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Am angenehmsten wäre eS der Junkerpresse, wenn sie ihr Schweigegebot auch über uns verhängen könnte. Leider sieht sich das Verlangen nach einem Sociali st engesetz, mit dem das Organ des Centralverbands, dieBerl. Neuest. Nachr." gleich der »!ireuz-Zcitung' nnsre Enthüllung beantzvortet, der Erfüllung fern. Wenn das Agrarierblatt und andre Blätter den Inhalt deS Bueck-Briefs als bedeutungslos darzustellen versuchen, so ent- spricht dies allerdings ihren wirklichen Ueberzeugungen. Die Agrarier haben stets so gearbeitet, wie es der Bucckbrief vom Tentral- verband enthüllt. Die Agrarier haben stets durch diese Methoden der Ministerbeeinflussung und Ministerknechtung ihr politisches Spiel geübt. Ihnen erscheint als selbstverständlich, dah die Re­gierung nach der Pfeife der herrschenden Klassen tanzt. Wenn der «Deutschen Tagesztg." etwas an der Sache mißfällt, so nur, daß neben der agrarischen Camarilla eine central- verbändlerische Konkurrenz-Camarilla besteht und Einfluß hat. Neues ist also gewiß uicht durch den Bueck-Brief bekannt ge- gebe» worden. Stets wurden so im absolutistischen Deutichland die Regierungsgeschäfte betrieben. Neu ist nur, daß das, waS stets war und stets abgeleugnet wurde, akten mäßig und unwiderleglich fe st gelegt ist. Die«Franks. Ztg." sagt mit Recht von unsrem Bueck-Brief: Er wird ein geschicht- licheS Dokument bleibe». Die CentrumSpresse beginnt sich anscheinend der Gefährlichkeit der zuerst von ihr versuchten Vertuschung der An- gelegenheit bewußt zu werden. Die.Germania  ", die gesten, alles in Harmlosigkeiten aufzulösen dachte, hat sich mittlerweile zu einer allerdings noch immer überaus milden Kritik fortgemausert, indem sie erklärt: «Im übrigen können alle Instanzen der Reichsregierung wie der preußische» Regierung daraus ersehen, wie g es a h r Ii ch es für sie ist, einer einzelnen Interessenvertretung anders als in offizieller Weise gegenüberzntreten. Die Indiskretionen desVorwärts" werden ihr Gutes haben, wenn sie dazu beitragen," Etwas unsanfter behandelt die«Köln  . V o l k S z t g." das »socialpolitische Examen" des Ministers Brefeld durch den Vertreter der Großindustrie: «Glücklicherweise ist durch die Enthüllungen über die Machenschaften des Centralverbands und durch die rubm- redigen Plaudereien deS Herni Bueck dafür gesorgt, daß der Ver- band die alte allmächtige Rolle nicht mehr spielen kann. Die Rraierung ist durch die e n g e V e r b i n d u» g mit ihm zu sehr bloftgestcllt, als daß sie sich nicht zurückhalten müßte. So oft sie Socialpolitik im Geiste des Centralverbands treiben will, gerät sie in den Scrdacht, unter seinem Einflüsse zu handeln, und einen solchen verdacht zn vermeiden, ist sie ihrem eignen Ansehe» schuldig." « * Eine kurzweilige Räubergeschichte über die Herkunft unserer Veröffentlichung erzählen dieBerl. Neuesten Nachrichten". Ein Beamter des Centralverbands soll die Schriftstücke ans den Akten entwendet haben. Der Beamte sei zehn Jahre lang im Bureau deS Verbands beschäftigt gewesen und habe volles Vertrauen gehabt. Im letzten Sommer sei er sogar in eine wesentlich beffere Stellung eingerückt. Denn es sei in Er- fahrung gebracht worden, daß er Socialdemokrat sei und bei der letzten RcichStaaSwahl schon socialdemokratische Stimmzettel verteilt habe. In der Zeit, die den Veröffentlichungen voranging, sei von seinen Kollegen bemerkt worden, daß er sehr reichlich mit Geld ver- sehen war, während früher fast immer das Gegenteil bei ihm der Fall ivar. Wahrscheinlich hätten seine Parteigenossen ihn zum