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gog. Waldersee hat

eine Rede gehalten, das ist die neueste Kunde, die wir vom Weltgeneralissimus erhalten.

Die Rache.

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Schulreform wurde immer lebhafter erörtert und die Transvaal­regierung als allen Reformvorschlägen feindlich dargestellt. Die Transvaalregierung wies das englische Drängen auf Reformen mit dem Hinweis zurück, daß England keinerlei Souveränetätsrechte über Transvaal   besize. Das Verhältnis zwischen den beiden Regierungen verschärfte sich immer mehr.

Sonst erfahren wir nur unbeglaubigtes über die Bestrafung der Schuldigen" durch den chinesischen Kaiser, während die Bericht erstatter zur Abwechselung die Kaiserin von China   sterben lassen. Am 10. September 1899 faßte Chamberlain seine Forderungen Amerika   hat, wie nunmehr offiziell gemeldet wird, die französische an die Transvaalregierung noch einmal in einer Depesche an dieselbe Note abgelehnt. zusammen, in der Gewährung des Wahlrechts an die Ausländer, Wann wird sich die deutsche Regierung entstädtische Selbstverwaltung für Johannesburg  , Einführung des schließen, die deutschen   Truppen aus China   englischen Unterrichts in allen Schulen und Schleifung der Forts zurüdzuberufen, um endlich dies blutige, tost von Johannesburg   gefordert wurde. Am 9. Oktober sah sich die spielige und schädliche Abenteuer zu beendigen? Transvaalregierung infolge der drohenden Rüstungen Englands Los von China  ! genötigt, ein Ultimatum an die englische   Regierung zu richten, in dem gefordert wurde, daß England feine Truppen von der Transvaal­Die Kölnische Beitung" schreit in ihrem civilisierten Gewissen grenze zurückziehe, überhaupt unverzüglich seine Rüstungen einstelle, wieder nach Blut, viel Blut. Sie schreibt zu den widersprechenden widrigenfalls Transvaal   fich genötigt sehe, das Verhalten Englands Meldungen über die Bestrafung der Austifter der Chinawirren: als formelle Kriegserklärung anzusehen. England lehnte diese Nachdem der deutsche   Vorschlag( nämlich die weise Note Forderungen schroff ab: der Krieg war unvermeidlich. Bülows) allenthalben angenommen worden, fei es Sache ber diplomatischen Vertreter, zu prüfen, ob die namhaft gemachten Bersonen, die wirklich allein Schuldigen seien, ob die ihnen zugedachte Strafe ausreiche und auch wirklich vollzogen werde. Das Blatt unde. führt zahlreiche Namen auf, deren Träger unter den zu Be­strafenden nicht genannt seien, deren Bestrafung aber gefordert werden müsse. Uebrigens habe auch der amerikanische   Gesandte in Beting, Conger, ein Dutzend hochstehende Mandarinen als weitere Schuldige angegeben.

Es ist auffallend, daß das blutgierige Organ der deutschen  Khalinesen nicht auch die europäischen, insbesondere die deutschen   Anstifter der Chinawirren bei Namen nennt und zur Verantwortung ziehen will.

