen tritt die Mutter Caserios auf, die für die Seele ihres geliebten Sohnes betet. Echte Volkslied- Sentimentalität ist demnach die Stimmung dieses Liedes. Caserio wird darin von seinesgleichen als ein Märtyrer betrauert. Ein Solidaritätsgefühl findet in dem Liede Ausdruck

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J. B. Widmann schreibt in der Neuen Freien Presse": Wir werden diese entseglich traurigen Attentate, wie sie in den lezten Jahren immer wieder von Italienern verübt wurden, nie Als ich an jedem Abend immer wieder dasselbe Lied vernahm, völlig verstehen, wenn wir uns begnügen, bei jeder neuen derartigen immer wieder die gleichen unendlich melancholischen Cadenzen, da Schreckensnachricht auszurufen: Die That eines Einzelnen, den der wurde ich zuletzt neugierig, wer wohl die Sänger feien und welchen Anarchistenwahnsinn ergriffen hat!" Von einem Jrrwahn, von einer Inhalts ihr Gesang. Ich hatte inzwischen die Bekanntschaft eines oder, went man lieber wil, auch nur ein Solidaritäts- Juſtinkt. psychischen Krankheit mag man immerhin sprechen. Nur muß man feinen, rotblonden Wirtstöchterchens gemacht, der damals etwa Ich will durchaus nicht behaupten, daß diejenigen, die das Lieb babei nicht bloß an einzelne Individuen, sondern an eine frante, 16jährigen Signorina Corinna T., mit der zu plaudern ein großes Caferios fingen, Anarchisten seien und ohne weiteres zu ähn fiebernde Volksfecle denken. Es ist freilich wenig tröstlich, das zu Vergnügen war. Ihre Eltern hatten in der Nähe des Bade- lichen Thaten bereit. Aber etwas von einer dumpfen fatalistischen vernehmen, und daher werden manche Leser sich sträuben, es zu Stabilimentos ein fleineres Wirtshaus, in dem die Kurgäste Stimmung ist in ihnen, als wollten sie zu verstehen geben, diese glauben. Denn in diesem Fall bedeutet eine fraufe Voltssecle einen gerne vormittags ihr Gläschen landesüblicheir Wermuts Sache" hätte ebenso gut jedem von ihnen passieren können. Wie eigentlichen Krankheitsherd für immer neue derartige Verbrechen, franken, das von der bescheidenen und klugen Corinna aufs fie es find, war Caferio ein Sohn des armen Volks; in ihrer Mitte einen Malariasumpf furchtbarster Art. Aber andrerseits hilft es doch anmutigste fredenzt wurde.. Von ihr mun wurde ich eines lebt noch seine Mutter. Und ein solcher armer Garzone" ist hint­nichts, vor Wahrheiten und Thatsachen, die man erkannt hat, wie Abends in das Geheimnis dieses nächtlichen Männergesangs gegangen und hat mit einem Stoß seiner bewaffneten Faust das der Bogel Strauß den Kopf im Sande zu verstecken. Und darum eingeweiht, wobei ich bemerken konnte, daß sie gegen ihre sonstige Oberhaupt eines mächtigen Volts expediert". Die mancia" will ich mit der Erfahrung nicht zurückhalten, die ich im Mai 1895 freimütige Art diesmal nicht gerne mit der Sprache herausrückte.( Trinkgeld), die er dafür bekam, war sein eigner blutiger Tod. Also in der Toscana machte, wohlgemerkt, nicht etwa in Florenz an der E un canto proibito"( es ist ein verbotenes Lied"), sagte sie hat er es gewiß nicht aus Eigennus gethan. Er hat es gethan, Hefe irgend welchen Stadtpöbels, sondern draußen auf dem Lande anfangs nur. Die Regierung will nicht, daß man es fingt. Denn damit die da droben, die possidenti"( die Beſizenden), die inmitten einer fleißig arbeitenden Bauernbevölkerung. es ist das Lied Caserios." Das Lied Caserios, des Mörders reichen und vornehmen Leute, die Mächtigen der Erde einmal sich Ich befand mich zur Kur in dem ein paar Stunden von Pistoja des französischen Präsidenten Carnot! Das interessierte mich nicht wieder erinnern, daß es da unten, tief unten im Abgrund, auch noch entfernt gelegenen Bade- Orte Monsummano, dessen weiße Grotten wenig. Und wer find denn die Männer, die es fingen?" fragte ich. zuckendes Leben giebt. Diese toscanischen Landarbeiter wissen nichts besonders dadurch berühmt geworden sind, daß Garibaldis Wunde" O", meinte sie, das sind die Arbeiter, die am Tag in den von den Olympischen", denen der Atem erstickter Titanen dampft" von Aspromonte hier sich endlich schloß. Es ist eine freundliche offene Vignen oder auf den Aeckern schaffen. Abends kommen sie auf( Goethes Parzenlied); aber sie selbst, diese startfnochigen Männer Gegend von großer Fruchtbarkeit. Die Hügelabhänge sind mit Reben irdend einem Hügel zusammen, da jizen sie friedlich neben einander mit den harten Arbeitshänden, sind so eine Art erstickter Titanen, und mit Oliven bepflanzt, die Aecker wogen von Korn oder leuchten auf der Weinbergmaner, und dann fingen sie das Lied." die zuweilen mit einem vulkanischen Ausbruch die Welt erschüttern. mit dem Purpurrot der Lucerna. Aber weder die Weinberge noch Ich ruhte nach dieser Auskunft nicht, bis mir die gefällige und wenn wieder einer von ihnen die in gewissem Sinne die silbergrauen Wipfel der Delbäume, noch die weiten Felder geben Corinna eine Niederschrift dieses Liedes verschaffte. Daß hatte teine symbolische Handlung" vollzogen hat, dann feiern fie ihn als einen ihre Frucht mühelos. Ich sah den Landleuten manchmal bei ihrer große Schwierigkeit. Denn jedermann in der Gegend kannte das Helden des seit Jahrhunderten oder richtiger seit Jahrtausenden Harten Arbeit zu. Wenn ein Acer umgestochen wurde, standen sie in langer Lied Caserios auswendig. Als sie es mir ein paar Tage später immerwährend arbeitenden und leidenden Volks. Meihe wie Soldaten und handhabten ihre Spaten in so wütendem überreichte ich bewahre es noch auf in ihrer zierlichen, doch nicht Das ist die Bedeutung des Liedes Caserios, dessen Resonanz­Tempo, wie ich es in feinem andern Lande jemals gefehen habe. Ich be- sehr geübten Schrift war ich freilich zunächst ettvas enttäuscht. fähigkeit man uni so beffer begreift, je besser man die elende Lage griff nicht, daß sie bei der anstrengenden Arbeit nicht schon nach zehn Denn dieses Volkslied ist eigentlich nicht viel anders, als was wir der italienischen Landbevölkerung kennt. Wir brauchen sie übrigens Minuten erschöpft umfanken. Aber das ging so stundenlang fort, im Deutschen eine Morithat" zu nennen pflegen, eine Bänkelsängerei, nicht aus agrarischen Büchern zu studieren; haben wir sie doch vor immer ein tiefes Hineinstechen und Umbrechen der Scholle mit größter wie man sie, früher noch mehr als jetzt, auf den Jahrmärkten kleiner uns in den Eisenbahn- Arbeiterkolommen, die alljährlich über die Vehemenz. Freilich waren diese arbeitenden Bauern und Bauern Städte zu verlaufen pflegte. Alpen in unsere Lande kommen, die Grubenlampe in der Hand. knechte auch ausnahmslos große, starffnochige Männer mit Arbeits- Es trägt den Titel: Le ultime ore e la decapitazione, di Wenn selbst Neapolitaner und Sicilianer über die Schneeberge tagen von erstaunlicher Breite und Stärke. Sante Caserio. "( Die legten Stunden und die Enthauptung auswandern, um im fremden Lande tief miter der Erde Caserios.) Diesem Titel gemäß schildert es in elf Strophen den Tunnels zu bohren, statt sich des lachenden Himmels der Verlauf der Hinrichtung. Der Anfang ist recht prosaisch: Il sedici d'Agosto Nil far della mattina