Akten- raub angestiftet. Im Dezember habe er freiwillig seine gute Stellung aufgegeben und sei nach Rußland   ausgewandert, Unrichtig ist in der Geschichte der«Berl. Neuest, Nachr," nur. daß der Beamte Buecks 1898 socialdemokratische Stimmzettel ver- teilt habe; so unvorsichtig ist er nicht gewesen, und die Social- demokratic benutzt nur sehr vorsichtige Leute, Sonst aber wollen wir, da das Centralverbands-Organ' so viel weiß. nicht anstehen, die Biographie nnsres Helfers zu vervollständigen. Die Socialdemokratie hat dem Manne die doppelte Höhe seines Gehalts im Centralverband auf Lebenszeit und eine reich- liche Rente für seine Nachkommen bis zum Beginn des socialistischen Zukunftsstaats ausgesetzt, Sie hat ihm dafür die Ver- pflichtung auferlegt, nach Rußland   zu gehen, wo er vorläufig in das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten eingeschniuggelt ivorden ist, um die dort befindlichen, für die internationale Social­demokratie höchst wichtigen Akten auszuliefern. Nach dem Gelingen dieses Plans und nach Verjährung der im Centralverband verübten Unthaten wird er von uns im persönlichen Dienst eines Monarchen der Dreibundstaaten verwendet werden. Der socialpolitische Hemmschuh. Den versuch des Grasen PosadowSly, die Verantwortung für den Stillstand der Socialpolitik dem Bundesrat aufznhalse», beantwortet die. AugSburger Abendzeitung" wie folgt: Der Staatssekretär Graf Posadowsky befindet sich ja, seit- dem die 12 000 Mark-Angelegenheit bekannt geworden ist und zu wiederholten persönlichen Angriffen aus ihn und seine ganze Amtsführung Anlaß gegeben hat, unzweifelhaft in einer sehr schlvierigen Lage, Der Reichskanzler hat ohne Umschweife das Verfahren als einenMißgriff" gekennzeichnet und alle Redner im Reichstage mit einziger Aus­nahme des Abg. Dr. Rösicke vom Bunde der Landwirte haben es gleichfalls mehr oder minder scharf gemißgebilligt. Unter diesen Umständen wird man es begreiflich und entfchuldbar finden, wenn Graf Posadowsky   neuerdings das B e st r e b e n bekundet, feine Person nach Möglichkeit aus der parlamentari- schen Schußlinie zu bringen und sich nach einer sicheren Deckung umzusehen. Wenn er dabei aber neuerdings auf die Taktik verfallen ist, sich als einen ganz einflußlosen Faktor in der Reichs- Verwaltung, als einen«Beamten in einem Föderativ st aate" hinzustellen', der lediglich den Willen und die Beschlüsse der verbündeten Regierungen zur Ausführung zu bringen hat und keinerlei eigne Initiative, keinen persönlichen Einfluß besitzt, so muß dieser Weg seiner Verteidigung doch ernste Bedeuken erwecken. Es fehlte nur noch, daß Graf Posadoivskh hinzusetzte zwischen den Zeilen seiner Aus- führungen kann man es beinahe lesen, daß er auch lediglich einen Auftrag der verbündeten Regierungen ausgeführt habe, als er jene 12 000 Mark vom Centralverband der deutschen   Industriellen erbitten ließ! Wer die thatsächlichen Verhältnisse kennt, wird nicht ohne eiu Lächeln die Schilderung aufnehmen können, die Graf Posadowsky von seiner Stellung entworfen hat. Der Theorie mag ie einigermaßen nahe kommen, von der Wirklichkeit ent- ernt sie sich ganzbedeutend, Graf Posadowsky   hat anzu- führen vergessen, daß er nicht mir Staatssekretär im Reichsamt des Innern ist, sondern auch Stellvertreter des Reichskanzlers, als welcher er namentlich unter dem Fürsten Hohenlohe in den meisten inneren Fragen des Reichs einen maßgebenden Einfluß ausübte, daß er außerdem im Bundesrat, in wel- chem er gewöhnlich den Vorsitz führt, meist der stimm- führende Mini st er Preußens ist nnd als solcher im Verein mit den