Der energische Vorstoß der Boerenabteilungen, die nicht aus Guerillabanden, sondern aus modern bewaffneten, friegsgeübten, mit einer zahlreichen und vorzüglichen Artillerie ausgerüsteten Heerhaufen bestanden, bewies England, daß man die Aktionskraft der beiden Boeren­republiken bedeutend unterschätzt hatte. Die Engländer erlitten Nieder­lage auf Niederlage, bis es endlich England durch die Konzentrierung von fast einer Viertelmillion Soldaten auf dem Kriegsschauplatz und die geschickten Operationen des Oberkommandierenden Lord Roberts   gelang, dem Kriege eine andre Wendung zu geben. Die militärische Seite dieser Wendung haben wir bereits früher beleuchtet. Betont sei auch an dieser Stelle nur wieder, daß die Niederlage der Boeren nicht auf die Unfähigkeit der Miliz, die ergriffene Offensive Aus Pefing wird berichtet: Ein kaiserliches Editt ist er tonsequent und energisch durchzuführen, sondern in der Hauptsache schienen. Dasselbe befiehlt die sofortige Hinrichtung Kangjis, Tichao- shu- tichiaos und eines andern, an dem Ausbruch der Borer auf die ungeheure mumerische Uebermacht der Engländer zurückzu­bewegung beteiligten hohen Beamten, verbannt den Brinzen Tuan führen ist. zur Arbeit an den Poststraßen in Kaschgarien und verurteilt den Nach einjähriger Dauer ist der ruhmlose Eroberungskrieg zwar Prinzen Jih und den Herzog Tsailan zu lebenslänglichem Ge- zu Ungunsten der Boerenfreistaaten entschieden, aber noch immer fängnis. nicht völlig beendet. Zwar hat Krüger mit Tausenden von Boeren flüchtend die Grenze überschritten, zwar wagen die noch Widerstand Die Note, in welcher die Ansichten der amerikanischen   Regierung Leistenden schon längst keine Feldschlacht mehr, aber noch immer be­über die verschiedenen Punkte der französischen   Note auseinander finden sich im Süden und Norden, im Osten und Westen versprengte gesezt werden, ist dem Sekretär der französischen   Botschaft Thiébault   Haufen, die unter der Führung mutiger und geschickter Führer den zugestellt worden. Ueber ihre Haltung bezüglich der Bestrafung Guerillakrieg auf unabsehbare Zeit fortzusetzen bereit scheinen. der chinesischen Führer hat sich die Regierung schon erklärt. Wann dies Kesseltreiben, das gegen die Haufen der De Wett, Die Aufrechterhaltung des Waffeneinfuhrverbots ist die Re- Wann gierung nicht in der Lage, zu einer notwendigen Vorbedingung Botha, Erasmus usw. schon seit Monaten im vollen Gange ist, der weiteren Verhandlungen zu machen. Den Vorschlägen betreffend mit der völligen Einkreisung beendet sein wird, ist nicht voraus­billige Entschädigungen und ständige Wachen für die Gesandtschaften zusagen. wird bereitwillig zugestimmt werden, dagegen ist die Regierung nicht bereit, so weit zu gehen, die Schleifung der Tatuforts zu einer unumgänglichen Bedingung zu machen.

Die Ablehnung der französischen   Note.

Der Weltgeneraliffismus redet! Feldmarschall Graf Walderfee hat am 27. September den Ober­befehl über die verbündeten Truppen in Petschili übernommen; bei der Befehlsübernahme äußerte er sich, wie folgt:

Es erfüllt mein Herz mit Stolz und hoher Freude, daß ich an die Spize so ausgezeichneter Truppen gestellt bin, die schon rühmliche Beweise ihres Heldenmuts gegeben haben. Wohl wissend, daß ich mit einer schwierigen Aufgabe betraut bin, habe ich doch die fefte Ueberzeugung, daß es mir schnell und sicher gelingen wird, mit Hilfe dieser bewährten Truppen das mir gesepte Biel zu erreichen, jetzt, da diese Truppen unter einem einzigen Führer vereinigt sind."

Was das ihm gesezte Ziel" sei, darüber hat sich der Redner weislich ausgeschwiegen.

Eine neue Boxer- Jagd".

Die beiden Boerenrepubliken sind der Länder und Beutegier des alten kapitalistischen   Raubstaats zum Opfer gefallen. Trotz Krüger- Telegramm, trotz des Barenmanifestes und der Friedens­fonferenz rührte sich keine Hand zu ihrer Rettung: die andren Mächte waren ja selbst zu sehr durch weltpolitische Eroberungsprojekte in Anspruch genommen.

Die Boeren haben ihre Unabhängigkeit trotz aller heldenhaften Freiheitskämpfe während eines halben Jahrhunderts muunmehr definitiv eingebüßt. England wird die ja bereits in aller Form annektierten Staaten nicht mehr aus seinen Fängen lassen. Der Golddurst der Minenaktionäre wird sich satt schlürfen können. Daß er nebenbei viele Tausende von Menschenleben und Milliarden an Kriegskosten verschluckt hat, kommt für Englands Imperialisten nicht in Frage.

Die verhängnisvollsten Folgen des frivolen Raubkriegs für England werden sich allerdings erst später bemerkbar machen. Schwerlich wird fich England, das in Südafrika   eine starke Der Abmarsch der Expedition nach Baotingfu ist auf Freitag Invasionsarmee zu unterhalten gezwungen sein wird, auf die festgesetzt; das Expeditionscorps wird 7000 Mann start und Dauer der Umgestaltung der Wehrverfassung, der aus Deutschen  , Engländern, Franzosen   und Italienern zusammen- haffung einer großen stehenden Armee entziehen gesezt sein.