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Il Boia avea disposto

L'orrenda ghigliottina,

Wenn ich nun an den Abenden zu diesem oder jenem Hügel einen Spaziergang unternahm, um noch einen letzten Blick über die weite Ebene zu thun, die, in dunkelblauen und violetten Tönen da­liegend bis gegen Florenz , Pisa und Livorno sich ausdehnte, dann drang jedesmal durch die Stille der schon vom Apennin herab­fintenden Nacht ein ferner Männergesang zu mir. Ueber die Wein­berge hin fam's, eine schwermütige Melodie, die bei aller Eintönigkeit nicht ohne einen gelvissen Meiz war. Es lag etwas unsagbar Trauriges in diesem durch die dämmerige Luft von ferne her ge-( Am 16. August früh morgens hatte der Henker die schreckliche tragenen Gesang. Und endlos schien das Lied. Immer wieder Guillotine aufgerichtet, während Cajerio noch schlief und nicht an nach einer kleinen Bause hob eine neue Strophe an Je dunkler das seiner wartende Schrecknis dachte.") der Abend wurde, desto stärker schwollen die Stimmen der unsicht In diesem Ton geht es fort, wobei aber nirgends ein seine baren Sänger. Bugleich sprühte jetzt die Ebene von Myriaden That verurteilendes Wort fällt. Vielmehr beabsichtigt das Lieb,

Mentre Caserio dormiva ancor, Senza pensare al triste orror.

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Heimat zu freuen, so jagt uns solche Völkerivanderung genug. Ja, die italienische Boltsseele ist frant, weil es dem italienischen Volkskörper an der materiellen Nahrungszufuhr gebricht. Hungernde pflegen zu phantasieren, Fieberträume müssen ihnen die Wirklichkeit erseyen. Und Kerante horchen auf Quacksalber und lassen sich leicht auf die verzweifeltsten Mittel ein. Dazu bringe man int Anschlag die unbeschreibliche Unwissenheit und Raivetät der tieférent. Voltsschichten Italiens in Dingen der Geschichte und Politik. Sie kann wohl auch nicht besser illustriert werden als durch die Männer, die Abend für Abend auf der einsamen Weinbergmauer fizzen und in die Maiennacht hinaus das trübselige Lied von der Hinrichtung Caserios singen.