Vertretern der Preußen meist folgenden kleineren Staaten in allen Fragen, die nicht eine besondre grundsätzliche Bedeutung haben, welch' lctztre mitunter nicht oft zu Meimmgsverschieden- heiten führen, den Ausschlag g i e b t. Ja. als Staats- sekretär des Innern, dessen Amt dafiir ja naturgemäß in erster Linie maßgebend sein muß, hat er bisher in socialpolitische« Fragen häusig genug seine Auffassung und seinen Willen nicht nur gegen mittlere und kleine Bundesstaaten durchgesetzt, sondern sogar gegen Preußen selbst. Es sei nur daran erinnert, daß die preußischen Offiziösen namentlich in Ueberciustimmung mit dem preußische» Handclsniiuister bei der jüngsten Umgestaltung der Invalidenversicherung die Renten st eilen nachdrücklich be« kämpft haben, aber erfolglos, weil das Reichsamt des Innern daran festhielt. Eingeweihte würden wohl»och zahlreiche ähnliche Fälle anführen können, DaS ReichSamt des Innern ist zwar selbstverständlich bei allen seinen gesetzgeberischen Plänen an die Zustimmung der Mehrheit deS Bundesrats wie deS Reichstags ge- bunden. Aber eS wird dem Grafen Posadolvsky kaum gelingen, den Beweis zu führen, daß ihm gegenüber die Mehrheit der verbündeten Regierungen auf social« politischem Gebiete die Rolle deS Hemm- fchuhs je gespielt haben. Selbst in der Frage des obligatorischen Neunuhr-Ladenschlusses, von dem die meisten Regierungen gar nichts wissen wollten, gaben sie schließlich nach, um das Zustandekommen der Novelle zur Gewerbe-Ordnung nicht zu gefährden. Mau kann daher dem Grasen Posadowsky   in dessen eigenem Interesse nur raten. die Taktik, die verbündeten Regiernngen zu S ü n d e n b ö ck e n zu machen, schleunig aufzugeben und sich nach eiucr andren Verteidigmigsmethode umzusehen. Tie von ihm neuerdings be- folgte kann nur unnötig böses Blut bei den deutschen Bundes- staaten erregen." Die«Angsburger Abendztg," ist offizielles RegierungSorgan, und ihr Münchener   Vertreter empfängt täglich dein» bayrischen Ministerpräsidenten seine Informationen. Es ist also wohl kaum anzunehmen, daß dieser Fehdebrief ohne Wissen deS Herrn v. Crailsheim   erlassen wurde. Ebensowenig Berechtigung dürfte aber die optimistische Anschauung haben, diese Erklärung sei der eignen Initiative der bayrischen Regierung zu danken. Bei der bekannten Abhängigkeit des Ministeriums Crailsheim   von Berlin  , bei seinem Eifer, keinen von Norden kommenden Wink unbeachtet zu lasse», erscheint es ganz begreiflich, wenn die Vermutung besteht, daß man im Reichskanzleramt   den citierten Artikel nicht ungerne sieht. Es ist das Verhängnis des Grafen Posadowsky, je eifriger er sich rechtfertigen will, um so vielseitigeren Anstoß zu erregen. Er hat es mm so ziemlich mit jedermann verdorben. Bemerkenswert ist besonders in den Ausführungen deS bayrisch- offiziösen Blatts der Herr» Brefeld betreffende Hinweis. Wir erfahren, daß der preußische Minister für Handel und Gewerbe d i e Seele des Wider st ands gegen die Rentenstellen gewesen ist. daß er mich in dieser Angelegenheit einen Posadowsky noch au Rück- ständigkeit übertraf. Und Herr Brefeld obsiegte über Posadowsky  : die Darstellung der«Angsburger Abendztg." ist in dieser Hinsicht unnckitig. Wenn auch die Rentenstellen in dem Gesetz verblieben, so doch in so unzureichender Gestalt, daß ihre Gegner eher Befriedigung daran haben dürfen als ihre Freunde. Der hartnäckige Kampf der Agrarier und Centralverbändler gegen die Rentenstellen erklärt sich nun leicht aus der bisher nicht bekannten Thatsache, daß diese Leute im preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe sichern