Vorher wird Graf Waldersee natürlich eine Parade über die

fönnen.

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Neben dem Wassermilitarismus wird dann der Landmilitarismus

vereinigten Kulturtruppen abhalten, unter denen sowohl die Japaner am Marke des englischen Volks zehren. Eine solche Bermilitarisierung

wie die Nussen fehlen.

Krieg den Palästen! kann aber unmöglich ohne Einfluß auf die inneren, die aber In China   spielt man dem Gottesgnadentum übel mit. Den focialen Verhältnisse des Landes sein. Times" wird aus Peking   vom 4. d. Mts. gemeldet: Gestern haben Man hat prophezeit, daß der Sieg der englischen Waffen in britische und italienische Truppen den Sommerpalast besetzt und Englang eine Aera brutalsten Jingoismus und wildester kapita­die Chinesen verdrängt, welche mit Erlaubnis der Russen, aber ohne listischer Hausse hervorrufen werde. Die englischen Parlaments­vorherige Anfrage bei den andren Mächten, nach dem Palast zurück- wahlen haben dieser Prophezeiung recht gegeben. Die konser­gefehrt waren. Die Deutschen   haben den Palast der Kaiserin  - Witwe vativ- unionistische Partei kann sich des glänzendsten Erfolgs rühmen, bejezt, welchen die Russen, nachdem sie ihn geplündert, den der Imperialismus hat über die manchesterlich- liberale Opposition Chinesen wieder eingeräumt hatten. obgefiegt. Sache der englischen Arbeiter, die ja jegt schon den Kern der gegen den Krieg protestierenden Kreise bildeten, wird es nunmehr sein, gleich der kontinentalen Arbeiterschaft den Pardon nicht kennenden Stampf gegen Imperialismus, Jingoismus und Militarismus zu führen.

Opfer der Weltpolitik.

Der Nowoje Wremja" wird aus Wladiwostok   vom 1. d. M. gemeldet, daß die Zahl der Typ husertrantungen unter den russischen Truppen in der Mandschurei   gestiegen sei. Die französische   Regierung hat dem Staatsrat ein Defret zugesandt betreffs Eröffnung eines Nachtragskredits von 39 Millionen Auch die deutsche Bourgeoispresse widmet den Voeren tief­Frants zur Deckung der durch die China  - Expedition verursachten empfundene Beileidsartikel, die sie mit Schmähungen gegen das Kosten. Mit den bereits bewilligten Krediten beläuft sich die Total- perfide Albion" würzt. Leider nur blickt in dieser Entrüstung über fumme der Ausgaben für China   auf 68 Millionen Franks. Die Englands Landgier der Aerger zu deutlich hindurch, daß nicht geforderten Kredite genügen bis Ende dieses Jahres. Deutschland   diesen fetten Bissen schlucken durfte. Wir gestatten uns ein wenig fonfequenter zu sein; unser Verdammungsurteil gilt, In einem bei seiner Familie in Remagen   eingetroffenen Briefe nicht nur dem englischen Imperialismus, sondern der kapitalisti­eines in Tientsin   befindlichen Soldaten erzählt der Briefschreiber, fchen Kolonialpolitit überhaupt. Auch wir haben auf der ganzen Strecke Taku- Tientsin seien alle Dörfer nieder- unser Transvaal  , nur liegt es in Ostasien  . Daß bei uns die gebrannt und von den Chinesen verlassen worden. Massenweise imperialistischen Bäume nicht in den Himmel wachsen, dafür wird liegen Menschen und Thierleichen umher. Sämtliche gefangenen allerdings gründlichst die Socialdemokratie sorgen.- Boxer werden ausnahmslos erschossen. Der Peiho schwimmt allerdings gründlichst die Socialdemokratie sorgen. voller Leichen.

Der Weg der Kultur.

Politische Meberlicht. I Berlin  

, den 11. Ottober. Der Jahrestag des Boerenkriegs. Am 11. Oktober ist es gerade ein Jahr, daß infolge der schroff ablehnenden Antwort der englischen   Regierung auf das Ultimatum der Transvaalregierung für die beiden Staaten der Kriegszustand eintrat.