Rückhalt wüßt«». Herr Brefeld entpuppt sich immer mehr als getreuer Exekutor der äußersten socialpolitischen Realtion, als Hinderer der gering- fügigsten Reformen, die selbst ein Posadowsky befürwortet. Reichstag. Der achte Tag der socialpolitischen Debatte, die unter dem TitelGehalt des Staatssekretärs des Reichsamts des Innern" läuft, brachte zunächst eine Erwiderung unsrcs Ge- nossen Horn auf die Kritik, die Graf Posadowsky   jüngst gegen die Behauptungen unsres Genossen über die Zustände in der Glasindustrie gerichtet hatte. Der wildkonservative, antisemitisch schimmernde Abgeordnete von Potsdam  , Herr Pauli, ein Tischlermeister seines Zeichens, bewies, daß die kleinen Krauter das Scharfmachen ebenso gut verstehen, wie die großen Haufen des Centralverbands: mit brutalster Offenheit forderte er den Ausschluß aller socialdemokratischen Arbeiter aus den Staatsbetrieben. Nebenbei griff er die Bäckereiverordnung an und trieb ein bißchen Judenhetze, indem er mit der köstlichen Entdeckung aufwartete, daß die von Peus gestern gerügten Mißstände in den Ziegeleien hauptsächlich in solchen Betrieben zu finden seien, die in jüdischen Händen wären. Der Nationalliberale Münch-Ferber   verlangte die Errichtung einer staatlichen Auskunftsstclle für Handel, Industrie und Landwirtschaft, die im weiteren Verlauf auch der Freisinnige Blell befürwortete. Der agrarische Pferde- fuß kam in der Rede des Herrn Münch-Ferber zum Vorschein. Er schalt kräftig auf die HandelSkammer-Gerichte, was den in seiner kaufmännischen Ehre getroffenen Abg. Blell zur Abwehr veranlaßte. Zwischendurch suchte Graf Posadowsky   die schön- färbensche Statistik über die Leistungen der deutschen   Ver- sicherungs-Gesetzgebung, mit denen man auf der Pariser Weltausstellung paradiert hat, gegen die Kritik zu verteidigen, die Hoch im Anschluß an die Legiensche Broschüre jüngst da- gegen gerichtet hat. Genosse A l b r e ch t fertigte den kleinen Scharfmacher Pauli gründlich ab und forderte Herrn Dr. Oertel, den Specialisten für angebliche Mißstände in Arbeiter-Konsum- vereinen auf, sich lieber um die Besserung der mehr als miserablen Löhne zu bemühen, die in agrarischen Konsum­vereinen, gezahlt werden. Außerdem wies er an der Hand der Fabrikinspektoren-Berichte nach, daß die Verordnung, die der Bundesrat 1897 für die Konfektionsarbeiter erlassen at. außerordentlich mangelhaft sei und dringend der Reform edürfe. An dieses Geplänkel schloß sich eine große Rede Vollmars, bieder Socialpolitik des Centrums gewidmet war. Mit prächtigem Humor hielt er den Ultramontanen ihr reichhaltiges Sündenregister vor und bewies, daß sie die Mitschuld am Stocken der Socialpolitik trage. Ausführlich ging er auf den Fuldaer   Bischofsbrief und die christlichen Gewerkvcreine ein, wie hier innere Gesetze der Entwicklung auch die katholischen Arbeiter zu Rebellen gegen ihre geistlichen Führer und das Unternehmertum werden lassen. Zum Schluß bewies er dem Grafen Posadowsky an dem Beispiel Frankreichs  , daß ein socialistischer Minister für die Socialpolitik noch nicht das Ende eines Staats be- deute. Herr Hitze versuchte sich in einer recht schwachen Ent- gegnung, in der er klüglich die Erwiderung auf die Haupt- angriffe VollmarS auf später verschob. Herr Dr. Müller- Sagau erklärte noch kurz, daß die Man nesseelen des Freisinns sich nicht entschließen könnten, für unsre Resolution in Sachen der 12(XX) Mark-Afsaire zu stimmen. Dann wurde ein Ver- tagungsantrag angenommen. Morgen ist Schwerinstag: die Wohnungsnat steht zur Debatte.  -~ Das Abgeordnetenhaus erledigte am Dienstag zunächst die Reste des F o r st e t a t s und beriet sodann in zweiter Lesung den Etat de: Domänenverwaltung. Bekanntlich sind die Erträge aus den Domänen zurückgegangen, für die Agrarier ein neuer Beweis von der Notlage der Landwirtschast und für die Mitglieder des Hauses Grund genug, um an diese Er- scheinung anknüpfend wieder einmal eine agrarische Notstands- debatte zu entfesseln. Es war eine Art Vorposten-Gefecht zwischen den Abgg. Ehlers, Dr. Barth   und G o t h e i n von der freisinnigen Vereinigung auf der einen und den Abgg. v. K a r d o r f f(frk.), Frhrn. v. Wangenheim(k.) und Herold(C.) auf der andren Seite. Während die Freisinnigen die jetzige Handelsvertrags-Politik verteidigten, suchten die Agrarier denNachweis zu führen, daß die Caprivische Wirtschafts- Politik der Landwirtschaft den Todesstoß versetzt habe und daß nur hohe Zölle sie noch über Leben halten könnten. Auf feiten der Freisinnigen zeichnete sich besonders Abg. Dr. Barth   durch! die Schärfe seiner Hiebe und durch die geschickte Art aus. wie er den Brotverteuerern zu Leibe rückte. Er legte namentlich Gewicht darauf, nachzuweisen, daß der Preis von landwirtschaftlichem Boden nirgends so hoch sei wie in Deutschland   und daß die Erhöhung der Getreidezölle den Grund und Boden noch weiter künstlich verteuern würde, so daß also thatsächlich die Landwirtschaft in ihrer Mehrheit gar keinen Vorteil von höheren Zöllen habe. Andrerseits gab sich Dr. Barth eine Blöße, indem er den Agrariern vortvarf, daß sie mit dem Brot- und Fleischwucher nur der Social- demokratic in die Hände arbeiten, denn er bot dadurch dem Führer des Bunds der Landwirte die erwünschte Gelegenheit, die Gesinnungsgenossen des Herrn Barth auf den Wohnungs- und Kohlenwucher hin- zuweisen, der ebenso gefährlich sei, wie der Brot- und Fleisch- Wucher. Hier bewahrheitet sich wieder der alte Satz, daß wenn zwei sich streiten, die Wahrheit an den Tag kommt. Bemerkenswert ist es, daß die Nationalliberalen sich an der Debatte nicht beteiligten. Nach dem Rede-Duell Barth- Wangenheim wurden die meisten Positionen des Etats debattelos genehmigt. Bei der Positiondrei Millionen als erste Rate zur Vorbereitung und Ausführung des Verkaufs der hierzu bestimmten TeUe der Domäne Dahlem  " regte Abg. Dr. C r ü g e r(frs. Vp.) an, die Negierung möge das Terrain nicht für Villenbauten erschließen, sondern den benachbarten Gemeinden Teile davon überlassen, damit diese hier Wohnungen für ihre Arbeiter er- richten könnten. Auf Gegenliebe stieß dieser Vorschlag nicht, für das große Terrain ist die landhausmäßige Bebauung in Aussicht genommen. Anscheinend hat sich die Regierung aus rein fiskalischen Gründen die Gelegenheit, ihrerseits etwas zur Linderung der Wohnungsnot zu thun, entgehen lassen. Am Schluß der Sitzung spielte sich noch in Form einer Geschäftsordnungs-Debatte der erste Akt der Kanal-Ver- schleppungs-Komödie ab. Der kanalfreundliche Präsident v. Kröcher erklärte, daß er die Absicht habe, die Kanalvorlage am nächsten Dienstag auf die Tagesordnung zu setzen, ob- wohl es ihm eigentlich erwünscht wäre, die erste Lesung bis zur Beendigung der zweiten Etatsberatung, d. h. bis zum März, hinauszuschieben. Auf Vorschlag der Abgg. Graf Limburg-Stirum  (k.), Dr. P o r s ch(C.) und Freihern v. Zedlitz(frk.) wurde die erste Lesung vorläufig auf acht Tage, bis ü: die erste Februarwoche, vertagt. Fort- ' Am Mittwoch stehen kleinere Etats zur Beratung. ** * Deutsches Weich. Der zerknirschte Mirbach. Unser Freund und Gönner, der Freiherr   v. Mirbach, ist ganz und gar nicht mehr in der frohgemuten