Die Vorgeschichte des Kriegs ist bekannt. Nachdem Cecil Rhodes  , der Diamantenkönig von Kimberley, bereits 1894 durch allerhand Intriguen, bei denen das Gold eine große Rolle spielte, u. a. durch einen Petitionssturm um Erteilung des Wahlrechts an die Uitlanders, eine Revolution in Transvaal   anzuzetteln versucht hatte, deren Hauptzweck in der Besizergreifung der Goldminen von Johannesburg   bestand, ließ er 1895 seine Kreatur Jameson an der Spige von 800 Mann Truppen der Chartered Compagnie im ge­heimen Einverständnis mit dem englischen Kolonialminister Chamberlain mitten im tiefsten Frieden in Transvaal   einfallen, um die Transvaalregierung zu stürzen. Dieser Butsch nahm bekanntlich ein klägliches Ende. Bei Krügersdorp wurde Jameson mit seiner Truppe von Cronje eingeschlossen und zur Ergebung gezwungen.

Die Intriguen Cecil Rhodes  ' und Chamberlains waren damit nicht zu Ende. Die englischen Aktionäre der Johannesburger   Gold­Bergwerke entfalteten die intensivste Agitation, die Börsenpresse arbeitete mit Hochdruck, um das englische Bolt in eine boeren­feindliche Stimmung hineinzuheben. Die Frage der Wahl- und

Deutsches Reich  .

E

Die ,, wahrscheinliche Majestätsbeleidigung". Unser Magdeburger   Parteiblatt, dessen früherer Redacteur Schmidt wegen eines angeblich majestätsbeleidigenden Wiges zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, ist abermals dem wizfeindlichen § 95 zum Opfer gefallen.

Kapitalisten zu brandmarken, die, wie das seiner Zeit der Reeder Schiff in Elsfleth   gethan habe, ein frivoles Spiel mit Menschen­leben treiben. Etwas anderes konnten sich auch die Leser nicht darunter denken, bei denen es wohl ausgeschlossen war, daß sie die Pointe der Wize auf. den deutschen   Kaiser bezogen.

Benge Weiß sollte näheres über die Herstellung der Zeititing, das sogenannte Umbrechen des fertigen Sayzes, bekunden. Er er= flärte, daß die Reihenfolge der Artikel in der Beilage, mit Aus­nahme des Leitartikels, in damaliger Zeit ihm selbst überlassen blieb. Die bewußten Wige selbst seien acht Tage früher zur Druckerei gegeben worden, als Ueberfaz bis zum 1. August stehen geblieben und dann veröffentlicht worden. Es sei reiner Zufall; daß sie gerade nach dem Artikel über die Hunnen ihren Plag er halten haben.

Sachverständiger Vollrath erklärte, es bestehe teine einheit liche Praxis bei den Zeitungen über die Anordnung des Sages. Vielfach sei es dem Metteur, mit Rücksicht auf das typographische Bild der Zeitung, überlassen, die Reihenfolge der einzelnen Artikel zu bestimmen. Als Zeuge vernommen, erklärt der Sach­verständige, er wisse als Leser socialdemokratischer Zeitungen, daß das Beispiel des Reeders Schiff auch heute noch viel­mals angezogen werde bei der Besprechung von Brutalitäten der Unternehmer.

Es werden nunmehr mehrere Artikel aus der Volksstimme" ver­lesen. Darunter derjenige über die bekannte Rede in Bremer  haven, über die Hunnen und auf Antrag der Verteidigung ein Artikel aus Nr. 168 der Wolfsstimme"," der die Depesche des Generals Conger wiedergab, wonach die Gesandten noch am Leben sein sollten, sowie ein Artikel aus Nr. 174 der Volksstimme", der eine Depesche der Daily Mail" reproduzierte, nach welcher die am

Gesandten sich ebenfalls Mail" geben befinden sollten.

Damit ist die Beweisaufnahme beendet. Das Gericht beschließt, den Zeugen Weiß wegen Verdachts der Mitthäterschaft nicht zu bereidigen und dann erhält der Vertreter der An­flagebehörde das Wort zu seinem Plaidoyer.

Der Erste Staatsanwalt hielt die Möglichkeit, daß die vom Angeklagten gegebene Erklärung zutreffe, für ge= geben, die Wahrscheinlichkeit spreche aber dagegen, daß der Angeklagte wirklich bei der Aufnahme der Wige nur an den Reeder Schiff gedacht habe. Dafür spreche auch der Umstand, daß der Angeklagte bei seiner verantwortlichen Vernehmung nichts vont Reeder Schiff gesagt habe. Man müffe die ganze Stellung der Social demokratie zur Chinafrage und die Beurteilung, welche die Bremer  havener Kaiserrede bei ihr gefunden habe, berücksichtigen. Im Haupt­blatt werde von der schärfsten Lesart der Bremerhavener Kaisers rede gesprochen, in der Beilage derselben Nummer stehe ein Artikel über die Hummen und unmittelbar an denselben schließen sich dann die Wize. Man könne es dahingestellt sein lassen, ob der Metteur selbständig die Reihenfolge der Artikel bestimme, wahr= scheinlich sei das aber nicht. Da dem Angeklagter die Bezugnahme der Wige auf den Kaiser bewußt gewesen sein müsse, sei auch der Thatbestand der Majestätsbeleidigung erfüllt. Denn darüber bestehe fein Zweifel, daß eine Beleidigung des Kaisers vorhanden sei, sobald man die Wiße auf ihn beziehe. Eine großmütige, edle Handlung des Kaisers werde verhöhnt und lächerlich gemacht, namentlich in dem ersten Wig mit der Stichmarke: Ein Menschenfreund. Beim zweiten Wig, über den Narren mit dem Thaler, seien vielleicht die Leiter der auswärtigen Politik gemeint gewesen. Dafür spreche die Pluralform. Aber da der Kaiser den Befehl zur Mobilisierung der Truppen gegeben habe, so sei er bei der Kritik der Leiter der auswätigen Angelegen= heiten mitgetroffen worden.(!!) Mithin enthalte auch der zweite Wig eine Majestätsbeleidigung. Zum Strafmaß fiber­gehend, betont der Erste Staatsanwalt, daß es sich um eine sehr schwere Majestätsbeleidigung handle, die eine strenge Strafe notwendig mache. Er beantragt 9 Monate Gefängnis und Aberkennung der aus öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Aemter.( Genosse Haupt ist Stadte

verordneter.)

Verteidiger Rechtsanwalt Landsberg  : Der Vertreter der Anklagebehörde stügte sich in seinem Plaidoyer darauf, der Kaiser habe die Truppen nach China   geschickt, er habe die China  - Expedition veranlaßt, mithin treffe auch jede Kritik der China  - Expedition den deutschen   Kaiser mit. Das ist aber nicht zulässig. Qu­nächst weiß man nicht, ob der Angeklagte bei jedem politischen Vorkommnisse als den Urheber desselben den Kaiser betrachtet. Wahrscheinlich ist das nicht, aber selbst wenn es der Fall ist, fann man doch nicht jeden scharfen Ausfall auf die Chinapolitik auf den Kaiser beziehen. Der Angeklagte habe das Recht, die ihm gegnerischen Parteien zu bekämpfen und ihre Anschauungsweise über die China  - Affaire als absurd hinzustellen. Diesen Zwed habe er mit der Beröffentlichung der Wize verfolgt. Der Begriff der Majestäts­beleidigung ist derselbe wie bei einfacher Beleidigung. Er setzt Darin liegt aber objektiv die Absicht der Beleidigung voraus. feine Ehrverletzung, daß man die politische Ansicht eines andren als unklug oder thöricht hinstellt. Deshalb enthält dieser Vor­wurf, selbst wenn man den zweiten Wiz auf den Kaiser bezieht, feine Majestätsbeleidigung. Eine solche ist aber auch nicht in dem Wize vom Menschenfreunde zu finden. Hält man die Aussage des Zeugen Weiß für richtig, Weiß für richtig, so ergiebt fich klar, daß an die Bremerhavener   Rede bei der Ver­öffentlichung des Wiges nicht gedacht sein kann, weil der Wit früher in die Druckerei gegeben wurde, ehe die Rede gehalten wurde. Er ist bloß später erschienen, weil er schon länger im Saze stand. Es ist aber auch unangebracht, aus solchen Acußerlichkeiten wie die Stellung eines Artikels in der Zeitung so schwerwiegende Schlüffe zu ziehen wie der Erste Staats­Ebensowenig fann man aus der Stellung der Social­demokratie zur Chinafrage die Absicht der Majestätsbeleidigung schließen. Der Staatsanwalt hält es selbst für möglich, daß der Angeklagte bei jenem Wize hartherzige, brutale Kapitalisten wie den Reeder Schiff im Auge gehabt hat. Berücksichtigt man die Hast, mit welcher in Zeitungsredaktionen gearbeitet wird und die Behandlung, welche die Wize in der Redaktion und Druckerei nach den Aussagen des Zeugen Weiß erfahren, so ist es ausgeschlossen, daß eine Majestätsbeleidigung beabsichtigt war. Es wird deshalb Frei­sprechung beantragt.