Rhinozerosstimmung. Sein Herz ist derzeit vcrlimndet und er empfindet tiesbewegt die ver­doppelte Feindschaft von Satans Tücke. Frhr. v. Mirbach hat nämlich in der Generalversammlung des Evangelischen Kirchenbauvereins eine Rede gehalten, die für nnsre Frommen recht bezeichnend ist und deshalb eine auszugsweise Wieder- gäbe verlohnt. Das Oberhaupt der Kirchenbauer äußerte u. a.: «Bei den traurigen Vorkommnissen im vergangenen Jahre in einzelnen Berliner   Banken hat man auch unsre Vereine, den Evangelischen Kirckenbauverein. den Evangelisch-Kirchlichen Hilfs- verein und dessen Potsdamer Zweigvereine sowie mich personlich in einem Teile der Presse, namentlich der socialdemokratischen, in verdächtigender und gehässiger Weise hineingezogen. Man hat von großen Beiträgen erzählt, die wir von dort noch bis zuletzt er- halten, von großen Verlusten, die wir dort durch schlechte Kassen- Verwaltung und schlechte Kontrolle erlitten hätten, und hat daran im weiteste» Umfange alle möglichen persönlichen Verdächtigungen und An- griffe geknüpft. Alle diese und ähnliche Erfindungen... sind ohne jede Ausnahme unwahr. Ich persönlich bin eS ja seit Jahren, wenn auch manchmal mit verwundetem Herzen, gewohnt, die Zielscheibe des Hasses einer gewissen Presse zu sein. Daß ich mir in meinem Amte und in nieinem Wirken Mühe gebe, unsrem Herrn nnd Heilande zu diene», daran nimmt die Wrlt ein AergcrniS oder sie versteht nicht. Der Zusammen- hang uiisrer Vereine mit den tiefschmerzlichen Er­eignissen besteht darin, daß die Leiter jener Banken durch das jahrelange allgemeine Vertrauen und die allgemeine Achtung, welche sie besaßc», zu Tchaymeisteru unsrer Vereine gewählt worden und als solche ihres Amts unter steter Kontrolle unsrer Vorstände sorgfältig und zu unsrem Danke gewaltet haben. Wir können unS daher nicht ent- schließen, über diese Männer abzuurteilen, ehe die Untersuchungen nicht vollständige Klarheit gebracht haben.... «Unsere Vereine habe» seit ihrem ersten Entstehen fast fort- während mehr oder weniger heftige Angrisse und Verdächtigungen zu ertragen gehabt.... Ich erinnere nur an die Zeit vom Winter 1837/88, wo auf Anregung unseres jetzigen KaiserpaarS der Evangelisch-Kirchliche Hilfsvcrein begründet wurde. Der Verein sollte damals als politisch verdächtig a tout prix tot gemacht werden und cs wurde sogar versucht, bei dem alten Kaiser, bei der Kaiserin Augusta nnd bei den, schwerkranken Kronprinzen Mißtrauen zu errege». Aber bald trat das ehrwürdige alte Kaiserpaar selbst an die Spitze. Kaiser Friedrich unterzeichnete sterbend die Urkunde am 4. Mai 1888 zur Begründung deS Evangelisch- Kirchlichen Hilfsvereins. aus ivelchem unser Berein und zahllose andre Vereine hervorgegangen sind. Und Iv e l ch e r reiche Segen ist hieraus für unser ganzes Volk, namentlich für die Arbeiter massen er­wachsen.... Wie ist hier von unsrem Kaiserpaar und von diesen seinen eigensten Wecken ein Sttom des Segens über das ganze Land ausgegangen! Aber grade, weil durch diese Arbeiten das Reich Gottes, weil die Sünde und Welt überwindende Kraft des Evangeliums Fortichritte gemacht hat. grade deshalb erhebt sich mit doppelter Femdschaft d«S SatanS Tücke groß' Macht und viel' List sein graust»»' Rüstung ist. Dadurch dürfen wir uns nickt irre niacheu lassen. Möchten wir immer mehr erkennen, wie wichtig es ist. daß alle diejenigen, welche für das Wohl unsreS Volks das eine, was Rot thut, als höchstes Ziel erstreben, äußere Mißverständnisse und Streitigkeiten bei Seite schieben und sich fester zusammen- schließe», um dein Vordringen der Mächte der Finsternis