anwalt.

In feiner Replik erklärt der Erste Staatsanwalt, daß mit mathematischer Sicherheit ein Beweis dafür, daß der Angeklagte den Kaiser gemeint hat, nicht zu erbringen ist, aber unter Berücksichtigung aller gegebenen Umstände spricht ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit dafür.

Der Verteidiger erklärt hierauf, wenn die einzelnen Momente nicht beweisfräftig genug sind, um den Angeklagten zu überführen, dann ist dieses die Gesamtheit der Moniente ebenso wenig. Außerdem wendet sich der Verteidiger noch da­daß Blatts als Beweis gegen, hier die Tendenz des angezogen würde. Diese darf im Gerichtssaal überhaupt keine Berücksichtigung finden, da die Richter sonst auf die schiefe Bahu geraten, von ihrer eignen Parteistellung aus die Sache des An geflagten zu beurteilen.

Der Gerichtshof fand in dem Wiz von dem Menschenfreunde eine Majestätsbeleidigung und verurteilte den Angeklagten zu sechs Monaten Gefängnis. Die beantragte Aberkennung des Stadtverordneten- Mandats wurde abgelehnt, da der An­geflagte wegen Majestätsbeleidigung noch nicht vorbestraft ist. In dem zweiten Wig erblickte das Gericht teine Majestätsbeleidigung, weil sich nicht mit Sicherheit dessen Bezugnahme auf den Kaiser nachweisen läßt.

Der verantwortliche Redacteur der Magdeb. Volksstimme", Genosse Haupt, ist wegen Majestätsbeleidigung von der Straffammer des Magdeburger   Landgerichts zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Der Abdruck einiger harmlosen Witze hatte dem Blatt wie in Erfurt   und Halle, eine Anklage wegen Verstoßes gegen den§ 95 des Strafgesetzbuchs ein gebracht. Die Verurteilung ist gelinder ausgefallen, als in Erfurt  , wo der Genosse Levh für denselben Witz zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde. Die beiden Wize, welche die Majestätsbeleidigung enthalten sollen, waren an und für sich recht harmlos. In beiden war keine Rede vom deutschen   Kaiser. Die Staatsanwaltschaft bezog mun diese harmlosen Wize, die an ber steckter Stelle des Blatts standen, auf politische Artikel des Blatts. In Verbindung mit diesen Artikeln, deduzierte die Staats­anwaltschaft, sei bei den inkriminierten Wizen der Thatbestand des Majestätsbeleidigungs- Paragraphen erfüllt. Genosse Haupt hatte sich deshalb Donnerstag vor dem hiesigen Landgericht In diesem Prozeß find vor allem zivei bemerkenswerte An­zu verantworten. Die Verhandlung, die unter Ausschluß schauungen des Staatsanwalts zu beleuchten. Erstens hat der der Oeffentlichkeit stattfand, nahm folgenden Verlauf: Als Zeuge war feitens der Verteidigung der Metteur Weiß Staatsanwalt den Begriff der wahrscheinlichen" Strafthat und als Sachverständiger Chefredacteur Dr. Vollrath- Berlin   in die Rechtsprechung eingeführt; die Schuld braucht nicht nach­geladen. Der Angeklagte erklärte, bei der Aufnahme der Wige gewiesen, sondern nur wahrscheinlich zu sein. Nach solcher Erweiterung habe ihm jede Beziehung auf den deutschen   Kaiser fern gelegen. des Schuldbegriffs wird es allerdings niemals mehr vorkommen Sie sollten lediglich dazu dienen, die Brutalitäten mancher dürfen, daß das Gericht einen Angeklagten freispricht. Denn

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